Irgendwo werden sie einen immer gebrauchen können. Meiner Treu, sie werden gar nicht dazukommen, mich hinauszuwerfen. Ich werde selbst gehen. Freiwillig aus dem Freiwilligen Opferdienst. Freiwillig, wie ich gekommen bin.«

Sein Gesicht verfinsterte sich von neuem. Aber es spiegelte nicht Unglück wider, sondern dumpfe Bitterkeit.

»Ich hasse sie«, stieß er plötzlich verbissen hervor. »Ich hasse sie, die da in den Laboratorien arbeiten, ohne vor Wunden und Schmerzen, ohne vor allen möglichen Folgen Angst haben zu müssen. Dann gehen sie nach Hause zu Frau und Kindern. Glauben Sie, daß so einer wie ich eine Familie haben kann? Ich habe es einmal versucht, mich zu verheiraten. Es ging aber nicht. Sie werden wohl auch verstehen, daß es nicht ging. So einer wie ich ist von sich selbst viel zu sehr in Anspruch genommen. Das erträgt keine Frau. Ich hasse alle Frauen. Sie locken einen, verstehen Sie, aber dann ertragen sie einen nicht. Sie sind falsch. Ich hasse sie alle, außer meine Kameradinnen im Opferdienst natürlich. Diese Frauen sind keine richtigen Frauen mehr. Sie braucht man also nicht zu hassen. Wir im Opferdienst sind nicht so wie die andern. Wir werden auch als Mitsoldaten bezeichnet, aber was für ein Leben haben wir? Wir müssen im Heim wohnen, wir sind ja Wracks …« Seine Stimme verlor sich in einem undeutlichen Murmeln. Er wiederholte: »Ich hasse …«

»Mein Chef«, sagte ich, »wünschen Sie, daß ich ihm noch eine Spritze gebe?«

Ich hoffte, daß er nein sagen würde, denn der Mann war mir zutiefst unsympathisch. Rissen aber nickte, und ich konnte nichts anderes tun, als gehorchen. Während ich langsam mehr von der blaßgrünen Flüssigkeit in das Blut von Nr. 135 einspritzte, sagte ich ziemlich scharf zu ihm: »Sie selber haben ja darauf hingewiesen, daß es Freiwilliger Opferdienst heißt. Worüber beklagen Sie sich dann? Es ist widerlich, einen erwachsenen Mann über seine eigenen Entschlüsse klagen zu hören. Sie, wie alle andern, haben sich ja einmal ohne jeglichen Zwang gemeldet.«

Ich befürchtete, daß meine Worte eigentlich nicht direkt an den Betäubten gerichtet waren, sondern eher an Rissen, damit dieser wissen sollte, wie ich dachte.

»Gewiß ging ich von selbst«, murmelte Nr. 135 schlaftrunken und verwirrt, »gewiß ging ich von selbst – aber ich konnte ja nicht wissen, daß der Dienst so sein würde. Ich hatte mir schon vorgestellt, daß man leiden müßte – aber auf eine andere Art, feierlicher, – daß man vielleicht sterben müßte – aber sofort und heldenhaft. Nicht Tag und Nacht, Zoll um Zoll.