Nein, mein verehrter Herr.
Der Graf vom Strahl. Nicht? Katharina!
Käthchen. Du hast mich niemals in dem Stall besucht, Und noch viel
wen'ger rührtest du mich an.
Der Graf vom Strahl. Was? Niemals?
Käthchen. Nein, mein hoher Herr.
Der Graf vom Strahl. Kathrina!
Käthchen (mit Affekt). Niemals, mein hochverehrter Herr, niemals.
Der Graf vom Strahl. Nun seht, bei meiner Treu, die Lügnerin!
Käthchen. Ich will nicht selig sein, ich will verderben, Wenn du
mich je--!
Der Graf vom Strahl (mit dem Schein der Heftigkeit.)
Da schwört sie und verflucht Sich, die leichtfertge Dirne, noch und
meint, Gott werd es ihrem jungen Blut vergeben! - Was ist geschehn,
fünf Tag von hier, am Abend, In meinem Stall, als es schon dunkelte,
Und ich den Gottschalk hieß, sich zu entfernen?
Käthchen. O! Jesus! Ich bedacht es nicht!--Im Stall zu Strahl, da
hast du mich besucht.
Der Graf vom Strahl. Nun denn! Da ists heraus? Da hat sie nun Der
Seelen Seligkeit sich weggeschworen! Im Stall zu Strahl, da hab ich
sie besucht!
(Käthchen weint.) (Pause.)
Graf Otto. Ihr quält das Kind zu sehr.
Theobald (nähert sich ihr gerührt). Komm, meine Tochter.
(Er will sie an seine Brust heben.)
Käthchen. Laß, laß!
Wenzel. Das nenn ich menschlich nicht verfahren.
Graf Otto. Zuletzt ist nichts im Stall zu Strahl geschehen.
Der Graf vom Strahl (sieht sie an). Bei Gott, ihr Herrn, wenn ihr
des Glaubens seid: Ich bins! Befehlt, so gehn wir aus einander.
Graf Otto. Ihr sollt das Kind befragen, ist die Meinung, Nicht mit
barbarischem Triumph verhöhnen. Seis, daß Natur Euch solche Macht
verliehen: Geübt wie Ihrs tut, ist sie hassenswürdger, Als selbst die
Höllenkunst, der man Euch zeiht.
Der Graf vom Strahl (erhebt das Käthchen vom Boden). Ihr Herrn, was
ich getan, das tat ich nur, Sie mit Triumph hier vor euch zu erheben!
Statt meiner--(Auf den Boden hinzeigend.)
steht mein Handschuh vor Gericht! Glaubt ihr von Schuld sie rein,
wie sie es ist, Wohl, so erlaubt denn, daß sie sich entferne.
Wenzel. Es scheint Ihr habt viel Gründe, das zu wünschen?
Der Graf vom Strahl. Ich? Gründ? Entscheidende! Ihr wollt sie,
hoff ich, Nicht mit barbarschem Übermut verhöhnen?
Wenzel (mit Bedeutung). Wir wünschen doch, erlaubt Ihrs, noch zu
hören, Was in dem Stall damals zu Strahl geschehn.
Der Graf vom Strahl. Das wollt ihr Herrn noch--?
Wenzel. Allerdings!
Der Graf vom Strahl (glutrot, indem er sich zum Käthchen wendet).
Knie nieder!
(Käthchen läßt sich auf Knieen vor ihm nieder.)
Graf Otto. Ihr seid sehr dreist, Herr Friedrich Graf vom Strahl!
Der Graf vom Strahl (zum Käthchen). So! Recht! Mir gibst du
Antwort und sonst keinem.
Hans. Erlaubt! Wir werden sie-Der Graf vom Strahl (ebenso). Du
rührst dich nicht! Hier soll dich keiner richten, als nur der, Dem
deine Seele frei sich unterwirft.
Wenzel. Herr Graf, man wird hier Mittel-Der Graf vom Strahl (mit
unterdrückter Heftigkeit)
Ich sage, nein! Der Teufel soll mich holen, zwingt ihr sie!--Was
wollt ihr wissen, ihr verehrten Herrn?
Hans (auffahrend).
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