Es war daher durchaus nicht überraschend, daß er hinter antiken Nippsachen hergejagt, daß er mit Hilfe zahlreicher Sammler die Reliquien bei den Antiquitätenhändlern in Paris und den Trödlern auf dem Lande aufgestöbert hatte.

Aber vergebens berief er sich auf diese Gründe; es gelang ihm nicht, sich vollständig zu beruhigen. Gewiß, indem er alles kurz zusammenfaßte, beharrte er dabei, die Religion als eine herrliche Legende, als eine großartige Betrügerei zu betrachten, und doch trotz all seiner Auslegungen fing sein Skeptizismus an zu wanken.

Die seltsame Tatsache bestand: er war jetzt weniger sicher als in seiner Kindheit, wo die Fürsorge der Jesuiten unmittelbar auf ihn gewirkt hatte, als er in ihren Händen, ohne Familienbande, ohne Einfluß von außen her, ihnen sozusagen mit Körper und Geist angehörte. Sie hatten ihm ebenfalls einen gewissen Geschmack für das Wunderbare eingeflößt, der sich langsam und unbemerkt in seiner Seele verzweigt hatte und der jetzt in der Einsamkeit aufblühte.

Beim Prüfen dieser seiner Gedanken, beim Suchen, ihre Fäden zu verbinden, die Quellen und Ursachen zu entdecken, kam er zu der Überzeugung, daß seine Handlungsweise während seines gesellschaftlichen Lebens von seiner Erziehung herrührte. Waren nicht seine Neigungen für das Verkünstelte, sein Verlangen nach dem Exzentrischen die Resultate besondrer Studien und Raffiniertheit? Gewissermaßen theologische Forschungen? Es waren im Grunde Erregungen und Begeisterungen zum Idealen, zum unbekannten Weltall, zu einer fern ersehnten Glückseligkeit, wie die, die uns die heilige Schrift verspricht.

Er hielt plötzlich an und brach den Faden seiner Betrachtungen ab.

»Mir scheint,« murmelte er verdrießlich, »daß ich noch mehr getroffen bin, als ich glaubte, da ich mich selbst mit Worten, wie ein Kasuist, bekämpfe.«

Er verblieb nachdenklich, von einer unbestimmten Furcht bewegt.

»Ach! ich werde stumpfsinnig,« sagte sich der herzogliche Einsiedler; »die Furcht vor dieser Krankheit wird, wenn das so weitergeht, schließlich die Krankheit selbst herbeiführen.«

Es gelang ihm, diesen Einfluß etwas abzuschütteln; seine Erinnerungen ließen nach, aber andre krankhafte Symptome machten sich bemerkbar; jetzt waren es die Gegenstände der Streitigkeiten allein, die ihn heimsuchten. Der Park, die Lehrer, die Jesuiten waren entschwunden. Er war gänzlich vom Abstrakten beherrscht; gegen seinen Willen dachte er an die widersprechenden Auslegungen der Glaubenssätze, an die verloren gegangnen Lossagungen von den Klostergelübden, die Pater Labbe in dem Werk über die Konzilien erwähnt. Brocken von diesen Kirchenspaltungen, Überbleibsel dieser Ketzereien, die während mehrerer Jahrhunderte die Kirchen des Westens und des Ostens trennten, fielen ihm wieder ein. Hier war es Nestorius, der der Jungfrau Maria den Titel Muttergottes streitig machte, weil im Mysterium der Inkarnation nicht Gott, sondern nur die menschliche Kreatur vorhanden war, die sie in ihrem Leibe getragen habe; da war es Eutyches, der da erklärte, daß das Bildnis Christi nicht dem der andern Menschen gleichen könnte, da die Gottheit, in seinem Körper domizilierend, die Form ganz und gar verändert habe; dann waren es wieder andre Zänker, die behaupteten, daß der Erlöser gar keinen Körper gehabt habe, daß dieser Ausdruck der heiligen Schrift nur bildlich zu nehmen sei; während sich Tertullian in seinem berühmten, beinahe materialistischen Axiom äußert: »Nichts, das ist, ist unverkörpert; alles was ist, hat einen Körper, der ihm eigen ist;« und schließlich diese alte, während langer Jahre erörterte Frage: »Ist Christus allein ans Kreuz geschlagen worden, oder hat die Dreieinigkeit, eins in drei Personen, in ihrer dreifachen Persönlichkeit am Kreuze Golgathas gelitten?«

Alles das trieb ihn an, drängte ihn – und mechanisch wie eine einmal gelernte Aufgabe stellte er sich selber Fragen und suchte sie zu beantworten. –

Während einiger Tage war es in seinem Gehirn wie ein Wimmeln von Paradoxen, wie ein Flug von Haarspaltereien. Dann verwischte sich aber die abstrakte Seite und eine ganz plastische folgte ihr unter der Wirkung der Gustav Moreauschen Bilder, die an den Wänden aufgehängt waren.

Er sah eine ganze Prozession von Prälaten an sich vorüberziehn: Archimandriten, Patriarchen, die ihre goldbekleideten Arme emporheben, um die kniende Menge zu segnen, und ihre weißen Bärte beim Lesen und Gebeteleiern schütteln; er sah ganze Züge schweigender Büßer in die dunkeln Totengrüfte hinabsteigen, dann wieder sich unermeßliche Dome erheben, in denen weiß gekleidete Mönche von der Kanzel herunter donnerten.

Nach und nach verschwanden schließlich diese Gesichte. Er sah von der Höhe seines Geistes herab das Panorama der Kirche wie ihren erblichen Einfluß auf die Menschheit seit Jahrhunderten; er stellte sie sich verzweifelnd und großartig vor, wie sie dem Menschen das Schreckliche des Lebens und die Unfreundlichkeit des Schicksals dartue, Geduld, Reue und Aufopferung predige, versuche, die Schmerzen zu heilen durch den Hinweis auf die blutenden Wunden Christi, göttliche Vorrechte versichre, den Betrübten den besten Teil des Paradieses verspreche, die menschliche Kreatur zum Leiden ermahne, damit der Mensch Gott seine Trübsale und Sünden, seine Mißgeschicke und seine Sorgen als Sühnopfer darbringe.

Hier faßte Herzog Jean wieder Fuß. Gewiß war er durch dieses Geständnis der sozialen Schändlichkeit befriedigt, wieder aber empörte ihn das unbestimmte Heilmittel der Hoffnung auf ein beßres Leben.

Schopenhauer war ehrlicher, seine Doktrinen und die der Kirche gingen von einem gemeinschaftlichen Standpunkt aus; er stützte sich ebenfalls auf die Ungerechtigkeit und Schändlichkeit der Welt, er stieß auch mit seiner »Nachfolge Jesu Christi« den schmerzlichen Ruf aus: »Es ist wirklich ein Elend, auf der Welt zu sein!« Er predigte auch die Erbärmlichkeit der Existenz, die Vorteile der Zurückgezogenheit, warnte die Menschheit, daß, was sie auch tun möge und nach welcher Seite sie sich auch drehe, sie immer nur unglücklich bleibe: arm wegen der Leiden, die aus den Entbehrungen hervorgehn, reich im Verhältnis zu der unbesiegbaren Langeweile, die der Überfluß erzeugt; aber er pries kein Universalmittel an, vertröstete mit keinem Köder, um dem unvermeidlichen Übel abzuhelfen.

Er unterstützt nicht das empörende System der Erbsünde; versucht nicht zu beweisen, daß der ein allgütiger Gott sei, der die Spitzbuben beschützt, der den Dummköpfen hilft, die Kindheit vernichtet, das Alter verdummt und die Unschuldigen bestraft; er rühmt nicht die Wohltaten einer Vorsehung, die diese nutzlose, unverständliche, ungerechte und alberne Abscheulichkeit, das physische Leiden, erfunden hat; er versucht keineswegs wie die Kirche die Notwendigkeit der Qualen und Prüfungen zu rechtfertigen. Ruft er doch in seiner empörten Barmherzigkeit aus: »Wenn ein Gott diese Welt gemacht hat, so möchte ich nicht dieser Gott sein; das menschliche Elend bräche mir das Herz!«

Ach! er allein hatte das Richtige getroffen! Was waren alle die evangelischen Quacksalber neben seinen Abhandlungen von geistiger Gesundheitspflege? Er beabsichtigte nichts zu heilen, bot dem Kranken keine Entschädigung, keine Hoffnung an; aber seine Theorie des Pessimismus war im Grunde genommen die große Trösterin der auserwählten Geister, aller erhabnen Seelen. Sie offenbarte die Gesellschaft, so wie sie ist und hob die angeborne Dummheit der Frauen hervor.

Diese Betrachtungen erleichterten den Herzog von einer schweren Last. Dieser große Deutsche bannte seinen Gedankenschauer und brachte ihn durch die Berührungspunkte seiner beiden Doktrinen dahin, daß er diesen ebenso poetischen wie rührenden Katholizismus, in dem er erzogen war und von dem er in seiner Jugend die Essenz in allen Poren eingesogen hatte, nicht zu vergessen vermochte.

Diese Rückgänge zur Gläubigkeit quälten ihn, besonders seit sich Verschlimmerungen seiner Gesundheit zeigten; sie trafen mit den neu hinzugetretnen nervösen Störungen zusammen.

Seit seiner jüngsten Kindheit war er von unerklärlichen Abneigungen gemartert worden, von Schauern, die ihm den Rücken kalt hinunterliefen, ihm die Zähne zusammenpreßten, wenn er zum Beispiel nasse Wäsche sah, die von einem Mädchen ausgerungen wurde. Diese Wirkungen waren verblieben; noch heute litt er ganz besonders, wenn er einen Stoff zerreißen oder mit dem Finger auf Kreide reiben hörte, oder wenn er moirierte Seide anfaßte.

Die Ausschweifungen seines Junggesellenlebens, die übertriebnen Anstrengungen seines Gehirns hatten sein ursprüngliches Nervenleiden außerordentlich verschlimmert und das schon von seinen Vorfahren arg verbrauchte gesunde Blut nur noch verringert. In Paris hatte er bereits Kuren der Kaltwasserheilkunst durchmachen müssen, vornehmlich gegen das Zittern der Hände und gegen die entsetzlichen Schmerzen der Neuralgie, die ihm das Gesicht zerrissen, die Schläfen wie mit Hammerschlägen bearbeiteten, ihm die Augenlider wie mit Nadeln zerstachen und ihm Übelkeit erzeugten, die er nicht anders zu bekämpfen vermochte, als dadurch, daß er sich im Dunkeln auf den Rücken legte.

Diese Zufälle waren infolge seines geregeltern, ruhigern Lebens langsam verschwunden. Jetzt machten sie sich aber von neuem in andrer Form geltend, indem sie den ganzen Körper durchliefen; die Schmerzen gingen vom Schädel zum Leib und durchbohrten ihn gleichsam mit einem glühenden Eisen. Dann folgte ein nervös trockner Husten, der zu einer bestimmten Stunde anfing, eine immer gleiche Anzahl von Minuten währte, ihn aufweckte und ihn im Bett fast erstickte. Sein Appetit hörte ebenfalls auf. Nach jedem Versuch zum Essen konnte er kein zugeknöpftes Beinkleid, keine fest zugemachte Weste mehr ertragen.

Er enthielt sich aller geistigen Getränke, des Kaffees und Tees, trank nur noch Milch, nahm seine Zuflucht wieder zu den kalten Abwaschungen, stopfte sich voll Asa fœtida, Baldrian und Chinin, wollte selbst das Haus verlassen, um ein wenig im Freien zu spazieren, als eben die Regentage eintraten, die das Land schweigend und eintönig machten. Als letztes Mittel verzichtete er vorläufig auf jede Lektüre und, von Langeweile verzehrt, entschloß er sich, um sein müßiges Dasein zu ändern, ein Projekt auszuführen, das er aus Bequemlichkeit und Haß gegen jede Störung fortwährend aufgeschoben hatte, seitdem er sich in Fontenay niedergelassen hatte.

Da er sich nicht mehr an den bezaubernden Wirkungen des Stils zu berauschen vermochte, sich nicht mehr an den entzückenden Überraschungen des schönen Pathos aufregen konnte, beschloß er die Ausstattung seiner Wohnung zu vollenden, sich seltne Treibhausblumen anzuschaffen, um sich auf diese Weise eine materielle Beschäftigung zuzugestehn, die ihn zerstreuen, seine Nerven erholen, sein Gehirn ausruhen ließe. Er hoffte, daß der Anblick ihrer seltsamen und prachtvollen Schattierungen ihn etwas entschädigte für die wahrhaft wunderlichen Farben des Stils, den seine literarische Diät ihn momentan vergessen oder verlieren ließ.

 

Achtes Kapitel.

 

Von jeher hatte der Herzog für Blumen geschwärmt.

Seit langem schon verachtete er die gewöhnlichen Pflanzen, denen man wohl in den flachen Körben auf den Pariser Märkten in angefeuchteten Töpfen unter den grünen Zelttüchern und roten Schirmen begegnet.

Wie sich sein literarischer Geschmack und sein Kunsturteil verfeinert und sich sein Überdruß an allgemein verbreiteten Ideen verstärkt hatte, so hatte sich auch seine Zärtlichkeit für Blumen von jedem Bodensatz und jeder Hefe losgemacht und geklärt.

Er verglich den Laden eines Gärtners mit einem Mikrokosmus, wo alle Klassen der Gesellschaft vertreten sind: jämmerliche, elende und erbärmliche Blumen, die sich nur auf den Fensterbrettern der Dachkammern wohl befinden, deren Wurzel oft in Milchtöpfe und alte Schalen gesteckt wird, wie zum Beispiel der Goldlack; anspruchsvolle und dumm gefallsüchtige Blumen, wie sie von jungen Mädchen auf Porzellantöpfe, wie zum Beispiel die Rose, gemalt werden; schließlich die Blumen hohen Geschlechts, wie die Orchideen, zart und reizend, zitternd und fröstelnd, exotische Blumen, die, nach Paris verbannt, in warmen Glaspalästen gezüchtet werden, Prinzessinen des Pflanzenreichs, die, für sich lebend, nichts gemein haben mit den Pflanzen der Straße und dem bürgerlichen Blumenflor.

Nichtsdestoweniger fühlte er ein gewisses Mitleid mit den niedern Blumen, die durch die Ausströmungen der Kloaken und Dünste aller Art in den ärmlichen Vierteln entkräftet werden; seine wirkliche Augenfreude waren die vornehmen und seltnen Pflanzen von weither, die mit größter Sorgfalt durch künstliche Ofenwärme erhalten werden.

Dieser entschiedne Vorzug der Treibhausblume hatte sich ebenfalls durch den Einfluß seiner allgemeinen Ideen ausgebildet. Damals in Paris hatte ihn seine natürliche Vorliebe für das Künstliche dahin geführt, die wirkliche Blume gegen ihr treu nachgeahmtes Bild aufzugeben, das dank den Wundern des Gummis, des Drahtes, des Taffets, des Papiers und des Sammts sein buntes Scheinleben führte.

Er besaß eine wunderbare Sammlung künstlicher tropischer Pflanzen, von den Händen tüchtiger Arbeiter angefertigt.

Diese bewunderungswürdige Kunst hatte ihn lange bezaubert, aber er träumte jetzt von der Zusammenstellung einer andern Flora.

Er machte sich daher daran, die Treibhäuser der Avenue de Châtillon und des Dorfes d'Aunay zu besuchen, kam todmüde nach Hause, die Börse leer, aber entzückt über die Tollheiten der Pflanzenwelt, die er gesehn hatte.

Er dachte nur noch an die Sorten, die er erworben hatte, ruhelos verfolgt von dem Gedanken an die prachtvollen und seltsamen Blumenbeete.

Zwei Tage später kamen mehrere Wagen. Mit der Liste in der Hand rief der Herzog seine Einkäufe auf und prüfte einen nach dem andern.

Die Gärtner hoben von ihrem Karren eine Sammlung von Caladien, die an gedunsenen haarigen Stielen enorme schildförmige Blätter trugen. Alle hatten einen Zug von Verwandtschaft miteinander, ohne sich indessen gleich zu sein.

Es waren darunter ganz ungewöhnliche rosenfarbige, solche wie die Virginale, die aus Wachstuch oder englischem Pflaster geschnitten zu sein schien; ganz weiße, wie der Alban, den man aus einer durchsichtigen Schweinsblase hergestellt wähnte; einige, besonders Madame Mama, sahen aus wie Zink, auf dem kleine Stückchen gestanzten Metalls glänzen, in kaisergrüner Farbe, wie mit Tropfen Ölfarbe, rotem Bleioxyd oder Bleiweiß bespritzt; andre, wie der Bosporus, glichen täuschend gestreiftem Kattun, rot und myrtengrün gesprenkelt; wieder andre, wie die Aurora Borealis, breiteten ihre fleischfarbnen Blätter aus, mit purpurroten Rändern und violetten Fäserchen, ein aufgeschwollnes Blatt, das rötlichen Wein und Blut schwitzte.

Die Gärtner brachten neue Varietäten, die einer künstlichen Haut, von roten Adern durchzogen, glichen; und die Mehrzahl, wie zerfressen von Aussatz, spannten ihr bleiches Fleisch aus, gefleckt mit Ausschlag und behaftet mit Flechten; andre hatten den hellen rosa Ton von sich schließenden Wunden, oder die bräunliche Färbung des sich bildenden Schorfes; noch andre waren wie von Ätzmitteln verbrüht und von Brandwunden zerstört; wieder andre zeigten eine haarige Haut wie von Geschwüren ausgehöhlt und vom Krebs zerfressen; noch andre schienen mit Verband belegt, mit quecksilberhaltiger schwarzer Schmiere und grüner Belladonnasalbe bestrichen, mit dem gelben Glimmer des Jodpulvers gesprenkelt.

»Potztausend!« rief er entzückt aus.

Eine neue Pflanze von gleichartigem Modell wie das des Caladium, die Alocasia Metallica begeisterte ihn noch mehr. Sie war wie mit einer Schicht grüner Bronze überstrichen, über die silberne Reflexe hinliefen; es war ein Meisterwerk der Unnatürlichkeit, man möchte sagen, es gliche einem Stück Ofenrohr, von einem Töpfer aus grünem Eisen gefertigt.

Die Leute luden dann rautenförmige, flaschengrüne Blattpflanzen ab, in deren Mitte ein Stäbchen aufstieg, an dessen Ende ein großes Herzas schwankte, gelackt wie die spanische Pfefferschote. Wie um die alltäglichen Erscheinungen der Pflanzen zu verhöhnen, sprang aus der Mitte von scharfem Rot ein fleischiger, faseriger, weiß und gelber Schwanz hervor, aufrecht bei den einen, bei den andern geringelt wie der Schwanz eines Schweines.

Es war das Anthurium, eine Arumart, kürzlich von Kolumbia nach Frankreich eingeführt; sie bildete einen Teil dieser Familie, zu der auch ein Amorphophallus gehörte; eine Pflanze aus Kochinchina mit fischstecherartig geschnittnen Blättern mit langen schwarzen, mit Narben bedeckten Stielen, gleich vernarbten Gliedern eines Negers.

Herzog Jean frohlockte.

Man hob einen neuen Schub von Ungeheuern aus dem Wagen: Echinopsen, deren in Watte gehüllte Blüten das häßliche Rosa eines verstümmelten Gliedes hatten; Nidularium, das in Säbelscheiden eine gähnende Öffnung zeigte; Tillandsia Lindeni, die schartige Messer von dicker, roter Farbe hervorsteckte; Cypripedium, mit wirrigen, zerrissnen Rändern, eine wahnsinnige Hervorbringung der Natur. Sie glichen einer kleinen Schale, einem Holzschuh, über dem sich eine menschliche Zunge aufschürzte mit ausgestrecktem Zungenband, wie man sie wohl in Werken, die Hals- und Mundkrankheiten behandeln, abgebildet findet. Zwei kleine Flügelchen, rot wie Ebereschen, die einer Kindermühle entnommen zu sein schienen, vervollständigten dieses lächerliche Gesamtbild.