Sagtest du nicht, er löge?

ARIEL. Du lügst.

STEPHANO. Lüg' ich? Da hast du was. Schlägt ihn. Wenn du das gern hast, straf mich ein andermal Lügen.[639]

TRINCULO. Ich strafte Euch nicht Lügen. – Seid Ihr um Euern Verstand gekommen, und ums Gehör auch? Zum Henker Eure Flasche! So weit kann Sekt und Trinken einen bringen. – Daß die Pestilenz Euer Ungeheuer, und hol' der Teufel Eure Finger!

CALIBAN. Ha ha ha!

STEPHANO. Nun weiter in der Erzählung. – Ich bitte dich, steh beiseite.

CALIBAN.

Schlag' ihn nur tüchtig! Nach 'nem kleinen Weilchen

Schlag' ich ihn auch.

STEPHANO.

Weiter weg! – Komm, fahre fort!

CALIBAN.

Nun, wie ich sagte, 's ist bei ihm die Sitte,

Des Nachmittags zu ruhn; du kannst ihn würgen,

Hast du erst seine Bücher: mit 'nem Klotz

Den Schädel ihm zerschlagen, oder ihn

Mit einem Pfahl ausweiden, oder auch

Mit deinem Messer ihm die Kehl' abschneiden.

Denk' dran, dich erst der Bücher zu bemeistern,

Denn ohne sie ist er nur so ein Dummkopf,

Wie ich bin, und es steht kein einz'ger Geist

Ihm zu Gebot. Sie hassen alle ihn

So eingefleischt wie ich. Verbrenn' ihm nur

Die Bücher! Er hat schön Gerät (so nennt er's).

Sein Haus, wenn er eins kriegt, damit zu putzen.

Und was vor allem zu betrachten, ist

Die Schönheit seiner Tochter; nennt er selbst

Sie ohnegleichen doch. Ich sah noch nie ein Weib

Als meine Mutter Sycorax und sie:

Doch sie ist so weit über Sycorax,

Wie 's Größte übers Kleinste.

STEPHANO.

Ist es so 'ne schmucke Dirne?

CALIBAN.

Ja, Herr, sie wird wohl anstehn deinem Bett,

Das schwör' ich dir, und wackre Brut dir bringen.

STEPHANO. Ungeheuer, ich will den Mann umbringen; seine Tochter und ich, wir wollen König und Königin sein (es lebe unsre Hoheit!), und Trinculo und du, ihr sollt Vizekönige werden. – Gefällt dir der Handel, Trinculo?

TRINCULO. Vortrefflich![640]

STEPHANO. Gib mir deine Hand! Es tut mir leid, daß ich dich schlug: aber hüte dich dein Lebelang vor losen Reden!

CALIBAN.

In einer halben Stund' ist er im Schlaf:

Willst du ihn dann vertilgen?

STEPHANO.

Ja, auf meine Ehre!

ARIEL beiseit.

Dies meld' ich meinem Herrn.

CALIBAN.

Du machst mich lustig, ich bin voller Freude:

So laßt uns jubeln! Wollt Ihr's Liedlein trallern,

Das Ihr mich erst gelehrt?

STEPHANO. Auf dein Begehren, Ungeheuer, will ich mich dazu verstehn, mich zu allem verstehn. Wohlan, Trinculo, laß uns singen!

Neckt sie und zeckt sie, und zeckt sie und neckt sie!

Gedanken sind frei!

CALIBAN. Das ist die Weise nicht.

 

Ariel spielt die Melodie mit Trommel und Pfeife.

 

STEPHANO. Was bedeutet das?

TRINCULO. Es ist die Weise unsers Liedes, vom Herrn Niemand aufgespielt.

STEPHANO. Wo du ein Mensch bist, zeige dich in deiner wahren Gestalt; bist du ein Teufel, so tu', was du willst!

TRINCULO. O vergib mir meine Sünden!

STEPHANO. Wer da stirbt, zahlt alle Schulden. Ich trotze dir. – Gott sei uns gnädig!

CALIBAN. Bist du in Angst?

STEPHANO. Nein, Ungeheuer, das nicht.

CALIBAN.

Sei nicht in Angst! Die Insel ist voll Lärm,

Voll Tön' und süßer Lieder, die ergötzen

Und niemand Schaden tun. Mir klimpern manchmal

Viel tausend helle Instrument' ums Ohr,

Und manchmal Stimmen, die mich, wenn ich auch

Nach langem Schlaf erst eben aufgewacht,

Zum Schlafen wieder bringen: dann im Traume

War mir, als täten sich die Wolken auf

Und zeigten Schätze, die auf mich herab

Sich schütten wollten, daß ich beim Erwachen

Aufs neu' zu träumen heulte.[641]

STEPHANO.