Euer Flügel wich
Zuerst.
BURGUND.
Weil dort der erste Angriff war.
TALBOT.
Das Mädchen kannte unsers Lagers Blöße,
Sie wußte, wo die Furcht zu finden war.
BURGUND.
Wie? Soll Burgund die Schuld des Unglücks tragen?
LIONEL.
Wir Engelländer, waren wir allein,
Bei Gott! Wir hätten Orleans nicht verloren!
BURGUND.
Nein – denn ihr hättet Orleans nie gesehn!
Wer bahnte euch den Weg in dieses Reich,
Reicht' euch die treue Freundeshand, als ihr
An diese feindlich fremde Küste stieget?
Wer krönte euren Heinrich zu Paris,
Und unterwarf ihm der Franzosen Herzen?
Bei Gott! Wenn dieser starke Arm euch nicht
Hereingeführt, ihr sahet nie den Rauch
Von einem fränkischen Kamine steigen!
LIONEL.
Wenn es die großen Worte täten, Herzog,
So hättet Ihr allein Frankreich erobert.
BURGUND.
Ihr seid unlustig, weil euch Orleans
Entging, und laßt nun eures Zornes Galle
An mir, dem Bundsfreund, aus. Warum entging
Uns Orelans, als eurer Habsucht wegen?
Es war bereit, sich mir zu übergeben,
Ihr, euer Neid allein hat es verhindert.
TALBOT.
Nicht Eurentwegen haben wirs belagert.
BURGUND.
Wie stünds um euch, zög ich mein Heer zurück?
LIONEL.
Nicht schlimmer, glaubt mir, als bei Azincourt,
Wo wir mit Euch und mit ganz Frankreich fertig wurden.
BURGUND.
Doch tats euch sehr um unsre Freundschaft not,
Und teuer kaufte sie der Reichsverweser.
TALBOT.
Ja teuer, teuer haben wir sie heut
Vor Orleans bezahlt mit unsrer Ehre.
BURGUND.
Treibt es nicht weiter, Lord, es könnt Euch reuen!
Verließ ich meines Herrn gerechte Fahnen,
Lud auf mein Haupt den Namen des Verräters,
Um von dem Fremdling solches zu ertragen?
Was tu ich hier und fechte gegen Frankreich?
Wenn ich dem Undankbaren dienen soll,
So will ichs meinem angebornen König.
TALBOT.
Ihr steht in Unterhandlung mit dem Dauphin,
Wir wissens, doch wir werden Mittel finden,
Uns vor Verrat zu schützen.
BURGUND.
Tod und Hölle!
Begegnet man mir so? – Chatillon!
Laß meine Völker sich zum Aufbruch rüsten,
Wir gehn in unser Land zurück.
Chatillon geht ab.
LIONEL.
Glück auf den Weg!
Nie war der Ruhm des Briten glänzender,
Als da er seinem guten Schwert allein
Vertrauend ohne Helfershelfer focht.
Es kämpfe jeder seine Schlacht allein,
Denn ewig bleibt es wahr! Französisch Blut
Und englisch kann sich redlich nie vermischen.
Zweiter Auftritt
Königin Isabeau von einem Pagen begleitet zu den Vorigen.
ISABEAU.
Was muß ich hören, Feldherrn! Haltet ein!
Was für ein hirnverrückender Planet
Verwirrt euch also die gesunden Sinne?
Jetzt, da euch Eintracht nur erhalten kann,
Wollt ihr in Haß euch trennen und euch selbst
Befehdend euren Untergang bereiten?
– Ich bitt Euch, edler Herzog. Ruft den raschen
Befehl zurück. – Und Ihr, ruhmvoller Talbot,
Besänftiget den aufgebrachten Freund!
Kommt, Lionel, helft mir die stolzen Geister
Zufriedensprechen und Versöhnung stiften.
LIONEL.
Ich nicht, Mylady. Mir ist alles gleich.
Ich denke so: was nicht zusammen kann
Bestehen, tut am besten sich zu lösen.
ISABEAU.
Wie? Wirkt der Hölle Gaukelkunst, die uns
Im Treffen so verderblich war, auch hier
Noch fort uns sinnverwirrend zu betören?
Wer fing den Zank an? Redet! – Edler Lord!
Zu Talbot.
Seid Ihrs, der seines Vorteils so vergaß,
Den werten Bundsgenossen zu verletzen?
Was wollt Ihr schaffen ohne diesen Arm?
Er baute Eurem König seinen Thron,
Er hält ihn noch und stürzt ihn, wenn er will,
Sein Heer verstärkt Euch und noch mehr sein Name.
Ganz England, strömt' es alle seine Bürger
Auf unsre Küsten aus, vermöchte nicht
Dies Reich zu zwingen, wenn es einig ist,
Nur Frankreich konnte Frankreich überwinden.
TALBOT.
Wir wissen den getreuen Freund zu ehren.
Dem falschen wehren ist der Klugheit Pflicht.
BURGUND.
Wer treulos sich des Dankes will entschlagen,
Dem fehlt des Lügners freche Stirne nicht.
ISABEAU.
Wie, edler Herzog? Könntet Ihr so sehr
Der Scham absagen und der Fürstenehre,
In jene Hand, die Euren Vater mordete,
Die Eurige zu legen? Wärt Ihr rasend
Genug, an eine redliche Versöhnung
Zu glauben mit dem Dauphin, den Ihr selbst
An des Verderbens Rand geschleudert habt?
So nah dem Falle wolltet Ihr ihn halten,
Und Euer Werk wahnsinnig selbst zerstören?
Hier stehen Eure Freunde. Euer Heil
Ruht in dem festen Bunde nur mit England.
BURGUND.
Fern ist mein Sinn vom Frieden mit dem Dauphin,
Doch die Verachtung und den Übermut
Des stolzen Englands kann ich nicht ertragen.
ISABEAU.
Kommt! Haltet ihm ein rasches Wort zugut.
Schwer ist der Kummer, der den Feldherrn drückt,
Und ungerecht, Ihr wißt es, macht das Unglück.
Kommt! Kommt! Umarmt euch, laßt mich diesen Riß
Schnell heilend schließen, eh er ewig wird.
TALBOT.
Was dünket Euch, Burgund? Ein edles Herz
Bekennt sich gern von der Vernunft besiegt.
Die Königin hat ein kluges Wort geredet,
Laßt diesen Händedruck die Wunde heilen,
Die meine Zunge übereilend schlug.
BURGUND.
Madame sprach ein verständig Wort, und mein
Gerechter Zorn weicht der Notwendigkeit.
ISABEAU.
Wohl! So besiegelt den erneuten Bund
Mit einem brüderlichen Kuß und mögen
Die Winde das Gesprochene verwehen.
Burgund und Talbot umarmen sich.
LIONEL betrachtet die Gruppe, für sich.
Glück zu dem Frieden, den die Furie stiftet!
ISABEAU.
Wir haben eine Schlacht verloren, Feldherrn,
Das Glück war uns zuwider, darum aber
Entsink euch nicht der edle Mut. Der Dauphin
Verzweifelt an des Himmels Schutz und ruft
Des Satans Kunst zu Hülfe, doch er habe
Umsonst sich der Verdammnis übergeben,
Und seine Hölle selbst errett ihn nicht.
Ein sieghaft Mädchen führt des Feindes Heer,
Ich will das eure führen, ich will euch
Statt einer Jungfrau und Prophetin sein.
LIONEL.
Madame, geht nach Paris zurück. Wir wollen
Mit guten Waffen, nicht mit Weibern siegen.
TALBOT.
Geht! Geht! Seit Ihr im Lager seid, geht alles
Zurück, kein Segen ist mehr in unsern Waffen.
BURGUND.
Geht! Eure Gegenwart schafft hier nichts Gutes,
Der Krieger nimmt ein Ärgernis an Euch.
ISABEAU sieht einen um den andern erstaunt an.
Ihr auch, Burgund? Ihr nehmet wider mich
Partei mit diesen undankbaren Lords?
BURGUND.
Geht! Der Soldat verliert den guten Mut,
Wenn er für Eure Sache glaubt zu fechten.
ISABEAU.
Ich hab kaum Frieden zwischen euch gestiftet,
So macht ihr schon ein Bündnis wider mich?
TALBOT.
Geht, geht mit Gott, Madame. Wir fürchten uns
Vor keinem Teufel mehr, sobald Ihr wegseid.
ISABEAU.
Bin ich nicht eure treue Bundsgenossin?
Ist eure Sache nicht die meinige?
TALBOT.
Doch Eure nicht die unsrige. Wir sind
In einem ehrlich guten Streit begriffen.
BURGUND.
Ich räche eines Vaters blutgen Mord,
Die fromme Sohnspflicht heiligt meine Waffen.
TALBOT.
Doch gradheraus! Was Ihr am Dauphin tut,
Ist weder menschlich gut, noch göttlich recht.
ISABEAU.
Fluch soll ihn treffen bis ins zehnte Glied!
Er hat gefrevelt an dem Haupt der Mutter.
BURGUND.
Er rächte einen Vater und Gemahl.
ISABEAU.
Er warf sich auf zum Richter meiner Sitten!
LIONEL.
Das war unehrerbietig von dem Sohn!
ISABEAU.
In die Verbannung hat er mich geschickt.
TALBOT.
Die öffentliche Stimme zu vollziehn.
ISABEAU.
Fluch treffe mich, wenn ich ihm je vergebe!
Und eh er herrscht in seines Vaters Reich –
TALBOT.
Eh opfert Ihr die Ehre seiner Mutter!
ISABEAU.
Ihr wißt nicht, schwache Seelen,
Was ein beleidigt Mutterherz vermag.
Ich liebe, wer mir Gutes tut, und hasse,
Wer mich verletzt, und ists der eigne Sohn,
Den ich geboren, desto hassenswerter.
Dem ich das Dasein gab, will ich es rauben,
Wenn er mit ruchlos frechem Übermut
Den eignen Schoß verletzt, der ihn getragen.
Ihr die ihr Krieg führt gegen meinen Sohn,
Ihr habt nicht Recht, noch Grund ihn zu berauben.
Was hat der Dauphin Schweres gegen euch
Verschuldet? Welche Pflichten brach er euch?
Euch treibt die Ehrsucht, der gemeine Neid
Ich darf ihn hassen, ich hab ihn geboren.
TALBOT.
Wohl, an der Rache fühlt er seine Mutter!
ISABEAU.
Armselge Gleisner, wie veracht ich euch,
Die ihr euch selbst so wie die Welt belügt!
Ihr Engelländer streckt die Räuberhände
Nach diesem Frankreich aus, wo ihr nicht Recht
Noch gültgen Anspruch habt auf so viel Erde,
Als eines Pferdes Huf bedeckt. – Und dieser Herzog,
Der sich den Guten schelten läßt, verkauft
Sein Vaterland, das Erbreich seiner Ahnen
Dem Reichsfeind und dem fremden Herrn. – Gleichwohl
Ist euch das dritte Wort Gerechtigkeit.
– Die Heuchelei veracht ich. Wie ich bin,
So sehe mich das Aug der Welt.
BURGUND.
Wahr ists!
Den Ruhm habt Ihr mit starkem Geist behauptet.
ISABEAU.
Ich habe Leidenschaften, warmes Blut
Wie eine andre, und ich kam als Königin
In dieses Land, zu leben, nicht zu scheinen.
Sollt ich der Freud absterben, weil der Fluch
Des Schicksals meine lebensfrohe Jugend
Zu dem wahnsinngen Gatten hat gesellt?
Mehr als das Leben lieb ich meine Freiheit,
Und wer mich hier verwundet – Doch warum
Mit euch mich streiten über meine Rechte?
Schwer fließt das dicke Blut in euren Adern,
Ihr kennt nicht das Vergnügen, nur die Wut!
Und dieser Herzog, der sein Lebenlang
Geschwankt hat zwischen Bös und Gut, kann nicht
Von Herzen hassen noch von Herzen lieben.
– Ich geh nach Melun. Gebt mir diesen da,
Auf Lionel zeigend.
Der mir gefällt, zur Kurzweil und Gesellschaft,
Und dann macht, was ihr wollt! Ich frage nichts
Nach den Burgundern noch den Engelländern.
Sie winkt ihrem Pagen und will gehen.
LIONEL.
Verlaßt Euch drauf. Die schönsten Frankenknaben,
Die wir erbeuten, schicken wir nach Melun.
ISABEAU zurückkommend.
Wohl taugt ihr, mir dem Schwerte dreinzuschlagen,
Der Franke nur weiß Zierliches zu sagen.
Sie geht ab.
Dritter Auftritt
Talbot. Burgund. Lionel.
TALBOT.
Was für ein Weib!
LIONEL.
Nun eure Meinung, Feldherrn!
Fliehn wir noch weiter oder wenden uns
Zurück, durch einen schnellen kühnen Streich
Den Schimpf des heutgen Tages auszulöschen?
BURGUND.
Wir sind zu schwach, die Völker sind zerstreut,
Zu neu ist noch der Schrecken in dem Heer.
TALBOT.
Ein blinder Schrecken nur hat uns besiegt,
Der schnelle Eindruck eines Augenblicks.
Dies Furchtbild der erschreckten Einbildung
Wird näher angesehn, in nichts verschwinden.
Drum ist mein Rat, wir führen die Armee
Mit Tagesanbruch über den Strom zurück,
Dem Feind entgegen.
BURGUND.
Überlegt –
LIONEL.
Mit Eurer
Erlaubnis. Hier ist nichts zu überlegen.
Wir müssen das Verlorne schleunig wieder
Gewinnen oder sind beschimpft auf ewig.
TALBOT.
Es ist beschlossen. Morgen schlagen wir.
Und dies Phantom des Schreckens zu zerstören,
Das unsre Völker blendet und entmannt,
Laßt uns mit diesem jungfräulichen Teufel
Uns messen in persönlichem Gefecht.
Stellt sie sich unserm tapfern Schwert, nun dann,
So hat sie uns zum letztenmal geschadet,
Stellt sie sich nicht, und seid gewiß, sie meidet
Den ernsten Kampf, so ist das Heer entzaubert.
LIONEL.
So seis! Und mir, mein Feldherr, überlasset
Dies leichte Kampfspiel, wo kein Blut soll fließen.
Denn lebend denk ich das Gespenst zu fangen,
Und vor des Bastards Augen, ihres Buhlen,
Trag ich auf diesen Armen sie herüber
Zur Lust des Heers, in das britannsche Lager.
BURGUND.
Versprechet nicht zu viel.
TALBOT.
Erreich ich sie,
Ich denke sie so sanft nicht zu umarmen.
Kommt jetzo, die ermüdete Natur
Durch einen leichten Schlummer zu erquicken,
Und dann zum Aufbruch mit der Morgenröte.
Sie gehen ab.
Vierter Auftritt
Johanna mit der Fahne, im Helm und Brustharnisch, sonst aber weiblich gekleidet, Dunois, La Hire, Ritter und Soldaten zeigen sich oben auf dem Felsenweg, ziehen still darüber hinweg, und erscheinen gleich darauf auf der Szene.
JOHANNA zu den Rittern, die sie umgeben, indem der Zug oben immer noch fortwährt.
Erstiegen ist der Wall, wir sind im Lager!
Jetzt werft die Hülle der verschwiegnen Nacht
Von euch, die euren stillen Zug verhehlte,
Und macht dem Feinde eure Schreckensnähe
Durch lauten Schlachtruf kund – Gott und die Jungfrau!
ALLE rufen laut unter wildem Waffengetös.
Gott und die Jungfrau!
Trommeln und Trompeten.
SCHILDWACHE hinter der Szene.
Feinde! Feinde! Feinde!
JOHANNA.
Jetzt Fackeln her! Werft Feuer in die Zelte!
Der Flammen Wut vermehre das Entsetzen,
Und drohend rings umfange sie der Tod!
Soldaten eilen fort, sie will folgen.
DUNOIS hält sie zurück.
Du hast das Deine nun erfüllt, Johanna!
Mitten ins Lager hast du uns geführt,
Den Feind hast du in unsre Hand gegeben.
Jetzt aber bleibe von dem Kampf zurück,
Uns überlaß die blutige Entscheidung.
LA HIRE.
Den Weg des Siegs bezeichne du dem Heer,
Die Fahne trag uns vor in reiner Hand,
Doch nimm das Schwert, das tödliche, nicht selbst,
Versuche nicht den falschen Gott der Schlachten,
Denn blind und ohne Schonung waltet er.
JOHANNA.
Wer darf mir Halt gebieten? Wer dem Geist
Vorschreiben, der mich führt? Der Pfeil muß fliegen,
Wohin die Hand ihn seines Schützen treibt.
Wo die Gefahr ist, muß Johanna sein,
Nicht heut, nicht hier ist mir bestimmt zu fallen,
Die Krone muß ich sehn auf meines Königs Haupt,
Dies Leben wird kein Gegner mir entreißen,
Bis ich vollendet, was mir Gott geheißen.
Sie geht ab.
LA HIRE.
Kommt, Dunois! Laßt uns der Heldin folgen,
Und ihr die tapfre Brust zum Schilde leihn!
Beide ab.
Fünfter Auftritt
Englische Soldaten fliehen über die Bühne. Hierauf Talbot.
ERSTER.
Das Mädchen! Mitten im Lager!
ZWEITER.
Nicht möglich! Nimmermehr! Wie kam sie in das Lager?
DRITTER.
Durch die Luft! Der Teufel hilft ihr!
VIERTER UND FÜNFTER.
Flieht! Flieht! Wir sind alle des Todes!
Gehen ab.
TALBOT kommt.
Sie hören nicht – Sie wollen mir nicht stehn!
Gelöst sind alle Bande des Gehorsams,
Als ob die Hölle ihre Legionen
Verdammter Geister ausgespieen, reißt
Ein Taumelwahn den Tapfern und den Feigen
Gehirnlos fort, nicht eine kleine Schar
Kann ich der Feinde Flut entgegenstellen,
Die wachsend, wogend in das Lager dringt!
– Bin ich der einzig Nüchterne und alles
Muß um mich her in Fiebers Hitze rasen?
Vor diesen fränkschen Weichlingen zu fliehn,
Die wir in zwanzig Schlachten überwunden! –
Wer ist sie denn, die Unbezwingliche,
Die Schreckensgöttin, die der Schlachten Glück
Auf einmal wendet, und ein schüchtern Heer
Von feigen Rehn in Löwen umgewandelt?
Eine Gauklerin, die die gelernte Rolle
Der Heldin spielt, soll wahre Helden schrecken?
Ein Weib entriß mir allen Siegesruhm?
SOLDAT stürzt herein.
Das Mädchen! Flieh! Flieh, Feldherr!
TALBOT stößt ihn nieder.
Flieh zur Hölle
Du selbst! Den soll dies Schwert durchbohren,
Der mir von Furcht spricht und von feiger Flucht.
Er geht ab.
Sechster Auftritt
Der Prospekt öffnet sich. Man sieht das englische Lager in vollen Flammen stehen. Trommeln, Flucht und Verfolgung. Nach einer Weile kommt Montgomery.
MONTGOMERY allein.
Wo soll ich hinfliehn? Feinde ringsumher und Tod!
Hier der ergrimmte Feldherr, der mit drohndem Schwert
Die Flucht versperrend uns dem Tod entgegentreibt.
Dort die Fürchterliche, die verderblich um sich her
Wie die Brunst des Feuers raset – Und ringsum kein Busch,
Der mich verbärge, keiner Höhle sichrer Raum!
O wär ich nimmer über Meer hieher geschifft,
Ich Unglückselger! Eitler Wahn betörte mich,
Wohlfeilen Ruhm zu suchen in dem Frankenkrieg,
Und jetzo führt mich das verderbliche Geschick
In diese blutge Mordschlacht. – Wär ich weit von hier
Daheim noch an der Savern' blühendem Gestad,
Im sichern Vaterhause, wo die Mutter mir
In Gram zurückblieb und die zarte süße Braut.
Johanna zeigt sich in der Ferne.
Weh mir! Was seh ich! Dort erscheint die Schreckliche!
Aus Brandes Flammen, düster leuchtend, hebt sie sich,
Wie aus der Hölle Rachen ein Gespenst der Nacht
Hervor. – Wohin entrinn ich! Schon ergreift sie mich
Mit ihren Feueraugen, wirft von fern
Der Blicke Schlingen nimmer fehlend nach mir aus.
Um meine Füße, fest und fester, wirret sich
Das Zauberknäuel, daß sie gefesselt mir die Flucht
Versagen! Hinsehn muß ich, wie das Herz mir auch
Dagegen kämpfe, nach der tödlichen Gestalt!
Johanna tut einige Schritte ihm entgegen, und bleibt wieder stehen.
Sie naht! Ich will nicht warten, bis die Grimmige
Zuerst mich anfällt! Bittend will ich ihre Knie
Umfassen, um mein Leben flehn, sie ist ein Weib,
Ob ich vielleicht durch Tränen sie erweichen kann!
Indem er auf sie zugehen will, tritt sie ihm rasch entgegen.
Siebenter Auftritt
Johanna.
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