»Mach nicht auf. Man sieht uns.«

Ihre Haare waren zerzaust, Schweiß stand auf ihrer Oberlippe. Mit einem Satz war sie an der Wand und begann eilends, sich wieder anzuziehen. Ihre bleichen Beine verschwanden unter dem schwarzen Rock. »Jetzt kann ich wohl aufmachen?« brummte Stefano. Mit dem Zeigefinger auf den Lippen, geziert zwinkernd, trat Elena zu ihm. Lächelnd und schmollend schaute sie ihn an und legte ihm die Hand auf die nackte Brust. »Ich gehe«, sagte sie leise.

»Bleib noch. Es ist so lange her, seit ich eine Frau umarmt habe.«

Elena lächelte. »Ja, so sollst du mich bitten. Das gefällt mir. So hast du mich noch nie gebeten.« Dann traten ihr die dicken Tränen in die Augen und sie nahm seine Hand und drückte sie auf eine Brust. Und während sie in Stefanos Armen weinte, keuchte sie: »So sollst du sprechen. Ich hab es gern, wenn du sprichst. Umarme mich. Ich bin doch eine Frau, Ja, ich bin eine Frau. Ich bin dein Mütterchen.«

Der schwarze Stoff über der weichen Brust störte Stefano, der sanf sagte:

»Wir könnten manchmal an den Strand gehen.« Elenas Augen sogen seine Worte ein. »Nein, nicht an den Strand. Hast du mich wirklich lieb? Ich habe solche Angst gehabt, daß du nur meinen Körper willst. Willst du nicht nur meinen Körper?«

»Ich habe dich lieb, aber ich will auch deinen Körper.« Elena verbarg ihr Gesicht an seiner Brust. »Zieh dich an, Ingenieur. Jetzt gehe ich.«

Stefano schlief tief und erwachte in der Kühle vor Sonnenaufgang. Und er war froh, daß er allein war. Als er sich zum Ausgehen anschickte, überlegte er, das nächste Mal werde er das Licht löschen, um nicht lächeln zu müssen und sich einbilden zu können, er habe das barfüßige Mädchen im Bett. »Wenn sie sich nur nicht verliebt«, brummelte er, »wenn sie sich nur nicht verliebt und es im Dorf herumredet.«

In den nächsten Tagen sah Stefano Elena ein einziges Mal wieder und erschreckte sie mit den Geschichten vom Wachtmeister und seinem Rundgang. Aber jedes Mal, wenn er nach Hause kam, bemerkte er die Spuren ihrer demütigen und wichtelhafen Anwesenheit. Das Bett war immer gemacht, das Wasser erneuert, die Taschentücher gewaschen. Er fand sogar ein Spitzentuch aus Papier auf seinem Tisch.

Elena war es zufrieden, daß er das Licht löschte, und da sie nichts anderes konnte, als Stefano an ihre Brust zu drücken, war alles sehr einfach, und man mußte nicht einmal sprechen. Stefano wußte, daß Elena morgens nach ihm Ausschau hielt, wenn er an ihrem Laden vorüberging, aber er trat niemals ein, um der Mutter gegenüber keine Verlegenheit empfinden zu müssen. Etwas hatte Elena an sich, was sie von den Dorffrauen unterschied: so wie sie keinen Dialekt sprach, so war sie unter ihrem schwarzen Kleid immer sauber, und ihre weiße Haut war zart.