Hochwürden, unter solchen Umständen muß ich jede Verantwortung einer Zustellungsverzögerung von mir weisen und ich halte mich meines Auftrages damit entledigt, daß ich es Euer Hochwürden überlasse, dem Widerspenstigen selbst die Tasche abzufordern. Geht mit hämischer Verbeugung ab.
HELL zu Sepp. Nun, sei nicht kindisch, Sepp, öffne die Tasche und gib mir deren Inhalt.
SEPP sieht ihn erschreckt an. Ich – ich – sollt' dir das – nein, nein. Will die Tasche den Umstehenden aufdrängen, die sich aber weigernd zurückziehen. Da – da, nehmts einer, gebts es dem Pfarrer!
HELL ungeduldig. Sepp, ich denke, ich hätte doch etwas Gehorsam um dich verdient, mach ein Ende, gib das Verlangte, ich will's.
SEPP. Wann du mir so kommst, so muß ich freilich – Will die Tasche öffnen, kann es aber nicht. Zu den Umstehenden. Nestelts mir einer die Taschen auf, mir zittern die Händ'. Es geschieht, zu Hell. O, wenn d' mich auf die steile Wand stellest und sagest: stürz dich kopfüber hinunter, wär' mir gleich auch so lieb g'wesen, aber daß d' siehst, ich folg' dir. Er überreicht ihm das Dekret mit zitternden Händen und abgewandtem Gesicht. Da hast!
HELL ernst werdend. Was ist's denn, das dich so ergreift? Sei nicht thöricht. Weißt du denn, was diese Schrift enthält? Es wird nichts von so hoher Bedeutung sein!
SEPP ausbrechend. Nein, nein – nichts – gar nichts, als daß sie dich verfluchen, daß sie dich fortjagen, daß du kein Geistlicher mehr sein darfst und daß du dich beim geistlichen Gericht verantworten sollst.
HELL erstarrt. Unmöglich!! Oeffnet langsam das Siegel und dann das Dekret. In der umstehenden Gruppe höchste Bewegung. Alles wahr! Sinkt, den Kopf in die Hände gestützt, auf der Rasenbank zusammen.
ANNERL. Jesus! Stürzt zu seinen Füßen.
Sepp und Michel treten rasch heran.
Lustige Jagdmusik.
Sechste Scene.
Vorige. Ueber den Steg zieht Finsterberg mit Jagdgefolge, das den Hintergrund füllt; der Schulmeister ist an des Grafen Seite.
FINSTERBERG schreitet, ohne von den Anwesenden Notiz zu nehmen, so daß er mit dem Rücken gegen Hell zu stehen kommt, im Gespräche mit dem Schulmeister vor. Also Er hat seinen Auftrag ausgerichtet, Schulmeister?
SCHULMEISTER. Zu dienen, Excellenzherr; wenn Sie einen gnädigen Blick über dero hochwohlgeborene Achsel zu werfen geruhten, würde Sie der Augenschein davon überzeugen.
FINSTERBERG. Gut. Er hat doch meinen besonderen Auftrag nicht vergessen und einer gewissen Trauung nicht vorgegriffen, und dieselbe den letzten Akt der Priesterlaufbahn des Exkommunikanten sein lassen?
SCHULMEISTER. Ich habe mich allerunterthänigst nicht vorzugreifen unterstanden.
FINSTERBERG wendet sich etwas gegen Hell, höhnisch. Gut, dieser letzte Akt war ja eine edle Handlung und man soll uns nicht nachsagen, daß wir eine edle Handlung gehindert hätten. Wendet sich wieder ab. Nun auf zur Jagd! Ich werde heute keinen Fehlschuß thun, ich habe eine sichere Hand!
Jagdmusik, unter welcher Finsterberg samt Gefolge wieder und zwar hinter der Kirche abzieht, Schulmeister mit ab.
Siebente Scene.
Vorige ohne Finsterberg, Schulmeister und Gefolge.
HELL Kleine Pause.
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