Die Wolken sind doch g'wiß keine schöne Erfindung, und sogar die Wolken sein schön, wann s' in der Abendsonn' brennrot dastehn am Himmel; drum sag' ich, wer geg'n die rote Farb' was hat, der weiß net, was schön is. Aber was nutzt mich das alles, ich hab' doch kein'n, der mich auf den Kirtag führt; – ich könnt' allein hingehn, – da spotten wieder die Madeln über mich, lachen und schnattern. Ich geh' zu meine Gäns', die schnattern doch nicht aus Bosheit, wann s' mich sehn, und wann ich ihnen's Futter bring', schaun s' mir auf d' Händ' und net auf'n Kopf. Sie geht rechts im Vordergrunde ab.
Vierter Auftritt
Flora und Plutzerkern kommen aus dem Hintergrunde links. Plutzerkern trägt einen bepackten Korb.
FLORA ärgerlich. Nein, das is wirklich arg! das bisserl Weg von der Stadt fünf Viertelstund herausfahren; schamen soll sich so ein Stellwagen.
PLUTZERKERN. Warum denn? Er heißt ja deßtwegen Stellwagen, weil er von der Stell' nicht weiterkommt.
FLORA. Schad', daß du mit deiner Langsamkeit kein Stellwag'n worden bist.
PLUTZERKERN. Dazu fehlet mir die Pfiffigkeit. Ein Stellwagen is das pfiffigste Wesen auf der Welt, weil er ohne Unterschied des Standes jeden Menschen aufsitzen laßt.
FLORA. Ich glaub', du hast wieder dein'n witzigen Tag, da bist du noch unerträglicher als gewöhnlich.
PLUTZERKERN. Schimpfen S' zu, lassen S' Ihre Gall aus an mir; lang wird's so net mehr dauern.
FLORA. Willst du etwa aus dem Dienst der gnädigen Frau gehn? Das wär' g'scheit.
PLUTZERKERN. O nein; aber Sie werden gewiß bald heiraten, dann ist Ihrer Sekkatur ein neues Feld eröffnet, und ich bin nicht mehr der Spielraum Ihrer Z'widrigkeit.
FLORA. Dummer Mensch! Ich werde mich nie mehr verheiraten, ich bleib' meinem Verstorbenen getreu.
PLUTZERKERN. Vielleicht erkennt er's nach sein'm Tod; bei Lebzeit'n hat er's nie recht glauben wollen.
FLORA. Wenn ich die gnädige Frau wär', ich hätt' Ihn schon lang gejagt.
PLUTZERKERN mit Beziehung. Wenn ich die gnädige Frau wäre, blieb auch nicht alles im Haus.
FLORA. Wer weiß, ob Er nicht bald springt. Ich hab' die Erlaubnis, einen flinken, rüstigen Burschen aufzunehmen.
PLUTZERKERN. Das is recht, dann is doch die Plag' nicht mehr so groß; ich gieß den Winterradi, mehr Einfluß verlang' ich mir net.
FLORA. Geh' Er jetzt zum G'vatter Polz, der will mir einen Gartenknecht rekommandieren.
PLUTZERKERN. Gut; vielleicht wird aus dem Knecht Ihr künftiger Herr.
FLORA. Warum nicht gar! Von mir bekommt jeder einen Korb.
PLUTZERKERN. Leider, das g'spür' ich; jetzt müssen Sie ihn aber wieder nehmen, wenn ich zum G'vattern soll.
Gibt ihr den bepackten Korb.
FLORA. Mach' Er geschwind, langweiliger Mensch!
Ab in die Gartentüre.
PLUTZERKERN allein. Hm, hm! Der Garten ist doch nicht so verwahrlost, und wie's die treibt um einen flinken, rüstigen Gartenknecht. – Hm, hm! Geht rechts ab.
Fünfter Auftritt
Titus Feuerfuchs tritt während des Ritornells des folgenden Liedes erzürnt von rechts vorne auf.
Lied.
1
Der hat weiter net g'schaut,
Beinah' hätt' ich'n g'haut;
Der Spitzbub', 's is wahr,
Lacht mich aus, weg'n die Haar;
Wem geht's denn was an,
Ich hoff' doch, ich kann
Haar' hab'n, wie ich will.
Jetzt wird's mir schon z'viel.
Rote Haar' von ein'm falschen Gemüt zeig'n soll'n,
's is's Dümmste, wann d' Leut' nach die Haar' urteil'n woll'n,
's gibt G'schwufen g'nug mit ein'm kohlrab'nschwarzen Haupt,
Und jede is ang'schmiert, die ihnen was glaubt;
Manch blondg'lockter Jüngling is beim Tag so still
Und schmachtend – warum? bei der Nacht lumpt er z'viel,
Und mit eisgraue Haar schau'n die Herrn aus so g'scheit,
Und sein oft verruckter noch, als d' jungen Leut!
Drum auf d' Haar muß man gehn,
Nachher trifft man's schon schön.
2
Drohend in die Szene blickend, von woher er gekommen.
Mir soll einer trau'n,
Der wird sich verschau'n,
Auf Ehr', dem geht's schlecht,
Denn ich beutl'n recht;
Der Kakadu is verlor'n,
Wenn ich in mein'm Zorn;
Über d' Haar ein'm kumm,
Der geht glatzkopfet um.
Die rothaarig'n Madeln, heißt's, betrüg'n d' Männer sehr;
Wie dumm! Das tun d' Mad'ln von jeder Couleur.
Die schwarz'n, heißt's, sein feurig, das tut d' Männer locken,
Derweil is a Schwarze oft d' fadeste Nocken.
Die Blonden sein sanft. Oh! a Blonde is a Pracht!
Ich kenn' eine Blonde, die rauft Tag und Nacht;
Doch mit graue Haar' sein s' treu, na, da stund man dafur,
Net wahr is, die färb'n sich s', und geb'n auch ka Ruh –
Drum auf d' Haar' muß man gehn,
Nachher trifft man's schon schön.
So kopflos urteilt die Welt über die Köpf' und wann man sich auch den Kopf aufsetzt, es nutzt nix. Das Vorurteil is eine Mauer, von der sich noch alle Köpf', die gegen sie ang'rennt sind, mit blutige Köpf' zuruckgezogen haben.
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