Goetz von Berlichingen
Johann Wolfgang von Goethe
Goetz von Berlichingen
Ein Schauspiel
© 2009 buecher.de, Augsburg
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I. Akt
Schwarzenberg in Franken
Herberge
Metzler, Sievers am Tische. Zwei Reitersknechte beim Feuer. Wirt.
Sievers. Hänsel, noch ein Glas Branntwein, und meß christlich.
Wirt. Du bist der Nimmersatt.
Metzler (leise zu Sievers). Erzähl das noch einmal vom Berlichingen! Die
Bamberger dort ärgern sich, sie möchten schwarz werden.
Sievers. Bamberger? Was tun die hier?
Metzler. Der Weislingen ist oben auf'm Schloß beim Herrn Grafen schon zwei Tage; dem
haben sie das Gleit geben. Ich weiß nicht, wo er herkommt; sie warten auf ihn; er geht
zurück nach Bamberg.
Sievers. Wer ist der Weislingen?
Metzler. Des Bischofs rechte Hand, ein gewaltiger Herr, der dem Götz auch auf'n Dienst
lauert.
Sievers. Er mag sich in acht nehmen.
Metzler (leise). Nur immer zu! (Laut.) Seit wann hat denn der Götz wieder
Händel mit dem Bischof von Bamberg? Es hieß ja, alles wäre vertragen und
geschlichtet.
Sievers. Ja, vertrag du mit den Pfaffen! Wie der Bischof sah, er richt nichts aus und zieht
immer den kürzern, kroch er zum Kreuz und war geschäftig, daß der Vergleich zustand
käm. Und der getreuherzige Berlichingen gab unerhört nach, wie er immer tut, wenn er im
Vorteil ist.
Metzler. Gott erhalt ihn! Ein rechtschaffener Herr!
Sievers. Nun denk, ist das nicht schändlich? Da werfen sie ihm einen Buben nieder, da
er sich nichts weniger versieht. Wird sie aber schon wieder dafür lausen!
Metzler. Es ist doch dumm, daß ihm der letzte Streich mißglückt ist! Er
wird sich garstig erbost haben.
Sievers. Ich glaub nicht, daß ihn lang was so verdrossen hat. Denk auch: alles war
aufs genaueste verkundschaft, wann der Bischof aus dem Bad käm, mit wieviel Reitern, welchen
Weg; und wenn's nicht wär durch falsche Leut verraten worden, wollt er ihm das Bad gesegnet
und ihn ausgerieben haben.
Erster Reiter. Was räsoniert ihr von unserm Bischof? Ich glaub, ihr sucht Händel.
Sievers. Kümmert euch um eure Sachen! Ihr habt an unserm Tisch nichts zu suchen.
Zweiter Reiter. Wer heißt euch von unserm Bischof despektierlich reden?
Sievers. Hab ich euch Red und Antwort zu geben? Seht doch den Fratzen!
Erster Reiter (schlägt ihn hinter die Ohren).
Metzler. Schlag den Hund tot!
(Sie fallen übereinander her.)
Zweiter Reiter. Komm her, wenn du 's Herz hast.
Wirt (reißt sie voneinander). Wollt ihr Ruh haben! Tausend Schwerenot! Schert
euch 'naus, wenn ihr was auszumachen habt. In meiner Stub soll's ehrlich und ordentlich zugehen.
(Schiebt die Reiter zur Tür hinaus.) Und ihr Esel, was fanget ihr an?
Metzler.
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