Wir dürfen wohl höchlich geschmeichelt sein, daß Ihr erster Besuch uns gilt.
Marie. Wie lange bleiben Sie?
Der Adjunkt. Kaum länger als bis morgen abend. Ich habe hier kein anderes Geschäft, als mich im kaiserlichen Oberforstamt zu melden. Ich habe nämlich meine Ernennung zum Oberförster in der Steiermark erhalten. Blick auf Marie.
Marie. In der Steiermark?
Der Adjunkt. Ja. In Tauplitz, zu Füßen der weißen Wand liegt das Forsthaus, in dem ich wohnen werde. Vor drei Jahren erst wurde es aufgebaut, behaglich, licht und geräumig. Seine Majestät selbst haben vorigen Sommer eine Nacht dort geschlafen.
Marie. Es ist kaiserliches Revier?
Der Adjunkt. Ja. Aber es wird selten von den höchsten Herrschaften aufgesucht. Es liegt an einem dunkelgrünen See, der die trefflichsten Forellen hat. Hinter dem Hause steigen die Tannen an und breiten sich hoch bis zu den Schutthalden des Toten Gebirges. Rings um den See stehen Buchen und Birken. Das nächste Dorf liegt zwei Stunden weit, auf einem schmalen Weg durch Jungholz steigt man hinab. Es ist eine einsam stille schöne Gegend. Ich freue mich hin.
Der Vater. Das kommt ja ziemlich unerwartet.
Der Adjunkt. Das wohl. Die Stelle ist erst vor kurzem frei worden. Der Förster dort starb plötzlich; er war noch jung, kaum vierzig.
Der Vater. Vierzig Jahre! . . . Jawohl, Herr Adjunkt, vierzig Jahr! So treibt's der da oben – und so gleicht er's aus. Leute mit neunundsiebzig leben fort, können sich leidlich erhalten – bis achtzig, fünfundachtzig, neunzig – bei guter Pflege, in sorglicher Hut – – verstehen Sie mich, Herr Adjunkt? . . . Und ich gratuliere zum Oberforstmeister, Herr Adjunkt, aber die Marie lass' ich nicht fort – verstehen Sie?
Marie. Der Herr Adjunkt hat ja nicht – –
Dritte Szene
Der Vater, Marie, Der Adjunkt. Doktor Schindler, der Arzt, tritt ein.
Der Arzt
ist in mittleren Jahren, leicht angegraut. Guten Abend.
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