ADAM.

Will's füllen.

WALTER.

Ihr hört's.

ADAM.

Ei, für die gute Zahl.

WALTER.

Ich bitt Euch.

ADAM.

Ach, was! Nach der Pythagoräer – Regel.

 

Er schenkt ihm ein.

 

WALTER wieder zu Ruprecht.

Wie oft traf Er dem Sünder denn den Kopf?

ADAM.

Eins ist der Herr. Zwei ist das finstre Chaos;

Drei ist die Welt. Drei Gläser lob ich mir.

Im dritten trinkt man mit den Tropfen Sonnen,

Und Firmamente mit den übrigen.

WALTER.

Wie oftmals auf den Kopf traf Er den Sünder?

Er, Ruprecht, Ihn dort frag ich!

ADAM.

Wird man's hören?

Wie oft trafst du den Sündenbock? Na, heraus!

Gotts Blitz, seht, weiß der Kerl wohl selbst, ob er –

Vergaßt du's?

RUPRECHT.

Mit der Klinke?

ADAM.

Ja, was weiß ich.

WALTER.

Vom Fenster, als Er nach ihm herunterhieb?

RUPRECHT.

Zweimal, ihr Herrn.

ADAM.

Halunke! das behielt er!

 

Er trinkt.

 

WALTER.

Zweimal! Er konnt ihn mit zwei solchen Hieben

Erschlagen, weiß Er –?

RUPRECHT.

Hätt ich ihn erschlagen,

So hätt ich ihn. Es wär mir grade recht.

Läg er hier vor mir, tot, so könnt ich sagen,

Der war's, ihr Herrn, ich hab euch nicht belogen.

ADAM.

Ja, tot! das glaub ich. Aber so –

 

Er schenkt ein.

 

WALTER.

Konnt Er ihn denn im Dunkeln nicht erkennen?

RUPRECHT.

Nicht einen Stich, gestrenger Herr. Wie sollt ich?

ADAM.

Warum sperrtst du nicht die Augen auf – Stoßt an!

RUPRECHT.

Die Augen auf! Ich hatt sie aufgesperrt.

Der Satan warf sie mir voll Sand.

ADAM in den Bart.

Voll Sand, ja!

Warum sperrtst du deine großen Augen auf.

– Hier. Was wir lieben, gnäd'ger Herr! Stoßt an!

WALTER.

– Was recht und gut und treu ist, Richter Adam!

 

Sie trinken.

 

ADAM.

Nun denn, zum Schluß jetzt, wenn's gefällig ist.

 

Er schenkt ein.

 

WALTER.

Ihr seid zuweilen bei Frau Marthe wohl,

Herr Richter Adam. Sagt mir doch,

Wer, außer Ruprecht, geht dort aus und ein.

ADAM.

Nicht allzuoft, gestrenger Herr, verzeiht.

Wer aus und ein geht, kann ich Euch nicht sagen.

WALTER.

Wie? Solltet Ihr die Witwe nicht zuweilen

Von Eurem sel'gen Freund besuchen?

ADAM.

Nein, in der Tat, sehr selten nur.

WALTER.

Frau Marthe!

Habt Ihr's mit Richter Adam hier verdorben?

Er sagt, er spräche nicht mehr bei Euch ein?

FRAU MARTHE.

Hm! Gnäd'ger Herr, verdorben? Das just nicht.

Ich denk er nennt mein guter Freund sich noch.

Doch daß ich oft in meinem Haus ihn sähe,

Das vom Herrn Vetter kann ich just nicht rühmen.

Neun Wochen sind's, daß er's zuletzt betrat,

Und auch nur da noch im Vorübergehn.

WALTER.

Wie sagt Ihr?

FRAU MARTHE.

Was?

WALTER.

Neun Wochen wären's –?

FRAU MARTHE.

Neun

Ja – Donnerstag sind's zehn. Er bat sich Samen

Bei mir, von Nelken und Aurikeln aus.

WALTER.

Und – sonntags – wenn er auf das Vorwerk geht –?

FRAU MARTHE.

Ja, da – da guckt er mir ins Fenster wohl,

Und saget guten Tag zu mir und meiner Tochter;

Doch dann so geht er wieder seiner Wege.

WALTER für sich.

Hm! Sollt ich auch dem Manne wohl –

 

Er trinkt.

 

Ich glaubte,

Weil Ihr die Jungfer Muhme dort zuweilen

In Eurer Wirtschaft braucht, so würdet Ihr

Zu Dank die Mutter dann und wann besuchen.

ADAM.

Wieso, gestrenger Herr?

WALTER.

Wieso? Ihr sagtet,

Die Jungfer helfe Euren Hühnern auf,

Die Euch im Hof erkranken. Hat sie nicht

Noch heut in dieser Sach Euch Rat erteilt?

FRAU MARTHE.

Ja, allerdings, gestrenger Herr, das tut sie.

Vorgestern schickt' er ihr ein krankes Perlhuhn

Ins Haus, das schon den Tod im Leibe hatte.

Vorm Jahr rettete sie ihm eins vom Pips,

Und dies auch wird sie mit der Nudel heilen:

Jedoch zum Dank ist er noch nicht erschienen.

WALTER verwirrt.

– Schenkt ein, Herr Richter Adam, seid so gut.

Schenkt gleich mir ein. Wir wollen eins noch trinken.

ADAM.

Zu Eurem Dienst. Ihr macht mich glücklich. Hier.

 

Er schenkt ein.

 

WALTER.

Auf Euer Wohlergehn! – Der Richter Adam,

Er wird früh oder spät schon kommen.

FRAU MARTHE.

Meint Ihr? Ich zweifle.

Könnt ich Niersteiner, solchen, wie Ihr trinkt,

Und wie mein sel'ger Mann, der Kastellan,

Wohl auch, von Zeit zu Zeit, im Keller hatte,

Vorsetzen dem Herrn Vetter, wär's was anders:

Doch so besitz ich nichts, ich arme Witwe,

In meinem Hause, das ihn lockt.

WALTER.

Um so viel besser.

 

 

Eilfter Auftritt

Licht. Frau Brigitte mit einer Perücke in der Hand. Die Mägde. Die Vorigen.

 

LICHT.

Hier, Frau Brigitte, herein.

WALTER.

Ist das die Frau, Herr Schreiber Licht?

LICHT.

Das ist die Frau Brigitte, Euer Gnaden.

WALTER.

Nun denn, so laßt die Sach uns jetzt beschließen.

Nehmt ab, ihr Mägde. Hier.

 

Die Mägde mit Gläsern usw. ab.

 

ADAM währenddessen.

Nun, Evchen, höre,

Dreh du mir deine Pille ordentlich,

Wie sich's gehört, so sprech ich heute abend

Auf ein Gericht Karauschen bei euch ein.

Dem Luder muß sie ganz jetzt durch die Gurgel,

Ist sie zu groß, so mag's den Tod dran fressen.

WALTER erblickt die Perücke.

Was bringt uns Frau Brigitte dort für eine

Perücke?

LICHT.

Gnäd'ger Herr?

WALTER.

Was jene Frau uns dort für eine

Perücke bringt?

LICHT.

Hm!

WALTER.

Was?

LICHT.

Verzeiht –

WALTER.

Werd ich's erfahren?

LICHT.

Wenn Euer Gnaden gütigst

Die Frau, durch den Herrn Richter fragen wollen,

So wird, wem die Perücke angehört,

Sich, und das Weitre, zweifl' ich nicht, ergeben.

WALTER.

– Ich will nicht wissen, wem sie angehört.

Wie kam die Frau dazu? Wo fand sie sie?

LICHT.

Die Frau fand die Perücke im Spalier

Bei Frau Margrete Rull. Sie hing gespießt,

Gleich einem Nest, im Kreuzgeflecht des Weinstocks,

Dicht unterm Fenster, wo die Jungfer schläft.

FRAU MARTHE.

Was? Bei mir? Im Spalier?

WALTER heimlich.

Herr Richter Adam,

Habt Ihr mir etwas zu vertraun,

So bitt ich, um die Ehre des Gerichtes,

Ihr seid so gut, und sagt mir's an.

ADAM.

Ich Euch –?

WALTER.

Nicht? Habt Ihr nicht –?

ADAM.

Auf meine Ehre –

 

Er ergreift die Perücke.

 

WALTER.

Hier die Perücke ist die Eure nicht?

ADAM.

Hier die Perück ihr Herren, ist die meine!

Das ist, Blitz – Element, die nämliche,

Die ich dem Burschen vor acht Tagen gab,

Nach Utrecht sie zum Meister Mehl zu bringen.

WALTER.

Wem? Was?

LICHT.

Dem Ruprecht?

RUPRECHT.

Mir?

ADAM.

Hab ich Ihm Schlingel,

Als Er nach Utrecht vor acht Tagen ging,

Nicht die Perück hier anvertraut, sie zum

Friseur, daß er sie renoviere, hinzutragen?

RUPRECHT.

Ob Er –? Nun ja. Er gab mir –

ADAM.

Warum hat Er

Nicht die Perück, Halunke, abgegeben?

Warum nicht hat Er sie, wie ich befohlen,

Beim Meister in der Werkstatt abgegeben?

RUPRECHT.

Warum ich sie –? Gotts, Himmel-Donner – Schlag!

Ich hab sie in der Werkstatt abgegeben.

Der Meister Mehl nahm sie –

ADAM.

Sie abgegeben?

Und jetzt hängt sie im Weinspalier bei Marthens?

O wart, Kanaille! So entkommst du nicht.

Dahinter steckt mir von Verkappung was,

Und Meuterei, was weiß ich? – Wollt Ihr erlauben,

Daß ich sogleich die Frau nur inquiriere?

WALTER.

Ihr hättet die Perücke –?

ADAM.

Gnäd'ger Herr,

Als jener Bursche dort, vergangnen Dienstag,

Nach Utrecht fuhr mit seines Vaters Ochsen,

Kam er ins Amt, und sprach, Herr Richter Adam,

Habt Ihr im Städtlein etwas zu bestellen?

Mein Sohn, sag ich, wenn du so gut willt sein,

So laß mir die Perück hier auftoupieren –

Nicht aber sagt ich ihm, geh und bewahre

Sie bei dir auf, verkappe dich darin,

Und laß sie im Spalier bei Marthens hängen.

FRAU BRIGITTE.

Ihr Herrn, der Ruprecht, mein ich, halt zu Gnaden,

Der war's wohl nicht. Denn da ich gestern nacht

Hinaus aufs Vorwerk geh, zu meiner Muhme,

Die schwer im Kindbett liegt, hör ich die Jungfer

Gedämpft, im Garten hinten jemand schelten:

Wut scheint und Furcht die Stimme ihr zu rauben.

Pfui, schäm Er sich, Er Niederträchtiger,

Was macht Er? Fort. Ich werd die Mutter rufen;

Als ob die Spanier im Lande wären.

Drauf: Eve! durch den Zaun hin: Eve! ruf ich.

Was hast du? Was auch gibt's? – Und still wird es:

Nun? Wirst du antworten? – Was wollt Ihr, Muhme? –

Was hast du vor, frag ich? – Was werd ich haben.