Ja, ja, dacht ich es doch! Gut, daß ich mich gefaßt gemacht habe.

 

 

Zweiter Auftritt

Laura. Lelio.

 

LAURA. Armer Lelio, haben Sie sich von der verdrüßlichen Gesellschaft meines Vaters endlich los gemacht? Wie sehr wünschte ich, daß doch nur eine Person in unserm Hause sein möchte, deren angenehmere Gesellschaft Sie schadlos halten könnte.

LELIO bei Seite. Sie weiß ein verliebtes Gespräch vortrefflich einzufädeln! Schwerlich werde ich die Vorbereitungen zu meinem Rückzuge eben so fein zu machen wissen.

LAURA. Sie antworten mir nicht?

LELIO. Was soll ich Ihnen antworten?

LAURA. Es ist wahr, was soll man antworten, wenn einem die Antwort in den Mund gelegt wird? Sie hätten mir es eben so galant, gerade heraussagen können: daß wenigstens ich die gedachte Person nicht sei.

LELIO. Grausame Laura!

LAURA. Barmherziger Lelio!

LELIO. Barbarische Schöne!

LAURA. Noch mehr? – Haben Sie Mitleiden, und machen mich menschlicher.

LELIO. Sie spotten meiner? – Ich Unglücklicher! O, daß ich Sie niemals, oder wenigstens eher gekannt hätte!

LAURA. Noch kein Ende mit Ihren Ausrufungen? Aber was wollen Sie damit?

LELIO. Was habe ich Ihnen getan, daß Sie eine Flamme in mir ernähren, die mich ohne Hülfe verzehren wird?

LAURA. Nun kommen Sie doch allmählig ins Fragen, und ich habe Hoffnung bald aus Ihnen klug zu werden.

LELIO. Womit habe ich es verschuldet, daß Sie mich in eine hoffnungslose Liebe verwickeln?

LAURA. Fragen Sie weiter, vielleicht findet sich doch etwas, worauf ich antworten kann.

LELIO. War Ihnen denn so viel daran gelegen, mich zu einem unschuldigen Schlachtopfer Ihrer Reize zu machen? Was für ein Vergnügen versprachen Sie sich aus meiner Verzweiflung? Genießen Sie es nur, genießen Sie es. Aber daß es ein andrer mit genießen soll, der Sie unmöglich so zärtlich lieben kann, als ich Sie liebe, das geht mir durch die Seele!

LAURA. Im Vorbeigehen: Sie sind doch wohl nicht gar eifersüchtig?

LELIO. Eifersüchtig? Nein, man hört auf, eifersüchtig zu sein, wenn man alle Hoffnung verloren hat, und man kann weiter nichts sein, als neidisch.

LAURA bei Seite. Was soll ich von ihm denken? – Darf man den Glücklichen nicht wissen, den Sie beneiden?

LELIO. Fahren Sie nur fort, sich zu verstellen. Ihre Verstellung eben hat mein Unglück gemacht. Je schöner ein Frauenzimmer ist, desto aufrichtiger sollte es sein; denn nur durch ihre Aufrichtigkeit kann es dem Schaden vorbauen, den seine Schönheit verüben würde. Gleich nach den ersten Höflichkeitsbezeigungen, wenigstens gleich nach den ersten zärtlichen Blicken, die ich auf Sie richtete, gleich nach den ersten Seufzern, die mir meine neue Liebe auspreßte, hätten Sie zu mir sagen sollen: »Mein Herr, ich warne Sie, sein Sie auf ihrer Hut. Lassen Sie sich meine Schönheit nicht zu weit führen; Sie kommen zu spät, mein Herz ist bereits versagt.« – Das hätten Sie zu mir sagen sollen, und ich würde mich nicht mehr unterstanden haben, eines andern Gut zu begehren.

LAURA bei Seite. Hui, daß ihm mein Bruder von Leandern etwas in den Kopf gesetzt hat?

LELIO. Allzuglücklicher Leander!

LAURA bei Seite. Ja, ja, es ist richtig.