Und doch sollen diese Eingebornen, Dank dem Kapitän Sarol, mit ihren Landsleuten von den Neuen Hebriden an dem Zerstörungswerke mithelfen, dessen Stunde immer mehr herannaht. Dann wird ihre ganze natürliche Wildheit zu Tage treten. Sie sind ja die Nachkommen jener Mordgesellen, die den Völkern dieses Theils des Großen Oceans einen so schlechten Ruf erworben haben.
Inzwischen leben die Milliardeser in der Ueberzeugung, daß nichts eine Existenz, für die alles so logisch vorgesehen, so weise geordnet ist, zu gefährden vermöge. Das Quartett erntet wie früher seine Erfolge. Niemand wird müde, ihm zuzuhören und zu applaudieren. Ohne von den regelmäßigen Concerten im Casino zu reden, veranstaltet Mrs. Coverley nicht selten sehr besuchte musikalische Soiréen, die auch der König und die Königin von Malecarlien wiederholt mit ihrer Gegenwart beehren. Haben auch die Tankerdon’s dem Hôtel in der Fünfzehnten Avenue noch keinen Besuch abgestattet, so gehört doch Walter Tankerdon am Concertabend hier zu den ständigen Gästen. Von seiner dereinstigen Vermählung mit Miß Dy spricht man daher schon in allen Salons und bezeichnet sogar bereits die zukünftigen Trauzeugen. Zwar fehlt noch die Einwilligung der beiderseitigen Familienhäupter, diese müssen bei der oder jener Gelegenheit aber doch dazu kommen, sich auszusprechen.
Diese so ungeduldig erwartete Gelegenheit sollte sich wirklich bald bieten, doch um den Preis welcher Gefahren und wie wurde dadurch die Sicherheit von Standard-Island bedroht!
Am Nachmittage des 16. Januar und etwa halbwegs zwischen den Tonga- und den Fidschi-Inseln wird ein Schiff im Südosten signalisiert. Es scheint auf den Steuerbordhafen zuzusteuern und ist ein Dampfer von etwa sieben- bis achthundert Tonnen.
Eine Flagge führt das Schiff nicht und zeigt auch keine solche, als es bis auf eine Meile nahe herangekommen ist.
An seiner Bauart vermögen die Wachposten des Observatoriums seine Nationalität auch nicht zu erkennen. Da es das verabscheute Standard-Island mit keinem Salut begrüßt hat, ist es nicht unmöglich, daß es ein englischer Dampfer wäre.
Uebrigens scheint dieser doch nicht in einen der Häfen einlaufen, sondern an der Seite vorüberdampfen zu wollen, und voraussichtlich wird er dann bald wieder verschwunden sein.
Es folgt eine dunkle, mondlose Nacht, den Himmel bedecken hochziehende Wolken, die jeden Lichtschein verschlucken.
Auf dem Wasser und in der Luft herrscht vollständige Ruhe und ringsumher eine lautlose Stille.
Gegen elf Uhr schlägt aber das Wetter um und wird mehr gewitterhaft. Nach Mitternacht zucken blendende Blitze über den Himmel und grollt der Donner, ohne daß jedoch ein Tropfen Regen fällt.
Vielleicht hat das einem noch entfernten Gewitter zugehörige Donnerrollen die mit der Wache an der Achterbatterie betrauten Beamten verhindert, ein eigenthümliches Gepfeife zu hören und ein seltsames Gebrüll, das in dieser Gegend des Ufers ertönt. Es rührt weder vom Zischen der Blitze, noch vom Grollen des Donners her. Diese Erscheinung, welcher Art sie auch sein mochte, währt übrigens nur von zwei bis drei Uhr morgens.
Am nächsten Tage verbreitet sich in den äußersten Stadttheilen eine beunruhigende Neuigkeit. Die mit der Bewachung der auf dem Felde weidenden Herden beauftragten Leute fliehen plötzlich, von panischem Schrecken ergriffen, nach allen Richtungen, die einen nach den Häfen, die andern nach den Gitterthoren von Milliard-City.
Noch ernster erscheint es aber, daß in der Nacht gegen fünfzig Schafe halb aufgefressen worden sind, denn ihre blutigen Ueberreste liegen in der Nähe der Achterbatterie umher. Einige Dutzend Kühe, Kalben und Damhirsche in der Umzäunung des Parks hat dasselbe Loos getroffen…
Ohne Zweifel sind alle von Raubthieren überfallen worden.
Doch von welchen? Von Löwen, Tigern, Panthern, Hyänen?…
Ist das denkbar?… Auf Standard-Island hat es davon noch niemals auch nur ein einziges Exemplar gegeben.
1 comment