Der ungesehnen Pracht
  Erhabnes Bild stell' auf! Laß die Gewölbe
  Wie frische Himmel blinken, Paradiese
  Von lebelosem Leben richte zu.
  Voreilend ihren Tritten laß beblümt
  An Teppich Teppiche sich wälzen; ihrem Tritt
  Begegne sanfter Boden; ihrem Blick,
  Nur Göttliche nicht blendend, höchster Glanz.

  LYNKEUS:
  Schwach ist, was der Herr befiehlt,
  Tut's der Diener, es ist gespielt:
  Herrscht doch über Gut und Blut
  Dieser Schönheit übermut.
  Schon das ganze Heer ist zahm,
  Alle Schwerter stumpf und lahm,
  Vor der herrlichen Gestalt
  Selbst die Sonne matt und kalt,
  Vor dem Reichtum des Gesichts
  Alles leer und alles nichts.

  HELENA:
  Ich wünsche dich zu sprechen, doch herauf
  An meine Seite komm! Der leere Platz
  Beruft den Herrn und sichert mir den meinen.

  FAUST:
  Erst knieend laß die treue Widmung dir
  Gefallen, hohe Frau; die Hand, die mich
  An deine Seite hebt, laß mich sie küssen.
  Bestärke mich als Mitregenten deines
  Grenzunbewußten Reichs, gewinne dir
  Verehrer, Diener, Wächter all' in einem!

  HELENA:
  Vielfache Wunder seh' ich, hör' ich an,
  Erstaunen trifft mich, fragen möcht' ich viel.
  Doch wünscht' ich Unterricht, warum die Rede
  Des Manns mir seltsam klang, seltsam und freundlich.
  Ein Ton scheint sich dem andern zu bequemen,
  Und hat ein Wort zum Ohre sich gesellt,
  Ein andres kommt, dem ersten liebzukosen.

  FAUST:
  Gefällt dir schon die Sprechart unsrer Völker,
  O so gewiß entzückt auch der Gesang,
  Befriedigt Ohr und Sinn im tiefsten Grunde.
  Doch ist am sichersten, wir üben's gleich;
  Die Wechselrede lockt es, ruft's hervor.

  HELENA:
  So sage denn, wie sprech' ich auch so schön?

  FAUST:
  Das ist gar leicht, es muß von Herzen gehn.
  Und wenn die Brust von Sehnsucht überfließt,
  Man sieht sich um und fragt—+

  HELENA:
  Wer mitgenießt.

  FAUST:
  Nun schaut der Geist nicht vorwärts, nicht zurück,
  Die Gegenwart allein—+

  HELENA:
  ist unser Glück.

  FAUST:
  Schatz ist sie, Hochgewinn, Besitz und Pfand;
  Bestätigung, wer gibt sie? +

  HELENA:
  Meine Hand.

  CHOR:
  Wer verdächt' es unsrer Fürstin,
  Gönnet sie dem Herrn der Burg
  Freundliches Erzeigen?
  Denn gesteht, sämtliche sind wir
  Ja Gefangene, wie schon öfter
  Seit dem schmählichen Untergang
  Ilios' und der ängstlich-+
  labyrinthischen/ Kummerfahrt.
  Fraun, gewöhnt an Männerliebe,
  Wählerinnen sind sie nicht,
  Aber Kennerinnen.
  Und wie goldlockigen Hirten
  Vielleicht schwarzborstigen Faunen,
  Wie es bringt die Gelegenheit,
  über die schwellenden Glieder
  Vollerteilen sie gleiches Recht.
  Nah und näher sitzen sie schon
  An einander gelehnet,
  Schulter an Schulter, Knie an Knie,
  Hand in Hand wiegen sie sich
  über des Throns
  Aufgepolsterter Herrlichkeit.
  Nicht versagt sich die Majestät
  Heimlicher Freuden
  Vor den Augen des Volkes
  übermütiges Offenbarsein.

  HELENA:
  Ich fühle mich so fern und doch so nah,
  Und sage nur zu gern: Da bin ich! da!

  FAUST:
  Ich atme kaum, mir zittert, stockt das Wort;
  Es ist ein Traum, verschwunden Tag und Ort.

  HELENA:
  Ich scheine mir verlebt und doch so neu,
  In dich verwebt, dem Unbekannten treu.

  FAUST:
  Durchgrüble nicht das einzigste Geschick!
  Dasein ist Pflicht, und wär's ein Augenblick.

  PHORKYAS:
  Buchstabiert in Liebesfibeln,
  Tändelnd grübelt nur am Liebeln,
  Müßig liebelt fort im Grübeln,
  Doch dazu ist keine Zeit.
  Fühlt ihr nicht ein dumpfes Wettern?
  Hört nur die Trompete schmettern,
  Das Verderben ist nicht weit.
  Menelas mit Volkeswogen
  Kommt auf euch herangezogen;
  Rüstet euch zu herbem Streit!
  Von der Siegerschar umwimmelt,
  Wie Deiphobus verstümmelt,
  Büßest du das Fraungeleit.
  Bammelt erst die leichte Ware,
  Dieser gleich ist am Altare
  Neugeschliffnes Beil bereit.

  FAUST:
  Verwegne Störung! widerwärtig dringt sie ein;
  Auch nicht in Gefahren mag ich sinnlos Ungestüm.
  Den schönsten Boten, Unglücksbotschaft häßlicht ihn;
  Du Häßlichste gar, nur schlimme Botschaft bringst du gern.
  Doch diesmal soll dir's nicht geraten: leeren Hauchs
  Erschüttere du die Lüfte. Hier ist nicht Gefahr,
  Und selbst Gefahr erschiene nur als eitles Dräun.

  FAUST:
  Nein, gleich sollst du versammelt schauen
  Der Helden ungetrennten Kreis:
  Nur der verdient die Gunst der Frauen,
  Der kräftigst sie zu schützen weiß.
  Mit angehaltnem stillen Wüten,
  Das euch gewiß den Sieg verschafft,
  Ihr, Nordens jugendliche Blüten,
  Ihr, Ostens blumenreiche Kraft.
  In Stahl gehüllt, vom Strahl umwittert,
  Die Schar, die Reich um Reich zerbrach,
  Sie treten auf, die Erde schüttert,
  Sie schreiten fort, es donnert nach.
  An Pylos traten wir zu Lande,
  Der alte Nestor ist nicht mehr,
  Und alle kleinen Königsbande
  Zersprengt das ungebundne Heer.
  Drängt ungesäumt von diesen Mauern
  Jetzt Menelas dem Meer zurück;
  Dort irren mag er, rauben, lauern,
  Ihm war es Neigung und Geschick.
  Herzoge soll ich euch begrüßen,
  Gebietet Spartas Königin;
  Nun legt ihr Berg und Tal zu Füßen,
  Und euer sei des Reichs Gewinn.
  Germane du! Korinthus' Buchten
  Verteidige mit Wall und Schutz!
  Achaia dann mit hundert Schluchten
  Empfehl' ich, Gote, deinem Trutz.
  Nach Elis ziehn der Franken Heere,
  Messene sei der Sachsen Los,
  Normanne reinige die Meere
  Und Argolis erschaff' er groß.
  Dann wird ein jeder häuslich wohnen,
  Nach außen richten Kraft und Blitz;
  Doch Sparta soll euch überthronen,
  Der Königin verjährter Sitz.
  All-einzeln sieht sie euch genießen
  Des Landes, dem kein Wohl gebricht;
  Ihr sucht getrost zu ihren Füßen
  Bestätigung und Recht und Licht.

  CHOR:
  Wer die Schönste für sich begehrt,
  Tüchtig vor allen Dingen
  Seh' er nach Waffen weise sich um;
  Schmeichelnd wohl gewann er sich,
  Was auf Erden das Höchste;
  Aber ruhig besitzt er's nicht:
  Schleicher listig entschmeicheln sie ihm,
  Räuber kühnlich entreißen sie ihm;
  Dieses zu hinderen, sei er bedacht.
  Unsern Fürsten lob' ich drum,
  Schätz' ihn höher vor andern,
  Wie er so tapfer klug sich verband,
  Daß die Starken gehorchend stehn,
  Jedes Winkes gewärtig.
  Seinen Befehl vollziehn sie treu,
  Jeder sich selbst zu eignem Nutz
  Wie dem Herrscher zu lohnendem Dank,
  Beiden zu höchlichem Ruhmesgewinn.
  Denn wer entreißet sie jetzt
  Dem gewalt'gen Besitzer?
  Ihm gehört sie, ihm sei sie gegönnt,
  Doppelt von uns gegönnt, die er
  Samt ihr zugleich innen mit sicherster Mauer,
  Außen mit mächtigstem Heer umgab.

  FAUST:
  Die Gaben, diesen hier verliehen—
  An jeglichen ein reiches Land—,
  Sind groß und herrlich; laß sie ziehen!
  Wir halten in der Mitte stand.
  Und sie beschützen um die Wette,
  Ringsum von Wellen angehüpft,
  Nichtinsel dich, mit leichter Hügelkette
  Europens letztem Bergast angeknüpft.
  Das Land, vor aller Länder Sonnen,
  Sei ewig jedem Stamm beglückt,
  Nun meiner Königin gewonnen,
  Das früh an ihr hinaufgeblickt,
  Als mit Eurotas' Schilfgeflüster
  Sie leuchtend aus der Schale brach,
  Der hohen Mutter, dem Geschwister
  Das Licht der Augen überstach.
  Dies Land, allein zu dir gekehret,
  Entbietet seinen höchsten Flor;
  Dem Erdkreis, der dir angehöret,
  Dein Vaterland, o zieh es vor!
  Und duldet auch auf seiner Berge Rücken
  Das Zackenhaupt der Sonne kalten Pfeil,
  Läßt nun der Fels sich angegrünt erblicken,
  Die Ziege nimmt genäschig kargen Teil.
  Die Quelle springt, vereinigt stürzen Bäche,
  Und schon sind Schluchten, Hänge, Matten grün.
  Auf hundert Hügeln unterbrochner Fläche
  Siehst Wollenherden ausgebreitet ziehn.
  Verteilt, vorsichtig abgemessen schreitet
  Gehörntes Rind hinan zum jähen Rand;
  Doch Obdach ist den sämtlichen bereitet,
  Zu hundert Höhlen wölbt sich Felsenwand.
  Pan schützt sie dort, und Lebensnymphen wohnen
  In buschiger Klüfte feucht erfrischtem Raum,
  Und sehnsuchtsvoll nach höhern Regionen
  Erhebt sich zweighaft Baum gedrängt an Baum.
  Alt-Wälder sind's! Die Eiche starret mächtig,
  Und eigensinnig zackt sich Ast an Ast;
  Der Ahorn mild, von süßem Safte trächtig,
  Steigt rein empor und spielt mit seiner Last.
  Und mütterlich im stillen Schattenkreise
  Quillt laue Milch bereit für Kind und Lamm;
  Obst ist nicht weit, der Ebnen reife Speise,
  Und Honig trieft vom ausgehöhlten Stamm.
  Hier ist das Wohlbehagen erblich,
  Die Wange heitert wie der Mund,
  Ein jeder ist an seinem Platz unsterblich:
  Sie sind zufrieden und gesund.
  Und so entwickelt sich am reinen Tage
  Zu Vaterkraft das holde Kind.
  Wir staunen drob; noch immer bleibt die Frage:
  Ob's Götter, ob es Menschen sind?
  So war Apoll den Hirten zugestaltet,
  Daß ihm der schönsten einer glich;
  Denn wo Natur im reinen Kreise waltet,
  Ergreifen alle Welten sich.
  So ist es mir, so ist es dir gelungen;
  Vergangeheit sei hinter uns getan!
  O fühle dich vom höchsten Gott entsprungen,
  Der ersten Welt gehörst du einzig an.
  Nicht feste Burg soll dich umschreiben!
  Noch zirkt in ewiger Jugendkraft
  Für uns, zu wonnevollem Bleiben,
  Arkadien in Spartas Nachbarschaft.
  Gelockt, auf sel'gem Grund zu wohnen,
  Du flüchtetest ins heiterste Geschick!
  Zur Laube wandeln sich die Thronen,
  Arkadisch frei sei unser Glück!

Szene 42

  PHORKYAS:
  Wie lange Zeit die Mädchen schlafen, weiß ich nicht;
  Ob sie sich träumen ließen, was ich hell und klar
  Vor Augen sah, ist ebenfalls mir unbekannt.
  Drum weck' ich sie. Erstaunen soll das junge Volk;
  Ihr Bärtigen auch, die ihr da drunten sitzend harrt,
  Glaubhafter Wunder Lösung endlich anzuschaun.
  Hervor! hervor! Und schüttelt eure Locken rasch!
  Schlaf aus den Augen! Blinzt nicht so und hört mich an!

  CHOR:
  Rede nur, erzähl', erzähle, was sich Wunderlichs begeben!
  Hören möchten wir am liebsten, was wir gar nicht glauben können;
  Denn wir haben Langeweile, diese Felsen anzusehn.

  PHORKYAS:
  Kaum die Augen ausgerieben, Kinder, langeweilt ihr schon?
  So vernehmt: in diesen Höhlen, diesen Grotten, diesen Lauben
  Schutz und Schirmung war verliehen, wie idyllischem Liebespaare,
  Unserm Herrn und unsrer Frauen. +

  CHOR:
  Wie, da drinnen? +

  PHORKYAS:
  Abgesondert
  Von der Welt, nur mich, die eine, riefen sie zu stillem Dienste.
  Hochgeehrt stand ich zur Seite, doch, wie es Vertrauten ziemet,
  Schaut' ich um nach etwas andrem. Wendete mich hier- und dorthin,
  Suchte Wurzeln, Moos und Rinden, kundig aller Wirksamkeiten,
  Und so blieben sie allein.

  CHOR:
  Tust du doch, als ob da drinnen ganze Weltenräume wären,
  Wald und Wiese, Bäche, Seen; welche Märchen spinnst du ab!

  PHORKYAS:
  Allerdings, ihr Unerfahrnen! das sind unerforschte Tiefen:
  Saal an Sälen, Hof an Höfen, diese spürt' ich sinnend aus.
  Doch auf einmal ein Gelächter echot in den Höhlenräumen;
  Schau' ich hin, da springt ein Knabe von der Frauen Schoß zum Manne,
  Von dem Vater zu der Mutter; das Gekose, das Getändel,
  Töriger Liebe Neckereien, Scherzgeschrei und Lustgejauchze
  Wechselnd übertäuben mich.
  Nackt, ein Genius ohne Flügel, faunenartig ohne Tierheit,
  Springt er auf den festen Boden; doch der Boden gegenwirkend
  Schnellt ihn zu der luft'gen Höhe, und im zweiten, dritten Sprunge
  Rührt er an das Hochgewölb.
  ängstlich ruft die Mutter: Springe wiederholt und nach Belieben,
  Aber hüte dich, zu fliegen, freier Flug ist dir versagt.
  Und so mahnt der treue Vater: In der Erde liegt die Schnellkraft,
  Die dich aufwärts treibt; berühre mit der Zehe nur den Boden,
  Wie der Erdensohn Antäus bist du alsobald gestärkt.
  Und so hüpft er auf die Masse dieses Felsens, von der Kante
  Zu dem andern und umher, so wie ein Ball geschlagen springt.
  Doch auf einmal in der Spalte rauher Schlucht ist er verschwunden,
  Und nun scheint er uns verloren. Mutter jammert, Vater tröstet,
  Achselzuckend steh' ich ängstlich. Doch nun wieder welch Erscheinen!
  Liegen Schätze dort verborgen? Blumenstreifige Gewande
  Hat er würdig angetan.
  Quasten schwanken von den Armen, Binden flattern um den Busen,
  In der Hand die goldne Leier, völlig wie ein kleiner Phöbus,
  Tritt er wohlgemut zur Kante, zu dem überhang; wir staunen.
  Und die Eltern vor Entzücken werfen wechselnd sich ans Herz.
  Denn wie leuchtet's ihm zu Haupten? Was erglänzt, ist schwer zu sagen,
  Ist es Goldschmuck, ist es Flamme übermächtiger Geisteskraft?
  Und so regt er sich gebärdend, sich als Knabe schon verkündend
  Künftigen Meister alles Schönen, dem die ewigen Melodien
  Durch die Glieder sich bewegen; und so werdet ihr ihn hören,
  Und so werdet ihr ihn sehn zu einzigster Bewunderung.

  CHOR:
  Nennst du ein Wunder dies,
  Kretas Erzeugte?
  Dichtend belehrendem Wort
  Hast du gelauscht wohl nimmer?
  Niemals noch gehört Ioniens,
  Nie vernommen auch Hellas'
  Urväterlicher Sagen
  Göttlich-heldenhaften Reichtum?
  Alles, was je geschieht
  Heutigen Tages,
  Trauriger Nachklang ist's
  Herrlicher Ahnherrntage;
  Nicht vergleicht sich dein Erzählen
  Dem, was liebliche Lüge,
  Glaubhaftiger als Wahrheit,
  Von dem Sohne sang der Maja.
  Diesen zierlich und kräftig doch
  Kaum geborenen Säugling
  Faltet in reinster Windeln Flaum,
  Strenget in köstlicher Wickeln Schmuck
  Klatschender Wärterinnen Schar
  Unvernünftigen Wähnens.
  Kräftig und zierlich aber zieht
  Schon der Schalk die geschmeidigen
  Doch elastischen Glieder
  Listig heraus, die purpurne,
  ängstlich drückende Schale
  Lassend ruhig an seiner Statt;
  Gleich dem fertigen Schmetterling,
  Der aus starrem Puppenzwang
  Flügel entfaltend behendig schlüpft,
  Sonnedurchstrahlten äther kühn
  Und mutwillig durchflatternd.
  So auch er, der Behendeste,
  Daß er Dieben und Schälken,
  Vorteilsuchenden allen auch
  Ewig günstiger Dämon sei,
  Dies betätigt er alsobald
  Durch gewandteste Künste.
  Schnell des Meeres Beherrscher stiehlt
  Er den Trident, ja dem Ares selbst
  Schlau das Schwert aus der Scheide;
  Bogen und Pfeil dem Phöbus auch,
  Wie dem Hephästos die Zange;
  Selber Zeus', des Vaters, Blitz
  Nähm' er, schreckt' ihn das Feuer nicht;
  Doch dem Eros siegt er ob
  In beinstellendem Ringerspiel;
  Raubt auch Cyprien, wie sie ihm kost,
  Noch vom Busen den Gürtel.

  PHORKYAS:
  Höret allerliebste Klänge,
  Macht euch schnell von Fabeln frei!
  Eurer Götter alt Gemenge,
  Laßt es hin, es ist vorbei.
  Niemand will euch mehr verstehen,
  Fordern wir doch höhern Zoll:
  Denn es muß von Herzen gehen,
  Was auf Herzen wirken soll.

  CHOR:
  Bist du, fürchterliches Wesen,
  Diesem Schmeichelton geneigt,
  Fühlen wir, als frisch genesen,
  Uns zur Tränenlust erweicht.
  Laß der Sonne Glanz verschwinden,
  Wenn es in der Seele tagt,
  Wir im eignen Herzen finden,
  Was die ganze Welt versagt.

  EUPHORION:
  Hört ihr Kindeslieder singen,
  Gleich ist's euer eigner Scherz;
  Seht ihr mich im Takte springen,
  Hüpft euch elterlich das Herz.

  HELENA:
  Liebe, menschlich zu beglücken,
  Nähert sie ein edles Zwei,
  Doch zu göttlichem Entzücken
  Bildet sie ein köstlich Drei.

  FAUST:
  Alles ist sodann gefunden:
  Ich bin dein, und du bist mein;
  Und so stehen wir verbunden,
  Dürft' es doch nicht anders sein!

  CHOR:
  Wohlgefallen vieler Jahre
  In des Knaben mildem Schein
  Sammelt sich auf diesem Paare.
  O, wie rührt mich der Verein!

  EUPHORION:
  Nun laßt mich hüpfen,
  Nun laßt mich springen!
  Zu allen Lüften
  Hinaufzudringen,
  Ist mir Begierde,
  Sie faßt mich schon.

  FAUST:
  Nur mäßig! mäßig!
  Nicht ins Verwegne,
  Daß Sturz und Unfall
  Dir nicht begegne,
  Zugrund uns richte
  Der teure Sohn!

  EUPHORION:
  Ich will nicht länger
  Am Boden stocken;
  Laßt meine Hände,
  Laßt meine Locken,
  Laßt meine Kleider!
  Sie sind ja mein.

  HELENA:
  O denk! o denke,
  Wem du gehörest!
  Wie es uns kränke,
  Wie du zerstörest
  Das schön errungene
  Mein, Dein und Sein.

  CHOR:
  Bald löst, ich fürchte,
  Sich der Verein!

  HELENA UND FAUST:
  Bändige! bändige
  Eltern zuliebe
  überlebendige,
  Heftige Triebe!
  Ländlich im stillen
  Ziere den Plan.

  EUPHORION:
  Nur euch zu Willen
  Halt' ich mich an.
  Leichter umschweb' ich hie
  Muntres Geschlecht.
  Ist nun die Melodie,
  Ist die Bewegung recht?

  HELENA:
  Ja, das ist wohlgetan;
  Führe die Schönen an
  Künstlichem Reihn.

  FAUST:
  Wäre das doch vorbei!
  Mich kann die Gaukelei
  Gar nicht erfreun.

  CHOR:
  Wenn du der Arme Paar
  Lieblich bewegest,
  Im Glanz dein lockig Haar
  Schüttelnd erregest,
  Wenn dir der Fuß so leicht
  über die Erde schleicht,
  Dort und da wieder hin
  Glieder um Glied sich ziehn,
  Hast du dein Ziel erreicht,
  Liebliches Kind;
  All' unsre Herzen sind
  All' dir geneigt.

  EUPHORION:
  Ihr seid so viele
  Leichtfüßige Rehe;
  Zu neuem Spiele
  Frisch aus der Nähe!
  Ich bin der Jäger,
  ihr seid das Wild.

  CHOR:
  Willst du uns fangen,
  Sei nicht behende,
  Denn wir verlangen
  Doch nur am Ende,
  Dich zu umarmen,
  Du schönes Bild!

  EUPHORION:
  Nur durch die Haine!
  Zu Stock und Steine!
  Das leicht Errungene,
  Das widert mir,
  Nur das Erzwungene
  Ergetzt mich schier.

  HELENA UND FAUST:
  Welch ein Mutwill'! welch ein Rasen!
  Keine Mäßigung ist zu hoffen.
  Klingt es doch wie Hörnerblasen
  über Tal und Wälder dröhnend;
  Welch ein Unfug! welch Geschrei!

  CHOR:
  Uns ist er vorbeigelaufen;
  Mit Verachtung uns verhöhnend,
  schleppt er von dem ganzen Haufen
  Nun die Wildeste herbei.

  EUPHORION:
  Schlepp' ich her die derbe Kleine
  Zu erzwungenem Genusse;
  Mir zur Wonne, mir zur Lust
  Drück' ich widerspenstige Brust,
  Küss' ich widerwärtigen Mund,
  Tue Kraft und Willen kund.

  MÄDCHEN:
  Laß mich los! In dieser Hülle
  Ist auch Geistes Mut und Kraft;
  Deinem gleich ist unser Wille
  Nicht so leicht hinweggerafft.
  Glaubst du wohl mich im Gedränge?
  Deinem Arm vertraust du viel!
  Halte fest, und ich versenge
  Dich, den Toren, mir zum Spiel.
  Folge mir in leichte Lüfte,
  Folge mir in starre Grüfte,
  Hasche das verschwundne Ziel!

  EUPHORION:
  Felsengedränge hier
  Zwischen dem Waldgebüsch,
  Was soll die Enge mir,
  Bin ich doch jung und frisch.
  Winde, sie sausen ja,
  Wellen, sie brausen da;
  Hör' ich doch beides fern,
  Nah wär' ich gern.

  HELENA, FAUST UND CHOR:
  Wolltest du den Gemsen gleichen?
  Vor dem Falle muß uns graun.

  EUPHORION:
  Immer höher muß ich steigen,
  Immer weiter muß ich schaun.
  Weiß ich nun, wo ich bin!
  Mitten der Insel drin,
  Mitten in Pelops' Land,
  Erde—wie seeverwandt.

  CHOR:
  Magst nicht in Berg und Wald
  Friedlich verweilen?
  Suchen wir alsobald
  Reben in Zeilen,
  Reben am Hügelrand,
  Feigen und Apfelgold.
  Ach in dem holden Land
  Bleibe du hold!

  EUPHORION:
  Träumt ihr den Friedenstag?
  Träume, wer träumen mag.
  Krieg! ist das Losungswort.
  Sieg! und so klingt es fort.

  CHOR:
  Wer im Frieden
  Wünschet sich Krieg zurück,
  Der ist geschieden
  Vom Hoffnungsglück.

  EUPHORION:
  Welche dies Land gebar
  Aus Gefahr in Gefahr,
  Frei, unbegrenzten Muts,
  Verschwendrisch eignen Bluts,
  Den nicht zu dämpfenden
  Heiligen Sinn—
  Alle den Kämpfenden
  Bring' es Gewinn!

  CHOR:
  Seht hinauf, wie hoch gestiegen!
  Und er scheint uns doch nicht klein:
  Wie im Harnisch, wie zum Siegen,
  Wie von Erz und Stahl der Schein.

  EUPHORION:
  Keine Wälle, keine Mauern,
  Jeder nur sich selbst bewußt;
  Feste Burg, um auszudauern,
  Ist des Mannes ehrne Brust.
  Wollt ihr unerobert wohnen,
  Leicht bewaffnet rasch ins Feld;
  Frauen werden Amazonen
  Und ein jedes Kind ein Held.

  CHOR:
  Heilige Poesie,
  Himmelan steige sie!
  Glänze, der schönste Stern,
  Fern und so weiter fern!
  Und sie erreicht uns doch
  Immer, man hört sie noch,
  Vernimmt sie gern.

  EUPHORION:
  Nein, nicht ein Kind bin ich erschienen,
  In Waffen kommt der Jüngling an;
  Gesellt zu Starken, Freien, Kühnen,
  Hat er im Geiste schon getan.
  Nun fort!
  Nun dort
  Eröffnet sich zum Ruhm die Bahn.

  HELENA UND FAUST:
  Kaum ins Leben eingerufen,
  Heitrem Tag gegeben kaum,
  Sehnest du von Schwindelstufen
  Dich zu schmerzenvollem Raum.
  Sind denn wir
  Gar nichts dir?
  Ist der holde Bund ein Traum?

  EUPHORION:
  Und hört ihr donnern auf dem Meere?
  Dort widerdonnern Tal um Tal,
  In Staub und Wellen, Heer dem Heere,
  In Drang um Drang, zu Schmerz und Qual.
  Und der Tod
  Ist Gebot,
  Das versteht sich nun einmal.

  HELENA, FAUST UND CHOR:
  Welch Entsetzen! welches Grauen!
  Ist der Tod denn dir Gebot?

  EUPHORION:
  Sollt' ich aus der Ferne schauen?
  Nein! ich teile Sorg' und Not.

  DIE VORIGEN:
  Übermut und Gefahr,
  Tödliches Los!

  EUPHORION:
  Doch!—und ein Flügelpaar
  Faltet sich los!
  Dorthin! Ich muß! ich muß!
  Gönnt mir den Flug!

  CHOR:
  Ikarus! Ikarus!
  Jammer genug.

  HELENA UND FAUST:
  Der Freude folgt sogleich
  Grimmige Pein.

  EUPHORIONS STIMME:
  Laß mich im düstern Reich,
  Mutter, mich nicht allein!

  CHOR:
  Nicht allein!—wo du auch weilest,
  Denn wir glauben dich zu kennen;
  Ach! wenn du dem Tag enteilest,
  Wird kein Herz von dir sich trennen.
  Wüßten wir doch kaum zu klagen,
  Neidend singen wir dein Los:
  Dir in klar- und trüben Tagen
  Lied und Mut war schön und groß.
  Ach! zum Erdenglück geboren,
  Hoher Ahnen, großer Kraft,
  Leider früh dir selbst verloren,
  Jugendblüte weggerafft!
  Scharfer Blick, die Welt zu schauen,
  Mitsinn jedem Herzensdrang,
  Liebesglut der besten Frauen
  Und ein eigenster Gesang.
  Doch du ranntest unaufhaltsam
  Frei ins willenlose Netz,
  So entzweitest du gewaltsam
  dich mit Sitte, mit Gesetz;
  Doch zuletzt das höchste Sinnen
  Gab dem reinen Mut Gewicht,
  Wolltest Herrliches gewinnen,
  Aber es gelang dir nicht.
  Wem gelingt es?—Trübe Frage,
  Der das Schicksal sich vermummt,
  Wenn am unglückseligsten Tage
  Blutend alles Volk verstummt.
  Doch erfrischet neue Lieder,
  Steht nicht länger tief gebeugt:
  Denn der Boden zeugt sie wieder,
  Wie von je er sie gezeugt.

  HELENA:
  Ein altes Wort bewährt sich leider auch an mir:
  Daß Glück und Schönheit dauerhaft sich nicht vereint.
  Zerrissen ist des Lebens wie der Liebe Band;
  Bejammernd beide, sag' ich schmerzlich Lebewohl
  Und werfe mich noch einmal in die Arme dir.
  Persephoneia, nimm den Knaben auf und mich!

  PHORKYAS:
  Halte fest, was dir von allem übrigblieb.
  Das Kleid, laß es nicht los. Da zupfen schon
  Dämonen an den Zipfeln, möchten gern
  Zur Unterwelt es reißen. Halte fest!
  Die Göttin ist's nicht mehr, die du verlorst,
  Doch göttlich ist's. Bediene dich der hohen,
  Unschätzbaren Gunst und hebe dich empor:
  Es trägt dich über alles Gemeine rasch
  Am äther hin, so lange du dauern kannst.
  Wir sehn uns wieder, weit, gar weit von hier.

  PHORKYAS:
  Noch immer glücklich aufgefunden!
  Die Flamme freilich ist verschwunden,
  Doch ist mir um die Welt nicht leid.
  Hier bleibt genug, Poeten einzuweihen,
  Zu stiften Gild- und Handwerksneid;
  Und kann ich die Talente nicht verleihen,
  Verborg' ich wenigstens das Kleid.

  PANTHALIS:
  Nun eilig, Mädchen! Sind wir doch den Zauber los,
  Der alt-thessalischen Vettel wüsten Geisteszwang,
  So des Geklimpers vielverworrner Töne Rausch,
  Das Ohr verwirrend, schlimmer noch den innern Sinn.
  Hinab zum Hades! Eilte doch die Königin
  Mit ernstem Gang hinunter. Ihrer Sohle sei
  Unmittelbar getreuer Mägde Schritt gefügt.
  Wir finden sie am Throne der Unerforschlichen.

  CHOR:
  Königinnen freilich, überall sind sie gern;
  Auch im Hades stehen sie obenan,
  Stolz zu ihresgleichen gesellt,
  Mit Persephonen innigst vertraut;
  Aber wir im Hintergrunde
  Tiefer Asphodelos-Wiesen,
  Langgestreckten Pappeln,
  Unfruchtbaren Weiden zugesellt,
  Welchen Zeitvertreib haben wir?
  Fledermausgleich zu piepsen,
  Geflüster, unerfreulich, gespenstig.

  PANTHALIS:
  Wer keinen Namen sich erwarb noch Edles will,
  Gehört den Elementen an; so fahret hin!
  Mit meiner Königin zu sein, verlangt mich heiß;
  Nicht nur Verdienst, auch Treue wahrt uns die Person.

  ALLE:
  Zurückgegeben sind wir dem Tageslicht,
  Zwar Personen nicht mehr,
  Das fühlen, das wissen wir,
  Aber zum Hades kehren wir nimmer.
  Ewig lebendige Natur
  Macht auf uns Geister,
  Wir auf sie vollgültigen Anspruch.

  EIN TEIL DES CHORES:
  Wir in dieser tausend äste Flüsterzittern, Säuselschweben
  Reizen tändelnd, locken leise wurzelauf des Lebens Quellen
  Nach den Zweigen; bald mit Blättern, bald mit Blüten überschwenglich
  Zieren wir die Flatterhaare frei zu luftigem Gedeihn.
  Fällt die Frucht, sogleich versammeln lebenslustig Volk und Herden
  Sich zum Greifen, sich zum Naschen, eilig kommend, emsig drängend;
  Und wie vor den ersten Göttern bückt sich alles um uns her.

  EIN ANDRER TEIL:
  Wir, an dieser Felsenwände weithinleuchtend glatten Spiegel
  Schmiegen wir, in sanften Wellen uns bewegend, schmeichelnd an;
  Horchen, lauschen jedem Laute, Vogelsängen, Röhrigflöten,
  Sei es Pans furchtbarer Stimme, Antwort ist sogleich bereit;
  Säuselt's, säuseln wir erwidernd, donnert's, rollen unsre Donner
  In erschütterndem Verdoppeln, dreifach, zehnfach hintennach.

  EIN DRITTER TEIL:
  Schwestern! Wir, bewegtern Sinnes, eilen mit den Bächen weiter;
  Denn es reizen jener Ferne reichgeschmückte Hügelzüge.
  Immer abwärts, immer tiefer wässern wir, mäandrisch wallend,
  Jetzt die Wiese, dann die Matten, gleich den Garten um das Haus.
  Dort bezeichnen's der Zypressen schlanke Wipfel, über Landschaft,
  Uferzug und Wellenspiegel nach dem äther steigende.

  EIN VIERTER TEIL:
  Wallt ihr andern, wo's beliebet; wir umzingeln, wir umrauschen
  Den durchaus bepflanzten Hügel, wo am Stab die Rebe grünt;
  Dort zu aller Tage Stunden läßt die Leidenschaft des Winzers
  Uns des liebevollsten Fleißes zweifelhaft Gelingen sehn.
  Bald mit Hacke, bald mit Spaten, bald mit Häufeln, Schneiden, Binden
  Betet er zu allen Göttern, fördersamst zum Sonnengott.
  Bacchus kümmert sich, der Weichling, wenig um den treuen Diener,
  Ruht in Lauben, lehnt in Höhlen, faselnd mit dem jüngsten Faun.
  Was zu seiner Träumereien halbem Rausch er je bedurfte,
  Immer bleibt es ihm in Schläuchen, ihm in Krügen und Gefäßen,
  Rechts und links der kühlen Grüfte, ewige Zeiten aufbewahrt.
  Haben aber alle Götter, hat nun Helios vor allen,
  Lüftend, feuchtend, wärmend, glutend, Beeren-Füllhorn aufgehäuft,
  Wo der stille Winzer wirkte, dort auf einmal wird's lebendig,
  Und es rauscht in jedem Laube, raschelt um von Stock zu Stock.
  Körbe knarren, Eimer klappern, Tragebutten ächzen hin,
  Alles nach der großen Kufe zu der Keltrer kräft'gem Tanz;
  Und so wird die heilige Fülle reingeborner saftiger Beeren
  Frech zertreten, schäumend, sprühend mischt sich's, widerlich zerquetscht.
  Und nun gellt ins Ohr der Zimbeln mit der Becken Erzgetöne,
  Denn es hat sich Dionysos aus Mysterien enthüllt;
  Kommt hervor mit Ziegenfüßlern, schwenkend Ziegenfüßlerinnen,
  Und dazwischen schreit unbändig grell Silenus' öhrig Tier.
  Nichts geschont! Gespaltne Klauen treten alle Sitte nieder,
  Alle Sinne wirbeln taumlich, gräßlich übertäubt das Ohr.
  Nach der Schale tappen Trunkne, überfüllt sind Kopf und Wänste,
  Sorglich ist noch ein und andrer, doch vermehrt er die Tumulte,
  Denn um neuen Most zu bergen, leert man rasch den alten Schlauch!

4. Akt—Hochgebirg

  FAUST:
  Der Einsamkeiten tiefste schauend unter meinem Fuß,
  Betret' ich wohlbedächtig dieser Gipfel Saum,
  Entlassend meiner Wolke Tragewerk, die mich sanft
  An klaren Tagen über Land und Meer geführt.
  Sie löst sich langsam, nicht zerstiebend, von mir ab.
  Nach Osten strebt die Masse mit geballtem Zug,
  Ihr strebt das Auge staunend in Bewundrung nach.
  Sie teilt sich wandelnd, wogenhaft, veränderlich.
  Doch will sich's modeln.—Ja! das Auge trügt mich nicht!—
  Auf sonnbeglänzten Pfühlen herrlich hingestreckt,
  Zwar riesenhaft, ein göttergleiches Fraungebild,
  Ich seh's! Junonen ähnlich, Leda'n, Helenen,
  Wie majestätisch lieblich mir's im Auge schwankt.
  Ach! schon verrückt sich's! Formlos breit und aufgetürmt
  Ruht es in Osten, fernen Eisgebirgen gleich,
  Und spiegelt blendend flücht'ger Tage großen Sinn.
  Doch mir umschwebt ein zarter lichter Nebelstreif
  Noch Brust und Stirn, erheiternd, kühl und schmeichelhaft.
  Nun steigt es leicht und zaudernd hoch und höher auf,
  Fügt sich zusammen.—Täuscht mich ein entzückend Bild,
  Als jugenderstes, längstentbehrtes höchstes Gut?
  Des tiefsten Herzens frühste Schätze quellen auf:
  Aurorens Liebe, leichten Schwung bezeichnet's mir,
  Den schnellempfundnen, ersten, kaum verstandnen Blick,
  Der, festgehalten, überglänzte jeden Schatz.
  Wie Seelenschönheit steigert sich die holde Form,
  Löst sich nicht auf, erhebt sich in den äther hin
  Und zieht das Beste meines Innern mit sich fort.

  MEPHISTOPHELES:
  Das heiß' ich endlich vorgeschritten!
  Nun aber sag, was fällt dir ein?
  Steigst ab in solcher Greuel Mitten,
  Im gräßlich gähnenden Gestein?
  Ich kenn' es wohl, doch nicht an dieser Stelle,
  Denn eigentlich war das der Grund der Hölle.

  FAUST:
  Es fehlt dir nie an närrischen Legenden;
  Fängst wieder an, dergleichen auszuspenden.

  MEPHISTOPHELES:
  Als Gott der Herr—ich weiß auch wohl, warum—
  Uns aus der Luft in tiefste Tiefen bannte,
  Da, wo zentralisch glühend, um und um,
  Ein ewig Feuer flammend sich durchbrannte,
  Wir fanden uns bei allzugroßer Hellung
  In sehr gedrängter, unbequemer Stellung.
  Die Teufel fingen sämtlich an zu husten,
  Von oben und von unten auszupusten;
  Die Hölle schwoll von Schwefelstank und—säure,
  Das gab ein Gas! Das ging ins Ungeheure,
  So daß gar bald der Länder flache Kruste,
  So dick sie war, zerkrachend bersten mußte.
  Nun haben wir's an einem andern Zipfel,
  Was ehmals Grund war, ist nun Gipfel.
  Sie gründen auch hierauf die rechten Lehren,
  Das Unterste ins Oberste zu kehren.
  Denn wir entrannen knechtisch-heißer Gruft
  Ins übermaß der Herrschaft freier Luft.
  Ein offenbar Geheimnis, wohl verwahrt,
  Und wird nur spät den Völkern offenbart.((ephes. 6,12))

  FAUST:
  Gebirgesmasse bleibt mir edel-stumm,
  Ich frage nicht woher und nicht warum.
  Als die Natur sich in sich selbst gegründet,
  Da hat sie rein den Erdball abgeründet,
  Der Gipfel sich, der Schluchten sich erfreut
  Und Fels an Fels und Berg an Berg gereiht,
  Die Hügel dann bequem hinabgebildet,
  Mit sanftem Zug sie in das Tal gemildet.
  Da grünt's und wächst's, und um sich zu erfreuen,
  Bedarf sie nicht der tollen Strudeleien.

  MEPHISTOPHELES:
  Das sprecht Ihr so! Das scheint Euch sonnenklar;
  Doch weiß es anders, der zugegen war.
  Ich war dabei, als noch da drunten siedend
  Der Abgrund schwoll und strömend Flammen trug;
  Als Molochs Hammer, Fels an Felsen schmiedend,
  Gebirgestrümmer in die Ferne schlug.
  Noch starrt das Land von fremden Zentnermassen;
  Wer gibt Erklärung solcher Schleudermacht?
  Der Philosoph, er weiß es nicht zu fassen,
  Da liegt der Fels, man muß ihn liegen lassen,
  Zuschanden haben wir uns schon gedacht.—
  Das treu-gemeine Volk allein begreift
  Und läßt sich im Begriff nicht stören;
  Ihm ist die Weisheit längst gereift:
  Ein Wunder ist's, der Satan kommt zu Ehren.
  Mein Wandrer hinkt an seiner Glaubenskrücke
  Zum Teufelsstein, zur Teufelsbrücke.

  FAUST:
  Es ist doch auch bemerkenswert zu achten,
  Zu sehn, wie Teufel die Natur betrachten.

  MEPHISTOPHELES:
  Was geht mich's an! Natur sei, wie sie sei!
  's ist Ehrenpunkt: der Teufel war dabei!
  Wir sind die Leute, Großes zu erreichen;
  Tumult, Gewalt und Unsinn! sieh das Zeichen!—
  Doch, daß ich endlich ganz verständlich spreche,
  Gefiel dir nichts an unsrer Oberfläche?
  Du übersahst, in ungemeßnen Weiten,
  Die Reiche der Welt und ihre Herrlichkeiten. ((matth. 4))
  Doch, ungenügsam, wie du bist,
  Empfandest du wohl kein Gelüst?

  FAUST:
  Und doch! ein Großes zog mich an.
  Errate! +

  MEPHISTOPHELES:
  Das ist bald getan.
  Ich suchte mir so eine Hauptstadt aus,
  Im Kerne Bürger-Nahrungs-Graus,
  Krummenge Gäßchen, spitze Giebeln,
  Beschränkten Markt, Kohl, Rüben, Zwiebeln;
  Fleischbänke, wo die Schmeißen hausen,
  Die fetten Braten anzuschmausen;
  Da findest du zu jeder Zeit
  Gewiß Gestank und Tätigkeit.
  Dann weite Plätze, breite Straßen,
  Vornehmen Schein sich anzumaßen;
  Und endlich, wo kein Tor beschränkt,
  Vorstädte grenzenlos verlängt.
  Da freut' ich mich an Rollekutschen,
  Am lärmigen Hin- und Widerrutschen,
  Am ewigen Hin- und Widerlaufen
  Zerstreuter Ameis-Wimmelhaufen.
  Und wenn ich führe, wenn ich ritte,
  Erschien' ich immer ihre Mitte,
  Von Hunderttausenden verehrt.

  FAUST:
  Das kann mich nicht zufriedenstellen.
  Man freut sich, daß das Volk sich mehrt,
  Nach seiner Art behaglich nährt,
  Sogar sich bildet, sich belehrt—
  Und man erzieht sich nur Rebellen.

  MEPHISTOPHELES:
  Dann baut' ich, grandios, mir selbst bewußt,
  Am lustigen Ort ein Schloß zur Lust.
  Wald, Hügel, Flächen, Wiesen, Feld
  Zum Garten prächtig umbestellt.
  Vor grünen Wänden Sammetmatten,
  Schnurwege, kunstgerechte Schatten,
  Kaskadensturz, durch Fels zu Fels gepaart,
  Und Wasserstrahlen aller Art;
  Ehrwürdig steigt es dort, doch an den Seiten
  Da zischt's und pißt's in tausend Kleinigkeiten.
  Dann aber ließ ich allerschönsten Frauen
  Vertraut-bequeme Häuslein bauen;
  Verbrächte da grenzenlose Zeit
  In allerliebst-geselliger Einsamkeit.
  Ich sage Fraun; denn ein für allemal
  Denk' ich die Schönen im Plural.

  FAUST:
  Schlecht und modern! Sardanapal!

  MEPHISTOPHELES:
  Errät man wohl, wornach du strebtest?
  Es war gewiß erhaben kühn.
  Der du dem Mond um so viel näher schwebtest,
  Dich zog wohl deine Sucht dahin?

  FAUST:
  Mit nichten! dieser Erdenkreis
  Gewährt noch Raum zu großen Taten.
  Erstaunenswürdiges soll geraten,
  Ich fühle Kraft zu kühnem Fleiß.

  MEPHISTOPHELES:
  Und also willst du Ruhm verdienen?
  Man merkt's, du kommst von Heroinen.

  FAUST:
  Herrschaft gewinn' ich, Eigentum!
  Die Tat ist alles, nichts der Ruhm.

  MEPHISTOPHELES:
  Doch werden sich Poeten finden,
  Der Nachwelt deinen Glanz zu künden,
  Durch Torheit Torheit zu entzünden.

  FAUST:
  Von allem ist dir nichts gewährt.
  Was weißt du, was der Mensch begehrt?
  Dein widrig Wesen, bitter, scharf,
  Was weiß es, was der Mensch bedarf?

  MEPHISTOPHELES:
  Geschehe denn nach deinem Willen!
  Vertraue mir den Umfang deiner Grillen.

  FAUST:
  Mein Auge war aufs hohe Meer gezogen;
  Es schwoll empor, sich in sich selbst zu türmen,
  Dann ließ es nach und schüttete die Wogen,
  Des flachen Ufers Breite zu bestürmen.
  Und das verdroß mich; wie der übermut
  Den freien Geist, der alle Rechte schätzt,
  Durch leidenschaftlich aufgeregtes Blut
  Ins Mißbehagen des Gefühls versetzt.
  Ich hielt's für Zufall, schärfte meinen Blick:
  Die Woge stand und rollte dann zurück,
  Entfernte sich vom stolz erreichten Ziel;
  Die Stunde kommt, sie wiederholt das Spiel.

  MEPHISTOPHELES:
  Da ist für mich nichts Neues zu erfahren,
  Das kenn' ich schon seit hunderttausend Jahren.

  FAUST:
  Sie schleicht heran, an abertausend Enden,
  Unfruchtbar selbst, Unfruchtbarkeit zu spenden;
  Nun schwillt's und wächst und rollt und überzieht
  Der wüsten Strecke widerlich Gebiet.
  Da herrschet Well' auf Welle kraftbegeistet,
  Zieht sich zurück, und es ist nichts geleistet,
  Was zur Verzweiflung mich beängstigen könnte!
  Zwecklose Kraft unbändiger Elemente!
  Da wagt mein Geist, sich selbst zu überfliegen;
  Hier möcht' ich kämpfen, dies möcht' ich besiegen.
  Und es ist möglich!—Flutend wie sie sei,
  An jedem Hügel schmiegt sie sich vorbei;
  Sie mag sich noch so übermütig regen,
  Geringe Höhe ragt ihr stolz entgegen,
  Geringe Tiefe zieht sie mächtig an.
  Da faßt' ich schnell im Geiste Plan auf Plan:
  Erlange dir das köstliche Genießen,
  Das herrische Meer vom Ufer auszuschließen,
  Der feuchten Breite Grenzen zu verengen
  Und, weit hinein, sie in sich selbst zu drängen.
  Von Schritt zu Schritt wußt' ich mir's zu erörtern;
  Das ist mein Wunsch, den wage zu befördern!

  MEPHISTOPHELES:
  Wie leicht ist das! Hörst du die Trommeln fern?

  FAUST:
  Schon wieder Krieg! der Kluge hört's nicht gern.

  MEPHISTOPHELES:
  Krieg oder Frieden. Klug ist das Bemühen,
  Zu seinem Vorteil etwas auszuziehen.
  Man paßt, man merkt auf jedes günstige Nu.
  Gelegenheit ist da, nun, Fauste, greife zu!

  FAUST:
  Mit solchem Rätselkram verschone mich!
  Und kurz und gut, was soll's? Erkläre dich.

  MEPHISTOPHELES:
  Auf meinem Zuge blieb mir nicht verborgen:
  Der gute Kaiser schwebt in großen Sorgen.
  Du kennst ihn ja. Als wir ihn unterhielten,
  Ihm falschen Reichtum in die Hände spielten,
  Da war die ganze Welt ihm feil.
  Denn jung ward ihm der Thron zuteil,
  Und ihm beliebt' es, falsch zu schließen,
  Es könne wohl zusammengehn
  Und sei recht wünschenswert und schön:
  Regieren und zugleich genießen.

  FAUST:
  Ein großer Irrtum. Wer befehlen soll,
  Muß im Befehlen Seligkeit empfinden.
  Ihm ist die Brust von hohem Willen voll,
  Doch was er will, es darf's kein Mensch ergründen.
  Was er den Treusten in das Ohr geraunt,
  Es ist getan, und alle Welt erstaunt.
  So wird er stets der Allerhöchste sein,
  Der Würdigste—; Genießen macht gemein.

  MEPHISTOPHELES:
  So ist er nicht. Er selbst genoß, und wie!
  Indes zerfiel das Reich in Anarchie,
  Wo groß und klein sich kreuz und quer befehdeten
  Und Brüder sich vertrieben, töteten,
  Burg gegen Burg, Stadt gegen Stadt,
  Zunft gegen Adel Fehde hat,
  Der Bischof mit Kapitel und Gemeinde;
  Was sich nur ansah, waren Feinde.
  In Kirchen Mord und Totschlag, vor den Toren
  Ist jeder Kauf- und Wandersmann verloren.
  Und allen wuchs die Kühnheit nicht gering;
  Denn leben hieß sich wehren.—Nun, das ging.

  FAUST:
  Es ging—es hinkte, fiel, stand wieder auf,
  Dann überschlug sich's, rollte plump zuhauf.

  MEPHISTOPHELES:
  Und solchen Zustand durfte niemand schelten,
  Ein jeder konnte, jeder wollte gelten.
  Der Kleinste selbst, er galt für voll.
  Doch war's zuletzt den Besten allzutoll.
  Die Tüchtigen, sie standen auf mit Kraft
  Und sagten: Herr ist, der uns Ruhe schafft.
  Der Kaiser kann's nicht, will's nicht—laßt uns wählen,
  Den neuen Kaiser neu das Reich beseelen,
  Indem er jeden sicher stellt,
  In einer frisch geschaffnen Welt
  Fried' und Gerechtigkeit vermählen.

  FAUST:
  Das klingt sehr pfäffisch. +

  MEPHISTOPHELES:
  Pfaffen waren's auch,
  Sie sicherten den wohlgenährten Bauch.
  Sie waren mehr als andere beteiligt.
  Der Aufruhr schwoll, der Aufruhr ward geheiligt;
  Und unser Kaiser, den wir froh gemacht,
  Zieht sich hieher, vielleicht zur letzten Schlacht.

  FAUST:
  Er jammert mich; er war so gut und offen.

  MEPHISTOPHELES:
  Komm, sehn wir zu! der Lebende soll hoffen.
  Befrein wir ihn aus diesem engen Tale!
  Einmal gerettet, ist's für tausend Male.
  Wer weiß, wie noch die Würfel fallen?
  Und hat er Glück, so hat er auch Vasallen.

  MEPHISTOPHELES:
  Die Stellung, seh' ich, gut ist sie genommen;
  Wir treten zu, dann ist der Sieg vollkommen.

  FAUST:
  Was kann da zu erwarten sein?
  Trug! Zauberblendwerk! Hohler Schein.

  MEPHISTOPHELES:
  Kriegslist, um Schlachten zu gewinnen!
  Befestige dich bei großen Sinnen,
  Indem du deinen Zweck bedenkst.
  Erhalten wir dem Kaiser Thron und Lande,
  So kniest du nieder und empfängst
  Die Lehn von grenzenlosem Strande.

  FAUST:
  Schon manches hast du durchgemacht,
  Nun, so gewinn auch eine Schlacht!

  MEPHISTOPHELES:
  Nein, du gewinnst sie! Diesesmal
  Bist du der Obergeneral.

  FAUST:
  Das wäre mir die rechte Höhe,
  Da zu befehlen, wo ich nichts verstehe!

  MEPHISTOPHELES:
  Laß du den Generalstab sorgen,
  Und der Feldmarschall ist geborgen.
  Kriegsunrat hab' ich längst verspürt,
  Den Kriegsrat gleich voraus formiert
  Aus Urgebirgs Urmenschenkraft;
  Wohl dem, der sie zusammenrafft.

  FAUST:
  Was seh' ich dort, was Waffen trägt?
  Hast du das Bergvolk aufgeregt?

  MEPHISTOPHELES:
  Nein! aber, gleich Herrn Peter Squenz,
  Vom ganzen Praß die Quintessenz.

  MEPHISTOPHELES:
  Da kommen meine Bursche ja!
  Du siehst, von sehr verschiednen Jahren,
  Verschiednem Kleid und Rüstung sind sie da;
  Du wirst nicht schlecht mit ihnen fahren.
  Es liebt sich jetzt ein jedes Kind
  Den Harnisch und den Ritterkragen;
  Und, allegorisch wie die Lumpe sind,
  Sie werden nur um desto mehr behagen.

  RAUFEBOLD:
  Wenn einer mir ins Auge sieht,
  Werd' ich ihm mit der Faust gleich in die Fresse fahren,
  Und eine Memme, wenn sie flieht,
  Fass' ich bei ihren letzten Haaren.

  HABEBALD:
  So leere Händel, das sind Possen,
  Damit verdirbt man seinen Tag;
  Im Nehmen sei nur unverdrossen,
  Nach allem andern frag' hernach.

  HALTEFEST:
  Damit ist auch nicht viel gewonnen!
  Bald ist ein großes Gut zerronnen,
  Es rauscht im Lebensstrom hinab.
  Zwar nehmen ist recht gut, doch besser ist's, behalten;
  Laß du den grauen Kerl nur walten,
  Und niemand nimmt dir etwas ab.

Auf dem Vorgebirg

  obergeneral
  Noch immer scheint der Vorsatz wohlerwogen,
  Daß wir in dies gelegene Tal
  Das ganze Heer gedrängt zurückgezogen;
  Ich hoffe fest, uns glückt die Wahl.

  KAISER:
  Wie es nun geht, es muß sich zeigen;
  Doch mich verdrießt die halbe Flucht, das Weichen.

  OBERGENERAL:
  Schau hier, mein Fürst, auf unsre rechte Flanke!
  Solch ein Terrain wünscht sich der Kriegsgedanke:
  Nicht steil die Hügel, doch nicht allzu gänglich,
  Den Unsern vorteilhaft, dem Feind verfänglich;
  Wir, halb versteckt, auf wellenförmigem Plan;
  Die Reiterei, sie wagt sich nicht heran.

  KAISER:
  Mir bleibt nichts übrig, als zu loben;
  Hier kann sich Arm und Brust erproben.

  OBERGENERAL:
  Hier, auf der Mittelwiese flachen Räumlichkeiten,
  Siehst du den Phalanx, wohlgemut zu streiten.
  Die Piken blinken flimmernd in der Luft,
  Im Sonnenglanz, durch Morgennebelduft.
  Wie dunkel wogt das mächtige Quadrat!
  Zu Tausenden glüht's hier auf große Tat.
  Du kannst daran die Masse Kraft erkennen,
  Ich trau' ihr zu, der Feinde Kraft zu trennen.

  KAISER:
  Den schönen Blick hab' ich zum erstenmal.
  Ein solches Heer gilt für die Doppelzahl.

  OBERGENERAL:
  Von unsrer Linken hab' ich nichts zu melden,
  Den starren Fels besetzen wackere Helden,
  Das Steingeklipp, das jetzt von Waffen blitzt,
  Den wichtigen Paß der engen Klause schützt.
  Ich ahne schon, hier scheitern Feindeskräfte
  Unvorgesehn im blutigen Geschäfte.

  KAISER:
  Dort ziehn sie her, die falschen Anverwandten,
  Wie sie mich Oheim, Vetter, Bruder nannten,
  Sich immer mehr und wieder mehr erlaubten,
  Dem Zepter Kraft, dem Thron Verehrung raubten,
  Dann, unter sich entzweit, das Reich verheerten
  Und nun gesamt sich gegen mich empörten.
  Die Menge schwankt im ungewissen Geist,
  Dann strömt sie nach, wohin der Strom sie reißt.

  OBERGENERAL:
  Ein treuer Mann, auf Kundschaft ausgeschickt,
  Kommt eilig felsenab; sei's ihm geglückt!

  ERSTER KUNDSCHAFTER:
  Glücklich ist sie uns gelungen,
  Listig, mutig, unsre Kunst,
  Daß wir hin und her gedrungen;
  Doch wir bringen wenig Gunst.
  Viele schwören reine Huldigung
  Dir, wie manche treue Schar;
  Doch Untätigkeits-Entschuldigung:
  Innere Gärung, Volksgefahr.

  KAISER:
  Sich selbst erhalten bleibt der Selbstsucht Lehre,
  Nicht Dankbarkeit und Neigung, Pflicht und Ehre.
  Bedenkt ihr nicht, wenn eure Rechnung voll,
  Daß Nachbars Hausbrand euch verzehren soll?

  OBERGENERAL:
  Der zweite kommt, nur langsam steigt er nieder,
  Dem müden Manne zittern alle Glieder.

  ZWEITER KUNDSCHAFTER:
  Erst gewahrten wir vergnüglich
  Wilden Wesens irren Lauf;
  Unerwartet, unverzüglich
  Trat ein neuer Kaiser auf.
  Und auf vorgeschriebnen Bahnen
  Zieht die Menge durch die Flur;
  Den entrollten Lügenfahnen
  Folgen alle.—Schafsnatur!

  KAISER:
  Ein Gegenkaiser kommt mir zum Gewinn:
  Nun fühl' ich erst, daß ich der Kaiser bin.
  Nur als Soldat legt' ich den Harnisch an,
  Zu höherm Zweck ist er nun umgetan.
  Bei jedem Fest, wenn's noch so glänzend war,
  Nichts ward vermißt, mir fehlte die Gefahr.
  Wie ihr auch seid, zum Ringspiel rietet ihr,
  Mir schlug das Herz, ich atmete Turnier;
  Und hättet ihr mir nicht vom Kriegen abgeraten,
  Jetzt glänzt' ich schon in lichten Heldentaten.
  Selbständig fühlt' ich meine Brust besiegelt,
  Als ich mich dort im Feuerreich bespiegelt;
  Das Element drang gräßlich auf mich los,
  Es war nur Schein, allein der Schein war groß.
  Von Sieg und Ruhm hab' ich verwirrt geträumt;
  Ich bringe nach, was frevelhaft versäumt.

  FAUST:
  Wir treten auf und hoffen, ungescholten;
  Auch ohne Not hat Vorsicht wohl gegolten.
  Du weißt, das Bergvolk denkt und simuliert,
  Ist in Natur- und Felsenschrift studiert.
  Die Geister, längst dem flachen Land entzogen,
  Sind mehr als sonst dem Felsgebirg gewogen.
  Sie wirken still durch labyrinthische Klüfte
  Im edlen Gas metallisch reicher Düfte;
  In stetem Sondern, Prüfen und Verbinden
  Ihr einziger Trieb ist, Neues zu erfinden.
  Mit leisem Finger geistiger Gewalten
  Erbauen sie durchsichtige Gestalten;
  Dann im Kristall und seiner ewigen Schweignis
  Erblicken sie der Oberwelt Ereignis.

  KAISER:
  Vernommen hab' ich's, und ich glaube dir;
  Doch, wackrer Mann, sag an: was soll das hier?

  FAUST:
  Der Nekromant von Norcia, der Sabiner,
  Ist dein getreuer, ehrenhafter Diener.
  Welch greulich Schicksal droht' ihm ungeheuer!
  Das Reisig prasselte, schon züngelte das Feuer;
  Die trocknen Scheite, ringsumher verschränkt,
  Mit Pech und Schwefelruten untermengt;
  Nicht Mensch, noch Gott, noch Teufel konnte retten,
  Die Majestät zersprengte glühende Ketten.
  Dort war's in Rom. Er bleibt dir hoch verpflichtet,
  Auf deinen Gang in Sorge stets gerichtet.
  Von jener Stund' an ganz vergaß er sich,
  Er fragt den Stern, die Tiefe nur für dich.
  Er trug uns auf, als eiligstes Geschäfte,
  Bei dir zu stehn. Groß sind des Berges Kräfte;
  Da wirkt Natur so übermächtig frei,
  Der Pfaffen Stumpfsinn schilt es Zauberei.

  KAISER:
  Am Freudentag, wenn wir die Gäste grüßen,
  Die heiter kommen, heiter zu genießen,
  Da freut uns jeder, wie er schiebt und drängt
  Und, Mann für Mann, der Säle Raum verengt.
  Doch höchst willkommen muß der Biedre sein,
  Tritt er als Beistand kräftig zu uns ein
  Zur Morgenstunde, die bedenklich waltet,
  Weil über ihr des Schicksals Waage schaltet.
  Doch lenket hier im hohen Augenblick
  Die starke Hand vom willigen Schwert zurück,
  Ehrt den Moment, wo manche Tausend schreiten,
  Für oder wider mich zu streiten.
  Selbst ist der Mann! Wer Thron und Kron' begehrt,
  Persönlich sei er solcher Ehren wert.
  Sei das Gespenst, das, gegen uns erstanden,
  Sich Kaiser nennt und Herr von unsern Landen,
  Des Heeres Herzog, Lehnherr unsrer Großen,
  Mit eigner Faust ins Totenreich gestoßen!

  FAUST:
  Wie es auch sei, das Große zu vollenden,
  Du tust nicht wohl, dein Haupt so zu verpfänden.
  Ist nicht der Helm mit Kamm und Busch geschmückt?
  Er schützt das Haupt, das unsern Mut entzückt.
  Was, ohne Haupt, was förderten die Glieder?
  Denn schläfert jenes, alle sinken nieder;
  Wird es verletzt, gleich alle sind verwundet,
  Erstehen frisch, wenn jenes rasch gesundet.
  Schnell weiß der Arm sein starkes Recht zu nützen;
  Er hebt den Schild, den Schädel zu beschützen;
  Das Schwert gewahret seiner Pflicht sogleich,
  Lenkt kräftig ab und wiederholt den Streich;
  Der tüchtige Fuß nimmt teil an ihrem Glück,
  Setzt dem Erschlagnen frisch sich ins Genick.

  KAISER:
  Das ist mein Zorn, so möcht' ich ihn behandeln,
  Das stolze Haupt in Schemeltritt verwandeln!

  HEROLDE:
  Wenig Ehre, wenig Geltung
  Haben wir daselbst genossen,
  Unsrer kräftig edlen Meldung
  Lachten sie als schaler Possen:
  "Euer Kaiser ist verschollen,
  Echo dort im engen Tal;
  Wenn wir sein gedenken sollen,
  Märchen sagt:—Es war einmal."

  FAUST:
  Dem Wunsch gemäß der Besten ist's geschehn,
  Die fest und treu an deiner Seite stehn.
  Dort naht der Feind, die Deinen harren brünstig;
  Befiehl den Angriff, der Moment ist günstig.

  KAISER:
  Auf das Kommando leist' ich hier Verzicht.
  In deinen Händen, Fürst, sei deine Pflicht.

  OBERGENERAL:
  So trete denn der rechte Flügel an!
  Des Feindes Linke, eben jetzt im Steigen,
  Soll, eh' sie noch den letzten Schritt getan,
  Der Jungendkraft geprüfter Treue weichen.

  FAUST:
  Erlaube denn, daß dieser muntre Held
  Sich ungesäumt in deine Reihen stellt,
  Sich deinen Reihen innigst einverleibt
  Und, so gesellt, sein kräftig Wesen treibt.

  RAUFEBOLD:
  Wer das Gesicht mir zeigt, der kehrt's nicht ab
  Als mit zerschlagnen Unter- und Oberbacken;
  Wer mir den Rücken kehrt, gleich liegt ihm schlapp
  Hals, Kopf und Schopf hinschlotternd graß im Nacken.
  Und schlagen deine Männer dann
  Mit Schwert und Kolben, wie ich wüte,
  So stürzt der Feind, Mann über Mann,
  Ersäuft im eigenen Geblüte.

  OBERGENERAL:
  Der Phalanx unsrer Mitte folge sacht,
  Dem Feind begegn' er, klug mit aller Macht;
  Ein wenig rechts, dort hat bereits, erbittert,
  Der Unsern Streitkraft ihren Plan erschüttert.

  FAUST:
  So folge denn auch dieser deinem Wort!
  Er ist behend, reißt alles mit sich fort.

  HABEBALD:
  Dem Heldenmut der Kaiserscharen
  Soll sich der Durst nach Beute paaren;
  Und allen sei das Ziel gestellt:
  Des GegenKAISER:s reiches Zelt.
  Er prahlt nicht lang auf seinem Sitze,
  Ich ordne mich dem Phalanx an die Spitze.

  EILEBEUTE:
  Bin ich auch ihm nicht angeweibt,
  Er mir der liebste Buhle bleibt.
  Für uns ist solch ein Herbst gereift!
  Die Frau ist grimmig, wenn sie greift,
  Ist ohne Schonung, wenn sie raubt;
  Im Sieg voran! und alles ist erlaubt.

  OBERGENERAL:
  Auf unsre Linke, wie vorauszusehn,
  Stürzt ihre Rechte, kräftig. Widerstehn
  Wird Mann für Mann dem wütenden Beginnen,
  Den engen Paß des Felswegs zu gewinnen.

  FAUST:
  So bitte, Herr, auch diesen zu bemerken;
  Es schadet nichts, wenn Starke sich verstärken.

  HALTEFEST:
  Dem linken Flügel keine Sorgen!
  Da, wo ich bin, ist der Besitz geborgen;
  In ihm bewähret sich der Alte,
  Kein Strahlblitz spaltet, was ich halte.

  MEPHISTOPHELES:
  Nun schauet, wie im Hintergrunde
  Aus jedem zackigen Felsenschlunde
  Bewaffnete hervor sich drängen,
  Die schmalen Pfade zu verengen,
  Mit Helm und Harnisch, Schwertern, Schilden
  In unserm Rücken eine Mauer bilden,
  Den Wink erwartend, zuzuschlagen.
  Woher das kommt, müßt ihr nicht fragen.
  Ich habe freilich nicht gesäumt,
  Die Waffensäle ringsum ausgeräumt;
  Da standen sie zu Fuß, zu Pferde,
  Als wären sie noch Herrn der Erde;
  Sonst waren's Ritter, König, Kaiser,
  Jetzt sind es nichts als leere Schneckenhäuser;
  Gar manch Gespenst hat sich darein geputzt,
  Das Mittelalter lebhaft aufgestutzt.
  Welch Teufelchen auch drinne steckt,
  Für diesmal macht es doch Effekt.
  Hört, wie sie sich voraus erbosen,
  Blechklappernd aneinander stoßen!
  Auch flattern Fahnenfetzen bei Standarten,
  Die frischer Lüftchen ungeduldig harrten.
  Bedenkt, hier ist ein altes Volk bereit
  Und mischte gern sich auch zum neuen Streit.

  FAUST:
  Der Horizont hat sich verdunkelt,
  Nur hie und da bedeutend funkelt
  Ein roter ahnungsvoller Schein;
  Schon blutig blinken die Gewehre;
  Der Fels, der Wald, die Atmosphäre,
  Der ganze Himmel mischt sich ein.

  MEPHISTOPHELES:
  Die rechte Flanke hält sich kräftig;
  Doch seh' ich ragend unter diesen
  Hans Raufbold, den behenden Riesen,
  Auf seine Weise rasch geschäftig.

  KAISER:
  Erst sah ich einen Arm erhoben,
  Jetzt seh' ich schon ein Dutzend toben;
  Naturgemäß geschieht es nicht.

  FAUST:
  Vernahmst du nichts von Nebelstreifen,
  Die auf Siziliens Küsten schweifen?
  Dort, schwankend klar, im Tageslicht,
  Erhoben zu den Mittellüften,
  Gespiegelt in besondern Düften,
  Erscheint ein seltsames Gesicht:
  Da schwanken Städte hin und wider,
  Da steigen Gärten auf und nieder,
  Wie Bild um Bild den äther bricht.

  KAISER:
  Doch wie bedenklich! Alle Spitzen
  Der hohen Speere seh' ich blitzen;
  Auf unsres Phalanx blanken Lanzen
  Seh' ich behende Flämmchen tanzen.
  Das scheint mir gar zu geisterhaft.

  FAUST:
  Verzeih, o Herr, das sind die Spuren
  Verschollner geistiger Naturen,
  Ein Widerschein der Dioskuren,
  Bei denen alle Schiffer schwuren;
  Sie sammeln hier die letzte Kraft.

  KAISER:
  Doch sage: wem sind wir verpflichtet,
  Daß die Natur, auf uns gerichtet,
  Das Seltenste zusammenrafft?

  MEPHISTOPHELES:
  Wem als dem Meister, jenem hohen,
  Der dein Geschick im Busen trägt?
  Durch deiner Feinde starkes Drohen
  Ist er im Tiefsten aufgeregt.
  Sein Dank will dich gerettet sehen,
  Und sollt' er selbst daran vergehen.

  KAISER:
  Sie jubelten, mich pomphaft umzuführen;
  Ich war nun was, das wollt' ich auch probieren
  Und fand's gelegen, ohne viel zu denken,
  Dem weißen Barte kühle Luft zu schenken.
  Dem Klerus hab' ich eine Lust verdorben,
  Und ihre Gunst mir freilich nicht erworben.
  Nun sollt' ich, seit so manchen Jahren,
  Die Wirkung frohen Tuns erfahren?

  FAUST:
  Freiherzige Wohltat wuchert reich;
  Laß deinen Blick sich aufwärts wenden!
  Mich deucht, er will ein Zeichen senden,
  Gib acht, es deutet sich sogleich.

  KAISER:
  Ein Adler schwebt im Himmelhohen,
  Ein Greif ihm nach mit wildem Drohen.

  FAUST:
  Gib acht: gar günstig scheint es mir.
  Greif ist ein fabelhaftes Tier;
  Wie kann es sich so weit vergessen,
  Mit echtem Adler sich zu messen?

  KAISER:
  Nunmehr, in weitgedehnten Kreisen,
  Umziehn sie sich;—in gleichem Nu
  Sie fahren aufeinander zu,
  Sich Brust und Hälse zu zerreißen.

  FAUST:
  Nun merke, wie der leidige Greif,
  Zerzerrt, zerzaust, nur Schaden findet
  Und mit gesenktem Löwenschweif,
  Zum Gipfelwald gestürzt, verschwindet.

  KAISER:
  Sei's, wie gedeutet, so getan!
  Ich nehm' es mit Verwundrung an.

  MEPHISTOPHELES:
  Dringend wiederholten Streichen
  Müssen unsre Feinde weichen,
  Und mit ungewissem Fechten
  Drängen sie nach ihrer Rechten
  Und verwirren so im Streite
  Ihrer Hauptmacht linke Seite.
  Unsers Phalanx feste Spitze
  Zieht sich rechts, und gleich dem Blitze
  Fährt sie in die schwache Stelle.—
  Nun, wie sturmerregte Welle
  Sprühend, wüten gleiche Mächte
  Wild in doppeltem Gefechte;
  Herrlichers ist nichts ersonnen,
  Uns ist diese Schlacht gewonnen!

  KAISER:
  Schau! Mir scheint es dort bedenklich,
  Unser Posten steht verfänglich.
  Keine Steine seh' ich fliegen,
  Niedre Felsen sind erstiegen,
  Obre stehen schon verlassen.
  Jetzt!—Der Feind, zu ganzen Massen
  Immer näher angedrungen,
  Hat vielleicht den Paß errungen,
  Schlußerfolg unheiligen Strebens!
  Eure Künste sind vergebens.

  MEPHISTOPHELES:
  Da kommen meine beiden Raben,
  Was mögen die für Botschaft haben?
  Ich fürchte gar, es geht uns schlecht.

  KAISER:
  Was sollen diese leidigen Vögel?
  Sie richten ihre schwarzen Segel
  Hierher vom heißen Felsgefecht.

  MEPHISTOPHELES:
  Setzt euch ganz nah zu meinen Ohren.
  Wen ihr beschützt, ist nicht verloren,
  Denn euer Rat ist folgerecht.

  FAUST:
  Von Tauben hast du ja vernommen,
  Die aus den fernsten Landen kommen
  Zu ihres Nestes Brut und Kost.
  Hier ist's mit wichtigen Unterschieden:
  Die Taubenpost bedient den Frieden,
  Der Krieg befiehlt die Rabenpost.

  MEPHISTOPHELES:
  Es meldet sich ein schwer Verhängnis:
  Seht hin! gewahret die Bedrängnis
  Um unsrer Helden Felsenrand!
  Die nächsten Höhen sind erstiegen,
  Und würden sie den Paß besiegen,
  Wir hätten einen schweren Stand.

  KAISER:
  So bin ich endlich doch betrogen!
  Ihr habt mich in das Netz gezogen;
  Mir graut, seitdem es mich umstrickt.

  MEPHISTOPHELES:
  Nur Mut! Noch ist es nicht mißglückt.
  Geduld und Pfiff zum letzten Knoten!
  Gewöhnlich geht's am Ende scharf.
  Ich habe meine sichern Boten;
  Befehlt, daß ich befehlen darf!

  OBERGENERAL:
  Mit diesen hast du dich vereinigt,
  Mich hat's die ganze Zeit gepeinigt,
  Das Gaukeln schafft kein festes Glück.
  Ich weiß nichts an der Schlacht zu wenden;
  Begannen sie's, sie mögen's enden,
  Ich gebe meinen Stab zurück.

  KAISER:
  Behalt ihn bis zu bessern Stunden,
  Die uns vielleicht das Glück verleiht.
  Mir schaudert vor dem garstigen Kunden
  Und seiner Rabentraulichkeit.
  Den Stab kann ich dir nicht verleihen,
  Du scheinst mir nicht der rechte Mann;
  Befiehl und such uns zu befreien!
  Geschehe, was geschehen kann.

  MEPHISTOPHELES:
  Mag ihn der stumpfe Stab beschützen!
  Uns andern könnt' er wenig nützen,
  Es war so was vom Kreuz daran.

  FAUST:
  Was ist zu tun? +

  MEPHISTOPHELES:
  Es ist getan!—
  Nun, schwarze Vettern, rasch im Dienen,
  Zum großen Bergsee! grüßt mir die Undinen
  Und bittet sie um ihrer Fluten Schein.
  Durch Weiberkünste, schwer zu kennen,
  Verstehen sie vom Sein den Schein zu trennen,
  Und jeder schwört, das sei das Sein.

  FAUST:
  Den Wasserfräulein müssen unsre Raben
  Recht aus dem Grund geschmeichelt haben;
  Dort fängt es schon zu rieseln an.
  An mancher trocknen, kahlen Felsenstelle
  Entwickelt sich die volle, rasche Quelle;
  Um jener Sieg ist es getan.

  MEPHISTOPHELES:
  Das ist ein wunderbarer Gruß,
  Die kühnsten Klettrer sind konfus.

  FAUST:
  Schon rauscht ein Bach zu Bächen mächtig nieder,
  Aus Schluchten kehren sie gedoppelt wieder,
  Ein Strom nun wirft den Bogenstrahl;
  Auf einmal legt er sich in flache Felsenbreite
  Und rauscht und schäumt nach der und jener Seite,
  Und stufenweise wirft er sich ins Tal.
  Was hilft ein tapfres, heldenmäßiges Stemmen?
  Die mächtige Woge strömt, sie wegzuschwemmen.
  Mir schaudert selbst vor solchem wilden Schwall.

  MEPHISTOPHELES:
  Ich sehe nichts von diesen Wasserlügen,
  Nur Menschenaugen lassen sich betrügen,
  Und mich ergetzt der wunderliche Fall.
  Sie stürzen fort zu ganzen Haufen,
  Die Narren wähnen zu ersaufen,
  Indem sie frei auf festem Lande schnaufen
  Und lächerlich mit Schwimmgebärden laufen.
  Nun ist Verwirrung überall.
  Ich werd' euch bei dem hohen Meister loben;
  Wollt ihr euch nun als Meister selbst erproben,
  So eilet zu der glühnden Schmiede,
  Wo das Gezwergvolk, nimmer müde,
  Metall und Stein zu Funken schlägt.
  Verlangt, weitläufig sie beschwatzend,
  Ein Feuer, leuchtend, blinkend, platzend,
  Wie man's im hohen Sinne hegt.
  Zwar Wetterleuchten in der weiten Ferne,
  Blickschnelles Fallen allerhöchster Sterne
  Mag jede Sommernacht geschehn;
  Doch Wetterleuchten in verworrnen Büschen
  Und Sterne, die am feuchten Boden zischen,
  Das hat man nicht so leicht gesehn.
  So müßt ihr, ohn' euch viel zu quälen,
  Zuvörderst bitten, dann befehlen.

  MEPHISTOPHELES:
  Den Feinden dichte Finsternisse!
  Und Tritt und Schritt ins Ungewisse!
  Irrfunkenblick an allen Enden,
  Ein Leuchten, plötzlich zu verblenden!
  Das alles wäre wunderschön,
  Nun aber braucht's noch Schreckgetön.

  FAUST:
  Die hohlen Waffen aus der Säle Grüften
  Empfinden sich erstarkt in freien Lüften;
  Da droben klappert's, rasselt's lange schon,
  Ein wunderbarer falscher Ton.

  MEPHISTOPHELES:
  Ganz recht! Sie sind nicht mehr zu zügeln;
  Schon schallt's von ritterlichen Prügeln,
  Wie in der holden alten Zeit.
  Armschienen wie der Beine Schienen,
  Als Guelfen und als Ghibellinen,
  Erneuen rasch den ewigen Streit.
  Fest, im ererbten Sinne wöhnlich,
  Erweisen sie sich unversöhnlich;
  Schon klingt das Tosen weit und breit.
  Zuletzt, bei allen Teufelsfesten,
  Wirkt der Parteihaß doch zum besten,
  Bis in den allerletzten Graus;
  Schallt wider-widerwärtig panisch,
  Mitunter grell und scharf satanisch,
  Erschreckend in das Tal hinaus.

Des Gegenkaisers Zelt

  EILEBEUTE:
  So sind wir doch die ersten hier!

  HABEBALD:
  Kein Rabe fliegt so schnell als wir.

  EILEBEUTE:
  O! welch ein Schatz liegt hier zuhauf!
  Wo fang' ich an? Wo hör' ich auf?

  HABEBALD:
  Steht doch der ganze Raum so voll!
  Weiß nicht, wozu ich greifen soll.

  EILEBEUTE:
  Der Teppich wär' mir eben recht,
  Mein Lager ist oft gar zu schlecht.

  HABEBALD:
  Hier hängt von Stahl ein Morgenstern,
  Dergleichen hätt' ich lange gern.

  EILEBEUTE:
  Den roten Mantel goldgesäumt,
  So etwas hatt' ich mir geträumt.

  HABEBALD:
  Damit ist es gar bald getan,
  Man schlägt ihn tot und geht voran.
  Du hast so viel schon aufgepackt
  Und doch nichts Rechtes eingesackt.
  Den Plunder laß an seinem Ort,
  Nehm' eines dieser Kistchen fort!
  Dies ist des Heers beschiedner Sold,
  In seinem Bauche lauter Gold.

  EILEBEUTE:
  Das hat ein mörderisch Gewicht!
  Ich heb' es nicht, ich trag' es nicht.

  HABEBALD:
  Geschwinde duck' dich! Mußt dich bücken!
  Ich hucke dir's auf den starken Rücken.

  EILEBEUTE:
  O weh! O weh, nun ist's vorbei!
  Die Last bricht mir das Kreuz entzwei.

  HABEBALD:
  Da liegt das rote Gold zuhauf—
  Geschwinde zu und raff es auf!

  EILEBEUTE:
  Geschwinde nur zum Schoß hinein!
  Noch immer wird's zur Gnüge sein.

  HABEBALD:
  Und so genug! und eile doch!
  O weh, die Schürze hat ein Loch!
  Wohin du gehst und wo du stehst,
  Verschwenderisch die Schätze säst.

  TRABANTEN USERS KAISERS:
  Was schafft ihr hier am heiligen Platz?
  Was kramt ihr in dem Kaiserschatz?

  HABEBALD:
  Wir trugen unsre Glieder feil
  Und holen unser Beuteteil.
  In Feindeszelten ist's der Brauch,
  Und wir, Soldaten sind wir auch.

  TRABANTEN:
  Das passet nicht in unsern Kreis:
  Zugleich Soldat und Diebsgeschmeiß;
  Und wer sich unserm Kaiser naht,
  Der sei ein redlicher Soldat.

  HABEBALD:
  Die Redlichkeit, die kennt man schon,
  Sie heißet: Kontribution.
  Ihr alle seid auf gleichem Fuß:
  Gib her! das ist der Handwerksgruß.
  Mach fort und schleppe, was du hast,
  Hier sind wir nicht willkommner Gast.

  ERSTER TRABANT:
  Sag, warum gabst du nicht sogleich
  Dem frechen Kerl einen Backenstreich?

  ZWEITER:
  Ich weiß nicht, mir verging die Kraft,
  Sie waren so gespensterhaft.

  DRITTER:
  Mir ward es vor den Augen schlecht,
  Da flimmert' es, ich sah nicht recht.

  VIERTER:
  Wie ich es nicht zu sagen weiß:
  Es war den ganzen Tag so heiß,
  So bänglich, so beklommen schwül,
  Der eine stand, der andre fiel,
  Man tappte hin und schlug zugleich,
  Der Gegner fiel vor jedem Streich,
  Vor Augen schwebt' es wie ein Flor,
  Dann summt's und saust's und zischt' im Ohr;
  Das ging so fort, nun sind wir da
  Und wissen selbst nicht, wie's geschah.

  KAISER:
  Es sei nun, wie ihm sei! uns ist die Schlacht gewonnen,
  Des Feinds zerstreute Flucht im flachen Feld zerronnen.
  Hier steht der leere Thron, verräterischer Schatz,
  Von Teppichen umhüllt, verengt umher den Platz.
  Wir, ehrenvoll geschützt von eigenen Trabanten,
  Erwarten KAISER:lich der Völker Abgesandten;
  Von allen Seiten her kommt frohe Botschaft an:
  Beruhigt sei das Reich, uns freudig zugetan.
  Hat sich in unsern Kampf auch Gaukelei geflochten,
  Am Ende haben wir uns nur allein gefochten.
  Zufälle kommen ja dem Streitenden zugut:
  Vom Himmel fällt ein Stein, dem Feinde regnet's Blut,
  Aus Felsenhöhlen tönt's von mächtigen Wunderklängen,
  Die unsre Brust erhöhn, des Feindes Brust verengen.
  Der überwundne fiel, zu stets erneutem Spott,
  Der Sieger, wie er prangt, preist den gewognen Gott.
  Und alles stimmt mit ein, er braucht nicht zu befehlen,
  Herr Gott, dich loben wir! aus Millionen Kehlen.
  Jedoch zum höchsten Preis wend' ich den frommen Blick,
  Das selten sonst geschah, zur eignen Brust zurück.
  Ein junger, muntrer Fürst mag seinen Tag vergeuden,
  Die Jahre lehren ihn des Augenblicks Bedeuten.
  Deshalb denn ungesäumt verbind' ich mich sogleich
  Mit euch vier Würdigen, für Haus und Hof und Reich.
  Dein war, o Fürst! des Heers geordnet kluge Schichtung,
  Sodann im Hauptmoment heroisch kühne Richtung;
  Im Frieden wirke nun, wie es die Zeit begehrt,
  Erzmarschall nenn' ich dich, verleihe dir das Schwert.

  ERZMARSCHALL:
  Dein treues Heer, bis jetzt im Inneren beschäftigt,
  Wenn's an der Grenze dich und deinen Thron bekräftigt,
  Dann sei es uns vergönnt, bei Festesdrang im Saal
  Geräumiger Väterburg zu rüsten dir das Mahl.
  Blank trag' ich's dir dann vor, blank halt' ich dir's zur Seite,
  Der höchsten Majestät zu ewigem Geleite.

  KAISER:
  Der sich als tapfrer Mann auch zart gefällig zeigt,
  Du! sei Erzkämmerer; der Auftrag ist nicht leicht.
  Du bist der Oberste von allem Hausgesinde,
  Bei deren innerm Streit ich schlechte Diener finde;
  Dein Beispiel sei fortan in Ehren aufgestellt,
  Wie man dem Herrn, dem Hof und allen wohlgefällt.

  ERZKÄMMERER:
  Des Herren großen Sinn zu fördern, bringt zu Gnaden:
  Den Besten hülfreich sein, den Schlechten selbst nicht schaden,
  Dann klar sein ohne List und ruhig ohne Trug!
  Wenn du mich, Herr, durchschaust, geschieht mir schon genug.
  Darf sich die Phantasie auf jenes Fest erstrecken?
  Wenn du zur Tafel gehst, reich' ich das goldne Becken,
  Die Ringe halt' ich dir, damit zur Wonnezeit
  Sich deine Hand erfrischt, wie mich dein Blick erfreut.

  KAISER:
  Zwar fühl' ich mich zu ernst, auf Festlichkeit zu sinnen,
  Doch sei's! Es fördert auch frohmütiges Beginnen.
  Dich wähl' ich zum Erztruchseß! Also sei fortan
  Dir Jagd, Geflügelhof und Vorwerk untertan;
  Der Lieblingsspeisen Wahl laß mir zu allen Zeiten,
  Wie sie der Monat bringt, und sorgsam zubereiten.

  ERZTRUCHSESS:
  Streng Fasten sei für mich die angenehmste Pflicht,
  Bis, vor dich hingestellt, dich freut ein Wohlgericht.
  Der Küche Dienerschaft soll sich mit mir vereinigen,
  Das Ferne beizuziehn, die Jahrszeit zu beschleunigen.
  Dich reizt nicht Fern und Früh, womit die Tafel prangt,
  Einfach und kräftig ist's, wornach dein Sinn verlangt.

  KAISER:
  Weil unausweichlich hier sich's nur von Festen handelt,
  So sei mir, junger Held, zum Schenken umgewandelt.
  Erzschenke, sorge nun, daß unsre Kellerei
  Aufs reichlichste versorgt mit gutem Weine sei.
  Du selbst sei mäßig, laß nicht über Heiterkeiten
  Durch der Gelegenheit Verlocken dich verleiten!

  ERZSCHENK:
  Mein Fürst, die Jugend selbst, wenn man ihr nur vertraut,
  Steht, eh' man sich's versieht, zu Männern auferbaut.
  Auch ich versetze mich zu jenem großen Feste;
  Ein KAISER:lich Büfett schmück' ich aufs allerbeste
  Mit Prachtgefäßen, gülden, silbern allzumal,
  Doch wähl' ich dir voraus den lieblichsten Pokal:
  Ein blank venedisch Glas, worin Behagen lauschet,
  Des Weins Geschmack sich stärkt und nimmermehr berauschet.
  Auf solchen Wunderschatz vertraut man oft zu sehr;
  Doch deine Mäßigkeit, du Höchster, schützt noch mehr.

  KAISER:
  Was ich euch zugedacht in dieser ernsten Stunde,
  Vernahmt ihr mit Vertraun aus zuverlässigem Munde.
  Des Kaisers Wort ist groß und sichert jede Gift,
  Doch zur Bekräftigung bedarf's der edlen Schrift,
  Bedarf's der Signatur. Die förmlich zu bereiten,
  Seh' ich den rechten Mann zu rechter Stunde schreiten.

  KAISER:
  Wenn ein Gewölbe sich dem Schlußstein anvertraut,
  Dann ist's mit Sicherheit für ewige Zeit erbaut.
  Du siehst vier Fürsten da! Wir haben erst erörtert,
  Was den Bestand zunächst von Haus und Hof befördert.
  Nun aber, was das Reich in seinem Ganzen hegt,
  Sei, mit Gewicht und Kraft, der Fünfzahl auferlegt.
  An Ländern sollen sie vor allen andern glänzen;
  Deshalb erweitr' ich gleich jetzt des Besitztums Grenzen
  Vom Erbteil jener, die sich von uns abgewandt.
  Euch Treuen sprech' ich zu so manches schöne Land,
  Zugleich das hohe Recht, euch nach Gelegenheiten
  Durch Anfall, Kauf und Tausch ins Weitre zu verbreiten;
  Dann sei bestimmt—vergönnt, zu üben ungestört—,
  Was von Gerechtsamen euch Landesherrn gehört.
  Als Richter werdet ihr die Endurteile fällen,
  Berufung gelte nicht von euern höchsten Stellen.
  Dann Steuer, Zins und Beth', Lehn und Geleit und Zoll,
  Berg-, Salz- und Münzregal euch angehören soll.
  Denn meine Dankbarkeit vollgültig zu erproben,
  Hab ich euch ganz zunächst der Majestät erhoben.

  ERZBISCHOF:
  Im Namen aller sei dir tiefster Dank gebracht!
  Du machst uns stark und fest und stärkest deine Macht.

  KAISER:
  Euch fünfen will ich noch erhöhtere Würde geben.
  Noch leb' ich meinem Reich und habe Lust, zu leben;
  Doch hoher Ahnen Kette zieht bedächtigen Blick
  Aus rascher Strebsamkeit ins Drohende zurück.
  Auch werd' ich seinerzeit mich von den Teuren trennen,
  Dann sei es eure Pflicht, den Folger zu ernennen.
  Gekrönt erhebt ihn hoch auf heiligem Altar,
  Und friedlich ende dann, was jetzt so stürmisch war.

  ERZKANZLER:
  Mit Stolz in tiefster Brust, mit Demut an Gebärde,
  Stehn Fürsten dir gebeugt, die ersten auf der Erde.
  Solang das treue Blut die vollen Adern regt,
  Sind wir der Körper, den dein Wille leicht bewegt.

  KAISER:
  Und also sei, zum Schluß, was wir bisher betätigt,
  Für alle Folgezeit durch Schrift und Zug bestätigt.
  Zwar habt ihr den Besitz als Herren völlig frei,
  Mit dem Beding jedoch, daß er unteilbar sei.
  Und wie ihr auch vermehrt, was ihr von uns empfangen,
  Es soll's der ältste Sohn in gleichem Maß erlangen.

  ERZKANZLER:
  Dem Pergament alsbald vertrau' ich wohlgemut,
  Zum Glück dem Reich und uns, das wichtigste Statut;
  Reinschrift und Sieglung soll die Kanzelei beschäftigen,
  Mit heiliger Signatur wirst du's, der Herr, bekräftigen.

  KAISER:
  Und so entlass' ich euch, damit den großen Tag
  Gesammelt jedermann sich überlegen mag.

  DER GEISTLICHE:
  Der Kanzler ging hinweg, der Bischof ist geblieben,
  Vom ernsten Warnegeist zu deinem Ohr getrieben!
  Sein väterliches Herz, von Sorge bangt's um dich.

  KAISER:
  Was hast du Bängliches zur frohen Stunde? sprich!

  ERZBISCHOF:
  Mit welchem bittern Schmerz find' ich, in dieser Stunde,
  Dein hochgeheiligt Haupt mit Satanas im Bunde!
  Zwar, wie es scheinen will, gesichert auf dem Thron,
  Doch leider! Gott dem Herrn, dem Vater Papst zum Hohn.
  Wenn dieser es erfährt, schnell wird er sträflich richten,
  Mit heiligem Strahl dein Reich, das sündige, zu vernichten.
  Denn noch vergaß er nicht, wie du, zur höchsten Zeit,
  An deinem Krönungstag, den Zauberer befreit.
  Von deinem Diadem, der Christenheit zum Schaden,
  Traf das verfluchte Haupt der erste Strahl der Gnaden.
  Doch schlag an deine Brust und gib vom frevlen Glück
  Ein mäßig Scherflein gleich dem Heiligtum zurück:
  Den breiten Hügelraum, da, wo dein Zelt gestanden,
  Wo böse Geister sich zu deinem Schutz verbanden,
  Dem Lügenfürsten du ein horchsam Ohr geliehn,
  Den stifte, fromm belehrt, zu heiligem Bemühn;
  Mit Berg und dichtem Wald, so weit sie sich erstrecken,
  Mit Höhen, die sich grün zu fetter Weide decken,
  Fischreichen, klaren Seen, dann Bächlein ohne Zahl,
  Wie sie sich, eilig schlängelnd, stürzen ab zu Tal;
  Das breite Tal dann selbst, mit Wiesen, Gauen, Gründen:
  Die Reue spricht sich aus, und du wirst Gnade finden.

  KAISER:
  Durch meinen schweren Fehl bin ich so tief erschreckt;
  Die Grenze sei von dir nach eignem Maß gesteckt.

  ERZBISCHOF:
  Erst! der entweihte Raum, wo man sich so versündigt,
  Sei alsobald zum Dienst des Höchsten angekündigt.
  Behende steigt im Geist Gemäuer stark empor,
  Der Morgensonne Blick erleuchtet schon das Chor,
  Zum Kreuz erweitert sich das wachsende Gebäude,
  Das Schiff erlängt, erhöht sich zu der Gläubigen Freude;
  Sie strömen brünstig schon durchs würdige Portal,
  Der erste Glockenruf erscholl durch Berg und Tal,
  Von hohen Türmen tönt's, wie sie zum Himmel streben,
  Der Büßer kommt heran zu neugeschaffnem Leben.
  Dem hohen Weihetag—er trete bald herein!—
  Wird deine Gegenwart die höchste Zierde sein.

  KAISER:
  Mag ein so großes Werk den frommen Sinn verkündigen,
  Zu preisen Gott den Herrn, so wie mich zu entsündigen.
  Genug! Ich fühle schon, wie sich mein Sinn erhöht.

  ERZBISCHOF:
  Als Kanzler fördr' ich nun Schluß und Formalität.

  KAISER:
  Ein förmlich Dokument, der Kirche das zu eignen,
  Du legst es vor, ich will's mit Freuden unterzeichnen.

  ERZBISCHOF:
  Dann widmest du zugleich dem Werke, wie's entsteht,
  Gesamte Landsgefälle: Zehnten, Zinsen, Beth',
  Für ewig. Viel bedarf's zu würdiger Unterhaltung,
  Und schwere Kosten macht die sorgliche Verwaltung.
  Zum schnellen Aufbau selbst auf solchem wüsten Platz
  Reichst du uns einiges Gold, aus deinem Beuteschatz.
  Daneben braucht man auch, ich kann es nicht verschweigen,
  Entferntes Holz und Kalk und Schiefer und dergleichen.
  Die Fuhren tut das Volk, vom Predigtstuhl belehrt,
  Die Kirche segnet den, der ihr zu Diensten fährt.

  KAISER:
  Die Sünd' ist groß und schwer, womit ich mich beladen;
  Das leidige Zaubervolk bringt mich in harten Schaden.

  ERZBISCHOF:
  Verzeih, o Herr! Es ward dem sehr verrufnen Mann
  Des Reiches Strand verliehn; doch diesen trifft der Bann,
  Verleihst du reuig nicht der hohen Kirchenstelle
  Auch dort den Zehnten, Zins und Gaben und Gefälle.

  KAISER:
  Das Land ist noch nicht da, im Meer liegt es breit.

  ERZBISCHOF:
  Wer 's Recht hat und Geduld, für den kommt auch die Zeit.
  Für uns mög' Euer Wort in seinen Kräften bleiben!

  KAISER:
  So könnt' ich wohl zunächst das ganze Reich verschreiben.

5. Akt—Offene Gegend

  WANDRER:
  Ja! sie sind's, die dunkeln Linden,
  Dort, in ihres Alters Kraft.
  Und ich soll sie wiederfinden,
  Nach so langer Wanderschaft!
  Ist es doch die alte Stelle,
  Jene Hütte, die mich barg,
  Als die sturmerregte Welle
  Mich an jene Dünen warf!
  Meine Wirte möcht' ich segnen,
  Hilfsbereit, ein wackres Paar,
  Das, um heut mir zu begegnen,
  Alt schon jener Tage war.
  Ach! das waren fromme Leute!
  Poch' ich? ruf' ich?—Seid gegrüßt,
  Wenn gastfreundlich auch noch heute
  Ihr des Wohltuns Glück genießt!

  BAUCIS:
  Lieber Kömmling! Leise! Leise!
  Ruhe! laß den Gatten ruhn!
  Langer Schlaf verleiht dem Greise
  Kurzen Wachens rasches Tun.

  WANDRER:
  Sage, Mutter: bist du's eben,
  Meinen Dank noch zu empfahn,
  Was du für des Jünglings Leben
  Mit dem Gatten einst getan?
  Bist du Baucis, die geschäftig
  Halberstorbnen Mund erquickt?
  Du Philemon, der so kräftig
  Meinen Schatz der Flut entrückt?
  Eure Flammen raschen Feuers,
  Eures Glöckchens Silberlaut,
  Jenes grausen Abenteuers
  Lösung war euch anvertraut.
  Und nun laßt hervor mich treten,
  Schaun das grenzenlose Meer;
  Laßt mich knieen, laßt mich beten,
  Mich bedrängt die Brust so sehr.

  PHILEMON:
  Eile nur, den Tisch zu decken,
  Wo's im Gärtchen munter blüht.
  Laß ihn rennen, ihn erschrecken,
  Denn er glaubt nicht, was er sieht.
  Das Euch grimmig mißgehandelt,
  Wog' auf Woge, schäumend wild,
  Seht als Garten Ihr behandelt,
  Seht ein paradiesisch Bild.
  älter, war ich nicht zuhanden,
  Hülfreich nicht wie sonst bereit;
  Und wie meine Kräfte schwanden,
  War auch schon die Woge weit.
  Kluger Herren kühne Knechte
  Gruben Gräben, dämmten ein,
  Schmälerten des Meeres Rechte,
  Herrn an seiner Statt zu sein.
  Schaue grünend Wies' an Wiese,
  Anger, Garten, Dorf und Wald.—
  Komm nun aber und genieße,
  Denn die Sonne scheidet bald.—
  Dort im Fernsten ziehen Segel,
  Suchen nächtlich sichern Port.
  Kennen doch ihr Nest die Vögel;
  Denn jetzt ist der Hafen dort.
  So erblickst du in der Weite
  Erst des Meeres blauen Saum,
  Rechts und links, in aller Breite,
  Dichtgedrängt bewohnten Raum.

  BAUCIS:
  Bleibst du stumm? und keinen Bissen
  Bringst du zum verlechzten Mund?

  PHILEMON:
  Möcht' er doch vom Wunder wissen;
  Sprichst so gerne, tu's ihm kund.

  BAUCIS:
  Wohl! ein Wunder ist's gewesen!
  Läßt mich heut noch nicht in Ruh;
  Denn es ging das ganze Wesen
  Nicht mit rechten Dingen zu.

  PHILEMON:
  Kann der Kaiser sich versünd'gen,
  Der das Ufer ihm verliehn?
  Tät's ein Herold nicht verkünd'gen
  Schmetternd im Vorüberziehn?
  Nicht entfernt von unsern Dünen
  Ward der erste Fuß gefaßt,
  Zelte, Hütten!—Doch im Grünen
  Richtet bald sich ein Palast.

  BAUCIS:
  Tags umsonst die Knechte lärmten,
  Hack' und Schaufel, Schlag um Schlag;
  Wo die Flämmchen nächtig schwärmten,
  Stand ein Damm den andern Tag.
  Menschenopfer mußten bluten,
  Nachts erscholl des Jammers Qual;
  Meerab flossen Feuergluten,
  Morgens war es ein Kanal.
  Gottlos ist er, ihn gelüstet
  Unsre Hütte, unser Hain;
  Wie er sich als Nachbar brüstet,
  Soll man untertänig sein.

  PHILEMON:
  Hat er uns doch angeboten
  Schönes Gut im neuen Land!

  BAUCIS:
  Traue nicht dem Wasserboden,
  Halt auf deiner Höhe stand!

  PHILEMON:
  Laßt uns zur Kapelle treten,
  Letzten Sonnenblick zu schaun!
  Laßt uns läuten, knieen, beten
  Und dem alten Gott vertraun!

Palast

  LYNKEUS DER TÜRMER:
  Die Sonne sinkt, die letzten Schiffe,
  Sie ziehen munter hafenein.
  Ein großer Kahn ist im Begriffe,
  Auf dem Kanale hier zu sein.
  Die bunten Wimpel wehen fröhlich,
  Die starren Masten stehn bereit;
  In dir preist sich der Bootsmann selig,
  Dich grüßt das Glück zur höchsten Zeit.

  FAUST:
  Verdammtes Läuten! Allzuschändlich
  Verwundet's, wie ein tückischer Schuß;
  Vor Augen ist mein Reich unendlich,
  Im Rücken neckt mich der Verdruß,
  Erinnert mich durch neidische Laute:
  Mein Hochbesitz, er ist nicht rein,
  Der Lindenraum, die braune Baute,
  Das morsche Kirchlein ist nicht mein.
  Und wünscht' ich, dort mich zu erholen,
  Vor fremdem Schatten schaudert mir,
  Ist Dorn den Augen, Dorn den Sohlen;
  O! wär' ich weit hinweg von hier!

  TÜRMER:
  Wie segelt froh der bunte Kahn
  Mit frischem Abendwind heran!
 Wie türmt sich sein behender Lauf
  In Kisten, Kasten, Säcken auf!

  CHORUS:
  Da landen wir,
  Da sind wir schon.
  Glückan dem Herren,
  Dem Patron!

  MEPHISTOPHELES:
  So haben wir uns wohl erprobt,
  Vergnügt, wenn der Patron es lobt.
  Nur mit zwei Schiffen ging es fort,
  Mit zwanzig sind wir nun im Port.
  Was große Dinge wir getan,
  Das sieht man unsrer Ladung an.
  Das freie Meer befreit den Geist,
  Wer weiß da, was Besinnen heißt!
  Da fördert nur ein rascher Griff,
  Man fängt den Fisch, man fängt ein Schiff,
  Und ist man erst der Herr zu drei,
  Dann hakelt man das vierte bei;
  Da geht es denn dem fünften schlecht,
  Man hat Gewalt, so hat man Recht.
  Man fragt ums Was, und nicht ums Wie.
  Ich müßte keine Schiffahrt kennen:
  Krieg, Handel und Piraterie,
  Dreieinig sind sie, nicht zu trennen.

  DIE DREI GEWALTIGEN GESELLEN:
  Nicht Dank und Gruß!
  Nicht Gruß und Dank!
  Als brächten wir
  Dem Herrn Gestank.
  Er macht ein
  Widerlich Gesicht;
  Das Königsgut
  Gefällt ihm nicht.

  MEPHISTOPHELES:
  Erwartet weiter
  Keinen Lohn!
  Nahmt ihr doch
  Euren Teil davon.

  DIE GESELLEN:
  Das ist nur für
  Die Langeweil';
  Wir alle fordern
  Gleichen Teil.

  MEPHISTOPHELES:
  Erst ordnet oben
  Saal an Saal
  Die Kostbarkeiten
  Allzumal!
  Und tritt er zu
  Der reichen Schau,
  Berechnet er alles
  Mehr genau,
  Er sich gewiß
  Nicht lumpen läßt
  Und gibt der Flotte
  Fest nach Fest.
  Die bunten Vögel kommen morgen,
  Für die werd' ich zum besten sorgen.

  MEPHISTOPHELES:
  Mit ernster Stirn, mit düstrem Blick
  Vernimmst du dein erhaben Glück.
  Die hohe Weisheit wird gekrönt,
  Das Ufer ist dem Meer versöhnt;
  Vom Ufer nimmt, zu rascher Bahn,
  Das Meer die Schiffe willig an;
  So sprich, daß hier, hier vom Palast
  Dein Arm die ganze Welt umfaßt.
  Von dieser Stelle ging es aus,
  Hier stand das erste Bretterhaus;
  Ein Gräbchen ward hinabgeritzt,
  Wo jetzt das Ruder emsig spritzt.
  Dein hoher Sinn, der Deinen Fleiß
  Erwarb des Meers, der Erde Preis.
  Von hier aus—+

  FAUST:
  Das verfluchte Hier!
  Das eben, leidig lastet's mir.
  Dir Vielgewandtem muß ich's sagen,
  Mir gibt's im Herzen Stich um Stich,
  Mir ist's unmöglich zu ertragen!
  Und wie ich's sage, schäm' ich mich.
  Die Alten droben sollten weichen,
  Die Linden wünscht' ich mir zum Sitz,
  Die wenig Bäume, nicht mein eigen,
  Verderben mir den Weltbesitz.
  Dort wollt' ich, weit umherzuschauen,
  Von Ast zu Ast Gerüste bauen,
  Dem Blick eröffnen weite Bahn,
  Zu sehn, was alles ich getan,
  Zu überschaun mit einem Blick
  Des Menschengeistes Meisterstück,
  Betätigend mit klugem Sinn
  Der Völker breiten Wohngewinn.
  So sind am härtsten wir gequält,
  Im Reichtum fühlend, was uns fehlt.
  Des Glöckchens Klang, der Linden Duft
  Umfängt mich wie in Kirch' und Gruft.
  Des allgewaltigen Willens Kür
  Bricht sich an diesem Sande hier.
  Wie schaff' ich mir es vom Gemüte!
  Das Glöcklein läutet, und ich wüte.

  MEPHISTOPHELES:
  Natürlich! daß ein Hauptverdruß
  Das Leben dir vergällen muß.
  Wer leugnet's! Jedem edlen Ohr
  Kommt das Geklingel widrig vor.
  Und das verfluchte Bim-Baum-Bimmel,
  Umnebelnd heitern Abendhimmel,
  Mischt sich in jegliches Begebnis,
  Vom ersten Bad bis zum Begräbnis,
  Als wäre zwischen Bim und Baum
  Das Leben ein verschollner Traum.

  FAUST:
  Das Widerstehn, der Eigensinn
  Verkümmern herrlichsten Gewinn,
  Daß man, zu tiefer, grimmiger Pein,
  Ermüden muß, gerecht zu sein.

  MEPHISTOPHELES:
  Was willst du dich denn hier genieren?
  Mußt du nicht längst kolonisieren?

  FAUST:
  So geht und schafft sie mir zur Seite!—
  Das schöne Gütchen kennst du ja,
  Das ich den Alten ausersah.

  MEPHISTOPHELES:
  Man trägt sie fort und setzt sie nieder,
  Eh' man sich umsieht, stehn sie wieder;
  Nach überstandener Gewalt
  Versöhnt ein schöner Aufenthalt.

  MEPHISTOPHELES:
  Kommt, wie der Herr gebieten läßt!
  Und morgen gibt's ein Flottenfest.

  DIE DREI:
  Der alte Herr empfing uns schlecht,
  Ein flottes Fest ist uns zu Recht.

  MEPHISTOPHELES:
  Auch hier geschieht, was längst geschah,
  Denn Naboths Weinberg war schon da. ((regum i,21))

Tiefe Nacht

  LYNKEUS DER TÜRMER:
  Zum Sehen geboren,
  Zum Schauen bestellt,
  Dem Turme geschworen,
  Gefällt mir die Welt.
  Ich blick' in die Ferne,
  Ich seh' in der Näh'
  Den Mond und die Sterne,
  Den Wald und das Reh.
  So seh' ich in allen
  Die ewige Zier,
  Und wie mir's gefallen,
  Gefall' ich auch mir.
  Ihr glücklichen Augen,
  Was je ihr gesehn,
  Es sei wie es wolle,
  Es war doch so schön!
  Nicht allein mich zu ergetzen,
  Bin ich hier so hoch gestellt;
  Welch ein greuliches Entsetzen
  Droht mir aus der finstern Welt!
  Funkenblicke seh' ich sprühen
  Durch der Linden Doppelnacht,
  Immer stärker wühlt ein Glühen,
  Von der Zugluft angefacht.
  Ach! die innre Hütte lodert,
  Die bemoost und feucht gestanden;
  Schnelle Hülfe wird gefordert,
  Keine Rettung ist vorhanden.
  Ach! die guten alten Leute,
  Sonst so sorglich um das Feuer,
  Werden sie dem Qualm zur Beute!
  Welch ein schrecklich Abenteuer!
  Flamme flammet, rot in Gluten
  Steht das schwarze Moosgestelle;
  Retteten sich nur die Guten
  Aus der wildentbrannten Hölle!
  Züngelnd lichte Blitze steigen
  Zwischen Blättern, zwischen Zweigen;
  äste dürr, die flackernd brennen,
  Glühen schnell und stürzen ein.
  Sollt ihr Augen dies erkennen!
  Muß ich so weitsichtig sein!
  Das Kapellchen bricht zusammen
  Von der äste Sturz und Last.
  Schlängelnd sind, mit spitzen Flammen,
  Schon die Gipfel angefaßt.
  Bis zur Wurzel glühn die hohlen
  Stämme, purpurrot im Glühn.—
  Was sich sonst dem Blick empfohlen,
  Mit Jahrhunderten ist hin.

  FAUST:
  Von oben welch ein singend Wimmern?
  Das Wort ist hier, der Ton zu spat.
  Mein Türmer jammert; mich, im Innern,
  Verdrießt die ungeduld'ge Tat.
  Doch sei der Lindenwuchs vernichtet
  Zu halbverkohlter Stämme Graun,
  Ein Luginsland ist bald errichtet,
  Um ins Unendliche zu schaun.
  Da seh' ich auch die neue Wohnung,
  Die jenes alte Paar umschließt,
  Das, im Gefühl großmütiger Schonung,
  Der späten Tage froh genießt.

  MEPHISTOPHELES UND DIE DREIE:
  Da kommen wir mit vollem Trab;
  Verzeiht! es ging nicht gütlich ab.
  Wir klopften an, wir pochten an,
  Und immer ward nicht aufgetan;
  Wir rüttelten, wir pochten fort,
  Da lag die morsche Türe dort;
  Wir riefen laut und drohten schwer,
  Allein wir fanden kein Gehör.
  Und wie's in solchem Fall geschicht,
  Sie hörten nicht, sie wollten nicht;
  Wir aber haben nicht gesäumt,
  Behende dir sie weggeräumt.
  Das Paar hat sich nicht viel gequält,
  Vor Schrecken fielen sie entseelt.
  Ein Fremder, der sich dort versteckt
  Und fechten wollte, ward gestreckt.
  In wilden Kampfes kurzer Zeit
  Von Kohlen, ringsumher gestreut,
  Entflammte Stroh. Nun lodert's frei,
  Als Scheiterhaufen dieser drei.

  FAUST:
  Ward ihr für meine Worte taub?
  Tausch wollt' ich, wollte keinen Raub.
  Dem unbesonnenen wilden Streich,
  Ihm fluch' ich; teilt es unter euch!

  CHORUS:
  Das alte Wort, das Wort erschallt:
  Gehorche willig der Gewalt!
  Und bist du kühn und hälst du Stich,
  So wage Haus und Hof und—dich.

  FAUST:
  Die Sterne bergen Blick und Schein,
  Das Feuer sinkt und lodert klein;
  Ein Schauerwindchen fächelt's an,
  Bringt Rauch und Dunst zu mir heran.
  Geboten schnell, zu schnell getan!—
  Was schwebet schattenhaft heran?

Mitternacht

  ERSTE:
  Ich heiße der Mangel. +

  ZWEITE:
  Ich heiße die Schuld.

  DRITTE:
  Ich heiße die Sorge. +

  VIERTE:
  Ich heiße die Not.

  ZU DREI:
  Die Tür ist verschlossen, wir können nicht ein;
  Drin wohnet ein Reicher, wir mögen nicht 'nein.

  MANGEL:
  Da werd' ich zum Schatten.