Er besuchte nie mehr sein Atelier und lud nie mehr die Künstler des Viertels zu seinen berühmten und sehr lustigen Abendessen ein. Und dennoch war er jetzt völlig auf den Hund gekommen, denn die Woge, die immer am Rand der Pleite stand, zog nicht nur Vorteil aus seinem Gehirn, sondern auch aus seiner Brieftasche. Da waren die Zeichner, die in bösartiger Stimmung ablehnten, weiterzuzeichnen, die Buchdrucker, die es ebenfalls hin und wieder ablehnten zu drucken, und endlich der Bürojunge, der sehr häufig erklärte, die Arbeit niederlegen zu wollen. Bei all diesen Gelegenheiten verließ sich O'Hara auf Kid, und Kid tat, was von ihm erwartet wurde.

Als der Dampfer »Exzelsior« aus Alaska kam und die ersten Nachrichten von den Goldfunden in Klondike brachte, die das ganze Land verrückt machten, unterbreitete Kid O'Hara einen durchaus nicht ernst gemeinten Vorschlag.

»Sieh mal, O'Hara«, sagte er. »Jetzt wird es ganz toll werden mit der Jagd nach dem Golde - genau wie in der guten alten Zeit von 49. Was meinst du dazu, wenn ich für die Woge mitmache? Ich würde es natürlich auf eigene Kosten tun.«

O'Hara schüttelte den Kopf.

»Unmöglich... ich kann dich nicht in der Schriftleitung entbehren, Kid. Wir brauchen ja auch die Erzählung. Außerdem habe ich vor kaum einer Stunde Jackson gesehen. Er fährt morgen nach Klondike und hat sich bereit erklärt, uns jede Woche Briefe und Fotos zu senden. Ich ließ nicht locker, bis er es mir fest versprochen hatte. Und das beste ist, daß es uns nicht einen Heller kostet.«

Als Kid am selben Nachmittag in den Klub kam, hörte er wieder Neuigkeiten aus Klondike. In der Bibliothek traf er seinen Onkel.

»Tag, lieber Onkel«, grüßte Kid, ließ sich in einen Ledersessel fallen und streckte die Beine aus. »Trinkst du ein Glas mit?«

Er bestellte sich einen Cocktail, während der Onkel sich mit dem dünnen einheimischen Landwein begnügte, den er stets trank.

Er betrachtete mit erbosten und mißbilligenden Blicken erst den Cocktail und dann das Gesicht des Neffen. Kid merkte, daß sich ein Gewitter vorbereitete.

»Ich habe leider nur wenige Minuten Zeit«, sagte er schnell. »Ich muß noch etwas besorgen und mir auch die Keith-Ausstellung bei Ellery angucken und eine halbe Spalte darüber schreiben.«

»Was ist eigentlich mit dir los?« fragte der andere. »Du bist ja ganz blaß. Das reine Wrack.«

Kid antwortete nur mit einem Seufzer.

»Ich werde noch das Vergnügen haben, dich zu begraben, sehe ich schon.«

Kid schüttelte traurig den Kopf. »Ich will nichts mit den Würmern zu tun haben. Für mich Verbrennung!«

John Bellew gehörte zu der eisernen, abgehärteten Generation, die in den Fünfzigern mit ihrem Ochsengespann über die Prärie gezogen war. Er besaß noch die Härte dieser Männer, und eine strenge Kindheit, während der Eroberung des neuen Landes, hatte ihn noch härter gemacht.

»Du führst auch kein vernünftiges Leben, Christoffer«, sagte er. »Ich schäme mich deiner.«

»Weil ich den Blumenpfad des Lasters schreite, meinst du?« kicherte Kid.

Der alte Mann zuckte die Achseln.

»Schüttle nicht deine blutbesudelten Locken, lieber Onkel. Ich möchte, ich schritte den Blumenpfad. Aber das ist alles schon vorbei. Ich habe einfach keine Zeit mehr.«

»Was ist es denn?«

»Überanstrengung.«

John Bellew lachte barsch und ungläubig.

»Wahrhaftig.«

Wieder lachte er.

»Wir Menschen sind das Resultat unserer Umgebung«, erklärte Kid feierlich und wies auf das Glas des anderen. »Deine Heiterkeit ist dünn und herb wie dein Getränk.«

»Überanstrengung!« höhnte der Onkel. »Du hast ja noch nie in deinem Leben einen Heller durch Arbeit verdient.«

»Du kannst schwören, daß ich es getan habe... ich bekomme nur das Geld nie. Augenblicklich verdiene ich sogar fünfhundert Dollar die Woche und leiste die Arbeit von vier Männern.«

»Bilder, die du nicht verkaufen kannst? Oder... oder...