Sie kam herein, breit, selbstgefällig und mütterlich, in das Dunkel des Zimmers. Sie berichtete ihm, während sie die Tischlampe entzündete – gegen seinen Willen, aber er war zu müde, um es ihr zu verbieten –, daß die Frau einkaufen gegangen war – und bald zurückkommen würde. Und sie hätte auch hinterlassen, er möchte geduldig warten.

Er drehte den Docht der Lampe ab, so klein, daß es beinahe im Zimmer aussah wie Finsternis. Er dachte an seinen Plan.

Als seine Frau zurückkam, erhob er sich, küßte sie und sagte ihr, er wäre sehr unruhig gewesen, weil er sie so lange erwartet hatte. Sie hatte Pakete in beiden Armen. Sie legte sie ab. Sie setzten sich beide an den Tisch.

Sie aßen in einer scheinbar freundlichen und friedlichen Gemeinschaft. Der Frau Regina erschien es wenigstens also. Sie benahm sich gefällig, diensteifrig sogar. Von Zeit zu Zeit lächelte sie ihrem Mann zu. Er bemerkte, daß sie wieder ihren Ring mit dem falschen Saphir am Finger hatte.

»Du hast deinen Ring wieder!« sagte der Eichmeister. »Das freut mich!«

»Ich glaube«, sagte die Frau Regina und beugte sich über den Teller, »ich kriege endlich ein Kind!«

»Endlich?« fragte der Eichmeister Eibenschütz. »Du wolltest es ja nie! Weshalb jetzt?«

»Gerade jetzt!« sagte sie und schälte dabei sehr vorsichtig eine Orange. »Ich habe heute«, begann er – während sie noch den Kopf über Messer und Frucht gesenkt hielt –, »mit meinem Schreiber, dem Josef Nowak, gesprochen. Er ist ein Schürzenjäger, bekannt im ganzen Bezirk. Er behauptet, er hätte im Frühling und im Sommer viele Frauen hier gehabt, im Grenzwald, natürlich sagt er nicht, welche. Im Herbst und im Winter – sagt er – sei es gefährlich für ihn, das Gasthaus Jadlowkers aufzusuchen, weil er mich amtlich dort oft vertritt.«

Die Frau aß gerade ihr letztes Viertel Orange. Sie erhob ihren Blick nicht. Sie sagte: »Schrecklich, die Frauen in dieser Gegend!«

»Er schenkt allen Ringe!« erwiderte der Eichmeister.

Sie ließ das letzte Stück Orange fallen und sah auf ihren Ring am linken Zeigefinger. Es entstand ein langes Schweigen.

»Dieser Ring stammt von Josef Nowak«, sagte plötzlich der Eichmeister. »Ich kenne ihn, ich habe ihn an seiner Hand gesehen.«

Auf einmal begann die Frau Regina heftig zu weinen. Sie streifte dabei, mitten im Schluchzen, den Ring vom Finger ab und legte ihn vor sich auf den Tisch und sagte: »Du weißt also alles?« – »Ja«, sagte er. »Du bist von ihm schwanger. Ich werde meine Maßregeln treffen.«

Er stand sofort auf, zog den Mantel an und ging hinaus. Er spannte das Wägelchen ein und fuhr los, nach Szwaby, zu Jadlowker.

X

Es war spätnachts, als er dort ankam. Und man verwunderte sich nicht wenig darüber. Denn noch nie hatte der Jadlowker den Eibenschütz später als am Nachmittag gesehen. Auch war niemals noch der Eichmeister so aufgeräumt und deshalb so absonderlich erschienen. »Welche Ehre!« rief Jadlowker aus, und er tänzelte trotz seinem ziemlichen Gewicht hinter der Theke hervor. »Welche Ehre!« Zwei Taugenichtse, die an einem Tisch in der Ecke saßen, jagte Jadlowker davon.