Komm, schwör auf diß; küß das Buch; ich will es bald wieder mit einem neuen Inhalt versehen; schwöre!
Trinculo. Beym Element, das ist ein recht abgeschmaktes Ungeheuer! Ich sollt es fürchten? Ein recht abgeschmaktes Ungeheuer! Der Mann im Mond? ein höchst dummes leichtgläubiges Ungeheur!—Ein guter Zug, Ungeheuer! in vollem Ernst.
Caliban. Ich will dir jeden fruchtbaren Plaz in der Insel zeigen, und ich will dir die Füsse küssen; ich bitte dich, sey mein Gott.
Trinculo.
Beym Element, ein höchst treuloses besoffenes Ungeheuer; wenn sein
Gott eingeschlafen seyn wird, wird er ihm die Flasche stehlen.
Caliban.
Ich will dir die Füsse küssen; ich will schwören, daß ich dein
Unterthan seyn will.
Stephano.
So komm dann, auf den Boden nieder, und schwöre!
Trinculo. Ich werde mich noch über dieses puppenköpfige Ungeheuer zu tode lachen! ein höchst schwermüthiges Ungeheuer! ich hätte gute Lust, ihn eins abzuprügeln—
Stephano.
Kom, küsse!
Trinculo.
Wenn das arme Ungeheuer nicht besoffen wäre; ein vermaledeytes
Ungeheuer!
Caliban. Ich will dir die besten Quellen zeigen; ich will dir Beeren pflüken, ich will für dich fischen, und dir Holz genug schaffen. Daß die Pest den Tyrannen dem ich diene! Ich will ihm keine Prügel mehr zutragen, sondern mit dir gehen, du wundervoller Mann!
Trinculo. Ein höchst lächerliches Ungeheuer, aus einem armen besoffnen Kerl ein Wunder zu machen.
Caliban. Ich bitte dich, laß dich an einen Ort führen, wo Holzäpfelbäume wachsen, ich will dir mit meinen langen Nägeln Trüffeln ausgraben; ich will dir ein Nußheher-Nest zeigen, und dich lehren, die schnelle Meerkaze zu fangen; ich will dir Büschel von Haselnüssen bringen, und dir manchmal junge Gemsen vom Felsen holen. Willt du mit mir gehen?
Stephano. Ich bitte dich, zeig uns den Weg ohne längeres Geschwäze. Trinculo, da der König und alle unsre ehmalige Gefehrten im Wasser umgekommen sind, so wollen wir von dieser Insel Besiz nehmen. Hier, trage meine Flasche; Bruder Trinculo, wir wollen sie gleich wieder füllen.
Caliban. (Singt trunkner Weise ein Abschiedsliedlein von seinem
alten Herrn.)
Freyheit, heyda! heyda! Freyheit! Freyheit! heyda! Freyheit!
Stephano.
O! braves Ungeheuer! zeig uns den Weg.
(Sie gehen ab.)
Dritter Aufzug.
Erste Scene.
(Vor Prosperos Celle.)
(Ferdinand tritt mit einem Blok auf der Schulter auf.)
Ferdinand. Es giebt Spiele welche mühsam sind, aber eben diese Mühe erhöht das Vergnügen das man dabey hat; es giebt niedrige Geschäfte, denen man sich auf eine edle Art unterziehen kan, und höchst geringschäzige Mittel, die zu einem sehr vortreflichen Ziel fuhren. Dieses mein knechtisches Tagwerk würde mir so beschwerlich als langweilig seyn, wenn nicht die Gebieterin, der ich diene, meine Arbeiten zu Ergözungen machte. O! sie ist zehnmal liebreizender als ihr Vater unfreundlich, ob er gleich aus Härte zusammengesezt ist. Auf seinen strengen Befehl soll ich etliche tausend dergleichen Blöke zusammentragen und auf einander beugen. Meine holdselige Geliebte weint wenn sie mich arbeiten sieht, und klagt, daß ich zu einem so sclavischen Geschäfte mißbraucht werden soll. Ich vergesse darüber das Verdriesliche meines Zustandes, und meine Arbeit verrichtet sich unter diesen angenehmen Gedanken so leicht, daß ich sie kaum empfinde. (Miranda zu den Vorigen; Prospero in einiger Entfernung.)
Miranda. Ach! ich bitte euch, arbeitet nicht so strenge; ich wollte der Bliz hätte diese Blöke verbrennt, die du auf einander beugen sollst. Ich bitte euch sizet nieder und ruhet aus; Wenn diß Holz brennt, wird es weinen, daß es euch so abgemattet hat; mein Vater ist in seinem Studieren vertieft; ich bitte euch, ruhet aus; wir werden ihn in den nächsten drey Stunden nicht sehen.
Ferdinand. O theureste Gebieterin, die Sonne wird untergegangen seyn, eh ich mein auferlegtes Tagwerk vollendet haben werde.
Miranda. Wenn ihr mir versprecht, euch indessen nieder zu sezen, so will ich eure Blöke tragen. Ich bitte euch, thut es mir zu gefallen, ich will sie nur zu dem Hauffen tragen.
Ferdinand. Nein, du unschäzbares Geschöpf; eher sollten mir meine Sehnen springen und mein Rükgrat brechen, eh du eine solche Arbeit thun und ich müßig zusehen sollte.
Miranda. Sie würde sich nicht übler für mich schiken als für euch; und es würde mich noch einmal so leicht ankommen; denn ich thät es aus gutem Willen, und ihr thut es ungern.
Prospero (für sich.)
Armer Wurm! du bist angestekt; dieser Besuch ist eine Probe davon.
Miranda.
Ihr seht verdrieslich aus.
Ferdinand. Nein, meine edle Gebieterin, wenn ihr im Finstern bey mir wäret, so wär' es frischer Morgen um mich her. Ich bitte euch (vornehmlich damit ich ihn in mein Gebet sezen könne), wie ist euer Name?
Miranda. Miranda—O mein Vater, ich hab' euer Verbot übertreten, indem ich diß sagte.
Ferdinand.
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