Aber wenn er sich die Nasenspitze weggeschnitten hätte, würde er ein Stückchen englisches Pflaster darauf geklebt haben und zufrieden gewesen sein.

Er zog seine besten Kleider an und trat endlich auf die Straße. Die Leute strömten jetzt gerade aus ihren Häusern, wie er es gesehen hatte, als er den Geist der heurigen Weihnacht begleitete; und mit auf dem Rücken zusammengeschlagenen Händen durch die Straßen gehend, blickte Scrooge jeden mit einem freundlichen Lächeln an. Er sah so unwiderstehlich freundlich aus, daß drei oder vier lustige Leute zu ihm sagten: "Guten Morgen, Sir, fröhliche Weihnachten!" und Scrooge sagte oft nachher, daß von allen lieblichen Klängen, die er je gehört, dieser seinem Ohr am lieblichsten geklungen hätte.

Er war nicht weit gegangen, als er denselben stattlichen Herrn auf sich zukommen sah, der am Tage vorher in sein Comptoir getreten war mit den Worten: "Scrooge und Marley, wenn ich nicht irre." Es gab ihm einen Stich ins Herz, als er dachte, wie ihn wohl der alte Herr beim Vorübergehen ansehen würde; aber er wußte, welchen Weg er zu gehen hatte, und ging ihn.

"Lieber Herr," sagte Scrooge, schneller gehend und des alten Herrn beide Hände ergreifend, "wie geht's Ihnen? Ich hoffe, Sie hatten gestern einen guten Tag. Es war sehr freundlich von Ihnen. Ich wünsche Ihnen fröhliche Weihnachten, Sir."

"Mr. Scrooge?"

"Ja," sagte Scrooge. "Das ist mein Name und ich fürchte, er klingt Ihnen nicht sehr angenehm. Erlauben Sie, daß ich Sie um Verzeihung bitte. Und wollen Sie die Güte haben" – hier flüsterte ihm Scrooge etwas in das Ohr.

"Himmel!" rief der Herr, als ob ihm der Atem ausgeblieben wäre. "Mein lieber Mr. Scrooge, ist das Ihr Ernst?"

"Wenn es Ihnen gefällig ist," sagte Scrooge. "Keinen Penny weniger. Es sind viele Rückstände dabei, ich versichere es Ihnen. Wollen Sie die Güte haben?"

"Bester Herr," sagte der andere, ihm die Hand schüttelnd, "ich weiß nicht, was ich zu einer solchen großartigen Freigebigkeit sagen soll."

"Ich bitte, sagen Sie gar nichts dazu," antwortete Scrooge. "Besuchen Sie mich. Wollen Sie mich besuchen?"

"Herzlich gern," rief der alte Herr. Und man sah, es war ihm mit der Versicherung Ernst.

"Ich danke Ihnen," sagte Scrooge. "Ich bin Ihnen sehr verbunden. Ich danke Ihnen tausendmal. Leben Sie recht wohl!"

Er ging in die Kirche, ging durch die Straßen, sah die Leute hin und her laufen, klopfte Kindern die Wange, frug Bettler, und sah hinab in die Küchen und hinauf zu den Fenstern der Häuser; und fand, daß alles das ihm Vergnügen machen könne. Er hatte sich nie geträumt, daß ein Spaziergang oder sonst etwas ihn so glücklich hätte machen können. Nachmittags lenkte er seine Schritte nach seines Neffen Wohnung.

Er ging wohl ein dutzendmal an der Thür vorüber, ehe er den Mut hatte, anzuklopfen. Endlich faßte er sich ein Herz und klopfte.

"Ist dein Herr zu Hause, meine Liebe?" sagte Scrooge zu dem Mädchen. "Ein hübsches Mädchen, wahrhaftig!"

"Ja, Sir."

"Wo ist er, meine Liebe?" sagte Scrooge.

"Er ist in dem Speisezimmer, Sir, mit der Madame. Ich will Sie hinaufführen, wenn Sie erlauben."

"Danke, danke. Er kennt mich," sagte Scrooge, mit der Hand schon auf dem Thürdrücker. "Ich will hier hereintreten, meine Liebe."

Er machte die Thür leise auf und steckte den Kopf hinein. Sie betrachteten den Speisetisch (der mit großem Aufwand von Pracht gedeckt war); denn solche junge Leute sind immer sehr unruhig über solche Punkte und sähen gern alles in Ordnung.

"Fritz!" sagte Scrooge.

Heiliger Himmel! wie seine Nichte erschrak! Scrooge hatte in dem Augenblicke vergessen, daß sie mit dem Fußbänkchen in der Ecke gesessen hatte, sonst hätte er es um keinen Preis gethan.

"Potztausend!" rief Fritz, "wer ist das!"

"Ich bin's, dein Onkel Scrooge. Ich komme zum Essen. Willst du mich hereinlassen, Fritz?"

Ihn hereinlassen! Es war nur gut, daß er ihm nicht den Arm abriß.