»Nicht ganz so, wie du denkst, Hein. Ein Eisenbergwerk am Südpol, das würde wahrscheinlich unrentabel sein. Aber es könnte sich auch um Wertvolleres handeln.
In Arizona in den Vereinigten Staaten ist ein Bolide von ungefähr derselben Größe niedergegangen und hat ein Loch von 500 Meter Tiefe in die Erdkruste geschlagen. Das soll, wie die Geophysiker behaupten, schon vor 50 000 Jahren geschehen sein, doch das ist unwesentlich. Hauptsache ist, daß dieser Meteorit noch vorhanden ist und daß er nicht aus einfachem Nickeleisen, sondern aus einem platinhaltigen Eisen besteht. Obwohl man mehr als 300 Meter in die Tiefe gehen muß, um an den Boliden heranzukommen, ist man doch kräftig dabei, das kostbare Mineral abzubauen, und tut es mit gutem wirtschaftlichem Erfolg.«
Hein sprang auf. »Alle Wetter, Vater! Das wäre eine Sache. Platin ist meines Wissens ebenso wertvoll wie Gold. Da könnte man schnell Millionen verdienen.«
Eggerth schüttelte den Kopf. »So einfach ist die Sache nicht, mein Junge. Das ist auch gar nicht der Zweck der übung, daß der eine oder andere von uns da Reichtümer sammelt. Aber für Europa, für die Weltwirtschaft könnte die Angelegenheit von größter Bedeutung werden, wenn … ja, das müßt ihr eben bei eurem nächsten Flug feststellen, was da eigentlich vom Himmel gefallen ist. Erst wenn wir Teile des Meteoriten genau analysiert haben, läßt sich sagen, ob die Geschichte sich lohnt. Und dann, ich binde es dir nochmals auf die Seele … tiefstes Stillschweigen über alles, was ihr da etwa seht oder findet.«
Er warf einen Blick auf die Uhr. »Jetzt mußt du mich entschuldigen. In zehn Minuten beginnt die Besprechung mit den Japanern. Baron Okuru ist selber aus Tokio gekommen, um die Verhandlungen schneller vorwärtszubringen.«
Hein überlegte einen Augenblick. »Okuru … Baron Okuru? Mir ist es, als ob ich den Namen schon einmal gehört habe.«
»Höchstwahrscheinlich, Hein. Der Mann ist Abteilungschef in der amerikanisch-japanischen Fernost-LuftfahrtGesellschaft. Et handelt sich um eine Linie Tokio–Frisko, die flugplanmäßigen Anschluß an unsere Linie Frisko–New York bekommen soll. Um eine Nordsüd-Linie von Korea über die Japanischen Inseln bis nach Formosa und um eine mandschurische Linie. Das alles soll mit unseren Stratosphärenschilfen beflogen werden.«
»Großartige Sache, Vater!«
Der Professor nickte. »Ich muß jetzt in die Besprechung. Auf Wiedersehen später!«
In den nächsten Tagen und Wochen wurden die drei Piloten von ›St 8‹ vollkommen von ihrer Ingenieurtätigkeit in dem Walkenfelder Entwicklungswerk in Anspruch genommen. Von Professor Eggerth bekamen sie kaum etwas zu sehen. Bis über den Hals steckte er in Unterhandlungen nicht nur mit den japanischen Bevollmächtigten, sondern auch mit südamerikanischen Interessenten.
Gegen Ende der zweiten Woche nach der Rückkehr von ›St 8‹ wurden endlich die japanischen Verträge von allen Kontrahenten unterzeichnet, und fünf Tage später kamen auch die brasilianischen Abmachungen glücklich unter Dach und Fach.
Professor Eggerth sah angegriffen und überarbeitet aus, als er seinen Namen unter den letzten Vertrag schrieb, aber noch durfte er sich keine Ruhe gönnen. Er mußte nach Bay City. Die neuen Schiffe mußten dort sofort auf Stapel gelegt, das ganze Werk auf drei Arbeitsschichten umgestellt werden, denn nur so war es möglich, die vereinbarten Bauzeiten einzuhalten.
Mit dreifacher Belegschaft ging es an die Ausführung der großen neuen Aufträge. Mr. Kelly und alle Ingenieure des Werkes, aber auch Hein Eggerth, Hansen und Berkoff, die mit hinübergeflogen waren, steckten so tief in der Arbeit, daß sie oft nicht wußten, wo ihnen der Kopf stand.
Für eine kurze Mittagspause waren die drei ins Kasino gegangen, noch ganz erfüllt von Ideen über die praktische Durchführung der Umkonstruktionen und Verbesserungen für die neuen ›St‹-Schiffe auf Grund ihres letzten Probefluges.
1 comment