WALTER.

Gewiß.

ADAM.

Ei, ein Stück Käs aus Limburg mindstens. Käse

Macht erst geschickt die Zunge, Wein zu schmecken.

WALTER.

Gut. Ein Stück Käse denn, doch weiter nichts.

ADAM.

So geh. Und weiß, von Damast, aufgedeckt.

Schlecht alles zwar, doch recht.

 

Die Magd ab.

 

Das ist der Vorteil

Von uns verrufnen hagestolzen Leuten,

Daß wir, was andre knapp und kummervoll,

Mit Weib und Kindern täglich teilen müssen,

Mit einem Freunde zur gelegnen Stunde,

Vollauf genießen.

WALTER.

Was ich sagen wollte –

Wie kamt Ihr doch zu Eurer Wund, Herr Richter?

Das ist ein böses Loch, fürwahr, im Kopf, das!

ADAM.

– Ich fiel.

WALTER.

Ihr fielt. Hm! So. Wann? Gestern abend?

ADAM.

Heut, Glock halb sechs, verzeiht, am Morgen, früh,

Da ich soeben aus dem Bette stieg.

WALTER.

Worüber?

ADAM.

Über – gnäd'ger Herr Gerichtsrat,

Die Wahrheit Euch zu sagen, über mich.

Ich schlug Euch häuptlings an den Ofen nieder,

Bis diese Stunde weiß ich nicht, warum?

WALTER.

Von hinten?

ADAM.

Wie? Von hinten –

WALTER.

Oder vorn?

Ihr habt zwo Wunden, vorne ein' und hinten.

ADAM.

Von vorn und hinten. – Margarete!

 

Die beiden Mägde mit Wein usw. Sie decken auf, und gehen wieder ab.

 

WALTER.

Wie?

ADAM.

Erst so, dann so. Erst auf die Ofenkante,

Die vorn die Stirn mir einstieß, und sodann

Vom Ofen rückwärts auf den Boden wieder,

Wo ich mir noch den Hinterkopf zerschlug.

 

Er schenkt ein.

 

Ist's Euch gefällig?

WALTER nimmt das Glas.

Hättet Ihr ein Weib,

So würd ich wunderliche Dinge glauben,

Herr Richter.

ADAM.

Wieso?

WALTER.

Ja, bei meiner Treu,

So rings seh ich zerkritzt Euch und zerkratzt.

ADAM lacht.

Nein, Gott sei Dank! Fraunnägel sind es nicht.

WALTER.

Glaub's. Auch ein Vorteil noch der Hagestolzen.

ADAM fortlachend.

Strauchwerk, für Seidenwürmer, das man trocknend

Mir an dem Ofenwinkel aufgesetzt. –

Auf Euer Wohlergehn!

 

Sie trinken.

 

WALTER.

Und grad auch heut

Noch die Perücke seltsam einzubüßen!

Die hätt Euch Eure Wunden noch bedeckt.

ADAM.

Ja, ja. Jedwedes Übel ist ein Zwilling. –

Hier – von dem fetten jetzt – kann ich –?

WALTER.

Ein Stückchen.

Aus Limburg?

ADAM.

Rect' aus Limburg, gnäd'ger Herr.

WALTER.

– Wie Teufel aber, sagt mir, ging das zu?

ADAM.

Was?

WALTER.

Daß Ihr die Perücke eingebüßt.

ADAM.

Ja seht. Ich sitz und lese gestern abend

Ein Aktenstück, und weil ich mir die Brille

Verlegt, duck ich so tief mich in den Streit,

Daß bei der Kerze Flamme lichterloh

Mir die Perücke angeht. Ich, ich denke,

Feu'r fällt vom Himmel auf mein sündig Haupt,

Und greife sie, und will sie von mir werfen;

Doch eh ich noch das Nackenband gelöst,

Brennt sie wie Sodom und Gomorrha schon.

Kaum daß ich die drei Haare noch mir rette.

WALTER.

Verwünscht! Und Eure andre ist in der Stadt.

ADAM.

Bei dem Perückenmacher. – Doch zur Sache.

WALTER.

Nicht allzurasch, ich bitt, Herr Richter Adam.

ADAM.

Ei, was! Die Stunde rollt. Ein Gläschen hier.

 

Er schenkt ein.

 

WALTER.

Der Lebrecht – wenn der Kauz dort wahr gesprochen –

Er auch hat einen bösen Fall getan.

ADAM.

Auf meine Ehr.

 

Er trinkt.

 

WALTER.

Wenn hier die Sache,

Wie ich fast fürchte, unentworren bleibt,

So werdet Ihr, in Eurem Ort, den Täter

Leicht noch aus seiner Wund entdecken können.

 

Er trinkt.

 

Niersteiner?

ADAM.

Was?

WALTER.

Oder guter Oppenheimer?

ADAM.

Nierstein. Sieh da! Auf Ehre! Ihr versteht's

Aus Nierstein, gnäd'ger Herr, als hätt ich ihn geholt.

WALTER.

Ich prüft ihn, vor drei Jahren, an der Kelter.

 

Adam schenkt wieder ein.

 

– Wie hoch ist Euer Fenster – dort! Frau Marthe.

FRAU MARTHE.

Mein Fenster?

WALTER.

Das Fenster jener Kammer, ja,

Worin die Jungfer schläft?

FRAU MARTHE.

Die Kammer zwar

Ist nur vom ersten Stock, ein Keller drunter,

Mehr als neun Fuß das Fenster nicht vom Boden;

Jedoch die ganze, wohlerwogene

Gelegenheit sehr ungeschickt zum Springen.

Denn auf zwei Fuß steht von der Wand ein Weinstock,

Der seine knot'gen Äste rankend hin

Durch ein Spalier treibt, längs der ganzen Wand:

Das Fenster selbst ist noch davon umstrickt.

Es würd ein Eber, ein gewaffneter,

Müh mit den Fängern haben, durchzubrechen.

ADAM.

Es hing auch keiner drin.

 

Er schenkt sich ein.

 

WALTER.

Meint Ihr?

ADAM.

Ach, geht!

 

Er trinkt.

 

WALTER zu Ruprecht.

Wie traf Er denn den Sünder? Auf den Kopf?

ADAM.

Hier.

WALTER.

Laßt.

ADAM.

Gebt her.

WALTER.

's ist halb noch voll.

ADAM.

Will's füllen.

WALTER.

Ihr hört's.

ADAM.

Ei, für die gute Zahl.

WALTER.

Ich bitt Euch.

ADAM.

Ach, was! Nach der Pythagoräer – Regel.

 

Er schenkt ihm ein.

 

WALTER wieder zu Ruprecht.

Wie oft traf Er dem Sünder denn den Kopf?

ADAM.

Eins ist der Herr.