– Eine Fabrik mit Petroleum-Verdampfungsapparaten, antwortet Calistus Munbar, dessen spitziger Blick die Gläser seines Binocles zu durchbohren droht.

– Und was erzeugt man in dieser Fabrik?

– Elektrische Energie für den Park, das Feld und überhaupt für die ganze Stadt, wo sie in Kraft umgesetzt wird. Diese Werkstätten liefern auch den Strom für unsre Telegraphen, Telautographen, Telephone, Telephote, für die Klingeln und Küchenösen, die Arbeitsmaschinen, Bogen- und Glühlampen, für unsre Aluminiummonde und unterseeischen Kabel…

– Ihre unterseeischen Kabel? fällt Frascolin lebhaft ein.

– Gewiß, für die, die die Stadt mit verschiednen Stellen der amerikanischen Küste verbinden…

– Und dazu war es nöthig, ein so ungeheures Werk zu errichten?

– Das will ich meinen, bei unserm großen Verbrauch an elektrischer… und auch an moralischer Energie! erwidert Calistus Munbar. Glauben Sie mir, meine Herren, es hat einer unberechenbaren Dosis von letzterer bedurft, um diese unvergleichliche, in der Welt ohne Rivalin dastehende Stadt zu gründen!«

Weithin in der Umgebung hört man das dumpfe Getös aus dem riesigen Werke, das mächtige Abblasen des Dampfes, das Stoßen der Maschinen, und fühlt man ein Zittern des Erdbodens als Beweis für die ungeheure Kraft, die alles übertrifft, was in der modernen Industrie bisher geleistet worden ist. Wer hätte ahnen können, daß eine solche Kraft zur Bewegung der Dynamos und zur Ladung der Accumulatoren nöthig gewesen wäre?

Der Wagen rollt weiter und hält nach etwa einer Viertelmeile Weges an der Station beim Hafen. Alle steigen aus, und ihr Führer, der wie immer von Lobpreisungen überfließt, geleitet sie nach den Quais, an denen Niederlagen und Docks errichtet sind. Der Hafen bildet ein Oval, geräumig genug, um etwa ein Dutzend Seeschiffe aufzunehmen. Es ist mehr ein Bassin als ein Hafen, das durch zwei auf Eisengerüsten ruhenden Piers gebildet und an jeder Seite mit einem kleinen Leuchtthurm ausgestattet ist, um das Einlaufen von Schiffen zu jeder Zeit zu ermöglichen.

Heute liegen in dem Bassin nur ein halbes Dutzend Dampfer, wovon die einen Petroleum zuführen, die andern Vorräthe für den täglichen Bedarf gebracht haben, und außerdem einige mit elektrischen Apparaten versehene größre Boote, die zum Fischfang auf hoher See verwendet werden.

Frascolin beobachtet, daß der Eingang zum Hafen nach Norden zu liegt, und schließt daraus, daß er das nördliche Ende einer jener Landspitzen einnehmen muß, die sich von der Küste Nieder-Californiens in den Stillen Ocean hinaus erstrecken. Er bemerkt auch, daß die Meeresströmung mit ziemlicher Intensität nach Osten hin verläuft, weil sie am Unterbau der Piers wie die an die Planken eines segelnden Fahrzeuges anklatschenden Wellen anschlägt – offenbar eine Wirkung der steigenden Fluth, obwohl die Gezeiten an den Westküsten Amerikas nicht eben stark auftreten.

»Wo ist denn nun der Fluß, über den wir gestern mit dem Fährschiffe gekommen sind? fragt Frascolin.

– Dem wenden wir jetzt den Rücken zu,« begnügt sich der Yankee zu antworten.

Nun gilt es aber, mit der Zeit zu geizen, wenn die Gesellschaft noch zur Stadt zurückkehren will, um den Zug nach San Diego zu benützen.

Sebastian Zorn erinnert Calistus Munbar daran, und dieser erwidert:

»Fürchten Sie nichts, liebe Freunde, wir haben Zeit genug.

Die Trambahn befördert uns, nachdem wir dem Ufer entlang gegangen sind, zur Stadt zurück. Sie hatten den Wunsch ausgedrückt, einen Ueberblick über diese Gegend zu haben, und vor Ablauf einer Stunde werden Sie den vom Thurme des Observatoriums aus genießen können.

– Sie stehen also dafür ein…. begann der Violoncellist noch einmal.

– Ich stehe dafür ein, daß Sie morgen bei Sonnenaufgang nicht mehr da sein werden, wo Sie augenblicklich sind!«

Mit dieser etwas erkünstelten Antwort mußten sie sich wohl oder übel begnügen. Uebrigens quält Frascolin die Neugier vielleicht noch mehr als die Andern. Es verlangt ihn, auf jenem Thurm zu stehen, von wo aus der Blick nach Aussage des Amerikaners sich über einen Horizont von wenigstens hundert Meilen Umfang erstreckt. Erlangt man dadurch keine Klarheit über die geographische Lage dieser merkwürdigen Stadt, so mußte man wohl für immer darauf verzichten.

Am hintern Theile des Hafenbassins mündet eine andre Trambahn, die längs des Meeres hin verläuft. Der abgehende Zug besteht aus sechs Wagen, in denen schon viele Fahrgäste sitzen. Diese Wagen werden von einer elektrischen Locomotive gezogen, deren Accumulatoren eine Capacität von zweihundert Volt-Ampères haben, und ihre Geschwindigkeit erreicht achtzehn Kilometer in der Stunde.

Calistus Munbar nöthigt das Quartett einzusteigen, und unsre Pariser konnten glauben, daß der Trambahnzug nur auf sie gewartet hätte.

Was sie von der Landschaft zu sehen bekommen, unterscheidet sich wenig von dem Parke, der sich zwischen Stadt und Hafen ausdehnt. Derselbe ebene und sorgfältig unterhaltene Erdboden.