Psalme
Si verè utiq Justiciam, etc.
Trostpsalm wider vnrechtfertige Leut.
Inn der weis. Es spricht der vnweisen, etc.
1.
Seit jr dan stumm, das jr nicht wolt
was recht ist auch recht sprechen
Vnn richten, wie jr billich solt,
jr, die euch Richter rechen?
Wie sagt jr, Menschenkind, so schlecht
das alls was jr sprecht, dz sei Recht,
so jr das Recht doch schwächen?
2.
Ja mutwillig thut vnrecht jr,
frevelt mit Mund vnd händen.
Ir denkt auf boshait für vnd für,
wie jr die Fromme schänden,
Vbt boshait vnter Frommem schein,
jr wiget fasch zu vnrecht ein,
das Recht jr nur fürwenden.
3.
Die Gotlos art ist ganz verkehrt
vnd jrrt aus Mutterleibe,
Sie ist auf lugen nur gelehrt,
damit art bei art pleibe.
Ir gift vnd wüten ist ganz gleich
dem wüten ainer Schlangen plaich,
das es die Leut betäube.
4.
Sie wütet vnd wais doch nicht was,
des ernst ist sie ain Spotter,
Stopft Orn vor gutem Rhat aus haß,
gleich wie ain taube Otter
Ir Oren stopft, da sie nicht hör
des Zaubrers Stimm, der sie beschwör:
o wie armselig Rhather!
5.
Zerprich jn, GOT, im Maul jr Zän
vnn mit gewalt zerstose
Der jungen Löwen Backenzän,
jr vnverschamt zumosen!
Schnell müsen sie verschwinden all
gleich wie ain Fluß vnd Wasserfall,
jn fäl, darnach sie schossen.
6.
Mit Pfeilen zilen sie zur hand,
aber diselb zerprechen,
Versigen wie Wasser im sand,
vergehn, eh sie es rechen,
Ja jr Ratschlag vnd grose macht
gleich wie ain langsam Schneck verschmacht,
dann der höchst kan sie schwächen.
7.
Wie ains Weibs vnzeitig geburt
die Sonn sie nicht lang fräuet,
Eh jre Tornen stechen fort
ain zorn sie frisch abhäuet:
Eh sie es pringen halb ins werk,
zerstört Gots zorn jr Rhat vnd stärk,
vnd ligt was vor sehr tränet.
8.
Als dan würd der Grecht fräuen sich
zusehn jr Rach vnd Rute,
Vnd sein füs baden forchtsamlich
inn der Gotlosen Plute,
Dann da würd gröser sein die Rach
als men begert het vm die schmach,
weil man raizt Gots langmute.
9.
Da werde die Leut sagen dan
›der Grecht mus ja sein gnisen,
Jzunt man klar erkeunen kan,
das der Bös mus es büsen,
Vnd das der Hoch Gerechte GOT
auf Erden Richter noch bestoht,
werd auch sein Gricht beschlisen.‹
Der 72. Psalm
Deus, Judicium tuum Regi:
Salomons Weissagung vom Reich Christi:
Inn des 23. Psalmen weis.
1.
Got, gib dem König dein Gericht,
ja, gib des Königs Sone
Dein Grechtigkait, das er hie richt
vnd bei deim Völklin wone
Vnd pring es zur gerechtigkait,
rett deine Elenden aus laid,
sie aus gnaden belone.
2.
Die Berge werden pringen frid
deim Volk, davon zusagen,
Die Hügel auch zugleich damit
werden Grechtigkait tragen:
Das Ellend Volk er schützen würd
bei recht, abthun des Armen bürd
vnd die Lästerer zerschlagen.
3.
Man würd förchten vnd ehren dich
allweil Sonn vnd Mon leuchten.
Er würd herab fahrn süsiglich,
wie Tropfen dies Land feuchten,
Er würd sein so erwünscht vnn süs
wie der Than so aufs Fell sich lis
zu ainem Gnadenzaichen.
4.
Zu seiner zeit, wann er Regirt,
würd der Grecht plühen jmmer
Vnd groser Fride sein hinfürrt,
biß der Mon scheine nimmer:
Er würd herschen von ainem Mör
biß zu dem andern on aufhör,
vom Jordan zur Welt ende.
5.
Die inn der Wüsten wonen thun,
inn Morenlanden stecken,
Werden sich vor jm naigen nun
vnd sein Feind den Staub lecken,
König inn Jnsuln vnd am Mör
werden geschänk jm pringen her,
sich vor jm niderstrecken.
6.
König der Reichen Araben,
die von Saba vnd Seben,
Werden zufüren jr Gabe,
jr bestes Opfer geben.
All König werden jn betten an,
all Haiden dinen jm fortan
vnd jn für alls erheben.
7.
Dan er den Armen der da schreit
vnd dem kain trost mag glingen
Erretten würd zu seiner zeit
vnd gnädig sein den gringen,
Der armen Seln er helfen würd,
die Selen, welche warn verführt,
wider zur rechte pringen.
8.
Er würd jr Sel aus trug vnd pracht
Erlösen vnd aus schaden,
Vnd würd werden bei jn geacht
jr Plut sehr theur aus gnaden,
Vnd werden alsdan mit jm leben
vnd jm das beste Gold gern geben
vnd preisen stäts sein thaten.
9.
Sein Gtraid wurd dick auf Bergen ston
vnd seine Frucht würd beben
Wie der Baumreich Wald Libanon
so sich die Wind erheben,
Würd grünen inn Stätten wie gras,
ain handvoll würd tragen on mas
vnd grosen Ruf weit geben.
10.
Sein Nam würd pleiben ewiglich,
so lang die Sonne pleibet,
Auf die Nachkommen strecken sich,
kain Wolk die Sonn vertreibet,
Sie werden inn jm gsegnet sein
vnd all Haiden jn preisen fein,
dan er jr König pleibet.
11.
Preis dem GOT Israel sein soll,
dem allain Wundersamen.
Das Land werd seiner Ehren voll,
gelobet sei sein Namen,
Der Namen seiner Herlichkait,
des Reich besteht inn ewigkait
wahrhaftig, Amen, Amen.
Der 90. Psalm
Domine, refugium factus:
Mosis des Manns Gotes Gebett.
1.
Herr GOT, du vnser zuflucht bist
von Gschlecht zu Gschlecht, zu jder frist:
Eh dann geschaffen wurd die Welt,
eh dann die Erd vnn Berg bestellt,
2.
Bistu, GOT voller Gütigkait,
von ewigkait zu ewigkait,
Der du die Menschen last sterben
vnd durchs Wort bald schafst neu Erben.
3.
Der du die Lent last sterben hin
vnd sprichst ›komt wider, Menschensün.‹
Dann tausent Jar sint für dir gring
wie der Tag der gester verging.
4.
Wie ain Nachtwach vnd virtail nacht
sind für dir tausend Jar geacht:
Du läßst sie hinfahrn wie ain strom,
das sie sind wie ain Schlaf vnd Traum,
5.
Gleich wie ain Gras, welchs welket bald,
wie die Früplüst, die bald abfallt,
Ja sie sind wie vertorret Hau,
das noch am Morgen stund zur schau.
6.
Das macht dein Zorn vber die Sünd,
dz wir vergehn also geschwind.
Dein Grimm ist vns der gröste schreck,
der vns so plözlich raumt hinwegk.
7.
Dann du stellst für dein Grechtigkait
vnser mißthat vnd gprächlichkait,
Ja vnser vnerkante Sünd
bekant im Licht deins Angsichts sind.
8.
Drum durch dein Zorn vnd gsante plag
faren dahin all vnser tag,
Wir pringen zu all vnser Jar
als im Gschwez, des man kaum wurd gwar.
9.
Vnser längst zeit dahin verschwind
wie das Wort, welchs hinnimt der Wind,
Wie ain gedanken sie vergeht,
wie ain Einbildung, die nicht bsteht.
10.
Vnser zeit ist Sibenzig Jar,
wanns hoch komt sind es Achzig gar,
Vnd wans köstlich ist gwesen hie,
so ists arbeit, sorg, angst vnd muh.
11.
Dann es dahin fährt schnell vnn leicht
als flögen wir davon vileicht:
Der Gsundst hat fünf vnd zwanzig Jar,
noch hat solch Plüh auch jr gefar.
12.
Noch wer ist, der glaub vnd empfind
das du so zörnst vm vnser Sünd?
Wer förcht sich für solch deinem grimm,
erkent das jm solch Straf gezimm?
13.
Darum, O HERR, lehr vnser sinn
zu bdenken, das wir sterben hin,
Auf das wir werden klug vnd gscheid
vnd wol ausrechnen vnser zeit.
14.
HERR, dich doch wider zu vns kehr
vnn sei dein Knechten gnädig mehr,
Erfull mit deiner Gnad vns frü,
so rümen wir dich ie vnd ie.
15.
Erfräu du vns, der vns machst bang,
nach dem du vns nun plagst so lang,
Nach dem so lang vnglück vns quelt:
mit guten die bös tag vergelt.
16.
Zaig deinen Knechten deine Werk,
jren Kindern dein Ehr vnd stärk,
Vnd der Herr, vnser Hoher GOT,
sei vns freuntlich vnd vns begnod.
17.
Der Herr, der förder vnd vollend
bei vns das Werke vnser händ,
Ja er wöll vnser hände Werk
fördern nach seiner Kraft vnd Stärk.
Wanderlid für Raisende Leut
Inn der weis, Der Thorecht, etc.
1.
Inn deim Namen, O Hoher GOT,
geb ich mich auf die Strasen:
Ich wag es auf dein Güt vnd Gnod,
du wirst mich nun nicht lasen.
Dan du bist je anch vnser GOT,
der vnserm ein vnd ausgang rhot,
du thatst es so bestellen,
Auf das, so wir Raisen allhie,
denken, das wir sint Pilger ie
vnd dorthin müsen stellen.
2.
Zu Raisend Leuten hastu lust
vnd fränd zuhelfen juen,
Dan auch dein liber Son je mußt
raisend sein Amt beginnen
Als er floh inn Egipten gschwind,
da Herodes nachtracht dem Kind
das er es pring zu falle,
So Raißten auch die Väter all
vnd das Volk Israel zumal
vnd die Aposteln alle.
3.
Wie nun denselben gholfen hast,
das sie jr thun erraichten,
Also wöll auch dein Gnade glast
meim fürnemen vorlenchten:
Wie forgingst dem Volk Israel
Nacht vnd tags inn der Wolken hell,
also dein Gnad mir scheine,
Las vber mich aufgehn dein Güt,
wie die schön Morgenröt herplüht,
dein trost mich stäts anscheine.
4.
Kom vns heut vor mit deiner Gnad,
frü vns dein Güt erwecke,
Behüt vns auch den Abend spat,
das vns nicht args erschrecke,
Dz vnser Gaist auch wach zu Nacht
zu dir, der du hältst die Schiltwacht
durch ganze Engelshaufen,
Welche sich vm vns lägern her
wie ain stark Wagenburg zur Wehr
widers Teufels anlaufen.
5.
Dein Engel gib mir allzeit zu,
die mich auf meim Weg laiten,
Vnd pringen mich gsund haim zu Rhu,
vnd mein geschäft beraiten,
Gleichwie der Jung Tobias het
den Raphael zum Gfärten stät,
vnd jm glücklich erginge:
Dan wa du nicht zur seiten bist,
da praucht der Teufel gleich sein list,
das er inn Not vns pringe.
6.
O HERR, bewar für Wassersnot,
für Lebensgfärlichkaiten,
für des Schwerds schärf vnd gähem Tod,
für Gift vnd schnell Krankhaiten,
Für Vngewitter, Hagel, Feur,
für Thirn vnd Menschen vngeheur,
für Vnnützen Gefärten,
Für vnverschamten Herzen auch,
rochlosen Leuten, argem prauch
vnd anderen beschwerden.
7.
Erhalt mich Nüchtern auf der fart,
dan Fülle pringt mutwillen.
Schaff, das mein Herz sei rain verwart,
nichts arges zu erfüllen.
Bewar mein Zung vor falscher Red,
trug, schandparkait vnd Afterred,
das ich kainn ärger, schmähe;
Verleih mir auch gnad, Rhat vnd Kräft,
das ich nuzlich ausricht mein gschäft
vnd allain auf dich sehe.
8.
Beweis dich mir, wie dich beweist
dort Jacob, dem Erzvater,
Als er weit zu dem Laban raißt
vor seines Pruders hader;
Halt mir, was jm dein Güt verhaißt,
als er weit inn Egipten Raißt,
da du jm thätst zusagen
›Ich will zihen hinab mit dir,
vnd will dich herauf füren mir‹:
wer wolt zu dem Wort zagen?
9.
Kontstu die Kinder Israel
durch vngbant Wüsten füren,
Ja durch das Mör on allen fäl,
was solt mir dan nicht gbüren?
Dieweil ich je auch binn dein Kind,
der dir durch dein Son binn Versünt
vnd durch sein Lib dir Libe:
So führ mich nun durch deinen Sun
auf diser Rais in meinem thun,
das mich nichts args betrübe.
10.
Zu dir mein Gsicht heb ich allain,
daher all hülf entspriset.
Vom HERREN scheint mir hülf herein,
von GOT mein Trost herfliset.
Dan Er die Sünd verzeihen kan,
vnd nimmt mich gern vm Christum an,
der dis Elend versuchte,
Damit er aus dem Jamertal
vns prächt inn seines Vaters Sal
vnd das Verloren suchte.
11.
O Christe, frü stärk mich dein Gnad
wie ain Tauwolk des Morgens;
Erquik mich wie der Regen spat,
so darf ich nicht vil sorgens.
Mir soll nicht grausen vberal,
ob ich wandert im finstern thal,
weil mich tröstet dein Stecken,
Dein Stab mich vor dem Fall wol stüzt,
dein ausgestreckter Schilt mich schützt,
wer wolt drunter erschrecken?
12.
Vm solche deine Güt, O GOT,
wollen wir dir Lobsingen,
So bald die libe Sonn aufgoht
mit den Feldvöglin klingen,
Vnd abends wann die Nacht einpricht
dir danken für dein Ewigs Licht,
welchs inn vns pflanzt dein Gaiste.
O GOT, schlis inn dein Hand mein Sel,
mich vnd das mein ich dir besel,
dein Hülf zur Rais mir laiste.
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