Ja! Und was ich weiß, das is, daß uns in Matrey und anderswo nur g'sagt wurd', die neuen G'setz' sei'n nix nutz – von den nämlichen Leuten, die ehnder es nit der Müh' wert g'funden hab'n, uns aufz'klär'n, warum grad die alten was hätten taug'n soll'n!
SCHULMEISTER. Schweig du und laß mich reden! Thalmüller-Loisl, öffentlicher Sünder, tritt vor, ich beschwöre dich, tritt vor! Siehst du nicht in dieser wunderbaren Begegnung, die ist, als ob sich dir die Heerscharen des Himmels selbst entgegenwürfen, einen Fingerzeig des Himmels?! Noch ist es Zeit, laß die unheilvolle Hand der Ketzerin fahren! Willst du der erste sein, der unserm Lande das verdammungswürdige Beispiel einer solchen Ehe gibt?
LOISL verlegen. Aber, Schulmeister, einer muß doch anfangen!
SCHULMEISTER. Lästerung! Keiner darf anfangen! Hast du auch den Schritt wohl überlegt, wie willst du mit der Haus- und Kinderzucht aufkommen? Dein Weib haltet nichts auf deinen Glauben und lacht dich hinter deinem Rücken aus – und was kannst du auf ihren Glauben geben, ohne selbst den deinen zu verleugnen? Was aber willst du deinen Kindern einst sagen, wenn sie so klug geworden sind und dich fragen: Wer glaubt denn recht von euch beiden, du oder die Mutter?
LOISL kratzt sich hinterm Ohr. Das werd'n die kloan Sakra doch net frag'n!
SCHULMEISTER triumphierend. Das werden sie, verlaß dich drauf, das werden sie gewiß.
MICHEL schlägt Loisl auf die Achsel. Zerstudier dich net, sag ihnen das, was man uns vor Zeiten g'sagt hat, wann wir ung'leg'n g'fragt haben: »Halts es Maul!«
SCHULMEISTER. So redest du? Begreiflich, sehr begreiflich, du hast uns ja selbst enthüllt, daß ihr Kirchfelder einen reißenden Wolf im Schafspelze zum Pfarrer habt!
LOISL. Unsern Pfarrer verschimpf uns nit, du reißend's Schaf im Wolfspelz! Uns dekuraschierst net, wenn du auch noch so herumschreist! Wie wir heut morgen auszog'n sein aus unserm Ort, so sein wir auch am Pfarrhof vorbei. Wer steht an der Thür? Der Herr Pfarrer! Wir grüßen ihn, er lacht freundlich, ich nehm' mir ein Herz, denn denk' ich mir, es ist wegen der G'meind', es gibt ja vielleicht doch manche, die etwa glauben, ich begeh' a Todsünd', weil ich die Franzl heirat', die a Lutherische is – ich geh' also hin mit ihr, wir küssen ihm die Hand und ich sag': »Hochwürden, ich thät' recht schön bitten –« Und verstanden hat er mich, hat ihr die Hand aufs Köpferl g'legt und hat g'sagt: »Der Herr geseg'n und behüt' dich!« In der Kirch'n hat er das freilich nit können, aber unser Pfarrer is a ein Pfarrer außer der Kirchen!
SCHULMEISTER. Und soll es uns denn wundern, wenn da das Verderben hereinbricht?! Die Langmut Gottes ist unendlich –
MICHEL. Aber doch nit so lang wie du, Schulmeister, sonst wär' s' schon lang' ab'brochen! Lachen.
SCHULMEISTER. Du spottest – und ihr lacht?! Lachet nicht!
MICHEL. Jetzt halt 's Maul und red: Willst du uns Kirchfelder ruhig vorbeilassen oder nit? Sag's, nachher wissen wir schon, was wir zu thun haben.
SCHULMEISTER zieht sich furchtsam zurück, hinter ein paar Bauern hervoragierend. Laßt euch vorerst doch sagen, welch eine furchtbare Sünde es eigentlich ist, eine Lutherische zum Weibe zu nehmen!
MICHEL. Lost's zu, das werd' ich euch sag'n! Musikanten, mein Kirtaglandler!
ALLE. Juhu!
Musik.
SCHULMEISTER. Ich protestiere!
MICHEL singt.
Lied mit Chor.
's nimmt einer gar oft a
Rechtglaubige Dirn,
Die nachhert im Ehstand
Thut erst protestier'n!
Doch, wenn ihm in d'Aug'n
A Luthrische lacht,
Kann's sein, daß im Ehestand
Katholisch er s' macht!
Jodler mit Chor, Tanz.
Gehts, schimpfts nöt, gehts, schreits nöt,
Oes ketzrische Bruat,
A lutherisch Derndel
Bußt grad a so gut!
Es is a der Gottseg'n
Bei ihr net verdurb'n,
A lutherisch Weiberl
Kriegt a klane Bub'n!
Jodler mit Chor.
Diesmal singen und tanzen die Wallfahrer mit.
SCHULMEISTER wirft sich dazwischen. Vorwärts, vorwärts, fromme Gemeinde von Altötting! Zwar seid ihr auch ein nichtsnutziges Volk und habt eben um das goldene Kalb getanzt und ich sollte euch wie Moses zwei Steintafeln an den Kopf werfen.
MICHEL. Ja, Kehlheimerplatten!
SCHULMEISTER. Aber ich will Nachsicht haben mit eurer Schwachheit, Nachsicht um der Sache willen, der wir heute dienen. Kräht vorsingend. O stärk uns, Herr, an Seel' und Leib!
CHOR einfallend. Auf daß wir rüstig kämpfen u.s.w.
HOCHZEITSCHOR fällt ein und beide Züge ziehen nach entgegengesetzten Seiten, als wo sie gekommen, ab.
WIRT der am Ganzen teilgenommen. Jetzt weiß man erst wirklich net, wer recht hat.
HANNSL lacht dumm.
WIRT. Was lachst denn?
HANNSL. Weil der Voda fragt, wer recht hat, und sie hab'n gar nit g'rauft!
WIRT. Na und was wär' denn dabei 'rauskäma? Recht bleibt Recht.
HANNSL keck. Ja freilich, wer d'Schläg kriegt, hat allemal unrecht.
WIRT. Mir scheint, du wirst aber gleich auch unrecht hab'n!
HANNSL.
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