Da sah ich sie alle sitzen, den Mübarek ausgenommen. Sie unterhielten sich sehr angelegentlich, aber ich konnte nur hier und da ein einzelnes Wort verstehen. Das genügte mir nicht, und darum beschloß ich, in die Schlafstube nebenan, deren Laden offen stand, zu steigen.«
»Du erwartetest, daß sich niemand in derselben befinden werde?«
»Sehr natürlich!«
»Das ist keineswegs sehr natürlich. Frage die Gefährten; sie werden dir bestätigen, daß ich mit großer Bestimmtheit behauptet habe, der kranke Mübarek liege in der Stube.«
»Ja, davon habe ich leider nichts gehört, sonst hätte ich mich gehütet, so mit beiden Füßen zugleich in diese häßliche Pfütze zu springen. Ich habe mich dabei ganz leidlich vollgespritzt; das muß ich ja zugeben. Es war gar nicht angenehm. Und als gar Barud el Amasat das Messer über mir zückte, um mir mit demselben den Mund zu öffnen, da hatte ich ein Gefühl, ein Gefühl, hm, als ob mir so recht hübsch langsam das Rückgrat aus dem Leibe gezogen würde. Es gibt in diesem Erdenleben Augenblicke, in denen man sich nicht ganz so behaglich fühlt, wie man es wünschen möchte. Ich hielt die Kammer für leer, war aber trotzdem so vorsichtig, erst eine Weile an dem offenen Laden zu horchen, ob vielleicht etwas zu vernehmen sei. Da sich nichts regte, stieg ich durch das Fenster ein und ließ mich innen recht vorsichtig und leise hinab. Ich bekam auch ganz glücklich, ohne ein Geräusch verursacht zu haben, den Boden unter die Füße und wollte nun nach der Scheidewand schlüpfen, hinter welcher sich die Burschen befanden, die ich belauschen wollte. Aber die Unverständigkeit des Schicksals legt dem besten Menschen Hindernisse in den Weg, und grad dann und da, wann und wo er sie am wenigsten braucht. Ich stolperte über einen Körper, der mir im Weg lag. Ob der Kerl geschlafen hat oder nicht, das kann ich nicht sagen; aber er hatte mich ruhig einsteigen lassen und keinen Laut von sich gegeben. Jetzt faßte er mich am Bein und brüllte, als ob er sämtliche Tote des Erdkreises aufwecken wolle. Ich stürzte, aber nicht gleich, zu Boden, denn ich griff in die Luft, um mich an irgend etwas fest zuhalten, und erwischte ein Brett, welches nicht genügend an die Wand befestigt war. Ich riß es mit allem, was darauf stand, herab und fiel dann hin. Da gab es einen fürchterlichen Lärm. Die Kerle sprangen aus der Stube herbei, und ehe ich mich aufraffen konnte, hatten sie mich fest gepackt. Der Wirt holte schnell zwei Leinen herbei, und ich wurde gebunden, in die Stube geschleppt und ausgefragt. Ich sollte sagen, wer und was du seist, und habe ihnen gestanden, daß - -«
»Daß ich ein indischer Königssohn bin und mir hier eine Frau suche. Das habe ich gehört, du unverbesserlicher Flunkerer. Jetzt wollen wir wieder in die Stube gehen.«
»Willst du denn nicht erfahren, was ich getan habe, nachdem ich von den Fesseln befreit war?«
»Das kann ich mir selbst sagen. Du glaubtest, ich sei in Gefahr und hast Osko und Omar veranlaßt, gegen meinen Befehl zu handeln. Ihr seid aus dem Fenster gestiegen und habt euch eine Strecke vom Hause entfernt, um Soldaten zu spielen.«
»Ja, aber das habe ich nicht ohne guten Grund getan. Ich habe einmal das Anschleichen nach deiner Art und Weise versucht. Ich legte mich auf die Erde und kroch nach der Ecke, denn ich erfuhr, daß du dich dorthin begeben hattest. Dort standen die Kerle. Ich kam so nahe an sie, daß ich sie flüstern hörte, wenn ich auch nicht die Worte verstehen konnte. Das vermehrte meine Besorgnis, und so beeilten wir uns, die Soldaten aufmarschieren zu lassen.
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