Die Vollendung des Königs Henri Quatre.
Zu diesem Buch
Mit der Lebensgeschichte Heinrichs IV., des populärsten Königs der Franzosen, krönt Heinrich Mann sein Werk. Dieser bedeutende historische Roman in zwei Teilen stellt, historisch repräsentativ und psychologisch meisterhaf, den unübertroffenen Versuch dar, ein «wahres Gleichnis», ein Modell zur Überwindung des Widerspruchs zwischen Geist und Tat zu entwerfen. Heinrich IV. scheitert letztendlich, er stößt an die Grenzen der historischen Umstände. Am Schluß des Romans richtet der Zufrühgekommene von einer Wolke herab eine Ansprache an sein Volk: «Fürchtet euch nicht vor den Messern, die man gegen euch zückt. Ich habe sie grundlos gefürchtet. Macht es besser als ich. Ich habe zu lange gewartet.»
«Er hat aus dem Reich der Toten einen der menschlichsten und größten heraufeschworen, daß er von neuem lebe und für immer. Die Namen des Königs Heinrich von Navarra und des Dichters Heinrich Mann sind nun verknüpf für alle Zeiten.»
Lion Feuchtwanger
Über den Autor
Heinrich Mann, der ältere Bruder Tomas Manns, wurde am 27. März 87 als Sohn eines Lübecker Senators, Großkaufmanns und Reeders geboren. Dem Spötter seiner Zeit, dem radikalen Demokraten und leidenschaflichen Kämpfer gegen den Nationalsozialismus wurde, wie vielen anderen Autoren, 933 das bittere Schicksal der Emigration zuteil, in der er noch vor einer erhofen Rückkehr in die neugegründete DDR am 2. März 950 in Los Angeles starb. Sein Werk umfaßt zwanzig Romane, sechs Novellenbände, sieben Essaybände, mehrere Dramen und Hunderte von zeitkritischen Aufsätzen sowie den autobiographischen Band «Ein Zeitalter wird besichtigt». Berühmt wurde er nicht zuletzt durch seinen Roman «Professor Unrat» (rororo Nr. 35›, der unter dem Titel «Der blaue Engel» mit Emil Jannings und Marlene Dietrich verfilmt wurde. Heinrich Manns Werk ist durch Balzac, Stendhal, Zola und Anatole France beeinflußt. Seine schrifstellerische Entwicklung führte vom Spätimpressionismus seiner berühmten Satire auf die Berliner Gründerzeit und ihre Gesellschaf «Im Schlaraffenland» und dem Renaissance-Roman «Die Göttinnen» schließlich zu seinem letzten meisterlichen Spätwerk «Die Jugend des Königs Henri Quatre» (rororo Nr. 3487› und «Die Vollendung des Königs Henri Quatre», das an der Gestalt eines vorbildlichen Volkskönigs die Probleme Macht und Humanität diskutiert. In der Reihe «rowohlts monographien» erschien als Band 25 eine Darstellung Heinrich Manns mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten von Klaus Schröter, die eine ausführliche Bibliographie enthält.
HEINRICH MANN
Die Vollendung
des Königs Henri Quatre
Roman

ROWOHLT
Allocution d'Henri Quatrième
Aus dem Französischen übersetzt
von Helmut Bartuschek
125.-134. Tausend Oktober 1994
Veröffentlicht im Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH,
Reinbek bei Hamburg, November 1964
mit freundlicher Genehmigung
des Ciaassen Verlags, Düsseldorf
Copyright © 1958 by Aufau-Verlag, Berlin
Für die deutsche Übersetzung der
Allocution d'Henri Quatrième
Copyright © 1958 by Aufau-Verlag, Berlin
Umschlaggestaltung Barbara Hanke
Gesamtherstellung Clausen & Bosse, Leck
Printed in Germany 1990-ISBN 3 499 134888
Bewahrt euch all euren Mut,
mitten im fürchterlichen Hand
gemenge, in dem so viele mächtige
Feinde euch bedrohen. Es gibt immer
Unterdrücker des Volkes, die habe ich
schon zu meiner Zeit nicht geliebt;
kaum, daß sie ihr Kleid gewechselt
haben, keineswegs aber ihr Gesicht.
Das Kriegsglück
Das Gerücht
Der König hat gesiegt. Das eine Mal hat er den Feind zurückgeworfen und gedemütigt. Er hat die Übermacht weder vernichtet noch entscheidend aufgehalten. Nach wie vor ist sein Königreich in Lebensgefahr, gehört auch noch gar nicht ihm. Es gehört bis jetzt der «Liga», da die Zuchtlosigkeit der vorhandenen Menschen, ihr Widerstand gegen die Ordnung und Vernunf seit den Jahrzehnten der inneren Kämpfe schon bis zum Wahnsinn gediehen sind. Oder, noch schlimmer als der offene Wahnsinn, die platte Gewöhnung an den Vernunf- und zuchtlosen Zustand hat die Menschen ergriffen, die traurige Ergebung in ihre Schande hat sich bei ihnen festgesetzt. Der einmalige Sieg des Königs kann das keineswegs ändern. Ein vereiteltes vereinzeltes Gelingen – wieviel ist daran Zufall und wieviel ist Bestimmung ? Es überzeugt noch keine Mehrheit von ihrem Unrecht. Wie denn ? Dieser Protestant aus dem Süden wäre kein Räuberhauptmann, er wäre der wahrhaftige König! Was müßten dann alle großen Führer der Liga sein: sie, von denen jeder eine Provinz beherrscht oder einen Gau leitet, und zwar mit wirklicher Gegenwart und voller Gewalt. Der König gebietet beinahe nur dort, wo sein Heer steht.
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