Er glich dem Kaiser hier (deutet auf Maximilians Porträt), als wenn er sein Sohn wäre. Die Nase nur etwas kleiner, ebenso freundliche lichtbraune Augen, ebenso ein blondes schönes Haar, und gewachsen wie eine Puppe. Ein halb trauriger Zug auf seinem Gesicht—ich weiß nicht—gefiel mir so wohl!
Adelheid. Ich bin neugierig, ihn zu sehen.
Fräulein. Das wär ein Herr für Euch.
Adelheid. Närrin!
Fräulein. Kinder und Narren-(Liebetraut kommt.)
Liebetraut. Nun, gnädige Frau, was verdien ich?
Adelheid. Hörner von deinem Weibe. Denn nach dem zu rechnen, habt Ihr schon manches Nachbars ehrliches Hausweib aus ihrer Pflicht hinausgeschwatzt.
Liebetraut. Nicht doch, gnädige Frau! Auf ihre Pflicht, wollt Ihr sagen; denn wenn's ja geschah, schwatzt ich sie auf ihres Mannes Bette.
Adelheid. Wie habt Ihr's gemacht, ihn herzubringen?
Liebetraut. Ihr wißt zu gut, wie man Schnepfen fängt; soll ich Euch meine Kunststückchen noch dazu lehren?—Erst tat ich, als wüßt ich nichts, verstünd nichts von seiner Aufführung, und setzt ihn dadurch in den Nachteil, die ganze Historie zu erzählen. Die sah ich nun gleich von einer ganz andern Seite an als er, konnte nicht finden—nicht einsehen—und so weiter. Dann redete ich von Bamberg allerlei durcheinander, Großes und Kleines, erweckte gewisse alte Erinnerungen, und wie ich seine Einbildungskraft beschäftigt hatte, knüpfte ich wirklich eine Menge Fädchen wieder an, die ich zerrissen fand. Er wußte nicht, wie ihm geschah, fühlte einen neuen Zug nach Bamberg, er wollte—ohne zu wollen. Wie er nun in sein Herz ging und das zu entwickeln suchte, und viel zu sehr mit sich beschäftigt war, um auf sich achtzugeben, warf ich ihm ein Seil um den Hals, aus drei mächtigen Stricken, Weiber-, Fürstengunst und Schmeichelei, gedreht, und so hab ich ihn hergeschleppt.
Adelheid. Was sagtet Ihr von mir?
Liebetraut. Die lautre Wahrheit. Ihr hättet wegen Eurer Güter Verdrießlichkeiten—hättet gehofft, da er beim Kaiser so viel gelte, werde er das leicht enden können.
Adelheid. Wohl.
Liebetraut. Der Bischof wird ihn Euch bringen.
Adelheid. Ich erwarte sie. (Liebetraut ab.) Mit einem Herzen, wie ich selten Besuch erwarte.
Im Spessart
Berlichingen. Selbitz. Georg als Reitersknecht.
Götz. Du hast ihn nicht angetroffen, Georg!
Georg. Er war tags vorher mit Liebetraut nach Bamberg geritten und zwei Knechte mit.
Götz. Ich seh nicht ein, was das geben soll.
Selbitz. Ich wohl.
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