Laßt ihn! doch ohne Präjudiz! Das ist auch seines Herrn Art,
splendid zu sein und es laufen zu lassen, wo es gedeiht. (Sie bringen
Wein.)
Alle. Ihro Majestät Wohl! Hoch!
Jetter (zu Buyck). Versteht sich, Eure Majestät.
Buyck. Danke von Herzen, wenn's doch so sein soll.
Soest. Wohl! Denn unserer spanischen Majestät Gesundheit trinkt nicht
leicht ein Niederländer von Herzen.
Ruysum. Wer?
Soest (laut). Philipps des Zweiten, Königs in Spanien.
Ruysum. Unser allergnädigster König und Herr! Gott geb' ihm langes
Leben.
Soest. Hattet Ihr seinen Herrn Vater, Karl den Fünften, nicht lieber?
Ruysum. Gott tröst' ihn! Das war ein Herr! Er hatte die Hand über dem
ganzen Erdboden, und war euch alles in allem; und wenn er euch begegnete,
so grüßt' er euch, wie ein Nachbar den andern; und wenn ihr erschrocken
wart, wußt' er mit so guter Manier--Ja, versteht mich--Er ging aus, ritt
aus, wie's ihm einkam, gar mit wenig Leuten. Haben wir doch alle geweint,
wie er seinem Sohn das Regiment hier abtrat--sagt' ich, versteht
mich--der ist schon anders, der ist majestätischer.
Jetter. Er ließ sich nicht sehen, da er hier war, als in Prunk und
königlichem Staate. Er spricht wenig, sagen die Leute.
Soest. Es ist kein Herr für uns Niederländer. Unsre Fürsten müssen froh
und frei sein wie wir, leben und leben lassen. Wir wollen nicht
verachtet noch gedruckt sein, so gutherzige Narren wir auch sind.
Jetter. Der König, denk' ich, wäre wohl ein gnädiger Herr, wenn er nur
bessere Ratgeber hätte.
Soest. Nein, nein! Er hat kein Gemüt gegen uns Niederländer, sein Herz
ist dem Volke nicht geneigt, er liebt uns nicht; wie können wir ihn
wieder lieben? Warum ist alle Welt dem Grafen Egmont so hold? Warum
trügen wir ihn alle auf den Händen? Weil man ihm ansieht, daß er uns
wohl will; weil ihm die Fröhlichkeit, das freie Leben, die gute Meinung
aus den Augen sieht; weil er nichts besitzt, das er dem Dürftigen nicht
mitteilte, auch dem, der's nicht bedarf. Laßt den Grafen Egmont leben!
Buyck, an Euch ist's, die erste Gesundheit zu bringen! Bringt Eures
Herrn Gesundheit aus.
Buyck. Von ganzer Seele denn: Graf Egmont hoch!
Ruysum. Überwinder bei St. Quintin!
Buyck. Dem Helden von Gravelingen!
Alle. Hoch!
Ruysum. St. Quintin war meine letzte Schlacht. Ich konnte kaum mehr
fort, kaum die schwere Büchse mehr schleppen. Hab' ich doch den
Franzosen noch eins auf den Pelz gebrennt, und da kriegt' ich zum
Abschied noch einen Streifschuß ans rechte Bein.
Buyck. Gravelingen! Freunde! da ging's frisch! Den Sieg haben wir
allein.
1 comment