Du bist eine politische Gans, ich werde dir das Genick umdrehen.

RAMMLER. Und ich brech dir Arm und Bein entzwei und werf sie zum Fenster hinaus. Spaziert thrasonisch umher. Ihr kennt meine Finten noch nicht.

HAUDY. Ja du steckst voll Finten wie ein alter Pelz voll Läuse. Du bist ein Kerl zum Speien mit deiner Politik.

RAMMLEER. Und ich pariere, daß ich dich und all euch Leute hier beim Stolzius in Sack stecke, wenn ich's darauf ansetze.

HAUDY. Hör Rammler! es ist nur schade, daß du ein bißchen zuviel Verstand bekommen hast, denn er macht sich selber zu nicht, es geht dir wie einer allzuvollen Bouteille, die man umkehrt und doch kein Tropfen herausläuft, weil einer dem andern im Wege steht. Geh geh, wenn ich eine Frau habe, geb ich dir die Erlaubnis bei ihr zu schlafen, wenn du sie dahin bringen kannst.

RAMMLER sehr schnell auf- und abgehend. Ihr sollt nur sehen, was ich aus dem Stolzius noch machen will. Ab.

HAUDY. Der Kerl macht einem das Gallenfieber mit seiner Dummheit. Er kann nichts als andern Leuten das Konzept verderben.

EINER. Das ist wahr er mischt sich in alles.

MARY. Er hat den Kopf immer voll Intrigen und Ränken, und meint andere Leute können ebenso wenig darohne leben als er. Letzt sagt ich dem Reitz ins Ohr, er möcht mir doch auf morgen seine Sporen leihen; ist er mir nicht den ganzen Tag nachgegangen und hat mich um Gotteswillen gebeten, ich möcht ihm sagen, was wir vorhätten. Ich glaub es ist ein Staatsmann an ihm verdorben.

EIN ANDRER. Neulich stellt ich mich an ein Haus, einen Brief im Schatten zu lesen, er meinte gleich es wär ein Liebesbrief, der mir aus dem Hause wär herabgeworfen worden, und ist die ganze Nacht bis um zwölf Uhr um das Haus herumgeschlichen. Ich dachte ich sollte aufbersten für Lachen, es wohnt ein alter Jude von sechzig Jahren in dem Hause, und er hatte überall in der Straße Schildwachten ausgestellt, die mir auflauren sollten und ihm ein Zeichen geben wenn ich hereinginge. Ich habe einem von den Kerls mit drei Livres das ganze Geheimnis abgekauft; ich dacht, ich sollte rasend werden.

ALLE. Ha, ha, ha, und er meint es sei ein hübsch Mädchen drin.

MARY. Hört einmal, wollt ihr einen Spaß haben der echt ist, so wollen wir den Juden avertieren, es sei einer da der Absichten auf sein Geld habe.

HAUDY. Recht recht, daß euch die schwere Not, wollen wir gleich zu ihm gehen. Das soll uns eine Komödie geben die ihres gleichen nicht hat. Und du Mary bring ihn nur immer mehr auf die Gedanken, daß da die schönste Frau in ganz Armentières wohnt, und daß Gilbert dir anvertraut hat, er werde diese Nacht zu ihr gehn.

 

 

Dritte Szene

In Lille.

Mariane weinend auf einem Lehnstuhl, einen Brief in der Hand. Desportes tritt herein.

 

DESPORTES. Was fehlt Ihnen mein goldenes Marianel, was haben Sie.

MARIANE will den Brief in die Tasche stecken. Ach –

DESPORTES. Ums Himmels willen, was ist das für ein Brief der Ihnen Tränen verursachen kann.

MARIANE etwas leiser. Sehen Sie nur, was mir der Mensch der Stolzius schreibt, recht als ob er ein Recht hätte mich auszuschelten.