Geist, daß er dich mit demselben wolle erleuchten.
12. Denn in deinem Fleisch und Blute kannst du solches nicht ergreifen, ob du es gleich siehest, so ists nur ein Dunst oder Dünkel vor reinen Augen. Allein in dem Hl. Geiste, der in Gott ist und auch in der ganzen Natur, daraus alle Dinge worden sind, kannst du forschen bis in den ganzen Leib Gottes, welcher ist die Natur, sowohl auch bis in die heilige Trinität; denn der Hl. Geist gehet von der heiligen Trinität aus und herrschet in dem ganzen Leibe Gottes, das ist in der ganzen Natur.
13. Gleichwie der Geist eines Menschen in dem ganzen Leibe, in allen Adern herrschet und erfüllet den ganzen Menschen, also auch der Hl. Geist erfüllet die ganze Natur und ist das Herze der Natur und herrschet in den guten Qualitäten in allen Dingen. So du nun denselben in dir hast, daß derselbe deinen Geist erleuchtet und erfüllet, so wirst du verstehen, was hie nachfolgend beschrieben ist; wo aber nicht, so wird dirs gehen wie den weisen Heiden, die sich in der Schöpfung vergaffeten und wolltens aus eigener Vernunft erforschen, und kamen in ihrem Dichten bis vor Gottes Antlitz und konnten dasselbe doch nicht sehen und waren in der Erkenntnis Gottes stockblind. Wie auch die Kinder Israel in der Wüste das Angesicht Moses nicht konnten sehen, darum mußte er eine Decke vor sein Angesicht machen, wenn er zu dem Volk trat. Das machte es, daß sie den rechten Gott und seinen Willen nicht verstanden noch kannten, der doch unter ihnen wandelte. Darum war die Decke ein Zeichen und Vorbild ihrer Blindheit und Unverstandes. So wenig ein Werk kann seinen Meister ergreifen, so wenig kann auch ein Mensch Gott, seinen Schöpfer, ergreifen und erkennen, es sei denn, daß ihn der Hl. Geist erleuchte. Welches allein denen geschieht, die sich auf sich selbst nicht vertrauen, sondern setzen ihre Hoffnung und Willen allein in Gott und wallen in dem Hl. Geiste, die sind ein Geist mit Gott.
14. So man nun will die Sonne und Sterne recht betrachten mit ihrem Corpus, Wirkungen und Qualitäten, so findet man recht darinnen das göttliche Wesen, als das der Sterne Kräfte sind die Natur.
15. So man das ganze Curriculum oder den ganzen Umzirk der Sterne betrachtet, so findet sichs bald, daß dasselbe sei die Mutter aller Ding oder die Natur, daraus alle Dinge worden sind und darinnen alle Dinge stehen und leben, und dadurch sich alles beweget, und alle Dinge sind aus denselben Kräften gemacht und bleiben darinnen ewiglich. Und ob sie gleich am Ende dieser Zeit werden verwandelt werden, indem sich das Gute und Böse scheiden wird, so werden gleichwohl Engel und Menschen in der Kraft der Natur, daraus sie ihren ersten Anfang haben genommen, in Gott ewiglich bestehen.
16. Du mußt aber deinen Sinn allhie im Geist erheben und betrachten, wie die ganze Natur mit allen Kräften, die in der Natur sind, dazu die Weite, Tiefe, Höhe, Himmel, Erde und alles, was darinnen ist und über dem Himmel, sei der Leib Gottes; und die Kräfte der Sterne sind die Quelladern in dem natürlichen Leibe Gottes in dieser Welt.
17. Nicht mußt du denken, daß in dem Corpus der Sterne sei die ganze triumphierende heilige Dreifaltigkeit, Gott, Vater, Sohn und Hl. Geist, in welchen ist kein Böses, sondern ist der lichtheilige, ewige Freudenquell, der unzertrennlich und unveränderlich ist, das keine Kreatur genug ergreifen oder aussprechen kann, welcher wohnet und ist über dem Corpus der Sterne in sich selbst; seine Tiefe kann keine Kreatur ermessen.
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Jakob Böhme: Aurora oder Morgenröte im Aufgang
18. Aber nicht also zu verstehen, daß er gar nicht sei in dem Corpus der Sterne und in dieser Welt; denn wenn man spricht: alles oder von Ewigkeit zu Ewigkeit, oder alles in allem, so verstehe hiemit den ganzen Gott. Nimm dir ein Gleichnis an einem Menschen, der ist gemacht nach dem Bilde oder Gleichnis Gottes, wie in Mose geschrieben stehet Genesis 1,27.
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