Sonntage nach dem Feste der h. Dreifaltigkeit

 

Luc. 14, 1.

 

O Welt voll Blind- und Sicherheit,

Wie bringst du doch die liebe Zeit

Am Sabbathtage sonder Ruh'

In aller Sünd' und Bosheit zu!

Ich weiß, daß Gott nach seinem Rat

Sechs Tag' uns nur verordnet hat,

Darin man fleißig wirken sol,

Und drauf am Sabbath ruhen wol.

Merk aber, du solt nicht allein,

Was dich belanget, ruhig sein,

Es gehet auch des Sonntags Recht

Auf Söhn' und Töchter, Mägd' und Knecht.

Durch Ruhe wird ja Mann und Weib

Gestärket, daß ihr schwacher Leib

Gesund und kräftig kan bestehn,

Ja frölich an sein' Arbeit gehn.

Wenn nun der Sabbath kömt heran,

So wiß' alsdenn ein jedermann

Aus Gottes Wort, was recht ein Christ

Zu thun und lassen schuldig ist.

Sobald dir ruft der Glocken Schall,

Des Lehrers Mund, der Sänger Hall,

So freue dich und geh' auch fort

Zu lernen eifrig Gottes Wort.

Sprich: Herr, ich liebe sehr die Statt,

In welcher du mich machest satt

Mit deinem Wort; ach, speise mich,

Daß meine Seel' itz lobe dich.

Am Sabbath sol dein Abendmal

Erquicken mich in derer Zahl,

Die dir, mein Gott, ergeben sind:

So bleib ich stets dein liebes Kind.

Auf, meine Seel', und sei bereit,

Zu danken Gott mit Freudigkeit,

Zu bitten auch, daß seine Güt'

Uns heut und allezeit behüt'.

Am Sabbath wil ich meinen Mund

Eröffnen und von Herzengrund

Erschallen lassen ein Gedicht,

Das unser Gott verschmähet nicht.

Am Sabbath wil ich dankbar sein

Und schenken, aber nicht zum Schein,

Den Armen mit ganz milder Hand,

So würk' ich recht ein Liebesband.

Am Sabbath sol mein ganzes Haus

Die schönste Sprüchlein lesen aus,

Damit sich trösten in der Still'

Und lernen, was Gott haben wil.

Mein bester Sabbath aber sol

Alsdenn recht blicken, wenn ich wol

Und christlich leb' in dieser Zeit,

Stets seufzend nach der Ewigkeit.

Den Sabbath feiret man gewiß,

Wenn durch der Sünden Finsternis

Noch Leib, noch Seel' hier wird beschwert,

Wenn nur der Himmel wird begehrt.

Der hält den Sabbath in der That,

Der Fried und Ruh im Herzen hat,

Ja, glaubet, daß durch Jesum Christ

Des Vaters Zorn gestillet ist.

So kom', o liebste Seel', herzu,

Kom, such' und finde Fried' und Ruh

In Gott, dem höchsten Schatz, allein,

Da wird dein rechter Sabbath sein.

Kein Sabbathtag sei dir bewust

In Hoffart, Ehr' und Fleischeslust,

So lieblich zwar den Sinnen thut,

Und nimt dir doch das höchste Gut.

Bei Gott in jenem Freudenreich,

O liebstes Herz, wird bald zugleich

Versamlen sich der Frommen Schar

Und halten Sabbath immerdar.

Da wird der Instrumenten Klang,

Der Engel Spielen und Gesang,

Der Auserwählten Lobgetön

Den Sabbath machen groß und schön.

Da wird ein prächtigs Ehrenkleid

Bedecken ganz das alte Leid,

Da wird man glänzen wie die Sonn'

In Ewigkeit mit Freud und Wonn'.

O schönster Sabbath, kom doch bald,

Du bist so herlich von Gestalt,

Daß ich mir wünsch' in Gott allein

Ein ewigs Sabbathkind zu sein.

Ueber das Evangelium am 25. Sonntage nach dem Feste der h. Dreifaltigkeit

 

Matth. 24, 15.

 

Wie wird des Kummers doch so viel,

O Gott, auf dieser Erden!

Es nahet sich das letzte Ziel,

Bald wil es Abend werden;

Man höret ja zu dieser Zeit

So manche Not und Herzeleid,

Daß sich ein jeder Nacht und Tag

Hiegegen wol bereiten mag.

Es wird dein Herz, o Menschenkind,

Genannt ein Tempel Gottes,

Ist aber leider ganz voll Sünd',

Als Lügen, Unzucht, Spottes,

Verläumdung, List, Abgötterei,

Begierd' und Wollust mancherlei,

Samt tausend ander Missethat,

An welchen Gott ein Greuel hat.

Geh' eiligst in dein böses Herz,

Und wenn du das besehen,

So bitte Gott, daß Reu' und Schmerz

In solchem mög' entstehen,

Ja, stelle sich gar an das Licht,

Damit sein Zorn entbrenne nicht

Und strafe dich, dazu das Land

Mit Krankheit, Theurung, Krieg und Brand.

Für allen Dingen sei geschmückt

Mit einem wahren Glauben,

Damit, wenn Trübsal dich berückt,

Man dir nicht könne rauben

Die Gottesfurcht, der Tugend Grund,

Welch' uns die Seel' erhält gesund;

Sei diesem nach ein guter Baum,

Der guten Früchten machet Raum.

Lies Gottes Wort und merke drauf:

Dies sind die güldne Schriften

Des Himmels, welcher Kraft und Lauf

Uns so viel Gutes stiften,

Die sol und muß ein jedermann,

Im Fall' er gleich nicht lesen kan,

Sich lassen hoch befohlen sein,

Sie geben Freud' und Trost allein.

Doch ist auch nicht genug gethan,

Das Wort des Herren lesen;

Du must noch ferner auf die Bahn

Und forschen gar sein Wesen,

Mit scharfen Augen must du sehn

Und lernen alles recht verstehn,

Dieweil das Wort zur jeden Frist

Ein Licht auf unsern Wegen ist.

Und must du denn in dieser Welt

Dein Hab' und Gut verlassen,

So lies doch, was der Schrift gefällt,

Daß man sich selber hassen

Auch alles gern verlieren sol

Umb Christi willen. O wie wol

Wird er dafür zum Gnadenlohn

Dir geben dort die Himmelskron'!

Wird denn das Elend gar zu groß,

So must du plötzlich fliehen

Nach solchen Bergen, die sich bloß

Zu deiner Rettung ziehen;

Dein' Hülfe komt vom Herren her,

Drum wär' ein Unfall noch so schwer,

So weiß dennoch dein Schöpfer Rat,

Der alles Heil in Händen hat.

Steig' auf den Berg, woselbst der Herr

Hat das Gesetz gegeben,

Da wird ein Moses-Prediger

Das Herz dir machen beben;

Von dannen flieh' in schneller Eil'

Auf Zions Berg, da dir das Heil

Verkündigt wird, das dir zu gut

Erworben ist durch Christi Blut.

Sei nicht bemühet, mit Gefahr

Viel Schätz' hieselbst zu holen;

Des Herren Wort laß immerdar

Dir treulich sein befohlen;

Denn, lieber Mensch, was ist es mehr,

Wenn du dich plagest noch so sehr,

Allhier zu werden groß und reich?

Du bist doch bald der Aschen gleich.

In Trübsal bete Tag und Nacht,

Daß Gott sie wolle lindern,

Als der nach seiner großen Macht

Kan allen Unfall hindern;

Ja, weil sein treues Herz ihm bricht,

So wil er uns verderben nicht,

Denn seine Lieb' ist stets bereit,

Zu trösten uns in Traurigkeit.

So kom', o liebster Jesu, kom'

Und hilf uns überwinden,

Dein heiligs Wort das mach' uns from,

Auf daß wir dich nur finden;

Kom, liebster Jesu, zum Gericht,

Ach hilf, daß wir, o schönstes Licht,

Dir singen in der Freudenbahn:

Mein Heiland, das hast du gethan.

Danklied

 

Wie groß ist deine Lieb', o Herr,

Du freundlicher, du gütiger,

Wer kan dir gnugsam danken?

Ich bin vol Ungerechtigkeit,

Noch liebest du zur jeden Zeit

Mich Sündigen, mich Kranken,

Da gleichwol meine Missethat

Erschrecklich dich beleidigt hat!

Du hast uns deinen werten Sohn,

Das Licht der Welt, den Gnadenthron,

So väterlich gegeben

Und dieses große Sacrament,

Das man des Herren Nachtmal nennt,

Geschenket uns daneben,

Auf daß es solt ein Merkmal sein,

Daß alles unser ist, was dein.

Vernunft zwar kan es nimmer recht

Begreifen, noch die Zunge schlecht

Dieß große Werk erzählen,

Doch bitt ich, nimm itz gnädig an,

Dieß Kleine, das ich geben kan,

Laß meinen Wunsch nicht fehlen;

Hilf, daß ich dir mein Leben lang

Von Herzen sage Lob und Dank.

Du hast so wol erquicket mich,

Dafür preis' ich dich ewiglich;

Ach, stärke meinen Glauben!

Laß auch die Liebe feurig sein,

Verhüte, daß noch Not, noch Pein

Mir die Gedult wegrauben.

Herr, gib mir ein gehorsams Her,

Das sich nicht kehre hinterwärts.

Verleihe, daß ich meine Sünd',

Als welch' ich stets in mir noch find',

Herzinniglich bereue,

Daß ich der Lieb' und Sanftmut vol

Stets wandlen mög', und herzlich wol

In Jesu mich erfreue,

Und wenn mich gar nichts trösten kan,

So tritt du selbst mit Trost heran.

Herr, habe du zu Tag und Nacht

Auf mein Gebet und Seufzen Acht,

Laß mich die Sünde meiden;

Behüte mich für Satans List,

Der mir so sehr gehässig ist,

Ja, mich von dir wil scheiden,

Halt' ihn, auch selber mich, im Zaum,

Daß ich ihm lasse keinen Raum.

Verleih, o Vater, daß allein

Mein Schutz und Wohnung möge sein

In Jesu Blut und Wunden;

Hilf, daß sein Leiden, Angst und Tod

Von mir in meiner letzten Not

So kräftig werd' empfunden,

Daß ich aus diesem Jammerthal

Bald fahr' in deinen Freudensal.

Dem Vater sei Lob, Ehr' und Preis,

Und dir, Herr Jesu, gleicherweis,

Als auch dem Geist der Gnaden;

Du heilige Dreifaltigkeit,

Verhüte, daß in dieser Zeit

Kein Feind mir müge schaden,

Drauf führe mich aus dieser Welt

Zum Himmel, wenn es dir gefällt.

Tauflied

 

O welch ein unvergleichlichs Gut

Gibst du, Herr, deinen Kindern:

Das Wasser und zugleich dein Blut

Verehrest du den Sündern!

Drei Dinge sind, welch' allermeist

Auf Erden Zeugnis geben:

Das Blut, das Wasser und der Geist.

Die können uns erheben

Zu deinem Freudenleben.

Dieß Sacrament ist selbst durch dich

Geheiligt und beschlossen,

Daß wie du, Herr, bist sichtbarlich

Mit Wasser ganz begossen

Im Jordan durch Johannes Hand:

So sol auch uns rein machen

Dein heiligs Blut, das theure Pfand,

Das lauter Himmelssachen

Kan würken in uns Schwachen.

Du hast uns durch dieß Sacrament

Der Kirchen inverleibet,

Also, daß man uns Christen nennt

Und in dein Buch itz schreibet;

Dieß Wasserbad hat uns im Wort

Auch rein gemacht von Sünden.

Dein guter Geist der wol' hinfort

Die Herzen recht entzünden

Und Lieb' in ihnen gründen!

Wir sind, Herr, in dein Gnadenreich

Durch diesen Bund gesetzet,

Der uns an Leib und Seel' zugleich

Recht inniglich ergetzet;

Du hast uns durch dieß reine Bad

So trefflich schön bekleidet,

Daß auch hinfort von deiner Gnad'

Uns selbst der Tod nicht scheidet

Noch alles, was uns neidet.

Aus Höllenkindern sind wir schon

Der Gnaden Kinder worden;

Dieß ist der Christen schönste Kron'

Und Schmuck in ihrem Orden.

Ja, Christus selber und sein Blut,

Sein Tod und Sieg daneben,

Ist nunmehr unser eignes Gut,

Das er uns hat gegeben,

Mit ihm dadurch zu leben.

Er hat uns auch das Kindesrecht

Der Seligkeit geschenket;

Durch solches ist die Sünde schlecht

Ins tiefe Meer versenket.

Was können Teufel, Hölle, Tod,

Welch' uns stets widerstunden,

Weil Jesus Christus alle Not

Samt ihnen überwunden?

Nun ist das Heil gefunden!

Herr, laß uns doch, den Reben gleich,

Auch gute Früchte bringen

Und aus der Welt nach deinem Reich'

Im Glauben eifrig ringen;

Laß uns durch wahre Reu' und Buß'

Auch täglich mit dir sterben,

Demnach der alte Adam muß

Bis auf den Grund verderben,

Sol man dein Reich erwerben.

Hilf, daß wir diesen Gnadenbund

Der Taufe nie vergessen,

Und sich kein freches Herz noch Mund

Zu schmähen ihn vermessen;

Die Taufe muß in Angst und Pein,

Ja, wenn wir gehn von hinnen,

Herr, unser Trost und Freude sein;

Das heißt der Welt entrinnen,

Den Himmel zu gewinnen.

Abendlied

 

Der Tag ist hin, der Sonnen Glanz

Hat nunmehr sich verloren ganz:

Itz bricht die finstre Nacht herfür

Und öffnet uns die Sternenthür.

Auf, meine Seel', und hab' itz Acht,

Was du den ganzen Tag gemacht,

Dein Schöpfer wil, du solst ihm nun

Von deinem Wandel Rechnung thun.

Ich komm', o Vater, itz heran,

Wiewol ich nichts mich rühmen kan;

Gesündigt hab' ich diesen Tag

So, daß ich kaum erscheinen mag.

O großer Gott, die Dunkelheit

Versetzet mich in Traurigkeit,

Denn welch' auf bösen Wegen gehn,

Die müssen stets im Dunklen stehn.

Wo sol ich hin? Die finstre Nacht

Hat, mich zu schützen, keine Macht,

Das Unrecht läßt sich bergen nicht

Für dir, o Gott, du großes Licht.

Nim wieder mich zu Gnaden an,

Dieweil ich nicht entfliehen kan;

Durch Jesum such' ich Fried' und Ruh',

Es decke mich sein' Unschuld zu.

Durch Jesum Christum lob' ich dich,

Daß du mich hast so gnädiglich

Beschützet diesen ganzen Tag

Für mancher wolverdienten Plag'.

Ach, Herr, ich bin ja nimmer wert

Des Guten, so du mir beschert,

Und was du sonst in dieser Bahn

Des Lebens hast an mir gethan.

Gib mir in dieser Nacht doch Ruh'

Und decke mich mit Gnaden zu,

Dein Engel bleibe stets bei mir,

Auf daß mich ja kein Unfall rühr'.

Es müssen Diebe, Wasser, Feur,

Gespenste, Schrecken, Ungeheur

Samt mancher Trübsal, Angst und Pein

Sehr fern, o Vater, von mir sein.

Herr, schütze mich in aller Not,

Laß einen bösen schnellen Tod

Auch diese Nacht mich treffen nicht,

Laß schauen mich des Tages Licht.

Verleih', Herr, wenn die finstre Nacht

Verstrichen ist, und ich erwacht,

Daß ich zu früher Morgenszeit,

O großer Gott, dein Lob ausbreit.

Hierauf nun geh ich hin zur Ruh'

Und schließe Mund und Augen zu;

Mein Vater, laß dein Kind allein

In deinen Schutz befohlen sein!

Sterbeliedelein

 

O Schöpfer aller Dinge,

Du väterliches Herz,

Merk auf, wie hart ich ringe,

Was für ein schwerer Schmerz

Mich Armen hat ümfangen

In dieser letzten Not!

Wo sol ich Hülf' erlangen?

Sehr nah' ist mir der Tod.

Ich habe nun vollendet,

Herr, meines Lebens Lauf

Und mich zu dir gewendet;

Ach, nim mich gnädig auf!

Bin ich doch schon geschmücket

Mit deines Sohnes Blut

Und trefflich wol erquicket

Durch ihn, das höchste Gut.

Dein Wort hab' ich ghöret

Mit rechter Herzenslust;

Was selbigs mich gelehret,

Ist mir noch wol bewust;

Drüm glaub' ich ohne Wanken,

Daß du mein Helfer bist,

Wil dir auch sterbend danken,

O mein Herr Jesu Christ.

Zu deinen treuen Händen

Stell' ich itz meinen Geist,

Du wirst mir Hülfe senden,

Wie du mir nötig weißst;

Du hast zum Freudenleben,

Mein Gott, berufen mich,

Du wirst es mir auch geben,

Das glaub' ich sicherlich.

In meinen letsten Nöten

Hilf mir, du starker Held;

Wenn mich der Tod wil töten

In dieser schnöden Welt,

So reiß' aus seinen Banden

Mich freudig hin zu dir,

Da werd' ich nicht zu Schanden:

Erfüll, Herr, mein' Begier.

Drauf wil ich ruhig schlafen

In meinem Kämmerlein;

Gott, der du mich erschaffen,

Wirst mein Erwecker sein

Und mein verborgnes Leben

Bald machen offenbar,

Daß ich müg' ewig schweben

Bei deiner Engel Schar.

Festlied am Tage der Offenbarung Christi

 

Werde licht, du Stadt der Heiden,

Und du, Salem, werde licht,

Schaue, welch' ein Glanz mit Freuden

Ueber deinem Haubt anbricht!

Gott hat derer nicht vergessen,

Welch' im Finstern sind gesessen.

Dunkelheit die muste weichen,

Als dieß Licht kam in die Welt,

Dem kein anders ist zu gleichen,

Welches alle Ding' erhält;

Die nach diesem Glanze sehen,

Dürfen nicht im Finstern gehen.

Ach, wie waren wir verblendet,

Ehe noch dieß Licht brach an!

Ja, da hatte sich gewendet

Schier vom Himmel jedermann,

Unser' Augen und Geberden

Klebten blößlich an der Erden.

Irdisch waren die Gedanken,

Torheit hielt uns ganz verstrickt;

Satan macht' uns schändlich wanken,

Wahre Tugend lag verrückt;

Fleisch und Welt hat uns betrogen

Und vom Himmel abgezogen.

Finsternis fand sich auf Erden,

Finster war es in der Lehr';

Alles wolte finster werden

So, daß auch des Höchsten Ehr'

Und der Wahrheit unterdessen

In dem Finstern ward vergessen.

Gottes Rat war uns verborgen,

Seine Gnade schien uns nicht,

Klein' und Große musten sorgen,

Jedem fehlt es an dem Licht,

Das zum rechten Himmelsleben

Seinen Glanz uns solte geben;

Aber, wie herfür gegangen

Ist der Aufgang aus der Höh',

Haben wir das Licht empfangen,

Welches so viel Angst und Weh'

Aus der Welt hinweg getrieben,

Daß nichts Dunkles übrig blieben.

Jesu, reines Licht der Seelen,

Du vertreibst die Finsternis,

Welch' in dieser Sündenhölen

Unsern Tritt macht ungewis;

Jesu, deine Lieb' und Segen

Leuchten uns auf unsern Wegen.

Nun, du wollest hie verbleiben,

Liebster Jesu, Tag und Nacht,

Alles Finstre zu vertreiben,

Das uns so viel Schreckens macht;

Laß uns nicht im Dunklen waten

Noch ins Höllenmeer geraten.

Liebster Jesu, laß uns leuchten

Dein erfreulichs Angesicht,

Laß uns deine Gunst befeuchten,

Wenn das Kreuzfeur auf uns sticht;

Laß uns ja wie Christen handlen

Und in deinem Lichte wandlen.

Schenk' uns, Herr, daß Licht der Gnaden,

Das ein Licht des Lebens ist,

Ohne welches leicht in Schaden

Fallen kan ein frommer Christ;

Laß uns dieses Licht erfreuen,

Wenn wir »Aus der Tiefe« schreien.

Dieses Licht läßt uns nicht wanken

In der rechten Glaubensbahn;

Ewig, Herr, wil ich dir danken,

Daß du hast so wol gethan

Und uns diesen Schatz geschenket,

Der zu deinem Reich' uns lenket.

Gib, Herr Jesu, Kraft und Stärke,

Daß wir dir zur jeden Zeit

Durch beliebte Glaubenswerke

Folgen in Gerechtigkeit

Und hernach im Freudenleben

Heller als die Sterne schweben.

Dein' Erscheinung müß' erfüllen

Mein Gemüt in aller Not;

Dein' Erscheinung müsse stillen

Meine Seel' auch gar im Tod';

Herr, in Freuden und im Weinen

Müsse mir dein Licht erscheinen!

Jesu, laß mich endlich gehen

Freudig aus der bösen Welt,

Dein so helles Licht zu sehen,

Das mir dort schon ist bestellt,

Wo wir sollen unter Kronen

In der schönsten Klarheit wohnen.

Nachtmahlsandacht am Grünen Donnerstage

 

Wach auf, mein Geist, ich muß es recht bedenken,

Wie Jesus itz bemühet ist, zu schenken

Mir seinen Leib, der schwach und blutig hieng

Am dürren Holz, wo Gott den Tod empfieng.

Ja, diesen Leib gibt er mir noch zu essen,

Und wil, ich sol auch nimmermehr vergessen

Der Lieb' und Treu', welch' er (o höchstes Gut!].

An mir gethan, als er vergoß sein Blut.

Er hat mich ja der Höllenpein entfreiet,

Wofür mein Mund ein Danklied itz ausschreiet,

Auch dieß mein Herz bringt singend auf die Bahn

Das Gute, so mein Gott an mir gethan.

Er spricht: »Nehmt hin den Leib, für euch gegeben,

Und trinkt mein Blut, das theure Pfand, daneben.«

O süße Lieb', o große Wunderthat,

Daß in den Tod sich Gott gegeben hat!

Wo könte man doch solche Gnade finden,

Dadurch ein Mensch befreiet wird von Sünden,

Demnach Gott selbst zur Sünd' hat den gemacht,

Der an das Bös' auch nimmermehr gedacht?

Was nützet denn das Essen und das Trinken

Im Abendmahl? Es sol kein Mensch versinken

Im Höllenpfuhl, der diesen Worten traut:

»Mein Tod hat euch den Himmel aufgebaut.«

Ist schon dein Glaub' hie schwach, daß er gedenket:

Ob Jesus gleich sich selbst den Sündern schenket,

Wer weiß, ob ich gehör' in diese Zahl?

Ja, Mensch, an dir komt zu dieß Abendmahl.

Es läßt dieß Pfand sich so gar kräftig sehen,

Daß du getrost kanst mit den Sündern gehen

Zu Jesu hin und schließen festiglich,

Daß er den Tod gelitten auch für dich.

Und ob du schon den Taufbund so gebrochen,

Daß dir darob erschüttern alle Knochen,

O Mensch, lauf hin, nim Christus Leib und Blut;

Was gilts, dein Herz wird frisch und wolgemut?

Und ob dich gleich die Sündenbürden drücken,

Kan doch allein dein Jesus dich erquicken;

Derselbe gibt dir solche Speis' und Trank,

Wodurch dein Geist bleibt stark sein Leben lang.

Sobald wir nun den Leib und Blut genossen,

Sind wir in ihm und er in uns geschlossen,

Denn wer nur glaubt, der wird ihm inverleibt,

Auch so, daß er in uns wahrhaftig bleibt.

Sein Fleisch und Blut daß läßt uns noch auf Erden

Der göttlichen Natur theilhaftig werden;

Dieß ist das Brod vom Himmel, welches Kraft,

Ein Leben, das ohn Ende bleibt, uns schafft.

Dieß Abendmahl kan solche Lieb' erregen

In uns, daß sich Leib, Seel' und Geist bewegen,

Zu dienen Gott, dem Nächsten auch zugleich;

Von Hoffnung macht es uns auch trefflich reich.

Es gibt Gedult in allem Kreuz und Leiden,

Es lehret uns die Sünd' und Laster meiden,

Es dämpft die Lust im Fleisch und regt uns an,

Daß wir hinfort thun Gutes jedermann.

Herr Jesu, hilf, daß wir dieß recht bedenken,

Wenn wir zu dir mit neuer Buß' uns lenken;

Laß würdig uns genießen dieses Mahl

Und gehn durch dich in deinen Freudensal.

Jesus am Kreuze

 

Wer sich Christo wil vertrauen,

Der muß ihn am Kreuze schauen;

Viererlei sind hie zu sehn:

Erstlich merk' auf seine Wunden,

Derer fünfe sind gefunden,

Als sein Leiden ist geschehn,

Doch die Striemen ausgenommen,

Welch' er in der Stadt bekommen.

Sein Reden laß vor allen

Stets in deiner Seel' erschallen,

Denn sie sind von Troste reich;

Schaue ferner seine Thränen,

Die nach deinem Heil sich sehnen,

Ja dich Armen locken gleich,

Daß du bald in deinen Sünden

Rat und Hülfe mügest finden.

Schaue, wie sein Herz muß sterben,

Nur daß er dir mücht' erwerben

Leben und die Seligkeit.

Merke, wie die schönen Glieder

Voller Striemen hin und wieder

Sind zermartert in dem Streit,

Als die Lieb ihn hat getrieben,

Daß er todt für dich geblieben.

Seht, der Himmelkönig schweiget,

Denn er hat sein Häubt geneiget;

Meine Seel', hie halte stil,

Fasse doch die Rosenwangen

Deines Schöpfers mit Verlangen,

Weil der Herr dich küssen wil:

Küsse nun von ganzem Herzen

Christus Häubt in Todes Schmerzen.

Schauet die gestochne Seiten,

Welch' uns muß den Weg bereiten,

Der zu Gottes Wohnung geht.

Keiner sol es unterlassen,

Christus liebes Herz zu fassen,

Weil es nun eröffnet steht.

Greife zu mit beiden Händen,

Jesus wil sich zu dir wenden.

Durch sein theures Blutvergießen

Wil er endlich dich beschließen

Freundlich in die Gnadenarm';

Seufze nur in deinem Herzen,

Daß er wegen seiner Schmerzen

Deiner Seele sich erbarm'.

Fürchte nicht der Hölle Rachen,

Jesus wil dich selig machen!

Osterlied

 

O fröliche Stunden,

O herliche Zeit!

Nun hat überwunden

Der Herzog im Streit,

Der Leu hat gekrieget,

Der Leu hat gesieget

Trotz Feinden, trotz Teufel, trotz Hölle, trotz Tod!

Wir leben befreiet aus Trübsal und Not.

Der Würger verjagte

Die Menschen mit Macht,

Und Satanas plagte

Zu Tag und zu Nacht

Die traurige Sünder,

Die Höll' auch nicht minder

Hat immer bishero den Meister gespielt

Und grimmig nach unseren Seelen gezielt.

Es war hie zu finden

Kein David, der bald

Auch kont' überwinden

Des Riesen Gewalt,

Noch mutig in Nöten

Den Belial töten;

Kein Josua konte den Starken bestehn

Und lassen ohn' Harnisch und Waffen ihn gehn.

Es fand sich kein Krieger;

Nur Jesus allein

War Krieger und Sieger,

Das Grab ließ er sein,

Fuhr freudig zur Höllen,

Den Satan zu fällen,

Woselbst er die Riegel ganz los hat geschraubt

Und kräftig den stärkesten Räuber beraubt.

O liebliche Stunden,

O fröliches Fest!

Itz hat sich gefunden,

Der nimmermehr läßt

Die traurige Seelen

In Belials Hölen,

Der willig sein Leben für andre verbürgt,

Doch endlich den Würger hat selber erwürgt.

Der Herr ist ein Zeichen

Des Sieges, der Ehr',

Ein Zeichen, desgleichen

Man findet nicht mehr;

Nun hat er gelitten,

Nun hat er gestritten,

Nun hat er gesieget den Feinden zu Trutz,

Uns aber zum Frieden, zum Nutz und zum Schutz.

Ihr Klagende, höret,

Was Christus gethan:

Die Sünd' ist zerstöret,

Ihr schändlicher Plan

Ligt gänzlich vernichtet:

Wir bleiben verpflichtet,

Dem Herren zu dienen mit inniger Lust;

O selig, dem dieser Triumph ist bewust!

Das fleischliche Leben

Ist nunmehr durch ihn

Dem Geist untergeben,

Der tapfer und kühn

Weiß mit ihm zu kämpfen,

Die Lüste zu dämpfen,

Läßt ferner nicht blicken den sündlichen Baum

Und gibet hinfüro den Lastern nicht Raum.

Der höllische Drache

Verübte mit Macht

Erschreckliche Rache,

Besiegte die Schlacht;

Nun aber ist kommen,

Der ihm hat genommen

Die Waffen, ja, Jesus, der ihn übereilt,

Hat unter uns reichlich den Raub ausgetheilt.

In eben den Orden

Der Schanden und Spott

Ist auch gebracht worden

Die grausame Rott',

Ich meine dich, Hölle;

Der Tod, dein Geselle,

Hat schimpflich verloren den Stachel im Krieg:

O flüchtige Feinde, wo bleibet eu'r Sieg?

Schaut, Pharaons Wagen

Und schreckliches Heer

Ist gänzlich zerschlagen,

Da ligt es im Meer!

Die Starke für allen

Sind nunmehr gefallen,

Komt, lasset uns diesen Triumph recht besehn,

Der allen und jedem zu gut ist geschehn!

O Jesu, wir preisen

Dein' herliche Macht

Mit lieblichen Weisen;

Du hast uns gebracht

Die Wolfahrt von oben,

Drum wollen wir loben

Dich Helden, dich Kämpfer, dich Leuen im Streit:

Bleib ewig zu helfen uns allen bereit.

 

Lobgesang der erquicketen Seelen

 

Wie sol ich gnug dich preisen,

Wie sol ich Dank erweisen

Dir, Jesu, süßes Leben,

Daß du mir Trost gegeben?

Nun kan ichs recht erkennen,

Daß ich dein Kind zu nennen,

Dieweil du durch dein Sterben

Verhindert mein Verderben.

Ich schwebt' in tausend Nöten,

Bald ließest du dich töten,

Daß ja der Sünden Bürde.

Dadurch erhoben würde.

Lob sei dir, Herr, gesungen,

Daß du für mich gerungen

Am Oelberg' und erhitzet

Hast häufig Blut geschwitzet.

Lob sei dir, Herr, gesaget,

Daß du den Kampf gewaget

Und, als der Würger kommen,

Ihm hast die Macht genommen.

Ich preise dich von Herzen,

Daß du so bittre Schmerzen

In Ketten und in Banden

Für mich hast ausgestanden.

Ich lebt' im Lasterorden,

Du bist verstricket worden;

Die Sünd' hab' ich begangen,

Dafür bist du gefangen.

Man solte mich verklagen,

Drauf haben dich geschlagen

Die Buben in die Wette,

Nur daß ich Frieden hätte.

Wie kan ich dich gnug loben,

Daß du der Feinde Toben,

Ihr Schmähen, Schelten, Neiden

Für mich hast wollen leiden?

Wie kan ichs gnug erheben,

Daß du dein Haubt gegeben

Zum Schauspiel und die Spitzen

Des Dorns es lassen ritzen?

Dein Leib, der ganz zuschlagen,

Must auch erbärmlich tragen

Das Kreuz um meinetwillen,

Des Vaters Zorn zu stillen.

Du bist ja zugesellet

Den Mördern und gestellet

Zum Scheusal allen Heiden;

O welch' ein schrecklichs Leiden!

Doch alle diese Schmerzen

Erlittest du von Herzen,

Dein Blut must' häufig fließen,

Nur meinen Fall zu büßen.

Ei, solt' ich mich mit Thränen

Nun auch nach dir nicht sehnen,

Der du mirs hast erworben,

Daß ich nicht gar verdorben?

Wolan, es bleibt versenket

Die Schuld, so mich gekränket,

Drauf preis' ich deinen Namen,

O Jesu, Helfer, Amen.

Die Seele rühmet die Freundlichkeit ihres getreuesten Heilandes

 

O freundlicher, o süßer,

O theurer Jesu Christ,

Du Held, du Sündenbüßer,

Daß du so gütig bist,

Das ist im Leidensorden

Mir klärlich kund geworden;

Hoch hast du mich geliebt,

Als ich war hoch betrübt!

Wie herlich hat erquicket

Dein Trost mein mattes Herz,

Als solches hat ersticket

Ein mehr denn Todesschmerz!

Wie wol hat deine Güte

Befriedigt mein Gemüte,

Daß stündlich ich daran

Mit Lust gedenken kan!

Je mehr ichs nun betrachte,

Je freundlicher du bist,

Je höher ich dieß achte,

Je mehr zur jeden Frist

Empfind' ich deine Liebe;

Hilf, daß auch ich mich übe,

So fest zu lieben dich,

Wie du, Herr, liebest mich!

Wie herlich sind die Gaben,

Die du bereitest mir;

Wie gern wolt' ich dich laben,

O treuer Gott, bei dir!

Hab' Acht auf meine Thränen,

Sie zeugen, daß mein Sehnen,

Mein Wünschen, mein Geschrei

Zu dir gerichtet sei.

Immittelst daß ich wohnen

Muß in dem Leibe noch,

Den zwar noch selten schonen

Der Tod wil würgen; doch

So stillet all mein Leiden

Die Hoffnung solcher Freuden,

Worauf ich Tag und Nacht

Bin inniglich bedacht.

Wenn werd' ich zu dir kommen,

Mein Helfer, der du mir

Das Herz so gar genommen,

Daß ich verschmachte schier,

Eh' ich auf mein Vertrauen

Dein' Herlichkeit kan schauen;

Ach Herr, wenn wird's geschehn,

Daß ich für dir sol stehn?

Herr, laß mich allzeit munter

Zu deinem Lobe sein;

Send' eiligst doch herunter

Des Geistes Kraft allein,

Daß ich mit süßen Weisen

Dich mög' ohn Ende preisen,

Denn du thust für und für

Sehr große Ding' an mir.

Laß mich mein Herz erheben

Von diesem Erdenkloß,

Auf daß ich müge leben

Bei dir, und hier nur bloß

Dasselbe vollenbringen,

Was du für allen Dingen

Zu thun mir auferlegt,

Das Fried' im Herzen hegt.

O freundlicher, o schöner,

O süßer Jesu Christ,

O Heiland, o Versöhner,

Der du so lieblich bist,

Daß es kein Mensch kan fassen,

Hilf, daß, wenn ich muß lassen

Dieß Haus voll Angst und Pein,

Ich schnell bei dir mag sein.

Errettung aus großer Not zur See

 

Laß itz mit süßen Weisen,

Herr Gott, du starker Held,

Mich deine Wunder preisen

Für alles in der Welt;

Dein Lob sol immerdar

In meinem Mund' erklingen,

Dir wil ich, Herr, lobsingen,

Der du hilfst aus Gefahr.

Wie sol ich dir vergelten,

Herr, solche Wunderthat,

Die deine Hand nicht selten

Im Meer' erwiesen hat?

Wie sol ich deine Treu'

Dir dankbar gnug bezahlen,

Der ich zu tausend malen

Dein Schuldner werd' aufs Neu?

Viel Angst hab' ich erfahren

Auf dem erzörnten Meer,

Das so viel stolze Baren

Warf grausamlich daher;

Ach Gott, das Schifflein floh

Erschrecklich schnell gen Himmel,

Drauf ward ein groß Getümmel,

Der wolt es so, der so.

Bald fiel das Schiff zu Grunde,

Bald sprang es wieder auf

Und hielt in einer Stunde

So manchen harten Lauf,

Daß wir den Trunknen gleich

Bald taumelten, bald fielen,

Ja, wurden durch dieß Wühlen

Wie Todte blaß und bleich.

Da must', Herr, unser Leben

Recht in der Grausamkeit

Des tiefen Abgrunds schweben,

Ja, machen sich bereit,

Zu fahren in ein Grab

Von Wasser, nicht von Erden,

Den Fischen da zu werden

Ein' angenehme Gab'.

Ach, wie das Täublein girret,

So winselt' ich im Schiff,

Ich lag doch gar verwirret,

Als uns der Sturm ergriff;

Um Trost war mir sehr bang',

Ich rief in solchem Grauen:

Das Land werd' ich nicht schauen

Hinfort mein Leben lang!

Doch, der du liebst das Leben,

Du Menschenhüter du,

Du hast nicht zugegeben,

Daß wir noch immerzu

Verlassen solten sein;

Du ließest Hülfe kommen,

Du hast uns aufgenommen

Durch deinen Schutz allein.

Das Brausen ward gestillet,

Die Wellen legten sich,

Der Himmel, der verhüllet

Gestanden jämmerlich,

Ward wiedrum hell und klar.

So hast du, Herr, das Leben

Mir gleichsam neu gegeben,

Das schier verloren war.

Dafür wil ich dich preisen,

So lang' ich leb' und bin;

Ich wil dir Dank erweisen,

Herr, nimm dieß Opfer hin!

Du bist mein stärkster Hort,

Drum sol dein Lob für allen

In meinem Mund' erschallen

Recht freudig hier und dort.

Des Lebens Garten

 

Jesaja 61, 3.

 

Komt, laßt uns wandeln gehen

Zu dieser Frühlingszeit,

Im Garten zu besehen

Der Bäume Lieblichkeit,

Die schöne Früchte tragen,

Woran itz früh und spat

Der Gärtner sein Behagen

Und höchste Wollust hat.

Es war von Gott gebauet

Das schönste Paradies,

Das hat er anvertrauet

Den Menschen, welch' er ließ

Als gute Bäume stehen,

Zu tragen edle Frücht':

Ach, aber, was geschehen,

Bezeugt uns das Gerücht.

Es ist der Garte leider

Verderbet ganz und gar,

Demnach desselben Neider,

Der Satan, emsig war,

Durch Sünde zu vernichten

Die Gärten groß und klein;

Da muste Gott anrichten

Ein anders Gärtelein.

Es ließ der Herr auf Erden

Nach seiner Freundlichkeit

Gerechte Bäume werden,

Welch' ihm zur jeden Zeit

Nur Früchte solten geben,

Die nimmermehr vergehn;

Es solt' ihr ganzes Leben

Im Thun, im Thun bestehn.

Es muste sein versetzet

Der Baum von seinem Ort,

Es war der Mensch verletzet

An Leib und Seel hinfort;

Nichts Gutes kont' er machen,

Die Früchte waren wild,

Und er mit allen Sachen

Blieb Satans Ebenbild.

Gott aber, reich von Gnaden,

Hat unser so gedacht,

Daß er uns arme Maden

Zu Pflanzen hat gemacht;

Wir sind nicht mehr im Orden

Der Dörner, wie vorhin,

Jetzt sind wir Bäume worden

Und zwar nach Gottes Sinn.

Es fließt in diesem Garten

Die schöne Lebensquell',

Hie kan der Baum sich arten

Und wachsen trefflich schnell,

Wenn ihn die Sonn' erhitzet;

Der Gart' hat seinen Wall,

Der künftig ihn beschützet

Für allem Ueberfall.

Die Diener Gottes pflanzen

Die Bäumlein wunderschön,

Nicht Feigen, Pomeranzen,

Welch' in den Gründen stehn,

Besondern Menschenkinder,

Wovon die Schrift uns lehrt,

Daß sie sind arme Sünder,

Durchs Wort dennoch bekehrt.

Drauf folgt nun das Begießen:

Ach, seht die Gnadenquell'

In Ueberfluß hinfließen,

Als ein Kristall so hell.

O Brünnlein reich von Gaben,

O Quell' auch rot wie Blut,

Du kanst die Seel' erlaben,

Du bleibst mein höchstes Gut.

Nun, Gott gibt zum Gedeihen

Auch seinen werten Geist,

Durch den wir Abba schreien,

Der Rat und Tröster heißt.

Drauf fahen an zu blühen

Die Kindlein zart und fein,

Wenn wir dieselben ziehen

Zu Gottes Ehr' allein.

Und komt man denn zu Jahren,

So folgt die werte Frucht;

Da muß ein Christ nicht sparen

Erbarmung, Fried' und Zucht;

Da muß ein Christ vermehren

Des Allerhöchsten Ruhm,

Und zu desselben Ehren

Werd' er ein edle Blum.

Der Preis muß Gott verbleiben,

Wil man sein Pflänzlein sein,

Man geb' ohn Hintertreiben

Nur ihm den Ruhm allein.

Bald wird der Winter kommen,

So reißt der Tod uns hin,

Der Tod, der doch den Frommen

Muß werden zum Gewinn.

Wolan, es ist vorhanden

Die schönste Frühlingszeit,

Da von des Todes Banden

Uns Christus selbst befreit

Und drauf das Sommerleben

In seinem Freudenzelt

Aus Gnaden uns wil geben.

Herr, kom, wenn dir's gefällt!

Blumen des Gartens

 

Liebster, wilst du meiner warten,

Bis die Sonne bricht herfür,

Und mich führen in den Garten

Durch der Andacht schöne Thür,

Zarter Blumen Lieblichkeit

In der süßen Frühlingszeit

Mit Verwundern zu besehen,

Ei, so kom und laß uns gehen!

Jesu, sol ich deinen Augen

Einmal recht gefällig sein,

Sol mein Schmuck nur etwas taugen,

Sol ich prangen hell und rein

Dir zur Ehr und mir zum Ruhm:

Ei, so must du manche Blum'

An den klaren Tugendbächen,

Mich zu zieren, freundlich brechen.

Ja, du führst mich bei den Händen

Zu dem bunten Blumenheer;

Ach, wohin sol ich mich wenden,

Finden, was ich längst begehr?

Haben dort nicht ihre Stell'

Edle Rosen, die so hell

Und gar rot von Farben blühen,

Daß sie Purpur vorzuziehen?

Aber das so scharfe Stechen

Ihrer Zweiglein thut mir weh;

Herr, du wollst es ja nicht rächen,

Wenn ich leider nochmals geh'

In der schnöden Wollust Bahn,

Wie ich manchen Tag gethan,

So daß ich in Schand und Nöten

Wie die Rose muß erröten.

Lieblich zwar sind diese Rosen,

Dauern doch nur kurze Zeit;

Solt' ich selber mich liebkosen

Wie ein Kind der Eitelkeit?

Nein, die Wollust fliegt dahin;

Auch des Lebens Rauberin,

Unsre Zeit, muß schnell vergehen,

Wie die Rosen nicht bestehen.

Liebster, führe mich nur weiter

Auf das klare Lilienfeld,

Brich mir eine, mein Begleiter!

Bin ich dir doch zugesellt.

Ach, daß solch ein edle Blum'

Ich in deinem Heiligtum

Möcht' in rechter Unschuld heißen

Und von wahrer Tugend gleißen.

Aller Menschen Schmuck und Prangen

Ist doch lauter Trügerei;

Auch kein Kaiser kan's erlangen,

Daß er gleich den Lilien sei.

Wil ich helle Kleider sehn,

Darf ich nur zum Garten gehn,

Wo die Blumen auch erzählen,

Daß uns Christen nichts kan fehlen.

Ei, wie blühen die Narcissen

Und Violen mancher Art!

Gleichwol läßt mein Freund mich wissen,

Daß die Zeit sie nimmer spart.

Was ist unser Leben doch!

Wenn man ist bemühet noch,

Viel zu lernen, viel zu schaffen,

Pflegt der Tod uns hinzuraffen.

Meine Zeit ist fast vergangen:

Führe mich, mein Jesu, hin,

Wo sich stillet mein Verlangen

Und ich selbst dein Blümlein bin,

In das schönste Paradeis,

Wo man nichts zu sagen weiß

Als von Jauchzen, Triumphieren,

Mit den Deinen zu regieren.

Ueber Psalm 77, Vers 4 und 7

 

Brich, o Morgensonne,

Lieblich doch herfür!

Gott, ich wil mit Wonne

Kindlich danken dir;

Denn du hast beschützet

Mich die ganze Nacht,

Daß mich nicht beschmitzet

Satans List und Macht.

Geht herfür, ihr Sterne,

Bleicher Mond, brich an,

Leuchtet uns von ferne,

Daß mein Mund doch kan

Jetzt sein Opfer bringen

Und mit süßem Ton

Unserm Gott lobsingen

Für dem Gnadenthron!

Komt, ihr Gotteskinder,

Laßt des Höchsten Wort

Wohnen auch nicht minder

Unter uns hinfort;

Hebt die Freudenpalmen

Jauchzend himmelan,

Singt die schönsten Psalmen,

Die man finden kan.

Lasset itz erschallen

Manchen Lobgesang,

Ist doch auch ein Lallen,

Das ohn allen Zwang

Aus dem Herzen gehet,

Gott sehr lieb und wert,

Gott, der das erhöhet,

Was nur ihn begehrt.

Laßt vor allen Dingen,

O ihr Christenleut,

Eure Stimm' erklingen,

Gottes Herlichkeit

Tag und Nacht zu preisen;

Laßt Herz, Sinn und Mut

Ehr' und Dank erweisen

Gott, dem höchsten Gut.

O du Geist von oben,

O du süßes Licht,

Laß uns, Gott zu loben,

Doch ermüden nicht;

Unser Herz kan spüren

Deine Gegenwart,

Wo das Modulieren

Niemals wird gespart.

Unser Herz sol heißen,

Herr, dein Psalterspiel,

Das sich wird befleißen,

Dich ohn' End und Ziel

In der Welt zu loben;

Auch mein Geist, allein

Stets zu dir erhoben,

Sol dein' Harfe sein.

Herr, es sol da singen

Nicht der bloße Mund,

Noch ein Lied erklingen

Ohn' des Herzen Grund:

Nein, es sol mit Thränen

Aus der Seelen gehn,

Die sich stets wird sehnen,

Dich mit Lust zu sehn.

Bald so wil ich beten,

Herr, aus ganzer Macht,

Bald so wil ich treten

Voller Glaubenspracht

Für den Thron der Gnaden,

Wenn ein großer Schmerz

Schwerlich hat beladen

Mein betrübtes Herz.

Bald so wil ich schreien,

Wenn der Feinde Schar

Nah' ist, nach dem Dräuen

Mich zu würgen gar;

Bald so wil ich bitten,

Wenn ich Armer steh

Gleichsam in der Mitten

Und mein Grab anseh.

Bald so wil ich loben,

Wenn zur argen Zeit

Für der Feinde Toben

Du mich hast befreit,

Ja, mich aus der Höllen

Gleichsam hast gebracht,

Wil ich dann bestellen

Deinen Ruhm mit Macht.

Herr, dein Lob ausbreiten

Ist der Engel Lust,

Drüm sol dieß bei Zeiten

Mir auch sein bewust;

Ja, die kleine Kinder

Sollen früh und spat

Rühmen, Herr, nicht minder

Deine Majestat.

Laß im ganzen Leben

Mich, o Gott, nur dich

Und dein Thun erheben,

Laß mich würdiglich

Dich mit süßen Weisen

Rühmen in der Welt,

Bis ich werde preisen

Dich im Himmelszelt.

Christus der rechte Lehrer

 

1 Petri 2, 21.

 

Bereite dich, o liebste Seel',

Ein helles Licht zu schauen,

Worauf in dieser Lebenshöl

Ein Christ darf kühnlich bauen;

Denn wer dieß Licht nimt wol in Acht,

Dem wird auch in der finster Nacht

Für keinem Unfall grauen.

Dieß helle Licht heißt Jesus Christ,

Von Himmel her gegeben,

Der uns zum Lehrer worden ist,

Daß unser Thun und Leben

Nach ihm allein gerichtet sei,

Auch wir ohn' Arg und Heuchelei

An ihm beständig kleben.

Wer Christo nicht folgt offenbar,

Der muß im Dunkeln bleiben,

Er bringt sich selber in Gefahr,

Die kaum zu hintertreiben.

Ein solcher wird ja leider nicht

Dem allerschönsten Seelenlicht

Sich gläubig inverleiben.

Da stellt uns Gott, der Vater, nun,

Sein liebstes Kind für Augen,

Das lehrt uns solche Werke thun,

Die für der Welt auch taugen.

So laßt uns geben ihm die Ehr',

Auch bloß aus seiner Brust die Lehr'

Und heiligs Leben saugen.

Für diesem Spiegel wil ich stehn,

Auf daß ich noch auf Erden,

In dem ich seinen Glanz kan sehn,

Ganz müg' erneuert werden.

Dieß Bild weiß nichts von Adams Art,

Die sich im Fleisch sonst offenbart

Mit Worten und Geberden.

Es ist doch unser Fleisch und Blut

Mit Sünden hart beschweret,

Als Geiz, Neid, Unzucht, Uebermut

Und was dieß Gift ernähret:

Des Satans böslich Eigenschaft,

Dieß alles ist von solcher Kraft,

Daß es, was gut, verzehret,

Dieß schrecklichs Uebel könt' allein

Gott selber von uns nehmen;

Drum must' er wahrer Mensch auch sein,

Dieß Ungeheur zu zähmen,

Und das um unsertwillen nur,

Daß sich sein' arme Creatur

Nicht ewig dörfte schämen.

So sind wir ja vereinigt nun

Mit Gott, nach seinem Willen,

Was Christus uns gelehrt, zu thun,

Der alles muß erfüllen,

Was uns so gar unmüglich war,

Sein Blut könt' einzig die Gefahr

Und Glut der Höllen stillen.

Da wirkt nun Christus alles das

In uns, was gut zu nennen,

Da lernen wir ohn' Unterlaß

Auch Christus Sinn erkennen;

Ja, Christi Wort ist unser Wort,

Es kan noch Freund noch Feind hinfort

Von seiner Lieb' uns trennen.

O süßes Leben, welches ist

Allein in Jesu Leben!

Da bleibt alsdenn ein wahrer Christ

Auch bloß an Jesu kleben;

Denn Jesus Sanftmut und Gedult

Wird ihm durch Jesus Lieb' und Huld

Auch reichlich mitgegeben.

Ach, war nicht Christi Leben vol

Leid, Armut, Hohn und Schmerzen,

Das gleichwol den nicht schrecken sol

Der Christum liebt von Herzen;

Der alte Mensch wil prächtig sein,

Der neue spricht: ach nein, ach nein,

Hie gilt noch Lust noch Scherzen.

Dir folg' ich, Herr, mit Freudigkeit,

Zu gehn auf deinen Wegen;

Daran ist mir in dieser Zeit

Zum höchsten ja gelegen.

Ich leb' in dir, du lebst in mir,

Wolan, drauf bleib' ich für und für,

O Gott, im Fried' und Segen.

Christus vor den Hohenpriestern

 

Hin ist die Nacht, der Tag bricht an,

Die Morgenröte malt den Himmel,

Die Welt erwacht, und jederman

Erregt sein tägliches Getümmel:

Da wird das Gotteslamm gerissen

Sehr grimmig vor den hohen Rat,

Als ihn die Zunft der Diener hat

Die ganze Nacht herümgeschmissen.

Es samlet sich die leichte Rott

Und lässet vor dem Richtstuhl führen

Mit Spott den hochgelobten Gott,

Der selber prüfet Herz und Nieren;

Ja, der sich niemals hat empöret,

Muß aller Aufruhr schüldig sein;

Man sagt ihm ins Gesicht hinein,

Gottlästern sei von ihm gehöret.

Sobald der Judas nun vernimt,

Wie schändlich seine That gelungen

Und alles das, was angestimt,

Von jedem werde nachgesungen,

Daß nämlich unser Heil sol sterben:

Da überfällt ihn Reu und Schmerz,

Das quälet nun sein falsches Herz,

So daß er spüret sein Verderben.

»Ach, ruft er, was hab' ich gethan!

Mein Herr ist ohne Schuld verraten.

Ihr Richter, legt doch ab den Wahn,

Verfluchet meine bösen Thaten;

Nemt hin eur Geld, das mich verführet,

Eur Geld, das mir schafft schwere Pein!«

Die Richter sprechen alle: »Nein,

Es wird nicht mehr von uns berühret.«

O Bubenstück, o falscher Kuß,

Der diesen Mann zur Höllen sendet,

Verzweiflung machet ihm den Schluß,

Indem ein Strick sein Leben endet,

Ein Strick treibt aus sein' arme Seele,

Sein Bauch zerbricht als ein Geschwür,

Sein Eingeweide dringt herfür,

Der Geist fleugt in des Satans Höle.

Herr Jesu, der du durch den Rat

Des Todes schüldig bist erkläret,

Vergib mir doch die Missethat,

Die mich wie Sand am Meer' beschweret!

Ach Herr, es ist mir unvergessen,

Daß ich gehör' in diese Rott;

Als du verdammet bist, mein Gott,

Bin ich beim Priester mit gesessen.

Mein Heiland, du wirst hingeführt

Zu solchen Richtern, die nicht wissen

Was deiner Herlichkeit gebührt,

Die Blut zu stürzen sind geflissen.

Warum hast du dieß uns gestanden?

Darum, auf daß ich würde nicht,

Wenn du wirst kommen zum Gericht,

O Gott, vor deinem Stuhl zu Schanden

Ach, gib mir einen tapfern Mut,

Daß ich ja nimmermehr erlige;

Wenn mich versehrt des Kreuzes Glut,

So hilf mir, daß ich frölich siege.

Dein bitters Leiden kan erquicken,

O treuer Gott, mein mattes Herz,

Daß weder Tod, noch Not, noch Schmerz

Dasselbe können unterdrücken.

Es tröste mich zur jeden Zeit,

Besonders in der Höllen Schrecken,

Des andern Lebens Süßigkeit,

Zu welchem du bald wirst erwecken

Die Gläubigen, die dich geliebet:

Nach solchem Leben seufz' ich sehr;

Da wirst du geben Freud und Ehr'

Uns, die wir lebten so betrübet.

Ein Gasthaus nenn' ich diese Welt

Und nicht das Vaterland der Frommen;

Du hast ja, Herr, ein Haus bestellt

Vor alle, welche zu dir kommen;

Dahin nun wollen wir uns schwingen,

Was geht uns dieses Erdreich an?

Hilf, daß wir bald in Kanaan

Der Ewigkeit ein Liedlein singen.

O wolte Gott, es käm' herbei

Die Stund', in der ich solt' ablegen

Des Fleisches Last und werden frei

Von Sünden, die sich stets noch regen!

O, solt' in jennem Freudenleben

Mein Seelichen sehn für und für

Die Feinde ligen unter dir,

Wie wolt' ich meine Stimm erheben!

O Jesu, Herr der Herlichkeit,

O süßer Trost der armen Sünder,

O ewig Gott, Mensch in der Zeit,

Du liebest ja die Menschenkinder;

Wie freundlich hast du dich erwiesen,

Der du des bittern Sterbens Not

Getötet hast durch deinen Tod!

Sei hier und dort von mir gepriesen!

An die Hände seines Seligmachers

 

Liebster Jesu, sei gegrüßet,

Sei gegrüßet tausendmal,

Der du hast vor mich gebüßet,

Als man dir mit großer Qual

Deine Händ' ans Kreuz geschlagen

Und sie lassen Sünde tragen.

Seid gegrüßet, o ihr Hände,

Was vor Rosen stehn in euch!

Schöne Rosen, welch' am Ende

Christum machen rot und bleich;

Ach, ich sehe da mit Haufen

Blut aus ihren Wunden laufen!

Herr, ich muß ans Herz itz drücken

Diese Wunden purpurrot,

Die mir Leib und Seel' erquicken

In der allerhöchsten Not;

Herr, mich dürstet, dieß sind Gaben,

Die mich kräftig können laben.

O, wie bist du doch so günstig

Allen Sündern dieser Welt!

Ja, wie liebest du so brünstig

Was der Erdkreis in sich hält!

Herr, du trägest aus Erbarmen

Bö und Gut' in deinen Armen.

Nun, ich stelle dir Geplagten

Einen großen Sünder für:

Sei barmherzig mir Verzagten,

Oeffne deine Gnadenthür;

Pflegst du doch das einzulassen,

Was dich kan im Glauben fassen.

Ziehe mich, der du gezogen

Mit den Händen an den Baum,

Hilf, daß ich, dadurch bewogen,

Dir in mir stets mache Raum;

All mein Können, Wollen, Wissen

Sei nur auf dein Kreuz geflissen.

Laß mich deine Liebe schmecken,

Weil ich sehnlich nach ihr dürst',

Ich wil meinen Geist erwecken

Dir zu Dienst', o Lebensfürst;

Alles Trübsal wird mich lassen,

Kan ich nur die Laster hassen.

Seid gegrüßet, o ihr Hände,

Gebet mir doch volle Macht,

Daß ich mich im Glauben wende,

Euch zu danken Tag und Nacht;

Lasset doch mit heißen Thränen

Mich nach euren Wunden sehnen!

Nun, so bin ich rein gebadet,

Liebster Herr, in deinem Blut;

Es ist niemand, der mir schadet,

Denn ich leb' in deiner Hut.

Jesu, nim am letzten Ende

Meine Seel' in deine Hände!

Lob- und Danklied für den Frieden

 

Solt' ich nicht frölich sein

Und danken dir allein,

O Gott, daß nun vergangen

Dein Zorn und das Verlangen

Der Armen ist erfüllet,

Ja daß zu dieser Frist

Dein Eifer ganz gestillet

Und du versöhnet bist?

Wie wol ist mir geschehn!

Nun kan ich Hülfe sehn.

Solt' ich dir nicht vertrauen,

Der du mich lässest schauen

Den Fried' in unsern Gränzen,

Der uns durch deine Kraft

Wird alles das ergänzen,

Was uns der Krieg gerafft.

Gott Lob! Das Kriegsgeschrei

Ist endlich nun vorbei,

So werden nicht verlassen,

Die Gott im Glauben fassen;

Nun hat sich abgewendet

Sein Grimm, nachdem der Streit

Der Fürsten sich geendet

Mit Lieb' und Freundlichkeit.

Drauf rauschet nun hernach

Der Fried', als sonst ein Bach,

Der Feld und Wiesen netzet,

Der edle Fried' ergetzet.

Gleich wie der Thau den Acker,

Den er gleich lechzend fand,

So macht der Fried' jetzt wacker

Das werte Vaterland.

Dir dank' ich Tag und Nacht,

O Gott, daß du die Macht

Des Feindes hast gebrochen

Und dich an ihm gerochen,

Läßt uns nun wieder kommen

Des Landes Obrigkeit,

Zum Nutz und Trost der Frommen

In dieser schweren Zeit.

Schütz herlich ihren Stand

Durch deine Wunderhand,

Daß sie kein Feind betrübe,

Noch das an uns verübe,

Das abermal kan schaden

Des Landes Glück und Ruh';

Herr, deck uns doch mit Gnaden

Und sicherm Friede zu.

Gott Lob, der Krieg ist fort!

Uns sol an diesem Ort

Ein Feind nicht leicht erschrecken,

Noch uns mit Angst aufwecken,

Die Kreuzstund' ist vergangen,

Itz bricht der Trost herfür.

Wem sollte nicht verlangen,

O Fried', allein nach dir?

Die Not ist abgethan,

Die Lust tritt auf die Bahn;

Kein Krieg wird mehr gefunden,

Der Fried' hat überwunden.

Wird der nun nimmer wanken,

Herr Gott, in dieser Zeit,

So wollen wir dir danken

Dort in der Ewigkeit.

Lied

 

Kan ich denn an diesem Ort'

Auf des schönen Hügels Spitzen,

Wo der ungestüme Nord

Kaum mich lässet sitzen,

Lauter nichts beständigs sehn?

Muß es gehn

Schneller als die Blitzen?

Ach, wo bleibt das edle Laub

Dieser hocherhabnen Eichen?

Wird es nicht der Winde Raub,

Welchen es muß weichen?

Muß nicht auch der Gärten Zier

Sterben schier

Und von hinnen schleichen?

Kan die Flut nicht stille stehn?

Muß sie hin und wider schweben?

Ach, was wird denn wol geschehn

Unserm schwachen Leben!

Seht, die flügelschnelle Zeit

Wil bereit

Uns ein Grabmal geben.

Dieser Herbst der lehret mich,

Daß auf Erden nichts zu finden,

Das nicht durch den Todesstich

Müsse bald verschwinden;

Alles fleugt wie leichtes Heu,

Ja wie Spreu

Für den starken Winden.

Nun, Parnassus, gute Nacht!

Es ist aus mit meinem Spielen.

Hab' ich Vers' auf dir gemacht,

Die der Welt gefielen,

Fort nicht mehr; ich wil in Ruh'

Immerzu

Nach dem Himmel zielen!

Christliche Betrachtung der Person, die da leidet, vnd der Ursachen des bitteren Leydens vnd Sterbens vnseres Herrn Jesu Christi

 

1.

O Grosser Gott ins Himmels Thron,

Hilff, daß ich mög' erkennen,

Wer doch gewesen die Person

Vnd wie sie sey zu nennen,

Die hie für mich

So ritterlich

Biß in jhr Grab gestritten,

Als sie den Todt erlitten.

 

2.

Ach ist es nicht dein liebstes Hertz,

Dein Kind vnd Eingeborner?

Wie leydet denn so grossen Schmertz,

O Gott, dein Außerkohrner?

Wie kan es seyn,

Daß solche Pein

Dem Helden wird gegeben,

Der allen gibt das Leben?

 

3.

Ja, Vater, ist er nicht der Mann,

Von dem du selbst gesaget:

Er ist es, der mich stillen kan,

Mein Sohn, der mir behaget?

Wie muß denn er

Jetzund so schwer

Die Bürden auff sich nehmen,

Den Todt dadurch zu zähmen?

 

4.

Ist er nicht selbst die Herrligkeit

Vnd wird dennoch verspeyet,

Ja ist er nicht ein Held im Streit'

Vnd wird so leicht zerstrewet?

Ist er nicht Gott

Vnd leidet Spott,

Ist er nicht sonder Schulden

Vnd muß den Todt erdulden?

 

5.

O frommes, vnbeflecktes Lamm,

O schönster Mensch auff Erden,

O Manna, das vom Himmel kam,

Du must geopffert werden.

Dein Händ' vnd Füss',

Als die so süss'

Am letzten End' vns laben,

Die werden gantz durchgraben.

 

6.

Dein würdig Häupt, O Gottes Sohn,

Das wir mit Zittern ehren,

Bedecket eine Stachel-Kron,

Dein Elend zu vermehren.

Dein trewer Mund,

Der Warheit Grund,

Die rosenfarbe Lippen

Sind bleicher als die Klippen.

 

7.

O grosse Lieb'! jtzt seh' ich recht

Die Wund in deiner Seiten,

Dadurch du wilt mir armen Knecht'

Ein ewigs Reich bereiten.

Diß Hertzen-Blut,

Das hohe Gut,

Deßgleichen nicht zu finden,

Befreyet mich von Sünden.

 

8.

Dein' Augen voller Freundligkeit,

Der Menschen Lust vnd Wonne,

Die klärer waren vor der Zeit

Als die so klare Sonne,

Die andren sich

Nun jämmerlich;

Die schönsten Liechter schwellen

Von lautren Thränen-Quellen.

 

9.

Sie rinnen wie ein Wasserfluß

Auff die zuschlagne Glieder,

Sie fallen wie ein Regen-Guß

Die zarten Wangen nieder.

Ach! nichts ist hie

Als Angst und Müh';

Es wird mit tausend Plagen

Der schönste Leib zuschlagen.

 

10.

Du trägst die Straffen meiner Schuld'

Vnd schweren Missethaten,

Ja lässest dich aus lauter Huld'

Am Pfal des Creutzes braten.

Das that die Lieb',

Herr, die dich trieb,

Die Sünder aus dem Rachen

Der Hellen frey zu machen.

 

11.

O Wunderwerck! der herrlich ist,

Nimpt auff sich vnser Schande;

Der keusch, gerecht vnd sonder List

Gepriesen wird im Lande,

Trägt mit Gedult

Gantz frembde Schuld,

Ja hat sein eignes Leben

Für vnsers hin gegeben.

 

12.

Wie niedrig bist du worden, Herr,

Vmb vnsrer Hoffart willen.

Dein Geißlen, Marter vnd Beschwer

Must' vnsre Frechheit stillen.

Nur vnsre Lust,

Der Sünden Wust

Gebaren deinem Hertzen,

O Heyland, so viel Schmertzen.

 

13.

Ich bin, Herr Jesu, gantz verflucht,

Du aber bist der Segen.

Noch hat der Segen mich gesucht

Auff gar verfluchten Wegen.

Ich hab' allein

Die Höchste Pein

Mit Sünden wol verdienet:

Du hast mich außgesühnet.

 

14.

Ich war verkaufft zur Hellengluth

Vmb so viel böser Thaten;

Da wust' allein dein göttlichs Blut

In solcher Noth zu rathen.

Der thewre Schatz

Behielt den Platz;

Der Sathan muste weichen,

Sünd', Hell' vnd Todt deßgleichen.

 

15.

Nun höret auff des Höchsten Rach',

Es ist sein Zorn gestillet

Durch so viel schmertzen, Pein vnn schmach,

Nun ist die Schrifft erfüllet.

Des Herren Todt

Hat nun die Noth

Auff Erden weggenommen,

Der Fried' ist wieder kommen.

 

16.

HERR Jesu, nimb mich gnädig an,

Vertilg in mir die Sünde,

Die ich nicht gantz ertödten kan,

Wie leyder ich befinde.

Eins bitt ich dich:

HERR, lasse mich

Dein thewres Blutvergiessen

Biß in mein Grab geniessen.

Christliches Morgen-Lied, sich dem Schutze des Allerhöhesten zu befehlen

 

1.

Gott, der du selber bist das Liecht,

Des Güt' vnd Trewe stirbet nicht,

Dir sey jtzt Lob gesungen,

Nach dem durch deine grosse Macht

Der helle Tag die finstre Nacht

So kräfftig hat verdrungen

Vnd deine Gnad' vnn Wunderthat

Mich, da ich schlieff, erhalten hat.

 

2.

Lass' ferner mich in deinem Schutz',

O Vater, für des Sathans Trutz

Mit Frewden aufferstehen,

Damit ich diesen gantzen Tag

Dich ja mit meinem Nutzen mag

Im Glauben frölich sehen.

Vor allem sey du selber mir

Das Liecht des Lebens für vnd für.

 

3.

Des Glaubens Liecht in mir bewahr',

Ach stärck' vnd mehr' es jmmerdar,

Erwecke Trew' vnd Liebe,

Die Hoffnung mach' in Nöthen fest';

Hilff, daß ich mich auffs allerbest'

Auch in der Demuth übe,

Daß deine Furcht stets für mir steh'

Vnd ich auff gutem Wege geh'.

 

4.

HERR, halte meinen Gang gewiß,

Treib aus von mir die Finsterniss'

Vnd Bößheit meines Hertzen.

Behüte mich den gantzen Tag

Für Aberglauben, Zorn vnd Plag',

Auch für verbotnem Schertzen.

Bewahre mich für stoltzem Pracht'

Vnd allem, was mich lästern macht.

 

5.

Gib, daß ich dir gehorsam sey

Vnd mich für Zanck vnd Hader schew',

Auff daß der Sonnen Stralen

Mich diesen Tag nicht zornig sehn

Vnd nachmals trawrig vntergehn.

Ach laß mich nicht bezahlen

Dem Nechsten seine Bittrigkeit

Mit Feindschaft, Hassen, Grimm vnn Neid.

 

6.

Für Unzucht vnd für böser Lust,

Für Kargheit vnd des Geitzes Wust

Behüte mich in Gnaden.

Gib, daß die Falschheit dieser Zeit

Zusampt der Ungerechtigkeit

Mein Hertz ja nicht beladen.

Ach daß dein heiligs Angesicht

Doch solche Sünd' erblickte nicht!

 

7.

O trewer Gott, erweck' in mir

Nur einen Hunger stets nach dir,

Daß mich die Welt verliere;

Auch lehre mich, du starcker Held,

Zu thun allein, was dir gefält;

Dein guter Geist mich führe,

Damit ich ausser bösem Wahn

Stets wandlen mög' auff ebner Bahn.

 

8.

Befiehl' auch deiner Engel Schaar,

Daß sie mein Leben für Gefahr

Den gantzen Tag beschützen

Vnd auff den Händen tragen mich,

Daß nicht der Satan grawsamlich

Mich könn' allhie beschmitzen;

So werd' ich gegen Löwen stehn

Vnd vnverzagt auff Drachen gehn.

 

9.

So nimm von mir, O Vater, hin

Mein Hertz, Gedancken, Muth vnd Sinn,

Daß ich dir gantz vertrawe.

Behüt' auch, du getrewer Hort,

Mein tichten, reden, Werck vnd Wort,

Daß es nur stetig schawe

Auff deines thewren Namens Ehr',

Auch meines Nechsten Nutz vermehr'.

 

10.

HERR Jesu Christe, laß allein

Mich Armen ein Gefässe seyn

Vnd Werckzeug deiner Gnaden.

Richt' all mein Thun, Beruff vnd Stand,

Halt' über mir dein' Hülff vnd Hand,

So kan mir niemand schaden.

Du wollest auch ja gnädiglich

Für den Verleumbdern schützen mich.

 

11.

Mit Hertz' vnd Mund' ich dir befehl',

Herr Jesu, meinen Leib vnd Seel',

Auch Ehr' vnd Gut daneben.

Wenn ich nun sitze, geh' vnd steh',

Alsdenn so schaffe, daß ich seh',

Herr, über mir dich schweben.

Gib ja, daß deine Gnaden-Hand

Sey nimmer von mir abgewand.

 

12.

Für bösen Pfeilen, die bey Tag'

Auff Erden bringen grosse Plag',

Als für des Todes Seuche,

Für Pestilentz behüte mich,

Damit sie nicht so grawsamlich

Bey Nacht herümmer schleiche.

Bewahr' vns auch für Krieges-Noth,

Wend' einen bösen, schnellen Todt.

 

13.

Gib, lieber Herr, zu dieser frist,

So viel zum Leben nöhtig ist,

Doch nur nach deinem willen.

Wenn du die Speiß' vnd Nahrung hie

Mit Gnaden segnest spät' vnd früh,

Kanst du vns reichlich füllen:

Doch, daß man deine milde Gaab'

Auch nicht zu einem Mißbrauch hab'.

 

14.

Allein zu dir hab' ich gesetzt

Mein Hertz, O Vater, gib zuletzt

Auch mir ein seligs Ende,

Auff daß ich deinen jüngsten Tag

Mit grosser Frewd' erwarten mag,

Drauff streck' ich auß die Hände:

Ach komm, HERR Jesu, komm, mein Ruhm,

Vnd nimm mich in dein Eigenthumb.

 

15.

 

Christlicher Segen.

 

Mein Gott vnd Vater segne mich;

Der Sohn erhalte gnädiglich,

Was er mir hat gegeben;

Der Geist erleuchte Tag vnd Nacht

Sein Antlitz über mich mit Macht

Vnd schütze mir mein Leben.

Nur dieses wündsch' ich für vnd für:

Der Friede Gottes sey mit mir.

 

 

Ein fröliches Lobe-Lied Gottes

Von der Herrligkeit des Schöpffers.

 

1.

Auff, meine Seel', vnd lobe Gott,

Spiel auff dem Herren Zebaoht,

Dem König' aller Ehren.

Auff, auff vnn lass' vns bester weis'

Allein des Herren Lob vnd Preiß

Zu jeder Zeit vermehren.

Mein Gott, du bist voll Herrligkeit;

Sehr prächtig gläntzet dort dein Kleid,

Viel heller als die Sonne.

Du breitest deines Himmels Hauß

Wie einen blawen Teppich aus

Mit grosser Frewd' vnd Wonne.

 

2.

Du fährest auff den Wolcken her,

Als wenn es nur dein Wage wär;

Du gehest auff den Winden.

Du schaffest, daß der Engel Schaar

Gleich wie die Flammen hie vnd dar

Sich dir zu Dienste finden.

Du gründest diesen Erden-Kloß,

Du lässest seine Hügel bloß,

Bedeckest jhn mit Wellen.

Die Wasser hangen oben an,

Da keiner sie bezwingen kan,

Daß sie herunter schnellen.

 

3.

Die Wolcken lauffen spät' vnd früh,

Dein starcker Donner jaget sie,

Die Berge zu besprützen;

Die haben jhre Grentz' vnd Ort,

Sie lauffen nun vnd jmmer fort,

Hoch prangen jhre Spitzen.

Du lässest Brunnen ohne Zahl

Vnd tausend Bächlein tausend mal

Entspringen in den Gründen;

Da wissen so viel wilder Thier',

Als Löwen, Bähren, Hirsch' vnd Stier,

Den klaren Tranck zu finden.

 

4.

Die Wasser fliessen mehr vnd mehr,

Dabey erklingt das leichte Heer

Der Vöglein auff den Zweigen.

Bald feuchtest du von oben ab

Die Hügel, daß sie ihre Gaab'

Vnd schöne Frücht' vns zeigen.

Du schaffest, daß das gantze Land

Mit Weitzen füllet vnsre Hand;

Du machest feucht die Erden,

Du lässest durch dein klares naß

Die Kräuter, Blumen, Laub vnd Graß

Für Vieh' vnd Menschen werden.

 

5.

Du giebest Wein vnd süssen Tranck,

Der vns kan unser Lebenlang

In Trawrigkeit ergetzen.

Das Oel' erhält vns die Gestalt,

Wenn wir nun werden matt vnd alt.

Was ist für Brodt zu schätzen?

Du pflantzest durch des Menschen Hand

Viel Cedern in ein fettes Land,

Die für die Reiger dienen.

Die Gems' erwehlt der Berge Klufft,

Die Felsen vnd der Hügel Grufft

Sind Häuser der Caninen.

 

6.

Du hast geordnet recht vnd wol,

Wie man die Zeiten theilen sol:

Diß sagt der Mond der Erden;

Die Sonne geht des Morgens auff,

Vnd wenn verbracht jhr schneller Lauff,

Lässt sie es finster werden.

Denn regen sich die wilden Thier'

Vnd kriechen aus der Höl' herfür.

Die jungen Löwen brüllen;

Sie rauschen durch das grüne Laub

Vnd suchen jhre Speis' vnd Raub,

Die Hungers-Noth zu stillen.

 

7.

Wenn aber nun die finstre Nacht

Den liechten Tag hat wieder bracht,

So fliehen sie von hinnen,

Sie trauen nicht mehr jhrer Stärck'.

Es geht der Mensch ans Ackerwerck,

Die Nahrung zu gewinnen.

Ach Herr', es ist ja fast kein Ziel,

Denn deiner Wercke sind zu viel,

Sie stehn auff dein Befehlen;

Doch alles ist geordnet wol,

Die Erd' ist deiner Güte voll:

Wer kan sie all' erzehlen?

 

8.

Das weite Meer hält ohne Zahl

Die Fisch' in seiner Grund zumahl,

Da wimmeln sie mit Hauffen.

Ein grosser Walfisch springt herfür;

Dort sihet man die Wasser-Thier'

Vnd dort die Schiffe lauffen.

Es wartet alles, Herr', auff dich,

Der du sie speisest mildiglich,

Daß sie nicht Hunger leiden.

Du thust dein' Hand auff spät' vnd früh,

Du giebest gnug, so samlen sie

Vnd werden satt mit Frewden.

 

9.

So bald du aber dein Gesicht,

O grosser Gott, erzeigest nicht,

Erschrecken sie von Hertzen.

Wenn du nimpst jhren Odem hin,

Verkehret sich jhr Muth vnd Sinn

Mit unerhörtem Schmertzen.

Dein Geist, Herr', ist es, der sie schafft

Vnd der sie auch von hinnen rafft.

Du machest new die Erden;

Sie zittert, wenn du kömmst heran,

Kein Berg für dir bestehen kan,

Er muß bald rauchend werden.

 

10.

Dir wil ich, Herr, mein lebenlang

Von Hertzen singen Preiß vnd Danck,

Dich wil ich hoch erheben.

Du machest frölich früh vnd spat,

Was Wasser, Lufft vnd Erden hat,

Ja alles, was mag leben.

Du wässerst auch mit deiner Hand

Vnd suchest heimb das dürre Land,

Dein Brunn' ist nicht verlauffen.

Die Aecker nehmen frölich zu,

Die tieffen Furchen tränckest du

Vnd segnest vns mit Hauffen.

 

11.

Du segnest das gepflügte Feld

Noch eh' offt, als die Saat bestellt,

Du giebest Taw vnd Regen.

Du Krönest das begrünte Jahr,

Daß seine Frücht' vns jmmerdar

Sich schier zun Füssen legen.

Die Anger sind der Schafe voll,

Die kleinen Hügel tragen wol,

Die jungen Lämmer springen,

Das Land ist nichts denn Frewd' vnd Zier.

Mein Gott, dich preiß' ich für vsnd für

Mit jauchtzen vnd Lobsingen.

 

 

Das Triumph-Lied Mose, welches er gesungen, als die Kinder Israel von der gewaltigen Hand des Pharao errettet und dieser Tyrann sampt seiner grossen Krieges-Macht im rothen Meer war ersoffen und umbkommen, Exod. 15.

1.

Dem Herren wil ich singen

Uff preisen seine That

Sampt so viel Wunderdingen,

Die er erwiesen hat,

Dieweil er Roß und Wagen

Ins Meer hat wollen jagen.

 

2.

Der Herr ist meine Stärcke,

Mein Heyl und Lobgesang,

Den ich umb seine Wercke

Preiß' all mein Lebenlang.

Stets wil ich hoch erheben

Gott, meines Vaters Leben.

 

3.

Der Herr weiß recht zu kriegen,

Herr ist sein grosser Nahm.

Der Pharao muß ligen

Im Meer mit Spot vnd Scham',

Und seine Kriegs-gesellen

Versüncken in den Wellen.

 

4.

Die Fluth hat jetzt bedecket

Die Kämpffer ins gemein,

Sie ligen todt gestrecket,

Nach dem sie wie die Stein'

Auff gar zu trotzigs springen

Sehr schnell zu grunde giengen.

 

5.

O Herr, was Wunderthaten

Thut deine rechte Hand!

Durch sie ist ja gerahten

Der Feind in Spott und Schand';

Herr, sie hat Roß und Wagen

Des Pharao zerschlagen.

 

6.

Du hast der Feinde toben

Mit deiner Herrligkeit

Gestürtzet und von oben

Vernichtet jhren Streit.

Dein Grimm hat sie beschweret

Und gleich wie Stroh verzehret.

 

7.

Herr', auff dein starckes blasen

Thät sich das Wasser auff,

Die Fluht fieng an zu rasen,

Bald stund sie wie ein Hauff',

Als jhre Tieffe wallet,

Daß es sehr weit erschallet.

 

8.

Ich wil sie wol erjagen,

Sprach vnsres Feindes Huet,

Ich wil den Raub wegtragen

Und kühlen meinen Muht.

Mein Schwerdt sol sie verderben,

Diß Volck sol plötzlich sterben.

 

9.

Da liessest du, Herr, sausen

Die Winde, daß das Meer

Durch sein erschrecklichs brausen

Sie deckte, die so schwer

Wie Bley hinunter süncken

Und jämmerlich ertrünken.

 

10.

Wer ist dir, Herr, zu gleichen

In aller Götter Zahl,

Wer kan dein Lob erreichen?

Du herrschest überall.

Wer ist, wie du, so mächtig,

So heilig, schrecklich, prächtig?

 

11.

Wer ist, wie du, zu loben,

Wer ist so wunder-reich,

Wer ist, wie du, erhoben?

Ach dir ist keiner gleich.

Du hast den Feind bezwungen,

Die Erd' hat jhn verschlungen.

 

12.

Du hast dein Volck begleitet

Durch deine Gütigkeit

Und hast uns zubereitet

Erlösung dieser Zeit.

Du hast uns hingeführet,

Da uns dein' Hütte zieret.

 

13.

Da das kam für die Heyden,

Erbebt' ein jedermann.

Angst, Zittern, Furcht und Leyden

Kam die Philister an.

Die Fürsten Edom stunden

Mit Schrecken gantz gebunden.

 

14.

Die starcken Moabiter

Verzagten jämmerlich

Und alle Cananiter

Für dir befahrten sich.

Herr, laß sie Furcht und Schrecken

Durch deinen Arm bedecken.

 

15.

Laß sie wie Felsen stehen

Erstarret, steiff und hart,

Biß man dein Volck mag sehen,

Das so erlöset ward,

Sampt allen seinen Frommen

Hindurch mit Frewden kommen.

 

16.

Herr, bringe doch und pflantze

Sie auff den Berg in Rast,

Den du zum Hauß' und Schantze

Dir außerkohren hast,

Den du sampt allem Wesen

Zur Wohnung außerlesen!

 

17.

Laß sie zur Hütten kommen,

Die du mit eigner Hand

Zum Erbtheil eingenommen

Und heilig wird genant;

Die kan man nicht vertreiben,

Der Herr wird König bleiben.

 

18.

Mit Rossen und mit Wagen

Zog Pharao ins Meer;

Der Herr' hatt' jhn geschlagen,

Die Fluht lieff' über her.

Israel ist mit prangen

Gantz trocken durchgegangen.

 

 

Der Lob-Gesang des Priesters Zacharias, als jhm in seinem hohen Alter von seiner auch betagten Haußfrawen Elisabeth sein Sohn Johannes ward geboren, Luc. 1.

1.

Ich wil den Herren ewig loben,

Ich wil jhn preisen Tag und Nacht,

Denn seine Güt' ist hoch erhoben.

Der Herr hat selbst an uns gedacht;

Er hat vom Himmel angesehen

Die Völcker in der Irre gehen.

O hoch geprießner Gottes Rath,

Der uns vom Fluch' erlöset hat!

 

2.

Er hat ein kräfftig Reich gegründet,

Ein Horn des Heyls, das seine Stärck'

Allein' in dem Gesalbten findet.

O Wunder-grosses Gnaden-Werck!

Aus Davids Hauß' ist dieser kommen,

Wie das versprochen war den Frommen

Und der Propheten trewer Mund

Uns für der Zeit gemachet kundt.

 

3.

Nun hat der HERR' uns siegen lassen,

Er hat gedämpfft der Feinde List

Und aller derer, die uns hassen,

Er macht uns frey zu dieser Frist.

Er findet wieder das verlohren,

Wie er den Vätern hat geschworen,

Dazu an seinen Bund gedacht,

Den er mit Abraham gemacht.

 

4.

Dieweil uns aber ist erschienen

Die langgewündschte Gnaden-Zeit,

So lasset uns dem Herren dienen

In Demuth und Gerechtigkeit.

Da sol nu keiner sich beflecken,

Ja keine Furcht sol uns erschrecken.

Ein jeder thu in dieser Welt

Sein Lebenlang, was Gott gefält.

 

5.

Und du, O Kindlein, wirst genennet

Des Höchsten Seher und Prophet',

Ein Kind, das den Gesalbten kennet

Ein Kind, das für dem Herren geht,

Ein Kind, das jhm den Weg bereitet

Und seines Namens Ehr außbreitet,

Ein Kind, das nach des Höchsten Rath

Wird straffen Sünd' und Missethat.

 

6.

Dein süsser Mund, der wird uns lehren,

Wie man durch wahre Buß' und Rew'

Allein zu Gott sich müsse kehren

Und wo alsdenn Vergebung sey,

Ja wo die Gnad' und Rettung stehe:

Nur bey dem Auffgang' auß der Höhe,

Der ist uns kommen in der Zeit

Mit hertzlicher Barmhertzigkeit.

 

7.

Das Volck, so gar im Finstern lebte,

Das seinen Schöpffer kandte nicht,

Das Volck, das nur im Schatten schwebte,

Ersiehet nun ein grosses Liecht.

Ein schöner Glantz ist auffgegangen,

Der Väter Hoffnung und Verlangen.

Nun wird man unsre Füsse sehn

Den sichern Weg des Friedes gehn.

Hertzliches Klag- und Trost-Lied

 

Einer angefochtenen, hochbetrübten Seelen, so mit Angst und Verzweiffelung ringet.

 

1.

Jammer hat mich gantz umbgeben,

Elend hat mich angethan.

Trawren heist mein kurtzes Leben,

Trübsal führt mich auf den Plan.

Gott, der hat mich gar verlassen,

Keinen Trost weis ich zu fassen

Hie auff dieser Unglücks Bahn.

 

2.

Grausamlich bin ich vertrieben

Von des Herren Angesicht',

Als' ich, jhn allein zu lieben,

Nicht gedacht' an meine Pflicht;

Drumb muß ich so kläglich stehen.

Doch es ist mir recht geschehen:

Mein Gott rieff, ich hört' jhn nicht.

 

3.

Ach mein Schifflein wil versincken

Recht auff diesem Sünden-Meer.

Gottes Grimm läst mich ertrincken,

Denn sein' Hand ist viel zu schwer.

Ja mein Schifflein läst sich jagen

Durch Verzweifflungs-Angst und Plagen

Gantz entanckert hin und her.

 

4.

Gott hat mein jetzt gar vergessen,

Weil ich nicht an jhn gedacht.

Meine Sünd' hat er gemessen

Und mir feindlich abgesagt,

Daß ich ringen muß die Hände.

Sein Erbarmen hat ein Ende,

Schier bin ich zur Hellen bracht.

 

5.

Wo ist Rath und Trost zu finden,

Wo ist Hülff' in dieser Noth?

Herr, wer rettet mich von Sünden,

Wer erlöset mich vom Tod'?

Ich gedencke zwar der zeiten,

Da du pflagst für uns zu streiten,

Ja zu ziehen aus dem Koht'.

 

6.

Aber nun hat sich geendet

Deine Lieb' und grosse Trew.

Ach! Dein Hertz' ist abgewendet

Und dein Grimm wird täglich new.

Du bist von mir außgegangen;

Herr, dein Zorn hält mich gefangen,

Ich verschwinde wie der Sprew.

 

7.

Höllen-Angst hat mich getroffen,

Mein Gewissen quälet mich.

Kein' Erlösung' ist zu hoffen,

Ich empfinde Todes-Stich'

Und ein unauffhörlichs Sterben.

Herr, ich eile zum Verderben,

Ich vergehe jämmerlich.

 

8.

Grawen hat mich überfallen,

Zittern hat mich angesteckt.

Schwerlich kan ich nunmehr lallen,

Angst und Furcht hat mich bedeckt.

Ach! Ich wandel' jetzt die Strassen,

Da ich mich muß martern lassen;

O wie wird mein Geist erschreckt!

 

9.

Wil mir denn kein Trost erscheinen,

Spür' ich gar kein Gnaden-Liecht?

Nein: Vergeblich ist mein weinen,

Mein Gebet, das hilfft mir nicht.

Uber mich verlaßnen Armen

Wil kein Helffer sich erbarmen;

Ich bin todt, mein Hertz zerbricht!

Christlicher Trost der angefochtenen Seelen.

 

10.

Liebste Seel', hör' auff zu schreyen,

Deines Klagens ist zu viel.

Nach dem Trawren kommt das Frewen,

Hertzens-Angst hat auch jhr Ziel.

Wechseln ist bey allen Sachen;

Nach dem heulen kan man lachen,

Gott, der treibt mit dir sein Spiel.

 

11.

Ist dein Heyland von dir gangen:

Er wird wiederkommen schon

Und mit Frewden dich umbfangen

Recht wie den verlohrnen Sohn.

Hat dein Liebster dich verlassen,

Ey er kan dich doch nicht hassen,

Seine Güt' ist doch dein Lohn.

 

12.

Hat dich Gott dahingegeben,

Daß dich Satan sichten sol

Und das Creutz dich mache beben:

Ey er meynt doch alles wol;

Diß sind seiner Liebe Zeichen,

Die doch keiner kan erreichen,

Wenn er nicht ist Glaubens voll.

 

13.

Ob dich dein Gewissen naget,

Ob dein Geist bekümmert ist,

Ob der Höllen Furcht dich plaget,

Ob dich schreckt des Teuffels List:

Trawre nicht, Gott wird es wenden

Und dir grosse Lindrung senden,

Wenn du nur gedültig bist.

 

14.

Moses hat diß auch erfahren

Und sein Bruder Aaron.

Noah und die mit jhm waren,

Sahen nicht die Gnaden-Sonn.

David, Joseph und Elias,

Petrus, Paulus und Tobias

Trugen auch jhr Theil davon.

 

15.

Sey zufrieden, liebe Seele,

Billich trägst du solche Last.

Hie in dieser Unglücks-Höle

Weis man doch von keiner Rast.

Drumb so stille doch dein Zagen

Und bedenck', es sind die Plagen,

Die du längst verdienet hast.

 

16.

Brausen jetzt die Wasserwogen,

Morgen stillet sich das Meer.

Ist dir heut' einst Frewd' entzogen,

Morgen kommt sie wieder her.

Ist dir aller Trost entgangen:

Sey zufrieden, dein Verlangen

Wird erfüllet ohn Beschwer.

 

17.

Was betrübst du dich mit Schmertzen?

Stille doch, und harr' auff Gott.

Dancken wil ich jhm von Hertzen,

Daß ich werde nicht zu Spott'.

Ob er mich gleich würde tödten,

Hilfft er mir dennoch aus Nöthen,

Er, der starcker Zebaoth.

 

18.

Herr', errette mich mit Frewden

Aus der Höllen Grawsamkeit.

Hilff mir, daß ich auch im Leyden

Dir zu dienen sey bereit.

Gibst du nur des Geistes Gaben,

Daß sie mir die Seele laben,

Tret' ich frölich an den Streit.

 

 

Sehnliches Verlangen

Nach der himlischen und unaußsprechlichen Herrligkeit des zukünfftigen ewigen Lebens.

 

1.

O Gott, was ist das für ein Leben,

Was ist das für ein himmlisch Liecht,

Das du uns wilt aus Gnaden geben,

Wenn wir von dir nur lassen nicht?

Es ist ein Leben sonder Tod,

Das nimmer weis von Angst uff Noth,

Es ist ein Leben sondern trauren,

Das sol und muß ohn' Ende tauren.

 

2.

Es ist ein Leben sonder Schmertzen,

Es ist voll hoher Würdigkeit,

Da böse Lust nicht kommt zum Hertzen,

Da man nicht spüret Zanck noch Streit,

Ja da man weder Tag noch Nacht

Auff Krieg und Unruh' ist bedacht,

Da man sich vollenkömmlich liebet

Und Gott zu loben stetig übet.

 

3.

Mein Hertz, Gott, wallet mir vor Frewden,

Im Fall' ich nur gedencke dran,

Wie deine Klarheit mich bekleiden

Und deine Lieb' ergetzen kan.

Wie dürstet mich nach diesem Tranck'!

Ich werde für Verlangen kranck.

Ich habe Lust, diß zu betrachten

Und deine Wunder hoch zu achten.

 

4.

Das ist mein' höchste Frewd' auff Erden,

Wenn ich, O Herr', in deiner Gunst

So freundlich mag entzucket werden

Und fühlen deiner Liebe Brunst.

Denn bin ich rechter Wollust voll,

Wenn ich dich, Liebster, küssen sol;

So kan ich dir mein armes Leben

Und alles, was ich hab', ergeben.

 

5.

Wie bin ich doch so hoch erfrewet,

Wenn ich nur von dir reden mag,

Wenn meine Seele nach dir schreyet

Und suchet dich den gantzen Tag.

Ja wenn ich singen mag von dir,

O liebster Heyland, für und für,

So wündsch ich tausendmal zu stehen,

Wo dich die Cherubinen sehen.

 

6.

Wenn ich mag täglich etwas lesen

Von deiner grossen Herrligkeit,

So kan mein schwacher Geist genesen,

Der dir zu dienen wird bereit.

Durch dich, O Heyland, kan allein

Mein Elend mir erträglich seyn.

Ja wenn ich mich zu dir mag wenden,

So wolt' ich gern mein Leben enden.

 

7.

Ich wandle frölich auff der Awen,

Die mir dein' Hand gezeiget hat;

Da kan ich solche Kräuter schawen,

Die auch der Seelen wissen Rath;

Da kost' ich für das Sünden Gifft

Dein edles Wort, die werthe Schrifft;

Die schaffet, daß all' Angst verschwindet

Und daß mein Geist viel Trost empfindet.

 

8.

O seligs, unbeflecktes Leben,

O wunder-süsses Gnaden-reich,

Wie kanst du so viel Wollust geben,

Wie magst du uns den Engeln gleich!

Wie bist du doch ohn' alle Zeit

Beschlossen mit der Ewigkeit!

Wie werd' ich mit so süssen Weisen

In dir des höchsten Güte preisen!

 

9.

O wolte Gott, ich solt' ablegen

Bald meiner Sünden schwere Last,

Die mir so manche Noth erregen

Und zu verzweifflen treiben fast!

O wolte Gott, ich solte mich

Entkleiden durch des Todes Stich

Und, was ich wündsche mit Verlangen,

Die Kron des Lebens bald empfangen.

 

10.

O daß ich von der Hand des Herren

Solt' ewiglich begabet seyn!

Ich wolte meinen Mund auffsperren

Und mit den schönen Geisterlein

Ohn' Ende singen frisch allda

Daß Frewdenreich' Alleluja.

Denn wolt' ich Stimm und Schrifft verblümen,

Des Herren Güt' allein zu rühmen.

 

11.

Herr Jesu, laß mich ewig stehen

Bey deiner außerwehlten Schaar,

Herr Jesu, laß mich frölich sehen

Dein göttlichs Antlitz jmmerdar.

Mein Heyl, mein Trost, mein Zuversicht,

Komm, zeige mir dein klares Liecht.

Herr, hilff und laß mich überwinden,

Den Himmel und dich selbst zu finden.

 

 

Andächtiges Gebet zu Gott

Umb Verschmähung der Welt und aller deroselben Eitelkeiten.

 

1.

Wie bin ich doch so gar betrübet,

O Jesu, Glantz der Herrligkeit,

Daß ich die Welt so sehr geliebet

Allhie in dieser Gnadenzeit.

Was war es doch,

Daß ich so hoch,

Dem Himmel gleich, geschätzet,

Ja über Gott gesetzet?

 

2.

Ein Blümlein war es aus dem Garten,

Ein Gräßlein, das verdorren muß,

Ein Schatten, der ja nicht kan warten,

Ein schwartzer Pful voll Uberdruß,

Ein lauter Koth,

Ein steter Tod,

Ein Rauch, den man kaum findet,

Ein Wort, das schnell verschwindet.

 

3.

Ach! daß ich mich so sehr bemühet

Umb Ehr' und Gut, so länger nicht

Als ein vergänglichs Kräutlein blühet,

Das schneller als' ein Glaß zubricht!

Ach daß ich mich

So jämmerlich

Umb eitles Thun gequelet

Und doch nur Staub erwehlet!

 

4.

Wo ist des Salomons sein' Ehre,

Wo ist sein Königlicher Pracht?

Sein Abscheid gibt uns diese Lehre,

Daß man das eitle Recht verlacht.

Die Herrligkeit

In dieser Zeit

Kan keiner jhm ersparen,

Sie wird uns nicht nachfahren.

 

5.

Geehret seyn vor Menschen Augen,

Das daurt nur eine kurtze Zeit;

Vor Gott dem Schöpffer etwas taugen,

Das nützet biß in Ewigkeit.

Es hilfft dich nicht,

Daß mancher spricht:

Der hat viel Ehr' auff Erden;

Muß er doch Asche werden.

 

6.

Nach dieser Ehr', Herr, laß mich trachten,

Daß ich nur dir gefällig sey

Und könne gantz die Welt verachten,

Die nichts nicht hat als Teuscherey.

Ja, schnöde Welt,

Dein Gut und Gelt,

Das kan mich nicht bewahren,

Wenn ich von dir sol fahren.

 

7.

Herr Jesu, laß mich willig tragen

Hie deine Schmah', auff daß ich dort

Geführet auff Elias Wagen

In Frewden lebe fort und fort.

O trewer Gott,

Dein Hohn und Spott

Sey lieber mir im Leben,

Als was die Welt kan geben.

 

8.

Was wird mir aller Reichthumb nützen,

Wenn ich die Welt verlassen sol?

Mich kan kein Gold noch Silber schützen,

Hätt' ich gleich tausend Kasten voll.

Herr, wenn du mich

Nur gnädiglich

Die TodesBahn wirst führen,

So kan mich nichts verlieren.

 

9.

Dich wil ich mir allein behalten,

O Gott, du bist das wahre Gut.

Dein Gnadenfewr kan nicht erkalten,

Es wärmet Leben, Hertz und Muth.

Die Seligkeit,

Gerechtigkeit,

Vergebung meiner Sünden

Sind all' in dir zu finden.

 

10.

Was jrrdisch heist, muß doch hie bleiben

Und endlich mit der Welt vergehn.

Was solt' ich denn daran bekleiben,

Was solt' ich nach dem Schatten sehn?

Und hätt' ich gleich

Ein solches Reich

Als' ehmals Alexander:

Hie bleibts doch mit einander.

 

11.

Im Himmel ist mir auffgehoben

Ein ewigs, unverweßlichs Theil,

Ein frewdigs, unauffhörlichs Loben,

Ein unbeflecktes Erb' und Heyl.

Die Lust allhie

Ist gäntzlich wie

Starck Gifft; so wir das essen,

Wird Gott dadurch vergessen.

 

12.

Die Welt gibt nichts als lauter Grämen,

Als früe Schmertzen, späte Reü,

Auch so, daß wir uns müssen schämen

Der vielen Sünd und Büberey.

Da kommt hernach

Noth, Weh' und Ach,

Da folget Heulen, Klagen

Sampt tausend andern Plagen.

 

13.

Ach mein HERR Jesu, laß mich haben

An dir allein mein' höchste Lust,

So wird mich Freüd' ohn' Ende laben,

Die Gottes Kindern ist bewust.

Laß mehr und mehr

Mein Lob und Ehr'

Allein an deiner kleben,

Nur sie kan mich erheben.

 

14.

Ach soltest du mein Reichthumb heissen,

So hätt' ich gnug in dieser Zeit.

Wie trefflich wolt' ich mich befleissen,

Zu nennen dich mein' Herrligkeit.

Herr, du bist mir

Gold und Saphir,

Pracht, Ehr' und himlisch Wesen;

Dein' Hand läst mich genesen.

 

15.

In dir hab' ich viel bessre Güter,

Als' in der Welt ich lassen muß;

Du bist mein Schatz, du Seelen-Hüter,

Bey dir ist rechter überfluß.

Und ob mir gleich

Der Groß' und Reich'

Allhie viel Spott zufüget,

Leb' ich doch wol vergnüget.

 

16.

In dir allein' hab ich den Segen,

Ob gleich die Welt mich gar verflucht.

Was ist mir denn an jhr gelegen,

Wenn mich der Segen selber sucht?

Allein zu dir

Steht mein Begier.

Du wirst zum FreüdenLeben,

HERR Jesu, mich erheben.

 

 

Christliche Betrachtung

Der Unschuld des Herrn Jesu und der rechten Ursachen seines bittern Leydens und Sterbens.

 

1.

O Jesu, unbeflecktes Lamm,

Du meiner Seelen Bräutigamm,

Was hast du doch verschuldet?

O frommes, gütigs Knäbelein,

Wie, daß du solche Noth und Pein

Auff Erden hast erduldet?

Wer war doch Ursach', O mein Leben,

Daß man dich must' ans Creutz erheben?

 

2.

Ich macht' es, O Herr Jesu Christ,

Daß du so sehr gemartert bist,

Ich schlug dir deine Wunden.

Ich bin das Laster deiner Straff',

Und du, O allerliebstes Schaf,

Bist sonder Schuld gefunden.

Ich schaffte deinem frommen Hertzen

So grosse Pein und Todes Schmertzen.

 

3.

O Wunder Art! der bößlich lebt,

Der Tag und Nacht in Sünden schwebt,

Weis nichts von Straff und Plagen;

Und du, Herr Jesu, frommer Knecht,

Gehorsam, heilig und gerecht,

Wirst jämmerlich zerschlagen.

Was Adams Kinder je begangen,

Dafür hast du die Straff' empfangen.

 

4.

Wie ist doch, Herr', hie in der Zeit

Gewachsen deine Miltigkeit,

Wie hast du dich geneiget!

Immanuel, wie hast du dich

Den Sündern so gantz gnädiglich

Aus lauter Lieb' erzeiget!

Wie bist du doch für jhren Orden

Die Straff' und Fluch allein geworden?

 

5.

Hab' ich das Ubel doch gethan;

Was nimmst denn du die Striemen an,

Ja wilst getödtet werden?

Voll Ehrgeitz war mein stoltzer Sinn;

Du hälst für mich den Rücken hin,

Da schlägt man dich zur Erden;

Dein Hunger machte mich genesen,

Weil ich so fressig bin gewesen.

 

6.

Des Adams ungezähmte Lust,

Die dir in mir auch ist bewust,

Hat leider mich getrieben,

Daß ich gantz frech zum Baum' hin kam

Und die verbotne Frucht annahm;

Dich treibt das edle lieben

Biß an den Berg, da du gefangen

An einen Baum bist auffgehangen.

 

7.

Ich such', O Herr, zu aller Zeit

Des Lebens eitle Süssigkeit;

Du schmeckest nichts als Gallen.

Die Wollust reisset mich dahin,

Mein Fleisch, dem' ich gehorsam bin,

Läst mich in Sünde fallen;

Und du, mit Näglen gantz durchschlagen,

Must unerhörte Schmertzen tragen.

 

8.

Wie sol ich doch, O grosser Gott,

So viel Verachtung, Hohn und Spott,

Angst, Marter, Schläg und Schelten,

Schmach, Striemen, Wunden, Beulen, Blut

Mit Danck' erkennen, höchstes Gut,

Wie sol ichs dir vergelten?

Ach solcher Danck kan hie auff Erden

Doch nimmermehr gefunden werden.

 

9.

Ein eintzigs geb' ich deiner Trew',

Als: rechte Buß' und wahre Rew',

Ein dir gefälligs Leben.

Diß wird, Herr Jesu, dir allein

Ein angenehmes Opffer seyn:

Der Bößheit widerstreben,

Zu Creutzigen das Fleisch dermassen,

Daß man sich gantz muß dir gelassen.

 

10.

So wird der schwere Sünden-Krieg

Gedämpffet durch des Geistes Sieg,

So wird das Fleisch bezwungen.

So wird vertrieben Angst und Noth,

Verfolgung, Trübsal, ja der Tod,

Mit welchen du gerungen.

So kan man alles überwinden

Und wahre Ruh' im Hertzen finden.

 

11.

HERR Jesu, deine Süssigkeit,

Die für die Sünder ist bereit,

Geuß mir in meine Wunden;

Wen die nur recht den Schaden trifft,

So wird der alten Schlangen Gifft

In mir nicht mehr gefunden;

So kan ich, Herr, der Menschen Sachen

Und alle Wollust leicht verlachen.

 

12.

Laß ja den Reichthumb dieser Welt

Und was man sonst für köstlich hält,

Mein Hertz nicht von dir kehren.

Verleyhe mir nur gnädiglich,

Daß ich gar nichts müg' über dich

In dieser Zeit verehren.

Dein Blut, Herr Jesu, kan mich laben;

Nur das, nichts anders wil ich haben.

 

 

Hertzliches Verlangen

Nach dem himlischen Jerusalem und Erzehlung der grossen, unaußsprechlichen Herrligkeit desselben.

 

1.

O Gottes Stadt, O himmlisch Liecht,

O grosse Freüd' ohn' Ende,

Wenn schaw ich doch dein Angesicht,

Wenn küß' ich dir die Hände?

Wenn schmeck' ich deine grosse Güte?

O Lieb, es brennet mein Gemüte.

Ich lig' und seufftze mit Begier,

O allerschönste Braut, nach dir.

 

2.

Wie bist du doch so trefflich schön,

Weiß, zierlich, sonder Mackel!

Wie gläntzend bist du anzusehn,

Du Sions güldne Fackel!

Du edle Tochter unsers Fürsten,

Nach deiner Liebe muß ich dürsten.

Der König selbst hat grosse Freüd'

An deiner werthen Liebligkeit.

 

3.

Wie sieht dein Liebster? sag' es mir!

Er ist gantz außerlesen,

Wie Rosen sind die Wangen schier,

Wie Gold sein prächtigs Wesen.

Er ist der schönste Baum in Wäldern,

Er ist die beste Frucht in Feldern,

Er ist wie lauter Milch so schön:

So ist mein Liebster anzusehn.

 

4.

Da sitz' ich unter jhm' allein,

Den Schatten zu erwehlen;

Denn seine Frucht wird süsser seyn

Als Honig meiner Kehlen.

Da ich erst kam in seinen Orden,

Bin ich fast gar beweget worden,

Und als ich kaum vom Schlaff erwacht,

Da sucht' ich jhn die gantze Nacht.

 

5.

Nun küß' ich seiner Augen Liecht,

Nun hab' ich jhn berühret.

Ich halt' jhn' fäst', ich laß' jhn nicht,

Biß er mich schlaffen führet.

Denn wird er mir im FreüdenLeben

Sein' außerwehlte Brüste geben;

Denn wird er wunderbarer Weiß'

Erfüllen mich mit HimmelSpeiß'.

 

6.

Es wird kein Hunger plagen mich

Noch auch kein Durst mehr quälen.

O solt' ich nur erst hertzen dich

Und mich mit dir vermählen!

O solt' ich deine Pforten sehen

Und bald auff deinen Gassen gehen,

O solt' ich, du mein güldner Schein,

Nur erst in deiner Hütten seyn!

 

7.

Aus edlen Steinen sind gemacht

Dein' hocherbaute Mauren.

Von Perlen ist der Thore Pracht,

Die unverweßlich tauren.

Nur Gold bedecket deine Gassen,

Da täglich sich muß hören lassen

Ein Lobgesang, man singt allda

Das Freüdenreich' Allelujah.

 

8.

Da sind der schönen Häuser viel,

Gantz von Saphir erbawet.

Des Himmels Pracht hat da kein Ziel:

Wer nur die Dächer schawet,

Der findet lauter gülden Ziegel,

Ja gülden Schlösser, gülden Riegel;

Jedoch darff keiner gehn hinein,

Er muß denn unbeflecket seyn.

 

9.

O Sion, du gewündschte Stadt,

Du bist nicht außzugründen.

O Stadt, die lauter Wollust hat,

In dir ist nicht zu finden

Schmertz, Kranckheit, Unglück, Trauren, Zagen,

Nacht, Finsternis und andre Plagen.

Es endert sich nicht Tag noch Zeit,

In dir ist Freüd' und Ewigkeit.

 

10.

O Stadt, in dir bedarff man nicht

Der Sonnen güldne Stralen,

Des Monden Schein, der Sterne Liecht,

Den Himmel bund zu mahlen.

Dein Jesus wil die Sonne bleiben,

Die alles tunckle kan vertreiben,

Nur jhn zu schawen offenbahr,

Ist deine Klarheit gantz und gar.

 

11.

Da steht der König aller Welt

Gantz prächtig in der mitten,

Da wil er dich, der tapffer Held,

Mit Freüden überschütten.

Da hör' ich seine Diener singen

Und jhrer Lippen Opffer bringen.

Da rühmet jhres Königs Krafft

Des Himmels gantze Bürgerschafft.

 

12.

Da ist das frölich' HochzeitFest,

Wo die zusammen kommen,

Die Gott aus Krieg', Angst, Hunger, Pest

Hat in sein Reich genommen;

Da sind sie frey von allen Nöthen,

Da reden sie mit den Propheten,

Da wohnet der Aposteln Zahl

Und denn die Märtrer allzumal.

 

13.

Auff dieser Hochzeit finden sich,

Die Gott bekennet haben

Und von den Heyden jämmerlich

Getödtet, nicht begraben.

Da freüen sich die keusche Frauen,

Da lassen sich die Töchter schauen,

Die hie jhr Leben Tag und Nacht

In Zucht und Tugend zugebracht.

 

14.

Da sind die Schäflein, die der Lust

Der schnöden Welt entrunnen,

Die saugen jetzt an Gottes Brust,

Sie trinken aus dem Brunnen,

Der lauter Freüd' und Wollust giebet.

Da liebet man und wird geliebet;

Die Herrligkeit ist zwar nicht gleich,

Doch lebt man gleich an Freüden reich.

 

15.

Die höchste Lust ist, unsern Gott

In Ewigkeit zu sehen

Und für dem grossen Zebaoth

Bey Königen zu stehen,

Ja in der Himmels-Liebe brennen,

Dazu die besten Freunde kennen,

Mit allen Engeln freüen sich

Und frölich singen ewiglich.

 

16.

O Gott, wie selig werd' ich seyn,

Wenn ich aus diesem Leben

Zu dir spring' in dein Reich hinein,

Das du mir hast gegeben.

Ach HERR, wenn wird der Tag doch kommen,

Daß ich zu dir werd' auffgenommen!

Ach Herr, wenn kommt die Stund' heran,

Daß ich in Zion jauchtzen kan!

 

 

Andächtiges Lied zu Gott

 

Umb die Nachfolge Christi in der wahren Gottseligkeit und allen guten Wercken.

 

1.

Folget mir, rufft uns das Leben;

Was jhr bittet, wil ich geben,

Gehet nur den rechten Steg,

Folget, ich bin selbst der weg.

Folget mir von gantzem Hertzen,

Ich benem euch alle schmertzen.

Lernet von mir in gemein,

Sanfft uff reich von Demut seyn.

 

2.

Ja, Herr Jesu, dein Begehren

Solt' ich billig dir gewehren,

Weil ich weis, daß der kein Christ'

Unter uns zu nennen ist,

Der sich gleichsam pflegt zu schämen,

Deine Last auff sich zu nehmen.

Ach ich weis es gar zu wol,

Daß man dir nach-wandlen sol!

 

3.

Aber, Herr, wo find' ich Stärcke,

Zu verbringen gute Wercke

Und dir stets zu folgen nach?

Ach mein Gott, ich bin zu schwach!

Bin ich schon auff guten Wegen,

Bald muß ich mich nieder legen.

Dich zu lieben, O mein Liecht,

Ist in meinen Kräfften nicht.

 

4.

Zwar mein Geist wird offt bewogen,

Aber bald durchs Fleisch betrogen,

Wenn die Wollust tritt herfür,

Freundlich ruffend: Folge mir!

Ehr' und Pracht sampt andern Sachen

Wollen dich zum Herren machen,

Geitz und Ungerechtigkeit

Kommen auch zu diesem Streit'.

 

5.

Ach wie seh' ich doch ein Rennen

Nach den Gütern, die wir kennen;

Ja wol umb das eitle Geld

Liebet man die schnöde Welt,

Und dem Herren, der das Leben

Nach dem Sterben uns wil geben,

Folget niemand mit der That,

Wie er uns befohlen hat.

 

6.

Aber, Herr, ich wil nicht lassen,

Dich mit Freuden anzufassen.

Hilff nur gnädig, stärcke mich,

Steiff und fest zu halten dich.

Jener Wege laß' ich fahren,

Nur mit dir wil ich mich paaren.

Jener Wege sind Betrug,

Wer dir folget, der ist klug.

 

7.

Du bist für uns her gegangen

Nicht mit grossem Stoltz' und Prangen,

Nicht mit Hader, Zanck vnd Streit,

Sondern mit Barmhertzigkeit;

Gib, daß wir als' Haußgenossen

Dir zu folgen unverdrossen

Wandeln in der Tugend Bahn,

Wie du hast für uns gethan.

 

8.

Herr, wie bistu doch gelauffen

Unter solchem schnöden Hauffen

Damals, als der Sünden Macht

Dich hat an das Creutz gebracht

Und ein' übergrosse Liebe

Dich für uns zu sterben triebe,

Da dein theur vergossens Blut

Uns erwarb das höchste Gut.

 

9.

Laß' uns auch in solchen Schrancken

Christlich lauffen sonder Wancken,

Daß uns Lieb' und Freundligkeit

Fest verknüpffe jederzeit.

Niemand seh' in diesem Stücke,

Wol zu leben hie, zu rücke.

Christus gehet für uns her;

Folget, das ist sein Begehr.

 

10.

Wenn die Sonne läufft von ferne,

Folgen jhr fast alle Sterne,

Und wenn Josua zog aus,

Folget' jhm' Israels Hauß;

Du, Herr Jesu, bist die Sonne:

Gib, daß wir mit HertzensWonne

Folgen dir mit grosser Schaar,

Wol zu leben jmmerdar.

 

11.

Josua bistu genennet,

Der sein kleines Häuflein kennet

Und demselben zeigt die Bahn

Nach dem rechten Canaan;

Laß' uns solche Strassen sehen,

Daß auch wir mit Freuden gehen

Unter deiner Gnaden-Hand

In das hochgelobte Land.

 

12.

Jesu, du mein Liecht und Leben,

Deine Schritte sind gantz eben,

Und die Stapffen deiner Füß'

Halt' ich über Honigsüß:

Hilff, daß ich im Koth der Sünden

Meinen Gang nie lasse finden;

Zeig', Herr, deinem armen Knecht'

Alle Steg' und Wege recht.

 

13.

Laß mich deine Gnade spüren,

Meinen Tritt also zu führen,

Daß ich in der Unschuld geh'

Und nicht bey den Spöttern steh'.

Hilff, daß ich nicht nur in Freuden,

Sondern auch im Creutz vnd Leiden

Durch so manchen Kampff und Streit

Dir zu folgen sey bereit.

 

14.

Laß mich, Herr, doch nicht verdriessen,

Angst vnd Trübsal zu geniessen,

Weil man weis, daß diese Bahn

Ist ein rechter Vnglücks-Plan,

Da man muß in Dörnern baden

Und mit Elend sich beladen,

Da im Lauff auch jederman

Gar zu schleunig fallen kan.

 

15.

Laß mir doch mein Ziel auff Erden

Nicht zu schnell verrücket werden,

Daß ich ja das Gnaden-Liecht

In der Zeit verliere nicht.

Gib, daß ich in meiner Jugend

Biß ins Alter mir die Tugend

Recht von Hertzen, nicht zum Schein'

Hoch laß angelegen seyn.

 

16.

Hilff mir, Herr, vor allen Dingen

Diesen meinen Lauff vollbringen,

Daß ich mich in deiner Lieb'

Und der wahren Demuth üb'.

Hilff, daß ich dir hie vertraue

Und dich dort mit Freuden schaue.

Jenes gib mir in der Zeit,

Dieses in der Ewigkeit.

 

 

Gebet zu dem Herrn Jesu

Umb den himlischen Seelen-Gast, den werthen heiligen Geist.

 

1.

Ich trage groß Verlangen,

Herr Jesu, deinen Geist,

Der Rath und Tröster heist,

Mit Freuden zu empfangen.

Es sehnet sich mein Muth

Allein nach diesem Gut,

Und wenn ich das kan haben,

Ist all mein Leid vergraben.

 

2.

Nichts wil ich mehr begehren,

Als wenn du diesen Gast,

Den du versprochen hast,

Mein Gott, mir wirst gewehren;

Der lehrt zur jeder frist

Das, was ein frommer Christ

Zu thun sol seyn geflissen,

Auch was jhm noth zu wissen.

 

3.

Er ists, der uns regieret

Die Sinnen und Verstand,

Der durch der Liebe Band

Uns recht zum Himmel führet,

Ja der des Glaubens Krafft

In unser Seelen schafft,

Der sie mit Tugend schmücket

Und in der Noth erquicket.

 

4.

Er hält uns, wenn wir fallen

In Vnglück und Gefahr.

Bald werden wir gewahr,

Daß er vns hilfft für allen.

Er lässt uns nicht allein,

Wenn wir verjrret seyn;

Er speiset uns mit Freuden,

So bald wir Mangel leiden.

 

5.

Er bringt uns arme Knechte,

Wenn wir durch falschen Schein

Der Welt verleitet seyn,

Durch seine Krafft zu rechte.

Er ist ja vnser Schutz,

Wenn durch der Feinde Trutz

Wir Christen hie auff Erden

So starck verfolget werden.

 

6.

Ja dieser Geist, der lehret

Das, was uns unbekandt

Und himlisch wird genandt.

Er ist es, der da mehret

In uns des Glaubens Liecht,

Trost, Hoffnung, Zuversicht,

Gedulden, leiden, lieben

Und sich in Demuth üben.

 

7.

Wenn wir verdüstert gehen,

Bringt er uns auff den Weg;

Er zeigt des Lebens Steg,

Daß wir im Finstern sehen.

Sein Honigsüsser Mund

Macht unser Hertz gesund.

Er kan den bösen Willen

In unser Seelen stillen.

 

8.

Er tröstet das Gewissen,

Wenn durch der Sünden Schmertz

Ein sehr zerschlagnes Hertz

Ist jämmerlich zerrissen.

Er höret unser Bitt',

Er richtet unsre Tritt',

Er gibt uns erst das Wollen,

Da wir nach leben sollen.

 

9.

O selig ist zu schätzen,

Den diese Gnad' und Gunst

Der süssen Himmels-Brunst

Auff Erden mag ergetzen!

Doch dieser werther Schatz

Hat nicht bey denen Platz,

Die durch jhr gantzes Leben

Den Lastern sind ergeben.

 

10.

Gleichwie nicht kondte bleiben

Des Noäh Taub' allda,

Wo es noch kothig sah':

Also läst sich vertreiben

Der Geist der Sauberkeit,

Wo man die liebe Zeit

In Uppigkeit verbringet

Und gleich zur Hell' einspringet.

 

11.

Wer Zanck und Hader liebet,

Wer bey den Spöttern sitzt

Und schändlich sich beschmitzt,

Wer sich in Hoffahrt übet,

Wer stets im Sause lebt,

Wer nur nach Gelde strebt,

Der kan den Geist der Gnaden

Doch nimmer zu sich laden.

 

12.

Er gibt sich selbst nur denen,

Die, von der Triegerey

Der schnöden Wollust frey,

Sich nach dem Himmel sehnen,

Ja welche Tag und Nacht

Auff Gottes Zorn bedacht

Ihr traurigs Hertz' außschütten

Und stets umb Gnade bitten.

 

13.

Herr Jesu, du mein Leben,

Mein' höchste Freud' und Lust,

Mir ist ja wol bewust,

Daß du allein kanst geben

Diß himlische Geschenck';

Ich bitte dich: Gedenck'

An mich, daß, wenn ich schreye,

Dein Geist mich hoch erfrewe.

 

14.

Laß mich von dir nicht wancken,

Verleihe Muth und Krafft,

Die uns der Tröster schafft;

Gib heilige Gedancken,

Daß meine Seel in dir

Sich tröste für und für.

Gib, daß ich meinen Willen

Durch dich nur lasse stillen.

 

15.

Verleyhe mir, zu taugen

Vor deinem Angesicht'.

O unvergänglichs Liecht,

Komm', heilige mein' Augen,

Daß sie zu dir allein

Durchauß gerichtet seyn.

Vermehre mein Verlangen,

Nur dir, Herr', anzuhangen.

 

16.

O möcht' ich Armer bleiben

Ein Feind der Sünden-Gifft,

Der Leib und Seele trifft!

O möcht' ich doch vertreiben

Das, was den guten Geist

Verjaget allermeist;

So würd' ich seine Gaben

Beständig bey mir haben.

 

17.

Rath ist bey dir zu finden,

Herr Jesu, meine Ruh'.

Ach tritt du selber zu

Und hilff mir überwinden

Durch deines Geistes Stärck'.

Ich weis, sein gnädigs Werck,

Das wird zum Freuden-Leben

Mich ewiglich erheben.

 

 

Ernstliches Gebet zu Gott

Umb Besserung des gantzen Lebens, Daß wir die schädliche Laster mügen fliehen und allen Christlichen Tugenden mit unserm eussersten Fleisse nachjagen.

 

1.

Ach höchster Gott, verleyhe mir,

Daß ich nur dich begehre

Vnd daß ich Christlich für uff für

Durch dich mich neu gebäre,

Daß ich, dein Kind,

Dich such uff find

In allem Creutz uff Leiden,

Damit noch Todt

Noch Hellennoth

Mich nimmer von dir scheiden.

 

2.

Gib meinem Hertzen wahre Reu'

Und Thränen meinen Augen,

Daß ich hinfort das Böse scheu'

Und meine Wercke taugen.

Hilff, daß ich sey

Ohn' Heucheley

Ein Schutz und Trost der Armen,

Auch jeder Zeit

Voll Freundligkeit

Mich jhrer mög' erbarmen.

 

3.

Lesch' aus in mir des Fleisches Lust,

Daß ich in deiner Liebe,

Nicht in der Welt, empfinde Rust

Und stets also mich übe

Nach deinem Wort'

An allem Orth'

In tugendlichen Dingen:

So wird mein Geist

Sich allermeist

Zu dir, Herr Jesu, schwingen.

 

4.

Treib' aus von mir den stoltzen Sinn,

Laß mich in Demuht leben.

Rach, Neid und Zorn nimb von mir hin,

So kan ich bald vergeben,

Wenn schon durch List

Mein Neben-Christ

Ins Elend mich getrieben;

Weis ich doch wol,

Daß man auch sol

Die ärgsten Feinde lieben.

 

5.

Gib mir auch diese dreyerley:

Erst einen festen Glauben,

Bey welchem rechte Treue sey,

Die nimmer steh' auff Schrauben,

Daß ich mich üb'

In wahrer Lieb'

Und hoff' auff deine Güte,

Die mich, O Gott,

Für Schand' und Spott'

Auch biß ins Grab behüte.

 

6.

Nach vielem Reichthumb, Gut und Geld',

Herr, laß mich ja nicht trachten.

Gib, daß ich allen Pracht der Welt

Mög' jnniglich verachten,

Auch nimmermehr

Nach hoher Ehr

Und grossen Namen strebe,

Besondern nur

Nach rechter Schnur

Der wahren Christen lebe.

 

7.

Für Schmeichlen, List und Heucheley

Bewahre mir die Sinnen

Und laß mich ja durch Gleißnerey

Den Nechsten nicht gewinnen.

Laß Ja und Nein

Mein' Antwort seyn,

Darnach man sich zu richten;

Denn dieses kan

Bey jedermann

Die Sachen leichtlich schlichten.

 

8.

Herr, säubre doch von Eitelkeit

Mein sündliches Gemüte,

Daß ich in dieser kurtzen Zeit

Für schnöder Lust mich hüte.

Des Hertzen Grund

Sey, wie der Mund,

Dem Nechsten nie zu Schaden,

So werd' ich nicht,

Wie sonst geschicht,

Mit Schmähen überladen.

 

9.

Gib, daß ich ja den Müssigang

Sampt aller Trägheit hasse,

Dagegen, Herr, mein lebenlang

Mein' Arbeit so verfasse,

Daß ich zur Noth

Mein täglich Brodt

Mit Ehren mög' erwerben

Vnd, wenn ich sol.

Fein sanfft und wol

In dir, Herr Jesu, sterben.

 

10.

Ach gib mir deinen guten Geist,

Daß ich die Laster fliehe

Und nur umb das, was Christlich heist,

Von Hertzen mich bemühe.

So kan kein Leid

In dieser Zeit

Aus deiner Hand mich treiben,

Besondern ich

Werd' ewiglich

Bey dir, Herr Jesu, bleiben.

 

 

Gottselige Betrachtung, wie ein rechtschaffener Christ sich selber müsse hassen, verleugnen und sich Gott, dem höhesten Gute, allein gelassen

1.

Wer Christum recht wil lieben,

Muß selbst verleugnen sich

Vnd gäntzlich von sich schieben

Der alten Schlangen Stich:

Ich meyne solche Lust,

In der wir uns gefallen,

Wie Adams Kindern allen

Dieselb ist wol bewust.

 

2.

Wer sich nicht selbst wil hassen

Und seiner Wercke schein,

Kan Christum nimmer fassen

Noch auch sein Diener seyn;

Denn wer in Gottes Hauß

Mit gantzer Macht wil dringen,

Der muß vor allen Dingen

Die Hoffart treiben auß.

 

3.

Wie nicht zur Frucht kan werden

Das edle Weitzen-Korn,

Es sey denn in der Erden

Durch faulen schier verlohrn:

So wil der höchste Gott

Auch keinem nicht erscheinen,

Biß er durch kläglichs weinen

Sich selber wird zum Spott.

 

4.

Geh' aus von deinem Lande,

Sprach Gott zu Abraham;

O Mensch', in diesem Stande

Spring' aus dem Sünden-Schlam'.

Ach denck' jetzt, wer du bist

Und wie du Gott betrübest,

Wo du dich selber liebest?

Fürwar, kein rechter Christ.

 

5.

Gleich wie es nie geschehen,

Daß einer hat zugleich

Gen Himmel auffgesehen

Und nach der Erden-Reich,

So kans auch gar nicht seyn,

Sich neben Gott zu setzen

Und dem sich gleich zu schätzen;

Gott wil die Ehr' allein.

 

6.

Das höchste Gut im Leben,

Dem Menschen zugewand,

Daß Gott uns hat gegeben,

Ist Liebe nur genandt;

Diß höchste Gut ist Gott,

Dem solt du dich zu kehren,

Allein' jhn zu verehren

Und nicht des Satans Rott.

 

7.

Was du von Hertzen meynest,

Ist dir an Gottes statt;

Wenn du es gleich verneinest,

So zeugt es doch die That.

Der, so sich liebt zu sehr,

Darff über Gott sich heben,

Dem Schöpffer widerstreben

Und rauben jhm sein' Ehr'.

 

8.

Ist Gott, wie wir bekennen,

Der Anfang und das Ziel,

Daß A und O zu nennen,

Was zweifflen wir denn viel,

Leib, Leben, Hertz und Muht

Allein' jhm zuzuwenden?

Denn er wil vns ja senden

Sich selbst, das höchste Gut.

 

9.

Laß dich die Lieb' entzünden,

Nicht die vergänglich ist,

Als die, so leicht zu finden

Im faulen Sünden-Mist.

Ach nein, diß Ungeheur

Sol alle Welt verfluchen.

Wir Christen wollen suchen

Ein besser Liebes-Feur.

 

10.

Daß Feur bleibt nicht auf Erden,

Es schwinget sich hinauff

Und wil erhöhet werden

Durch seinen schnellen Lauff;

Der Liebe Feur in dir,

Das sol vor allen dingen

Sich in den Himmel schwingen

Mit himlischer Begier.

 

11.

Noch wil ich ferner lehren,

Wie der, so Christum liebt,

Sich gar nicht sol verehren,

Als der jhm selber gibt,

Was Gott' allein gebührt.

Wer dessen Lob nicht suchet,

Derselb' ist gantz verfluchet,

Der Hellen zugeführt.

 

12.

Die schöne Leibes Gaben,

Verstand, Glück, Ehr' und Geld

Sampt allem, was wir haben,

Hat Gott uns zugestellt.

Weil diese Brünnelein

Nun sich aus jhn' ergiessen,

So müssen sie auch fliessen

Zum selben Meer hinein.

 

13.

Gleich wie der Sonnen Strahlen,

Wen sie mit vollem Lauff'

Ein gantzes Land bemahlen,

Viel Blümlein schliessen auff,

Die wiedrumb suchen sehr

Die Sonn' ans Himmels enden:

So solt du alles wenden

Zu Gottes Preiß' und Ehr'.

 

14.

Als jenner König lobte

Die Babel, seine Macht,

Und gleich für Freuden tobte

Voll Hoffart, Stoltz und Pracht,

Da ward er toll und wild.

Das heist sich selber lieben;

Diß ist, O Mensch, geschrieben

Der Welt zum klaren Bild.

 

15.

Ach stelle deinen Willen

Nach Gottes Willen an,

Der deine Bitt' erfüllen

Und dich erhöhen kan.

Doch zeug' es mit der That:

Dein Fleisch must du bezwingen,

Denn wirst du vollenbringen,

Was Gott befohlen hat.

 

 

Ein Lob-Lied

Von der hertzlichen Liebe und denen unaußsprechlichen Wolthaten unsers Herrn und Heylandes Jesu Christi.

 

1.

Jesu, du mein liebstes Leben,

Meiner Seelen Bräutigam,

Der du dich vor mich gegeben

An des bittern Creutzesstamm;

Jesu, meine Freud und Wonne,

All mein Hoffnung, Schatz und Theil,

Mein Erlösung, Schmuck und Heyl,

Hirt uff König, Liecht und Sonne:

Ach, wie sol ich würdiglich,

Mein HERR Jesu, preisen dich?

 

2.

O du allerschönstes Wesen,

O du Glantz der Herrligkeit,

Von dem Vater außerlesen

Zum Erlöser in der Zeit:

Ach ich weis, daß ich auff Erden,

Der ich bin ein schnöder Knecht,

Heilig, selig und gerecht

Sonder dich kan nimmer werden.

Herr', ich bleib' ein böser Christ,

Wo dein Hand nicht mit mir ist.

 

3.

Ey so komm, du Trost der Heyden,

Komm, mein Liebster, stärcke mich.

Komm', erquicke mich mit Freuden,

Komm' und hilff mir gnädiglich.

Eile bald, mich zu erleuchten,

Gott, mein Hertz' ist schon bereit;

Komm, mit deiner Süssigkeit

Leib und Seel mir zu befeuchten.

Komm, du klares Sonnen-Liecht,

Daß ich ja verirre nicht.

 

4.

Komm, mein Liebster, laß mich schauen,

Wie du bist so wol gestalt,

Schöner als die schönste Frauen,

Allzeit lieblich, nimmer alt.

Komm, du Auffenthalt der Siechen,

Komm, du liechter Gnadenschein,

Komm, du lieblichs Blümelein,

Laß mich deinen Balsam riechen.

Du mein Leben, komm heran,

Daß ich dein geniessen kan.

 

5.

Ach wie wird dein freundlichs blicken,

Allerliebster Seelen-Schatz,

Meinen Geist in mir erquicken

Und jhn führen auff den Platz,

Da er solche Lust empfindet,

Die nicht zu vergleichen ist.

Deine Lieb', Herr Jesu Christ',

Ist es, die mich gar entzündet,

Die mein Hertz zu Tag und Nacht

Auch im Leiden freudig macht.

 

6.

Schaff' in mir noch hier auff Erden,

Daß ich wie ein Bäumlein fest

Dir mög eingepflantzet werden.

Diesen Schatz halt' ich fürs best',

Auch viel höher als Rubinen,

Theurer als den güldnen Sand,

Schöner als den Diamant,

Die zur blossen Hoffart dienen,

Besser als der Perlen Schein,

Wenn sie noch so köstlich seyn.

 

7.

O du Paradyß der Freuden,

Das mein Geist mit Schmertzen sucht,

O du starcker Trost im Leiden,

O du frische Lebens-Frucht!

O du Himmel-süsses Bissen,

Wie bekompstu mir so wol!

Ja, mein liebster Schatz, der sol

Mich in höchster Wollust küssen.

Gib mir deinen zarthen Mund,

Denn so wird mein Hertz gesund.

 

8.

Herr, ich bitte dich, erzeige,

Daß du reden wilt in mir

Und die Welt gantz in mir schweige.

Treibe deinen Glantz herfür,

Daß ich bald zu dir mich kehre

Und dein Wort, der edle Schatz,

Find in meinem Hertzen Platz,

Daß mich deine Warheit lehre,

Daß ich Sünd' und Laster-frey

Dir, mein Gott, gefällig sey.

 

9.

Lieblich sind dein' edle Hütten,

Schön von Gnad' und Himmels-Gunst,

Da du pflegest außzuschütten

Deiner süssen LiebeBrunst.

Meiner Seelen, Gott, verlanget,

Daß sie frölich möge stehn

Und mit klaren Augen sehn,

Wie dein' hohe Wohnung pranget.

Leib und Seel' erfreuen sich,

Herr, in dir gantz inniglich.

 

10.

Wol den Menschen, die da loben

Deine Wolthat jmmerdar

Und durch deinen Schutz von oben

Sich beschirmen vor Gefahr,

Die dich heissen jhre Stärcke,

Die jhr Leben in der Ruh'

Und der Tugend bringen zu,

Daß man rühmet jhre Wercke.

Christen, die also gethan,

Treten frey die Himmels-Bahn.

 

11.

Dieses, Jesu, schafft dein Lieben,

Jesu, Gottes liebster Sohn,

Das dich in die Welt getrieben

Von des hohen HimmelsThron'.

O wie tröstlich ist dein Leiden,

O wie heilig ist dein Wort,

Das uns zeigt des Lebens Port,

Da wir uns in Freuden weiden,

Wo die grosse Fürsten-Schaar

Dir zu Dienst' ist jmmerdar.

 

12.

Machet weit die hohe Pforten,

Oeffnet Thür' und Thor der Welt,

Wündschet Glück an allen Orten,

Sehet, da kompt unser Held;

Sehet, er kompt einzuziehen,

Alß' ein Ehren-König pflegt,

Wenn er seinen Feind erlegt.

Alles Volck sol sich bemühen,

Hoch zu preisen unsern Gott,

Gott, den großen Zebaoth.

 

13.

Hoch gelobet hoch geehret

Sey des Herren teurer Nam'!

Herrlich ist sein Reich vermehret,

Das aus Gnaden zu uns kam.

Er ist Gott, der uns gegeben

Seel' und Leib, auch Ehr' und Gut,

Der durch seiner Engel Hut

Schützet unser Leib und Leben.

Dancket jhm zu aller frist,

Weil der Herr so freundlich ist.

 

Ein herrlicher Lob-Psalm Gottes

Wegen seiner grossen Allmacht und Barmhertzigkeit.

 

1.

Von Gnade wil ich singen

Des Herren ewiglich

Vnd meine Stimm erschwingen,

O Gott, zu preisen dich.

Mein schwacher Mund sol sagen

Mit grossem Wolbehagen,

Wie deine Güt und Treu

Ohn End' und Wandel sey.

 

2.

Der Himmel sol erweisen

Die Wunder deiner Händ'

Und deine Warheit preisen

Biß an der Welt jhr End'.

Herr, wer ist dir zu gleichen?

Wer kan dein Lob erreichen?

Wer gibt dir etwas zu?

Wer ist so starck wie du?

 

3.

Wie herrlich läst du sehen

Dein' über-grosse Macht

Vor denen, die da stehen

Als Zeugen deiner Pracht.

Du stillest Meer und Wellen,

Wenn sie sich grausam stellen,

Ja durch den starcken Lauff

Schier schwingen Himmel-auff.

 

4.

Herr, du hast lassen werden

Das blaue Sternen-Dach;

Du hast gemacht die Erden,

Der Menschen Schlaff-Gemach.

Dein' Hand ist starck und mächtig,

Dein Nahm' ist groß und prächtig,

Dein' Herrligkeit und Zier,

Die pranget für und für.

 

5.

O wol dem Volck' im Lande,

Das freudig jauchtzen kan

Und im erwünschten Stande

Dich lieblich schauen an!

Diß Volck wird sich mit Treuen

In deinem Liecht' erfreuen,

Auch wird sein Mund allein'

In dir, Herr, frölich seyn.

 

6.

Nun du bist jhre Stärcke,

Du Held in Israel;

Sie rühmen deine Wercke,

Den Armen hilffst du schnell.

Du wirst jhr Horn erhöhen

Und sie mit Güt' ansehen.

Ich weis, du bist sehr mild,

O Zions güldner Schild!

 

7.

Du bist von langen Zeiten

Doch unser Fürst' und Gott.

Du pflegst für uns zu streiten,

Du starcker Zebaoth.

Du kanst den Feind so trennen,

Daß wir dein Allmacht kennen

Und ruffen auff dem Plan:

Der Herr hat diß gethan.

 

8.

Du lässest Brunnen quellen

Und tausend Bächlein gehn;

Bald müssen sie sich schnellen,

Bald wiedrumb stille stehn.

Du lässest richtig lauffen

Den Mond und seinen Hauffen,

So bald die schwartze Nacht

Die Sonn' hinweg gebracht.

 

9.

Du läst den Frühling kommen,

So bald das grosse Liecht

Der Erden hat benommen

Ihr dürres Angesicht.

Du läst die Ströhme brausen,

Du läst die Wellen sausen,

So offt das grosse Meer

Laufft schrecklich hin und her.

 

10.

Kompt her von allen Enden,

Kompt her in schneller Eyl'

Und jauchtzet Gott mit Händen,

Frolocket unserm Heyl.

Ermuntert euch, jhr Frommen,

Vor sein Gesicht zu kommen.

Sein ist und bleibet das,

Was trocken heist und naß.

 

11.

Kompt, lasst uns nieder knien

Vor seiner Majestat,

Die uns den Leib verliehen,

Die Seel' ertheilet hat,

Daß sie gepriesen werde

Von Schafen jhrer Heerde,

Die sie so hertzlich liebt,

Ja Gut und Leben gibt.

 

12.

Ihr Völcker, kompt mit Springen,

Kompt her in gutem Fried

Und helfft dem Herren singen

Ein köstlichs Lobe-Lied.

Erzehlet doch mit Freuden

Sein' Ehr' und Ruhm den Heyden,

Was grosse Wunderthat

Sein' Hand verrichtet hat.

 

13.

Der Herr' ist hoch zu loben

Für aller Götter Zahl;

Die nicht wie er erhoben,

Sind Götzen allzumal.

Er ist es, der regieret

Das, was der Welt-Kreiß zieret.

Er steht mit grossem Ruhm'

In seinem Heiligthum.

 

14.

Bringt her, bringt her dem Herren,

Bringt her jhm' Ehr' und Macht!

Sich in sein Lob zu sperren

Sey jedermann bedacht.

Ihr Völcker, kompt getreten,

Den Herren anzubeten.

Es fürcht jhn alle Welt,

Den grossen Wunder-Heldt.

 

15.

Seht, wie die Berge weltzen

Für seiner Herrligkeit;

Seht, wie die Hügel schmeltzen

Wie Wachs zur Sommers-Zeit.

Seht, wie nach seinem Willen

Sich alle Tieffen stillen;

Seht, wie des Blitzes Pracht

Die Lufft so feurig macht.

 

16.

Was wil man doch mit Worten

Die Wunder zehlen viel,

Die er an allen Orten

Verrichtet sonder Ziel?

Kompt, lasset uns jhn preisen,

Lob, Ehr' und Danck erweisen;

Denn seine Güt und Treu'

Ist alle Morgen neu.

 

 

Christlicher Lob-Gesang, wenn uns Gott mit Speise und Tranck so reichlich hat gesättiget

1.

Nvn lobet alle Gott,

Den Herren Zebaoth,

Der uns so wol gespeiset,

Der diese Stund' erweiset,

Daß seine Güt' und Treue

Mehr, als wir würdig seyn,

Sich alle Tag erneue

Und schenck' uns häuffig ein.

 

2.

Wir, die wir waren matt,

Sind nunmehr starck und satt,

Dieweil er hat gegeben

Die Nahrung' unserm Leben,

Dazu uns armen Kindern

Sein' überreiche Hand,

Wiewol so grossen Sündern,

Aus Gnaden zugewandt.

 

3.

Wir sagen dir, Herr, danck

Vor deine Speiß' und Tranck,

Die du mit Wolgefallen

So treulich schenckest allen,

Die deiner Güt' erwarten

Und in der Niedrigkeit

Nach dir, mein Gott, zu arthen

Sind Tag und Nacht bereit.

 

4.

Dein Segen macht uns reich;

Du sättigest zu gleich

Das, was auff Erden lebet

Und in den Lüfften schwebet.

Du gibst den wilden Thieren

Ihr Futter, Hew und Graß,

Das alles Fleisch muß spüren

Dein Hülff ohn' unterlaß.

 

5.

Herr, alles ist dein Gast,

Was du geschaffen hast.

Du speisest ja die Raben,

Die keinen Glauben haben;

Wie soltest du nicht hören

Die Menschen ins gemein,

Wenn sie zu dir sich kehren

Und gantz voll Glaubens seyn?

 

6.

Es mangelt nichts bey dir;

Du reichest uns herfür

Brodt, Nahrung' und die Hülle,

Des gibst du uns die Fülle,

Doch denen, die dir trauen,

Nicht, die so gantz und gar

Auff dieses Eitle bauen,

Das doch so wandelbahr.

 

7.

Wer stoltz und prächtig ist,

Dazu voll Trug und List,

Dem wird das nicht gewehret,

Was er durch Trotz begehret:

Nur denen, die da wissen,

Mit Furcht des Menschen Sohn

In dieser Zeit zu küssen,

Giebt er den Gnaden-Lohn.

 

8.

Drumb treten wir heran,

O Vater, auff den Plan,

Uns danckbar zu erweisen

Und deine Macht zu preisen,

Hernach umb Christus willen

Zu bitten, diese Stund

Uns damit zu erfüllen,

Was nütz ist und gesund.

 

9.

Dir geben wir die Ehr'

Und bitten ferner sehr,

Wenn wir hinführo tischen,

So wollest du erfrischen

Mit deinen edlen Gaben

Den Leib und auch zu gleich

Die arme Seel' erlaben:

So sind wir doppelt reich.

 

10.

Gib uns des Leibes Noth,

Die Kleidung' und das Brodt

Durch deinen reichen Segen,

Da alles an gelegen;

Sonst nützet kein begiessen.

Dein Wort, Herr, hilfft uns wol,

Die Speise zu geniessen,

So uns erhalten sol.

 

11.

Nun, Herr', ich zweiffle nicht,

Du gibst, was mir gebricht.

Behüte mich vor Sorgen,

Vor Klagen heut' und Morgen

Und was man geitzen nennet.

Hat doch ein jeder Tag,

Wie Christus selbst bekennet,

Sein' eigen Sorg' und Plag.

 

12.

Ich wil mein Lebenlang

Dir singen Lob und Danck,

Daß du mir hast bescheret

Vielmehr, als' ich begehret.

Ach Gott, was werd' ich haben

Nach dieser bösen Zeit?

Viel wunderschöne Gaben

Dort in der Ewigkeit!

 

 

Beschluß-Lied zu Gott

Umb ein seliges Sterb-Stündelein.

 

1.

So wündsch' ich mir zu guter letzt

Ein seligs Stündlein, wol zu sterben,

Das mich für alles Creutz ergetzt

Und krönet mich zum Himmels-Erben.

Komm, süsser Todt, uff zeige mir,

Wo doch mein Freund in Ruhe weidet,

Biß meine Seel' auch mit Begier

Zu jhm' aus dieser Welt abscheidet.

 

2.

Steh' auff, O Gott, gib mir dein' Hand

Und ziehe mich aus lauter Gnaden

Zu dir ins rechte Vaterland,

Da mehr kein Unfall mir kan schaden.

Steh' auff, es ist schon hohe Zeit,

Erlöse mich aus allem Jammer.

Steh' auff, mein Gott, ich bin bereit,

Zu wandlen nach der Ruhe-Kammer.

 

3.

O lieblichs, seligs Stündelein,

Wie trag' ich doch so groß' Verlangen

Nach dir allein, bey Gott zu seyn;

Denn meine Tage sind vergangen.

Drumb, liebster Vater, gib mir doch

Ein seligs und vernünfftigs Ende,

Damit, in dem' ich lebe noch,

Ein Freuden-Blick sich zu mir wende.

 

4.

Errette bald aus aller Quaal

Und aus dem Kercker meine Seele.

Sie seufftzet nach dem Freuden-Saal'

Aus dieser tuncklen Mörder-Höle.

Ach hat sie doch so manchen Tag

Das bitter Elend müssen bauen!

Nun gib jhr endlich, daß sie mag

Das Paradyß mit Freuden schauen.

 

5.

Ist doch mein Leben wie das Hew

Verdorret und wie Rauch verschwunden:

Was solt' ich denn mit Furcht und Scheu'

Erwarten erst der Todes-Stunden?

Ach nein, ich wil mit grossem Danck'

Aus dieser Welt zum Himmel eilen;

Mein Hertz ist schon vor Liebe kranck,

Es kan durchaus sich nicht verweilen.

 

6.

O vielbegehrter, lieber Todt,

Du bist zwar greulich anzusehen,

Mir aber nicht, weil du in Noth

Mich länger nicht wirst lassen stehen.

Ich weis, die Reichen fürchten dich,

Die Könige der Welt erschrecken;

Ich nicht also: du tröstest mich,

Weil du mich friedlich wilt bedecken.

 

7.

So laß mich, Herr, mein sterblichs Kleid,

Damit ich Armer bin umbgeben,

Verwechseln mit der Ewigkeit

Und dieses mit dem andern Leben.

Mach' auff die Thür', ich eil' herzu,

Verzug, den kan ich gar nicht leiden;

Ach hilff, daß ich in stoltzer Ruh'

Jetzt frölich mög' in Sion weiden.

 

8.

O Jesu, liebster Bräutigam,

Daß meiner Seelen so verlanget,

Das machet der Schoß Abraham,

Wo Lazarus in Freuden pranget.

Mein Geist, der hat in dieser Welt

Dich offt gesucht, doch schwerlich funden;

Bringst du jhn nun ins Freuden-Zelt,

So hat er alles überwunden.

 

9.

Es funden mich zu dieser Zeit

So gar von meiner ersten Jugend

Des Teuffels Volck, die losen Leut'

Und Spötter aller Zucht vnd Tugend;

Die schlugen mich biß auff den Todt,

Ja haben mir mein Kleid genommen.

Mein Gott, hab' acht auff diese Noth:

Wenn werd' ich aus dem Jammer kommen?

 

10.

Mein Hertz erzittert wie ein Laub

Von wegen so viel schwerer Plagen:

Bald werd' ich meiner Feinde Raub,

Bald ist mein Geist in mir zuschlagen.

Herr, sende mir dein tröstlichs Wort,

Daß ich in Sünden nicht verderbe.

Erquicke mich, wenn ich sol fort,

Damit ich gern' und frölich sterbe.

 

11.

Gott, meiner Seelen Durst bist du;

Wenn werd' ich einmahl zu dir treten?

Wenn schau' ich dich dort in der Ruh,

Wo dich die Cherubim anbeten?

Hie schweb' ich zwar in grosser Pein;

Denn meines Häuptes Thränen-Quellen,

Die müssen meine Nahrung seyn

Und manche Mahlzeit mir bestellen.

 

12.

Gefangen lig' ich gar zu hart;

Herr, rette mich von diesen Banden,

Daß ich bey meiner Wiederpart

Nicht werde gantz und gar zu schanden.

Nim auff, Herr, deinen lieben Sohn

Der täglich bittet, dich zu sehen,

Und führ' jhn in den Freuden-Thron,

Dein himlisch Fest da zu begehen.

 

13.

Hie sitz' ich in der Finsterniß'

Und in dem tunckeln Todes-Schatten.

Zwar, meine Zeit ist ungewiß;

Doch weis ich, Gott, der wird erstatten

Mein Leid, das mich so sehr geplagt,

Seither ich auff die Welt geboren.

Ich weis, was mein Erlöser sagt:

Wer gläubig ist, wird nicht verlohren.

 

14.

Erleuchte mich, O treuer Gott,

Daß ich in meiner letzten Stunde

Bey dir ja werde nicht zu Spott,

Auch mich der Satan nicht verwunde.

Reiß du mich aus des Todes Pein,

Nimb meine Seel' in deine Hände.

Mein letzter Wundsch sol dieser seyn:

Herr, gib mir doch ein seligs ENDE.

 

Nur Gott und keinem mehr

Sey Lob, Preiß, Danck und Ehr'.

Amen,

Komm, allerliebster Herr Jesu,

Amen.

 

 

Die Erste Hinführung

Christus Jesus wird im Gahrten Gethsemane von der Schar gefänglich angenommen und zu dem Hohenpriester Hanna geführet.

 

1.

Auff, liebe Seel', entzünde dich,

Daß Leiden deines Herren,

Die plagen, welch' Ihm grausahmlich

Sein' edle Glieder zerren,

Den Spott, das Fluchen, Schläg' und Pein,

Die mehr hieselbst als menschlich sein,

Ja durch die wolken dringen,

Im Glauben zu besingen.

 

2.

Wo die Verdamniß und der Tod

Sich erstlich angefangen,

Am selben ohrt' ist alle Noht

Der Seelen auch vergangen;

Den wie der Mensch durch Satanß list

Im Paradiß gefallen ist,

So läst Ihm Gott daß leben

Im Gahrten wieder geben.

 

3.

Auß Liebe fähet Christus an

Im Gahrten erst sein Leiden.

Hier schauet, was sein Lieben kan,

Sein Hertz weiß nicht zu Neiden:

Ob gleich sein Jünger Ihn verkaufft,

Dazu die Schaar Ihn schlägt und raufft,

Welch' Er kont' überwinden,

Läst Er dennoch sich binden.

 

4.

Man führet Ihn zuem Hannas hinn,

Mit Ketten hart verstrikket.

Sehr stoltz ist dieses Priesters Sinn:

So bald Er nur erblikket

Daß Gottes Lam, erfreüt Er sich,

Nur daß Er müge grausahmlich

Mit schelten, schmähen, schlagen

Den Lebens Fürsten plagen.

 

5.

O Grausahmkeit! wer zittert nicht?

Hie wird gantz ohn' erbarmen

Geschlagen in sein Angesicht

Daß heil und licht der Armen:

Der Himmels Fürst', Er selber Gott,

Er duldet so viel Hohn und Spott;

Der Schöpffer muß sich neigen,

Ja vor der Aschen schweigen.

 

6.

So must' es, Liebster Jesu, sein,

Solt' uns der Himmel werden:

Dein Leiden, Herr, vermocht' allein

Den Kindern dieser Erden

Vergebung aller Sünd' und Schuld,

Auch deines Vatters Gnad' und Huld

Durch ein so bitters sterben

Gantz völliglich erwerben.

 

7.

Ach aber, daß Ich Selber Dich,

Herr Jesu, so gebunden!

Ach liebster Heiland, daß Ich mich

Bei dieser Zunfft gefunden,

Die dich in der betrübten Nacht

Zum Priester Hannas hat gebracht!

Der Sünden dieses Orden

Bin Ich mit schüldig worden!

 

8.

Dies' ist die Faust, dies' ist die Hand,

Die leider hat geschlagen

Dein Antlitz, als man daß verband

Und anfieng dich zu plagen.

Ich laügn'eß nicht, HERR Jesu Christ,

Verzeih' eß mir zu dieser frist,

Begnade doch mich Armen:

Bei dir ist viel erbarmen.

 

9.

Lös' auff die starke Sündenstrikk',

In welchen Ich verwirret,

Und gib mir einen gnadenblik,

Mir, der Ich sehr geirret;

Reiss' endlich meine Füss' in eil

Sehr kräfftig auß deß Todes Seil,

Daß Ich dich müge fassen,

Wen Ich die Welt sol lassen.

 

10.

Herr, gib Mir ein beständigs Hertz,

Dafern Ich soll erleiden

In Banden auch viel Hohn und Schmertz,

Daß eß gesche mit Freüden.

Durch deine Strikk', O höchsteß Guht,

Verleihe Mir Krafft, Stärk' und Muht,

Mein Kreütz ohn' einigs klagen

In dieser Welt zu tragen.

 

 

Die Dritte Hinführung

Der Sohn Gottes Christus Jesus wird von den Häscheren aus dem Sahle des Hohenpriesters in der Diener beigemach geführet und darselbst die gantze Nacht von den allergeringsten Knechten verspottet und geschlagen.

 

1.

Liebste Seel', erkenne doch,

Was dein Heiland hat erlitten

Diesen Abend, als Er noch

Wird geführt mit schnellen Schritten

In der Häscher beigemach,

Da den nach der Priester scheiden

Dieses Schäfflein muste leiden,

Biß der liebe Tag anbrach.

 

2.

Wie viel Schande, wie viel Spott,

Wie viel lästerns muß doch tragen

Unser Heiland, Mensch und Gott;

Ach wie wird sein Haubt zerschlagen!

Seiner klahren Augen Licht,

Daß mit Tüchern zugebunden

Stöss' und Speichel hat empfunden,

Wird durch aus verschonet nicht.

 

3.

Wölffe Zerren dieses Lam,

Mörder schlagen den Geliebten:

Unsrer Seelen Bräutigam

Wird daß Haubt der Hochbetrübten.

Seht, der Häscher leichte Schaar

Machet wund mit Grimm' und Rasen

Seine leftzen, Stirn und Nasen,

Seine Wangen, Haubt und Hahr.

 

4.

Meine Sinne können nicht

Allen Schimpf und Hohn erdenken,

Welcher dich, O lebens licht,

Durch die Diener muste kränken.

Lose Buben hatten Macht,

Dich zu quählen hier auff Erden,

Daß dadurch wir müchten werden

Hoch im Himmel angebracht.

 

5.

Dieses alles hast du zwahr,

Liebster Heiland, außgestanden

Von der frechen Häscher Schaar,

Die dich schlug in harten Banden:

Aber Ich war mit dabei;

Diesem unverschämten Hauffen

Bin Ich selber zugelauffen,

Zu verüben Tirannei.

 

6.

Straffe nicht in deinem Grimm

Meine Sünd und Missethaten.

Ach Herr, hör' itz meine Stimm,

Den Ich bin in Angst gerahten.

Wer' Ich nun von Sünden rein,

Köntest du Mir nicht vergeben

Sünd' und Schuld in diesem Leben

Noch Mir Armen gnädig sein.

 

7.

Ich bekenn' es ohne scheü,

Daß Ich manchen Tag verschlissen

Mit den Dienern, die gantz frei

Ohne Glauben und Gewissen

Dir so grossen Schimpf gethan;

Aber Nun, O lieber Meister,

Sende doch deß Himmels Geister

Mir zu Dienst' auff diesen plaan.

 

8.

Hab' Ich Mich der Bösen Rott'

In der Jugend zugesellet,

Ey so dank' Ich Dir, Mein Gott,

Daß sie Mich nicht gantz gefellet:

Nun und künftig folg' Ich Dir.

Laß dein' Engel bei Mir bleiben,

Welch' als fromme Diener treiben

Alle feindschafft weit von Mir.

 

9.

Laß den Teuffel und die Welt

Alles daß zusammen bringen,

So nach meiner Seelen stelt,

Derer keins wird Mich bezwingen.

Herr, Ich trotz auff deine Macht,

Fürchte nichts der Feinde blitzen:

Deine Diener, so Mich schützen,

Wachen vor Mich tag und Nacht.

 

 

Die Sechste Hinführung

Christus Jesus wird von Pilato zu dem Vierfürsten Herodes geführet, woselbst Er zu verachtung seines königlichen Namens mit Einem weissen Kleide wird angeleget und von des Herodes Hofe-Schrantzen verspottet.

 

1.

Hat den, Mein Gott, daß noch kein Ende,

Daß man dich führet hin und her,

Daß man dich schleppet mit Beschwehr

Durch der verfluchten Mörder Hände?

Ach nein! Pilatuß lässet dich

Zu seinem Feind' Herodes bringen,

Daß Ihnen mücht' hiedurch gelingen,

In Freündschafft zu vertragen sich.

 

2.

Gleich wie der Wolff und Fuchs sich lieben,

Im fall' ein Lämlein sterben sol,

So wissen diese beid' auch wol

In grosser Untreü sich zu üben:

Das Lämlein Jesus sol allein

Den Streit, den sie so lange hegen,

Durch seinen Tod beiseiten legen

Und Ihrer Freündschafft Anfang sein.

 

3.

Herodes zwahr wird hoch erfreüet,

Als Christus da komt vor Ihn stehn;

Ein Zeichen wolt' Er von Ihm sehn,

Dieweil Er trefflich ward beschreiet.

Sie rupfen Ihn bald hie, bald da:

Herodes und die Diener fragen,

Die Hohenpriester stehn und klagen,

Der Herr spricht weder Nein noch Ja.

 

4.

Bald wird dem Heiland angezogen

Ein Purpur kleid mit Hohn und Spott.

Es wird hiedurch der fromme Gott

Zur Ungedult doch nicht bewogen.

Die Redligkeit wird ausgelacht;

Ja der die gantze Welt versöhnet,

Muß leiden, daß man Ihn verhönet

Und ein Gelächter auß Ihm macht.

 

5.

Waß ist der Hoff mit seinem prangen?

Ein Haus, wo list und Bösheit wohnt,

Wo Sünd' und Unrecht wird belohnt,

Wo man die Tugend hält gefangen.

Eß ist ein Ohrt, wo Gunst und Recht

Sich mitteinander nicht vertragen,

Wo Heüchler fromme Leüte plagen,

Wo Falscheit üben Herr und Knecht.

 

6.

Herr Jesu, der du bist geführet

Vor des Tyrannen Heücheltrohn,

Ich laügn' eß nicht, O Gottes Sohn,

Daß Ich bin selber mit spatzieret:

Ich zog dich mitten durch die Statt,

Ich schlug dich fast an allen Ohrten,

Ich schmähte dich mit losen wohrten,

Biß daß du würdest müd' und Matt.

 

7.

Gedencke nicht der Missethaten,

Wodurch Ich dich so sehr verletzt:

Du hast dich Ja zuem Fluch gesetzt,

Den Sündern dieser Welt zu rahten;

Du mustest ia Sünd', Höll' und Tod

Durch deinen bittren Tod versenken,

Dagegen Freüd' und Leben schenken.

Herr Jesu, hilff aus aller Noht!

 

8.

Lass dir dein Kirchlein sein befohlen,

Daß beides durch Gewalt und List

So grausahmlich gequählet ist:

Von Dir kan Sie nur hülffe hohlen.

Erwekke dich, den Ihr ist weh',

Ihr herligkeit wird fast zuer Schande,

Die Feinde plagen sie zu Lande,

Ja stellen Ihr auch nach zuer See.

 

9.

Es plagen Sie Pilatus freünde,

Herodes Brüder leben noch.

Ach sehet, welch ein schweres Joch

Bereiten Ihr der Wahrheit Feinde!

Es zittert schon daß gantze Land;

Man ist bemühet, durch die waffen

Die Gottesfurcht hinaus zu schaffen,

Man siehet nichts als Raub und Brand.

 

10.

Die Laster stehn in voller blühte,

Dieweil der Krieg ohn' Ende tobt;

Die Tyrannei wird noch gelobt,

Es wird verbannet Lieb' und Gühte.

Die Welt ist froh, die Kirch' allein

Muß Jämmerlich auff dieser Erden

Durch List und Macht gequählet werden

Und Jederman ein Scheüsahl sein.

 

11.

Steh' auff, Herr Jesu, zu verderben,

Die Deine Kirch' aus aller Macht

Zu dämpfen gäntzlich sind bedacht;

Lass Dein' und Ihre Feind' ersterben.

Steh' auff, es ist ia hohe Zeit,

Hilff deinem Völklein und zerstreüe

Der Feinde Schaar, damit sich freüe

Die gantze wehrte Christenheit.

 

 

Folgen Die Gottselige Andachten Einer Christglaübigen Seele unter dem Kreütze Ihres Erlösers und Allerliebsten Seligmachers Jesu Christi: Die Erste Andacht

eines Gottergebenen Frommen Christen

An die Füsse seines Allerliebsten Seligmachers.

 

1.

Der du hast vor Mich gebüsset,

Liebster Jesu, sei gegrüsset,

Sei gegrüsset, O mein Hertz:

Fürst deß Lebens, laß mich stehen

Dir zuer Seiten, laß Mich sehen,

Waß Dich plagte vor ein Schmertz?

 

2.

Herr, du wollest Mir erlauben,

Daß Ich Dich im wahren Glauben

Als am Kreütz' itz kennen mag,

Da dein Leichnam gantz entkleidet

Von so manchem Sünder leidet

Schläg' und schmach den gantzen tag.

 

3.

Deine Füsse durchgegraben

Können Mir mein Hertz erlaben,

Wen eß sehr bemühet ist;

Deine Nägel werd' Ich müssen,

Liebster Herr, in Demuht küssen:

Günn' eß Mir zu dieser frist.

 

4.

Ach! Eß werden tausend wunden

An Mir selber auch gefunden,

Die der Satan hat gemacht:

Heile Mich, Du Trost der frommen;

Bist du doch vom Himmel kommen,

Mir zu helffen tag und Nacht.

 

5.

Ach daß deine Gunst Mich reitze,

Daß Ich dich am hohen Kreütze

Such' und find' in meiner Noht!

Zürne nicht mit deiner Aschen,

Den dein Bluht, daß kan Mich waschen,

Bin Ich gleich nur Staub und Koht.

 

6.

Deine Striemen, schläg' und Schmertzen

Lass' in meinem kalten Hertzen

Kräfftig eingetrukket stehn,

Daß man Mich durch deine Wunden

Ewiglich an dich verbunden,

Liebster Heiland, müge sehn.

 

7.

Ach du wollest Mir verzeihen,

Frommer Jesu, diß mein Schreien,

Mir, der Ich ein Sünder bin,

Ja der ärgste von den grossen:

Ach du wollest Mich nicht stossen

Gantz von deinen Füssen hin!

 

8.

Emsich wil Ich Mich bemühen,

Ob Ich ligend auff den Knien

Deine Füsse küssen kan.

Höre doch mein kläglichs flehen,

Laß Mich ohne Trost nicht stehen,

Schaue Mich mit Gnaden an.

 

9.

Seh' auff Mich, mein Hertzgeliebter,

Höre, waß dein hochbetrübter

Dir zu deinen Füssen klagt;

Sprich zu Mir, mein Heil' und Leben:

Alles sei Dir itz vergeben,

Waß Dich armen Sünder plagt.

 

 

Die Vierte Andacht

An die Seiten seines Allerliebsten Herren Jesu.

 

1.

Ist dieser nicht deß höchsten Sohn,

Der Sünder Heil und Gnadentrohn,

Dem man in seiner grossen quahl

Die Rieben zehlet allzumahl

Ans Kreützespfahl?

 

2.

Ach ia, es ist mein Jesulein,

Dem schau Ich in die Seit' hinein,

In welcher lauter Honig klebt,

Daß allem Trübsahl wiederstrebt,

Daß ümm' uns schwebt.

 

3.

Gegrüsset seist du, schönste quell',

In dir erscheinet trefflich hell

Der Liebe Macht, die rohte Fluht,

Deß Lebens Brunn, ein edles Bluht,

Mein höchstes Guht.

 

4.

Ich nahe Mich in furcht zu dir,

Du Gottes Lam, verzeih' es Mir:

Ich komm' allein zu sehen an

Die wunde, welch' uns heilen kan,

Da Bluht auß rann.

 

5.

O wehrter Riss, O süsser Fluss!

Nim hin von Mir den Glaubenskuss,

Eröffne Mir dadurch den Mund

Und lass Mich werden bald gesund

Biß auff den Grund.

 

6.

Wie heilsahm ist doch deine krafft!

Wie trefflich ist dein' Eigenschafft!

Du riechest edler als der Wein,

Kein Gifft kan vor dir Sicher sein:

Du machst uns Rein.

 

7.

Du bist der rechte Lebenstrank,

Du heilest Mich, wen Ich bin krank:

Viel süsser Labsahl gibst du Mir,

Wen Mich, Herr, dürstet für und für

Allein nach Dir.

 

8.

Eröffne dich, du seiten loch,

Daß Ich dein Hertz begreiffe doch.

Ach Jesu, kan eß nicht gescheen,

Daß Ich mag in die Höhle gehn,

Dein Hertz zu sehn?

 

9.

HERR, meine Lippen schliessen sich,

Dein Hertz zu küssen säuberlich:

Ich dringe mit Gewalt hinein,

Ich wil in deineß Hertzen Schrein

Verschlossen sein.

 

10.

O süsser Schmack, O Himmels brod!

Auß Liebe wünsch' Ich Mir den Tod:

Wer dich geschmekt, du heil der welt,

Der hat sich selbst schon hingestelt

Inß Himmelß zelt.

 

11.

In dieser Höhle sol kein Schmertz

Betrüben mein zerschlagneß Hertz:

Hie fürcht' Ich nicht der Höllen gluht,

Deß höchsten Grim, der Sünden fluht,

Deß Kreützes Ruht.

 

12.

O Jesu, schliess' itz meine Seel'

In diese deiner Seiten höl'

Und lass Mich, frei von allem streitt',

Erheben dich nach dieser zeit

In Ewigkeit.

 

 

Die Siebende und Letste Andacht

An das heilige Antlitz seines Allerliebsten Herren Jesu.

 

1.

Bleiches Antlitz, sei gegrüsset.

Ach es fliesset

Heisses Bluht die wangen ab,

Welche Schmertzen Gottes Sohne

Seine krohne

Gantz vol scharffer Dörner gab!

 

2.

Ach! wie ist sein Haubt zuschlagen!

Es muß tragen

Der verfluchten Speichelkoht:

Der ein König ist gebohren,

Hat verlohren

Allen Pracht in dieser Noht.

 

3.

Der so lieblich pflag zu blüen,

Den bemühen

Schläge, peitschen, schmach und pein:

Hier ist nichts als Haut und Knochen

Unzerbrochen,

Welch' ein Bild deß Todes sein.

 

4.

Jesu, der du so geschlachtet

Und verachtet

Wegen Meiner Sünde bist,

Du kanst durch ein freündlichs blikken

Mich erquikken,

Wen Mich Sorg' und kummer frist.

 

5.

HERR, du wollest durch dein Leiden

Stets Mich weiden

Als ein Schäfflein Deiner Heerd';

Hast du doch aus deinem Munde

Manche Stunde

Milch und Honig Mir beschert.

 

6.

Ach du wollest nicht verschmähen

Diß mein flehen,

Weil die Stunde komt heran,

Da du wilt die welt verlassen;

Ich muß fassen

Dich, so lang' Ich seüftzen kan.

 

7.

Laß dein Haubt zu Mir sich neigen,

Anzuzeigen

Deiner Liebe treffligkeit;

Laß Mich unterm kreütze sterben,

Lass Mich Erben

Gottes Reich nach dieser Zeit.

 

8.

Ewigs loben müss' erklingen

Durch mein Singen

Dir, O Jesu, Gottes Sohn.

Günne Mir, was Ich gebehten,

Laß Mich treten

Unverzagt vor deinen Trohn.

 

9.

Laß mich auß der Welt doch scheiden,

Herr, mit freüden,

Laß Mich ia den Tod nicht sehn:

Laß mich seine Macht nicht schmekken

Noch erschrekken,

Wen Ich sol von hinnen gehn.

 

10.

Jesu, du stehst Mir zuer Seiten,

Zu begleiten

Meine Seel' in Gottes Hand.

O wie werd' Ich vor dir Singen,

Klingen, Springen

Dort im rechten Vaterland'.

 

 

Über Joh. 19, 30.

Mel.: Hilff, Herr Jesu, laß gelingen u.s.w.

 

1.

Alles ist zur Endschafft kommen,

Alles ist schon vollenbracht,

Sünd und Schuld sind weg genommen;

Nun kan auch deß Satans Macht

Gottes Kinder nicht mehr kränken

Noch in seinen Pfuhl versenken.

 

2.

Alles hab' Ich wol verrichtet,

(So spricht Jesus, Gottes Sohn,)

Höll' und Tod sind gahr vernichtet.

Schaut, die Thür zum Gnadentrohn'

Ist nun Gottes Haußgenossen

Frölich wiedrum auffgeschlossen!

 

3.

Alles, was der Mensch begangen,

Hab' Ich gäntzlich abgethan,

Ja das Haubt der alten Schlangen

In der bittern Leidens-Bahn

So zerknirschet, daß ihr Toben

In die Tieff' ist nun verschoben.

 

4.

Endlich ist die Hülffe kommen,

Welch' erwiesen mit der That,

Was die gantze Schaar der Frommen

Tausendmahl gewünschet hat,

Hülff' auß Zion, die vom Bösen

Kont' Israels Volk erlösen.

 

5.

Frölich kan mein Hertz itz preisen

Unsern Gott, der solche Treü

Hat gewolt der Welt erweisen.

Ach! Sein' Hülff ist täglich neü.

Niemand darff hinfohrt verzagen,

Christus hat den Zorn getragen.

 

6.

Liebster Jesu, sei gegrüsset,

Sei gegrüsset tausendmahl;

Hast Du willig doch gebüsset

Für die Sünd' ohn' End' und Zahl

Und so wol für Bös' als Frommen

Gottes Grimm auff Dich genommen.

 

7.

Jesu, Du hast außgezogen

Fürstenthümer und Gewalt,

Welche durch die Wolken flogen,

Ja die Welt bezwungen bald.

Aber in den Leidens Stunden

Sind Sie Siegreich überwunden.

 

8.

Jesu, solten wir nicht danken

Deiner Güht' und grossen Macht,

Welche dieses sonder wanken

Kräfftiglich hat vollenbracht?

Sintemahl wir nunmehr wissen,

Daß wir sind von Gott entrissen.

 

9.

Frölich bin Ich itz von Hertzen,

Nachdemahl Ich sicher weiß,

Daß durch deine Todes Schmertzen

Ich dein liebster Bruder heiss',

Auch Vergebung aller Sünden

Schnel in deinem Bluht kan finden.

 

10.

Christus hat den Tod verschlungen,

Ja verschlungen in den Sieg.

Ist der Würger nun bezwungen,

Ey so kan hinfohrt sein Krieg

Lauter nichts an Mir gewinnen.

Trolle Dich, O Tod, von hinnen.

 

11.

Das Gesetz mag immer wühten,

Wider Mich besteht es nicht.

Christus Tod kan Mich behühten,

Wenn der Fluch mich stark ansicht.

Das Gesetz' ist längst erfüllet

Und zugleich der Zorn gestillet!

 

12.

Sperre grimmig auff den Rachen,

Du verfluchter Höllenschlund,

Nunmehr kan Ich deiner lachen;

Jesus hat biß auff den Grund

Deinen Schwefelpfuhl zerstöret

Und den Himmel Mir verehret.

 

13.

Satan, magst Du Mir noch dreüen?

Ist doch alles vollenbracht!

Nimmermehr werd' Ich Mich scheüen,

Stoltzer Geist, für deiner Macht.

Jesus, der Dich hat bekrieget,

Hat auch tapfer Dich besieget.

 

14.

Jesu, Dir sey Lob gesungen,

Daß Du Teüffel, Höll' und Tod

Hast durch deinen Tod bezwungen.

Lass', Herr, in der letsten Noht,

Wenn der Tod Mich will erstikken,

Mich Dein »Vollenbracht« erquikken.

 

 

Dank für Jesu Leiden

Mel.: Werde munter, mein Gemühte.

 

1.

Wachet auff, Ihr Meine Sinnen,

Wachet auff, Hertz, Seel' und Muht.

Helffet Mir ein Lied beginnen,

Daß das allerhöchste Guht,

Jesum Christum, Gottes Lamm,

Unsern süssen Bräutigam,

Möge mit den besten Weisen

Wegen solcher Wolthat preisen.

 

2.

Lob und Danck sey Dir gesungen,

HERR, für deine Traurigkeit,

Die Dich dergestalt bezwungen,

Daß man Dich zur selben Zeit

Fand biß auff den Tod betrübt;

Das heisst recht: Die Welt geliebt,

Trauren, daß wir nach dem Sterben

Könten Himmels-Freüd' erwerben.

 

3.

Lob sey Dir, daß Du gefallen

Auff Dein heiligs Angesicht,

Zu versühnen uns für Allen

Deinem Vater, daß Er nicht

Jagt uns weg von seinem Throhn;

O Du grosser Gottes Sohn

Fälst darum so kläglich nieder,

Daß Du uns aufrichtest wieder.

 

4.

Lob sey Dir, das du gekämpffet

Mit des Todes Bitterkeit

Und desselben Macht gedämpffet,

So daß wir itzt sind befreit

Von des Würgers Spiess und Schwerth,

Der nur unser Haut begehrt.

Tod, du bist schon überwunden,

Nirgends wird dein Stachel funden.

 

5.

Lob sey Dir, das Du geschwitzet

Dikkes Bluht in höchster Noht,

Als des Vaters Grim erhitzet

Quählte Dich biß auff den Tod.

Lob sey Dir, daß Ich nun weiß,

Wie Mein kalter Todes-schweiß

Ist geheiligt durch dein Leiden

Und Ich freudig kan abscheiden.

 

6.

Lob sei Dir, das Du gefangen

Und drum hart gebunden bist,

Daß Ich Freyheit könt erlangen

Nur durch dich, Herr Jesu Christ.

Lob sei Dir, das Du geplagt

Und so fälschlich bist verklagt,

Daß Ich müchte von Beschwerden

Des Gerichts entledigt werden.

 

7.

Lob sei Dir, daß Du verspeiet

Und geschlagen bist dazu,

Daß Ich alles Hohns entfreiet

Leben mücht in Fried und Ruh.

Lob sei Dir, das Du so sehr

Bist beraubet aller Ehr,

Aber nur zu Meinem Frommen

Hab' Ich Ehr und Preiß bekommen.

 

8.

Lob sei Dir, daß Du geschmükket

Bist mit Purpur blos zum Spott,

Auf das Ich würd hoch erquikket

Und geziert für Dir, Mein Gott.

Lob sei Dir, Marien Sohn,

Das du bist mein Ritter-Krohn,

Gantz von Dörnen sehr verhönet;

Nun bin Himmlisch Ich gekrönet.

 

9.

Lob sei Dir, das Du genommen

Hast ein Rohr in deine Hand

Und so manchen Schlag bekommen

Dir zur Marter, Schmach uff Schand:

Alles darum, das nur Ich

Könt aufheben sicherlich

Dis mein Häupt und im Vertrauen

Freudig auf gen Himmel schauen.

 

10.

Lob sei Dir, das Du gestanden

Für dem Volck auf Jenem Plan,

Mit den Ketten, Strikken, Banden

Und den Purpur angethan,

Das dein Vater müg ansehn

Uns, wenn wir gebunden stehn,

Und alsden in deinen Willen

Unsre Noht und Knechtschafft stillen.

 

11.

Lob sei Dir, das Du getragen

Hast dein schweres Creutz allein,

Das auch wir in unsern Plagen

Müchten fein gedültig sein.

Liebster Jesu, gib doch Mir,

Das Ich müge für und für

Alles willig auf Mich nehmen,

Was mein Fleisch uff Blut kan zähmen.

 

12.

Lob sei Dir, das Du gelitten

Zwischen Mördern Spott und Hohn,

Da Du doch von Ahrt und Sitten

Bist gantz rein, O Gottes Sohn;

Dieses macht Mich Ewig frei

Von der Höllen Schlaverei,

Läst Mich auch nach diesem Leben

Stets in Ehr und Würden schweben.

 

13.

Lob sei Dir, das Du gestorben,

Wie dein Leib voll Bluhtes stund,

Hast dadurch den Schmuck erworben

Uns, das wir, schön und gesund,

Müchten leben in der Stadt,

Da man nie wird Freuden satt,

Da man jauchtzet, spielet, springet

Und das Drei mahl Heilig singet.

 

14.

Lob sei Dir, der Du bezahlet

Unsre Sünd' und Missethat,

Da dein Leib von Bluht bemahlet

Auch die Stein erweichet hat.

Nunmehr ist die Schrifft erfüllt

Und des Höchsten Zorn gestillt.

Nun ist das verlohrne Leben

Uns (Gott Lob) aufs neu gegeben.

 

15.

Lob sei Dir, das Du begraben

Und so wol gesalbet bist.

Ach! Mücht Ich im Hertzen haben

Dich nur stets, Herr Jesu Christ!

Solt alsden Mein Hertz allein

Stets dein Grab und Wohnung sein,

Ach! wie fest wolt Ich Dich fassen,

Ja Dich nimmermehr verlassen.

 

16.

Wachet auf, Ihr meine Sinnen,

Wachet auf, Hertz, Seel und Muht,

Lasset uns recht lieb gewinnen

Jesu theur vergossnes Bluht.

Lasset uns mit Ihm zugleich

Springen in Sein Freuden-Reich.

Kom, Herr Jesu, kom behende,

Gib Mir bald Ein seligs ENDE.

 

 

Andächtiges Buhßlied zu Gott, üm wahre Reü und Erkentniß der vielfältig begangenen Sünden

Dises kan gesungen werden auf die Melodei des BuhßPsalmes: O Herre Gott, begnade mich.

 

1.

Wie groß ist meine Missethat,

Die dich, O Gott, erzürnet hat!

Dir wil Ich gern bekennen

Die Sünde, die mich brennen,

Der mehr als schwehrer Sand am Meer

Gehn über meine Scheitel her,

Die mir das Hertz beschwehren,

Ja Mark und Bein verzehren.

Sie steigen gleich in vollem Lauff',

O starker Gott, zu dir hinauff'.

Mit dir kan Ich ja rechten nicht,

Drüm fodre mich nicht ins Gericht,

Den sonst bin Ich verlohren.

 

2.

Mein Leib und Seel' ist gahr unrein:

Wie könt Ich den gefällig sein

Dir, der du frei von Sünden?

Wer aber kan ergründen

Die Tieffe meiner Missethat,

Die leider mich bedekket hat?

Die Sünd' hab' Ich ererbet,

Ja Sünd hat mich verderbet.

Mein böser Will, O Herr, ist dir

Gantz widerspenstig für und für;

Ich bin ein ungerahtner Knecht,

Der nimmer dich erkennet recht

Noch auch von Hertzen liebet.

 

3.

Ich, der Ich dir vertraue nicht,

Versäume täglich meine Pflicht,

Von meiner zahrten Jugend

Vergess' Ich aller Tugend.

Gleich wie der Brunn ein Wasser quillt

Das endlich Gründ' und Seen füllt,

So quillt mein Hertz die Sünde,

Welch' Ich in Mir empfinde,

Alß Unzucht, Lügen, eigen Ehr',

Auch Rachgier, Geitz und andre mehr

Verdampte Laster, welcher Lohn

Wird sein der Höllen Plag' und Hohn,

Wie du fürlengst gedreüet.

 

4.

Ach Gott! mein Hertz ist roh' und wild,

Verlohren hab Ich gahr dein Bild;

Ich bin im Sünder Orden

Ein Bild des Satans worden:

Mein frecher Geist ist Tugendloß,

Ach HERR, mein Elend ist so groß,

Daß Ich schier muß verzagen;

Ich werde matt von Klagen.

Mein Leben und Gerechtigkeit

Ist ein beflektes Lasterkleid;

Die Sünde wird Mich armes Kind

Hinführen noch, gleich wie der Wind

Die Spreüer läst verstieben.

 

5.

Wie bößlich hab' Ich doch gelebt,

In dem Ich dir, HERR, widerstrebt

Und bin durch sündlichs Wallen

Auß deiner Gunst gefallen!

Daß Ich die Lust der kurtzen Zeit

Vertauschet mit der Ewigkeit

Zu fühlen Höllen Schmertzen,

Das klag' Ich itz von Hertzen.

Nun bin Ich dein verlohrner Sohn,

Dein Grim ist mein verdienter Lohn.

Mit recht heiss' Ich der Bettelmann,

Der nimmermehr bezahlen kan;

Wo soll Ich Hülffe finden?

 

6.

Bey dir allein ist Hülff und Raht,

Wen Menschen Hülff' ein Ende hat:

Mein Gott, du kanst mich lehren,

Du kanst mein Hertz bekehren.

Du ziehst auß Mir den Lasterpfeil

Und machest meine Wunden heil,

Du kanst in disem Leben

Ein fleischern Hertz Mir geben.

O Helffer, den man Vater heist,

Gib Mir doch einen neüen Geist;

Sei gnädig und verwirff mich nicht

So gahr von deinem Angesicht,

Gedenk an deine Gühte.

 

7.

Ich bin dein Schaf, Herr, suche mich,

Laß mich nicht irren ewiglich.

Hilff, daß Ich ja mit Thränen

Nach dir mich müge sehnen;

Den auß der Seelen Traurigkeit

Komt wahre Reü in diser Zeit,

Dadurch man kan auf Erden

Des Trostes fähig werden.

Gahr schleünig endigt sich der Schmertz,

Im Fall Sich ein zerbrochnes Hertz

Von Thränen nass' zu dir bekehrt

Und dich in rechter Demuht ehrt:

Das wirst du nicht verschmähen.

 

8.

Ach Gott, es thut mir hiftig weh,

Daß Ich so schändlich für dir steh'

Und mit so faulen Schaden

Der Seelen bin beladen.

Ich trag' immittelst Leid und Reü,

Daß du vor deine Lieb und Treü

Nicht dankbahr mich erfunden;

Diß schlägt mir tieffe Wunden.

Wie trett' Ich denn nun für Gericht?

Wie komm' Ich für dein Angesicht?

Frei sag' Ichs her auf disem Plan

Daß viel, viel Böses Ich gethan

Und hefftig dich erzürnet.

 

9.

Mein Gott, Ich hab es nicht bedacht,

Alß Ich verlustig mich gemacht

Der Kindschafft deiner Liebe;

Doch der Ich mich betrübe,

Verzweifle nicht zu diser Frist:

Ich weiß, daß du mein Vatter bist,

Drüm kanst du mich nicht lassen

Noch unaufhörlich hassen.

Dein Kind muß Ich doch endlich sein.

O treüer Gott, erbarm dich mein

Und gib, daß Ich nach disem Streit

Dich preiß' in jenner Ewigkeit

Um Christi willen, Amen.

 

 

Flehentliches Buhßlied zu Gott in schwehren Sterbensläuften, Pestilentz und anderen gefährlichen Krankheiten

Dises kan man auch singen auf die Melodei des wolbekanten Kirchengesangs: Ach Gott vom Himmel Ah darein.

 

1.

Wie tröstlich hat dein treüer Mund,

O liebster Gott, verheissen,

Daß, wen uns Krankheit wil zu grund

Und in die Gruben reissen

Und wir mit rechter Zuversicht

Für dich zu treten säumen nicht,

Du wolst uns nicht zerschmeissen.

 

2.

Ach HERR, wir haben dise Plag'

Uns auf den Halß gezogen;

Die Pest ist leider dise Tag'

Uns schleünigst zugeflogen:

Es hat die Seüch' uns angestekt,

Das Grab hat manchen schon bedekt,

Eh man es recht' erwogen.

 

3.

Der Tod wil uns den Schafen gleich

Durch Hitz und Krankheit schlachten:

Sehr viele macht Er kalt und bleich,

Die nicht daran gedachten.

Pest ist noch schneller alß das Schwehrt,

Das ohne Scheü und Reü verzehrt:

Noch wil man eß nicht achten.

 

4.

Nun mag Ich nicht verstokket sein,

Ich wil mich schuldig nennen.

Gesündigt hab' Ich dir allein,

Bin würdig drum zu brennen,

Wie mancher schon durch solche Ruht'

In diser Pest und Krankheit thut;

Die Schuld muß Ich bekennen.

 

5.

Ich habe nicht dein Göttlichs Wohrt

Mit Andacht angehöret;

Oft hat Mir ein verkehrter Ohrt

Den guhten Sinn verstöhret.

Der Teüfel, Wollust, Fleisch und Welt,

Von welchen uns wird nachgestellt,

Die haben Mich bethöret.

 

6.

Ach Gott, wir haben Geld und Guht

Für alles nur begehret,

Wir haben unsern Frechen Muht

Der üppigkeit gewähret:

Diß ist nun worden Pest und Gift,

Daß unsre schwache Leiber trift,

Ja Mark und Bein verzehret.

 

7.

Wir haben disen Madensak

Sehr herlich außgeschmükket,

Der kurtz hernach gahr sehr erschrak,

Alß Ihn der Schmertz gedrükket.

Wo dienet nun die Hoffahrt zu?

Der kranke Leib ligt ohne Ruh'

Auch biß ans Grab gebükket.

 

8.

Wir haben unser gantzes Land

Und Häuser oft beflekket

Mit Unzucht, Greüel, Sünd und Schand',

Es war da nichts bedekket,

Und hiess' es gleich noch einst so schlim:

Waß Wunder, daß uns Gottes Grim

So heiß hat angestecket?

 

9.

Nun, treüer Gott, wir können nicht

Des Unrechts uns entfreien;

Wir kommen für dein Angesicht,

Um Trost dich anzuschreien.

Es dringet uns der grosse Schmertz,

Wir bringen ein zerschlagnes Hertz,

Das bittet üm verzeihen.

 

10.

Auf unsern Knien ligen wir,

Und unser' Augen weinen;

Es schreien Tag und Nacht zu dir

Die grossen samt den Kleinen:

Vergib uns doch die Missethat,

Die dich so hart erzürnet hat,

Laß deine Gnad uns scheinen.

 

11.

Nim von uns dise scharffe Ruht',

Hör auf uns so zu plagen:

HERR, straff uns, als ein Vatter thut,

Damit wir nicht verzagen.

Im Glauben hab' Ich dich gefast,

Hilff Mir und andern, dise Last

Itz gnädig auch ertragen.

 

12.

Du bist doch Helffer in der Noht,

Bei dir ist Raht zu finden,

Du kanst die Krankheit, ja den Tod

Gantz siegreich überwinden.

Du schlägst zu Zeiten eine Beül'

Und kanst jedoch dieselb in Eil'

Als unser Artz verbinden.

 

13.

Nun, HERR, bezeichne Tohr und Thür

Mit Christi Bluht und Sterben,

Daß, wen der Würger geht herfür,

Wir nicht durch ihn verderben.

Sei gnädig, HERR, und lass' uns bald

Gesunde Leiber und Gestalt

Durch deine Güht erwerben.

 

 

Das Vierte BuhßLied, welches zur Zeit grosser Theürung und schwehren Hungersnoht kan gesungen werden

 

Auf die Melodei des wolbekanten Kirchenlides: Warumb betrübst du dich, mein Hertz.

 

1.

Du gühtiger, du frommer Gott,

Du starker Helffer Zebaoht,

Du hörest unsre Bitt':

Es komt doch alles Fleisch zu dir,

Drum neige dich auch itz zu Mir.

 

2.

Du hast gedreüet, daß das Land

Sol werden lauter Stein und Sand'

Und tragen keine Frucht,

Wen unser Sünd und Missethat

Die Theürung wol verdienet hat.

 

3.

Ach HERR, verzeih' uns doch die Schuld,

Verbann' uns nicht auß deiner Huld,

O Gnadenreicher Gott!

Den du bist unser Zuversicht

In aller Noht: verstoss' uns nicht.

 

4.

Eröffn' itz deine Vatterhand

Und sättige das gantze Land,

Es steht in deiner Macht:

Du schaffest oft in kurtzer Frist,

Wo nichts zuvor gewesen ist.

 

5.

Besuche doch das dürre Feld

Und laß dein dunkles WolkenZelt

Sein Wasser schütten auß:

Mach unsern harten Akker weich

Und bald darauf von Früchten reich.

 

6.

HERR, kröne du das gantze Jahr

Mit deinen Gühtern jmmerdar

Und segne sein Gewächß:

Mach alles frölich, waß da lebt,

Waß hier, im Meer und Lüfften schwebt.

 

7.

Gott, du bist ja von grosser Kraft,

Der allem Vieh sein Futter schaft,

Der sein Geschöpff erhält;

Den blauen Himmel dekkest du

Mit Segenreichen Wolken zu.

 

8.

Du lässest wachsen Laub und Graß,

Du machest Berg' und Thäler nass,

Du tröplest süssen Tau:

Du gibst von oben Guß auf Guß,

Von unten manchen Bach und Fluß.

 

9.

Du machest reich das grüne Meer,

Du segnest auch von oben her

Die Wälder, Berg und Tahl:

Das Vieh' hat Graß und wir die Saat,

Daß alles so zu leben hat.

 

10.

Du bringest in der Hungersnoht

Auß schwartzer Erden Wein und Brod,

Daß unser Hertz erfreüt:

Du gibest Fische, Fleisch und Mark,

So daß wir werden fett und stark.

 

11.

HERR, deiner Werke sind so viel,

Sie haben weder Mahß noch Ziel,

Kein Mensch erkent Sie recht:

Es ist geordnet alles wol,

Das Land ist deiner Gühte vol.

 

12.

HERR, öffne doch dein Wolkenhauß

Und schütte reichen Segen auß,

Beweiß itz deine Kraft,

Die so viel hundert tausend Mann

Hat eh' in Noht gesehen an.

 

13.

Du bist ja noch derselbe Gott,

Auf welches Winken und Gebott

Der Akker fruchtbar wird:

Theil' auß dein Segen weit und breit

In diser hochbedrängten Zeit.

 

14.

Eß wartet alles Fleisch auf dich,

Drüm, Vatter, speis' es mildiglich.

Wen deine Rechte gibt,

Wird alles, wer es noch so matt,

Durch solchen Segen stark und satt.

 

15.

Nim auch in diser Hungersnoht

Die Kraft nicht von dem lieben Brod,

Ach sättig' unsern Leib:

Verleihe, daß auf dein Befehl

Sich mehre Korn, Brod, Teig und Mehl.

 

16.

Für allen Dingen geb' uns Kraft

Dein Wohrt, der rechte Himmelssaft

Diß stärket Leib und Seel':

Man lebt ja nicht vom Brod allein,

Dein Heiligs Wohrt muß auch da sein.

 

17.

HERR, lindre diser Zeit Verdruß,

Da mancher Hunger leiden muß;

Immittelst gib Gedult,

Auf daß wir ja verzagen nicht,

Ob uns gleich Speiß' und Trank' gebricht.

 

18.

Nun du bist Gott von Alters her:

Und würd' es mir noch einst so schwehr,

Zu suchen hier mein Brod,

So weiß Ich dennoch, daß Ich sol

Im Himmel werden satt und vol.

 

 

Das Siebende Buhßlied, welches in grossem Ungewitter, Donner und Blitz kan gesungen werden

Auf die Melodei des bekanten Kirchenlides: Allein zu dir, Herr Jesu Christ.

 

1.

Wie groß, O Gott, ist deine Macht,

Die du läst sehn und hören,

Wen dein ergrimter Donner kracht,

Wen sich die Blitz' empören!

Wie schreklich bist du von Gewalt!

Dein Herligkeit ist mannigfalt:

Wir arme Sünder wissen nicht,

Wie das geschicht,

Ob Himmel, Luft und Erde bricht.

 

2.

Den Erdenkreiß bewegest du,

Daß Seine Gründe beben,

Die Berge waklen sonder Ruh'

Und alles Land daneben.

Die dikke Wolken trennen sich,

Gott selber donnert grausahmlich,

Die Blitze leüchten weit und breit;

Nichts ist befreit,

Den Feür und Wasser stehn im Streit.

 

3.

Das Erdreich sihets und erschrikkt,

Es Schmeltzen Berg' und Hügel.

Wen mancher Mensch den Blitz erblikkt,

Hett Er wol geren Flügel;

Den auch des starken Donners Macht,

O Herr, bezeüget deinen Pracht,

Und wir, so grober Sünden vol,

Erkennen wol,

Daß Gottes Hand uns straffen sol.

 

4.

Nun, unser ist allein die Schuld,

Daß wir diß wol verdienen;

Trag aber, Herr, mit uns Geduld

Und laß dich bald versühnen.

Du VatterHertz von Anbegin,

Wo sollen wir itz fliehen hin?

Wir sind vor deinem Grim und Zorn

Ja gahr verlohrn,

Wird Gnade nicht für Recht erkohrn.

 

5.

Wir arme Würmlein alzumahl

Versamlen uns, zu schreien

Zu dir auß disem Jammerthal,

Du wollest uns befreien

In disem Wetter für Gefahr:

Herr, laß uns nicht so gantz und gahr

Im starken Donner untergehn;

Laß doch geschehn,

Daß wir dich wiedrüm gühtig sehn.

 

6.

Du bist ja groß von lauter Gnad',

Ach rüste dich, zu schützen

Dein armes Volk, daß uns nicht schad'

Im Wetter Feür noch Blitzen.

Laß uns, O Vatter, treffen nicht

Ein Schlag, der Berg' und Felsen bricht.

Beschirm uns für des Donners Macht,

Der schreklich kracht,

Zuforderst in der finstern Nacht.

 

7.

Bewahr uns, Herr, Leib, Guht und Hauß,

Halt uns im festen Glauben,

Laß uns die Furcht durch disen Strauß

Der Hoffnung nicht berauben.

Für einen bösen, schnellen Tod

Behüt' uns ja, steh' in der Noht

Itz deinen schwachen Kindern bei,

Damit wir frei

Erhalten Leben und Gebeü.

 

8.

Das Vieh' im Feld', auch Laub und Saat

Sei dir itz anbefohlen.

Von niemand anders kan man Raht

Alß bloß von dir herhohlen.

Du schützest uns mit sichrer Huht

Für Schlossen, Hagel, Wasserfluht:

Ja waß wir haben in der Welt,

Wen dirs gefelt,

Das bleibt in Sicherheit gestelt.

 

9.

Es muß ja Donner, Hagel, Blitz,

Welch oft ein Land vernichten,

Dazu das Wasser, Wind und Hitz,

Herr, dein Geboht außrichten.

Verschon uns aber gnädiglich,

Laß diß Gewitter legen sich.

Ich weiß, du bist von Gnaden reich:

Wer ist dir gleich?

Sprich, daß der Donner von uns weich'.

 

10.

Ach laß dein treües VatterHertz

In diser Angst uns sehen;

Es muß ja deiner Kinder Schmertz

Dir schwehr zu Hertzen gehen.

Drüm schütz uns, Herr, zu diser Frist

Durch unsern Heyland Jesum Christ,

So wollen wir dich in der Zeit

Erheben weit

Und preisen in der Ewigkeit.

 

 

Ein hertzliches Danklied, wen uns Gott nach abgelegter Buhßfertiger Beicht durch seinen Diener von Sünden hat entbunden und wiederüm zu Gnaden auf und angenommen

Dises kan gesungen werden auf die Melodei des alten Weihnacht Lides: Ein Kindelein so lobelich ist uns etc.

 

1.

Mein Gott, nun bin Ich abermahl

Der SündenLast befreiet,

Nun bin Ich in der ChristenZahl

Alß Gottes Kind geweihet.

Wie kan Ich gnugsahm preisen dich,

Daß du mich hast so gnädiglich

Nun wieder angenommen?

Auf, meine Seel', und lobe Gott,

Wir wollen bald auf Sein Geboht

Zu seinem Altar kommen.

 

2.

Mein Schöpffer, Ich bekenn' es dir,

In meinem Fleische wohnet

Das Gift der Sünden für und für,

Das mit der Höllen lohnet.

Ich habe die Gerechtigkeit,

So dir gefellt, für langer Zeit

In Adam gantz verlohren.

Zum Guhten bin Ich taub und blind,

Dieweil Ich armes Sündenkind

In Sünden bin gebohren.

 

3.

Nun aber hat dein lieber Sohn

Mich wiederbracht zu Gnaden,

Alß Er vom hohen HimmelsThron

Besucht uns arme Maden.

Um seinet willen hast du dich,

Mein Gott, erbarmet über Mich

Und Mir die Schuld erlassen,

So daß Ich deine Gnad' hinfohrt

Im Sakramente, Geist und Wohrt

Kan fest und gläubig fassen.

 

4.

Gepreiset sei dein theürer Nam',

O Jesu, meine Freüde!

Waß Ich für Trost von dir bekam

Nach außgestandnem Leide,

Das weiß mein viel besuchtes Hertz,

Daß schier ein rechter TodesSchmertz

Zur Höllen wolte rükken.

Sehr schreklich war die SündenPlag',

Ich muste Mich den gantzen Tag

Erbärmlich lassen drükken.

 

5.

Nun ist die schwehre Sündenlast,

Gott Lob, hinweg genommen,

Nun darf Ich alß ein lieber Gast

Zu meinem Schöpfer kommen,

Nun hat Er Mir durch Seinen Knecht

Im Himmel schon das Bürgerrecht

Auß Gnaden zugesaget.

Herr Jesu Christ, itz dank Ich dir

Von gantzer Seelen, daß du Mir

Hast solche Gunst erjaget.

 

6.

Gib mir nun deinen guhten Geist,

Der freüdig in Mir walte

Und Mich im Glauben allermeist

Biß an mein End' erhalte,

Daß Ich in Angst und Traurigkeit

Nur hoff' auf dich und jederzeit

Mich from und kindlich ahrte

Und, wen Ich bin in Unglüksstand',

Alßden von deiner starken Hand

Der Gnadenhülff erwahrte.

 

7.

Verleih' auch, daß Ich alle Tag'

Ein Christlichs Leben führe,

Daß Ich das Ubel hassen mag,

Daß Ich Mich prüf' und spühre,

Wie mein verderbtes Fleisch und Bluht

Gahr nicht, waß recht und Christlich, thut.

Herr, hilff Mir tapfer streben:

Mein Geist, der wünschet nichts so sehr,

Alß daß Er möge mehr und mehr

Nach deinem Willen leben.

 

8.

Dieweil Ich aber gahr zu schwach

Im Fleische Mich befinde,

Das oftmahls folgt den Lüsten nach,

Wen Ich Mich unterwinde,

Nur meinem Gott zu hangen an,

Und Mich doch schwehrlich schikken kan,

Zu thun nach Seinem Willen:

So wollest Du, getreüer Hort,

Die Sündenlust nach deinem Wohrt'

In meinem Fleische stillen.

 

9.

Laß mein Gebeht, Herr, feürig sein

Und durch dasselb' ersterben

Den alten Adam, der allein

Begehret mein Verderben,

Damit Ich alß ein tapfrer Held

Hier kämpf' und Mich der argen Welt

Im Glauben mög' entreissen:

So kan Ich nach der bösen Zeit

In der gewünschten Ewigkeit

Dich Raht und Helffer heissen.

 

 

Hertzinnigliches Lob- und Danklied nach Empfahung des Hochwürdigen Heiligen Abendmahls

Dises kan man auch singen auf die Melodei des schönen DankPsalmens: Nun lobe, meine Seele, den Herren.

 

1.

Wie wol hast du gelabet,

O liebster Jesu, deinen Gast,

Ja Mich so reich begabet,

Daß Ich itz fühle Freüd und Rast.

O wundersahme Speise,

O süsser LebensTrank,

O Liebmahl, das Ich preise

Mit einem Lobgesang,

In dem es hat erquikket

Mein Leben, Hertz und Muht:

Mein Geist, der hat erblikket

Das allerhöchste Guht.

 

2.

Du hast Mich itz geführet,

O HERR, in deinen Gnadensahl

Daselbst hab Ich berühret

Dein edle Güter allzumahl:

Da hast du Mir vergebens

Geschenket mildiglich

Das wehrte Brod des Lebens,

Daß sehr ergetzet Mich;

Du hast Mir zugelassen,

Daß Ich den SeelenWein

Im Glauben möchte fassen

Und dir vermählet sein.

 

3.

Bei dir hab' Ich gegessen

Die Speise der Unsterbligkeit,

Du hast Mir vol gemessen

Den edlen Kelch, der Mich erfreüt.

Ach Gott, du hast erzeiget

Mir Armen solche Gunst,

Daß billig itz sich neiget

Mein Hertz für LiebesBrunst;

Du hast Mich lassen schmekken

Das köstlich Engelbrod:

Hinfohrt kan Mich nicht schrekken

Welt, Teüfel, Sünd' und Tod.

 

4.

So lang' Ich leb auf Erden,

Preis' Ich dich, liebster Jesu, wol,

Daß du Mich lässest werden

Von Dir und durch Dich satt und vol.

Du hast Mich selbst getränket

Mit deinem theüren Bluht'

Und Dich zu Mir gelenket,

O Unvergleichlichs Guht!

Nun werd' Ich ja nicht sterben,

Weil Mich gespeiset hat,

Der nimmer kan verderben,

Mein Trost, Schutz, Hülff' und Raht!

 

5.

Wie kan Ichs aber fassen,

Herr Jesu, daß du mit Begier

Dich hast so tieff gelassen

Vom HimmelsSahl herab zu mir?

Du Schöpffer aller Dinge

Besuchest deinen Knecht:

Ach hilf, daß Ich dir bringe

Ein Hertz, das from und schlecht,

Das gläubig dir vertraue,

Damit nach diser Zeit

Ich ja dein Antlitz schaue

Dort in der Ewigkeit.

 

6.

Du bists, der ewig bleibet,

Ich aber bin dem Schatten gleich,

Den bald ein Wind vertreibet;

Herr, Ich bin arm, und du bist reich.

Du bist sehr groß von Gühte,

Kein Unrecht gilt bei dir;

Ich Bößhaft von Gemühte

Kan fehlen für und für:

Noch kommest du hernieder

Zu mir, dem Sündenman.

Waß geb Ich dir doch wieder,

Das dir gefallen kan?

 

7.

Ein Hertz, durch Reü zerschlagen,

Ein Hertz, das gantz zerknirschet ist,

Das – weiß Ich – wird behagen,

Mein Heiland, dir zur jeden Frist.

Du wirst es nicht verachten,

Demnach Ich emsig bin

Nach deiner Gunst zu trachten:

Nim doch in Gnaden hin

Das Opffer meiner Zungen,

Den billich wird itzund

Dein theürer Ruhm besungen,

Herr Gott, durch meinen Mund.

 

8.

Hilf ja, daß dis geniessen

Des edlen Schatzes schaff in mir

Ein unaufhörlichs Bühssen,

Daß Ich Mich wende stets zu dir.

Laß Mich hinführo spühren

Kein andre Liebligkeit,

Alß welche pflegt zu rühren

Von dir in diser Zeit.

Laß mich ja nichts begehren

Alß deine Lieb und Gunst,

Den niemand kan entbehren

Hie deiner Liebe Brunst.

 

9.

Wol Mir! Ich bin versehen

Mit Himmelspeis' und Engeltrank:

Nun wil Ich Rüstig stehen,

Zu singen dir Lob, Ehr' und Dank.

Ade, du Weltgetümmel,

Du bist ein eitler Tand;

Ich seüfftze nach dem Himmel,

Dem rechten Vatterland'.

Ade, dort werd Ich leben

Ohn Unglükk und Verdruß:

Mein Gott, du wirst Mir geben

Der Wollust überfluß.

 

 

Hertzliches Lob- und Danklied nach erlangetem güldenen Friede und geendigtem Bluhtgierigem Kriegswesen

Dises kan gesungen werden auf die Melodei des schönen Lides: Nun freüet eüch, liebe Christen, gemein.

 

1.

Nun ist die längst begehrte Zeit

Des Dankens einmahl kommen,

Da wir mit höchster Fröligkeit

Die guhte Mähr vernommen,

Daß Friede, der gewünschte Schatz,

Sol wiedrüm treten auf den Platz

Zum Nutz und Trost der Frommen.

 

2.

O grosser Gott, nun wollen wir

Dich unaufhörlich loben,

Daß du die güldne FriedensZier'

Uns wieder gibst von oben.

Wir rühmen billig deine Macht,

Welch' uns so gnädig hat bewacht

Für aller Feinde Toben.

 

3.

Ihr Völker, danket unserm Gott,

Frolokket Ihm mit Händen,

Lobsingt dem HERREN Zebaoht

An allem Ohrt' und Enden:

Luft, Erd' und Wasser überall

Erheben Ihn mit süssem Schall',

Er kan den Frieden senden.

 

4.

Des HERREN Aug' hat angesehn

Das Elend der Verjagten:

Im Friede wil Er lassen stehn

Nun wiedrüm die Geplagten.

Der schnöde Krieg ist schon dahin,

Nur Friede bleibt uns zum Gewin,

Seid freüdig, Ihr Verzagten!

 

5.

Ach Gott, wen wir bedenken nur

Den außgestandnen Jammer,

Der uns fast täglich wiederfuhr,

Alß uns des KriegesHammer

Zermalmete schier alle Stund',

Alsden so zittert uns der Mund

Mit traurigem Gestammer.

 

6.

Mein Hertz, das bricht mit Seüftzen auß,

Die Lippen sind vol Klagen,

Ich beb', als müst' Ich einen Strauß

Aufs neüe gleichsahm wagen,

Ja meine Glieder waklen sehr,

Das Elend könten sie nicht mehr

Für Mattigkeit ertragen.

 

7.

Vol Jammers hast du uns gemacht,

Mit GallenWein getränket,

Dein Grimm hat in der KriegesNacht

Uns gäntzlich schier versenket,

Demnach der Waffen Zwang und List,

Die schwehrlich zu beschreiben ist,

So grausahm uns gekränket.

 

8.

Der Feind verzehrt uns gantz und gahr

Das hochbemühte Leben,

Daß anders nichts als Seüfftzen war,

Ja mit dem Tod' ümgeben.

Der Krieg gebahr uns Hungersnoht,

Schenkt uns die Waffen vor das Brod,

Auch Pestilentz daneben.

 

9.

Nun aber geht uns wiedrum auf

Das Sonnenliecht der Freüden,

Es muß der Krieg mit schnellem Lauf'

Auß unsern Grentzen scheiden:

Nun wandlen wir den Friedenssteg,

Des Himmels Gühte nimt hinweg

Das lang gehegte Leiden.

 

10.

Nun heben wir mit Hertzenslust

Zu dir, Herr, unser Augen,

Wir, die wir an der süssen Brust

Des güldnen Friedens Saugen.

Ach müchten wir, du grosser Gott,

Gehorsahmlich auch dein Geboht

Dafür zu halten taugen!

 

11.

Wie gnädig ward doch unser Bitt',

O Vatter, angenommen!

Die Noht, welch' uns das Hertz zerschnitt',

Ist bald für dich gekommen.

Das Retten war dir nicht zu schwehr,

Du hast gestilt das KriegesMeer,

In welchem wir geschwommen.

 

12.

Nun sol mein Mund verschweigen nicht,

Waß du für Hülff' erwiesen,

Alß uns, O Gott, auf dein Gericht

Die Kriegeswind' anbliesen.

Den nun ist hin die böse Zeit,

Wir leben itzt in Sicherheit.

Mein Gott, sei hoch gepriesen.

 

13.

Einst aber hett' Ich hertzlich gern,

Das lass' auch dir gefallen,

Daß ja der Fried hinfohrt nicht fern

Zum Lande müg außwallen.

Den Fried ist lauter Freüd und Lust,

Ergetzligkeit, Guht, Ehr und Rust,

Der höchste Schatz von Allen.

 

14.

Ach HERR, wir wollen unser Brod

Im Schweiß ja gern erwerben,

Laß aber durch die Kriegesnoht

Hinfohrt uns nicht verderben.

Du bist ja selbst der FriedensMann,

Drüm schau auch uns mit Frieden an,

Uns, deine FriedensErben.

 

15.

Gib sichern Fried', erhalt Ihn auch,

O Gott, in deinem Lande,

Doch daß man Seiner auch gebrauch'

Ohn' Aergerniß und Schande,

Daß Jederman zur FriedensZeit

Zu dienen dir stets sei bereit

In seinem Lauff' und Stande.

 

 

Lob- und Dankliedlein nach überstandenem schwehren Sterbensleüften, Pestilentischen und andern gifftigen Seüch- und Krankheiten

Dises wird gesungen auf die schöne Melodei meines bekanten Osterlides: Lasset uns den Herren preisen.

 

1.

Lasset uns, Ihr Christen, singen

Lob und Ehre, Dank und Preiß

Unserm Gott für allen Dingen,

Der uns so zu schützen weiß.

HERR, wer kan dich gnug erheben?

Deine Güht ist Väterlich,

Deine Lieb erweiset sich

Und dein hohe Macht daneben.

HERR, es sol mein Lobgesang

Rühmen dich mein Lebenlang.

 

2.

In der armen Sünder Orden

Waren wir für kurtzer Zeit

Aller Welt zum Scheüsahl worden

Wegen unser Eitelkeit.

Ach, wir waren gantz vernichtet,

Grosser Gott, durch deinen Grim,

Aber deine Gnadenstimm'

Hat uns wieder aufgerichtet.

Drüm sol auch mein Lebenlang

Rühmen Dich mein Lobgesang.

 

3.

Tödlichs Gift hatt' uns gebissen,

Gleichwol hat uns deine Macht

Auß des TodesSchlund gerissen

Und ins Leben wiederbracht.

Ach wir lagen gantz ümfangen

Mit der Seüche, die wie Feür

Brante scharf und ungeheür,

Endlich sind wir noch entgangen.

HERR, es sol mein Lebenlang

Preisen dich mein Lobgesang.

 

4.

Unser Seele war ümgeben

Mit Beschwerden ohne Zahl;

Dazumahl hieß unser Leben

Trübsahl, Unmuht, Angst und Quahl.

Gleichwol hat uns nicht verschlungen,

Der sonst manchen hingeraft;

Nein, Er ward durch deine Kraft,

O du MenschenFreünd, bezwungen.

Drum sol auch mein Lobgesang

Rühmen dich mein Lebenlang.

 

5.

Da wir alle kläglich rieffen,

Da wir schrien Tag und Nacht,

Da wir zu dem HERREN lieffen,

Hat Er uns gesund gemacht.

Unsre Tage sind vergangen,

(Klagen wir,) die Zeit ist hin!

Aber, nein, dein treüer Sinn

Hat zu helffen angefangen.

Drum sol dis mein Lobgedicht

Dich zu preisen ruhen nicht.

 

6.

Wen dein Eifer dich bewogen

Und uns angehauchet hett',

Ach so weren wir gezogen

In die Gruben auß dem Bett'!

Herr, wie matte Fliegen fallen,

Weren wir den andern gleich

Hingerükt ins TodesReich,

Und nun leb' Ich doch für allen.

Sol den nicht mein Lobgesang

Preisen dich mein Lebenlang?

 

7.

Gott, wir sind in deiner Hütten

Wolgedekt zur bösen Zeit.

Alß der Würger wolt' außschütten

Seinen Muht und Grausahmkeit:

Deine Güht hielt uns verborgen

In dem sichern Lebenszelt,

Daß wir nunmehr in der Welt

Wiedrüm wallen ohne Sorgen.

Nun es sol mein Lobgesang

Preisen Dich mein Lebenlang.

 

8.

HERR, du schüttest nach dem Weinen

Uber uns viel Freüd und Wonn'.

Ei wie lieblich muß doch scheinen

Nach dem Hagelschaur die Sonn'!

Auf viel Klagen folget Lachen,

Auf das Stürmen stille Zeit,

Auf viel Heülen Fröligkeit:

Solche Lust kan Gott uns machen.

Drum sol auch mein Lobgesang

Preisen Ihn mein Lebenlang.

 

9.

Nun die Seüch' hat aufgehöret,

Laß auch uns, HERR, hören auf

Das zu thun, waß uns bethöret

Hier in unserm LebensLauf'.

Ach daß doch dis Gift der Sünden

Flöge mit der Pest dahin,

Daß sich stets in unserm Sinn'

Ehr' und Tugend möchte finden!

Den so solt' auch mein Gesang

Rühmen Dich mein Lebenlang.

 

10.

Hilf doch, daß wir arme Maden

Dise schwehre Straff' und Pein

Abermahl uns nicht aufladen,

Laß uns neüe Menschen sein.

Lass' uns unser Schuld erkennen,

Lass' uns dich vol Reü und Leid

Bitten und, wan wir befreit,

Frölich unsern Vatter nennen.

Den sol unser Lobgedicht

Dich zu preisen ruhen nicht.

 

11.

Nun du wirst uns überheben,

(Ist es anders, HERR, dein Will,)

Diser Straff' und unser Leben

Schliessen lassen in der Still'.

O bei dir ist Raht zu finden,

Du kanst helffen in der Noht,

Du kanst reissen aus dem Tod':

Ei so hilff den überwinden,

Daß, O Gott, mein Lobgesang

Rühme dich mein Lebenlang.

 

 

Lob- und Danklied, welches nach geendigtem starken Donnerwetter, oder wen sonst ein hefftiges Ungewitter ohne Schaden ist fürüber gangen

Kan gesungen werden auf die Melodei: Wen wir in höchsten Nöhten sind.

 

1.

Allmächtiger und starker Gott,

Du hocherhabner Zebaoht,

Itz haben wir gehöret an

Mit Zittern, waß dein Allmacht kan.

 

2.

Wir loben, preisen, fürchten dich,

Die wir gleich itz so grausahmlich

Erschrokken deine Macht gesehn,

Für welcher Niemand kan bestehn.

 

3.

O grosser Gott, wir danken dir,

Daß wir, für Furcht erstarret schier,

Geprüfet doch zu diser Frist,

Daß du noch unser Vatter bist.

 

4.

Du hast erhöret in der Noht

Dein Volk, das schier für Schrekken Tod,

Und uns in diser swehren Zeit

Erwiesen viel Barmhertzigkeit.

 

5.

Ach HERR, wen Trübsahl komt herbei

Und du vernimst ein Angstgeschrei,

Wen wir für Zagen werden bleich,

So bist du ja von Liebe reich.

 

6.

Du gibst auf alles fleißig acht,

Hast dise Stund an uns gedacht

Alß an den Noah in der Fluht,

Dem du gefristet Leib und Guht.

 

7.

Du hast uns, HERR, in diser Noht

Bewahrt für einem schnellen Tod,

Gleich wie du dort der Jünger Schaar

Erhieltest in des Meers Gefahr.

 

8.

Eß hat uns weder Feür noch Hitz

Noch Donner noch ein starker Blitz

Noch auch der Hagel in der Bahn

Des Ungewitters Leid gethan.

 

9.

Waß du verheissen für der Zeit,

Daß uns der Flammen Grausahmkeit

Im weinigsten nicht schaden sol,

Ist nun erfüllet recht und wol.

 

10.

Du hast verhütet Feür und Brand,

Dazu mit deiner GnadenHand

Gehalten mich auf mein Begehr

Wie dort Sanct Peter in dem Meer.

 

11.

Dein Hand und Schatten hat bedekt

Uns, die wir waren sehr erschrekt:

Du hast beschirmet unsern Leib,

Auch Hauß und Hof, Guht, Kind und Weib.

 

12.

Dem Satan hieltest du zu Trutz',

O grosser Gott, uns starken Schutz,

Ja stundest bei uns in Gefahr,

Biß daß dein Zorn vorüber war.

 

13.

Du hast dein freundlichs Angesicht

In diser Noht verborgen nicht;

Du hast erwiesen in der That,

Daß deine Treü kein Ende hat.

 

14.

Für solche Wolthat danken wir

Auß reinem Hertzen billig dir,

Ja geben dir mit höchstem Fleiss'

In dieser Stunde Lob und Preiß.

 

15.

Und obs gleich weinig nützen kan,

So nim doch unser Opfer an,

Das auf dem Altar Jesu Christ

Im Glauben dir gewidmet ist.

 

16.

Verleih uns Gnad, O du mein Licht,

Daß nimmer wir vergessen nicht

Der Wolthat, die dein Hülff' und Hand

An uns, dein armes Volk, gewand.

 

17.

Hilf, daß es uns zur Buhsse treib'

Und Frömmigkeit nicht aussen bleib',

Auf daß, wen plötzlich bricht herein

Dein Tag, wir ja nicht sicher sein.

 

18.

O süsser Jesu, mach' uns from;

O du mein liebster Heiland, komm':

Ich wahrt auf dich mit höchstem Fleiss'

Und opfre dir Lob, Ehr' und Preiß'.

 

 

Ein Dank- und Bittlied für und üm den reichen Segen Gottes, mit welchem Er uns sonst alle Jahre so mildiglich pflegt zubeschenken

Dises kan gesungen werden im Thon des bekanten Lides: Waß mein Gott wil, das gescheh allzeit.

 

1.

O Gott, dir dank' Ich allezeit

Für beinen reichen Segen.

Wer kan doch solche Mildigkeit,

Wie sichs gebührt, erwägen?

Du gibst zur Noht

Das liebe Brod

Den Menschen mit gefallen:

Das gantze Jahr

Steht jmmerdar

Sehr reich und schön von allen.

 

2.

Dein Regen macht die Felder nass,

Er dünget Berg' und Auen:

Den wächset Laub, Getreid und Graß,

Daß wirs mit Lust anschauen.

Es wird das Land

Von deiner Hand

Mit Reichthum angefüllet,

Wodurch alßdan

Fast Jederman

Den NahrungsMangel stillet.

 

3.

Der HERR hat an der Helden Macht

Und Stärke kein Belieben;

Er spottet nur der Menschen Pracht,

So thöricht wird getrieben.

Wer Ihm vertraut,

Stets auf Ihn baut

Und festiglich kan hoffen,

Der hat das Ziel

Auf disem Spiel

Zum allerbesten troffen.

 

4.

Kein Tag, kein Stündlein geht dahin,

In welchem man nicht spühret,

Waß Gottes Wolthat für Gewinn

In unser' Häuser führet.

HERR, deine Quell

Ist reich und hell,

Sie rinnet stets mit Gnaden,

So daß noch Blitz

Noch Frost noch Hitz

Unß etwan könte schaden.

 

5.

Wen mich ein sanfter Wind anhaucht,

So fühl' Ich Gottes Segen,

Wen das Getreide steht und raucht,

Wen sich sein Aehren regen,

Wen Feld und Wald

So wolgestalt

Die Berg' und Thäler schmükken:

So kan fürwahr

Das schöne Jahr

Mir mein Gemüht entzükken.

 

6.

So bald Ich nur von hinnen geh'

Ins grüne Feld spatzieren

Und da die schönsten Heerden seh'

Ihr frölichs Leben führen:

So find Ich gleich

Ein herrlichs Reich

Vol lauter Gottes Gühte.

Drauf endert sich

Bald kräftiglich

Mein trauriges Gemühte.

 

7.

Ach Gott! daß wir so thöricht sind

Und solches nicht erkennen!

Ich klag es noch: die Welt ist blind,

Sie kan ja nicht recht nennen

Die grosse Gunst,

Die Gott ümsunst

Uns lässet widerfahren.

Ja MenschenDank

Ist schwach und krank,

Verschwindet mit den Jahren.

 

8.

Der Ochs' erkennet seinen Wihrt,

Der Esel seine Krippen;

Der Mensch allein ist gahr verirrt,

Er lässet Zung und Lippen

Gantz stille stehn.

Es mag geschehn

Waß Böses oder Guhtes,

So geht Er hin,

Sein Hertz und Sinn

Ist roh und frechen Muhtes.

 

9.

O grosser Gott, daß wissen wir,

Ja müssens auch bereüen,

Drüm tretten wir mit Furcht herfür

Alß Kinder, die sich scheüen,

Und bitten dich

Demühtiglich,

Du wollest ja nicht rechen

So grosse Schuld;

Auß Gnad und Huld

Verzeih' uns den Gebrechen.

 

10.

Gib, daß wir mügen dankbar sein

Und deine Güht erkennen,

Laß Hertz und Mund, von Sünden rein,

Dich kindlich Vatter nennen.

Dein Segen kröhn'

Uns, deine Söhn',

Und lass' uns wol gedeien

Frucht, Vieh und Wald.

Erhör' uns bald,

Wen wir im Mangel schreien.

 

11.

HERR, kröhne dein geliebtes Land,

Dein Wohrt müss' in Ihm bleiben,

Und laß ja nicht den wehrten Stand

Der Obrigkeit vertreiben.

Absonderlich

So krön auch mich

Mit Höfnung, Lieb und Glauben:

So weiß Ich, daß

Noch List noch Hass'

Den Himmel mir kan rauben.

 

 

Ein Danklied zu Gott, daß Er unser Gebeht so gnädiglich erhöret und angenommen

Dises kan auch gesungen werden auf die Melodei des Lides: Von Gott wil Ich nicht lassen.

 

1.

Ich wil den HERREN loben,

Sein Lob sol immerdar

Noch ferner stehn erhoben

Alß bei der Sterne Schaar:

Eß sol mein Hertz und Mund

Sich Gottes Güht erfreüen,

Ja weit und breit außschreien

Desselben Gnadenbund.

 

2.

Helft Mir den HERREN preisen,

Ihr Christen überall,

Mit wunderschönen Weisen,

Mit Instrumenten Schall'.

Er hat sein gnädigs Ohr

Mir zeitig zugewendet

Und Hülffe mir gesendet:

Drauf kam' Ich bald empor.

 

3.

Nur der ist wolbestanden,

Der Ihn hat angesehn,

Den keiner wird zu Schanden,

Der Ihm kan nahe gehn.

Da der Elende rief,

Hat Ihn der HERR erhöret,

In Lust Sein Leid verkehret,

Darin Er lag so rieff!

 

4.

Ach sehet doch und schmekket,

Wie Freündlich daß Er ist,

Wie fein Er uns bedekket

Für Satans Macht und List!

Er wachet üm uns her;

Wol dem, der auf Ihn bauet

Und seiner Gühte trauet,

Dem fält kein Kreütz zu schwehr.

 

5.

Des HERREN Augen sehen,

Waß der Gerechte macht;

Auch müssen offen stehen

Sein' Ohren Tag und Nacht.

Er höret Ihr Geschrei:

Wen Trübsahl Sie wil todten,

So hilft Er schnell auß Nöhten

Und macht Sie Sorgen frei.

 

6.

Der HERR ist nahe denen,

Die traurigs Hertzens sind.

Wie sich sonst Eltern sehnen

Nach Ihrem schwachen Kind',

Also nimt gnädig an

Zerschlagene Gemühter

Israels Hirt und Hühter,

Der alles heilen kan.

 

7.

Der HERR hat nicht verborgen

Sein Angesicht für Mir;

Den alß mein Hertz vol Sorgen

Sich selbst verzehrte schier,

Da trat Er bald herzu

Und stillte mein Verlangen;

Als Ich ein Hülff empfangen,

Da fühlt' Ich stündlich Ruh'.

 

8.

Er kennet ja den Jammer,

Der oft so grausahmlich

In diser Trähnenkammer

Verzehret Dich und Mich.

Drum ist mein Hertz gewiß,

Daß Er auf Alles merket

Und die Betrübten stärket

In Ihrer Kümmerniß.

 

9.

Laß gnädig dir gefallen,

Du meines Lebens Hort,

Diß meiner Zungen Lallen:

Es sind dein' eigne Wohrt.

Ach nim Sie von mir an,

Dieweil Mir wil geziemen

Von Hertzen dich zu rühmen,

So lang' Ich reden kan.

 

10.

Man lobt dich in der Stille,

Du Sions Schutz und Heil:

HERR, hilf, daß Ich erfülle,

Waß Ich zu meinem Theil

Dir kindlich leisten sol.

Immittelst laß für allen

Diß Opffer dir gefallen,

So werd Ich Jauchtzens vol.

 

11.

Das ist ja meine Freüde,

Daß Ich im Glükk und Noht

Von meinem Gott nicht scheide.

Und ob Mich gleich der Tod

Hinriss' auß diser Welt,

Bleib Ich doch Gott ergeben;

Der friste Mir mein Leben,

So lang es Ihm gefält.

 

12.

Wie kan Ich dir bezahlen,

HERR, deine Güht' und Treü?

Eß sol zu tausend mahlen

Mein Danklied werden neü.

Auf, meine Seele, fohrt,

Dem HERREN wil Ich singen,

Laß Himmelslieder klingen

Mit Freüden hier und dort.

 

 

Christliche Betrachtung und Vorbereitung zum Seligen Abscheide aus disem in das andere und ewige Leben

Dises kan gesungen werden auf die Weise des schönen Lides: Herr Christ, der einig Gottes Sohn.

 

1.

O Vatter aller Gnaden,

Reich von Barmhertzigkeit,

Du läst uns arme Maden

In diser bösen Zeit

Auß deinem Wohrt' erkennen,

Daß wir zum Sterben rennen:

Kein Mensch ist hie befreit.

 

2.

Es ist ja dises Leben

Den zahrten Blühmlein gleich,

Die durch der Winde weben

Bald werden welk und bleich;

Es ist schier gleich dem Schatten,

Dem Gras' auf dürren Matten,

Ja wie die Luft so weich.

 

3.

Wie Rauch und Dampf verschwindet

In einem Augenblikk',

Auch man kein Wöhrtlein findet,

Das wieder komt zurükk',

Im Fall es außgesprochen:

So bald wird auch zerbrochen

Des Himmels Meisterstükk'.

 

4.

Ach lehr' uns, HERR, bedenken,

Daß unsers Lebenslauf

Zum Ende sich muß lenken

Und hören plötzlich auf,

Daß wir mit allen Sinnen

Den Himmel lieb gewinnen:

Das heist ein edler Kauf.

 

5.

Hilf, daß wir Lust bekommen,

Zu lernen in der Zeit

Nur das, waß uns kan frommen

Dort in der Ewigkeit,

Daß wir auch alle Sachen

Bereit und fertig machen

Noch für dem letzten Streit.

 

6.

Verzeih' uns doch auß Gnaden

All' unsre Missethat,

Damit wir sind beladen,

HERR Jesu, du weist Raht:

Durch deine Schläg' und Wunden

Ist ja das Mittel funden,

Das uns erlöset hat.

 

7.

Du kanst deß Todes Schrekken

Vertreiben gantz und gahr,

Dein Sterben kan bedekken,

Was sonst zu fürchten war.

Dir ist es ja gelungen,

Daß du den Tod verschlungen,

Hin ist nun die Gefahr!

 

8.

Hastu doch selbst gekämpfet,

HERR Jesu, mit dem Tod'

Und dessen Macht gedämpfet

In deiner höchsten Noht;

Hast du doch gantz erhitzet

Dein theüres Bluht geschwitzet

Gleich wie Rosin so roht!

 

9.

Dieweil den nun verschlungen

Der Tod ist in dem Sieg'

Und Satan, gantz bezwungen

Durch deines Leidens Krieg,

Nichts hat an mir zu finden,

So hilff mir überwinden,

Daß Ich nicht unten lig'.

 

10.

Und wen die Zeit fürhanden,

Daß Ich abscheiden sol,

So reiß Mich aus den Banden

Des Todes, daß Ich wol

Und ritterlich durchdringe,

Ja dir, mein Gott, lobsinge,

Der HimmelsFreüden vol.

 

11.

Auß Lieb hast du dein Leben,

O Jesu, Gottes Lamm,

Für Mich dahin gegeben

An deines Kreützes Stamm:

Wie köntest du Mich hassen,

Wen Ich die Welt sol lassen,

Mein liebster Bräutigam?

 

12.

O Tröster der Geplagten,

O Geist der Einigkeit,

O Hoffnung der Verzagten,

O Freüd' in allem Leid,

Stärk in den letzten Zügen

Mein weiniges Vermügen:

HERR, hilff, Ich bin bereit!

 

 

Ernstliche Betrachtung der Gewißheit deß herannahenden Jüngsten Tages, und waß für ein Gericht daran sol geheget werden

Dises kan man singen auf die Melodei des Kirchengesanges: Wachet auff, jhr Christen alle, etc.

 

1.

Last ab von Sünden alle,

Last ab und zweifelt nicht,

Daß Christus wird mit Schalle

Bald kommen zum Gericht.

Sein Stuhl ist schon bereitet,

Der Herr komt offenbahr,

Er komt und wird begleitet

Von einer grossen Schaar.

 

2.

Erschrik, ô sichre Seele,

Diß ist der letste Tag.

Dein Leib komt auß der Höhle,

Darin Er schlaffend lag:

Da must du stehn entkleidet

Und hören an mit scheü,

Wie Christus selber scheidet

Den Weitzen von der Spreü.

 

3.

Wol Dir, so Du geschmükket

In wahrem Glauben bist,

Alßden wirst du gerükket

Hinauf zu Jesu Christ:

Weh' aber Dir von Hertzen,

Drükt Dich der Sünden Joch,

Der Satan wird mit Schmertzen

Dich stürtzen in sein Loch.

 

4.

Waß wird der Richter machen?

Der richtet nicht allein,

Er wird zu gleich in Sachen

Dein wahrer Zeüge sein.

Den wirst du sehr erschrekken,

Wen auf dem Urtheilsplan

Der Richter wird aufdekken,

Waß heimlich du gethan.

 

5.

Wie wilt du doch bestehen

Für seinem grossen Zorn,

Wen Er Dich lässet sehen

Die Wunden, Schläg und Dorn

Und waß Er mehr getragen,

O schnöder Knecht, für Dich.

Bald wird dich Christus fragen:

Warum, Mensch, schlugst Du Mich?

 

6.

Hab Ich nicht gern vergossen

Mein Bluht für deine Schuld?

Ward Ich nicht fest geschlossen?

Litt Ich nicht mit Geduld

Die nie verdiente Straffen

Und Marter Tag und Nacht,

Biß Ich, am Kreütz entschlaffen,

Hab' alles vollenbracht?

 

7.

Wie hast du nun vergolten

Mir, waß Ich dir gethan?

Oft hast du Mich gescholten,

Bist oft die Sündenbahn

Mit dem verfluchten Hauffen

Nur Mir zu Spott und Hohn

In Sicherheit gelauffen:

War das nicht feiner Lohn?

 

8.

Ach Gott, wie wird erschüttern

Alsden ein Sünden Kind!

Israel muste zittern,

Alß es den starken Wind,

Das Donnern und das Blitzen

Samt der Posaunen Schall'

Hört auf des Berges Spitzen,

Da schrie es überal.

 

9.

Wie wird der Sünder schreien,

Wan Ihn der Richter fragt,

Warum Er nicht mit treüen

Gethan, waß Ihm gesagt!

Wie wird Er können schauen

Ein solches Angesicht,

Das Ihm mit Angst und Grauen

Leib, Seel' und Geist zerbricht!

 

10.

Wer kan die Schand erreichen,

Die der erdulden mus,

Der durch den Tod gieng schleichen

Ins Grab ohn' alle Buhss'

Und sol hernachmals sehen

Viel Heilige mit Pracht

Bei Gott dem Richter stehen,

Der Ihm sein Urtheil macht?

 

11.

Die grossen Gottes Männer

Verfluchen den zu gleich

Den frechen Friedenstrenner,

Der Satans Kirch' und Reich

Gesuchet zuvermehren

Auß böser Lust allein

Und muß nun aller Ehren

Dafür entsetzet sein.

 

12.

O Himmel! Es erschallet

Der Sünder Klaggeschrei:

Ihr Berg und Hügel fallet

Und knirschet uns enzwey,

Bedekt uns für dem Pfule,

Dieweil zu diser frist

Das Lämlein auf dem Stuhle

So gahr ergrimmet ist.

 

13.

HERR, lehre Mich bedenken

Doch disen Jüngsten Tag,

Daß Ich zu Dir Mich lenken

Und Christlich leben mag;

Und wen Ich den sol stehen

Für deinem Angesicht,

So laß Mich frölich sehen

Dein klares Himmelslicht.

 

 

Treühertzige Ermahnung und Warnung an die sichere Welt, daß sie sich gegen dem herannahendem Jüngsten Tag mit wahrer Bußfertigkeit wolle bereit und gefast machen

In seiner eigenen gantz neüen Melodei.

 

1.

Wach' auf, wach' auf, du sichre Welt,

Der letste Tag wird warlich kommen;

Den waß im Himmel ist bestelt,

Wird durch die Zeit nicht hingenommen.

Ja waß der Heiland hat geschwohren

Sol endlich alzumahl geschehn:

Ob gleich die Welt muß untergehn,

So wird sein Wohrt doch nicht verlohren.

 

2.

Sprich nicht, du schnödes Sünden Kind:

Man hat schon längst davon gelehret,

Und folgt doch nichts. Ach! du bist blind,

Der Satan hat dein Hertz betöhret.

Ja, Spötter, du darfst gahr nicht sorgen,

Ob gülten Christus Wohrte nicht:

Nein, bringen wird Er für Gericht,

Waß hier gewesen gantz verborgen.

 

3.

Ich schaff und würke, waß Ich wol',

Im essen, trinken, schlaffen, wachen,

So hör Ich Angst und Schrekkens vol

Luft, Himmel, Erd' und Wasser krachen;

Ich höre schon die Stimm erschallen:

Steht auf, Ihr Todten, geht herfür,

Hier ist die Hell' und Himmelsthür.

Mein Gott, laß Mich zu diser wallen.

 

4.

Wach' auf, der letste Tag ist nah',

Es lehrens ja des HimmelsZeichen:

Die klare Lichter stehen da,

Als wolten sie bald von uns weichen;

Das Firmament läst sich bewegen,

Es wühtet das erzürnte Meer,

Die Flüsse lauffen über her,

Die Winde wollen sich nicht legen.

 

5.

Den Leüten ist auf Erden bang,

Sie gehen stets in Traurgedanken.

Es währet leider allzulang

Das Streiten, Kriegen, Rauben, Zanken;

Die Nahrung kan man kaum erwerben,

Die Frommen werden sehr geplagt,

Der eine heült, der ander klagt,

Die meisten wünschen bald zusterben.

 

6.

Der HERR verzeücht die letste Zeit.

Dieweil Er uns so hertzlich liebet

Und nur auß lauter Freündligkeit

Uns Frist und Raum zur Buhsse gibet:

Er weiß gahr sanft mit uns zu fahren,

Hält auf den lieben Jüngsten Tag,

Daß sich der Frommen Glaube mag

Samt Lieb und Hoffnung offenbahren.

 

7.

Wach'auf, der HERR komt zum Gericht',

Er wird sehr prächtig lassen schauen

Sein Richterliches Angesicht,

Daß die Verdamten machet grauen.

Seht, den der Vatter lässet sitzen

Zu Seiner Rechten, der die Welt

Zu Seinen Füssen hat gestelt,

Der komt mit Donnern, Feür und Blitzen.

 

8.

Es wird Ihn sehen Kaiphas,

Der Ihn so fälschlich hat verdammet,

Pilatus, der wird werden blaß,

Wen dises Richters Antlitz flammet.

Auch Judas, der Ihn hat verrahten,

Herodes, der Ihn bracht in Spott,

Die werden den, ô grosser Gott,

Verfluchen jhre böse Thaten!

 

9.

Sehr lieblich wird im Gegentheil

Erscheinen diser Tag den Frommen,

An welchem Ihr erwünschtes Heil,

Sie frei zu machen, ist gekommen.

Der rechte Josua wird bringen

Die Seinige mit starker Hand

In das gelobte Vatterland',

Ein Siegeslied daselbst zusingen.

 

10.

Sind gleich die Zeiten so verkehrt,

Daß wir für Unmuht schier vergehen,

Wird schon die Trübsahl so vermehrt,

Daß auch kein Ziel daran zusehen:

Geduldet Eüch, bald wird sich enden

Des Lebens schwehre Pilgrimschaft;

Bald werden wir dahin geraft,

Wo sich die Plagen von uns wenden.

 

11.

Der Frühling ist schon vor der Thür,

Der Feigenbaum wil Laub gewinnen,

Die Blühmlein schiessen auch herfür,

Die Zeit erneüert uns die Sinnen:

Bald komt das rechte SommerLeben,

In welchem unser Leib wird sein

Verklähret wie der Sonnenschein,

Den uns der Jüngste Tag wird geben.

 

12.

Wach' auf, wach' auf, du sichre Welt,

Sehr schnel wird diser Tag einbrechen.

Wer weiß, wie bald es Gott gefält:

Sein Will' ist gahr nit außzusprechen.

Ach hüte Dich vor Geitz und Prassen:

Gleich wie das Vöglein wird berükt,

Noch eh' es seinen Feind erblikt,

So schnell wird diser Tag Dich fassen.

 

13.

Wolan wir wollen fleissig behten,

Wir wollen wachen Tag und Nacht,

Wir wollen gleich den Knechten treten,

Welch' auf die Herren geben acht.

Komt, lasset uns entgegen gehen

Dem Bräutigam zu rechter Zeit,

Damit wir in der Ewigkeit

Samt allen Engeln für Ihm stehen.

 

 

Ernstliche Betrachtung der grausahmen Gefängnisse und des gahr abscheülichen Ohrtes der Höllen

Dises kan gesungen werden auf die Melodei des Lides: Es ist gewißlich an der Beit, etc.

 

1.

Erschrecklich ist es, daß man nicht

Der Höllen Pein betrachtet,

Ja daß Sie fast alß ein Gedicht

Von vielen wird geachtet,

Da doch kein Augenblik vergeht,

Daß nicht ein Hauff' im Sarke steht,

Vom Würger abgeschlachtet.

 

2.

Halt inn, ô Mensch, mit deinem Lauff',

Es ist ja leicht geschehen,

Daß Dich gereüt der schlimme Kauf;

Drum bleib' ein weinig stehen:

Wir wollen erst das HöllenLoch,

Den Schwefelpfuhl, des Satans Joch

Mit rechtem Ernst besehen.

 

3.

Merk' auf, der Du mit grossem Pracht'

Hie lässest Häuser bauen:

Du wirst in jenner finstern Nacht

Dergleichen nimmer schauen.

Der Höllen Wohnung ist ein Schlund,

Ja tieffe Pfütz', in welcher Grund

Du fallen wirst mit Grauen.

 

4.

Da findet sich kein schöner Saal,

Kein Vorhauß, keine Kammer,

Es heist und ist ein Ohrt der Quahl,

Den Satans starker Klammer

Fest aneinander hat verpicht,

Es ist ein Wohnhauß ohne Licht,

Ein Schwefelloch vol Jammer.

 

5.

Man wird Dich auch an disen Ohrt

Nicht sanft zu Wagen bringen:

Ach nein, du must mit Grausen fohrt

Und in den Abgrund springen.

Es wird, so bald du fährst davon,

Wie Datan und den Abiron

Die Hölle Dich verschlingen.

 

6.

Gedenk' itz nicht': wie kan es sein,

Daß diser Ohrt sol fassen

Solch eine Meng' und so viel Pein

Die Sünder fühlen lassen?

O Menschenkind, die Höll' ist weit,

Ihr Feld ist groß, die Stätt ist breit

Von Angst und Martergassen.

 

7.

In disem Loch ist gahr kein Licht

Noch heller Glantz zu finden:

Die liebe Sonne scheint hie nicht,

Man tappet wie die Blinden.

Hie leüchtet weder Mohn noch Stern;

Ein Höllenkind, das lebt von fern

In schwartz verbranten Gründen.

 

8.

Hie steiget auf ein dikker Rauch,

Erschreklich anzusehen,

Ein rechter Pech und Schwefelschmauch,

Der überal muß gehen:

Ein Schmauch, der billig wird genant

Angst, Jammer, Marter, Quahl uff Brand,

Dafür man nicht kan stehen.

 

9.

Wer mag ermessen den Gestank,

Der hier auch wird gefunden?

Der strenge Gift kan machen krank

Uhrplötzlich die Gesunden:

Er ist wie dikker Koht und Feür,

Durch ihn wird alles ungeheür,

Das stinket, überwunden.

 

10.

Diß grosse Feld hegt einen Brand,

Der schwartz und traurig scheinet;

Doch brennet diß verfluchte Land

Mehr, alß der Sünder meinet.

Bei disen Flammen kan Er sehn

Die Plagen, welche dort geschehn,

Die man zu späht beweinet.

 

11.

Diß Höllenfeür ist schreklich heis,

Kan Stein und Stahl verzehren.

Der ewig' Angst und Todesschweis

Wird die Verdamten nähren.

Diß Feür das brennet grausahm zwahr,

Verbrennet doch nicht gantz und gahr

Die, so den Tod begehren.

 

12.

In diser Traur- und Jammernacht

Ist lauter Angst und Schrekken.

Ach höret, wie der Donner kracht,

Es blizt an allen Ekken;

Es prasselt stets an disem Ohrt,

Die Winde brausen fohrt und fohrt,

Der Hagel bleibt nicht stekken.

 

13.

Ein jeder Sünder hat sein Loch,

In welchem Er muß quählen,

Den unter disem TeüfelsJoch

Hat einer nicht zu wehlen:

Man darf nicht schweiffen hin und her,

Des Satans Macht fält viel zu schwehr,

Er hat da zu befehlen.

 

14.

Die Stoltzen werden allzumahl

Dort bei einander sitzen;

Die Säuffer werden in der Quahl

Den süssen Wein außschwitzen.

Den Schindern wird die Gnade theür,

Die Hurer wird das Höllenfeür

In Ewigkeit erhitzen.

 

15.

Wer ist, der das erdulden kan,

Waß die Verdamte leiden?

Ihr freche Sünder, denkt daran,

Ihr müsset plötzlich scheiden.

Ist Eüch der Kärker hier zu viel?

Ach Gott, das ist nur Kinderspiel,

Dort wird es anders schneiden.

 

16.

Magst Du nicht hier gefangen sein?

Wie wirst Du den ertragen,

O Mensch, der Höllen Angst und Pein

Den Rauch, Gestank, das Klagen,

Die Finsterniß, des Donners Macht?

Heüt ist die Zeit, bald guhte Nacht

Der argen Welt zu sagen.

 

 

Nohtwendige Betrachtung der unaußsprechlichen Pein, Marter und Straffen, welche die Verdamten in der Höllen ewig müssen erleiden und außstehen

Dises kan gesungen werden auf die Weise des alten Lides: O Welt, ich muß dich lassen, etc.

 

1.

Komt her, Ihr Menschenkinder,

Komt her, Ihr freche Sünder,

Komt her und höret an,

Waß die dort müssen leiden,

Welch' hier von Gott sich scheiden

Und die kein Warnung schrekken kan.

 

2.

Komt, gehet mit zur Höllen,

Da wil Ich Eüch vorstellen

Die allerschwehrste Pein,

Dergleichen nicht zufinden,

Ja die nicht außzugründen,

Wie groß und hart Sie werde sein.

 

3.

Du sprichst: Mein Mund wil essen!

Der Speis' ist hie vergessen,

Dich hungert ewiglich;

Dich dürstet auß der mahssen,

Kein Tropf ist hie zufassen,

Nur Pech und Schwefel sättigt dich.

 

4.

Du suchest schöne Kleider

Und saubern Schmuk: ach leider

Dein Rok ist lauter Mist!

Es schlagen tausend Flammen

Recht über Dir zusammen

Und bleibst doch nakkend, wie Du bist.

 

5.

Kein Häuser darfst Du hoffen:

Der Höllenpfuhl steht offen,

Der gibt Dir willig raum.

In disen wühsten Gründen

Ist lauter nichts zu finden

Alß eitler Unflat, Koht und Schaum.

 

6.

Du wünschest alß auf Erden

Dort hochgeehrt zu werden:

O welch' ein eitler Wahn!

In disem Jammerlande

Bringt man Dir Spott und Schande

Für Ehr und Ansehn auf die Bahn.

 

7.

Wer solte Dich auch ehren,

Wer könte doch vermehren

Dein Lob in solcher Pein?

Bist du doch auß dem Orden

Der Kinder Gottes worden

Des Satans treüer Schlav' allein.

 

8.

Du kanst dich nicht gesellen

Zu denen, die sich stellen

So frisch alß in der Welt:

Dort weis man nur zu sagen

Von Teüfeln, die dich plagen

In ihrem Mord und MarterZelt!

 

9.

Es werden dich verfluchen,

Ja dich zu quählen suchen

Die, welche du verführt:

Sie werden grausahm schreien

Und gahr zu späht berewen,

Daß sie dem Satan so hoffiert.

 

10.

Die täglich hier gesoffen,

Einander angetroffen

An manchem leichten Ohrt,

Die werden dort sich reissen,

Ja wie die Hunde beissen

Und sich zerschlagen fohrt und fohrt.

 

11.

Die sich bei guhten Tagen

Mit Reiten, Fahren, Jagen

Recht lustig hier gemacht,

Die müssen heülend sitzen,

Bald frieren und bald schwitzen,

Den da wird keiner Lust gedacht.

 

12.

Hie kan uns leicht bewegen

Ein Schmertz, daß wir uns legen

Und schreien: O der Pein!

Wie kan die Gicht uns kränken!

Wie kan der Schlag verrenken

Das Haupt, wie martert uns der Stein!

 

13.

Waß wird den in der Höllen,

Wo häuffig sich gesellen

Die Plagen allzumahl,

Für Pein sich lassen finden?

Ach! Satan wird verbinden

Angst, Jammer, Trübsahl, Noht und Quahl.

 

14.

Es werden dort dein' Augen,

Die zuverletzen taugen

Hie manches liebes Kind,

Viel Thränen zwahr vergiessen,

Doch wird es Sie verdriessen,

Daß sie nicht sind gewesen blind.

 

15.

Es werden dort dein' Ohren,

Die hie den leichten Choren

Der Huhren zugehört,

Das Heülen, Knirschen, Dräuen,

Das Fluchen, Schmähen, Schreien

Alßden auch hören gantz verstört.

 

16.

Du wirst für Stank vergehen,

Wen du dein Aaß must sehen:

Dein Mund wird lauter Gall'

Und Höllenwermuht schmekken,

Des Teüfels Speichel lekken,

Ja fressen Koht im finstern Stall.

 

17.

Es wird die Gluht Dich brennen,

Die Teüfel werden trennen

Dein' Adern, Fleisch und Bein:

Sie werden Dich zerreissen,

Sie werden Dich zerschmeissen

Und ewig deine Henker sein.

 

18.

Ach Gott! den wird man bitten:

Nun bärstet in der Mitten,

Ihr Berg', und nemt uns an!

O Marter, Jammer, Brennen!

Wol dem, der dis erkennen

Und in der Zeit sich bessern kan!

 

 

Ernstliche Betrachtung der unendlichen Ewigkeit

Dises kan gesungen werden auf die Melodei des Lides: Hertzlich thut mich verlangen nach einem seligen End.

 

1.

Ich wil für allen Dingen

Vergessen diser Zeit

Und Mir zur Warnung singen

Von jenner Ewigkeit.

Bald scheid' Ich zwahr von hinnen,

Das thut dem Fleische bang';

Ein grössers kränkt die Sinnen,

Das Ewig ist so lang'!

 

2.

Es ist kein Ding auf Erden,

Und wer es noch so gut,

Das nicht kan widrig werden,

Wen man es immer thut.

Die Ruh' erhält das Leben,

Doch wen man Nacht und Tag'

Ihr müste sein ergeben,

So würde Sie zur Plag'.

 

3.

Ach! wen wir solten fühlen

Den Brand und Zipperlein

In unsern Gliedern wühlen

Ein eintzigs Jahr allein,

Wie würden wir uns zauen,

Zu werden bald befreit:

Ei solt' uns den nicht grauen

Für jenner Ewigkeit?

 

4.

Lass Strikk und Räder kommen,

Lass Schwefel, Pech und Feür

Zusammen sein genommen,

Lass alles ungeheür

Uns hundert Jahre brennen,

Daß es ja schwehrlich thut,

Waß ist doch das zu nennen

Für jenner Höllengluht?

 

5.

O Mensch, wie magst du lauffen,

Kaum eines Stündleins Lust

Für solche Quahl zu kauffen,

Die dir zum theil bewust?

Die Pein wird abgemessen

Nicht etwan nach der Zeit:

Man kan der Zeit vergessen,

Nicht so der Ewigkeit.

 

6.

O Ewig, wie so lange!

O Ewig, wie so schwehr!

Wie thust Du Mir so trange,

Ja komst so plötzlich her!

Ein Augenblik im Leiden

Ist sonst ein gantzes Jahr:

Wie wird es dort den schneiden,

Wo nichts ist wandelbahr?

 

7.

Die Marter pflegt zu tauren

Nicht lang' in diser Welt.

Läst man uns gleich vermauren,

Ist doch der Tag bestelt,

An welchem uns befreiet

Der lang gewünschter Tod;

Nur Ewig, Ewig schreiet

Die grausahm' Höllennoht!

 

8.

Ja soltest Du noch leiden

Vielleicht so manches Jahr,

Als oft Du hast in Freüden

Gesündigt offenbahr,

Und solte Dich noch quählen

So manches Augenblik,

Als Sterne sind zu zehlen,

Du hättest grosses Glükk.

 

9.

Ach aber nein, die Plagen

Sind ohne Mahss' und Ziel,

Du must sie billig tragen,

Gott strafft ja nicht zu viel:

Der Richter läst dich schmekken

Ein Feür der Ewigkeit.

Wer wolte nicht erschrekken?

O Zeit ohn alle Zeit!

 

10.

Nach so viel tausend Jahren,

Als Körnlein Sandes sind,

Als Tröpflein in den Bahren,

Als Stäublein treibt der Wind,

Als Blätter auf den Bäumen,

Als in den Flüssen Stein',

Als Frücht und Samen keimen,

Wirds dennoch Ewig sein.

 

11.

So lang' ein Gott wird bleiben,

Der alles ja vermag,

So lange wird auch treiben

Der Sünder seine Klag'.

Es kan Ihn niemand retten

Noch bringen zu der Ruh':

Es nimt in Satans Ketten

Die Marter stündlich zu.

 

12.

Du darfst auch nicht gedenken:

Das Feür wird mit der Zeit

Nicht mehr so hefftig kränken

Den, der in Ewigkeit

Der HöllenQuahl sol fühlen;

Zeit minder' alle Ding.

Ach nein! hie folgt kein kühlen,

Und wer' es noch so ring'.

 

13.

Ich bitte dich von Hertzen,

O sichers Menschenkind:

Erwege dise Schmertzen

Und sei doch nicht so blind.

Fürwahr die Zeit wird kommen,

Daß du von diser Welt

Wirst plötzlich hingenommen,

Die Stund ist schon bestelt.

 

14.

Laß Dir sein angelegen,

Waß gegenwertig ist,

Noch mehr laß Dich bewegen

Das, waß in kurtzer Frist

Dir stossen wird zu handen:

Ist doch die schnelle Zeit

Kein Augenblik bestanden.

O ewig' Ewigkeit!

 

 

Eines Gottseligen Christen sehnliches Verlangen und Begierde nach dem anderen und ewigen Leben

Dises kan man auch singen auf die Melodei des Lides: Wie es Gott gefält, so gefält mirs auch.

 

1.

O Blidheit! Bin Ich den der Welt

Zu dienen nur erschaffen?

Und hat mein Schöpffer Mich bestelt,

Daß Ich sol emsig gaffen

Nach eitlem Guht'

Und meinen Muht

Auf solche Thorheit setzen,

Die leichtlich kan

Den klügsten Man

An Seel' und Leib verletzen?

 

2.

Mein Gott, erschaffen hast Du Mich

Zu deinem FreüdenLeben:

Das weiß und gläub Ich festiglich,

Kan doch nicht recht erheben

Mein Hertz zu Dir

Und für und für

Nach solchem Leben trachten;

Es ist Mir leid,

Daß in der Zeit

Ich dises nicht kan achten.

 

3.

Laß Fleisches, Welt und Augenlust

In Mir nicht länger walten:

Ein bessers ist Mir ja bewust

Daran Ich Mich sol halten.

Laß meinen Sinn

Sich schwingen hin

Zu Dir mit Freüd und Wonne:

Du bist mein Licht

Und Zuversicht,

Ja meiner Seelen Sonne.

 

4.

O Vatter, laß dein schwaches Kind

Stets deine Liebe suchen.

Welt ist nur Dampf, Welt ist nur Wind

Die Welt wil Ich verfluchen.

Dein Unterthan

Lauff' in der Bahn,

Zu dienen seinem Fürsten.

Es sol fürwahr

Mich immerdar

Nach deiner Gnade dürsten.

 

5.

Wen Kreütz und Trübsahl komt heran,

So laß Mich nicht verzagen.

Dein Wohrt ist, das Mir helffen kan

Mein Elend leicht ertragen.

Ich weis ja wol,

Wie daß Ich sol

Mit dir, HERR, ewig leben:

Solt' Ich den nicht,

O Du mein Licht,

Nach solcher Wolfahrt streben?

 

6.

Waß ist doch alles Kreütz und Noht

Waß ist doch alles Leiden,

Waß Hertzenangst, waß gahr der Tod,

Waß schnell und traurig scheiden,

Wen Ich nur mag

Den grossen Tag

Der Herligkeit bedenken

Und auß der Welt

Ins HimmelsZelt

Zu Zions Statt Mich lenken?

 

7.

O schönste Statt, O Gottes Hauß,

O Hauß vol Freüd und Wonne,

Ich wünsch auß diser Welt hinauß,

Daß Ich die FreüdensSonne,

Das klahre Licht

Und Angesicht

Des Allerhöchsten schaue,

Ja daß Ich Mich

Hertz inniglich

Mit meinem Gott vertraue.

 

8.

Ach! Ach! wen wird mein Bräutigam

Mich einmahl kommen heissen,

Wen wird Er Mich auß disem Schlamm'

Und eitlem Leben reissen?

Wen werd' Ich doch

Diß schwehre Joch

Von meinen Schultern legen?

Wen wird sich Mir

Doch thun herfür

Des Himmels Fried und Segen?

 

9.

Wen sol Ich doch dein Angesicht,

O liebster Jesu, sehen?

Wen werd' Ich einst in deinem Licht,

O Licht der Seelen, stehen?

Du lieblichs Bild,

Treü, From und Mild,

Wen werd' Ich aufgenommen,

Daß auß der Zeit

Zur Ewigkeit

Ich schleünig müge kommen?

 

10.

Waß irr' Ich hier im Jammerthal',

In disem fremden Lande,

Ja leid' hieselbst so manche Quahl,

So manchen Spott und Schande?

Ich wil heraus:

Des Vatters Haus

Kan Ich zur Wohnung haben;

Ja diser Ohrt

Wird Mich hinfohrt

Mit höchster Wollust laben.

 

11.

O mögt Ich Armer doch, befreit

Von aller Angst und Schrekken,

Dein unaußsprechlich' Herligkeit

In jennem Leben schmekken!

O süsse Kraft,

O Lebenssaft,

Wen werd' Ich dich empfinden?

Laß Mich die Welt

Doch als ein Held

Gantz siegreich überwinden!

 

12.

O schönste Statt, O klahres Licht,

O Süssigkeit ohn Ende,

O Freüd, O Fried, O Zuversicht,

Ergreif Mich doch behende.

Laß Mich von hier,

Du schönste Zier,

Zur Herligkeit bald scheiden,

Den Ich bin dein,

Und Du bist Mein:

Drauf fahr Ich hin mit Freüden.

 

 

Fröliche Betrachtung der Gewißheit des zukünftigen ewigen Freüden-Lebens

Dises kan man auch singen auf die Melodei des Lides: Der Tag hat sich geneiget.

 

1.

Wie magst Du Dich so kränken,

Mein Seelichen, sag' an,

Wen wilt Du das bedenken,

Was Dich erfreüen kan?

Gott wird nach disem Leben,

Wo nichts alß Angst und Pein,

Dir viel ein bessers geben,

Wo lauter Lust wird sein.

 

2.

Magst Du noch Zweifel tragen

An solcher Herligkeit,

In welcher wir erjagen,

Waß Leib und Seel' erfreüt?

Gott hat ja selbst verheissen,

Daß solch ein Leben sol

Auß aller Angst uns reissen

Und thun uns ewig wol.

 

3.

Nun, Gott, der kan nicht liegen,

Es weiß Sein treües Hertz

Von keinem Leüt betriegen,

Sein Wohrt ist Ihm kein Schertz:

Waß Er Dir hat versprochen,

Das folget mit der That;

Es wird nicht unter brochen,

Waß Er beschlossen hat.

 

4.

Waß man alhier auf Erden

Im Glauben guhtes thut,

Sol ja vergolten werden;

Nun aber wird das Guht'

Hier selten angesehen

Mit einem GnadenLohn:

So muß es ja geschehen

Für Gottes FreüdenThron.

 

5.

Es sitzen hier die Frommen

In Trübsahl und Gefahr,

Den Armen wird genommen,

Was ihnen nöhtig war:

Ei wol, so muß ein Leben

Nach disem sein bereit,

Da Gott wird wieder geben,

Was uns geraubt die Zeit.

 

6.

Ein Frommer muß sich neigen

In diser argen Welt,

Gerechtigkeit muß schweigen,

Die Warheit wird beschnellt,

Man darf so leicht vernichten

Kunst, Tugend, Zucht und Ehr':

Ei solte Gott nicht richten

Dis alles und noch mehr?

 

7.

Er wil ja heftig straffen

Die frechen Sünden Knecht',

Hier aber läst Er schlaffen

Oft sein Gericht und Recht:

So folgt ohn allen Zweifel,

Daß solcher Spötter Lohn

Wird ewig sein beim Teüfel

Mit Marter, Angst und Hohn.

 

8.

Es ist der Mensch erschaffen

Von Gott zur Seligkeit;

Den hat des Satans Klaffen

In einer kurtzen Zeit

Vom Himmel abgeführet:

Das kan nun nicht bestehn;

Gott wird sein Hertz gerühret,

Er wil uns selig sehn.

 

9.

Wie solte Gott uns machen

Zu seinem Ebenbild'

Und lassen uns im Rachen

Des Todes? – Nein, so wild

Und hart wil Er nicht handlen;

Den weil Er ewig lebt,

Sol der auch ewig wandlen,

Der stets an Ihm geklebt.

 

10.

Ward nicht hinweg gerükket

Der Henoch, ward Er nicht

In Gottes Reich verzükket

Uns andren zum Bericht',

Es werd' auch endlich kommen

Der liebe Tag heran,

Daß wir hinweg genommen

Sehn disen Gottes Mann?

 

11.

Waß dörfte Christus leiden,

Waß hett' auß diser Welt

So schmertzlich müssen scheiden

Der theüre Wunder Held,

Wen wir nun solten leben

In diser Zeit? Ach nein!

Er ist drumb hingegeben,

Wir solten Ewig sein.

 

12.

Noch besser zu verstehen,

Was uns bereitet ist,

Lasst uns auf Tabor gehen,

Woselbst sich Jesus Christ

Mit grossem Pracht verklähret,

Ja gläntzet wie die Sonn',

Und Petrus der begehret

Zu weichen nie davon.

 

13.

Der HERR stund zwischen Beiden,

Auch war Elias da,

Und Moses kahm mit Freüden

Den dreien Jüngern nah',

Auch Gott rief selbst von Oben:

Ei solten wir den nicht

Auch werden aufgehoben

Wie Sie zum HimmelsLicht?

 

14.

Ich habe Lust zuscheiden,

Spricht Paulus, aus der Welt.

Daß nun den Tod zu leiden

So hertzlich Ihm gefält,

Das macht: Er ist gewesen

An einem Ohrt, da wir

In Ewigkeit genesen

Und jauchtzen für und für.

 

15.

Wie magst Du dich nun kränken,

Mein Seelichen, sag' an?

Auf, auf, itz zu bedenken,

Waß Dich erfreüen kan.

Gott wird nach disem Leben,

Wo nichts als Noht und Pein,

Dir viel ein bessers geben,

Da wird kein Tod mehr sein.

 

 

Liebliche Betrachtung der unaußsprechlichen Freüde der Kinder Gottes, und worüber die Außerwehlten mit allen Engeln ewiglich werden jauchtzen

 

Dises kan man auch singen auf die Melodei des Lides: Nun lobe, meine Seele, den Herren.

 

1.

Frisch auf und last uns singen,

Ihr Kinder Gottes alzumahl,

Von unerhörten Dingen,

Der grossen Freüd ins HimmelsSahl.

Bald wird der Tag anbrechen,

An welchem Gottes Sohn

Uns freündlich wird zu sprechen:

Komt her, empfangt den Lohn,

Den Ich Eüch geb' auß Gnaden,

Komt her, ererbt das Reich,

Darin Ihr ohne Schaden

Und Trübsahl lebt zu gleich.

 

2.

O Freüd! O Lust! O Wonne!

Wir sollen Gottes Antlitz sehn.

O Licht! O Glantz! O Sonne!

Wie wird uns doch so wol geschehn!

Itz sehen wir im Spiegel

Und einem tunklen Wohrt;

Wen aber wird das Siegel

Eröffnet, sol man dort

Den Herren selber schauen:

O süsser Gnadenblik!

Der Tod macht Mir kein Grauen,

Den Sterben ist Mein Glük.

 

3.

Hinweg mit allen Freüden,

Die man in disem Leben hegt,

Hinweg mit Gold und Seiden,

Davon man schöne Kleider trägt;

Hinweg mit Säitenspielen,

Hinweg mit süssem Wein,

Hinweg mit KönigsStühlen,

Hinweg mit Perlenschein:

Ein Augenblik Gott sehen

In seinem Himmelszehlt

Macht grösser Freüd entstehen

Alß alle Lust der Welt.

 

4.

O Freüd' in jennem Leben,

O Freüd im schönen Paradeis,

Welch' uns ein Hertz wird geben,

Das gahr von keiner Trübsahl weis,

Daß sich nicht darff entsetzen

Für Unglük und Gefahr,

Daß Niemand kan verletzen

Daß frisch ist immerdar,

Daß frei von allen Sorgen

Nicht suchet Geld noch Guht,

Daß für dem Neid verborgen

Stets lebt in sichrer Huht.

 

5.

O Freüd in Gottes Kammer,

O Freüd in seinem Fridenslicht,

Da man vom Kriegesjammer

Nicht das geringste Wöhrtlein spricht.

Da wird man Frieden halten

Mit Gott und ewiglich

In stiller Ruhe walten,

Nicht mehr betrüben Sich:

Da wird man Friede haben

Auch mit der EngelSchaar,

Ja Leib und Seel erlaben

Im Frieden jmmerdar.

 

6.

O Freüd! O Jubiliren!

O Jauchtzen! O voll Wonne sein!

Wie wollen wir lustiren

Dort oben in des HimmelsSchein!

Wir wollen da bewohnen

Den Pallast, der geschmükt

Mit hundert tausend Krohnen,

Der zehnmahl heller blikt

Alß alle Diamanten,

Rubinen und Saphir.

Ihr Himmels Anverwandten,

Bedenkt es, waß für Zier!

 

7.

O Freüd, ein neüer Himmel!

O Freüd, ein neüer Erdenkreis,

Davon der Welt Gewimmel

Das weinigste zu sagen weis,

Da man im steten Lentzen

Uningeschlossen lebt,

Nicht in gewissen Grentzen

Alß auf der Erden schwebt,

Nein, da man nach gefallen

In Gott erfreüet sich,

Der Alles ist in allen

Und herschet ewiglich.

 

8.

O Freüd! O lieblichs Wesen,

In welchem wird zu finden sein

Gesellschaft auserlesen:

Gott selbst mit seinen Engelein,

Da König und Propheten,

Da die Bekenner sind,

Die Gott auß Ihren Nöhten

Gerissen hat geschwind,

Woselbst die Patriarchen

Und keüsche Jungfräulein

Besitzer und Monarchen

Des Himmels werden sein.

 

9.

O Freüd! O lieblichs Singen!

O süsses Lied! O Lustgeschrei!

O Wunder frölichs Klingen!

O nimmerstille Kantorei!

Die schnellen Himmelsgeister

Und Engel stehen da

Wie die Kapellenmeister,

Das gross' Allelujah

Mit uns auf hohen Geigen,

Auf Lauten und Pandor

Zu machen; nichts sol schweigen

Im Baß, Diskant, Tenor.

 

10.

O Freüd! O Lust! O Leben!

O güldnes Haus! O schönste Zier!

Wir wollen kräftig streben

In diser Sterbligkeit nach Dir.

O Gottes Antlitz sehen!

O stets im Friede sein!

O bei den Engeln stehen!

O theürer Himmelsschein!

O Herligkeit ohn Ende!

Mein Gott, wen dirs gefält,

So nim Mich auf behende.

Nun guhte Nacht, O Welt.

 

 

Freüdiges Abscheidslied auß disem vergänglichen in das himmlische und ewige Leben

Dises kan man singen auf die Melodei des Lides: So wünsch Ich nun ein guhte Nacht.

 

1.

Nun, Welt, du must zu rükke stehn

Mit allen deinen Schätzen:

Mit Freüden wil Ich schlaffen gehn,

Den Leichnam sol man setzen

Ins Grab hinein,

Da keine Pein

Hinfür' Ihn wird verletzen.

 

2.

Mein Seelichen fleügt Himmel an,

Der Leib schläft in der Erden,

Biß daß Er mit der Seelen kan

Wiedrüm verknüpffet werden.

Immittelst sol

Er ruhen wol

Ohn einige Beschwerden.

 

3.

O waß für Reichthum werd Ich doch

In jenner Welt besitzen!

Hinführo wird des Kreützes Joch

Mich nimmermehr erhitzen:

Es wird die Sünd

Ein Gottes Kind

Nicht können mehr beschmitzen.

 

4.

O waß für Ehr und Herligkeit

Wird Mir daselbst gegeben!

Wie lieblich werd Ich nach der Zeit

Im Hause Gottes leben!

In welchem Glantz

Werd Ich doch gantz

Verkleidet ewig schweben!

 

5.

Wie groß wird sein der Liebe Macht

Ohn einiges Betriegen,

Wie herlich Meiner Glieder Pracht,

So durch die Wolken fliegen!

Hett Ich nur schon

Die FreüdenKrohn'

In Gottes Sahl erstiegen!

 

6.

Wie groß wird dort die Wollust sein,

Die gahr nichts eitles heget!

Ein HimmelsKind bleibt allzeit rein,

Sein Hertz wird nie beweget

Von Hass und Neid;

Auch alles Leid

Wird dort rein abgeleget.

 

7.

Wie werd Ich auch der Jugend Kraft

So treflich wol empfinden:

Es wird ein süsser LebensSaft

Von neüem Mich verbinden,

So daß noch Noht

Noch Schmertz noch Tod

Mein Hertz kan überwinden.

 

8.

Wie werd Ich künftig sein so klug,

Wen ich mag Christum sehen

Und alle Sachen kan genug

Dem Grunde nach verstehen!

Wie wol wird Mir

Den für und für

In Gottes Reich geschehen!

 

9.

Wie treflich wird der Freiheit Schatz

Nach diser Knechtschaft prangen!

Drum trag' Ich auch nach disem Platz'

Ein sehnliches Verlangen.

Ach wer Ich nur

Des Lebens Uhr'

Einst völlig durch gegangen!

 

10.

Wie wird Mir dort die werthe Schaar

Der Engel und der Frommen

Mein Hertz ergetzen immerdar,

Wen Ich bin aufgenommen!

Mücht' Ich nur bald,

Mein Auffenthalt,

Herr Jesu, zu Dir kommen!

 

11.

Mein Gott, wie werd' Ich jauchzen dort,

Wie werd' Ich Mich erquikken,

Wen Ich an deinem schönsten Ohrt

Dich selber werd' erblikken!

Ich wil mit Lust

An meine Brust

Dich, O mein Heiland, drükken.

 

12.

Ich wil nach diser kurtzen Zeit

Dich unaufhörlich preisen,

Du Heilige Dreifaltigkeit,

Und deinen Knecht Mich weisen.

Du wirst ja Mich

Auch ewiglich

Mit Freüd und Wonne speisen.

 

13.

Hinfohrt, O Welt, kenn Ich dich nicht,

Ich weis ein ander Leben,

Dem Himmel wil Ich meine Pflicht

Nun gantz für Eigen geben;

Der wird geschwind

Mich armes Kind

Zur Herligkeit erheben.

 

14.

Kom den, O hocherwünschter Tag,

Mich hertzlich zubefreien;

Kom, liebstes Stündlein, daß Mich mag

Zum Himmels Fürsten weihen:

Kom bald heran,

Damit Ich kan

Dein ewigs Lob außschreien.

 

 

Uber das Evangelium am Andern Advents Sontage

1.

Merkt auf, Ihr Menschenkinder,

Merkt auf, vergesst es nicht:

Es wird der Herr geschwinder

Erscheinen zum Gericht',

Als sonst ein Fallstrick pfleget,

Daß man auf grühner Saat

Den Vöglen hingeleget

Und wol bedekket hat.

 

2.

Der Herr wird wahrlich kommen

Und halten Einen Tag,

Daran das Heer der Frommen

Sich hertzlich freüen mag;

Dagegen wird erschrekken

Die Gottvergessne Schaar;

Der Richter wird aufdekken,

Waß hier verborgen war.

 

3.

Wie Satan ligt gebunden

Im schwartzen HöllenZelt'

Und wie die Straff' empfunden

Hat jenne Sünden Welt,

Welch' in der Fluht vergehen

Und gahr hinsinken must:

Also wird auch geschehen

Der Welt für Ihre Lust.

 

4.

Gott hasset Sünd und Schande,

Die Bösen kommen nicht

Zum Fried- und FreüdenStande,

Wen sein Gericht anbricht.

Hie geht es zwahr den Frommen

Zu Zeiten arm und schlecht,

Dort wird es anderst kommen:

Warum? Gott ist gerecht.

 

5.

Wie magst du doch so leben,

O Freches Sünden Kind,

Dich gahr der Welt zu geben?

O Blinder noch als blind!

Du sprichst: Wen wirds geschehen,

Daß Ich sol nach der Schrifft

Für jennem Richter stehen,

Der auch die Hertzen trifft?

 

6.

O Mensch, laß ab zu spotten:

Gott träget nur Gedult.

Er könt' Unß bald ausrotten

Und straffen alle Schuld:

Ach aber seine Gühte

Gibt Unß zur Buhsse frist;

Man schau auf Sein Gemühte,

Wie freundlich daß es ist.

 

7.

Immittelst sol man gläuben,

Der Tag sei für der Thür,

Der Uns die Welt wird rauben,

So bald Er bricht herfür;

Doch sollen Mohnd und Sterne

Noch erstlich ihren Schein

Verlieren, Ja von ferne

Fast nicht zu kennen sein.

 

8.

Ach Gott! daß hier so lange

Die Trübsahl wehren muß!

Den Leüten wird sehr bange,

Sie leben mit Verdruß.

Krieg, Auffruhr, Theürung, Sterben

Neid, Unfried', Angst und Noht,

Die häuffen das Verderben:

Wer wünschet nicht den Tod?

 

9.

Hört, wie die Winde sausen,

Wie Sich die Erd' erregt,

Wie Meer und Wasser brausen,

Wie Sich die Lufft bewegt.

Des Menschen Sohn wird kommen

Gleich alß ein Dieb bei Nacht.

Wol dem, der wol genommen

Hat seine Zeit in acht.

 

10.

Der Richter wird erscheinen

In grosser Majestat,

Dem keiner kan verneinen,

Was Er begangen hat.

Ein Frommer sol Sich freüen,

Daß Christus richten wird;

Ein Böser muß Sich scheüen,

Weil Er so grob geirt.

 

11.

Wen Wir nun werden sehen

Mit grosser Herrligkeit

Ihn in den Wolken stehen,

So wird der Frommen Leid

Im Augenblik verschwinden,

Dagegen wird daß Licht

Und Leben bald Sich finden

Für Gottes Angesicht.

 

12.

Frisch auf den, Meine Seele!

Wird gleich dein Leib gebracht

In seine finstre Höhle,

Wie bald vergeht die Nacht,

So wird dein Jesus kommen

Und ruffen: Geh' heraus,

Den werd' Ich aufgenommen

Von Ihm' ins Freüdenhauß.

 

 

Uber daß Evangelium am Hochheiligen Ostertage

1.

Heüt ist der Tag der Freüden,

An welchem sich geendet

Deß Herren Jesu leiden,

Nach dem' Er Sich gewendet

Auß dem fest verschlossnem Grab,

Daß den Herren wider gab,

Der den Tod hat bezwungen

Und gewiesen ab.

 

2.

Der Stein kan nicht mehr drükken

Die blöde Menschen Kinder:

Eß brach Ihn heut auf Stükken

Daß Heil der armen Sünder.

Unser Thun war viel zu schlecht,

Christus aber der Gerecht'

Hat jtz der Feinde Waffen

Alß ein Held geschwächt.

 

3.

Wir weren ja gewesen

In Ewigkeit verlohren,

Doch sind wir bald genesen

Durch den, der Mensch gebohren,

Welcher alß Ein Held und Raht

Sich erwiesen in der Taht,

Alß Er den Stein der Sünden

Abgeweltzet hat.

 

4.

Die Kett' ist nun zerrissen,

Welch' Unß gefangen hielte:

Itz lachet daß Gewissen,

Daß Angst und Trauren fühlte.

Gottes Grim ist schon vorbei,

Für dem Satan sind wir frei;

Christ ist darum erstanden,

Daß jtz Friede sei.

 

5.

Heüt ist die Zeit zu singen,

Viel Wunders ist geschehen;

Den alß die Weiber giengen

Ins Grab, da ließ sich sehen

Gottes Engel, der sagt an,

Christus, Unser Wunderman,

Sei von dem Tod erwachet,

Wie mans spühren kan.

 

6.

O grosse HimmelsFürsten!

O Geister, hoch zu preisen!

Wie liebreich muß Eüch dürsten,

Unß guhtes zu beweisen!

Ach! es ist doch Eüre Lust,

Wen Eüch Unser Heil bewust.

O Bottschafft, die der Engel

Heüt Unß bringen must!

 

7.

Ein Engel hat gesaget:

Der Herr ist aufferstanden.

Wem dises nicht behaget,

Der bleibt in Sünden Banden.

Lobet Gott in Ewigkeit,

Der Unß läst in dieser Zeit

Die reinen Himmelsgeister

Dienstlich stehn bereit.

 

8.

Wer wil sich nun entsetzen,

Da Christus Jesus lebet,

Weil niemand darf verletzen

Sein Volk, daß Er erhebet!

Satan trotz! Nun weiß Ich Wol,

Daß Ich Mich nicht fürchten sol,

Den Christus triumfirend

Macht Mich Freüden vol.

 

9.

Der Tod kan mich nicht schrekken,

Die Macht ist Ihm genommen.

Der Herr wird mich erwekken,

Wen Er wird widerkommen

Mit dem letsten Feldgeschrei,

Da deß Würgers Tyrannei

Unß nimmermehr kan schaden.

Jauchtzet, Wir sind frei!

 

10.

Waß frag' Ich nach der Hellen,

Welch' ewiglich muß brennen?

Ihr' Herren und Gesellen

Werd Ich hinfort nicht kennen:

Christus dämpfte diesen Pfuhl,

Führte Mich zur Himmels Schuhl,

In der Ich werde singen

Für dem Gnaden Stuhl'.

 

11.

Hinweg, Tod', Höll' und Sünde,

Fleug, Satan, fleug mit Schanden!

Mein Wohrt, drauff Ich Mich gründe,

Heist: Jesus ist erstanden.

Jesus, Meine Zuversicht,

Läst auch Mich im Grabe nicht:

Bald werd' Ich aufferwekket

Treten fürß Gericht.

 

12.

Den Herren wil Ich sehen

In jennem Freüden leben,

Verklähret wil Ich stehen

Und meine Stimm' erheben:

Jesu, Jesu, Lob und Preis

Sing Ich Dir mit höchstem Fleiss;

Ich will die Welt verlassen

Gern auff dein Geheiß.

 

 

Uber das Evangelium am Fünften Sontage nach Ostern, Vocem Iukunditatis genant

1.

Auf, Meine Seel', und rüste Dich,

Für Deinen Gott zu tretten.

Mein Heiland Jesuß lehret Mich

Im Glauben anzubehten

Den Vatter, der Unß geben wil,

Waß Wir von Ihm begehren.

Mein Seelichen, beht' in der still':

Er wird, waß Wir entbehren,

Unß hertzlich gern gewehren.

 

2.

Ist Gott Mein Vatter, ei wollan,

So heiss' Ich nach behagen

Sein Kind, daß Ihm vertrauen kan

Und nimmer darf verzagen.

Auf solcheß tret' Ich, Herr, zu Dir

Ohn' Eitelkeit und prangen;

Ich alß Dein Kind wil nach Gebühr

Itz Mein Gebeht anfangen,

Laß Mich nur Gnad' erlangen,

 

3.

Wie dörft' Ich bitten, wen Mein Sinn

Mit Hoffahrt wer' erfüllet?

Ich weiß ja selber, waß ich bin,

Wen Mich die Grufft verhüllet.

Ein aufgeblaßner wird von Gott

Mit Eifer angesehen;

Ein stoltzer Behter wird zu Spott'.

Er kan ja nicht bestehen,

Sein' Hoffnung muß vergehen.

 

4.

Gott ist Mein Vatter, Ich sein Kind,

Ihm bleib Ich stets ergeben:

Waß Er gebeüt, dem sol geschwind

Auch Meine Seel nachstreben.

Gehorsahm fodert Er von Mir,

Gehorsahm pflegt für allen

Im Himmel Gott, den Eltern hier

Erfreülich zu gefallen,

Dem wil auch Ich nachwallen.

 

5.

Gehorsahm sol in aller Noht

Mein' arme Seele stillen,

Gehorsamst leid' Ich gahr den Tod

Nach Meines Vatters willen.

Ihm' bleib' es alles heimgestelt,

Er fodert Meine Sachen;

Ja waß Mir nütz' und Ihm gefält

Daß wird Er endlich machen

So, daß Ich noch kan lachen.

 

6.

Ich schwaches Kind leb' in der Schuld,

Dem Vatter hoch verpflichtet.

Drum trag' Ich billich auch Gedult,

Wen Er durchs Kreütz Mich richtet;

Und läst Er schon nicht also fohrt

Mir Hülff und Trost erscheinen,

So hört Er doch nach seinem Wohrt'

Alhier Mein kläglichs Weinen:

Daß wird Er nicht verneinen.

 

7.

Je länger Gott zu rükke bleibt,

Wen man in Trübsahl zaget,

Je mehr Er auch zu rükke treibt

Daß, waß Unß hat geplaget.

Er weiß allein die rechte Stund',

In welcher Er wil kommen;

Sein Gnadenbrunn' ist ohne Grund,

Kraft welcheß Er der Frommen

Sich stets hat angenommen.

 

8.

Mein Gott, wie lieblich ist es doch,

Daß Wir Dich Vatter nennen,

Die Wir in disem Sündenloch'

Oft halb verzweifelt rennen.

Doch geh' und fall es, wie es wol':

Ich kan es tröstlich fassen,

Daß Du, der Vatterliebe vol,

Mich nimmermehr wirst hassen

Noch in der Noht verlassen.

 

9.

Ein Vatter gibt mit milder Hand,

Waß seine Kinder bitten:

Wie solt, O Gott, Dein Liebesband

Den Segen nicht außschütten?

Du gibst Gesundheit, Reichthum, Ehr'

Und waß zu disem Leben

Ja sonst die Noht erfodert mehr,

Daß kanst Du leicht daneben

Auch Deinen Kindern geben.

 

10.

Wen Sünde, Teüfel, Tod' und Hell'

Unß grausahmlich betrüben,

So spühren Wir, O Gott, ja schnell

Dein Väterliches lieben!

Du tröstest kräfftig Unser Hertz',

Im Fall' Unß daß Gewissen

Verklaget und desselben Schmertz

Die Glieder schier zerrissen,

Ja Seel und Geist gebissen.

 

11.

Ich komm', O Vatter, alß Dein Kind,

Mit Sünden schwehr beladen:

Sei Mir doch freündlich und gelind',

Empfange Mich mit Gnaden.

Ich bins nicht wehrt und weiß dennoch,

Du wirst Dein' Hand' außstrekken,

Damit daß schwehre SündenJoch

Mich könne nicht bedekken

Noch alzu grausahm schrekken.

 

12.

In meiner allerhöchsten Noht

Wil Ich Dich Vatter heissen:

Du bist Mein Vatter, wen der Tod

Mich wil von hinnen reissen.

O Vatter, laß durchs ChristusBluht

Den Himmel Mich ererben,

Den Christus Bluht, daß höchste Guht,

Läst Mich dein Reich erwerben:

Drauf wil Ich frölich sterben.

Uber das Evangelium am Sechsten Sontage nach Ostern, Exaudi genant

 

1.

O Gottes Geist, Mein Trost und Raht,

Mein treüer Hort und Advokat,

Ich zweifle nicht, daß auf mein behten

Du werdest Mich also vertreten,

Daß Ich für Gottes Angesicht'

Und Richterstuhl' erschrekke nicht;

Ach lehre Mich den Mittler kennen,

Den alle Welt muß Heiland nennen.

 

2.

Du stehest Mir in Nöhten bei,

Du lösest Mich die Zunge frei,

Daß Ich bei Meinem Gott kan bleiben,

Wen Mich die stärksten Feinde treiben.

Du machst Mir freüdig Hertz und Muht,

So daß Ich Ehre, Guht und Bluht

Kan tapfer für den Glauben wagen,

Dazu Mein Kreütz gedültig tragen.

 

3.

O wehrter Geist, Du richtest recht,

Im fall' Ich armer Sünden Knecht

Viel ärger alß Ein Fluch der Erden

Vom Satan sol verdammet werden.

Du sprichst: Wer Sich bekehret hat

Von seiner Sünd' und Missethat

Und Christus gäntzlich Sich ergeben,

Der sol nicht sterben, sondern leben.

 

4.

Wie richtet doch die schnöde Welt,

Wen Unß das Kreütz verriegelt hält!

Da heist es: Gott hat Ihn verlassen,

Der allerhöchster muß Ihn hassen.

Hie findet man daß Wiederspiel:

Daß Kreütz ist frommer Christen Ziel.

Wer Gottes liebes Kind wil heissen,

Der muß sein Brod mit Trähnen beissen.

 

5.

O guhter Geist, Du läst Mich nicht,

Wen Mich der Satan hart anficht;

Du stehest alß Ein Held in Nöhten,

Wen mich die böse Welt wil tödten;

Du stärkest Mir Muht, Seel' und Sinn,

Wen Ich in tausend Aengsten bin;

Ja wen Mir wil Mein Hertz zerspalten,

So lehrest du Mich freüdig walten.

 

6.

Waß acht' Ich doch die schnöde Welt

Mit aller Wollust, Ehr' und Geld?

Waß können Mir Tyrannen schaden?

Sie sind ja nichts alß Koht und Maden.

Der edle Tröster lehret Mich,

Auf Gott zu bauen festiglich:

Der wil Mir stets sein Hülffe reichen,

Wen gleich die Berge solten weichen.

 

7.

Du Geist der Warheit zündest an

Ein Licht, daß Ich erkennen kan

Daß, waß der schnöden Welt verborgen,

Darf nit deß Glaubenß halber sorgen;

Und wer' Ich endlich noch so schlecht,

So lern' Ich doch verstehen recht

Deß Herren Werk' und Wunderthaten,

Die Fleisch und Bluht nicht kan errahten.

 

8.

Der Satan ist ein Lügen Geist,

Den Christus einen Mörder heist:

Der Geist vom Himmel kan Unß führen

So, daß Wir Licht und Wahrheit spühren.

Er leitet Unß zu Gottes Wohrt',

Und dises ist allein der Ohrt,

In welchem Glaub' und Liebe gläntzen,

Die beid Unß Christen schön bekräntzen.

 

9.

Nun, wehrter Geist, Ich folge Dir:

Hilff, daß Ich suche für und für

Nach Deinem Wohrt' ein ander Leben,

Daß Du Mir wilt auß Gnaden geben.

Dein Wohrt ist ja der Morgenstern,

Der herlich leüchtet nah' und fern;

Drum wil Ich, die Mich anderß lehren,

In Ewigkeit, Mein Gott, nicht hören.

 

10.

Behüte Mich, daß Ich der Welt,

Die Mir so heimlich Strikke stelt,

Nicht folg' auf Ihr geschmiertes rahten

Mit heücheln oder bösen Thaten.

Den ob schon Gott sehr gnädig ist,

So kan Er doch in kurtzer frist

Den Sünden Knechten diser Erden

Ein starker Feind und Rächer werden.

 

11.

O Geist der Wahrheit, steh Mir bei,

Daß Ich nicht bloß ein Hörer sei

Deß Wohrts; laß Mich für allen Dingen

Nach einem neüen Leben ringen.

Ach steüre Meinem Fleisch und Bluht,

Daß Dir so viel zu wider thut;

Wie werd Ich armer sonst bestehen,

Wen nun die Welt sol untergehen?

 

12.

Herr, tröste Mich in aller Noht,

Ja stärke Mich, wen nun der Tod

Die Seele wil vom Leibe scheiden:

Alß den versüsse Mir Mein Leiden.

Sei du Mein Lehrer, Schutz und Raht,

Dempf' alle Meine Missethat,

Hilf Noht und Tod Mir überstreben

Und laß Mich ewig bei Dir leben.

 

 

Uber das Evangelium am Heiligen Pfingst-Tage

1.

Mein Seelichen, waß traurst Du doch,

Wie magst Du Dich so kränken?

Deß Herren Gühte währet noch:

Dein Gott wil Dich beschenken

Mit seinem Geist', alß welcher heüt'

Ist reichlich außgegossen

Dort über Christus Wunder leüt'

Also, daß Sie genossen,

Waß längst schon war beschlossen.

 

2.

Da Christus hatte seinen Lauff

Gantz vollenbracht auff Erden

Und herlich war genommen auf,

Da must erfüllet werden,

Waß Er versprochen, daß der Geist

In Flammen ward gegeben:

Diß ist der Geist, der Tröster heist;

Der heiligt Unser Leben,

Gibt Lehr' und Krafft daneben.

 

3.

Mein Seelichen, waß winselst Du?

Laß ab von Deinen Klagen:

Der wehrte Pfingstgast tritt herzu,

Dein Trauren zu verjagen.

Beschwehret Dich der Sünden Last?

Auf Christum must Du sehen,

Der hat die Sünd' auf Sich gefast:

Der must' auß Salem gehen

Und lassen Sich erhöhen.

 

4.

Ist Dir zu stark deß Kreützes Hitz?

Ei laß Dich unterrichten.

Eß spricht der Geist, Sie Sei Dir Nütz,

Dieweil Sie kan vernichten

Deß Fleischeß Lust; doch wird die Pein

Kaum wehren biß auf Morgen,

Den sol der Trost vorhanden sein.

Die Hülff ist unverborgen:

Waß wiltu den viel sorgen?

 

5.

Läst der Tyrannen gifftigs Heer

Dir nach dem Leben stellen?

Verzage nicht; Diß stoltze Meer

Muß legen seine Wellen.

Der Geist spricht, daß es Gnade sei,

Wen von der Wahrheit wegen

Ein Christ' erduldet mancherlei;

Den Gott wird Ihn belegen

Hernach mit reichem Segen.

 

6.

Erschrikst Du für der letsten Noht?

Der Geist kan Dich erquikken;

Er zeüget kräfftig, daß der Tod

Dich könne nicht erstikken.

Wie selig, spricht Er, ist Er doch,

Der Christlich hat bezwungen

Der Sünden Sold, deß Todes Joch:

Dem ist sein Kampff gelungen,

Und Er ist durch gedrungen.

 

7.

Sol aber solches recht geschen,

So muß in disem Leben

Der grosse Pfingstgast bei Mir stehn

Und seine Krafft Mir geben,

Daß Ich ein heiligs Leben führ'

Und Gott von Hertzen liebe,

Vol Glaubens Mich mit Werken Zier',

In Tugenden Mich übe,

Den Negsten nicht betrübe.

 

8.

Nun, edler Geist, Ich zweifle nicht,

Du wirst Mein Hertz erleüchten:

Du Wolkenhelles Seelenlicht

Kanst säuberlich befeüchten

Mein dürres Zünglein, daß es frei

Weiß Jesum recht zu nennen

Den Herren, dessen Güht' und Treü

Kein Ding von Unß kan trennen.

Ach laß Mich daß erkennen!

 

9.

Erinre Mich Mein Lebenlang,

Waß Gott für Mich gelitten,

Alß er durch seinen Todes Gang

So manchen Feind bestritten:

So werd' Ich stets der Sündengifft

Mit höchstem Fleisse meiden,

Von dem' auch, was nicht recht intrifft

Mit Gottes Wohrt, Mich scheiden

Und alles drüber leiden.

 

10.

O Geist, gib Zeügniß unserm Geist,

Daß Wir sind Gottes Erben.

Du wehrter Hort, hilff allermeist,

Daß Wir nur selig sterben.

Laß eine guhte Ritterschafft

Auch Mich auf Erden üben;

Verleih' auch Meiner Seelen Krafft,

Daß Sie, durch Dich getrieben,

Nur Christum müge lieben.

 

11.

O Himmelsflamm', erwärme Mir

Mein Hertz für allen Dingen,

Damit es könne für und für

Dasselbe vollenbringen,

Waß Dir, Mein Pfingstherr, wolgefällt;

Drauf stärke Mich im leiden,

Und wen Ich muß auß dieser Welt

Zu Meinem Schöpfer scheiden,

So nim Mich auf mit Freüden.

 

 

Uber das Evangelium am sieben und zwanzigsten Sontage nach dem Feste der H. Dreyfaltigkeit

1.

Helfft Mir mit Freuden singen,

Ihr Christen alzumahl,

Von übergrossen Dingen,

Welch' in deß Himmelssahl

Alßdenn erscheinen werden,

Wen uns nun Gottes Sohn

Wird bringen von der Erden

Zu seinem Himmelsthron.

 

2.

Er hat Unß längst erkohren

Zu seiner liebsten Braut,

Ja da Wir gantz verlohren,

Hat Er sich Unß vertraut;

Doch sind Wir Ihm vermählet

Nicht nur in diser Zeit,

Er hat Unß auch erwehlet

Zur Braut in Ewigkeit.

 

3.

Wie solte Dich verdammen

Dein Heiland Jesus Christ,

Der gegen Dich mit Flammen,

O Mensch, entzündet ist?

Wie solte Dich nun hassen,

Der Dich erlöset hat?

Wie könte Dich verlassen

Dein Bruder, Trost und Raht?

 

4.

Doch wird Er plötzlich kommen

Und zwahr zur Mitternacht,

Wen Unß hat übernommen

Deß sichern Schlaffes Macht:

Ja wie die Blitze scheinen

Vom Auf- zum Nidergang,

Also wird, eh wirs meinen,

Man hören seinen Klang.

 

5.

Wie, wen die Vöglein springen

Dort auf dem Heerd' herüm

Und bei dem Körnen singen

Mit Frisch erhabner Stimm',

Alßden die Netze fallen,

Ja machen Sie zu nicht',

Also wird auch erschallen

Diß: Kommet zum Gericht!

 

6.

Bedenke doch daß Ende,

Du sichres Sündenkind;

Dein Richter komt behende,

Sei nimmer so gahr blind.

Wie wilt du doch bestehen

Alsden, wen du nun bald

Wirst Christum Jesum sehen

In prächtiger Gestalt?

 

7.

Schnel wird man ruffen hören:

Auf! auf! es komt herfür

Der König aller Ehren;

Da springt auß seiner Tühr

Der Bräutigam, zu schauen,

Ob schon sind angethan

Die sämtliche Jungfrauen,

Zu treten auf den Plaan.

 

8.

Er fährt schon auf dem Bogen

Mit einem Feldgeschrei;

Bald wird die Welt bewogen

Viel leichter alß der Spreu.

Drauf siehet man Ihn senden

Sein' Engel, welcher Klang'

An allem Ohrt' und Enden

Macht kund den Untergang.

 

9.

O wie wird mancher zittern,

Wen Er den starken Schall,

Der auch die Welt macht splittern,

Muß hören überall!

Der Herr wird regnen lassen

Den Leuten, die so frech

Gewesen Ihn zu hassen,

Blitz, Schwefel, Feur und Pech.

 

10.

Dagegen aber werden

Die frommen Seelen stehn

Mit freudigen Geberden

Und bald zur Hochzeit gehn.

Drauf wird die Tühr geschlossen,

Die klugen Jungfräulein

Verbleiben Reichsgenossen

Im Hochzeitsahl' allein.

 

11.

Da werden wir recht prangen

In freuden ohne Zahl,

Ein jeder wird empfangen

Daß köstlich' Hochzeitmahl.

Da wird zur Taffel kommen

Ein' ausserlesne Schaar

Der Heiligen und Frommen,

Zu jauchzen immerdar.

 

12.

Da wird man sicher leben

Ohn' Armuht, Müh' und Schweiß,

Dem Herren wird man geben

Lob, Ehre, Dank und Preiß:

Da wird man Sich erquikken

Und frölich sein zugleich,

Ja selber Gott anblikken

In Seinem Freudenreich'.

 

13.

O Jesu, Meine Wonne,

Mein liebster Bräutigam,

Du meiner Seelen Sonne,

Mein zukkersüsses Lamm,

Laß der gestalt Mich scheiden,

Daß Ich am Jüngsten Tag'

In hundert tausend Freuden

Dich ewig küssen mag.

 

Hertzliches Bittlied zu Gott

Umb rechtschaffene, wahre Buhsse und Bekehrung.

 

1.

Herr, warümb lässest du Mich gehn

Den Irrweg, daß Ich nicht kan sehn

Der Sünden Last und Schmertzen?

Warümb bin Ich

So Jämmerlich

Verstok't in Meinem Hertzen?

 

2.

Ach kehre Dich doch wieder her,

Die Missethat ist hefftig schwehr,

Sey gnädig Deinen Knechten.

Es tritt doch hier

Kein Mensch herfür,

Mit dir, O Herr, zu rechten.

 

3.

O frommer Gott, verwirff uns nicht

Im Zorn von deinem Angesicht',

Erleucht' uns das Gemühte,

Das in der That

Verachtet hat

Den Reichthumb deiner Gühte.

 

4.

Bei Deiner Langmuht und Gedult

Lass' uns erkennen unsre Schuld,

Heil' unser Hertz und Augen,

Die so geschwind

Gewichen sind

Von Dir und gar nichts taugen.

 

5.

Nim uns das steinern Hertz doch ab,

Regier uns sanfft durch deinem Stab',

Auff daß wir Christlich leben

Und tragen Scheü,

Doch stets dabei

Nach deinem Reiche streben.

 

6.

Herr, such' auch Mich verlohrnes Schaff,

Das Ich der Welt verdienten Straff'

Und deinem Zorn entrinne;

Bekehre Mich,

Auff daß ich Dich

Von Hertzen lieb gewinne.

 

7.

Wen Du Mich bringest nur zu Dir,

So kan Ich wiedrümb nach Gebühr

Auch Meine Sünd' erkennen

Und, wie man sol,

Dir trauen wol,

Ja Hertzen-Vater nennen.

 

8.

Nim Deinen Geist von mir nicht weg,

Laß wandlen Mich den rechten Steg

Und folgen deiner Stimme,

Das Glaub' und Treü

Samt Lieb' auffs neü

In Meiner Seelen glimme.

 

9.

Ach Herr, laß Mich Barmhertzigkeit

In dieser hochbetrübten Zeit

Von deiner Hand empfangen:

Durch deinen Sohn

Laß Mich die Krohn'

Des Gnadenreichs erlangen!

 

 

Danklied

Eines Buhßfertigen Sünders, Wenn Ihn Gott durch seinen Verordenten Diener von Sünden entbunden und zu Gnaden wiederümb auff- und angenommen.

 

1.

Herr Jesu Christ, Mein Trost und Licht,

Ich dancke dir von Hertzen,

Daß du Mich hast verstossen nicht,

Als Mich der Sünden Schmertzen

Gequählet aus der mahssen hart

Durch Satan, der als wiederpart

Nicht lässet mit sich schertzen.

 

2.

Du hast gehöret Meine Beicht

Und gnädig Mir vergeben

Die Sünde, die so schwerlich weicht

Von uns im gantzen Leben:

Du hast an deinen Knecht gedacht,

Den nunmehr deiner Libe Macht

Zum Himmel wil erheben.

 

3.

Du niebeflektes Gottes Lamm

Bist ja für Mich gestorben;

Ach Du Mein Seelen-Bräutigam

Hast selber Mir erworben

Durch deinen Tod die Seligkeit.

Dir dank' Ich, daß ich so befreit

Bleib' ewig unverdorben.

 

4.

Herr, gib Mir deinen guhten Geist,

Das der Mich unterrichte,

Was solche Lib und wolthat heist,

Damit Ich Mich verpflichte,

Zu preisen Dich mit Hand und Mund',

Auch Dir aus Meines Hertzen Grund'

Hier vor ein Dancklied dichte.

 

5.

Herr, laß Mich alle Sünd' und Schand'

Hinführo gantz ablegen

Und thun den Lüsten Widerstand,

Die Mich von deinen Wegen

Oft führen auf den Sündenpfad.

Ich weis, wie Jede Missethat

Vertreibt des höchsten Segen!

 

6.

Steur endlich Meinem Fleisch' und Bluht

Und laß Mich deinen Willen,

Der alles Mir zum besten thut,

Gehohrsamlich erfüllen.

Mein Seelichen flieg' Himmel an,

Da weiß Ich, das Ich freüdig kan

All Mein Verlangen stillen.

 

7.

Herr Jesu, laß Mich Dich allein

Stets suchen und bald finden,

Laß Mich der Welt entrissen sein,

So kan Ich recht verbinden

Mein Hertz mit Dir und alle Noht,

Welt, Sünde, Teuffel, Höll' und Tod

Gantz siegreich überwinden.

 

 

Andächtiges Lied, welches kan gesungen werden, wenn man sich bey dem hochwürdigen Abendmahl des Herren wil finden lassen

1.

Du Lebensbrod, Herr Jesu Christ,

Mag Dich ein Sünder haben,

Der nach dem Himmel hungrig ist

Und Sich mit Dir wil laben:

So bitt' Ich dich demühtiglich,

Du wollest so bereiten Mich,

Daß Ich ohn' alles gleissen

Ein frommer Gast müg' heissen.

 

2.

Auff grüner Aue wollest Du

Mich diesen Tag, Herr, leiten,

Den frischen Wassern führen zu,

Den Tisch für Mich bereiten.

Ich bin zwar sündlich, Matt und Kranck,

Doch laß Mir deinen Gnadentrank

Den Glaubens-Becher füllen

Um deines Namens willen.

 

3.

Du zukkersüsses Himmelbrod,

Du wollest Mir verzeihen,

Daß Ich in Meiner Seelen Noht

Zu Dir muß kläglich schreien:

Dein Glaubens Rok bedekke Mich,

Auff daß Ich müge würdiglich

An deiner Taffel sitzen,

Die theüre Kost zu nützen.

 

4.

Tilg' allen Haß und Bitterkeit,

O Herr, aus Meinem Hertzen;

Laß Mich die Sünd' in dieser Zeit

Bereüen ja mit Schmertzen.

Du heißgebratnes Osterlam,

Du Meiner Seelen Bräutigam,

Laß es dich nicht verdriessen,

Daß Ich dich sol geniessen.

 

5.

Zwahr Ich bin deiner Gunst nicht wehrt,

Als der Ich jtz erscheine

Mit Sünden allzu viel beschwehrt,

Die schmertzlich Ich beweine.

In solcher Trübsahl tröstet Mich,

Herr Jesu, daß du gnädiglich

Zu suchen bist gekommen

Die Sünder, nicht die Frommen.

 

6.

Ich bin ein Mensch vol Sündengrind:

Laß deine Hand Mich heilen.

Erleüchte Mich, denn Ich bin blind:

Du kanst Mir Gnad ertheilen.

Ich bin verdamt, erbarme dich,

Ich bin verlohren, suche Mich;

Ich bin mit Angst beladen:

Herr, hilff aus lauter Gnaden!

 

7.

Mein Bräutigam, komm her zu Mir

Und wohn' in Meinem Hertzen,

Laß Mich dich küssen für und für,

Ja liblich mit dir schertzen.

Ach laß doch deine Süssigkeit

Für Meine Seele seyn bereit,

Still' Ihren grossen Jammer

In deiner Freüdenkammer.

 

8.

Du LebensBrod, Herr Jesu Christ,

Komm' selbst, dich mir zu schenken;

O Bluht, das du vergossen bist,

Komm' eiligst, Mich zu tränken.

Ich bleib' in dir, du bleibst in Mir,

Drümb wirst du, güldne Himmelsthür',

Auch Mich ohn einigs Schrekken

Am jüngsten Tag' erwekken.

 

 

Ein anderes Andächtiges Lied, wenn ein frommer Christ wil hinzu gehen, den wahren Leib und das wahre Bluht unsers lieben Heylandes und Seligmachers Jesu Christi zu empfangen

1.

Gelobet seist du, grosser Gott,

Du Vater, Held und Zebaoth,

Daß du nicht hast verschonet

Dein einigs Kind, das du der Welt

Auß grosser Liebe zugestelt,

Wo selbst es hat gewohnet

In Trübsahl, Armuht, Angst und Noht,

Biß es zu letst den bittern Tod

Nach seinem selbst beliebten Raht

Am Marter Kreutz' erlitten hat,

Gestifftet auch zur selben Zeit

Ein Denckmahl der Barmhertzigkeit.

 

2.

Herr, welch ein unvergleichlichs Guht!

Hier ist sein Leib, dazu sein Bluht,

Das Er für uns gegeben.

Wer sich mit diesem Fleische speist

Und diß vergossne Blut geneüst,

Der Mensch wird ewig leben.

Er wird des Würgers Macht nicht sehn,

Besondern frölich aufferstehn.

Auff diß Vertrauen können wir

Zu diesem Mahl' auch mit Begier,

Daß wir der Gnade werden voll:

Laß alles ja gelingen wol!

 

3.

Ich weiß es zwahr, Mein Gott, vorhin,

Daß Ich ja nimmer würdig bin,

Diß theüre Pfand zu nehmen;

Drüm wenn du komst zu Mir heran,

Du, den kein Himmel fassen kan,

Muß Ich Mich hefftig schämen.

Zwahr, bin Ich armer noch so schlecht,

Der Glaub' an dich macht doch gerecht:

Du bist es ja, Herr Jesu Christ,

Der unß von Gott gemachet ist

Auch in der schwersten Leidenszeit

Zur Weißheit und Gerechtigkeit.

 

4.

Dich ruff' Ich an aus Hertzen Grund':

Erwekk in Mir zu dieser Stund'

Ein reüendes Gemühte.

Mich dürstet als ein dürres Land

Nach diesem süssen Himmelspfand'

Und unerschöpften Gühte.

O du verborgnes Manna, komm'

Und mach' uns arme Sünder from;

Du Lebens Tranck so hell und frisch,

Der du bezierst des Herren Tisch,

Verschaffe, daß von uns hernach

Auch fliessen müg' Ein Freudenbach!

 

5.

O höchster Trost, O guhter Geist,

Den Christus unsern Lehrer heist,

Regier auch Meinen Willen.

Du wehrter Hohrt, verleihe Mir,

Daß doch Mein' arme Seel' allhier

Müg ihr Verlangen stillen

Und Mich diß wahre Himmelsbrod

Erquikk' in Meiner schwehrsten Noht,

Ja wenn aus diesem Kelch' Ich trink',

Alsdenn Ich niemahls untersink'.

Herr, werd' Ich so durch dich befreit,

So preiß Ich dich in Ewigkeit.

 

 

Hertzliches Danklied eines Gottseligen Christen, wenn er das hochwürdige Abendmahl hat genossen

1.

O Jesu, Meine Wonne,

Du Meiner Seelen Sonne,

Du freündlichster auf Erden,

Laß Mich dir dankbahr werden!

 

2.

Wie kan Ich gnugsahm schätzen

Diß Himmelsüss' ergetzen

Und dise theüre Gaben,

Welch' uns gestärket haben?

 

3.

Wie sol Ichs dir verdanken,

O Herr, daß du Mich Kranken

Gespeiset und getränket,

Ja selbst dich Mir geschenket?

 

4.

Ich lobe dich von Hertzen

Für alle deine Schmertzen,

Für deine Schläg' und Wunden,

Der du so viel' empfunden.

 

5.

Dir dank' Ich für dein Leiden,

Den Uhrsprung Meiner Freüden;

Dir dank' Ich für dein Sehnen

Und heiß vergossne Trähnen.

 

6.

Dir dank' Ich für dein liben,

Das standhaft ist gebliben:

Dir dank' Ich für dein Sterben,

Das Mich dein Reich läst erben.

 

7.

Itz schmekket Mein Gemühte

Dein' übergrosse Gühte:

Diß theüre Pfand der Gnaden

Tilgt alle Meine Schaden.

 

8.

Herr, laß Michs nicht vergessen,

Das du Mir zugemessen

Die kräfftig Himmelspeise,

Wofür Mein Hertz dich preise.

 

9.

Du wollest ja die Sünde,

Welch' Ich annoch empfinde,

Aus Meinem Fleische treiben

Und kräfftig in Mir bleiben.

 

10.

Nun bin ich loß gezehlet

Von Sünden und vermählet

Mit dir, Mein libstes Leben:

Was kanst du wehrters geben?

 

11.

Laß, Schönster, Meine Seele

Doch stets in dieser höhle

Des Leibes mit Verlangen

An Deiner Libe hangen!

 

12.

Laß Mich die Sünde meiden,

Laß Mich gedültig leiden,

Laß Mich mit Andacht behten

Und von der Welt abtreten.

 

13.

Im Handlen, Wandlen, Essen

Laß nimmer Mich vergessen,

Wie treflich Ich beglükket,

Ja himlisch bin erquikket.

 

14.

Nun kan Ich nicht verderben:

Drauf wil Ich selig sterben

Und freüdig auferstehen,

O Jesu, dich zu sehen.

 

 

Andächtiges Lied

Der jenigen, welche auff der See oder zu Wasser fahren, daß sie der getreüer Gott für allem Unglükke bewahren und hernachmahls an Leib und Gühtern wolbehalten, frisch und gesund zu dem erwünscheten Ohrte wolle kommen lassen.

 

1.

Almächtiger und starker Gott,

Du herlicher Herr Zebaoth,

Dem Himmel, Erde, Meer und Gluht

Zu Dienste stehn mit freien Muht':

 

2.

Ich weiß ja, daß auch Luft und Wind

Zu deinem Dienst erschaffen sind;

Wenn du befiehlest, so geschichts,

Dir darff sich widersetzen nichts.

 

3.

Ach Herr, wenn Ich es recht betracht',

Ob nicht die Winde sind gemacht

Auch theils zur Rach', erschrekk' Ich sehr,

Ja weis Mich kaum zu trösten mehr.

 

4.

Die Wellen brausen weit und breit,

Die Winde sausen auch zur Zeit;

Bald werden wir mit Furcht gewahr,

Wie sich vergrössert die Gefahr.

 

5.

Wir hören deinen Zorn und Grimm:

Du aber merk' auf unsre Stimm'

Und hilf, so bald die Wassersnoht

Uns dräuet den so nahen Tod.

 

6.

Bewahr', O Vater, gnädiglich,

Welch' auf dem Meer itz finden sich:

Erhalte sie samt Schiff und Guht,

Stärk' ihnen den verzagten Muht.

 

7.

Gebeüt den Winden, Luft und Meer,

Daß sie nicht toben so gefehr:

Wend' allen Schaden gnädigst ab,

Daß nicht die Tieff' heiss' unser Grab.

 

8.

Verleih' uns aus Barmhertzigkeit

Bequehmen Wind und schöne Zeit:

Den Sturm laß bald fürüber gehn

Und uns ein lieblichs Wetter sehn.

 

9.

Durch deine Hülff' und Gegenwahrt

Befodre gnädig unsre Fahrt:

Laß unsern Lauff, Herr, sicher sein,

Begleit' uns in den Port hinein.

 

10.

Verzeih' immittelst alle Schuld,

Behüht' uns auch für Ungedult

Und gib uns doch zu dieser frist

Das, was uns nütz und selig ist.

 

11.

Sei du der Schiffer, Steürman, Held

Und mach' es bloß, wie dirs gefällt,

Doch führ' uns durch die Fluhten schnel,

Wie dort die Kinder Israel.

 

12.

Nun, lieber Vatter, wirst du bald

Auch uns befreien dergestalt,

Daß wir gesund zu Lande gehn

Und den erwünschten Haven sehn,

 

13.

So sol dir unser Hertz und Mund

Lobsingen auch zur selben Stund'

Und beides zeit- und ewiglich

Für solche Wolthat preisen dich.

 

 

Täglicher Schulgesang Der lernenden Jugend

Zu Gott, dem heiligen Geiste, üm Seine gnädige Unterweisung.

 

1.

O süsser Trost von oben,

O Heilig guhter Geist,

Du bist es, den wir loben

Und bitten allermeist,

Daß Er uns lehr' erkennen,

Was uns von Gott kan trennen,

Was Schand' und Laster heist.

 

2.

Es ist, Herr, unser trachten

Sehr böse von Natur,

So das wir das verachten,

Was dir gefällig nur,

Da wir doch solten leben

Fein sittsahm und nachstreben

Der edlen Tugend spuhr.

 

3.

Du hast getreüe Lehrer

Zwahr gnädig uns beschert,

Welch' uns als Ihre Hörer

Auch halten lib und wehrt:

Nichts aber hilft Ihr schreien,

Gibst du nicht das Gedeien,

So man von dir begehrt.

 

4.

Laß uns die Weißheit suchen,

Gib ein Gehohrsams Hertz,

Daß wir nicht denen fluchen,

Welch' uns ohn' allen Schertz

In deiner Furcht erziehen;

Laß uns für Ihr nicht fliehen

Und lauffen hinderwerts.

 

5.

An Alter, Weißheit, Gnade

Laß' uns, Herr, wachsen noch,

Damit uns nicht belade

Der Sünden schwehres Joch.

Laß uns die Thorheit hassen,

Kunst, Lehr' und Tugend fassen

Und lernen immer doch!

 

6.

Hilf du, der Weißheit Tempel,

Das uns verführe nicht

Ein ärgerlichs Exempel,

Daß Lehr' und Zucht zubricht.

Laß uns die Wollust zähmen

Und stets zu Hertzen nehmen

Der Frommen Schüler Pflicht.

 

7.

Ach Gott, laß unß auf Erden

Den Meistern in der Schul

Doch nicht undanckbahr werden,

Welch' auf der Weißheit Stuhl

Mit höchstem Fleiß' uns setzen,

Es dörft' uns sonst verletzen

Der Höllen Marterpfuhl.

 

8.

Laß' unser' Eltern sehen

An uns Ihr höchste Lust,

Worauß den kan entstehen

Viel Freüd' in Ihrer Brust:

So wollen wir dich preisen

Mit wundersüssen Weisen,

Welch' uns von dir bewust.

 

 

Andächtiges Lied

Eines Reisenden oder Wanderers.

 

1.

Herr Jesu Christ,

Der selbst du bist

Sehr weit ümher gezogen,

Ja welches Hand

Gemacht das Land,

Dazu die Wasserwogen:

 

2.

Du bist der Mann,

Der schaffen kan,

Daß wir auff rechten Wegen

Fein friedlich gehn

Und nimmer sehn,

Was uns kan Angst erregen

 

3.

Sieh', Herr, Ich bin

Bedacht, dahin

In deiner Furcht zu reisen.

Du wollest Mir

Doch für und für

Die sichre Strasse weisen.

 

4.

Gib Glük und Heil,

Daß Ich in Eil

Die Reise vollenbringe

Und Mir Mein Werk

Durch deine Stärk',

O Vatter, wolgelinge!

 

5.

Laß Mich doch heut',

HERR, solche Leut'

Auch zu Gefehrten haben,

Die fromm, gelind,

Treü, redlich sind

Und sonst von guhten Gaben.

 

6.

Dein' Engelein

Laß mit uns sein,

Auf daß wir sicher gehen

Und unser Land

In guhtem Stand'

Hernachmahls wiedrüm sehen.

 

7.

HERR, lehr' uns auch,

Daß den Gebrauch

Des Reisens wir im Leben

Verstehen recht

Als fromme Knecht'

Und nach dem Himmel streben!

 

8.

Laß uns doch nun

Wie Pilger thun,

Des Fleisches Lüste meiden

Und stets durch dich

Gedultiglich

Noht, Angst und Trübsahl leiden.

 

9.

Es komt der Tag,

Da wir mit Klag'

Aus dieser Welt auch reisen

Und in der Klufft

Ohn' alle Lufft

Die Schlanken Würmer speisen.

 

10.

Doch fährt die Seel'

Aus dieser Höhl'

Hinauff ins Reich der Freüden,

Da keine Noht,

Gewalt noch Tod

Uns kan von Jesu scheiden.

 

11.

Da darff Ich nicht

Ohn' einigs Licht

Wie hier bei Nacht' oft wallen;

O süsser Ohrt,

Wo fohrt und fohrt

Mein Danklied sol erschallen!

 

 

Gottseliges Morgen-Lied

Für alle Christliche Hausvätter, Hausmütter, Kinder und Gesinde.

 

1.

Die Nacht ist nun verschwunden

Mit ihrer Tunkelheit,

Die Sonn' hat überwunden

Des Schlaffens stille Zeit.

Ihr helles Licht bestrahlet

Den runden Erdenkloos,

Den nur die Lufft bepfahlet:

Gott, deine Macht ist groß!

 

2.

Wie kan Ich gnug erheben,

HERR, deine Güht und Treü?

Du fristest Mir Mein Leben,

Dein' Hülff' ist täglich neü.

Du hast Mich so beschützet

In der vergangnen Nacht,

Daß Ich nicht bin beschmitzet

Durch Satans grosse Macht.

 

3.

Dir hab' Ichs, HERR, zu danken,

Daß Ich erhalten bin

In sichrer Wolfahrt Schranken.

Ach nim das Opffer hin,

Das Opffer Meiner Zungen.

Das dir zu Dienste steht:

Drauf sei dir Lob gesungen,

So weit der Himmel geht.

 

4.

Verzeih' es Mir aus Gnaden,

Was Ich mißthan an dir;

Behühte Mich für Schaden,

Bleib' heut' und stets bei Mir.

Was du Mir hast gegeben,

Gesundheit, Ehre, Guht,

Dazu Mein armes Leben,

Das steh' in deiner Huht.

 

5.

Dir wil Ich das befehlen,

Was Mir zum liebsten ist,

Mich aber selbst vermählen

An dich, HERR Jesu Christ!

Gib, daß Ich ja für Sünden

Mich hühten diesen Tag,

Auch selbst Mich überwinden

Und dir vertrauen mag.

 

6.

Dein' Engel müssen bleiben

Zur jeden Zeit bei Mir

Und alles Unglük treiben

Sehr weit von Meiner Thür'.

HERR, gibst du Mir von oben

Glük, Ruh' und Sicherheit,

So sol Mein Hertz dich loben

Hier und in jener Zeit.

 

 

Christliches Bitt-Lied, welches ein frommer Hausvatter mit seinem Weibe, Kindern und Gesinde kan singen, wenn Er wil zur Mahlzeit oder an die Tafel gehen

1.

Es wahrtet alles, HERR, auff dich,

Der du die Welt gantz mildiglich

Ernährest und so weit und breit

Die Speise gibst zur rechten Zeit.

 

2.

Wenn du die reiche Hand thust auff,

So kommen wir mit vollem Lauff'

Und werden, sind wir noch so matt,

Von deinen Gühtern alle satt.

 

3.

Du trägst Erbarmung Tag für Tag',

O grosser Gott, hörst unser Klag':

Erhör' auch uns zu dieser frist,

Weil du doch unser Vatter bist.

 

4.

Auff diß Vertrauen kommen wir,

Getreüer Vatter, auch zu dir,

Daß wir mit Behten, Lob' und Dank

Empfangen frölich Speis' und Trank.

 

5.

Drauff bitten wir aus Hertzen Grund':

Ach HERR, gesegn' uns diese Stund'

Und laß die liebe Kost allein

Von deiner Hand gesegnet sein.

 

6.

Verhühte, daß, O grosser Gott,

Wir nicht vergessen dein Gebott

Und etwan sagen ungefehr:

Diß komt von unser Arbeit her!

 

7.

Vielmehr laß uns bescheidentlich

Erkennen und drüm loben dich,

Daß du nur bist der rechte Mann,

Der alles Fleisch versorgen kan.

 

8.

Immittelst, Herr, erleucht' uns doch,

Daß wir dich Kindlich fürchten noch,

Damit an Leib' und Seel zugleich

Wir endlich werden fett und reich.

 

9.

Gib auch den Armen Brods genug,

Daß etwan sie durch Satans Trug

Nach fremden Gühtern trachten nicht

Und fallen in dein Strafgericht.

 

10.

Drauf sprächen wir das Tischgebet

Und setzen uns zum Taffelbret'.

HERR, laß die Mahlzeit so geschehn,

Daß wir mit Freuden von ihr gehn!

 

 

Andächtiges Lob- und Danklied, welches ein jedweder Christlicher Hausvatter und Hausmutter mit ihren Kindern und Gesinde nach vollbrachter Mahlzeit frölich können singen, auff die Weise des bekanten Tisch-Gesanges

O Gott, wir danken deiner Güht, u.s.w.

 

1.

Nun ist die Mahlzeit vollenbracht,

Wir haben schon gegessen.

Mein Gott, du hast es wol gemacht,

Nach dem du zugemessen

Itz jedem sein bescheiden Theil;

Du labtest uns für kurtzer Weil'

Aus mancherlei Gefässen.

 

2.

Wie groß ist deine Freündligkeit,

Wie herrlich deine Gühte,

Welch' uns versorgt zur jeden Zeit

Den Leib und das Gemühte.

Du Lebensfreund, du Menschenlust,

Du füllest unsre matte Brust

Und stärkest das Geblühte.

 

3.

Du thust des Himmels Fenster auff

Und gibst uns deinen Segen

So mild', daß sich der Speisen Hauff'

Auff unsern Tisch muß legen.

Da steht die Kost auf dein Geheiß:

Wen solte das zu deinem Preiß,

O Vatter, nicht bewegen?

 

4.

Dem Viehe gibst du Futter satt,

Ja speisest gar die Raben,

Wenn sie noch bloß, jung, schwach und matt

Sich gerne wolten laben.

Herr, du thust auff die milde Hand

Und gibest, was das gantze Land

Zum Auffenthalt muß haben.

 

5.

Für solche Guhtthat wollen wir,

Wie liebe Kinder müssen,

Von gantzer Seelen danken dir

Und unsre Mahlzeit schliessen

Mit einem kurtzen Lobgedicht':

O treüer Gott, verschmäh' uns nicht,

Wenn wir dich so begrüssen.

 

6.

Vergib uns unsre Missethat

Und gib, was wir begehren.

Schaff' uns, O Vatter, ferner Raht,

Daß wir uns ehrlich nähren:

Du kanst ja künfftig guhte Zeit,

Glük, Nahrung, Fried' und Einigkeit

Zur Nohtdurft uns bescheren.

 

7.

Laß endlich auf des Lammes Tisch'

In deinem Reich uns essen,

Wo tausend Gaben mild' und frisch

Du selbst uns wirst zumessen:

Da wird man schmekken Freud' und Ehr',

Und wir, HERR, wollen nimmermehr

Zu preisen dich vergessen.

 

 

Tägliches Bitt-Lied

Eines jedweden Christlichen Hausvatters und einer jedweden Gottseligen Hausmutter, daß sie das Ihrige recht und wol mügen regieren.

 

1.

O Vatter aller Gnaden,

Von Kräften groß, von Hertzen treü

Du hast Mich mild beladen

Mit Ehr' und Gühtern mancherlei;

Du hast Mir ja das Leben,

Gesind' und Kinderlein

Allein darüm gegeben,

Daß Ich sol fleißig sein,

Dieselbe zu regiren,

Ja dir fein in der Still'

Und Demuht zuzuführen:

Das ist dein guhter Will'.

 

2.

Ich bitte dich von Hertzen,

Hilf, daß Ich wandl' auf ebner Bahn

Und ja nicht müge schertzen,

Wie mancher Spötter hat gethan.

Laß Mich für allen Dingen

Begehren, Herr, dein Reich

Und nach dem Himmel ringen,

So wirst du Mich zugleich

In deiner Furcht erhalten

Und lassen Mein Gesind'

Auch seine Pflicht verwalten

Treü, redlich und geschwind'.

 

3.

Gib Mir des Geistes Früchte,

Als Liebe, Sanftmuht, Gühtigkeit,

Ein Ehrliches Gerüchte,

Gedult in schwerer Leidenszeit.

Laß fleißig Mich erziehen

Auch Meine Kinderlein,

Damit sie ja nicht fliehen

Die Straff' und trotzig sein;

Doch laß Mich sie nicht reitzen,

O lieber Gott, zum Zorn,

Behühte Mich für Geitzen,

Dem schärffsten Seelendorn.

 

4.

Laß Mich heut' oder Morgen

(Herr, dieses bitt' Ich sonderlich)

Die Meinen so versorgen,

Daß Ich ja nicht erzürne dich.

Laß Mich den Ehstand halten

In ungefärbter Treü,

Die Liebe nicht erkalten

Durch List und Triegerei.

Hilff, daß Ich hertzlich liebe

Die Nachbahrn und zugleich

In deiner Furcht Mich übe,

So werd' Ich ewig reich.

 

5.

Laß Mich Mein Brod erwerben

Im Schweisse Meines Angesichts:

Dein' Hand lässt nicht verderben,

Theilt sie Mir mit, so fehlt Mir nichts.

Ich bin gahr wol zu frieden

Mit dem' in dieser Welt,

Was du Mir hast beschieden

Und gnädigst zugestellt;

Nur laß Mich nicht gerahten

In Armuht, Schand' und Spott;

Kein Geld kan Mir doch bahten,

Hilffst du Mir nicht, Mein Gott.

 

6.

Laß Mich aus freiem Willen

Von Meinen Gühtern ehren dich,

Der Armen Nohtdurfft stillen

Und ihnen steüren mildiglich.

Laß Mich ja nicht mißbrauchen

Die Schätze dieser Welt,

Der Laster Feür nicht rauchen;

Gib, daß noch Gold noch Geld

Von dir Mich mache wanken;

Hilff, daß Ich Sorgen-frei

Dir allzeit müge danken

Und gantz dein eigen sei.

 

7.

Solt' Ich gleich Mangel leiden,

Mein Gott, in dieser kurtzen Zeit,

So kan Mich doch nichts scheiden

Von deiner Lieb' und Freundligkeit.

Wir sind in dieser Hütten

Zwahr fremd, doch wird dein' Hand

Uns reichlich überschütten

In jenem Freüden-Land

Und da mit Gühtern speisen,

Welch' unvergänglich sind;

Denn wird dich hertzlich preisen

Dein außerwehltes Kind.

 

 

Andächtiges Buhßlied, wen Gott mit theürer Zeit und schwehrer Hungersnoht das Land heimsuchet

1.

Wie bist du doch so from und guht,

Herr Gott, in deinen Wercken!

Gantz willig ist dein Hertz und Muht,

In Nöhten uns zu stärken;

Den aller Augen wahrten nur

Auf dich, du solst sie speisen

Und deiner armen Kreatur

Raht, Hülff' und Trost erweisen,

Das sie dich wiedrüm preisen.

 

2.

Wir schreien itz in unsrer Noht

Und hochbetrübtem Stande;

Es mangelt unß das liebe Brod,

Die Theürung ist im Lande.

Der Hunger drükt uns treflich schwehr,

Daß Völklein muß verschmachten.

Es läuft und bettelt hin und her;

Diß wil kein Reicher achten

Noch frembde Noht betrachten!

 

3.

Du hast den Vorraht gantz und gahr,

O Gott, von uns genommen

Und leider ein betrübtes Jahr

Zur Straffe lassen kommen.

Und weil die Nahrung ist so schlecht.

Viel' Arm' auch weinig essen,

So sprächen wir: Gott ist gerecht;

Der vormahls voll gemessen,

Hat unser itz vergessen.

 

4.

Nun, Herr, wir wollen gleichwol nicht

Wie die verzagte stehen;

Drüm suchen wir dein Angesicht:

Ach merk' auf unser Flehen!

Zwahr, da wir waren satt und stark,

Da liessen wir dich fahren;

Ein jeder frass das beste Mark,

So das sehr weinig waren,

Welch' etwas wolten spahren.

 

5.

Wir machten lauter guhte Zeit

Mit spielen, essen, trinken,

Wir liessen die Barmhertzigkeit

Zum armen Häuflein sinken:

Wir halffen nicht der matten Schaar,

Sehr böß war unser Leben.

Drüm müssen wir itz offenbahr

In diesem Jammer schweben;

Doch du kanst Lindrung geben.

 

6.

So hilf nun, Herr, mit starker Hand

Um deines Namens willen.

Du kanst das außgezehrte Land

Mit Gühtern wiedrüm füllen.

Ernehr' uns in der Theürung doch,

Gib Brod den armen Leüten.

Dein' Hülffe währet immer noch,

Du kanst auch ia von weiten

Unß Speiß' und Trank bereiten.

 

7.

Erwekk' auch derer Hertz und Geist,

Die grossen Reichthum haben,

Daß sie den Armen allermeist

Ertheilen Ihre Gaben.

Insonderheit lass uns fohrthin

Nach deiner Gunst, Herr, streben;

Von Ihr allein komt der Gewin,

Daß du dein Freüdenleben

Aus Gnaden unß wilst geben.

 

8.

Da wird uns den kein Hunger mehr

Noch Durst noch Armuht quehlen;

Da werden wir mit grosser Ehr',

Herr, deinen Ruhm erzehlen.

Da wollen wir für frischem Muht'

In reiner Wollust springen

Und, wie die Schaar der Engel thut,

Gahr hoch die Stimmen schwingen,

Dir ewig Lob zu singen.

 

 

Frommer Haußvätter und Haußmütter andächtiges Bittlied zu Gott, Wen es ohne unterlaß regnet und sich die Wasser hefftig ergiessen

1.

Du grosser Gott, der du die Welt

Hast wunderlich erbauet

Und alles durch dein Wohrt bestelt,

Was man hie nieden schauet,

Der du dem Wasser auch sein Ziel

Gesetzet, daß es nicht zu viel

Den Erdenklooß betauet:

 

2.

Wir klagen dir, daß uns die Sonn'

Am Tage kaum aufgehet,

Ja gleich verfinstert läuft davon,

Der Mohn auch traurig stehet;

Es schütten itz ohn' Unterlaß

Die Wolken aus ihr schädlichs Naß,

Die Flüsse sind erhöhet.

 

3.

Die Schnitter solten ihre Hand

Zwahr bald mit Garben füllen,

Auch könte das so reiche Land

Schnell unsern Mangel stillen:

Nun aber, da man Freüden-voll

Die schönen Früchte samlen sol,

Muß sich der Tag verhüllen.

 

4.

Des Himmels stäte Feuchtigkeit

Läst unsre Saat verderben;

Es muß in dieser Ernde Zeit

Die liebe Frucht ersterben.

So suchet Gott die Menschen heim,

Die fleißig sind, aus Koht und Leim

Die Nahrung zu erwerben.

 

5.

Ja, grosser Gott, du bist gerecht,

Wir aber sind voll Sünden.

Drüm kommen wir und bitten schlecht,

Du wollest lassen schwinden

Nur deinen Zorn und unsre Schuld,

Auch einmahl wiedrüm Gnad' und Huld

Dein armes Volk empfinden.

 

6.

Steh' auff, O Gott, und wende dich,

Zu hören unser Flehen:

Hilff deinen Kindern gnädiglich,

Laß einmahl stille stehen

Den Regen, der ohn' Unterlaß

Verschwemmet das Getreid' und Graß,

Daß wir dein' Hülffe sehen.

 

7.

Des Himmels Fenster stopffe bald

Und wehr' hinfohrt dem Regen;

Du kanst ja plötzlich die Gewalt

Der Wolken niederlegen.

Gib einmahl wiedrüm trokne Zeit,

Daß wir, O Gott, mit Freüdigkeit

Versamlen deinen Segen.

 

8.

Wir wollen unsre Zuversicht

Hinauff zu dir erheben:

Laß doch die Sonn' ihr schönes Licht

Uns endlich wiedrüm geben;

So wollen wir mit höchstem Fleiß,

O Gott, dir singen Lob und Preiß

Hier und in jenem Leben.

 

 

Andächtiges Lied

Gottseliger Christen, Wenn etwan ein starkes Donnerwetter ist entstanden.

 

1.

Ach lieber HERR, du grosser Gott,

Den alle Welt muß ehren,

Auff welches Winken und Gebott

Der Donner sich läst hören:

Es breiten sich die schnellen Blitz'

Itz weit von deinem hohen Sitz',

Ihr Glantz geht hin und wieder,

Dein Regen trieft hernieder.

 

2.

Wir hören Wolken, Donner, Feür,

Dazu den Wind dort oben

Mit prasslen, brüllen ungeheür

Und Schlägen schreklich toben.

Die Felsen spalten sich für dir,

Die hohen Berge springen schier,

Die Wasserströhme brausen,

Die starken Winde sausen.

 

3.

Des Himmels Säulen zittern sehr,

O Gott, für deinem Schelten,

Wir arme Sünder noch viel mehr:

Denn deine Macht muß gelten

Sehr hoch in unserm schwachen Sinn'.

Ach Herr, wo sol man fliehen hin,

Wo du dich wilst erheben,

Der Welt den Lohn zu geben?

 

4.

Wirst du nach unsrer Missethat

Die Straff' ergehen lassen,

So können wir noch Trost noch Raht

Für grosser Trübsahl fassen.

Denn alles Fleisch ist liederlich

Von dir gewichen hinter sich:

Kein Mensch kan hie bestehen,

Dein Grim läst uns vergehen.

 

5.

Ach aber, Herr, erbarme dich,

Du bist ja groß von Gnade,

Wend' ab das Wetter Väterlich,

Daß uns der Blitz nicht schade.

Du frommes Hertz, du LebensHerr,

Du Glüks- und Heils Beforderer,

Ach hör', ach hilff geschwinde,

Schau nicht auf unsre Sünde!

 

6.

Kein Unglük laß uns treffen doch,

HERR, hilff nach deiner Gühte;

Wir sind ja deine Kinder noch,

Ach schone dein Geblühte:

Thu nicht nach deinem Zorn und Grim,

Hab' acht auf unsre Jammerstimm'!

HERR, hilff in diesen Nöhten,

Laß uns den Strahl nicht tödten!

 

7.

Bewahre Menschen, Vieh' und Kraut,

Dazu die Frücht' in Feldern

Und was zur Wohnung ist erbaut,

Schon' auch der Bäum' in Wäldern.

Hilf, daß ja nicht von oben her

Ein heisser Keil uns schnell verzehr'

Und unser Guht und Erbe

Biß auf den Grund verderbe.

 

8.

Laß deinen Donner, Wind und Blitz,

O lieber Gott, auffhören,

Daß weder Knall noch Schlag' noch Hitz'

Uns treffen und versehren.

Gib, daß ein schöner Sonnenschein

Nach dem Gewitter müge sein,

So wollen wir dich preisen

Und ewig Ehr' erweisen.

 

 

Dank-Lied

Eines Gottseligen Haußvatters, Wenn Er seinen Gebuhrts-Tag in Frieden und Gesundheit abermahl hat erlebet.

 

1.

Lob und Dank sei dir gesungen,

Grosser Gott, an diesem Tag'.

Abermahl ist Mirs gelungen,

Daß Ich, Herr, dich preisen mag:

So viel Jahre sind verflossen,

Als Ich erst kahm auff die Welt,

Da Mir ward die Kost bestelt,

Die so reichlich Ich genossen.

Weil Mir nun geschehn so wol,

Ist Mein Mund itz rühmens voll.

 

2.

Nakkend zwahr bin Ich gekommen

Aus der Mutter Leib' herfür:

Bald hast du dich angenommen

Meiner Seelen mit Begier.

Reichlich hast du Mir gegeben

Kleider, Nahrung, Speiß und Trank,

Oftmahls auch, im Fall' Ich krank,

Mir gefristet Leib und Leben.

Weil Mir nun geschehn so wol,

Ist Mein Mund itz rühmens voll.

 

3.

HERR, Ich hab' es nicht verdienet,

Was du guhts an Mir gethan.

Oft bin Ich mit dir versühnet,

Wenn Ich in der Sündenbahn

Mit der bösen Welt gerennet;

Doch hast du zur jeden Zeit

Mir erzeigt Barmhertzigkeit,

Wenn Ich nur die Schuld bekennet.

Weil denn Mir geschehn so wol,

Ist Mein Mund itz rühmens voll.

 

4.

Deine Wunder und Gedanken,

O Mein Gott, sind treflich groß:

Hilf, daß Ich ohn' alles Wanken

Solch' erzehle Sorgenloß.

HERR, Ich kan sie nicht verschweigen,

Laß sie Mich vermelden doch:

Kindes-Kinder sollen noch

Dir deßwegen Ehr' erzeigen.

Denn weil Mir geschehn so wol,

Ist mein Mund itz rühmens voll.

 

5.

Wilt du nun Mein armes Leben

Hier noch länger fristen Mir,

Ey so wollest du Mir geben

Das, was Noht ist, für und für.

Denn wir können deiner Gaben

Nicht entbehren in der Welt:

Speise, Kleider, Wohnung, Geld

Müssen wir zur Nohtdurfft haben.

Thust du ferner Mir so wol,

Wird Mein Mund stets rühmens voll.

 

6.

Gib, Herr, daß Ich so verzehre

Deine Gaben, Speis' und Trank,

Daß Ich nicht Mein Hertz beschwehre

Noch Mich selber mache krank.

Laß Mich Geitz und Wollust meiden,

Gib Mir einen solchen Muht,

Der nur dich, das höchste Guht,

Hertzlich such' in Freüd und Leiden.

Thust du künfftig Mir so wol,

Bleibt Mein Mund stets rühmens voll.

 

7.

Alle Sorgen wil Ich legen,

Mein getreüer Gott, auf dich;

Kröhne Mich mit reichen Segen,

Nähre, schütz', erhalte Mich.

Deine Gühte laß Mich Schwachen

Leiten und zur jeden frist

Geben, was Mir nützlich ist,

Endlich Mich auch selig machen:

Denn geschicht Mir ewig wol,

Und Mein Mund bleibt rühmens voll.

 

 

Hertzliches Lob- und Danklied, In welchem Gott von gantzer Seele wird gepriesen, daß Er unser Gebeht so gnädig hat erhöret

 

1.

Ich wil den Herren loben,

Sein herrlichs Lob sol immerdar

In Meinem Mund' erhoben

Sich hören lassen offenbahr.

Mein Seelichen sol preisen

Des Höchsten Liebethat

Und dem viel Danks erweisen,

Der Mich errettet hat.

Komt, lasset uns erhöhen

Den grossen Wunderheld:

Sein theürer Ruhm muß gehen

Durch alle Theil der Welt.

 

2.

Als Ich den Herren suchte

In Meiner Noht und schier für Pein

Mein Leben gantz verfluchte,

Da wolt' Er plötzlich bei Mir sein.

Denn die, welch' ihn anlauffen

Mit Ernst, verderben nicht:

Er zeigt dem schwachen Hauffen

Sein gnädigs Angesicht.

Ach schmekket doch und schauet,

Wie gühtig daß Er ist.

Wol dem, der Ihm vertrauet

Und seiner nie vergisst!

 

3.

Der Herr hat nicht verschmähet

Des Armen Elend und Gefahr,

So bald Er angeflehet

Sein' Hülff' und Rettung immerdar.

Er schauet den Elenden,

Den Wäisen hilfft Er gern,

Kan Ihre Trübsahl wenden,

Sein Beistand ist nicht fern.

Er liebet ohne Wanken,

Thut guhtes für und für;

Drüm wil Ich Ihm auch danken

So lang' Ich leb' allhier.

 

4.

Man lobt dich in der Stille,

Du hocherhabner Zions-Gott;

Des Rühmens ist die Fülle,

Für dir, du starker Zebaoth.

Du bist doch, Herr, auff Erden

Der Frommen Zuversicht,

In Trübsahl und Beschwehrden

Läst du die Deinen nicht.

Drüm sol dich stündlich ehren

Mein Mund für jederman

Und deinen Ruhm vermehren,

So lang' er lallen kan.

 

5.

Es müssen, Herr, sich freüen

Von gantzer Seel und jauchzen schnell,

Welch' unaufhörlich schreien:

Gelobt sei der Gott Israel.

Sein Name sei gepriesen,

Der grosse Wunder thut

Und der auch Mir erwiesen

Das, was Mir nütz und guht.

Nun diß ist Meine Freüde,

Daß Ich an Ihm stets kleb'

Und niemahln von Ihm scheide,

So lang' Ich leb' und schweb'.

 

6.

HERR, du hast deinen Namen

Sehr herrlich in der Welt gemacht,

Denn als die Schwache kamen,

Hast du gahr bald an sie gedacht.

Du hast Mir Gnad' erzeiget:

Nu, wie vergelt' Ichs dir?

Ach bleibe Mir geneiget,

So wil Ich für und für

Den Kelch des Heils erheben

Und preisen weit und breit

Dich hier, Mein Gott, im Leben

Und dort in Ewigkeit.

 

 

Beschluß-Lied

Des Alten Jahres.

 

1.

Abermahl ist Eins dahin

Von der Zeiten Anbeginn',

Abermahl ist dieses Jahr

Wie wir selber wandelbahr,

Es ist nunmehr alt und kalt;

Höret, wie die Zeitung bald

Von dem Neüen Jahr' erschallt!

 

2.

Gott sei Lob, daß abermahl

Eins dahin ist von der Zahl

Unsrer Jahre, die wir sehn

Schneller als den Rauch vergehn,

Da von unsrer Pilgrimschafft

Aber eins ist hingerafft

Durch so schneller Zeiten Krafft.

 

3.

Herr, wie groß ist deine Güht'!

Ach wie from ist dein Gemüht'!

Hast du doch zu Tag' und Nacht

Dieses Jahr an uns gedacht,

Da doch wir, nur Staub und Koht,

Nichts verdienet als den Tod,

Ja so gahr der Höllen Noht.

 

4.

Herr, dein Nachtmahl, Tauff und Wohrt

Hast du noch an unserm Ohrt

Rein erhalten und dazu

Den gewünschten Fried' und Ruh'

Uns so mildiglich beschert;

Ja was unser Hertz begehrt,

Hast du reichlich uns gewehrt.

 

5.

Billig sagen wir dir Dank

Für die Kleidung, Speis' und Trank,

Für Gesundheit, Ehr' und Guht.

Lob sei dir, daß auch die Gluht

Noch das Wasser noch der Wind

Uns, die wir so sträfflich sind,

Nicht verderbt so gahr geschwind.

 

6.

Zwahr du hast uns lassen sehn,

Was den Sündern muß geschehn;

Aber deine Güht' und Treü

War doch alle Morgen neü.

Ach regir' uns Hertz und Sinn,

Daß wir itz zum Anbeginn'

Alle Bößheit legen hin!

 

7.

Guhte Nacht, vergangnes Jahr

Samt der Trübsahl und Gefahr;

Guhte Nacht, du Sündenkleid:

Dekke Mich, O Frömmigkeit.

Süsser Jesu, führe Mich

Zu dem Neüen gnädiglich,

Daß Ich lieb' und lobe dich.

 

 

Andächtiges Lied

Eines Kranken, In welchem Gott hertzlich wird angeruffen, daß Er nach seinem gnädigen Willen die verlohrne Gesundheit wolle wieder geben.

 

1.

Mein Gott, erbärmlich lig' Ich hier,

Mit Krankheit schwehr beladen.

Mein Hertz, das bebet für und für,

Es fühlet hart den Schaden,

Der Mich im Bette hält so fest,

Ja weder Macht noch Ruhe läst.

Wenn wirst du Mich begnaden?

 

2.

Mir ist vergangen Muht und Krafft,

Die Stärk' hat Mich verlassen;

Es mangelt Mir des Lebens Safft,

Mein Antlitz muß verblassen.

Mein' Hertzens-Angst ist gahr zu groß,

Mir ligen fast die Knochen bloß,

Kein' Hülffe kan Ich fassen.

 

3.

Dem Artz', HERR, bin Ich in die Hand

Durch Meine Sünden kommen,

Die Mich gebracht in diesen Stand,

Worin Mir ist benommen

Gesundheit und ein freier Muht.

Mein Gott, was konte dieses Guht

Mir vormahls treflich frommen!

 

4.

Ach aber, Jesu, Davids Sohn,

Hilff Mir in diesen Nöhten.

Zwahr, solt' Ich fodern Meinen Lohn,

Müst' Ich für Schaam erröhten:

Doch schaue Meinen Jammer an,

Komm' einmahl als ein Mittelsmann,

Laß Mich die Pein nicht tödten.

 

5.

Wirff Meine Fehler hinter dich

Und hindre das Verderben,

Mit Gnad' und Segen kröhne Mich,

Laß Mich dein' Huld erwerben.

Mein Artz und Meister sei bereit,

Du bist ja, der zur rechten Zeit

Uns retten kan vom Sterben.

 

6.

Herr, wenn du wilt, so kanst du leicht

Mich dergestalt erquikken,

Daß alle Krankheit von Mir weicht

Und Mich hinfohrt nicht drükken

Die Schmertzen, die Mir Mark und Bein

Schon auffgezehrt; du kanst allein

Mir Hülff' und Lindrung schikken.

 

7.

Doch wil Ich auch die letste Noth,

O treüer Gott, nicht scheüen,

Demnach ein selig-sanffter Tod

Uns ewig kan erfreüen,

Als welches Tag zur jeden frist

Viel besser als des Lebens ist,

Drin wir so kläglich schreien.

 

8.

Ey, sterb' Ich denn, so sterb' Ich Gott,

Mein Leiden komt zum Ende;

Ich werd' auch nimmermehr zu Spott',

Im Fall' Ich Mich nur wende

Zu dir, Herr Jesu, Meine Lust,

Und ruhe sanfft an deiner Brust:

Drauf nim Mich in dein' Hände.

 

9.

Mein Heiland, es ist Mein Begier,

Nur selig abzuscheiden,

Im Paradiß zu stehn für dir,

Wo weder Kreütz noch leiden.

Doch mach' es, Herr, wie dirs gefällt:

Sol Ich noch leben in der Welt,

So kröhne Mich mit Freüden.

 

10.

Dein theüres Wohrt, das kan uns bald

Gesundheit wiedrüm bringen:

Es machet schön, was ungestalt,

Ja wol die Lahmen springen.

Herr, hilff, daß Ich, aus Noht befreit,

Allhie und in der Ewigkeit

Dir müg' ein Danklied singen.

 

 

Ein ander Sterbelied, welches so wol in Todesnöhten als auch sonst bei Christlichen Begräbnissen nützlich gebrauchet und auf die Weise des bekanten Liedes kan gesungen werden

O Welt, Ich muß dich lassen, u.s.w.

 

1.

O Vatter, groß von Gnaden,

Ich bin mit Angst beladen,

Auf, auf, erbarm dich Mein!

Du hast Mir ja verheissen,

Aus Nöhten Mich zu reissen

Und stets Mein Gott zu sein.

 

2.

Dein Sohn ist Mir gegeben,

Daß Ich sol ewig leben

In grosser Herrligkeit.

Ich komm' in solchem Glauben:

Kein Feind' kan Mir abrauben

Das, was Mein Hertz befreit.

 

3.

Du wirst üm Jesu willen

Aus Gnaden das erfüllen,

Was du Mir zugesagt:

Drauff nim in deine Hände

Mein Seelichen am Ende,

Das nach dem Himmel fragt.

 

4.

O Jesu, deine Wunden,

Die du für Mich empfunden,

Vermindern Mir die Pein.

Ich bitte dich von Hertzen:

Laß ferner deine Schmertzen

Mein' Hülff' im Sterben sein.

 

5.

Ein Mensch bist du gebohren:

Wie kan denn sein verlohren

An Mir dein theüres Bluht,

Dem gahr nichts zu vergleichen?

Ach laß doch nimmer weichen

Von Mir diß höchste Guht!

 

6.

Ich bleib', ob Ich gleich scheide,

Ein Schäflein deiner Weide,

Das weist du, treüer Hirt.

Ach mücht' Ich bald dich sehen!

Ach mücht' Ich bald dort stehen,

Wo man verklähret wird!

 

7.

O Tröster der Betrübten,

O Geist der Kreützgeübten,

Gib Meiner Seelen Krafft.

Wenn Satan Mich wil plagen,

So laß Mich nicht verzagen,

Werd' Ich gleich hingerafft.

 

8.

Gedultig laß Mich leiden

Und drauff im Glauben scheiden:

Herr, stärke Muht und Sinn.

Ich wil im Friede fahren,

Du wirst Mich auch bewahren,

Wenn Ich entschlaffen bin.

 

 

Weihnachtslied

1.

Ein Kind ist uns gebohren,

Uns, die wir gantz verlohren

In Angst der Höllen schwebten

Und funden keinen Raht,

Ja wie verzweifelt lebten

Ob unsrer Missethat:

Da schenkt' uns Gott geschwind

Sein Allerlibstes Kind.

 

2.

Diß Kind hat schöne Namen,

Welch' Ihm vom Himmel kahmen,

Die lasset uns betrachten.

Er heisset Wunderbahr:

Was Menschen nie gedachten,

Ist dennoch worden wahr:

Gott und Marien Sohn

Sind einig in Person.

 

3.

Sehr wunderbahr von Werken

(Diß muß der Glaube merken!)

Ist dises Kind im Lehren

Und Kirchenregiment,

Daß die, so Sich empöhren,

Durch Seine Macht zertrennt,

Ja durch besondre Kraft

Noch täglich Wunder schaft.

 

4.

Diß Kind kan Raht ertheilen,

Wen aller Raht verweilen

Und Hülff' uns wil entgehen.

Durchs Wohrt ist ja gemacht,

Was wir für Augen sehen;

Das hat den Raht erdacht,

Zu bringen widrum dar,

Was gantz verlohren war.

 

5.

Wen uns die Sünde kränken,

Ja schier das Hertz versenken

In lauter Höllenzagen,

So weiß diß Kindlein Raht,

Als das für uns getragen

Die Last der Missethat.

Drum ruft es: Komt zu Mir,

Ich lab' Euch für und für.

 

6.

Diß Kind kan Krafft erzeigen,

Wen alle Welt muß schweigen.

Ey sehet doch Sein Kämpfen!

Er hält der Kirchen Schutz;

Sein starker Arm kan dämpffen

Der Feinde Macht und Trutz.

Ihm weichen Wasser, Feür

Samt allem Ungeheür.

 

7.

Wil uns der Tod gleich schrekken

Und unsre Glieder stekken

Ins Grab, da zu verwesen,

Gibt doch diß Kind uns Krafft:

Bald sol der Mensch genesen,

Wird Er gleich hingeraft.

Wo bleibt nun, Tod, dein Spieß?

Wir gehn' ins Paradieß.

 

8.

Diß Kind thut Heldenthaten,

Die treflich Ihm gerahten,

Es kan den Feind besiegen,

Der Sich so grausahm stelt;

Für Seinen Füssen ligen

Tod, Teüfel, Sünd und Welt.

Du streitest auch für Mich,

O Jesu, ritterlich!

 

9.

Mein Vatter, der nicht stirbet,

Auch niemahls sonst verdirbet,

Ja den man Ewig nennet,

Steh bei Mir in der Noht;

Auch wen vom Leibe trennet

Den Geist der herbe Tod,

So lindre Sich Mein Schmertz

Durch Dich, du Vatterhertz.

 

10.

Diß Kind verschaft hienieden

Uns auch den güldnen Frieden,

Durch Ihn ist Gott versöhnet:

Seht, wie nun Jesulein

Mit Gnad' und Fried' uns kröhnet.

Wer kan doch traurig sein?

Itz gehet aus der Schall:

Der Fried' ist überall!

 

11.

Ja Fried' ist im Gewissen,

Das uns vorhin gebissen;

Auch bleibt der Fried' im Sterben:

Man wird am Jüngsten Tag'

Erst solchen Fried' erwerben,

Als Jemand wünschen mag.

O Fried' in Gottes Reich,

Kein Fried' ist dir sonst gleich!

 

12.

Lob sei Dir, Herr, gesungen,

Daß Du bist durchgedrungen

Zu Hülffe Deinen Kindern,

Raht, Held, Krafft, Wunderbahr,

Auch Friede bringst den Sündern,

Der uns entnommen war.

O Fried' in diser Welt!

O Fried' in Gottes Zelt!

 

 

Uber Ein Anderes Evangelium am Festtage Johannis des Evangelisten, Joh. 1.

Melodie: O Welt, Ich muß Dich lassen, u.s.w.

 

1.

O Höchstes Werk der Gnaden,

O Werk, daß auch die Schaden

Der Seelen heilen kan!

O Demuht auserkohren:

Gott wird Ein Kind gebohren,

Nimt wahre Menschheit an!

 

2.

Der Vatter hat gezeüget

Den Sohn, der Sich geneiget

Uns armen Menschen zu.

Der stets bei Gott gewesen,

Komt jtz, daß wir genesen

Und finden Ewig Ruh'.

 

3.

O Wundervolle Sachen,

Welch' uns bestürtzet machen!

Das Wohrt von Ewigkeit

Komt in der Zeiten Fülle,

Damit es Sich verhülle,

Zu treten an den Streit.

 

4.

Diß Wohrt ist ohne Schmertzen

Aus Seines Vaters Hertzen

Von Ewigkeit gezeügt.

Bald steht es in der Mitten

Und machet durch Sein Bitten

Den Vatter uns geneigt.

 

5.

Diß Wohrt, daß wir hoch ehren,

Hat Selbst uns wollen lehren,

Wie Gottes Will' es sey,

Daß es von allem Bösen

Uns kräfftig solt' erlösen

Und machen ewig frei.

 

6.

Diß Wohrt hat ausgeschikket

Sein Volk, das uns erquikket

Durch Einen süssen Schall;

Es lässet auch mit Hauffen

Die Menschen-Kinder tauffen

Und lehren überall.

 

7.

Diß Wohrt ist in dem Orden

Der blöden Kinder worden

Auch Selbst Ein Kindelein.

Den, solt' Er Gott versühnen,

So must' Er, uns zu dienen,

Selbst Mensch und Sterblich sein.

 

8.

Gott konte ja nicht sterben

Noch uns das Heil erwerben,

Hett' Er nicht Fleisch und Bluht.

Er spührt' uns gantz verlohren,

Drum ward Ein Mensch gebohren

Er Selbst, das höchste Guht.

 

9.

Solt' Einer Mittler werden

Im Himmel und auf Erden,

So must' Er Beides sein,

Den aller Ohrten wandlen,

Mit Gott und Menschen handlen

Kont' Einer nicht allein.

 

10.

Diß Grosse Wohrt von oben,

Das auch die Trohnen loben,

Ist Gott von Ewigkeit:

Diß hat auch angenommen

Das Fleisch der Welt zum Frommen

In der bestimten Zeit.

 

11.

Nun kan Es recht erkennen

Das, was wir Schwachheit nennen,

Ja tragen mit Gedult

Der hochbetrübten Sünder,

Der armen Menschenkinder

Schon längstgemachte Schuld.

 

12.

Nun kan es Sich der Armen

Auch Brüderlich erbarmen

Und liben alle Welt,

Nun kan es tapfer kämpfen,

Die Macht der Feinde dämpfen

Als Ein recht Wunderheld.

 

13.

O Wohrt! sei hoch gepriesen:

Du hast uns das erwiesen,

Was schwehrlich wir verstehn;

Doch wollen wir dich loben,

Am meisten, wen dort oben

Wir deine Klaarheit sehn.

Uber das Evangelium am Fest der Offenbahrung Christi, sonst auch der H. Drei Könige Tage genennet, Matth. 2.

 

Melodie: Der Tag, der ist so freüdenreich, u.s.w.

 

1.

Glük zu der frommen Heiden Schaar,

Glük zu, glük zu den Weisen,

Die weit vom Morgen mit Gefahr

Sind kommen, hoch zu preisen

Das Neügebohrne Jesulein.

Diß laß Mir Einen Glauben seyn:

Den ob Sie zwahr nichts wissen,

Als was geschrieben Daniel

Und Bileam, sind Sie doch schnell

Zu suchen Gott geflissen.

 

2.

Folg' Ihrem Fleiss', O Sündenkind,

Mit Freüden nachzugehen

Dem höchsten Guht'; Ach sei nicht blind,

Ermuntre dich, zu sehen

Das Jesulein in Seinem Wohrt';

Es ligt ja nicht am fremden Ohrt':

Hie findest du die Krippen,

Da ruhet es gahr säuberlich,

Ja lehret in der Kirchen Dich

Mit honigsüssen Lippen.

 

3.

Kahm doch aus Reich Arabia

Die Königin gezogen

Gen Salem, daß Sie fünde da

Den Mann, der Sie bewogen

Durch Seiner Weißheit Glantz und Sonn'.

Ach! Hier ist mehr den Salomon:

Wer wolte den nicht eilen,

Dem Kindelein zu ziehen nach?

Der Weg belohnt es tausendfach',

Hett' Er gleich tausend Meilen.

 

4.

Betrachtet die Beständigkeit

Der Weisen, die zwahr kahmen

In Gottes und der Engel Gleit

Und gleichwol nichts vernamen

Vom neüen König' in der Statt,

Die den berühmten Tempel hatt':

Ey wol! Sie liessen stehen

Jerusalem und giengen fohrt,

Das Jesulein am Andern Ohrt'

In Behtlehem zu sehen.

 

5.

O frommes Hertz, folg' abermahl,

Diß süsse Kind zu finden,

Und laß dich keine Noht noch Quahl

Im Suchen überwinden.

Wol angefangen ist zwar guht,

Viel besser, wen mans standhaft thut.

So kan man freüdig sagen:

Gekämpfet hab' Ich als Ein Held

Und wol gerennet in der Welt,

Bald werd' Ich Krohnen tragen.

 

6.

Komt, last uns unser Jesulein

Besuchen jtz mit Freüden

Und samt den Weisen thätig sein,

Den diß wird unser Leiden

Verkehren bald in Lib' und Lust:

Es ist uns ja kein Schatz bewust,

Der frölicher kan machen

Ein Hertz, das hoch bekümmert ist,

Als unser Heiland Jesus Christ;

Der stärket auch die Schwachen.

 

7.

Was acht' Ich Reichthum, Ehr' und Pracht,

Was Schwelgen, Tantzen, Springen?

Ey das vergeht in Einer Nacht,

Kan auch wol Hertzleid bringen.

Die rechte Lust bestehet nur

In Gott, nicht in der Kreatur:

Nur Gott kan Freüd' erregen

Den Schwachen, welche Sünd' und Tod

Oft führen in die höchste Noht,

Ja schier zur Höllen legen.

 

8.

Komt, last uns mit der Weisen Schaar

Für dieses Kindlein treten,

Dasselbe Mitten in Gefahr

Voll Glaubens anzubehten.

Wer kommen wil, der komm' jtz früe,

Der fall' in Demuht auf die Knie:

So muß man Ehr' erweisen

Dem Herren aller Herrligkeit

Und Ihn in diser Gnadenzeit

Von gantzer Seele preisen!

 

9.

Wo bleiben aber die Geschenk',

Als Weirauch, Gold und Myrren?

Ach Gott! Wen Ich daran gedenk',

Empfind' Ich Ein verwirren

In Meinem Sinn', Als der Ich nicht

Erwogen dißfals Meine Pflicht,

Daß Kindlein zu begaben.

Verzeih' es Mir, Ich wil hinfohrt,

O Jesulein, nach deinem Wohrt'

Auch deine Glieder laben.

 

10.

Ich wil hinfohrt mit freiem Muht'

An denen Lib' erweisen,

Die dürftig sind, auch sol Mein Guht

Die Diener Jesu speisen;

Den weil du, libster Gottes Sohn,

Uns gibst so grossen Gnadenlohn,

Wie solten wir nicht geben

Auch das, was dein, nicht Unser ist?

Lass' aber uns, Herr Jesu Christ,

Mit Dir nur Ewig leben.

 

 

Karfreitagslied

1.

Nun gibt Mein Jesus guhte Nacht,

Nun ist Sein Leiden vollenbracht:

Nun hat Er Seiner Seelenpfand

Geliefert in des Vaters Hand.

 

2.

Komt, Ihr Geschöpfe, komt herbei

Und machet bald Ein Klaggeschrei,

Das grausahm sei zur Selben Frist,

Da Gott am Kreütz verschieden ist.

 

3.

Des Tempels Fürhang trenne Sich,

Das Erdreich bebe furchtsahmlich,

Die Berge springen Himmel ann,

Daß man den Abgrund schauen kan.

 

4.

Die Wolken schreien Weh' und Ach,

Die Felsen geben Einen Krach,

Den Todten öffne Sich die Thür'

Und Sie gehn aus dem Grab' herfür.

 

5.

So muß der Herr der Herrligkeit

Beleütet werden diser Zeit,

Als man denselben in der Still'

Hinab zur Ruhstatt bringen will.

 

6.

Die Weiber stehen zwahr von fern

Und wolten sehn den Ausgang gern,

Doch wissen Sie nicht, wie man wol

Den Leib zu Grabe tragen sol.

 

7.

Zuletzt begibt Sich in Gefahr

Josephus, der Ein Rahtsherr war,

Der Christum liebt' und wolte nicht,

Daß man Ihn brächte fürs Gericht.

 

8.

Getrost ist Ihm Sein Hertz und Sinn,

Drüm geht Er zu Pilato hinn,

Begehrt den Leichnam Jesu Christ,

Der Ihm auch nicht verwegert ist.

 

9.

Bald komt der Nikodemus auch

Zu salben Ihn nach altem Brauch;

Er bringt der besten Specerei

Samt saubern Tüchern mancherlei.

 

10.

Da Jesus nun ist balsamirt

Und fein auf Todten Ahrt geziert,

Da senket man Ihn sanft hinab

Und legt Ihn in des Josephs Grab.

 

11.

Nun, Gottes Sohn, der uns erwekt,

Wird Selbst mit Einem Stein bedekt.

O Mensch, merk auch zur Jeden Frist,

Daß Dir Ein Grab bereitet ist.

 

12.

Was trotzet doch der arme Staub?

Der Würger macht Ihn bald zum Raub'.

Ach! Prange nicht, du trüber Koht,

Den »Heüt' Ein König, Morgen Tod.«

 

13.

Es wird vielleicht nicht balsamirt

Dein Leichnam noch so schön geziert:

Es ist genug, wen man Ihn trägt

Und ehrlich in die Grube legt.

 

14.

Doch freüe dich, O frommes Hertz,

Daß dich der Sünden bittrer Schmertz

Hinführo nicht betrüben kan,

Die Selbst begrub der Schmertzenmann.

 

15.

Nur Er that deine Bößheit ab

Und nahm Sie gäntzlich mit ins Grab,

Und als Er ward vom Tod' entfreit,

Da bracht' Er mit Gerechtigkeit.

 

16.

Sterb' Ich nun gleich, was ist es mehr?

Steh' Ich doch auf mit Pracht und Ehr':

Im Grabe bleibt der Sündenschlamm,

Den Ich aus diser Welt mit namm.

 

17.

Mein Heiland hat in Jenner Nacht

Den Sabbaht Mir zu wege bracht:

Der hilft Mir bald zur süssen Ruh,

In dem' Ich thu Mein' Augen zu.

 

18.

Hie leb' Ich aller Unruh vol,

Und wen mans den noch loben sol,

So heist es gleichwol: Daß hiebei

Nur Müh' und Angst gewesen sei.

 

19.

So bald Ich aber aus der Luft

Gebracht bin in die tunkle Kluft,

So wohn' Ich sicher, still, behend',

Und all Mein Unglükk' hat Ein End'.

 

20.

Heist daß nicht wol Ein grosser Ruhm?

Mein Grab wird Mir zum Heiligthum,

Den Christus, der im Grab' erwacht,

Hat heilig auch Mein Grab gemacht.

 

21.

Bald komt die libe Zeit herbei,

Wen uns der Engel Feldgeschrei

Macht munter, daß wir Jesum sehn

Und zu des Lammes Hochzeit gehn.

 

 

Osterlied

1.

O Fröliche Stunden!

O herrliche Zeit!

Nun hat überwunden

Der Hertzog im Streit.

Der Löu hat gekrieget,

Der Löu hat gesieget.

Trotz Feinden, Trotz Teufel, Trotz Hölle, Trotz Tod!

Wir leben befreiet aus Trübsahl und Noht.

 

2.

Der Würger verjagte

Die Menschen mit Macht,

Und Satanas plagte

Zu Tag' und zu Nacht

Die traurige Sünder;

Die Höll' auch nicht minder

Hat jmmer bißhero den Meister gespielt

Und grimmig nach unseren Seelen gezielt.

 

3.

Es war hie zu finden

Kein David, der bald

Auch kont' überwinden

Deß Riesen Gewalt

Noch muhtig in Nöhten

Den Belial tödten;

Kein Josua konte den Starken bestehn

Und lassen ohn' Harnisch und Waffen Ihn gehn.

 

4.

Es fand Sich kein Krieger:

Nur Jesus allein

War Krieger und Sieger,

Das Grab ließ Er sein,

Fuhr freüdig zur Hellen,

Den Satan zu fellen,

Woselbst Er die Riegel gantz loß hat geschraubt

Und kräftig den stärkesten Rauber beraubt.

 

5.

O liebliche Stunden!

O fröliches Fest!

Itz hat Sich gefunden,

Der nimmermehr läst

Die traurige Seelen

In Belials Höhlen,

Der willig Sein Leben für Andre verbürgt,

Doch endlich den Würger hat Selber erwürgt.

 

6.

Der Herr ist Ein Zeichen

Des Sieges, der Ehr',

Ein Zeichen, deßgleichen

Man findet nicht mehr.

Nun hat Er gelitten,

Nun hat Er gestritten,

Nun hat Er gesieget den Feinden zu Trutz,

Uns aber zum Frieden, zum Nutz und zum Schutz.

 

7.

Ihr Klagende, höret,

Was Christus gethan:

Die Sünd' ist zerstöret,

Ihr schändlicher Plaan

Ligt gäntzlich vernichtet.

Wir bleiben verpflichtet,

Dem Herren zu dienen mit jnniger Lust:

O selig, dem diser Triumph ist bewust!

 

8.

Das Fleischliche Leben

Ist nunmehr durch Ihn

Dem Geist' untergeben,

Der tapfer und kühn

Weiß mit Ihm zu kämpfen,

Die Lüste zu dämpfen,

Läst ferner nicht blikken den sündlichen Baum

Und gibet hinführo den Lastern nicht Raum.

 

9.

Der höllische Drache

Verübte mit Macht

Erschrekliche Rache,

Besigte die Schlacht:

Nun aber ist kommen,

Der Ihm hat genommen

Die Waffen; ja Jesus, der Ihn übereilt,

Hat unter uns reichlich den Raub ausgetheilt.

 

10.

In eben den Orden

Der Schanden und Spott

Ist auch gebracht worden

Die grausahme Rott';

Ich meine Dich, Helle:

Der Tod, dein Geselle,

Hat schimpflich verlohren den Stachel im Krieg'.

O flüchtige Feinde, wo bleibet Eür Sieg?

 

11.

Schaut, Pharaons Wagen

Und schrekliches Heer

Ist gäntzlich zerschlagen,

Da ligt es im Meer.

Die Starke für Allen

Sind nunmehr gefallen.

Komt, lasset uns disen Triumph recht besehn,

Der Allen und Jedem zu Guht' ist gescheen!

 

12.

O Jesu, wir preisen

Dein' herrliche Macht

Mit liblichen Weisen:

Du hast uns gebracht

Die Wolfahrt von oben,

Drum wollen wir loben

Dich Helden, dich Kämpfer, dich Löuen im Streit:

Bleib' ewig zu helffen uns Allen bereit.

 

 

Uber das hochheilige Evangelium am Ostermohntage, Luk. 24.

Melodie: Jesus Christus, wahr Gottes Sohn, u.s.w.

 

1.

Wir wandern All' in diser Welt,

Woselbst sehr schlecht es ist bestelt.

Wir werden wie das Wild gejagt

Und auf der Walfahrt gnug geplagt;

Doch selig heist und ist der Mann,

Der hie nur Christlich wandlen kan.

 

2.

Komt, last uns da zwei Jünger sehn,

Welch' aus der Statt des Greüels gehn,

In welcher durch die lose Rott'

Erwürget ward der Grosse Gott.

Als dise wandlen nun dahin,

Tritt Jesus Selber Mitten in.

 

3.

Auch du geh' aus, Mein frommer Christ,

Von Babel, so du witzig bist.

Ach meide der verkehrten Raht

Und komme nicht auf Ihren Pfad.

Laß fahren alles, was nicht rein,

Alsden wil Jesus bei dir sein.

 

4.

Doch wilt du ferner wandlen wol,

So sei dein Mund auch Lobes vol;

Sprich mit den Jüngern für und für,

Was Gott gethan an Mir und Dir:

Ermuntre dich und preiß' hinfohrt

Des höchsten Wahrheit, Werk' und Wohrt.

 

5.

Es findet Sich der Herr geschwind

Daselbst, wo die versamlet sind,

Welch' Ihm nachwandlen mit Begier

Und bringen allzeit Guhts herfür

Aus Ihres Hertzen saubren Schrein:

Da, da wil unser Jesus sein.

 

6.

Wirst du nun ferner auch befragt

Vom Glauben, so sprich unverzagt:

Ich bins gewiß, daß Jesus Christ

Der gantzen Welt Erlöser ist,

Und das bezeüg' Ich Jederman,

Der Antwohrt von Mir fodern kan.

 

7.

Die Wahrheit wil Ich in der Noht

Vertheidigen biß an den Tod;

Drauf sol Mein Mund bekennen frei,

Daß Jesus Christ der Heiland sei.

Recht selig wird der Mensch genennt,

Der hertzlich glaubt und frei bekennt.

 

8.

Merk' auf, Mein Freünd, was Jesus spricht:

Ihr Tohren, wie? Versteht Ihr nicht,

Daß Christus nach der Schrifft allein

Hier must' erleiden solche Pein?

So schilt der Herr Ihr träges Hertz,

Doch treten Sie nicht hinderwerts.

 

9.

Wer so kan zwingen Seinen Muht,

Wie dises Paar der Jünger thut,

Wen Gott durch Seiner Lehrer Mund

Uns machen läst die Sünden kund,

Dem wird Er gnädigst auf dem Plaan

Verzeihen, was Er hat mißthan.

 

10.

Die Schläge des Libhabers sind

Viel besser, O du Sündenkind,

Als wen Ein Feind oft zum Verdruss'

Uns schenket Einen Joabskuß.

Wer dich ermahnt, der meint es wol,

Wer dich viel lobt, ist Schalkheit vol.

 

11.

Ey der Gerechte schlage Mich

Und straffe Mich nur säuberlich:

Daß sol Mir als ein süsser Wein,

Ja Meinem Haubt' Ein Balsam sein.

Wer hie kein warnen leiden wil,

Muß dort dem Satan halten still.

 

12.

Sol unser Heiland weichen nicht

Von uns, wen uns der Feind ansicht,

So höre man mit höchster Lust

Des Herren Wohrt, demnach bewust,

Daß dem, der Ihn im Wohrt' erkennt,

Sein Gläubigs Hertz für Freüden brennt.

 

13.

Wen Sich nun gleich dein Jesus stelt,

Daß Ihm der Abscheid schon gefält,

So ruff': O Meiner Seelen Licht,

Verbirge doch dein Antlitz nicht.

Mein treüer Hohrt, Ich kleb' an Dir:

Ach bleib', Ach bleib' hie stets bei Mir.

 

14.

Wie magst du doch so wiederlich,

Mein Libster Heiland, stellen Dich?

Bin Ich doch elend, arm und bloß.

Was? Deine Güht' ist viel zu groß;

Von deinem Scheiden sag' Ich frei,

Daß dirs kein Ernst gewesen sei.

 

15.

Wollan, Mein Hertz, steh' unverzagt,

Ob dich gleich Kreütz und Leiden plagt.

Dein Helffer ist genöhtigt schon,

Drum kämpfe frisch, dir bleibt die Krohn',

Ein Kleinoht, das nach diser Zeit

Dich zieren wird in Ewigkeit!

 

 

Uber das hochheilige Evangelium am Festtage der Himmelfahrt Christi, Mark. 16.

Melodie: Nun lobe, Meine Seele, den Herren, u.s.w.

 

1.

Frolokket jtz mit Händen

Und jauchtzet Gott mit süssem Schall':

Ihr Völker aller Enden,

Lobsinget Ihm mit lautem Hall'.

Es fähret auf mit prangen

Der Held von Israel,

Nachdem' Er hat gefangen

Tod, Teüfel, Sünd' und Hell'.

Itz ist Er aufgestiegen

Gen Himmel, Klahrheit voll.

Komt, lasset uns Sein Siegen

Betrachten recht und wol.

 

2.

Was hat doch erst gelitten

Des allerhöchsten libes Kind!

Wie hat der Held gestritten,

Als Ihn die Feinde so geschwind

Und grausahm überfielen!

Sein Leichnam schwitzte Bluht,

Das Völklein muste kühlen

An Ihm den heissen Muht.

Nun hat Sichs gantz verkehret:

Der vor Ein Leider war,

Wird nunmehr hoch verehret

Auch von der Engel Schaar.

 

3.

Der Herr hat ausgezogen

Die Fürstenthümer und die Macht

Der Starken so gebogen,

Daß Er den Sieg davon gebracht.

Ja nun ist Christus worden

Das Reich, die Kraft, das Heil,

Und diß komt unserm Orden

Absonderlich zu Theil;

Den Satan ist bezwungen

Durch den so herben Krieg,

Der Tod auch Selbst verschlungen –

Gelobt sei Gott! – im Sieg'.

 

4.

Itz kan und wil Ich pochen

Tod, Teüfel, Hölle, Sünd' und Welt;

Dein Stachel ist zerbrochen,

O Würger, und du Selbst gefällt:

Die Höll' ist schon zerstöret,

Die Sünd' ist abgethan.

Ey kommet doch und höret,

Was auf dem Siegesplaan

Für Wunder Sich begeben,

Wie wir den Engeln gleich

Dort ewig sollen leben

In Gottes Freüdenreich'.

 

5.

Es ist uns aufgeschlossen

Die längstversperrte Gnadenthür',

Und Christus Reichsgenossen

Regiren mit Ihm für und für.

Gott ist nicht mehr bedekket

Mit Wolken wie zuvor,

Daß manchen hat erschrekket; –

Den hub man schon empohr

Das Haubt, Hertz, Mund und Hände,

Ward man doch nicht erhört; –

Nein, dises hat Ein Ende:

Das Werk steht gantz verkehrt.

 

6.

Hat Mich nun gleich getroffen

In diser Welt Kreütz, Angst und Pein:

Der Himmel steht Mir offen,

Da kan Ich sonder Trübsahl sein.

Drum alle Schmach' auf Erden,

Die Mir sonst frist Mein Hertz,

Muß Mir erträglich werden;

Den was vermag Ein Schmertz,

Im fall' Ich kan bedenken

Die Ruh' und Sicherheit,

Die Mir Mein Gott wird schenken

In Jenner Ewigkeit?

 

7.

Ey sol und muß Ich sterben?

Mir ist der Himmel aufgethan;

Der Leib zwahr muß verderben,

Der Geist geht weit Ein' andre Bahn.

Gahr schnell wird Er geführet

In Gottes mächtig Hand,

Wo keine Quahl Ihn rühret:

Da steht Sein Vatterland.

Bald wird das Stündlein kommen,

Daß von des Grabes Thür

Sein Leichnam angenommen

Auch herrlich geht herfür.

 

8.

Immittelst sitzet droben

Der Herr zu Gottes Rechten Hand,

Woselbst Ihn herrlich loben

Der Engel Kohr: In solchem Stand'

Ist unser Fleisch zu finden.

O welch' Ein Ruhm und Ehr'!

Es müsse nun verschwinden,

Was uns betrübt so sehr,

Den unser Theil regiret

In grosser Herrligkeit,

Wohin Er uns auch führet,

Wen wir der Sünd' entfreit.

 

9.

Lob sei dir, Herr, gesungen,

Daß du dich aus Selbst eigner Macht

Gen Himmel hast geschwungen

Und den Triumph davon gebracht,

Daß du hast aufgeschlossen

Des Himmels güldne Tühr

Und uns zu Reichsgenossen

Verordnet für und für.

Ach laß es doch gelingen

Der frommen Schaar zugleich,

Ein Lob-Lied dir zu singen

In deines Vatters Reich!

 

 

Uber das Evangelium am heiligen Pfingsttage, Joh. 14.

Melodie: Durch Adams Fall ist gantz verderbt, u.s.w.

 

1.

Heut' ist das rechte Jubelfest

Der Kirchen angegangen,

Daran Ein Glantz Sich sehen läst

Des Geistes, den empfangen

Der Jünger Schaar,

Welch' offenbahr

Von disem Himmels Regen

Benetzet ist:

Diß, O Mein Christ,

Kan Hertz und Muht bewegen.

 

2.

Auf, meine Seel', auf und vernim,

Wie doch in allen Gassen

Gehöret wird die Freüdenstimm':

Euch ist die Sünd' erlassen,

Nun seid Ihr frei,

Es sind entzwei

Der Höllen starke Ketten;

Ein Sünder kan

Für Jederman

Itz auf den Schauplatz treten.

 

3.

Nun wird das Evangelium

Auf Einem Wunderwagen

Deß wehrten Geistes weit herum

Geführet und getragen.

O Welch Ein Schatz,

Der Seinen Platz

Bei frommen Seelen suchet!

Wer den nicht nimt

Und Ihm zustimt,

Bleibt ewiglich verfluchet.

 

4.

Hier schauet man des Glaubens Gold,

Hie wird man frei von Sünden,

Hie läst ein reicher Gnadenhold

Sich überflüssig finden;

Hier ist das Brod,

Das in der Noht

Kan unsre Seelen laben,

Hie finden Sich

Für dich und mich

Viel tausend schöne Gaben.

 

5.

Heüt' hat der grosse Himmels-Herr

Heerholden ausgesendet:

Schaut Seine tapfre Prediger,

Die haben Sich gewendet

An manchen Ohrt.

Da klingt Ihr Wohrt:

Tuht Buhss', Ihr Leüt' auf Erden;

Diß ist die Zeit,

Welch' Euch befreit

Und lässet selig werden.

 

6.

Es läst die Wunderschöne Braut

Sich hören auf den Wegen,

Sie tritt hervor und schreiet laut:

Da komt nun Eüer Segen,

Macht auf die Tühr',

Itz geht herfür

Der Geist mit Pracht und Ehren,

Der wil in Euch

Sein herrlichs Reich

Erbauen und vermehren.

 

7.

Seht, hier ist lauter Trost und Licht,

Seht, hier sind Gnadenzeichen:

Hie darf kein Christ Sich fürchten nicht,

Hie muß der Satan weichen.

Des Höchsten Mund

Macht Einen Bund

Mit Jüden und mit Heiden.

Trotz Jederman!

Nun nichts uns kan

Von Gottes Libe scheiden.

 

8.

O grosser Tag, O güldner Tag,

Desgleichen nie gesehen!

O Tag, davon man sagen mag,

Das Wunder sind geschehen

Im Himmelreich

Als auch zugleich

Hierunten auf der Erden.

Gott fähret auf,

Des Geistes Lauf

Muß uns hie nieden werden.

 

9.

Der Jünger Zungen gleichen Sich

Den Schallenden Posaunen,

Ihr Haubthahr brennet wunderlich,

Das Volk wil schier erstaunen.

Es bricht heraus

In Ihrem Hauß'

Ein Wohrt von grossen Thaten.

O Welch Ein Glantz,

Der Himlisch gantz

Ist auf diß Volk gerahten!

 

10.

Es lassen Sich Luft, Feür und Wind

Vol wunders sehn und hören,

Welch', ob sie wol nicht einig sind,

Hie Niemand doch verseeren.

Des Windes Kraft

Hat nur geschaft,

Daß Sich die Schwache stärken:

Wer Ihn nur hat,

Kan Trost und Raht

In allem Trübsahl merken.

 

11.

O süsser Tag! Nun wird der Geist

Vom Himmel ausgegossen,

Der Geist, der uns der Welt entreist

Und uns als Reichsgenossen,

Der Sterbligkeit

So gahr befreit,

Zu Jesu lässet kommen.

Ach würd' Ich bald

Auch dergestalt

An disen Ohrt genommen!

 

12.

O guhter Geist, regire doch

Mein Hertz, daß Ich dich libe,

Daß Meine Seel' im Sünden Joch'

Hinfohrt Sich nimmer übe.

Herr, laß Mich bald

Des Feürs Gewalt,

Das himlisch heist, empfinden

Und alle Noht,

Ja Selbst den Tod

Durch solches überwinden.

 

 

Uber das hochheilige Evangelium am Festtage Johannis des Täuffers, Luk. 1.

Melodie: Herr Christ, thu Mir verleihen, u.s.w.

 

1.

Gelobt sei Gott mit Freüden,

Der uns besuchet hat,

Als wir in Angst und Leiden

Doch funden nirgends Raht,

Da Niemands Witz noch Pracht

Uns Arme konte schützen

Noch aus der Höllen Pfützen

Erlösen uns mit Macht.

 

2.

Gelobt sei Gott mit Schalle,

Der uns zur rechten Zeit

Von dem so schwehren Falle

Gahr gnädig hat befreit,

Der Ein so klahres Licht

Im Wohrt' uns angezündet,

Worauf das Hertz Sich gründet,

So das Es wanket nicht.

 

3.

Gelobt sei Gott mit Singen,

Der uns Sein Kind geschenkt,

Das uns für allen Dingen

Des Vatters Hertz zulenkt,

Ja stärket unsern Muht

In Trübsahl, Angst und Zagen,

Vertreibt der Höllen Plagen,

Bringt uns das höchste Guht.

 

4.

Gelobt sei Gott mit Danken,

Der aus der finstern Höhl'

Und des Versuchers Schranken

Erlöset unsre Seel'.

Ach Gott! Es hat uns sehr

Der Sünden Last gedrükket,

Der Tod hielt uns verstrikket

Und schrekt' uns mehr und mehr.

 

5.

Der Wille war gebunden

Mit Ungerechtigkeit,

Die Sinnen überwunden

Durch Bößheit weit und breit;

Wir sassen in der haft,

Da das Gesetz uns plagte,

Des Höchsten Grim uns gnagte,

Die Höll' uns zittern schafft'.

 

6.

Aus solchen Marterketten

Vermocht' in diser Welt

Uns kein Geschöpf zu retten

Als bloß der starke Held,

Der Heiland Jesus Christ:

Der hat uns Fried' erworben,

Nachdem' Er erst gestorben,

Hernach erstanden ist.

 

7.

Der hat Sein Volk gerochen,

Der hat uns groß gemacht,

Der hat das Joch zerbrochen,

Die Freiheit wiederbracht;

Der hat mit starker Hand

Die Feind' hinweg gejaget,

So daß Sie gantz verzaget

Nicht halten Fuß noch Stand.

 

8.

Doch dises ist geschehen

Durch kein vergänglichs Guht:

Zur Marter must' Er gehen

Und stürtzen Selbst Sein Bluht,

Durch welches wir allein

Mit Freüdigkeit empfinden

Vergebung unsrer Sünden;

Diß Bluht macht alles rein.

 

9.

Gelobt sei Gott von Hertzen,

Der durch Ein starkes Hohrn

Gedämpft der Sünden Schmertzen,

Auch Seinen eignen Zorn.

Diß Horn ist unser Heil,

Das uns kan treflich nützen,

Ja Leib und Seel beschützen

Für manchem Satans-pfeil.

 

10.

Diß Horn kan die Tyrannen

Bald legen in den Staub,

Wen Sie den Bogen spannen,

Zu ziehen auf den Raub:

Diß Horn ergreiffen wir

Auch in den höchsten Nöhten;

Wil uns die Welt gleich tödten,

So siegts doch für und für!

 

11.

Diß Horn wird stark geblasen

Durch alle Theil der Welt,

Wodurch des Satans Rasen

Zu Bodem wird gefellt;

Diß Horn begreift Ein Oel,

Das – (Trotz dem alten Drachen!) –

Kan König' aus uns machen,

Ja stärken Leib und Seel'.

 

12.

Gelobt sei Gott mit Freüden,

Der unser Missethat

Durch Christus Bluht und Leiden

Nun gantz getilget hat:

Der lass' uns für und für

Diß Grosse Werk erkennen

Und unsre Seelen brennen

In himlischer Begier.

 

 

Uber das hochheilige Evangelium am Fest der Heimsuchung Mariæ, Luk. 1.

Melodie: Nun lobe, meine Seele, den Herren, u.s.w.

 

1.

Mein Gott, sei hoch gepriesen,

Daß du Mir aus Barmhertzigkeit

So reiche Gnad' erwiesen

In diser sehr betrübten Zeit.

Wie stark ist deine Gühte,

Wie groß ist deine Gunst!

Dein Väterlichs Gemühte

Hegt lauter süsse Brunst.

Wohin Ich Mich nur wende,

Da find' Ich Gnad' und Treü;

Dein Liben hat kein Ende,

Ja wird mehr täglich neü.

 

2.

Es haben stets genossen,

Herr, deiner Libe Gross und Klein;

Kein Mensch wird ausgeschlossen,

Du must der Welt Erbarmer sein,

Uns All' auch Kinder nennen,

Wen wir demühtiglich

Als Vatter stets erkennen

Und hertzlich lieben dich.

Drauf wil Ichs kühnlich wagen

Und treten zu dir hin:

Du wirst Mir nichts versagen,

Was Ich benöhtigt bin.

 

3.

Hinfohrt sol Mich nicht schrekken

Des Teüfels Zorn und grosse Macht:

Wilt du dein' Hand ausstrekken,

Mein Gott, so sing' Ich in der Schlacht.

Gewalt kanst du leicht üben,

Dein Arm ist stark und groß.

Wil mich Ein Feind betrüben,

So such' Ich dich nur bloß;

Den du, Herr, kanst zerstreüen

Die Stoltzen weit und breit

Und deine Kirch' erfreüen

Nach vieler Traurigkeit.

 

4.

Dir, Dir wil Ich stets geben

Von gantzer Seelen Lob und Dank,

Du kanst Mich leicht erheben,

Bin Ich gleich niedrig, schwach und krank.

Ich wil in grossen Dingen,

Mein Schöpfer, wandlen nicht,

Nach Eitlem Thun nicht ringen,

Das oft die Seele sticht;

Ich wil nach hohen Sachen

Nicht streben in der Welt,

Du kanst Mich grösser machen,

Im Fall' es dir gefält.

 

5.

Ach Herr, Ich bin beladen

Mit Sünd' und Unrecht mannigfalt:

Erquikke Mich mit Gnaden

Und stille Meinen Hunger bald.

Gleich wie die Hirsche schreien

Nach Einer frischen Quell',

Also kan Mich erfreüen

Dein Gnadenbrunn so hell'.

Ich ruff' in Meinem Zagen:

Herr, Meiner Seel' ist bang',

Erhöre doch Mein Klagen;

O Helffer, wie so lang'!

 

6.

Ich wil Mich nicht mehr grähmen

Um das allein, was zeitlich ist:

Von dir kan Ichs ja nehmen,

Der du Mein Gott und Vatter bist.

Laß Meinen Theil Mich fassen,

Wen Ich recht dürftig bin.

Du kanst Mich nicht verlassen,

Ich kenn', Herr, deinen Sinn:

Es müssen deine Gühter

Mir stets zu Dienste sein;

O treüer Menschenhühter,

Du sorgst für Mich allein!

 

7.

Ob gleich der Feind sehr dreüet,

Ja sprützet Feür und Flammen aus,

Auch Satan Unglük streüet,

Zu stossen üm dein heiligs Hauß,

Wil Ich doch nicht erschrekken,

Den du bist unser Hohrt;

Dein' Hand kan uns bedekken,

So tröstet Mich dein Wohrt.

Auf dich, Herr, wil Ich schauen,

Du hilffst zur rechten Zeit;

Wer dir nur kan vertrauen,

Bleibt ewig wol befreit.

 

8.

Nun, Herr, was du versprochen,

Das sol und wil und muß gescheen.

Dein Wohrt bleibt unzerbrochen,

Ich wil auf deine Wahrheit sehn.

Dein Mund kan ja nicht liegen

Nach eitler Menschen Ahrt,

Auch wird uns nie betriegen

Dein' hohe Gegenwahrt.

Was uns und unserm Saamen

Von dir verheissen ist,

Das müss' in deinem Namen

Gescheen, HERR Jesu Christ!

 

 

Uber das hochheilige Evangelium am Festtage Sanct Michaelis, Matth. 18.

Melodie: Hertzlich thut Mich verlangen nach Einem Seligen Ende, u.s.w.

 

1.

Ihr wunderschöne Geister,

Welch' Anfangs hat gemacht

Ein noch viel schöner Meister,

Der alles wol bedacht:

Ihr Engel nach dem Wesen

Im grossen Heiligthum,

Ihr Trohnen auserlesen,

Sehr hoch ist Eüer Ruhm!

 

2.

Aus nichts seid Ihr geschaffen

Und zwahr in grosser Meng',

Ihr sieget ohne Waffen,

Sehr hell' ist Eür Gepräng'.

Es ist kein Ohrt bewahret

So fest, so fern, so weit,

Den Ihr nicht überfahret

Durch Eüre Schnelligkeit.

 

3.

Ihr Sadduceer, schweiget

Und glaubet doch der Schrift,

Die klährlich das bezeüget,

Was dise Lehr' antrift:

Ob wir schon hier nicht sehen

Der Engel grosse Schaar,

Daß Sie doch gleichwol stehen

Dort oben offenbahr.

 

4.

Sehr groß sind Ihre Gaben,

Als Weißheit und Verstand,

Die Sie vom Schöpfer haben,

Der dises weite Land

Im Anfang' hat bereitet,

Woselbst der Engel Zier

Sich treflich ausgebreitet

Und bleibt so für und für.

 

5.

Doch sol man Sie nicht ehren

Wie Gott, das höchste Gut,

Und dessen Ruhm verseeren,

Der so viel Thaten thut.

Sie sind zwahr sehr geflissen

Zu dienen Gott fohrthin,

Doch können Sie nicht wissen

Der Menschen Hertz und Sinn.

 

6.

Sehr heilig ist Ihr Leben,

Keüsch, züchtig und gerecht;

Die wehrte Geister schweben

Als edle Tugendknecht'

Und können nimmer fallen,

Demnach Sie kräftiglich

Bestätigt sind in allen

Und niemahls ändern Sich.

 

7.

O Mensch, wilt du Sie haben

Zu deines Lebens Schutz,

So fass' auch Ihre Gaben:

Nur from sein ist dir nutz.

Wen Sie dich sollen lieben,

So must du für und für

Im guhten dich auch üben

Auf Englische Manier.

 

8.

Sie sind auch tapfre Helden,

Sehr groß von Kraft und Macht,

Als viel' Exempel melden,

Der auch die Schrift gedacht.

Ein Engel konte schlagen,

Was Er im Läger fand,

Ein Engel machte Zagen

Das gantz Egiptenland.

 

9.

Sie lieben Gott von Hertzen,

Sie loben Ihn mit Lust:

Den schönen Himmelskertzen

Ist anders nichts bewust

Als Gott und uns zu dienen;

Diß thun ohn' unterlaß

Auch Selbst die Cherubinen,

O welch' Ein Ehr' ist das!

 

10.

Es dienen uns auf Erden

Die schnelle Geisterlein,

Wen wir gebohren werden

Und erst des Tages Schein

In diser Welt anblikken;

Sie halten uns ja Schutz,

Daß uns nicht müg' erstikken

Des Satans Grim und Trutz.

 

11.

In unserm Thun und Leben

Sind dise Helden auch

Zu dienen uns ergeben,

Ja folgen dem Gebrauch,

Daß Sie wie Kämpfer stehen –

O welch Ein' Hülff in Noht! –

Und auf uns arme sehen

So gahr biß in den Tod.

 

12.

Wen wir zuletst nun scheiden

Aus diser schnöden Welt,

So führen Sie mit Freüden

Uns in des Himmels Zelt,

Daß wir zur Ehr' erhoben

Und aus der Angst befreit

Den Allerhöchsten loben

In Seiner Herligkeit.

 

 

Ein anderes Lob- und Danklied uber eben dasselbe Evangelium am Festtage Michaelis

Melodie: Lasset uns den Herren preisen, u.s.w.

 

1.

Ehr und Dank sei dir gesungen,

Grosser Gott, mit süssem Toon:

Alle Völker, alle Zungen

Müssen stehn für deinem Trohn

Und dich unaufhörlich loben,

Daß du deiner Engel Schaar,

Welch' uns schützet für Gefahr,

Deinem Völklein gibst von oben.

Ach! wer kan doch würdiglich,

Herr der Engel, preisen dich?

 

2.

Dise Geister sind geschaffen,

Daß Sie sollen Nacht und Tag

Schützen uns mit solchen Waffen,

Die kein Mensch recht kennen mag.

Dise Helden müssen kämpfen

Wider das, was in der Welt

Uns an Leib und Seel nachstelt,

Sonderlich den Satan dämpfen.

Ach wie kan man würdiglich,

Gott, für solches preisen dich?

 

3.

Zwahr es müssen auch die Frommen,

Wen der Herr Sie prüfen wil,

In Gefahr und Trübsahl kommen,

Den so stehn Ihr' Engel still';

Aber wen Sie Sich gehalten

Ritterlich, so treten dan

Auch Ihr Engel wider an,

Die so wol Ihr Amt verwalten,

Daß man kaum kan würdiglich,

Herr, für solches preisen Dich.

 

4.

Gott, der sorget für die Seinen;

Ob Er erst zwahr in Gefahr

Seine Kinder lässet weinen,

Zeüget Er doch offenbahr,

Daß Er bald Sie wolle retten.

Er Allein weiß unser Best',

Er, der Seine Fürsten läst

Uns zum Dienst' und Schutz' auftretten.

Ach wie kan man würdiglich,

Herr, für solches preisen Dich?

 

5.

Nicht allein durch tapfre Thaten

Helffen vielmahls Sie geschwind',

Engel wissen auch zu rahten,

Wen wir gantz verjrret sind.

Als Elias gahr nicht wuste,

Was zu thun, da rieht Ihm bald

Gottes Engel, was gestalt

Seinen Weg Er nehmen müste.

Herr, wie kan man würdiglich

Auch für solches preisen dich?

 

6.

Engel können uns erfreüen,

Wen wir für des Satans List

Und der argen Welt uns scheüen,

Wie das klahr zu sehen ist

Dort am Joseph, dem Sie sagten,

Feind Herodes were tod

Und samt Ihm des Kindleins Noht,

Daß Sie nichts nach dreüen fragten.

Herr, wie kan man würdiglich

Auch für solches preisen dich?

 

7.

Engel können Trost ertheilen;

Wen es scheinet, das man schier

Müsse zur Verzweiflung eilen,

Den so treten Sie herfür,

Giessen Kraft in unsre Hertzen,

Wie Sie Christo Selbst gethan,

Als Er auf dem Leidens Plaan

Fühlte mehr den tausend Schmertzen.

Herr, wie kan man würdiglich

Auch für solches preisen dich?

 

8.

Nun so wil Sichs ja geziemen,

Daß wir unser' Herligkeit,

Welch' uns Gott ertheilet, rühmen,

Wen Er uns in diser Zeit

Solche grosse Fürsten giebet,

Helden, die zu Tag' und Nacht

Schützen uns durch Seine Macht.

Schauet, wie der Herr uns liebet!

Ach wie kan man würdiglich

Auch für solches preisen dich?

 

9.

Ehr' und Dank sei dir gesungen,

Grosser Gott, mit süssem Toon:

Alle Völker, alle Zungen

Müssen stehn für deinem Trohn'

Und dich unaufhörlich loben,

Daß du deiner Engel Schaar,

Welch' uns schützet für Gefahr,

Sendest täglich noch von oben.

Lass' hinfohrt uns würdiglich,

Herr der Engel, preisen dich!

 

 

Fröliches Dank- und Gedächtnis-Lied am Tage D. Martini Lutheri

Melodie: An Wasser Flüssen Babilon, u.s.w.

 

1.

O Finsterniss! O Tunkelheit!

Wie hattet Ihr vertrieben

Das helle Licht vol Seligkeit,

Im Wohrt' uns ausgeschrieben!

Es lag die Wahrheit sehr verdekt,

Biß Gott vom Himmel hat erwekt

Den theüren Held aus Sachsen,

Der Martin Luther ward genant:

Der thät den Lügen Widerstand

Und ließ die Wahrheit wachsen.

 

2.

Gelobt sei Gott, der disen Held

So treflich wol begabet,

Der in der Babel diser Welt

Hat manches Hertz gelabet.

Es war in Ihm Ein solcher Geist,

Den billig man Prophetisch heist:

Gahr schön hat Er gelehret

Von Christus Leiden, Tod und Bluht,

Wodurch Sich Gott, das höchste Guht,

Zu den Verlohrnen kehret.

 

3.

Er ward getauft und in der Schul'

Aufs fleissigst' unterrichtet;

Bald stieg Er auf den Lehrerstuhl

Und thät, was Er verpflichtet.

Wie man nun Seine Kunst bedacht,

Ward Er zum Doctor erst gemacht

Im Augustiner Orden,

Worauf Er so die Schrift erklährt,

Daß alles fast durch Ihn bewehrt

Und schön erläutert worden.

 

4.

Er hielte Sich an Gottes Wohrt,

Ließ Menschensatzung fahren,

Die lose Fabeln musten fohrt,

Er wolte niemahls spahren

Die Wahrheit, welch' Er klahr ließ stehn

In Büchern, da Sie konte sehn

Die gantze Welt mit Freüden,

Ob mancher schon bemühte Sich,

Der Luther solte grausahmlich

Um Ihrent willen leiden.

 

5.

Drauf setzet Er die Feder ann,

Schreibt Selbst dem Pabst mit Flehen,

Daß, weil die Schrift nicht jrren kan,

So woll' Er richtig gehen

Den Weg, der Ihm von Gott gezeigt.

Diß ist nun Luther, der nicht schweigt

Für Königen und Fürsten;

Er kämpffet frisch für Gottes Ehr',

Ob gleich die Feinde noch so sehr

Nach Seinem Bluhte dürsten.

 

6.

Sie fodern Ihn gantz trotzig aus,

Er sol mit Jedem streiten;

Drauf hält Er manchen harten Strauß,

Muß kämpfen oft von weiten;

Und weil man Seiner Haut begehrt,

So nimt Er bald des Geistes Schwehrt,

Das ewig ist bestanden,

Schlägt und besiegt den Goliaht,

Der Gottes Wohrt mit Füssen tratt,

Hier aber ward zu Schanden.

 

7.

Was in der Welt gewaltig war,

Was hoch und groß auf Erden,

Daß jagt' und plagt' Ihn offenbahr

Mit mancherlei Beschwerden:

Der Satan ließ Ihm weinig Ruh',

Ihm setzten Päpst' und Fürsten zu

Mit Bannen, Gift und Waffen;

Und ob nun gleich diß grosse Heer

Das Werk Ihm machte treflich schwehr,

So kont' es doch nichts schaffen.

 

8.

Bald treibt Er aus den Antichrist,

Das arge Kind der Sünden,

Und lehret, was die Wahrheit ist.

Ja Luthers Geist empfinden

Papst, Türk' und Ketzer alzumahl,

Sie ziehen ab nur fahl und schaal:

Es leuchtet durch die Lande

Das heilig' Evangelium,

Und das macht Münch' und Pfaffen stum

Dem Antichrist zur Schande.

 

9.

So tapfer hat durch Gott gekriegt

Der Luther, reich von Gaben,

Und tausend Feinden obgesiegt,

So daß wir nunmehr haben

An manchem Ohrt dein wahres Licht;

O Herr, das laß verleschen nicht,

Demnach der Schatz gefunden.

Gelobt sei Gott, daß Luther hat

Das Tiehr allein durch Gottes Raht

Bekriegt und überwunden.

 

 

Das Vierzehnde Katechismus-Lied, Uber den Andern Artikul unseres Christlichen Glaubens:

Ich gläube an Jesum Christum, seinen Eingebohrnen Sohn, unseren Herren

Dieses kan gesungen werden nach der Melodie des schönen Kirchen-Liedes: Herr Christ, der Einige Gottes Sohn, u.s.w.

 

1.

Last uns mit Ernst betrachten

Den Grund der Seligkeit

Und überaus hoch achten

Den, der uns hat befreit

Von Sünden, Tod und Höllen,

Der sterbend auch zu fellen

Den Satan stund bereit.

 

2.

Der Jesus ward genennet,

Als Er empfangen ist,

Der wird von uns bekennet,

Daß Er sei Jesus Christ,

Der uns macht frei von Sünden

Und läst die Seel empfinden

Viel Trosts zur jeden Frist.

 

3.

Es solte Christus heissen

Der Heiland aller Welt

Und Satans Reich zerreissen

Bald als ein tapfrer Held,

Das Höllenschloß zerstören,

Dadurch den Himmel mehren,

Ja thun, was ihm gefält.

 

4.

Es solte Jesus wehren

Der Sünd' und Missethat,

Gerechtigkeit bescheren

Und als des Vatters Raht

Im Sieg den Tod verschlingen,

Auch alles wiederbringen,

Was man verlohren hat.

 

5.

Von Gott ist Ihm gegeben

Der Zepter in die Hand,

Sein Königreich daneben,

Daß Er in solchem Stand'

Uns Geistlich sol regieren

Und durch sein Leiden führen

Ins wahre Freüdenland.

 

6.

Er ist von Gott erkohren

Zum Hohenpriesterthum:

Er selbst hat Ihm geschwohren,

Daß Er mit grossem Ruhm'

Ein solches Amt bedienen

Und ewiglich sol grünen

Als Sarons schönste Bluhm'.

 

7.

Er wird auch HERR genennet,

Dem alles unterthan,

Wodurch man frei bekennet,

Das Er ohn' eitlen Wahn

Auch Gott sei nach dem Wesen,

Durch den wir blos genesen

In dieser Unglüksbahn.

 

8.

Mus doch die Schrift bezeügen,

Das Er Jehovah heist,

Dem alle Knie sich beügen,

Den alle Welt hoch preist,

Ja dem von allen Zungen

Wird Ehr' und Dank gesungen,

So weit die Sonne reist.

 

9.

Sein Stuhl mus ewig tauren,

Sein Zepter stehet fest

Samt Zions starken Mauren;

Er ist aufs allerbest

Mit Freüdenöhl gezieret,

Hoch ist Er aufgeführet,

Der nie sein Volk verläst.

 

10.

Ist Gott nun offenbahret

Im Fleisch, so glauben wir,

Das der, so uns bewahret,

Ja segnet für und für,

Sei Gott und Mensch zu nennen:

Es lassen sich nicht trennen

Der Gott und Mensch allhier.

 

11.

Durch Jesum ist bereitet

Die Welt, ja Jesus hat

Den Himmel ausgebreitet,

Es ist durch Jesus Raht

Der Engel Heer erschaffen,

Ein Heer, das ohne Waffen

Oft grosse Wunder that.

 

12.

Er, Jesus, kan erwekken

Die Todten kräftiglich,

Er weis ein Ziel zu stekken

Dem stärksten Wühterich,

Er prüfet Hertz und Nieren,

Wil die zum Himmel führen,

Die selbst verläugnet sich.

 

13.

Last uns zusammen treten,

Des Allerhöchsten Sohn

In Demuht anzubehten,

Den Ihm' ist ja die Krohn'

Und Ehr' und Macht gegeben;

Gib, Herr, nach disem Leben

Auch uns den Gnadenlohn.

 

 

Das Fünfzehnde Katechismus-Lied, Uber den Dritten Artikul unseres Christlichen Glaubens:

Der empfangen ist vom Heiligen Geiste, Gebohren aus Maria, der Jungfrauen

Dises kan man singen nach der Melodie unseres alten Weihenachtliedes: Ein Kindelein so löbelich, u.s.w.

 

1.

Kein grösser Wunder findet sich

Im Himmel und auf Erden,

Als das so gahr verächtiglich

Gott wolt' ein Kindlein werden:

Der Herr, der ausser aller zeit

Ein wahrer Gott von Ewigkeit

Erzeüget und gebohren,

Der wird ein schwaches Menschenkind,

Auf daß es wiedrüm das geschwind'

Erlöste, was verlohren.

 

2.

Komt, lasset uns hie stille stehn,

Dis Wunder recht zu schauen.

Wer hat doch in der Welt gesehn

Vom Saamen der Jungfrauen

Ohn Mannes Hülff' ein Kindelein

Empfangen und gebohren sein?

Vernunft kan dis nicht fassen;

Ihr ist verborgen, was diß heist:

Es solte sich durch Gottes Geist

Maria schwängern lassen.

 

3.

Dis ist der Geist starck, ewig, gros,

Der nach des Vatters willen

Sich in die keüsche Mutter goß,

Des Höchsten Grim zu stillen,

Worinn Er nach hochweisem Raht

Das Fleisch und Bluht gereinigt hat,

Aus welchem solte kommen,

Der Gott und Mensch, heist Jesus Christ,

Der Fleisch und Bluht zur selben frist

Hat willigst angenommen.

 

4.

Da steiget nun aus Seinem Thron'

Hinunter zu der Erden

Des Allerhöchsten libster Sohn,

Ein Menschenkind zu werden:

Da nimt Er als ein andrer Mann

Leib, Seel' und Geist wahrhaftig an,

Damit wir einen hetten,

Der blos auf unser Heil bedacht

Bald von des Satans List und Macht

Uns herlich könt' erretten.

 

5.

Seht hie das Zweiglein Isai,

Seht hier des Weibes Saamen,

Nach welchem alle Welt so schrie,

Den anzubehten kamen

Die Weisen samt der Hirten Schaar,

So bald Er Mensch gebohren war.

Nun darf man kühnlich sprechen:

Dis ist der Herr der Herligkeit,

Der konte leicht durch tapfren Streit

Des Treibers Joch zerbrechen.

 

6.

O heiligs Werck, O Trost, O Freüd':

Ist Christus Mensch empfangen,

So weis Ich, das zur Seligkeit

Uns dieses mus gelangen;

Den wir, gantz unrein, schwach, ja tod,

Sind schnell dadurch aus aller Noht

Erlöst und rein geworden;

Ja dises Kind, das uns erwehlt,

Hat uns auch Gnädigst zugezehlt

Dem Gottgeliebtem Orden.

 

7.

Wie nun die Zeit erfüllet war,

Vom Himmel selbst erkohren,

Ist Christus Jesus offenbahr

Ein Mensch zur Welt gebohren.

Augustus führte dazumahl

Das Regiment, war nach der Zahl

Der Ander von den Kaisern.

Der Ohrt, wo dises Kindlein lag,

War unter eines Stalles Dach

Und nicht in Salems Häusern.

 

8.

Da sehet Ihr das Kindlein nun,

Das zweimahl ist gezeüget.

Komt, lasset uns Ihm Ehre thun,

Es ist uns sehr geneiget;

Es libet uns als Mensch und Gott.

Was kan uns den die lose Rott',

Als Teufel, Tod und Hölle,

Viel schaden thun in diser Zeit?

Ist doch der Herr der Herligkeit

Selbst unser Mitgeselle.

 

9.

Das nun der Heiland Jesus Christ,

Für dem sich alle neigen,

Ein wahrer Mensch gebohren ist,

Dasselb' ist unser eigen.

Drüm rühmen wir mit Pracht und Macht:

Uns ist der edle Schatz gebracht,

Uns ist dis Kind gegeben.

O Vatters Hertz, O süsse Brunst,

Hier findet sich die theüre Gunst,

Wodurch wir ewig leben.

 

10.

O Jesu, hilf doch gnädiglich

Daß, weil wir sind auf Erden,

Von gantzer Seelen suchen dich,

Auch neü gebohren werden.

O Herr, laß uns zum grossen Heil

Empfangen Dich, das beste Theil,

Bleib' unser Schutz in Nöhten,

Verleih' uns einen tapfern Muht,

Das hochverderbte Fleisch und Bluht

Getrost durch Dich zu tödten.

 

 

Das Zwantzigste Katechismus-Lied, Uber den Achten Artikul unseres Christlichen Glaubens:

Ich gläube an den Heiligen Geist

Dises kan man auch singen nach der Melodie des schönen Pfingstliedes: Komm, Heiliger Geist, Herre Gott, u.s.w.

 

1.

O Heiliger, O guhter Geist,

Den Christus selbst den Tröster heist,

Wir Alle gläuben und bekennen,

Du seist ein wahrer Gott zu nennen,

Ein Gott samt Vatter und dem Sohn',

Ein grosser Gott ins Himmels Thron',

Ein Gott, der uns mit Seinen Gaben

In Noht und Tod kan kräftig laben.

 

2.

Du Herr und Schöpfer diser Welt,

Du hast das blaue HimmelsZelt,

Dazu den Umkreis diser Erden

Samt Meer und Wassern lassen werden.

Des Himmels Heer mit allem Pracht

Ist auch durch deinen Mund gemacht;

Du hast als Gott Leib, Seel' und Leben

Im Anfang' uns ja Selbst gegeben.

 

3.

In aller Welt ist gahr kein Ohrt,

Da du nicht schwebest fohrt und fohrt,

Wie solches in der Schrift zu lesen.

Unendlich ist dein Thun und Wesen:

Fahr' ich hinauf, so find' ich dich,

Fahr' ich hinunter, führst du Mich;

Könt' Ich der Welt am Ende stehen,

Würd' Ich auch da Dir nicht entgehen.

 

4.

Du bist der Geist der Wissenschaft,

Sehr gros ist Deiner Gottheit Kraft:

Was Menschen Witz nicht weis zu finden,

Was kein Gehirn sonst kan ergründen,

Erklährest du gahr leicht und wol.

Du weist, was künftig werden sol.

Den Lauf und Endrung diser Zeiten

Verkündigst du wol gahr von weiten.

 

5.

Du hast durch der Propheten Mund

Der gantzen Welt gemachet kund,

Was grosse Wunderding auf Erden

Sich künftig noch begeben werden.

Du kennest ja des Menschen Hertz

Und dessen Lust, Leid, Freüd und Schmertz;

Ja Sein Begehren, Hoffen, Sorgen

Ist deiner Weisheit unverborgen.

 

6.

Du bist ein Geist der Stärk' und Kraft,

Der durch sein herlich' Eigenschaft

Kan grosse Sachen vollenbringen,

So gahr den Satan selbst bezwingen.

Du hast der Jünger Zung' und Mund

Regiert, das Sie zur selben Stund'

Auch vieler Sprachen wol erfahren

Recht hochbegabte Meister waren.

 

7.

Wir gläuben auch, das Jesus Christ

Von Dir, O HERR, gesalbet ist;

Drüm bist du, der allein regieret

Das Predigtamt und treflich zieret

Die Lehrer, das in dieser Welt

Der Gottesdienst wird recht bestelt

Vermittelst deiner theüren Gaben,

So wir nach allem Wunsch' itz haben.

 

8.

Du strafst die Welt durchs Predigtamt,

Die sich durch Sünde selbst verdamt

Und deinem Willen widerstrebet,

In tausend Schand' und Lastern lebet.

Du lehrest auch, daß Jesus Christ

Das Heil der armen Sünder ist,

Den ohne Dich kein Mensch kan kennen

Noch gläubig seinen Heiland nennen.

 

9.

Du bist es, der uns neü gebiert,

Du bist es, der den Glauben ziert

Mit Tugenden und guhten Werken,

Wobey man sol den Glauben merken.

Durch Dich wird auch des Fleisches Lust

Sehr fein gedämpft in unsrer Brust

So gahr, das wir im Christenorden

Sind neügebohrne Menschen worden.

 

10.

O wehrter Geist, das wir in Ruh'

Und Gnaden stehn, das schaffest Du:

Du hast die Sündenbahn verriegelt

Und die Verheissung uns versiegelt,

Du bist das rechte Gnadenpfand,

Du bist der Libe stärkstes Band,

Welch' über Christus Reichsgenossen

Mit voller Mahss' ist ausgegossen.

 

11.

Du hilfst in disem Lebenslauff'

Uns oft mit Freüden wieder auf,

Das wir getrost zum Himmel treten,

Im Geist und in der Wahrheit behten.

Du stärkest uns ohn' End' und Zahl,

Ja hilfst uns seüftzen manchesmahl,

Daß wir uns Gottes Güht' erfreüen

Und »Abba, liber Vatter« schreien.

 

12.

O Heiliger, O guhter Geist,

Den Christus unsern Tröster heist,

Laß uns in keiner Noht verzagen,

Ach hilf, daß wir es freüdig wagen

Durch dises Thränenthal zu gehn,

Las mich im Kreütz auch hertzhaft stehn.

Hilfst Du Mir, Herr, dis vollenbringen,

So werd' Ich ewig Dir Lobsingen.

 

 

Das Ein und Zwantzigste Katechismuslied, Uber den Neünten Artikul unseres Christlichen Glaubens:

Ich gläube eine heilige Christliche Kirche, die Gemeinschafft der Heiligen

Dises kan auch gesungen werden nach der Melodie unsers bekanten Liedes: Ein feste Burg ist unser Gott, u.s.w.

 

1.

Gelobet seist du, grosser Gott,

Das du die Schaar der Christen,

Die fleissig halten dein Gebott,

Hast gnädig wollen fristen.

O Herr, es wird dein Wohrt

Gelehrt an manchem Ohrt,

Dein Wohrt, das alle Welt

In wahrer Furcht erhält

Und Dir ein Häuflein samlet.

 

2.

Nun diser Hauffe wird genant

Die wahre Kirch' auf Erden,

Die, weil Sie Dir nur ist bekant,

Nicht kan gesehen werden.

In solcher sind allein

Dein' edle Schäffelein,

Die rechter Tugend vol,

Mein Gott, dich kennen wol

Und deiner Stimme folgen.

 

3.

In diser Kirch' ist Heiligkeit,

Doch nicht aus unsern Werken:

Diselbe mus das saubre Kleid

Des Herren Jesu stärken,

Das Er der liben Braut,

Welch' Er sich hat vertraut

In diser Sündenbahn,

Hat gnädigst angethan

Und herlich Sie geschmükket.

 

4.

Zwahr scheüßlich war Sie von Natur,

Vol Mängel und Gebrechen,

Auch Satan lief bemühet nur,

Sie mehr und mehr zu schwächen;

Doch hat Ihr Bräutigam,

Das libe Gottes Lamm,

Sie treflich schön gemacht,

Ja das Ihr wiederbracht,

Was gäntzlich war verlohren.

 

5.

Er hat Sie durch das Wasserbad

Im Wohrte rein gewaschen,

Und ob Sie gleich hieß' in der That

Nur Unflaht, Staub und Aschen,

Hat Christus Sie der Welt

Doch lieblich fürgestelt,

Ja das an Ihr bedekt,

Was vormahls Ihm' erwekt

Nur Ekkel, Schand' und Grausen.

 

6.

Wollan, es bleibt doch stets dabei,

Was Gottes Wohrt uns lehret,

Das Christus Kirchlein heilig sei,

Das Ihn von Hertzen ehret:

Dis ist des Geistes Kraft,

So neüe Menschen schaft,

Ja wirket oft geschwind'

In Ihr, das Leüte sind,

Die Gott von Hertzen dienen.

 

7.

Solt' aber auch wol die Gemein'

Ohn' Haupt gefunden werden?

Ach Nein! Ihr Haupt mus Christus sein

Der Sie regirt auf Erden,

Ja machet, das der Leib

An disem Haupte bleib'

Und wir in voller Zahl

Sind Glieder alzumahl

Des Leibes, der Ihn preiset.

 

8.

Wie nun des Menschen Seel' und Geist

Nur einen Leib regiret

Samt allem, was man Glieder heist,

Also wird auch geführet

Die Kirche schön und rein

Von einem Geist' allein,

Der durch der Libe Pfand

In heiligem Verstand'

Und guhter Zucht Sie leitet.

 

9.

Der Heiligen Gemeinschaft hat

Nur Einen Gott und Glauben,

Den aller Feinde Macht und Raht

Uns niemahls werden rauben.

Der Weg zum Himmel ist

Der Glaub an Jesum Christ.

O wahres SeelenHeil,

Wodurch uns wird zu Theil

Selbst Christus, der Gesalbte!

 

10.

Nur Eine Tauff', Ein Abendmahl

Ist uns von Gott gegeben;

Drümb last uns friedlich in der Zahl

Der Kinder Gottes leben,

Demnach ein jeder Christ

Des andern Bruder ist:

Dis zeiget weit und breit

Der Kirchen Einigkeit,

Welch' uns so fest verbindet.

 

11.

Wol dem, der sich ergeben hat,

Dem Negsten Guhts zu gönnen:

Derselb' erweiset in der That,

Das Christus Glieder können

So hier in diser Welt,

Als dort im Freüdenzelt'

Hübsch bei einander stehn

Und Gottes Antlitz sehn

In höchster Ehr' und Wonne.

 

 

Das Vier und zwantzigste Katechismuslied, Uber den Zwölften Artikul unseres Christlichen Glaubens:

Ich gläube ein ewiges Leben

 

Dises kan gesungen werden nach der Melodie des seinen Liedes: Last uns Gottes Güte preisen, u.s.w.

 

1.

Mein Hertz hat Lust gewonnen,

Ein Lied zu stimmen an

Nicht etwan von der Sonnen,

Die zeitlich nützen kan:

Ach nein, es ist bereit

Die Sonne zu besingen,

Die Freüd' und Pracht wird bringen

Dort in der Ewigkeit.

 

2.

Laß' unser' Augen sehen

Das schönst' in diser Welt,

Laß unsre Zung' erhöhen,

Was Kaisern wol gefält,

Last allen Schmuk und Pracht

Auf einen Hauffen setzen:

Dis ist wie nichts zu schätzen

Für dem, was Gott gemacht.

 

3.

Beim Herren wird man spühren

Ein Leben ohne Klag'

Und herrlich triumphiren

Von aller Pein und Plag'.

Ey da wird Angst und Noht

Schon gäntzlich sein verschwunden,

Da ligen überwunden

Welt, Teufel, Höll' und Tod.

 

4.

Da darf man sich nicht sehnen

Wie hier nach einem Grab',

Es wird der Herr die Thränen

Mit Freüden wischen ab;

Da wird noch Leid noch Neid

Noch tausend andre Schmertzen

Bekümmern unsre Hertzen

Für solcher Herligkeit.

 

5.

Gott selbst wird unser Leben

Und wahre Freüde sein;

Ihn werden wir erheben

Mit höchster Lust allein,

Wen wir dem Wesen nach

Ihn werden recht erkennen,

In Seiner Libe brennen,

Ja froh sein tausendfach.

 

6.

Da wird der HERR uns kleiden

Mit Herligkeit so schön,

Das wir für grossen Freüden

Nicht mehr zurükke sehn

Auf das, was zeitlich war;

Dort wird man nicht mehr irren,

Dort wird uns nicht verwirren

Angst, Trübsahl und Gefahr.

 

7.

Im Essen, Trinken, Spielen

Sol zwahr ja nicht bestehn

Das, was der Schöpfer vielen

Wird lassen dort geschehn:

Ach nein! Das höchste Gut

Mit grosser Wonn' anblikken –

Das wird uns recht erquikken

Hertz, Leben, Seel' und Muht.

 

8.

O Gott, dein süsses Wesen,

Das in der Herligkeit

Uns ewig läst genesen,

Weis gahr von keinem Streit',

Es kennt kein Trauren mehr;

Die grosse LebensSonne

Schaft lauter Freüd' und Wonne,

Lust, Wolfahrt, Sieg und Ehr'.

 

9.

Hinweg mit allen Schätzen

In diser eitlen Welt;

Gold kan uns nicht ergetzen,

Wen uns der Würger fellt;

Dort aber ist man reich,

Dort kan man edle Gaben,

Welch' ewig währen, haben

Und herschen noch zugleich.

 

10.

Wer wird doch ferner preisen

Des Höchsten Gnadenlohn?

Wer kan uns das recht weisen,

Wie man die schönste Krohn'

Uns dort wird theilen zu,

Wo wir mit Gott regiren

Und solch ein Leben führen,

Das Reich von Fried' und Ruh'?

 

11.

O libliches Vertrauen

Mit Gott in Ewigkeit!

O seliges anschauen

Der Zeit ohn' alle Zeit!

O Jauchtzen immerdar!

O reden mit den Geistern,

Propheten, Vätern, Meistern

Und gantzen Himmels Schaar!

 

12.

Ade, du zeitlichs Leben,

Ich eil' ins Freüdenland,

So bald ich nur gegeben

Den Geist in Gottes Hand.

Ade, Welt, Ehr' und Pracht:

Auf dich wil ich nicht hoffen,

Den Himmel seh' ich offen;

Nun, Sterben, guhte Nacht!

 

 

Das andere erbauliches Lied

Dieses Lied kan auch gesungen werden nach der Melodie des bekanten Kirchengesanges: Wacht auf, ihr Christen alle, u.s.w.

 

1.

Was kan hinfohrt mich scheiden

Von deiner Lib', O Gott?

Kein Trübsahl, Angst noch Leiden,

Kein Unfall, Hohn noch Spott,

Kein Tod noch Noht, kein Leben,

Kein Geist, kein Fürstenthum;

Nur du, dem' ich ergeben,

Verbleibst mein Ehr und Ruhm.

 

2.

Von Gott sol mich nicht trennen

Der Höllhund Belial,

Ich werd' auch nicht nachrennen,

Welt, deiner Wollust Gall';

Auch sol mich nicht bezwingen

Mein arges Fleisch und Bluht,

Mit Freuden wil ich dringen

Zum allerhöchsten Guht.

 

3.

O Welt, dein eitles Wesen

Ist kaum des Namens wehrt.

Die Frömste, wie wir lesen,

Die haben nie begehrt,

In deiner Gunst zu stehen;

Denn ihnen war bewust,

Es müste schnell vergehen

Welt, Geld, Pracht, Ehr' und Lust.

 

4.

Du magst dich nur verkriechen,

Du Lastervolle Welt!

Du bist ja gleich den Siechen,

Die plötzlich überfält

Der Tod, im fall' er raubet

Ihr Leben, Guht und Ehr';

Auch dir ist schnell erlaubet,

O Welt, die Wiederkehr'.

 

5.

Ich kan dich gahr nicht liben,

Du bist mir viel zu schlecht.

Vom Himmel angetrieben

Lib' ich den Schöpffer recht,

Den Schöpffer, der, geschmükket

Mit grosser Herrligkeit,

Mich gleichsahm hält entzükket

In diser Leidens Zeit.

 

6.

Ich schwinge mich gen Himmel,

Den Teppich seh' ich an,

Der durch sein Sterngewimmel

Mich sehr ergetzen kan.

Wie schön' ist doch gezieret

Das blaue Wolkendach,

Das gleichsahm nur berühret

Des Höchsten Wohngemach!

 

7.

Das sind Tapezereien,

Mit Flammen außgestikt,

Die dessen Macht ausschreien,

Den sonst kein Mensch erblikt.

Wie herrlich muß wol prangen

Der grosse Himmelssahl!

Wem solte nicht verlangen

Nach Gottes Freudenmahl?

 

8.

Ich wil, O HERR, dich liben

Ob deiner grossen Macht;

Es muß für dir verstieben

Witz, Reichthum, Ehr' und Pracht.

Wer deinen Donner höret,

Der zittert als ein Laub;

Denn was dein Blitz verseeret,

Wird kleiner als der Staub.

 

9.

Rauch geht aus deiner Nasen,

Die Berge stehn wie Wachs,

Sie schmeltzen durch dein Blasen

Wie für dem Feur das Wachs.

Die stärkste Helden beben,

Wenn du dich hören läst;

Die Fluht muß sich erheben,

So bald dein Odem bläst.

 

10.

Gelobet und gepriesen

Seist du, mein grosser Gott;

Du hast dein' Ehr' erwiesen,

Du stärkster Zebaoht,

Reich, wunderbahr und prächtig,

Schön, tapfer, stark, behend'.

HERR, du bist alles mächtig,

Drüm lib' ich dich ohn' End.

 

 

Das zwei und zwantzigste erbauliches Lied

Kan auch gesungen werden nach der Weise unseres bekanten Kirchengesanges: Christus, der uns selig macht, u.s.w.

 

1.

Lobet Gott im Heiligthum,

Preiset seine Tahten,

Lasset ja des Schöpffers Ruhm

Treflich wol gerahten.

Lobet ihn mit Saitenspiel'

Und mit hellen Pfeiffen.

Ey man kan itz nicht zu viel

In die Orgeln greiffen.

 

2.

Wenn die süsse Laute klingt,

Wenn die Harff' erschallet,

Wenn der Kapelliste singt,

Wenn die Pauke knallet,

Wenn der Geiger lieblich streicht,

Wenn Posaunen prangen,

Denn wird fast ein Felß erweicht,

Seel' und Hertz gefangen.

 

3.

Aber, O der Eitelkeit,

Die diß arme Leben

Gleichwol nur so kurtze Zeit

Kläglich hat ümgeben!

Ist das Lied gleich noch so guht,

Läufts doch bald zum Ende;

Auch was sonst der Künstler thut,

Fleugt davon behende.

 

4.

Aber dort in Sions Statt

Sol es anders klingen,

Da man nimmer müd' und satt

Werden kan vom singen,

Wo der Außerwehlten Schaar

Stündlich neue Lieder

Dichten wird, auch immerdar

Springen hin und wieder.

 

5.

Kinder werden den Discant

Freudig lassen schallen,

Und was sonst der Alt genannt,

Solches wird gefallen

Jünglingen und Jungfräulein.

Männer sollen fassen

Den Tenor, den Baß gahr rein

Nur den Alten lassen.

 

6.

Niemand wird da laß noch matt,

Unsern Gott zu preisen;

Man erdenkt in Sions Statt

Täglich neue Weisen.

Einer mahnt den andern an:

Last uns Gott lobsingen

Und nur dem, der alles kan,

Freudenopffer bringen.

 

7.

Jauchtzet, jauchtzet, alle Welt,

Lobt Gott, alle Heiden!

Ehr' und Dank werd' ihm bestelt,

Dienet ihm mit Freuden!

Harffen, Pauken, Psalterspiel,

Flöhten, Lauten, Geigen

Und der Instrumenten viel

Sollen nimmer schweigen.

 

8.

Sing', O Welt, nach deinem Wahn

Nur von solchen Sachen,

Welch' ein tapfrer Held gethan:

Ich wils anders machen.

Kräftig wil ich meinen Geist

Durch ein Lied ergetzen,

Das man hoch erbaulich heist,

Das für Gold zu schätzen.

 

9.

Libster Jesu, laß mich doch

Deine Wollust schmekken!

Ach zerbrich mein Unglüks Joch,

Laß dein Bluht bedekken

Meine Schuld und Missetaht,

Laß mich dich erheben,

Wo dein Lob kein' Endschaft hat,

Dort im Freudenleben!

 

 

Das neundte erbauliche Seelen-Lied

Nach der Weise unseres bekanten Weyhenachten-Gesanges: Ein Kindelein so löbelich ist uns u.s.w.

 

1.

Ich weiß, o mein Herr Jesu Christ,

Daß, weil ich leb auff Erden,

Das Creutz mit mir verknüpfet ist

Und ich versucht muß werden.

Bald plagt mich Krieg, bald Hungers-Noht,

Bald Kranckheit schier biß auff den Tod,

Bald muß ich unrecht leiden;

Der Lügner läst mir keine Ruh',

Er setzt mir offt so grimmig zu,

Daß ich wünsch' ab zu scheiden.

 

2.

Ich bin geplagt bey Tag' und Nacht,

Ich muß voll Angst hie wallen.

Des Satans Zorn und grosse Macht

Beschweret mich für allen.

Die Sünde macht mir gar zu bang',

Es währt das Creutz auch viel zu lang',

Ich förcht, ich muß verzagen.

Wo sol ich hin, ich armes Kind,

Im Fall' ich kein Errettung find?

Herr, höre doch mein Klagen!

 

3.

Mein Seelichen, ermuntre dich,

Hör' einmal auff zu schreyen.

Dein Gott, der zürnt nicht ewiglich,

Er wil dich bald befreyen.

Was ist doch unser Lebensgang?

Ein Augenblick, ja kaum so lang;

Es ist sehr bald geschehen,

Daß wir nach dieser kurtzen Zeit

In übergrosser Herrlichkeit

Den Herren Jesum sehen.

 

4.

Ich seh' jhn schon dem Glauben nach;

Ey solt' ich dan nicht hoffen,

Daß sich wird bessern meine Sach?

Es steht der Himmel offen;

Da seh' ich in dem Freudenland'

Und zwar zu Gottes Rechtern Hand

Den Herren Jesum prangen.

Nun ist vollendet bald mein Lauff.

Mein Heyland, nim mich gnädig auff

Und stille mein Verlangen.

 

5.

Was acht' ich Trübsal, Angst und Pein?

Was frag' ich nach den Schmertzen,

Die härter sind als Stahl und Stein,

Ja quälen Seel und Hertzen?

Was sol das seyn, so mich beschwert?

Diß Leyden ist ja nimmer wehrt

(Wie Paulus selbst bekennet)

Der grossen Ehr' und Freudenzeit,

Welch' in der süssen Ewigkeit

Uns Gottes Kinder nennet.

 

6.

Ich weiß, daß mein Erlöser lebt,

Drumb darff ich nicht erschrecken.

Er ist der Held, der mich erhebt,

Er wird mich aufferwecken

Und als sein' ausserwehlte Braut

Mit Adern, Sehnen, Fleisch und Haut

An jenem Tag' umbgeben.

Da wil ich dan verkläret stehn

Und Gott mit meinen Augen sehn.

O wundersüsses Leben!

 

7.

So tobe nun, Welt, Teuffel, Tod,

Laß tausend Trübsal kommen:

Mich schrecket weder Angst noch Noht,

Die Furcht ist mir benommen.

Es währt doch alles Creutz und Leyd,

O Seelichen, nur kurtze Zeit;

Drumb darff ich das nicht scheuen.

Bald kompt die Stund', in der ich mich

Die Welt quitirend ewiglich

Mit Jesu werd' erfreuen.

 

 

Das zwölffte erbauliche Seelen-Lied

Welches kan gesungen werden nach unserm andächtigen Hauß- und Kirchenliede: Von Gott will ich nicht lassen, den er läst.

 

1.

Laß uns, o Seele, fliehen

Auß dieser bösen Zeit;

Laß uns, O Seele, ziehen

Ins Hauß der Ewigkeit.

Bald kompt der Engel Schaar,

Gen Himmel uns zu führen,

Woselbst uns kan berühren

Kein Unglück noch Gefahr.

 

2.

Wir sind schon längst gesessen

Im Kärcker dieser Welt,

Wo niemand kan ermessen,

Wie sehr uns nachgestelt

Welt, Teuffel, Fleisch und Blut.

Wir haben außgestanden

In Ketten und in Banden

Mehr, als ein Sclave thut.

 

3.

Der Satan hat betrübet

Uns leider! Nacht und Tag.

Wir sind im Creütz geübet

Mehr, als man glauben mag.

Wir lagen grausamlich

Bey Drachen und bey Schlangen

An Leib' und Seel gefangen,

Ja fühlten manchen Stich.

 

4.

Wir musten furchtsam gehen

Den gar zu schmahlen Weg,

Wir konten schwerlich stehen

Auff dem zerbrochnen Steg.

O welch ein' Unglücks-Tieff'!

Ein Wasser, schwartz und grewlich,

Ein Wasser, das abschewlich

Uns zu verderben lieff!

 

5.

Hilff Gott, es soll bald werden

Mit uns ein andrer Stand,

Wan wir nur von der Erden

Ins rechte Vatterland

Zu Jesu sind gebracht;

Dan wird uns gar nichts fehlen,

Auch künfftig nicht mehr quälen

Des Satans List und Macht.

 

6.

Wir kommen auß dem Tuncklen

An einen solchen Ort,

Wo Sonn' und Sterne funcklen,

Wo lauter Frewd' hinfohrt,

Wo Gottes Lob erschallt,

Wo wir in Freyheit wohnen,

Geschmückt mit güldnen Krohnen,

Sehr herrlich von Gestalt.

 

7.

Da wird man frölich sagen:

Willkommen, liebes Kind!

Dich hat der Engel Wagen

Herauff geführt geschwind'

Und in den Stand versetzt,

Wo du nach tausend Plagen,

Nach lauter Angst und Zagen

Wirst ewiglich ergetzt.

 

8.

Hinweg, jhr Strick' und Bande,

Hinweg, du Sclaverey!

In diesem hohen Stande,

Da herrschet man recht frey.

Hinweg, Furcht, Pein und Quaal!

Diß alles ist vergangen;

Wir jauchtzen jtz und prangen

Im grossen Himmels-Saal!

 

9.

Laß uns, o Seele, fliehen

Auß dieser schnöden Zeit!

Laß uns, o Seele, ziehen

Hinauff zur Seeligkeit!

Dort steht der Engel Heer

Bey Sions güldnen Thüren,

Sampt uns zu triumphiren.

Diß ists, was ich begehr!

 

 

Die wegen ihres schwehren Kreutzes hefftig geängstete und sehr geplagte, nunmehr aber durch reichen Trost kräfftig erquikkete und wieder auffgerichtete Seele danket dem grossen Gott und getreuen Vater im Himmel mit nachfolgendem Liede

Welches kan gesungen werden nach der Melodie meines sonst wolbekanten H. Liedes: Von Gnade wil ich singen, u.s.w.

 

1.

Ich wil den Herren loben,

Denn er ist meine Stärk';

Er selbst hat mich erhoben,

So daß ich seine Werk'

In aller Welt muß preisen.

Der Herr kan Hülff' erweisen,

Der Herr ist sanft und mild,

Er bleibt mein Hort und Schild.

 

2.

Der Herr hat nicht gespahret

An mir sein' höchste Treu,

Der Herr hat mich bewahret,

So daß ich sorgen frei

Gesessen unterm Hügel

Und Schatten seiner Flügel;

Der Herr hat mich, sein Kind,

Errettet gar geschwind'.

 

3.

Es muß mein Hertz sich freuen,

Daß du so gnädig bist.

Herr Gott, mein Mund sol schreien,

Daß ich in kurtzer frist

Dein heilsahm Hülff' empfunden

Und alles überwunden,

Was mitten in Gefahr

Mir höchst erschreklich war.

 

4.

Du bist ein Schutz der Armen,

Ein Schutz zur Zeit der Noht,

Bei dir gilt nur Erbarmen;

Drum ich, wenn schon der Tod

Gahr hart auff mich getroffen,

Dennoch auff dich wil hoffen;

Denn wer dein Angesicht

Fest sucht, der fehlt hie nicht.

 

5.

Es ist an allen Ohrten

Dein Nam', O Herr, so groß,

Daß ich es auch mit Wohrten

Nicht kan erzehlen bloß:

Es preisen dich die Kinder,

Die Säugling' auch nicht minder,

Ja Luft, Feur, Erd' und Meer

Gehn lobend dich daher.

 

6.

Du hörest uns in Nöhten,

Dein Nahm', Herr, schützet mich.

Wil uns die Trübsahl tödten,

So hilffst du wunderlich.

Du gibst, was wir begehren,

Und wenn uns hart beschweren

Die Plagen, ist dein' Hand

Von Raht und Taht bekant.

 

7.

Was sol ich denn viel quählen

Mein Hertz mit Furcht und Streit?

Dir darff ichs nur befehlen,

Dein Hülff' ist stets bereit.

Du bist mein Liecht, mein Leben:

Für wem solt' ich denn beben?

Du bist mein Heil und Krafft,

So mir Errettung schafft.

 

8.

Es sol kein Angst noch grauen

Mich überfallen mehr;

Auff dich wil ich nur schauen,

Du gibst mir schnell Gehör,

Im fall' ich zu dir schreye

Und mich dadurch entfreye

Der grimmigsten Gefahr,

Die mir so nah' offt war.

 

9.

Ich werd', O HERR, nicht sterben

In einer solchen Noht,

Welch' uns bringt ins Verderben,

Beschleunigt offt den Tod.

Ich weis, du läst mich leben,

Auf daß ich könn' erheben

Dein' Allmacht, Güht' und Treü,

Der ich mich ewig freü.

 

 

Der Herr Jesus tröstet Die in äusserster Leibes und Lebens Gefahr auf dem erzürntem Meer schwebende und deßwegen schmertzlich klagende Seele mit nachfolgendem Liede

Welches auch kan gesungen werden nach der Melodie unseres schönen, sonst wolbekanten Kirchen-Psalmes: An Wasserflüssen Babilon, u.s.w.

 

1.

Wer ist es, der die Segel lenkt

Und der das Schiff regieret,

Der Jennes Heer ins Meer versenkt,

Der Moses hat geführet?

Ich bins, der Allerhöchste Gott,

Der gross' und starke Zebaoht,

Der auch an allen Enden

So wunderbahrlich helffen kan,

Daß in der Noht sich Jedermann

Getrost zu Mir darf wenden.

 

2.

Ich spräche nur den Wellen zu,

Wenn sie so grausahm wühten,

Daß sie sich legen schnel zur Ruh;

Ich kan der Fluht gebiehten.

Drum fürchte dich kein Hährlein mehr,

Betrübte Seel', ob noch so sehr

Itz Wind und Wasser rasen;

Bedenk' es nur in deinem Sinn',

Ob Ich der grosse Gott nicht bin.

Für dem kein Wind darf blasen?

 

3.

Und wenn du gleich durchs Wasser gehst,

Bleib' Ich dir doch zur Seiten

Und schaffe, daß du sicher stehst,

Ja daß auch nicht von weiten

Ein schwehrer Unfall treffe dich.

Drum baue nur getrost auf Mich,

Ich hersch' auch in den Tieffen,

Ja Himmel, Erd' und Meer ist Mein;

Wie schnel pflag Ich dabei zu sein,

Wenn die Verzagte rieffen.

 

4.

Ich bin der Herr auf wilder Fluht,

Welch' Ich dazu bereitet,

Daß man drauf führet Leut und Guht,

Durch Meine Hand begleitet.

Das Meer ist Schiff' und Menschen voll,

Worauf man Waaren führen sol,

Das grosse Nahrung bringet.

Lass' Ich den Winden nun ihr Spiel,

So siehet man der Wunder viel,

Wie hoch das Wasser springet.

 

5.

Jedoch regir' Ich alle Meer',

Ich hersch' in tieffen Wellen;

Und gehn sie noch so stoltz daher,

Guht, Leut' und Schiff zufellen,

So still' Ich schnell ihr brausen doch,

Dieweil Ich bin viel grösser noch

Als Sie; drum kan Ichs wehren,

Daß Sie nicht werden gahr zu krauß

Und reissen so gewaltig auß,

Als Sie für sich begehren.

 

6.

Dem Wasser hab' Ich Mahss' und Ziel

Von Alters her gesetzet,

Daß es nicht wühte gahr zu viel

Und werd' auch nicht verletzet

Der Mensch', im fall' er seinen Fuß

In solch ein Häußlein stellen muß,

Daß auf den Wellen schwebet.

So weit erstrekt sich Meine Macht,

Das sicher wird ans Land gebracht,

Was in den Schiffen lebet!

 

7.

Solt' Ich denn auch nicht können dir

Itz Hülff' und Trost erweisen,

Der Ich doch Allen helffe schier,

Die so zu Wasser reisen?

Zwahr hast du deinen Leib vertraut

Nur einem Höltzlein, daß man schaut

Im Meer erbärmlich wanken:

Jedoch getrost! Ich schaff' es frei,

Daß Schiff und Guht erhalten sei;

Du wirst mirs hertzlich danken.

 

8.

Gedenk' an Meine Jünger nur,

Wie heftig das sie schreien,

Als Ich mit ihnen überfuhr.

Sie lagen auf den Knien

Und rieffen: Meister, hilf' uns bald!

Und als Ich nun zwang mit Gewalt

Die hocherhabne Wellen,

Da sprang ihr Hertz, Sie dankten Mir.

Ein gleiches wil Ich thun an dir,

Kein Wetter sol dich fellen.

 

9.

Ich wil dem Wind', Ich wil der Fluht

Mit einem Wohrt gebieten;

Gib Achtung, was Mein' Allmacht thut,

Wie plötzlich Sie das wühten

Der starken See bezwingen kan.

Drum heiss' Ich auch der Wunderman,

Der Alles kan erretten,

Wenn gegen Mich schon Wasser, Feur,

Wind, Sturm und alles Ungeheur

Sich fest verbunden hetten.

 

10.

Solt' endlich ja daß Schiff so gahr

Auf stükk' und trummern gehen,

So wil Ich mitten in Gefahr

Doch kräftig bei dir stehen:

Ich wil dich retten aus dem Meer,

Als Ich den Jonas widrum her

Ans Land gebracht mit Freuden.

Es geh' auch, als es immer woll':

Erinnre dich, das nichts dich sol

Von Meiner Libe scheiden.

 

 

Die in der äussersten Todes Angst mit überreichem Trost hertzlich erquikkete und wieder aufgerichtete Seele erfreüet sich in Gott, ihrem Heilande, preiset desselben Gühte und wünschet nur bald der Ewigen Seligkeit zu geniessen

Dieses kan auch gesungen werden nach der Melodie Meines sonst wolbekanten Liedes: So wünsch' ich mir zu guhter letzt Ein seliges Stündlein, wol zu sterben!

 

1.

Lob, Preiß und Dank sei Dir von mir,

O süsser Jesu Christ, gesungen,

Daß Du mir schnel die Himmelsthür'

Eröfnen wilt, wenn ich gedrungen

Bin aus dem Kärker diser Welt,

Der mich so grausahm hat beschwehret:

Itz seh' ich schon Dein Freüdenzelt,

Daß eifrigst wird von mir begehret.

 

2.

O schönstes Hauß, o güldner Sahl,

O Pallast, gläntzend wie die Sonne,

In welchem ich das Abendmahl

Bald halten sol mit Freüd' und Wonne.

O Hauß vol Licht und Herligkeit,

Wenn werd' ich deine Klahrheit sehen?

Wenn werd' ich, aller Angst befreit,

Aus disem Kärker zu dir gehen?

 

3.

Wenn werd' ich doch Dein Angesicht,

O mein Hertzlibster Jesu, schauen?

Wenn wirst Du mich Dir selbst, mein Licht,

Als Dein' hertzwehrte Braut vertrauen?

Du hast gesagt, daß, wo Du bist,

Dahin sol ich, Dein Freund, auch kommen:

Hilf nun, daß ich in schneller frist

Zu Dir, zu Dir werd' aufgenommen!

 

4.

Warum läst Du mich in der Welt

So lang' als einen Pilger wallen?

Mein Jesu, wenn es Dir gefält,

So laß doch bald die Stimm' erschallen:

Du bist mein allerlibstes Kind,

Drum kom, du must beim Vatter wohnen,

Der die, welch' Ihm verbunden sind,

Gantz prächtig ziert mit Ehrenkrohnen.

 

5.

Ich wil dich aus dem Jammerthal,

Wo nichts als Noht und Tod regiret,

Versetzen in den Freüdensahl,

Da Sion herlich triumphiret.

Ich wil dich bringen mit Gewalt,

O Freundinn', aus dem Tod' ins Leben.

Ja, mein Herr Jesu, komm nur bald,

Diß schöne Wohnhauß mir zu geben.

 

6.

O unverwelklichs Erb' und Theil,

Daß uns im Himmel aufgehoben!

O Fried, o Freud', o Licht, o Heil,

Wer kan dich recht nach Würden loben?

O möcht' ich augenbliklich doch

Dein unvergänglichs Wesen sehen!

O möcht' ich dise Stunde noch

Samt Deinen Engeln für Dir stehen!

 

7.

O Gottes Statt, o Vatters Hauß,

O süsse Ruh', o liblichs Wesen!

Itz flieh' ich von der Welt hinauß,

In Deinen Zimmern zugenesen.

O Tag, o Licht, o Herligkeit,

O guhter Will' und Wolgefallen,

Itz find' ich auf so manches Leid

Vergnügung, Fried' und Freud' in Allen

 

8.

Drauf fahr' ich hin; Der Engel Schaar

Steht libreich da, mich zubegleiten.

Nun ist mein Lauf vollendet gahr,

Nun ist gethan mein schwehres Streiten;

Nun tritt mein Jesus selbst herzu,

Nun wil Er mir die Krohn' aufsetzen

Und mich mit Ehr' und Freud' und Ruh'

In Seinem Reich' ohn' End' ergetzen.

 

 

Psalm 34, 9.

Schmekket und sehet, wie freundlich der Herr ist.

 

Melodie: Du LebensFürst, Herr Jesu Christ.

 

1.

Auf, meine Seel', und rüste dich,

Dem Schöpfer darzugeben

Dich selbst zur Wohnung säuberlich,

Auf daß er müge leben

In dir und giessen Seine Güht'

Aus grosser Lib' in dein Gemüht:

O HimmelsSchatz', O Gaben,

Welch' uns für alles laben!

 

2.

Gott ist ein Ewigs, liblich Guht,

Gott ist gantz vollenkommen,

Der uns in Seine Gnadenhuht

Hat väterlich genommen.

Doch wird Er nicht nur so genant:

So wil Er werden auch erkant,

Versteh': in wahren Glauben,

Den uns kein Feind kan rauben.

 

3.

Wie sol ich aber als ein Knecht,

Der seines Herren Willen

Zwahr weis, doch nicht erfüllet recht,

Mein Seelichen hie stillen?

Ich mus, Herr, Deine Süssigkeit,

Ja Güht und Trost in diser Zeit

Erst schmekken und empfinden:

Den kan ichs fein ergründen.

 

4.

Wie komm' ich aber wol dazu,

Daß ich in meinem Hertzen

Empfinde solchen Fried' und Ruh,

Demnach ich so viel Schmertzen

Von wegen meiner Missetaht,

Die mich sehr hart beschwehret hat,

Muß Tag und Nacht erleiden,

Auch allen Trost itz meiden?

 

5.

Der Satan treibt zur jeden Zeit

Sein Werk in mir mit Prangen,

Mit Geitzen, Wollust, Zorn und Neid'.

O Gift der alten Schlangen!

Du must heraus, so wird bekehrt

Mein arme Seel' und recht gelehrt,

Wie herlich sie für allen

Dem Schöpfer kan gefallen.

 

6.

Dem Herren mus ich hangen an,

So lang' ich leb auf Erden;

Ich wil, so viel ich immer kan,

Mit Ihm ein Geist auch werden.

Ich bin doch gäntzlich itz bedacht,

Der Welt zu geben gute Nacht,

Nur Gott mich zu gelassen,

Die Wollust stets zu hassen.

 

7.

Wen Welt und Wollust gehn heraus,

Alsden bezieht mit Freuden

Der Schöpfer Seiner Seelen Haus,

Schnel mus das Eitle scheiden.

Die stille Seel' ist rein und frei;

Bald geust in Sie vol Lieb' und Treu

Der grosse Menschenhühter

Den Reichthum Seiner Gühter.

 

8.

Ach kommet, schmekket, sehet doch,

Wie freundlich Sich erzeiget

Der fromme Gott, der täglich noch

Vom Trohn des Himmels steiget

Und senket Sich in unsre Seel':

O wundersüsses Freudenöhl',

O Trost, O liblichs Wesen,

Durch Dich kan man genesen!

 

9.

Es kan ja niemand ohne Dich,

Mein Schöpfer, Dich erkennen;

Den wo Du selbst nicht lehrest mich

In Deiner Libe brennen,

So weis' ich nichts. Wen aber Du

Bist meiner Seelen Licht und Ruh,

So prang' ich wol vergnüget

Gleich dem, der obgesieget.

 

10.

Hinweg, O Welt, mit deiner Pracht,

Hinweg mit deinen Schätzen!

Mein Jesus, der mich freudig macht,

Der kan mich recht ergetzen.

Er ist und bleibt das höchste Guht,

Das grosse Wunder an mir tuht,

Das Fried und Trost mir schikket,

Das Ewig mich erquikket.

 

11.

Ach kommet, schmekket, seht doch nur,

Wie freundlich Sich erweiset

Der Schöpfer Seiner Kreatur,

Welch' Ihn drum hertzlich preiset.

Mein Gott, ich bin in Lib' entzükt:

Ach laß mich werden hingerükt

Zu Dir, ach laß mich gehen,

Dein' Herligkeit zu sehen.

 

 

Joel 2, 13.

Bekehret Euch zu Mir von gantzem Hertzen mit Weinen, mit Klagen; Zerreisset Eure Hertzen und nicht eure Kleider und bekehret Euch zu dem Herren, Eurem Gott.

 

Melodie: Christ, unser Herr, zum Jordan kahm.

 

1.

Geh' in dein Hertz, O Menschenkind,

Dein Elend zu betrachten;

Wie bist du doch so toll und blind,

Daß du gahr nichts machst achten

Dein ewigs Heil, da du doch wol

Um zeitlichs dich beklagest,

Nicht aber, was die Seele sol

Erhalten, eifrig fragest,

Noch ob du Gott behagest.

 

2.

Dein Bühssen, das mus hertzlich sein

Mit Weinen und mit Fasten;

Gott schaut dir recht ins Hertz hinein,

Woselbst Er solte rasten.

Dein Leib und Seele müssen sich

Der Nüchterkeit befleissen,

Damit du könnest inniglich,

Das heist ohn alles Gleissen,

Dein traurigs Hertz zerreissen.

 

3.

Ein solches Fasten, Reu und Leid,

Ein solcher Glaub' und Behten,

Die können ja zur bösen Zeit

Viel Elend untertreten.

Wen Gottes Zorn die Länder plagt

Mit Theurung, Krieg und Sterben,

So wird Sein Grim hiedurch verjagt,

Daß wir nicht gantz verderben,

Besondern Gnad' erwerben.

 

4.

Wen mange Trübsahl komt heran

Und wir kein Hülffe wissen,

Welch' uns davon befreien kan,

So sol man sein beflissen,

Durch ernste Buhsse Tag und Nacht

Des höchsten Grim zu brechen;

Den wahre Buhss' hat grosse Macht,

So stark ihm zuzusprächen,

Daß Er Sich nicht mag rächen.

 

5.

Wen Gott die böse Länder plagt,

Pflegt Er darnach zu sehen,

Ob niemand kommet, der sich wagt

Und für den Riss wil stehen.

Er forschet, ob nicht einer sei,

Der sich zur Mauren mache

Der durch sein Klag- und Buhsgeschrei

Bei diser bösen Sache

Mit behten treuligst wache?

 

6.

Solch' eine Maur war Daniel

Der grosse Mann, zu nennen,

Als er begunte klahr und hell

Die Sünden zu bekennen,

Womit sein Volk schon lange Zeit

Gahr schändlich sich beschmitzet,

Wodurch den die Gerechtigkeit

Des Höchsten war erhitzet,

Welch' Ihre Pfeil gespitzet.

 

7.

O Land, stell' eine Fasten an,

Ruff' alles Volk zusammen;

Laß schauen, ob man leschen kan

Des Eyfers heisse Flammen?

Der Bräutigam mus itz nur bald

Aus seiner Kammer lauffen,

Die Priester kommen jung und alt,

Die Kinder auch mit Hauffen,

Ob Gnad' hiedurch zu kauffen?

 

8.

Doch was sol ein zerrissnes Kleid

Für Gnad' und Huld erwerben?

Den angemahsste Klag und Leid

Erlösen nicht vom Sterben:

Nur Gott, der wil von jederman

Die Sünd' erkennet haben,

Damit Er desto besser kan

Diselb' ins Meer begraben

Und die Zerschlagne laben.

 

9.

Recht fasten heisset Sünd' und Schand'

Aus allen Kräften hassen

Und thun den Lüsten Widerstand,

Sich Gott allein gelassen,

Sich üben in Barmhertzigkeit,

Gedültig sein in Schmertzen,

Erweisen Treu zur jeden Zeit

Und zwahr von gantzem Hertzen:

Recht bühssen ist kein Schertzen.

 

10.

Gleich wie dem Hertzen weh' es tuht,

Wen es fühlt tieffe Wunden,

Recht so sol uns auch sein zu Muht',

Im Fall' uns hält gebunden

Die Sünd' und Bösheit manger Ahrt.

Da mus nun sein zerschlagen

Das Hertz; und wer' es noch so zahrt,

So mus es sonder Klagen

Die Straff' auch willig tragen.

 

11.

Ein solches Hertz, mit Reu geschmükt,

Kan Gott allein gefallen;

Es wird in Seiner Lib' entzükt

Und siehet dis für allen,

Daß nur sein sündlichs Fleisch und Bluht

Mag wol gekreutzigt werden:

Alsden ist Gott sein höchstes Guht

Im Himmel und auf Erden;

Kein Feind kan ihn gefehrden.

 

 

Psalm 104, 1. 2.

Herr, Mein Gott, Du bist herlich und schön geschmükket. Licht ist dein Kleid, so Du an hast.

 

Melodie: Gott, der Du Selber bist das Licht.

 

1.

Gott, der Du bist das höchste Guht,

Das uns erquikket Hertz und Muht,

Wie schön bist Du geschmükket!

Wen ich in diser Leidenszeit

Betrachten mag dein' Herligkeit,

So werd' ich gantz entzükket.

Es wird die höchste Pracht der Welt

Allein durch Dich, Herr, fürgestelt.

 

2.

Im Himmel ist doch nichts so gros,

Nichts gibt uns auch der Erdenkloos,

Das Dir, Herr, zu vergleichen.

Dein' Engel, welche für Dir stehn,

Und prächtig zwahr sind anzusehn,

Die müssen plötzlich weichen,

O Schöpfer, deiner Majestat,

Die tausend Sonnen Klahrheit hat.

 

3.

Der Engel Licht entspringt ja gantz

Aus Deinem theurem Himmelsglantz'.

O Gott, wer kan gnug loben

Dein' unaussprächlich' Herligkeit,

Welch', alles Wechsels gantz befreit,

Bleibt ewiglich erhoben?

Wer Deine Zierd' im Geist bedenkt,

Wird schnel in HimmelsLust versenkt.

 

4.

O schönster Gott, O theurster Schatz,

Das noch die Sünd' in mir auch Platz

Durch Satans List kan haben,

Herr, das betrübt mich dergestalt,

Das ich schier wolte mit Gewalt

Mein eignes Hertz durchgraben.

Sol Deiner Schönheit güldner Schein

Durch solchen Koht beschmitzet sein?

 

5.

Jedoch weil Jesus, Gottes Sohn,

Der Menschen Heil und Gnadentrohn,

Selbst ist ein Mensch geworden,

So hat Er uns auch schön gemacht,

Ja durch Sein' Angst und Kreutz gebracht

In der gezierten Orden;

Itzt dekt Er unsre Mängel gantz

Durch Seinen Schmuk und Himmelsglantz.

 

6.

Des Himmels Schönheit merk' ich an,

Welch' ich nicht gnug betrachten kan:

Wie gläntzen doch die Sterne!

Wie nimt der Mond doch ab und zu,

Wie läuft die Sonn' ohn' End und Ruh,

Wie glintzert sie von ferne!

Hat solchen Schmuk die Sonn' allein,

Wie schön mus wol ihr Schöpfer sein?

 

7.

Der Kräuter, Bäum' und Bluhmen Pracht

Nehm' ich auch billig itz in acht,

Wem sol er nicht behagen?

Die Rosen, Liljen, Tulipan

Bezieren so den Gartenplaan,

Das es nicht auszusagen.

Hat solchen Schmuk die Bluhm' allein,

Wie schön mus wol ihr Schöpfer sein?

 

8.

Wer kan sich doch verwundern gnug

Der Vögel Schnelheit, welcher Flug

Oft streitet mit den Winden?

Wer kan recht setzen zu Papir

Den Unterscheid so vieler Tihr'

Auf Bergen und in Gründen?

Hat solchen Schmuk ein Tihr allein,

Wie schön mus wol sein Schöpfer sein?

 

9.

Bald such' ich in der Erden Schoos

Gold, edle Stein und Silberklooss,

Auch tausend andre Schätze.

Hirinn betracht ich Gottes Güht',

Auf das dadurch sich mein Gemüht'

Absonderlich ergetze.

Hat solchen Schmuk das Ertz allein,

Wie schön mus wol sein Schöpfer sein?

 

10.

Ach Gott, wie werden wir so schön

In jennem Leben für Ihm stehn,

Wen nunmehr ist erschienen,

Daß wir den Schöpfer ähnlich sind,

Schön, mächtig, heilig, stark, geschwind

Und gleich den Cherubinen!

Ihn werden wir zur selben Frist

Recht klährlich schauen, als Er ist.

 

11.

Doch alle Schön- und Herligkeit,

Welch' uns in jenner Freudenzeit

Sol zugetheilet werden,

Die komt, O Jesu, bloos von Dir;

Drüm wünsch' und seuftz' Ich für und für,

Das bald ich von der Erden

Gen Himmel müge schwingen mich,

Dir Lobzusingen ewiglich.

 

12.

Da sol mein Leib, der hie nichts wehrt

Und dort so herlich wird verklährt,

Gleich wie die Sonne prangen;

Den weil, O Gott, Dein Kleid ist licht,

Kan mirs an Klahrheit mangeln nicht.

Drüm ruff' ich mit Verlangen:

Mein Heiland, las doch bald mich gehn,

Dein' höchste Schönheit anzusehn!

 

 

Joel 2, 12. 13.

So spricht nu der Herr: Bekehret euch zu mir von gantzem Hertzen u.s.w.

 

Melodie: Auf meinen liben Gott.

 

1.

Ihr Sünder, geht herfür,

Die Straff' ist für der Thür':

Itz nahen Angst und Schmertzen.

Drum kehret euch von Hertzen

Zu dem, der euch gegeben

Witz, Nahrung, Fried' und Leben.

 

2.

Des Lebens gantze Zeit

Sol man mit Frömmigkeit

Und Buhsse recht verschliessen,

Dafern man wil geniessen

Des Allerhöchsten Segen,

Worann so groß gelegen.

 

3.

Heut' ist der rechte Tag,

Daran ein jeder mag

Die Gnadenquelle finden,

Die niemahls auszugründen,

Welch' alle Sünder labet

Und herlich sie begabet.

 

4.

O thörichts Volk, vernim,

Was sagt des Herren Stimm':

Itz ist das Stündlein kommen,

Da du wirst angenommen;

Itz must du schmertzlich bühssen,

Viel Thränen auch vergiessen.

 

5.

Gedenk an deine Pflicht,

Spahr' itz die Buhsse nicht,

Bis Krankheit dich beschwehret,

Ja gahr dein Fleisch verzehret.

Verzeuch nicht, from zu werden,

Du Hand vol Staub und Erden.

 

6.

Sprich nicht: Ich bin noch stark,

Es ist ja weit zum Sark'.

O thörichte Gedanken!

Der Tod zerreist die Schranken

Des Lebens, daß wir sterben

Und unbekehrt verderben.

 

7.

Du gehst nach eitlem Wahn,

Mensch, in der Sündenbahn:

Laß ab von solchen Wegen,

Die Gottes Grim erregen.

Hör' auf von Sündenwesen,

Alsden wirst du genesen.

 

8.

Wer Gottes Angesicht

In Demuht sihet nicht,

Wer nicht sein Hertz außschüttet

Und üm Vergebung bittet,

Der wird nicht wie die Frommen

Zu Gnaden angenommen.

 

9.

Es mus von Hertzen gehn,

Im Fall' hie sol bestehn

Das Bühssen und Bekehren,

Wie dise Wohrt' uns lehren.

Es heist »von gantzem Hertzen«,

Hie gilt fürwahr kein Schertzen!

 

10.

Ach das so manger Christ

Ein grober Heuchler ist,

Der sich zum Schein nur stellet,

Als wen er sich gesellet

Zu längst bekehrten Leuten,

Die nie von Gott abschreiten.

 

11.

Gott als der Warheit Mund

Schaut auf des Hertzens Grund.

Drum last uns sonder Gleissen

Auch unser Hertz zerreissen

Und nicht, wie vielmahls leider!

Geschieht, nur bloss die Kleider.

 

12.

Wenn man nun dergestalt

Gleich wird für Trauren alt,

So kan man klährlich spühren,

Wie Gott pflegt zu berühren

Den Geist, der, gantz zuschlagen,

Nach Ihm allein mus fragen.

 

13.

Barmhertzig, gnädig, guht

Ist Gott, der willig thut,

Was wir von Ihm begehren.

Drum sol uns nicht beschwehren

Die Straff' und Lohn der Sünden,

Sein Grim mus oft verschwinden.

 

14.

Sind gleich der Sünden viel,

So hat dennoch kein Ziel

Des Allerhöchsten Gühte:

Sein freundliches Gemühte,

Das ist so reich von Gnaden,

Das uns kein Feind kan schaden.

 

15.

O Lib', O Freundligkeit,

Welch' unser Hertz befreit

Von Trübsahl, Angst und Schrekken,

Laß meinen Geist doch schmekken

Dein Freudenöl' im Leiden:

So scheid' ich ab mit Freuden.

 

 

Psalm 145, 15. 16.

Aller Augen wahrten auf dich, und Du gibst ihnen ihre Speise zu seiner Zeit; du thust Deine milde Hand auf und sättigest Alles, was lebt, mit Wolgefallen.

 

Melodie: Allein Gott in der Höh sei Ehr.

 

1.

Es wahrtet Alles, Herr, auf Dich,

Was in der Welt sich reget,

Was in der Luft und Wassern sich

Durch deine Kraft beweget.

Es schaut auf Dich das Klein und Gross',

Auch was der runder Erdenkloos

In seinem Umkreis heget.

 

2.

Es kan sich ja kein Menschenkind

Durch eigne Kraft versorgen;

Den ob wir schon bemühet sind

Vom Abend biß zum Morgen,

So thut man alles doch ümsunst,

Im Fall', O Herr, sich deine Gunst

Uns Armen hält verborgen.

 

3.

Wen wir mit Adam hakken schon

Und mit Elisa pflügen,

So werden wir doch schlechten Lohn

Von solcher Arbeit kriegen,

Wo du nicht, Herr, an uns gedenkst

Und deinen Segen reichlich schenkst,

Der treflich kan vergnügen.

 

4.

Was hilft es, das ich früh' und spat

Viel pflantz' im Feld' und Gahrten?

Wer dich, Herr, nicht zum Helffer hat,

Des Thun wird sich nicht ahrten.

Dein Segen nützt uns weit und breit,

Er lehrt uns auch, der Ernde Zeit

Fein mit Gedult erwahrten.

 

5.

Ja, liber Herr, wie soltest Du

Die Menschen nicht ernähren?

Dein Hand ist nie geschlossen zu,

Die Nohtturft zu bescheren.

Dein Segen zeigt sich nah' und fern;

Den jungen Raben gibst du gern

Auch das, was sie begehren.

 

6.

Die Sperling' hüpffen auf dem Dach'

Und finden doch ihr Essen;

Die Hirsche gehn dem Futter nach

Und werden nicht vergessen.

Du nährest allerlei Geblüht':

Ach Herr, wer kan doch deine Güht

Und Libe recht ermessen?

 

7.

Doch wen man nicht erkennen wil,

Was deine Recht' uns schenket,

So hält dein Segen plötzlich still,

Diweil dein Hertz sich lenket

Alsden zur Straff' und Hungers-Noht:

Da fehlt es bald am liben Brod',

An dem auch, was uns tränket.

 

8.

Sprich nicht: Die Frucht, Korn, Oel und Wein

Sind durch mein' Arbeit kommen.

O Mensch, laß doch dein rühmen sein,

Du hasts von Gott genommen.

Der grosse Schöpfer weis es nur,

Was seiner armen Kreatur

Zur rechten Zeit kan frommen.

 

9.

Wie wen ein treuer Vater pflegt

Die Kinder zu begaben

Und ihnen auf die Taffel legt

Das, was sie nöthig haben:

O frommer Gott, so stehn auch wir

Als deine Kinder stets für dir,

Du must uns täglich laben.

 

10.

Drum aber sol man sagen nicht:

Mein Gott wird mir wol geben,

Was mir in diser Zeit gebricht,

Ich wil nur ruhig leben.

Nein, liber Mensch, du bist gemacht,

Durch Fleiß und Arbeit Tag und Nacht

Der Nahrung nachzustreben.

 

11.

Drauf glaubet den ein frommer Christ

Und fähet an zu bitten,

Nicht zweiflend, daß in kurtzer Frist

Der Höchste werd' ausschütten

Den Segen, welchen er begehrt:

Alsden wird ihm sein Theil beschert,

Und das sind Gottes Sitten.

 

12.

Du schliessest auf Luft, Erd' und Meer,

Daß sie gantz häufig bringen,

O Gott, was ich von dir begehr'.

Ach seht doch nur, wie dringen

Die Vogel, Fisch und zahme Thier,

Dazu das Wild und Korn herfür

Samt tausend andern Dingen!

 

13.

O grosse Weisheit, Hülff' und Gunst,

Die du der Welt erzeigest!

Dis schaffet deiner Libe Brunst,

Das du so gnädig steigest

Von deinem Thron herab zu mir.

Wie sol ichs gnugsahm danken Dir,

Das du so tief dich neigest?

 

14.

Nun, Herr, du machst den Leib mir satt

Nach deinem Wolgefallen;

Doch ist mein' arme Seel auch matt,

Ach speise sie für allen.

Herr, segne mich in diser Zeit,

Dein Lob sol in der Ewigkeit

Durch meinen Mund erschallen.

 

Röm. 5, 19.

Wie durch Eines Menschen Ungehohrsahm viel Sünder worden sind: Also auch durch Eines Gehohrsam werden viel Gerechten.

 

Melodie: O Gottes Statt, O himlisch Licht.

 

1.

O Schwehrer Fall, der Adam hat

Vom Schöpffer abgewendet!

O Sünd', O Schand', O Missethat,

Welch' ihn so gahr verblendet,

Das er von Gott sich hat gekehret,

Der doch so treflich ihn geehret,

Ja der mit grosse Ruhm un Pracht

Zu seinem Bild ihn hat gemacht!

 

2.

O harter Fall, das Adam ist

Dem Schöpfer Feind geworden,

Wodurch hernach in schneller Frist

Auch in der Sünder Orden

Wir arme Menschen sind gesetzet!

Der Fall hat uns so sehr verletzet

Das wir zum Guhten taub und blind

Itz nichts als HöllenKinder sind.

 

3.

O grosser Fall, der nicht bestund

Allein im Apfel-essen:

Ach nein! des Hertzens böser Grund

War gäntzlich nicht zu messen.

Schaut, wie dort Adam Gott sein wolte,

Den er doch kindlich fürchten solte:

Diß war die hoch verfluchte That,

Die Höll' und Todt verdienet hat.

 

4.

O tieffer Fall! war Adam nicht

Das schönste Bild auf Erden?

Noch war er auf die Frucht verpicht,

Welch' ihn lies heßlich werden.

Er hat solch' eine Schuld begangen

Als Satan, welcher ihn gefangen,

Demnach sie Beid' und zwahr allein

Dem Schöpfer wolten ähnlich sein.

 

5.

O schnöder Fall, der Adam hat

Aus Gottes Bild' und Leben

Vermittelst solcher Missethat

Gebracht und ihm gegeben

Des Satans Bild, in welches Orden

Er viehisch, ja recht Teuflisch worden,

So daß nach seines Meisters Lehr'

Er sucht sein eigne Lib' und Ehr'.

 

6.

O schwehrer Fall, O sündlich' Ahrt!

Es wird schon in der Jugend

Dis Gift im Menschen offenbahrt:

Da hassen ja die Tugend

Auch die noch unerzogne Kinder,

Die sind zum Argen viel geschwinder

Als mancher, der schon lange Zeit

Gelebt in diser Eitelkeit.

 

7.

O böser Fall, der nichts erregt

In uns als Stoltz und Triegen,

Der unsre Seel' und Hertz bewegt

Zum Fluchen, Lästern, Liegen,

Zur Rach', Hass', Unzucht, Fressen, Sauffen,

Zum Wucher, geitzen, balgen, rauffen,

Zur Schalkheit, Hoffart, Hinterlist

Und allem, was ein Greuel ist.

 

8.

Gleichwie wir nun in Adam sind

Verderbt, ja gantz verlohren,

So werden wir darauf geschwind

In Christo neu gebohren:

Von Christo müssen wir empfangen

Den Geist der Lib', aus Gott gegangen,

Den Geist der Weißheit un der Stärk;

Alsden so thut man Christi Werk'.

 

9.

In Adam waren alzumahl

Wir jämmerlich gestorben,

Leib, Seel' und Geist auch durch die Zahl

Der Laster gahr verdorben.

Nur Gottes Geist könt' uns erheben,

In Christo gleich aufs neu zu leben

Und das zu thun in diser Welt,

Was unserm Schöpfer wolgefält!

 

10.

So leben wir in Christo recht,

Demnach wir angezogen

Den neuen Menschen, der nur schlecht

Zum Guhten wird bewogen.

Drum können wir noch hier auf Erden

In Gottes Bild verklähret werden,

Wen wir in diser LebensBahn

Theils thun, was Christus hat gethan.

 

11.

Lob, Ehr' und Dank, Herr Jesu Christ,

Sei hertzlich dir gesungen,

Das du gehohrsam worden bist

Für mich und hast verdrungen

Des alten Adams sündlichs Wesen.

Wol uns! nun können wir genesen

An Seel' und Leib' erst in der Zeit

Und folgends in der Ewigkeit.

 

 

Röm. 12, 11.

Schikket Euch in die Zeit.

 

Melodie: Du LebensFürst, Herr Jesu Christ.

 

1.

Ihr Christen, schikt euch in die Zeit:

Das Heil ist itz fürhanden,

Der Himmel und die Seligkeit

Sind offen längst gestanden.

Ach lasset uns die Zeit der Gnaden

Versäumen nicht uns selbst zum Schaden.

Im Lichte last uns wandeln doch,

So lang' ein Licht hie scheinet noch.

 

2.

Ihr Christen, schikt Euch in die Zeit:

Last uns die Tühr aufmachen;

Es ruft der Herr der Herligkeit,

Wir sollen fleissig wachen.

Ach last den Eifer nicht erkalten,

Der Herr klopft an und wil itz halten

Mit uns in unserm HertzenSahl

Sein hochgepriesnes Abendmahl.

 

3.

Ihr Christen, schikt Euch in die Zeit:

Last uns die Buhss nicht spahren,

Damit wir nicht mit Grausahmkeit

Zum Höllenpfuhl hinfahren.

Ach last uns, weil wir können fehlen,

Für Hochmuht wahre Buhss' erwählen

Und solche gahr nicht schieben auf:

Sehr kurtz ist ja des Lebens Lauf.

 

4.

Ihr Christen, schikt Euch in die Zeit:

Wir wollen uns versöhnen

Und stiften Fried' und Einigkeit.

Ei last uns das beschönen,

Wen Ander' uns beleidigt haben;

Wir wollen allen Zank vergraben

Und leben fein nach Christi Sinn;

Zank, Neid und Streit fahr immer hinn!

 

5.

Ihr Christen, schikt Euch in die Zeit,

Als welch' uns ist erschienen,

Das wir mit Lib' und Freundligkeit

Dem Nechsten sollen dienen.

Last uns den Freunden Guhts erzeigen,

Zufoderst unsre Hertzen neigen

Zu denen, welche HungersNoht

Und Armuht qvählt biß auf den Tod.

 

6.

Ihr Christen, schikt Euch in die Zeit:

Last ja das Hertz nicht kleben

An Mammons schnöder Eitelkeit;

Wer gibt, dem wird gegeben.

Tuht Guhts und lasset Euch der Armen

In ihrer Trübsahl stets erbarmen.

Was hilft uns endlich Guht und Geld?

Wir gehn davon, das bleibt der Welt.

 

7.

Ihr Christen, schikt Euch in die Zeit

Und lernet täglich sterben,

Damit wir in der Ewigkeit

Des Himmels Freud ererben.

Wir müssen ja die Welt verlassen,

Drum last uns sie bei Zeiten hassen;

Last uns dem Tod' entgegen gehn,

Es ist doch bald üm uns geschehn!

 

8.

Ihr Christen, schikt Euch in die Zeit,

Sie kan sich schnel verkehren.

Des Lebens Unbeständigkeit

Solt' uns ja billig lehren,

Das gäntzlich nicht dem Glük zu trauen.

O Narren, welch' auf Menschen bauen,

Demnach auch oft in kurtzer Frist

Der höchsten Ding' Ein Wechsel ist.

 

9.

Ihr Christen, schikt Euch in die Zeit:

Last euch nicht traurig machen,

Wen Kreutz und Widerwertigkeit

Verwirren Eure Sachen.

Gedenk: Es kan dir übel gehen,

Wen du wirst hoch erhaben stehen;

Gedenk auch, wen die Noht bricht an,

Das es sich schleunig bessern kan.

 

10.

Ihr Christen, schikt Euch in die Zeit:

Last uns zusammen treten

Und in der höchsten Traurigkeit

Zu Gott von Hertzen behten.

Was gilts? der Höchste wird es sehen,

Er wird erhöhren unser Flehen

Und ändern Zeiten, Stund und Tag

Viel besser, als mans wünschen mag.

 

11.

Ihr Christen, schikt Euch in die Zeit:

Last des Berufs uns wahrten

Und zwahr mit Freud' und Fröligkeit,

So wird sichs glüklich ahrten.

Kein' Arbeit sol uns ja verdriessen,

Bis wir in Jesu sie beschliessen

Und fahren aus der schnöden Zeit

Zu Gott' ins Haus der Ewigkeit.

 

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