Es lebe Distichon, der tapfre Held.

 

Alles ab.

 

NARR seinen Rücken reibend. Das Schlachtfeld ist leer. Ah! Das nenn ich ein Treffen, 's hat jeder getroffen, keiner hat gfehlt. Aber – dem Verdienste seine Kränze, einer ist dabei, der kanns. Wann das ein Dichter ist, der hat eine shakespearsche Kraft. Überdenkend. O Schicksal eines Narren! Geboren auf Österreichs fetten Triften, studiert bis an den Hals, dann Kammerdiener eines spanischen Lords, vom Schiffbruch ausgespuckt an diesen Strand der Feigheit und der Ochserie. Aus Gnaden haben sie mich zum Hofnarren aufgenommen, mich, der ich mehr Witz in meinem Daumen hab als alle Köpfe dieses Fabellands seit hunderttausend Jahr. Und nun zu euch, ihr giftgen Zauberkröten, denn Frauenzimmer seid ihr nicht. Respekt vor allen andern Frauenzimmern: Ehret die Frauen, sie flechten und weben. Punktum, das andre fällt mir nicht mehr ein – aber das sind keine Frauenzimmer, das sind Töchter des liebenswürdigen Cerberus und der reizenden Hydra. Darum beschwöre ich euch, ihr vier Winde des Himmels, blast mir alle Krankheiten dieses schwindsüchtigen Jahrhunderts auf einen Haufen zusammen und überlaßt sie mir zu meiner Disposition. Herbei, ihr zwölf Monate dieses tiefbeleidigten Jahres, ich will einen Kalender zusammenfluchen und ihnen ein Neujahrsgeschenk damit machen.

 

Ganz leicht beginnt der Januar

Mit Schnupfen, Halsweh und Katarrh.

Am Abend sanftes Gliederreißen,

Daß sie vor Schmerz die Lippen beißen.

Dann werd, weil beide eitel sind,

Die eine taub, die andre blind,

Und ihre niedlichen Gefriesel

Bedeck ein scharlachroter Riesel.

 

Dem Februar laß ich die Wahl,

Zu sinnen eine eigne Qual.

Die Gicht ist schön, doch wünscht ich lieber

Die Bleichsucht oder 's gelbe Fieber.

März und April bringt Seitenstechen,

Der Mai muß sich durch Krämpfe rächen.

Im Juni Regen allenfalls,

So habn s' die Wassersucht am Hals.

 

Im Juli ist die Sommerszeit,

Wo man auf grüner Flur sich freut.

Nur ihnen blüh kein schönes Tal,

Die ganze Welt sei ihr Spital.

August, da werd ihr Hunger heiß,

Doch bleib ihr Magen kalt wie Eis.

Nichts hemme ihrer Eßlust Lauf,

Vielleicht frißt eine d' andre auf.

 

September streu vergiften Tau,

Der färbe ihre Haare grau.

Oktober ruft das Blatt nach Haus,

Da brechen ihre Zähne aus.

November fällt ihr Namensfest,

Da schick zum Bindband ich die Pest.

Und bis Dezember kommt herbei,

Sind schon in Zügen alle zwei.

 

Doch noch ist nicht der Spaß verdorben.

Kaum glauben sie, sie sind gestorben,

So speien sie, der Welt zum Graus,

Aufs neu zwei giftge Drachen aus.

So drück auf ihre Qual die Zeit

Das Siegel einer Ewigkeit.

Den Wunsch bringt froh zum neuen Jahr

Mein gutes Herz den Schwestern dar.

 

Ab.

 

 

Achter Auftritt

Verwandlung.

Romantisches Tal. Weiße Lämmer weiden auf den Hügeln. Amphio sitzt auf einem Stein und bläst ein sanftes Lied auf seiner Flöte. Im Vordergrunde befinden sich zwei steinerne Wassernymphen auf Postamenten in Lebensgröße, welche auf Wasserurnen ruhen.

 

AMPHIO allein. Wo weilst du heute, hohe Phantasie, daß sich dein Bild noch nicht auf blauem Äther malt und mit den bunten Schwingen zu mir niedertaucht? So wie der Arzt den Kranken jeden Tag besucht, so schwebst du jeden Morgen zu mir nieder, zu heilen meinen liebekranken Geist. Durch dich begeistert sang ich jene Lieder, die mir das Herz der Königin errangen, dir verdanke ich die schöne Hoffnung, an Hermionens Hand zu herrschen über dieses Reich. Ihre Liebe nenn ich mein, sie selbst gestand es mir. Nun will ich meinen Rang entdecken, um heimzuführn die königliche Braut. Doch dir muß ichs vorher vertrauen, hohe Phantasie, du hast den wilden Mut in mir gezähmt, zum stillen Hirten mich gemacht, und nur dein Rat soll mich bestimmen, ob ich den Schleier ziehen darf von dieser Täuschung Bild. Doch was seh ich? Eine andre Sonne strahlt mir dort entgegen, Hermione ists, die über jene Hügel eilt. Ists Freude? ist es Angst, die ihre Schritte so beflügelt?

 

Neunter Auftritt

Voriger. Hermione.

 

AMPHIO eilt ihr entgegen und sinkt zu ihren Füßen. Gebieterin!

HERMIONE spricht die ganze Szene schnell und unruhig. Heut bin ichs nicht, ich hab die Herrschaft abgetreten an die Zeit, ein Sklave bin ich meiner Eile.

AMPHIO. Mir bangt um dich. Was kämpft in dir?

HERMIONE. Vertrauen gegen Furcht. Mein Volk, der Zaubernymphen Wut, Apollo selbst befiehlt, daß ich mein Herz noch heute binden muß.

AMPHIO.