Und die höllische Qualität brachte auch Früchte herfür, wie sie auf Erden hatte getan; allein das Gute war von ihr geschieden, darum brachte sie jetzt Früchte in ihrer eigenen Qualität. Und die Menschen, welche jetzt auch den Geistern gleich waren, aßen ein jeglicher von der Frucht seiner Qualität, sowohl auch der Teufel; denn gleichwie ein Unterschied ist in den Menschen auf Erden in den Qualitäten und nicht alle einer Qualität sind, also auch bei den verstoßenen Geistern, also auch in der himmlischen Pomp, in Engeln und Menschen, und das währet in seine Ewigkeit. Amen.

Günstiger Leser, dieses ist ein kurzer Bericht von den zwei Qualitäten in der Natur, vom Anfang zum Ende, wie daraus zwei Reiche entstanden sind, ein himmlisches und ein höllisches, und wie sie in 11

Jakob Böhme: Aurora oder Morgenröte im Aufgang

dieser Zeit gegeneinander wallen und streiten und wie es zukünftig mit ihnen ergehen wird.

84. Nun habe ich aber diesem Buch den Namen gegeben: Die Mutter oder Wurzel der Philosophia, Astrologia und Theologia. Damit du aber wissest, wovon dies Buch handelt, so verstehe: Durch die Philosophia wird gehandelt von der göttlichen Kraft, was Gott sei und wie im Wesen Gottes die Natur, Sterne und Elementa beschaffen sind und woher alles Ding seinen Ursprung hat, wie Himmel und Erden besdiaffen sind, auch Engel, Menschen und Teufel, dazu Himmel und Hölle und alles, was kreaturlich ist; auch was da sind beide Qualitäten in der Natur; aus rechtem Grunde in Erkenntnis des Geistes, im Trieb und Wallen Gottes.

85. Durch die Astrologia wird gehandelt von den Kräften der Natur, der Sterne und Elemente, wie daraus alle Kreaturen sind herkommen und wie dieselben alles treiben, regieren und in allem wirken, und wie Böses und Gutes durch sie gewirket wird in Menschen und Tieren, daraus" herkommt, daß Böses und Gutes in dieser Welt herrschet und ist, auch wie der Höllen und Himmel Reich darinnen bestehet.

86. Nicht ist das mein Fürnehmen, daß ich wollte aller Sterne Lauf, Ort oder Namen beschreiben oder wie sie jährlich ihre Conjunction oder Gegenschein oder Quadrat und dergleichen haben, was sie jährlich und stündlich wirken.

87. Welches durch die lange Verjährung ist erfahren worden von hochweisen und klugen, geistreichen Menschen, durch fleißiges Anschauen und Aufmerken und tiefen Sinn und Rechnen. Ich habe dasselbe auch nicht studieret und gelernet und lasse dasselbe die Gelehrten handeln, sondern mein Fürnehmen ist, nach dem Geist und Sinne zu schreiben, und nicht nach dem Anschauen.

88. Durch die Theologia wird gehandelt von dem Reich Christi, wie dasselbe sei beschaffen, wie es der Höllen Reich sei entgegengesetzt, auch wie es in der Natur mit der Höllen Reich kämpfet und streitet und wie die Menschen durch den Glauben und Geist können der Höllen Reich überwinden und triumphieren in göttlidier Kraft und die ewige Seligkeit erlangen und als einen Sieg im Streit davonbringen. Auch wie sich der Mensch durch die Wirkung der höllischen Qualität selbst in die Verderbung wirft und endlich, wie es einen Ausgang mit beiden nehmen wird.

89. Der oberste Titul Morgenröte im Aufgang ist ein Geheimnis, Mysterium, den Klugen und Weisen in dieser Welt verborgen, welches sie selbst werden in kurzem müssen erfahren. Denen aber, so dieses Buch in Einfalt lesen, mit Begierde des Hl. Geistes, die ihre Hofnung allein in Gott stellen, wird es nicht ein Geheimnis sein, sondern eine öffentliche Erkenntnis.

90. Ich will diesen Titul nicht erklären, sondern dem unparteiischen Leser, der da in dieser Welt in der guten Qualität ringet, zu urteilen geben.

91. Wenn nun Meister Klügling, der da in der grimmen Qualität qualifizieret, über dies Buch kommen wird, der wird Widerpart halten, gleichwie das Himmel− und Höllenreich widereinander wallet und ist. Erstlich wird er sagen, ich sei viel zu hoch in die Gottheit gestiegen, mir gezieme solches nicht. Danach wird er sagen, ich rühme mich des Hl. Geistes, ich müsse auch also leben und solches mit Wunderwerken beweisen. Zum dritten wird er sagen, ich tue solches aus Begierde des Ruhms; zum vierten wird er sagen, ich sei nicht gelehrt genug dazu. Zum fünften wird ihn die große Einfalt des Autoris sehr ärgern, wie denn der Welt Brauch ist, nur auf das Hohe zu sehen und sich an der Einfalt zu ärgern.