Nein, nein – nichts – gar nichts, als daß sie dich verfluchen, daß sie dich fortjagen, daß du kein Geistlicher mehr sein darfst und daß du dich beim geistlichen Gericht verantworten sollst.
HELL erstarrt. Unmöglich!! Oeffnet langsam das Siegel und dann das Dekret. In der umstehenden Gruppe höchste Bewegung. Alles wahr! Sinkt, den Kopf in die Hände gestützt, auf der Rasenbank zusammen.
ANNERL. Jesus! Stürzt zu seinen Füßen.
Sepp und Michel treten rasch heran.
Lustige Jagdmusik.
Sechste Scene.
Vorige. Ueber den Steg zieht Finsterberg mit Jagdgefolge, das den Hintergrund füllt; der Schulmeister ist an des Grafen Seite.
FINSTERBERG schreitet, ohne von den Anwesenden Notiz zu nehmen, so daß er mit dem Rücken gegen Hell zu stehen kommt, im Gespräche mit dem Schulmeister vor. Also Er hat seinen Auftrag ausgerichtet, Schulmeister?
SCHULMEISTER. Zu dienen, Excellenzherr; wenn Sie einen gnädigen Blick über dero hochwohlgeborene Achsel zu werfen geruhten, würde Sie der Augenschein davon überzeugen.
FINSTERBERG. Gut. Er hat doch meinen besonderen Auftrag nicht vergessen und einer gewissen Trauung nicht vorgegriffen, und dieselbe den letzten Akt der Priesterlaufbahn des Exkommunikanten sein lassen?
SCHULMEISTER. Ich habe mich allerunterthänigst nicht vorzugreifen unterstanden.
FINSTERBERG wendet sich etwas gegen Hell, höhnisch. Gut, dieser letzte Akt war ja eine edle Handlung und man soll uns nicht nachsagen, daß wir eine edle Handlung gehindert hätten. Wendet sich wieder ab. Nun auf zur Jagd! Ich werde heute keinen Fehlschuß thun, ich habe eine sichere Hand!
Jagdmusik, unter welcher Finsterberg samt Gefolge wieder und zwar hinter der Kirche abzieht, Schulmeister mit ab.
Siebente Scene.
Vorige ohne Finsterberg, Schulmeister und Gefolge.
HELL Kleine Pause. Hebt langsam das Haupt. Dieses Opfer – umsonst – und verhöhnt! Steht langsam, aber stramm sich in die Höhe richtend auf. Vorbei alles! Zur Gruppe Wurzelsepp, Michel, Annerl, die ihn zunächst umgibt, plötzlich wie ganz abspringend. Was erzählte man doch kürzlich von dem Kaplan Cyrill?
SEPP sieht ihn verwundert an. Meinst den Kaplan von St. Egydi, den man ertrunken aus'n Bach 'zogen hat? Mein Gott, da reden die Leut' viel; die ein' sag'n, er wär' selber ins Wasser 'gangen, die andern, er wär' verunglückt!
HELL. Auch er sollte sich verantworten; die Wege über die Gebirge sind jetzt gefahrvoll, die Frühlingsluft ist lau, da gehen die Lawinen nieder, das Gestein verbröckelt ... Ihr seid treue Seelen, wenn ihr hören solltet, daß ein Mann, den sein Weg durchs Gebirg' geführt, tot aufgefunden wurde, so sagts nicht wieder – um der »Sache« willen –, daß ihr ihn kennt!
ANNERL fällt sprachlos weinend dem Michel um den Hals.
MICHEL. Annerl, du bist ein grundg'scheit's Weib, verschreck dich net, sei kuraschiert, dös mußt du auf gleich bringen. Geht mit Wurzelsepp zurück. Beide entfernen sich mit den Bauern nach dem Hintergrunde. Hell, in Gedanken versunken, und Annerl im Vordergrunde.
ANNERL fährt sich mit der Schürze über die Augen und tritt dann entschlossen auf Hell zu. Hell – hochwürdiger Herr!
HELL wendet den Kopf. Du, Anne?
ANNERL. Laß mit dir reden! Ich bitt' dich um Himmels willen, hör auf mich! Du hast vom Kaplan Cyrill a Wörtl fallen lassen – himmlischer Vater, willst du's bei dem End' anfassen?
HELL. Laß mich, Anne, frage nicht! Ich stehe niemandem mehr Rede, als dem dort oben!
ANNERL.
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