Trinculo, kein loses Maul! Wenn Ihr aufrührisch werdet, soll der nächste Baum – das arme Ungeheuer ist mein Untertan, und ihm soll nicht unwürdig begegnet werden.
CALIBAN. Ich danke meinem gnädigen Herrn. Willst du geruhn, nochmals auf mein Gesuch zu hören, das ich dir vorbrachte?
STEPHANO. Ei freilich will ich: knie' und wiederhol' es! Ich will stehn, und das soll Trinculo auch.
Ariel kommt, unsichtbar.[638]
CALIBAN. Wie ich dir vorher sagte, ich bin einem Tyrannen untertan, (einem Zauberer,) der mich durch seine List um die Insel betrogen hat.
ARIEL. Du lügst.
CALIBAN.
Du lügst, du possenhafter Affe, du!
Daß dich mein tapfrer Herr verderben möchte!
Ich lüge nicht.
STEPHANO. Trinculo, wenn Ihr ihn in seiner Erzählung noch irgend stört, bei dieser Faust! ich schlag' Euch ein paar Zähne ein.
TRINCULO. Nun, ich sagte ja nichts.
STEPHANO. St also, und nichts weiter! – Fahre fort!
CALIBAN.
Durch Zauberei gewann er diese Insel,
Gewann von mir sie. Wenn nun deine Hoheit
Ihn strafen will – ich weiß, du hast das Herz,
Doch dies Ding hier hat keins –
STEPHANO. Das ist gewiß.
CALIBAN. So sollst du Herr drauf sein, ich will dir dienen.
STEPHANO. Aber wie kommen wir damit zustande? Kannst du mir zu dem Handel Anweisung geben?
CALIBAN.
Ja, ja, mein Fürst! Ich liefr' ihn dir im Schlaf,
Wo du ihm seinen Kopf durchnageln kannst.
ARIEL.
Du lügst, du kannst nicht.
CALIBAN.
Der scheckige Hanswurst! Du lump'ger Narr! –
Ich bitte deine Hoheit, gib ihm Schläge,
Und nimm ihm seine Flasche; ist die fort,
So mag er Lake trinken, denn ich zeig' ihm
Die frischen Quellen nicht.
STEPHANO. Trinculo, stürze dich in keine weitere Gefahr: Unterbrich das Ungeheuer noch mit einem Worte, und, bei dieser Faust, ich gebe meiner Barmherzigkeit den Abschied und mache einen Stockfisch aus dir.
TRINCULO. Wie? Was hab' ich getan? Ich habe nichts getan, ich will weiter weggehn.
STEPHANO. Sagtest du nicht, er löge?
ARIEL. Du lügst.
STEPHANO. Lüg' ich? Da hast du was. Schlägt ihn. Wenn du das gern hast, straf mich ein andermal Lügen.[639]
TRINCULO. Ich strafte Euch nicht Lügen. – Seid Ihr um Euern Verstand gekommen, und ums Gehör auch? Zum Henker Eure Flasche! So weit kann Sekt und Trinken einen bringen. – Daß die Pestilenz Euer Ungeheuer, und hol' der Teufel Eure Finger!
CALIBAN. Ha ha ha!
STEPHANO. Nun weiter in der Erzählung. – Ich bitte dich, steh beiseite.
CALIBAN.
Schlag' ihn nur tüchtig! Nach 'nem kleinen Weilchen
Schlag' ich ihn auch.
STEPHANO.
Weiter weg! – Komm, fahre fort!
CALIBAN.
Nun, wie ich sagte, 's ist bei ihm die Sitte,
Des Nachmittags zu ruhn; du kannst ihn würgen,
Hast du erst seine Bücher: mit 'nem Klotz
Den Schädel ihm zerschlagen, oder ihn
Mit einem Pfahl ausweiden, oder auch
Mit deinem Messer ihm die Kehl' abschneiden.
Denk' dran, dich erst der Bücher zu bemeistern,
Denn ohne sie ist er nur so ein Dummkopf,
Wie ich bin, und es steht kein einz'ger Geist
Ihm zu Gebot. Sie hassen alle ihn
So eingefleischt wie ich. Verbrenn' ihm nur
Die Bücher! Er hat schön Gerät (so nennt er's).
Sein Haus, wenn er eins kriegt, damit zu putzen.
Und was vor allem zu betrachten, ist
Die Schönheit seiner Tochter; nennt er selbst
Sie ohnegleichen doch. Ich sah noch nie ein Weib
Als meine Mutter Sycorax und sie:
Doch sie ist so weit über Sycorax,
Wie 's Größte übers Kleinste.
STEPHANO.
Ist es so 'ne schmucke Dirne?
CALIBAN.
Ja, Herr, sie wird wohl anstehn deinem Bett,
Das schwör' ich dir, und wackre Brut dir bringen.
STEPHANO. Ungeheuer, ich will den Mann umbringen; seine Tochter und ich, wir wollen König und Königin sein (es lebe unsre Hoheit!), und Trinculo und du, ihr sollt Vizekönige werden. – Gefällt dir der Handel, Trinculo?
TRINCULO.
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