Den Schlüssel hab ich hier in meiner Taschen. Die Haustür ist des Nachts auch zu, und im Haus wachen die drei Hunde. Kein Fremder kann hinein, sie täten ihn zerreißen. Und zum Überfluß ist der Gewehrschrank auch verschlossen. Den kleinen Schlüssel dazu trag ich stets hier an meiner Uhrketten. Mit denen Gewehren kann man nicht vorsichtig genug sein. Sie sind bei mir stets wohlverwahrt.“

Er zeigte ihr den Schlüssel. Er war klein und hing vermittelst eines Karabiners an der Kette. Diese sogenannten Karabiner bestehen aus einer Vorrichtung, mit deren Hilfe die Uhr oder jeder andere Gegenstand vollständig fest an der Kette hängt, aber doch mit einem nur ganz leichten Fingerdruck abgemacht werden kann.

Die Kronenbäuerin ergriff die Kette, betrachtete sich den Schlüssel wie aus reiner, einfacher Neugierde und sagte:

„Das kleine Dingerl also ist's, an dessen Besitz dreißigtausend Markerln kleben. Man sieht's ihm gar nicht an.“

„Ja. Der kommt nicht von meiner Kette herunter. Wer will also das Geld holen?“

„Du scheinst ganz sicher zu sein!“

„Ja, denn ich bin auch vorsichtig. Heute abend, wann ich in den Wald gehe, werd ich noch dazu den Hund in meine Stube tun. Das ist der kleine Dachsel. So einer ist noch viel besser als ein großer. So einer kann von dem Dieb nicht ergriffen werden, weil er einen großen Lärm vollführt und in die Winkeln kriecht dabei. Nun will ich schauen, wer das Geld holen kann.“

„Ja, wann es so ist, so brauchst freilich keine Sorg zu haben. Übrigens, sind doch auch die beiden Burschen daheim.“

„Nein, die nicht. Aber das weiß doch niemand. Sie müssen natürlich auch mit Posten stehen. Ich hab sie zu inspizieren. Aber von morgen an bleiben wir daheim, um den Samiel zu erwarten. Das ganze Haus wird voller Soldaten sein. Er wird hereingelassen, aber nicht wieder hinaus.“

„Das wird einen gefährlichen Kampf geben, denn er wird sich natürlich wehren.“

„Oh, wir sind ihm ja weit, weit überlegen. Wir werden so schnell und so zahlreich über ihn herfallen, daß er gar keine Zeit findet, zur Waffe zu greifen.“

„Oft kommt es ganz anderst, als man denkt. Weißt, ich bitt dich gar schön, daßt nicht gar zu viel wagen tust.“

„Ist dir so sehr daran gelegen?“

„Das kannst dir denken. Wann dir ein Unglück widerfährt, was soll da aus mir werden! Ich weinte mir die Augen aus.“

Sie führte jetzt bereits die Schürze an ihre Augen. Das machte ihn glücklich. Er zog sie an sich und fragte im zärtlichsten Ton, der ihm möglich war:

„So sehr lieb hast mich, Kätherl?“

„Ja. Ich kann's gar nicht sagen.“

„Das gefreut mich unendlich.