Sie wollen es ihm erzählen, wenn Sie allein sind? Ich muß also gehen.
WUMSHÄTER. Nun, nun, bleib nur da. Ich will gern nichts mehr sagen. Hätte ich es doch nicht geglaubt, daß man so gar eingenommen für eine Mutter sein könne. Mutter hin, Mutter her; sie bleibt darum doch eine Frauensperson, deren Fehler man verabscheuen muß, wenn man sich ihrer nicht mit schuldig machen will. Doch gut – – Wieder auf deine Heirat zu kommen, du versprichst mir es also, nicht zu heiraten?
VALER. Wie kann ich dieses versprechen? Gesetzt, ich könnte die Neigung unterdrücken, die mich jetzt beherrscht, so würden mich doch meine häuslichen Umstände nötigen, mir eine Gehülfin zu suchen.
WUMSHÄTER. O! wenn es nur eine Gehülfin in deinen häuslichen Geschäften sein soll, so weiß ich guten Rat. Höre, nimm deine Schwester mit dir. Sie ist geschickt genug, deinem Hause vorzustehen, und ich werde auf diese Art eine Last los, die mir längst unerträglich geworden ist.
VALER. Soll ich meiner Schwester an ihrem Glücke hinderlich sein?
WUMSHÄTER. Du bist wunderlich! An was für einem Glücke kannst du ihr hinderlich sein? Man wird sich um sie nicht reißen; und du magst sie mitnehmen oder nicht, sie wird doch keine Heirat finden, die mir, oder ihr anständig wäre. Denn daß ich einen ehrlichen rechtschaffnen Mann mit ihr betriegen sollte, das geschieht nimmermehr. Ich mag keinen Menschen unglücklich machen, geschweige einen, den ich hochschätzte. Einen nichtswürdigen und schlechten Mann aber, dem ich sie noch am liebsten gönnen würde, zu nehmen, dazu ist sie selbst zu stolz.
LELIO. Aber, mein Herr Wumshäter, bedenken Sie denn nicht, daß es für mich höchst gefährlich sein würde, wenn Valer seine Schwester mit sich nehmen sollte? Die Weiberfeindschaft hat in meinem Herzen noch nicht allzutiefe Wurzeln geschlagen. Laura ist munter und schön, und was das Vornehmste ist, sie ist die Tochter eines Weiberfeinds, den ich mir in allem zur Nachahmung vorgestellt habe. Wie leicht könnte es nicht kommen, daß ich sie, – ich will nicht sagen, heiratete; denn das möchte noch der geringste Schaden sein; sondern daß ich sie gar – – der Himmel wende das Unglück ab! – – daß ich sie gar liebte. Alsdenn gute Nacht, Weiberfeindschaft! Und vielleicht käme ich, nach vielem Unglücke, in Ihrem Alter kaum, wieder zu mir selbst.
WUMSHÄTER. Behüte der Himmel, daß das daraus entstehen sollte! – – Doch trauen Sie sich mehr zu, Herr Lelio; Sie sind zu vernünftig. Wie gesagt, mein Sohn, du kannst dich darauf verlassen: deine Schwester soll mit dir; sie muß mit dir. Ich will gleich gehen, und es ihr sagen. Er geht ab.
Vierter Auftritt
Lelio. Valer.
VALER. Liebste Hilaria, was soll ich noch anfangen? Sie sehen –
LELIO. Ich sehe, daß Sie zu ungeduldig sind, Valer –
VALER. Zu ungeduldig? Sind wir nicht schon acht Tage hier? Warum war ich nicht leichtsinnig genug, mich um die Einwilligung meines Vaters nicht zu bekümmern? Warum mußte Hilaria für die Schwachheit seines mürrischen Alters so viel Gefälligkeit haben? Der Einfall, den Sie hatten, sich in der Verkleidung einer Mannsperson, unter dem Namen Ihres Bruders, seine Gewogenheit vorher zu erwerben, war der sinnreichste von der Welt, der uns am geschwindesten zu unserm Zwecke zu führen versprach. Und doch will er zu nichts helfen.
LELIO. Sagen Sie das nicht; denn ich glaube, unsre Sache ist auf einem sehr gutem Wege. Habe ich, als Lelio, seine Freundschaft, und sein ganzes Vertrauen nicht weg?
VALER.
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