Diese kommen in Umlauf. Jeder bezahlt mit ihnen. Kann es da auffallen, wenn auch Sie im Besitz einiger derselben sind?“

Scharfenberg antwortete nicht. Es war gewiß: Das Messer stand ihm an der Kehle, und die Offerte, welche Wunderlich ihm machte, war verlockend. Er trat an das Fenster und blickte hinaus, ohne aber zu bemerken, was da draußen geschah. Er kämpfte mit sich selbst. Hinter ihm sprach Wunderlich. Er machte ihm alles so leicht. Er beschwichtigte alle seine Bedenken, und als er nichts mehr vorzubringen wußte, schwieg er, um den Leutnant nun sich selbst zu überlassen.

Der scharfsinnige Versucher hatte sich nicht geirrt. Scharfenberg drehte sich um, kam langsam herbei, setzte sich an den Tisch und fragte: „Haben Sie eine Lupe?“

„Ja, natürlich!“

„Holen Sie sie einmal.“

„Habe sie schon.“

Er zog das Vergrößerungsglas aus der Tasche und gab es dem Offizier hin. Dieser nahm es und begann, die beiden Noten miteinander zu vergleichen. Es wurde dabei kein Wort gesprochen. Über eine Viertelstunde, ja wohl eine halbe Stunde verging, dann legte Scharfenberg die Lupe hin. Er wischte sich die Augen, welche ihm von der Anstrengung schmerzten, und sagte:

„Der Verfertiger besitzt eine geradezu diabolische, eine höllische Geschicklichkeit!“

„Nicht wahr? Ausgezeichnet?“

„Ja. Wer ist der Kerl?“

„Pah! Darüber wird nicht gesprochen. Wenn keiner den anderen kennt, ist jeder sicher.“

„Dieser Grundsatz ist lobenswert. Also man würde auch mich nicht kennen?“

„Nein. Nur ich würde von Ihnen wissen.“

„Und welches sind Ihre Bedingungen?“

„Fünfzig Prozent für Sie.“

„Ah, das ist alles mögliche!“

„Ja, Sie sehen, daß ich nicht knausere.“

„Wann hätte ich zu zahlen? Pränumerando?“

„Nein. Sie haben ja kein Geld. Sie zahlen das vorige, sobald Sie neuen Vorrat holen.“

„Und wieviel vertrauen Sie mir an?“

„Ich gebe Ihnen für zwölftausend Gulden. Dafür haben Sie mir sechstausend in gutem Geld zu bringen.“

„Und welche Garantie fordern Sie?“

„Garantie? In welcher Beziehung?“

„Nun, daß ich Sie nicht verrate.“

„Pah! Das tun Sie nicht!“

„Ich könnte ja Ihre Noten, die Sie mir zu geben beabsichtigen, direkt zum Staatsanwalt tragen!“

„Sie würden morgen nicht mehr am Leben sein. Mein Grundsatz ist: Gegen den Freund kulant, gegen den Feind aber unerbittlich streng.“

„Gut also! Wollen Sie es mit mir versuchen?“

„Hier meine Hand!“

„Und hier die meinige!“

Sie schlugen ein; dann fügte Scharfenberg hinzu:

„Übrigens aber kennen wir uns nicht!“

„Das versteht sich ja ganz von selbst. Kommen Sie stets in Zivil und möglichst unbemerkt zu mir. Und versäumen Sie nicht, sich bei mir Rat zu holen, wenn Sie nicht wissen, wie Sie handeln sollen. Zum Beispiel jetzt: Wem werden Sie die Noten geben?“

„Dem Bankier.“

„Auf welche Weise?“

„Ich sage, daß ich Gold brauche statt des Papieres.“

„Das wäre unvorsichtig; das würde auffallen.“

„Wie denn sonst?“

„Kaufen Sie bei dem einen irgendwelche Papiere, die Sie bei dem anderen wieder verkaufen.“

„Das gibt Verlust.“

„Ist aber sicher. Übrigens ist der Verlust verschwindend klein, er darf gar nicht gerechnet werden. Die sicherste Weise, unsere Noten unterzubringen, bleibt aber die Reise.“

„Wieso?“

„Man reist, man ist unbekannt, man gibt hier hundert Gulden aus und dort hundert Gulden. So wechselt man an einem einzigen Tage Tausende um und kann nie in irgendeine Gefahr geraten.“

„Werde es mir merken. Also, bitte!“

„Sofort!“

Wunderlich ging und zählte ihm, als er wiederkam, zweihundertundvierzig falsche Noten hin.

„So haben Sie die besprochene Summe. Wann darf ich denken, daß Sie mich wieder besuchen werden?“

„Sehr bald.