»Nun, hatte ich nicht Recht, daß die Geschichte in dieser Weise endigen würde? knurrt der Violoncellist.
– Sie endigt ja noch gar nicht! widerspricht ihm der Oberintendant. Nein, sie endigt noch nicht! Einer solchen Handvoll Kanaken wird unser Standard-Island niemals erliegen!«
Schön gesagt, Calistus Munbar! Man begreift wohl, daß der Ingrimm Dich verzehrt bei dem Gedanken, daß diese Schurken von Neu-Hebridiern ein so herrlich ausgedachtes Fest unterbrochen haben. Hoffentlich gelingt es, sie zurückzutreiben. Leider sind sie aber nicht nur an Zahl überlegen, sondern haben auch noch den Vortheil der Offensive.
Inzwischen prasselt das Gewehrfeuer, jetzt von beiden Häfen her, weiter. Der Kapitän Sarol hat die Bewegung der Propeller aufzuhalten gewußt, damit Standard-Island sich von Erromango, seiner Operationsbasis, nicht entfernen könne.
Der Gouverneur, der König von Malecarlieu, der Commodore Simcoë und der Colonel Stewart, die zu einem Vertheidigungscomité zusammengetreten sind, haben zuerst daran gedacht, einen Ausfall zu wagen; doch nein, damit wären nur so und so viele Vertheidiger geopfert worden, die man so nöthig brauchte. Von den wilden Eingebornen ist ebensowenig Gnade zu erhoffen, wie von den Raubthieren, die vor kaum vierzehn Tagen Standard-Island überfielen. Uebrigens könnten jene versuchen, die Propeller-Insel auf den Felsen von Erromango zum Stranden zu bringen, um sie dann der Plünderung preiszugeben.
Eine Stunde später sind die Angreifer bis zu den Gitterthoren von Milliard-City vorgedrungen. Sie versuchen sie zu sprengen. Vergeblich. Sie wollten darüber hinwegklettern, da pfeifen ihnen die Kugeln entgegen.
Da die Stadt nicht auf den ersten Anlauf überrumpelt werden konnte, macht es nun Schwierigkeiten, die eiserne Umzäunung bei der tiefen Finsterniß zu stürmen. Der Kapitän Sarol führt die Eingebornen auch schon nach dem Parke und den Feldern zurück, um hier den Tag abzuwarten.
Zwischen vier und fünf Uhr leuchtete der erste bleiche Schein am östlichen Horizonte auf. Die vom Commodore Simcoë und Colonel Stewart angeführten Milizen und Seeleute, von denen die Hälfte am Stadthause zurückbleibt, begeben sich nach dem Square des Observatoriums in der Meinung, daß der Kapitän Sarol versuchen könnte, die Gitterthore von dieser Seite her zu stürmen. Da auf Hilfe von außen nicht zu rechnen ist, gilt es vor allem, das Eindringen der Wilden in die Stadt zu verhindern.
Das Quartett schließt sich der Mannschaft an, die von ihren Officieren nach dem Ausgange der Ersten Avenue geleitet wird.
»Den Cannibalen der Fidschi-Inseln entgangen zu sein, ruft Pinchinat, und hier die eignen Coteletten gegen die Cannibalen der Neuen Hebriden vertheidigen zu müssen, das ist wahrlich reizend!
– Nun, zum Teufel, sie werden uns nicht so schnell mit Stumpf und Stiel aufessen, antwortet Frascolin.
– Ich wehre mich wenigstens, wie der Held Labiche’s, so lange noch ein Stück von mir übrig ist!« setzt Yvernes hinzu.
Nur Sebastian Zorn verhält sich schweigend. Man weiß ja, was er von diesem Abenteuer denkt, obwohl ihn das nicht hindern wird, seine Pflicht zu thun.
Mit dem ersten Tageslichte werden durch das Gitter des Squares schon Schüsse gewechselt. Innerhalb des Bereichs des Observatoriums kommt es zur muthigsten Vertheidigung. Auf beiden Seiten kostet es Opfer. Von den Milliardesern wird schon Tankerdon an der Schulter, jedoch nur so leicht verwundet, daß er seinen Posten nicht verlassen will. Nat Coverley und Walter kämpfen in den ersten Reihen. Der König von Malecarlien, der den Kugeln der Snydergewehre trotzt, nimmt den Kapitän Sarol aufs Korn, der sich in der Mitte der Eingebornen keiner Gefahr scheut.
1 comment