Die Kinder des Kapitän Grant: Dritter Band (German Edition)

Impressum

Quelle dieser Ausgabe:

Jules Verne

Die Kinder des Kapitän Grant - 3

Übersetzt von
A. Hartleben's Verlag

 

 

Aus: projekt.BookishMall.com.de

Inhalt

 Die Kinder des Kapitän Grant

Reise um die Erde

Dritter Band

 Erstes Capitel.

 Zweites Capitel.

 Drittes Capitel.

 Viertes Capitel.

 Fünftes Capitel.

 Sechstes Capitel.

 Siebentes Capitel.

 Achtes Capitel.

 Neuntes Capitel.

 Zehntes Capitel.

 Elftes Capitel.

 Zwölftes Capitel.

 Dreizehntes Capitel.

 Vierzehntes Capitel.

 Fünfzehntes Capitel.

 Sechzehntes Capitel.

 Siebenzehntes Capitel.

 Achtzehntes Capitel.

 Neunzehntes Capitel.

 Zwanzigstes Capitel.

 Einundzwanzigstes Capitel.

 Zweiundzwanzigstes Capitel.

Erstes Capitel.

Der Macquarie.

Wenn die Aufsucher des Kapitän Grant jemals Veranlassung hatten, an seinem Wiederauffinden zu verzweifeln, war es dann nicht gerade jetzt der Fall, wo ihnen plötzlich Alles fehlte? Von welchem Punkte der Erde aus sollte man eine neue Expedition unternehmen? Auf welche Weise neue Länder durchforschen? Der Duncan war nicht mehr vorhanden und selbst eine unmittelbare Rückkehr in die Heimat unmöglich. So war also das Unternehmen der edlen Schotten fehlgeschlagen. Ein Mißerfolg! Trauriges Wort, das in einer thatkräftigen Seele kein Echo findet; und doch mußte Glenarvan, unter den Schlägen des Geschickes, seine Ohnmacht, dieses aufopferungsvolle Werk fortzusetzen, eingestehen.

Mary Grant hatte unter diesen Verhältnissen die Seelenstärke, den Namen ihres Vaters gar nicht mehr auszusprechen. Sie unterdrückte ihre eigene Angst, indem sie an die unglückliche umgekommene Schiffsbesatzung dachte. Die Tochter trat vor der, Freundin in den Hintergrund, und jetzt war sie es, welche Lady Glenarvan tröstete, von der sie sonst so viel Tröstung empfangen hatte. Sie sprach zuerst von der Rückkehr nach Schottland.

John Mangles zollte ihr alle Bewunderung, sie so muthig und so resignirt zu sehen.

Ein letztes Wort wollte er zu Gunsten des Kapitän Grant sprechen, Mary aber verhinderte es durch einen Blick und sagte später zu ihm:

»Nein, Herr John, denken wir an Die, welche sich für uns aufgeopfert haben. Lord Glenarvan muß nach Europa zurückkehren.

– Sie haben Recht, Miß Mary, er muß, erwiderte John Mangles. Auch müssen die englischen Behörden von dem Schicksale des Duncan unterrichtet werden. Aber geben Sie nicht alle Hoffnung auf. Die von uns begonnenen Nachforschungen werde ich, anstatt sie aufzugeben, vielmehr allein wieder aufnehmen! Ich werde den Kapitän Grant wiederfinden oder bei dem Versuche untergehen!«

Es war eine ernste Verpflichtung, welche John Mangles auf sich nahm. Mary ging darauf ein, und hielt dem jungen Kapitän die Hand hin, wie um den Vertrag zu vollziehen. Seitens John Mangles' bedeutete er eine Aufopferung Zeit seines Lebens, seitens Mary's eine unwandelbare Dankbarkeit.

Noch an diesem Tage wurde die Abreise endgiltig beschlossen. Man wollte ohne Säumen Melbourne zu erreichen suchen.

Am anderen Tage erkundigte sich John Mangles nach den in der Abfahrt begriffenen Schiffen, wobei er auf eine häufige Verbindung zwischen Eden und der Hauptstadt von Victoria hoffte.

Seine Erwartung wurde getäuscht. Schiffe waren nur wenige da. Drei bis vier Fahrzeuge, welche in der Twofold-Bai ankerten, bildeten die ganze Handelsflotte des Platzes, von denen aber keines nach Melbourne, Sidney oder Point-de-Galle bestimmt war. Nur in diesen drei Häfen Australiens aber konnte Glenarvan Schiffe finden, die in Ladung nach England wären.

Die Peninsular Oriental steam navigation Company unterhält nämlich einen regelmäßigen Packetbootdienst zwischen diesen Plätzen und der Metropole Großbritanniens.

Was war nun zu thun? Ein Schiff abwarten? Das hätte leicht sehr lange dauern können, denn die Twofold-Bai ist wenig besucht. Es gehen auf hoher See wohl viele Fahrzeuge an ihr vorüber, landen aber nicht daselbst.

Glenarvan entschied sich nach manchen Ueberlegungen und Besprechungen dafür, auf den Wegen längs der Küste nach Sidney zu gehen, als Paganel noch einen Vorschlag machte, dessen sich Niemand versehen hätte.

Der Geograph hatte der Bai von Twofold auch selbst einen Besuch abgestattet. Er wußte, daß eine Gelegenheit nach Melbourne oder Sidney fehlte. Von den drei Fahrzeugen auf der Rhede aber machte sich das eine nach Auckland, der Hauptstadt von Ika-na-Maoui, jener nördlich gelegenen Insel Neu-Seelands, segelfertig. Darauf hin schlug Paganel vor, das betreffende Schiff zu benutzen und nach Auckland zu gehen, von wo aus es leicht sein würde, mit einem Schiffe der Peninsular-Company nach Europa zurückzukehren.

Dieser Vorschlag wurde in ernstliche Erwägung gezogen. Paganel verirrte sich jetzt nicht in jene Reihe von Unterstützungsgründen, mit denen er sonst so verschwenderisch war. Er beschränkte sich auf die Angabe der Thatsache unter der Hinzufügung, daß die Ueberfahrt nicht länger als fünf bis sechs Tage dauern könne. Die Entfernung von Australien bis Neu-Seeland beträgt in der That nur tausend (englische) Meilen.

In Folge eines sonderbaren Zusammentreffens lag Auckland genau in der Linie des siebenunddreißigsten Breitengrades, dem die Forscher von der Küste Araukaniens an hartnäckig folgten. Sicher hätte der Geograph, ohne darum der Parteilichkeit geziehen zu werden, das als ein seinem Vorschlage günstiges Argument benutzen können. Wirklich war es ja eine ganz natürliche Gelegenheit, die steile, klippenreiche Küste Neu-Seelands zu besuchen.

Paganel wollte aber daraus keinen Vortheil ziehen. Nach zweifachem Mißgeschick mochte er eine dritte Auslegung des Documentes ohne Zweifel nicht wagen. Was hätte er demselben auch noch entnehmen sollen? In jenem war zweifellos ausgesprochen, daß dem Kapitän Grant ein »Continent« und nicht eine Insel als Zuflucht gedient habe. Neu-Seeland war aber eben nur eine Insel. Das erschien entscheidend.