Drum reichen sie sich schweigend
mit einem Neigen, Zeigende zu zeigend
Empfangenden, geweihtes Wasser, das
die Stirnen kühl macht und die Munde blaß.
Und gehen dann, verhangen und verhalten,
auf jenem Streifen wieder überquer—
die Jungen ruhig, ungewiß die Alten
und eine Greisin, weilend, hinterher—
zu ihren Häusern, die sie schnell verschweigen
und die sich durch die Ulmen hin von Zeit
zu Zeit ein wenig reine Einsamkeit,
in einer kleinen Scheibe schimmernd, zeigen.
II
Was aber spiegelt mit den tausend Scheiben
das Kirchenfenster in den Hof hinein,
darin sich Schweigen, Schein und Widerschein
vermischen, trinken, trüben, übertreiben,
phantastisch alternd wie ein alter Wein.
Dort legt sich, keiner weiß von welcher Seite,
Außen auf Inneres und Ewigkeit
auf Immer-Hingehn, Weite über Weite,
erblindend, finster, unbenutzt, verbleit.
Dort bleibt, unter dem schwankenden Dekor
des Sommertags, das Graue alter Winter:
als stünde regungslos ein sanftgesinnter
langmütig lange Wartender dahinter
und eine weinend Wartende davor.
Béguinage
Béguinage Sainte-Elisabeth, Bruges
I
The high gate seems to hold no one back,
the bridge goes just as gladly to and fro,
and yet all are secure in the old
open elm court, and no longer go out
of their houses, except to walk
that strip to church, to better grasp
why so much love was in them.
They kneel there, cloaked in pure linen,
as alike as though the image of just one were
thousandfold in the chorale that deep and clear
grows mirror-like on the apportioned pillars;
and their voices go up the ever steepening
hymn and throw themselves from the place
where it goes no further, from the last word,
to the angels, who don’t return them.
Hence those below, when they rise and turn,
are quiet. Hence with a bow they silently
hold out to one another, gesturers
to gesturing receivers, the holy water,
which makes the brow cool and the mouth pale.
And then, covered and restrained,
they go across that strip again—
the young calmly, the old unsteadily,
and an aged one lingering at the rear—
to their houses, which quickly conceal them,
and which from time to time show each other
through the elms a bit of pure solitude
glimmering in a small window pane.
II
But what does the church window with its
thousand panes reflect into the court,
where silence, semblance, and reflection
mingle, drink, grow gloomy, exaggerate,
aging fantastically like an old wine?
There, from which side none can say,
outer settles on inner and eternity
on the ever-passing, distance over distance,
dim, unused, going blind, sealed tight.
There, under the summer day’s wavering
decor, the gray of ancient winter stays:
as if there stood waiting motionlessly
a gentle long-suffering man behind
and a weeping woman in front.
Die Marien-Prozession
Gent
Aus allen Türmen stürzt sich, Fluß um Fluß,
hinwallendes Metall in solchen Massen
als sollte drunten in der Form der Gassen
ein blanker Tag erstehn aus Bronzeguß,
an dessen Rand, gehämmert und erhaben,
zu sehen ist der buntgebundne Zug
der leichten Mädchen und der neuen Knaben,
und wie er Wellen schlug und trieb und trug,
hinabgehalten von dem ungewissen
Gewicht der Fahnen und von Hindernissen
gehemmt, unsichtbar wie die Hand des Herrn;
und drüben plötzlich beinah mitgerissen
vom Aufstieg aufgescheuchter Räucherbecken,
die fliegend, alle sieben, wie im Schrecken
an ihren Silberketten zerrn.
Die Böschung Schauender umschließt die Schiene,
in der das alles stockt und rauscht und rollt:
das Kommende, das Chryselephantine,
aus dem sich zu Balkonen Baldachine
aufbäumen, schwankend im Behang von Gold.
Und sie erkennen über all dem Weißen,
getragen und im spanischen Gewand,
das alte Standbild mit dem kleinen heißen
Gesichte und dem Kinde auf der Hand
und knieen hin, je mehr es naht und naht,
in seiner Krone ahnungslos veraltend
und immer noch das Segnen hölzern haltend
aus dem sich groß gebärdenden Brokat.
Da aber wie es an den Hingeknieten
vorüberkommt, die scheu von unten schaun
da scheint es seinen Trägern zu gebieten
mit einem Hochziehn seiner Augenbraun,
hochmütig, ungehalten und bestimmt:
so daß sie staunen, stehn und überlegen
und schließlich zögernd gehn. Sie aber nimmt,
in sich die Schritte dieses ganzen Stromes
und geht, allein, wie auf erkannten Wegen
dem Glockendonnern des großoffnen Domes
auf hundert Schultern frauenhaft entgegen.
Procession of the Virgin
Ghent
Out of all the towers wave after wave
of onrushing metal plunges in such volumes
as if below in the mold of the streets
a day cast in shining bronze should arise,
along whose rim, hammered and embossed,
there’d be seen a brightly knotted train
of nimble girls and sparkling boys,
and how its waves drove and pulsed and sustained,
held down by the uncertain weight
of the banners, and checked by hindrances
invisible as the hand of God;
and across the way suddenly almost swept aloft
by the upsurge of the startled censers,
all seven trying to fly, tugging
as if in panic on their silver chains.
The scarp of onlookers hems the channel
in which the whole thing falters and rushes and rolls:
the Oncoming, the Chryselephantine,
from which canopies are rearing up
to balconies, and swaying in ornaments of gold.
And they discern over all the whiteness,
borne aloft and dressed in Spanish garb,
the old statue with the small burning face
and the child perched on her hand, and kneel down,
the more he keeps coming near, in his crown
unsuspectingly growing obsolete,
and still woodenly holding out his blessing
from the grandly gesturing brocade.
But then, as he comes passing by the kneelers
who gaze timidly from down below,
he appears to command his carriers
with a quick uplifting of his eyebrows,
haughty, irritated, and emphatic:
so that, taken aback, they stand and think
and then hesitantly proceed. She, though,
takes into herself the steps of the entire throng
and goes on, alone, as if down familiar paths
toward the thunderous pealings of the wide-open cathedral
upon a hundred shoulders with womanly aplomb.
Die Insel
Nordsee
I
Die nächste Flut verwischt den Weg im Watt,
und alles wird auf allen Seiten gleich;
die kleine Insel draußen aber hat
die Augen zu; verwirrend kreist der Deich
um ihre Wohner, die in einen Schlaf
geboren werden, drin sie viele Welten
verwechseln, schweigend; denn sie reden selten,
und jeder Satz ist wie ein Epitaph
für etwas Angeschwemmtes, Unbekanntes,
das unerklärt zu ihnen kommt und bleibt.
Und so ist alles was ihr Blick beschreibt
von Kindheit an: nicht auf sie Angewandtes,
zu Großes, Rücksichtsloses, Hergesandtes,
das ihre Einsamkeit noch übertreibt.
II
Als läge er in einem Krater-Kreise
auf einem Mond: ist jeder Hof umdämmt,
und drin die Gärten sind auf gleiche Weise
gekleidet und wie Waisen gleich gekämmt
von jenem Sturm, der sie so rauh erzieht
und tagelang sie bange macht mit Toden.
Dann sitzt man in den Häusern drin und sieht
in schiefen Spiegeln was auf den Kommoden
Seltsames steht. Und einer von den Söhnen
tritt abends vor die Tür und zieht ein Tönen
aus der Harmonika wie Weinen weich;
so hörte ers in einem fremden Hafen—.
Und draußen formt sich eines von den Schafen
ganz groß, fast drohend, auf dem Außendeich.
III
Nah is nur Innres; alles andre fern.
Und dieses Innere gedrängt und täglich
mit allem überfüllt und ganz unsäglich.
Die Insel ist wie ein zu kleiner Stern
welchen der Raum nicht merkt und stumm zerstört
in seinem unbewußten Furchtbarsein,
so daß er, unerhellt und überhört,
allein
damit dies alles doch ein Ende nehme
dunkel auf einer selbsterfundnen Bahn
versucht zu gehen, blindlings, nicht im Plan
der Wandelsterne, Sonnen und Systeme.
The Island
North Sea
I
The next tide wipes out the mud flat’s path,
and everything on all sides grows the same;
but out there the little island has long since
closed its eyes: the dike circles confusingly
around its residents, who have been born
into a sleep where they get several worlds
mixed up in silence: for they seldom talk,
and every sentence is like an epitaph
for something washed ashore, unfamiliar,
that comes unexplained to them and stays.
And it’s so with everything their gaze describes
from childhood on: without relation to them—
too large, ruthless, dispatched from somewhere else,
a thing that just exaggerates their solitude.
II
As though it lay inside a crater
on a moon: each farm is dammed in all around,
and the gardens inside are dressed alike,
and all of them, like orphans, combed alike,
by the storm that brings them up so harshly
and threatens them for days on end with death.
Then people sit inside their houses and gaze
in crooked mirrors at what stands oddly
on the dressers. And at dusk one of the sons
steps in front of the door and draws a sound
from his harmonica that’s soft like weeping;
he heard it that way in a foreign port—.
And outside one of the sheep grows huge,
almost menacing, on the outer dike.
III
Only what’s within is near; everything else is far.
and this Within is crowded and filled each day
to overflowing and completely unsayable.
The island is like a tiny star
that Space doesn’t notice and silently
lays waste in its unthinking dreadfulness,
so that, unlighted and overlooked,
seeking
only for all this to come to an end, it tries
to go on alone in the dark, on a course
of its own devising, blindly, not in the scheme
of the planets, the suns, and the systems.
Hetären-Gräber
In ihren langen Haaren liegen sie
mit braunen, tief in sich gegangenen Gesichtern.
Die Augen zu wie vor zu vieler Ferne.
Skelette, Munde, Blumen. In den Munden
die glatten Zähne wie ein Reise-Schachspiel
aus Elfenbein in Reihen aufgestellt.
Und Blumen, gelbe Perlen, schlanke Knochen,
Hände und Hemden, welkende Gewebe
über dem eingestürzten Herzen. Aber
dort unter jenen Ringen, Talismanen
und augenblauen Steinen (Lieblings-Angedenken)
steht noch die stille Krypta des Geschlechtes,
bis an die Wölbung voll mit Blumenblättern.
Und wieder gelbe Perlen, weitverrollte,—
Schalen gebrannten Tones, deren Bug
ihr eignes Bild geziert hat, grüne Scherben
von Salben-Vasen, die wie Blumen duften,
und Formen kleiner Götter: Hausaltäre,
Hetärenhimmel mit entzückten Göttern.
Gesprengte Gürtel, flache Skarabäen,
kleine Figuren riesigen Geschlechtes,
ein Mund der lacht und Tanzende und Läufer,
goldene Fibeln, kleinen Bogen ähnlich
zur Jagd auf Tier- und Volgelamulette,
und lange Nadeln, zieres Hausgeräte
und eine runde Scherbe roten Grundes,
darauf, wie eines Eingangs schwarze Aufschrift,
die straffen Beine eines Viergespannes.
Und wieder Blumen, Perlen, die verrollt sind,
die hellen Lenden einer kleinen Leier,
und zwischen Schleiern, die gleich Nebeln fallen,
wie ausgekrochen aus des Schuhes Puppe:
des Fußgelenkes leichter Schmetterling.
So liegen sie mit Dingen angefüllt,
kostbaren Dingen, Steinen, Spielzeug, Hausrat,
zerschlagnem Tand (was alles in sie abfiel),
und dunkeln wie der Grund von einem Fluß.
Flußbetten waren sie,
darüber hin in kurzen schnellen Wellen
(die weiter wollten zu dem nächsten Leben)
die Leiber vieler Jünglinge sich stürzten
und in denen der Männer Ströme rauschten.
Und manchmal brachen Knaben aus den Bergen
der Kindheit, kamen zagen Falles nieder
und spielten mit den Dingen auf dem Grunde,
bis das Gefälle ihr Gefühl ergriff:
Dann füllten sie mit flachem klaren Wasser
die ganze Breite dieses breiten Weges
und trieben Wirbel an den tiefen Stellen;
und spiegelten zum ersten mal die Ufer
und ferne Vogelrufe—, während hoch
die Sternennächte eines süßen Landes
in Himmel wuchsen, die sich nirgends schlossen.
Tombs of the Hetaerae
They lie in their long hair, with brown faces
that have departed deep into themselves.
The eyes closed, as if from too much distance.
Skeletons, mouths, flowers. Inside the mouths
the smooth teeth like a pocket chess set
arrayed in ivory rows.
And flowers, yellow pearls, slender bones,
hands and tunics, faded weaving
above the caved-in heart. But
there beneath those rings, talismans,
and eye-blue stones (cherished keepsakes),
there still stands the silent crypt of the sex,
filled to its vaulted roof with flower petals.
And again yellow pearls, rolled far asunder,
dishes of baked clay, whose shell
their own image once adorned, green shards
of ointment vases that smelled like flowers,
and statues of little gods: household altars,
Hetaerae-heavens with enraptured gods.
Loosened waistbands, flat scarab stones,
small figures with gigantic sexes,
a laughing mouth and dancing girls and messengers,
golden clasps that look like tiny bows
for hunting beast- and bird-shaped amulets,
and long needles, ornamented household things,
a round potsherd made of reddish earth,
and on it, like an entranceway’s dark inscription,
the tense legs of a team of horses.
And again flowers, pearls that have come unstrung,
the bright loins of a small lyre,
and between veils that fall like mist,
as if crept forth the shoe’s chrysalis:
the ankle’s pale butterfly.
And so they lie filled up with things,
precious things, jewels, toys, bowls and spoons,
broken trifles (all that was tossed into them),
and grow dark like the bottom of a river.
And they were riverbeds,
over whom in brief, rapid waves
(all pressing onward to the next life)
the bodies of many young men plunged,
and in whom grown men’s torrents roared.
And sometimes boys would break out of the mountains
of childhood, descend in timid falls
and play with the things on the bottom
until the slope gripped their feelings:
Then they filled the whole breadth of that
wide course with clear, shallow water,
and started eddies running in the deeper places,
and mirrored for the first time the banks
and the distant call of birds—, while high above
the starry nights of a sweet country
blossomed into heavens that nowhere closed.
Orpheus. Eurydike. Hermes
Das war der Seelen wunderliches Bergwerk.
Wie stille Silbererze gingen sie
als Adern durch sein Dunkel. Zwischen Wurzeln
entsprang das Blut, das fortgeht zu den Menschen,
und schwer wie Porphyr sah es aus im Dunkel.
Sonst war nichts Rotes.
Felsen waren da
und wesenlose Wälder. Brücken über Leeres
und jener große graue blinde Teich,
der über seinem fernen Grunde hing
wie Regenhimmel über einer Landschaft.
Und zwischen Wiesen, sanft und voller Langmut,
erschien des einen Weges blasser Streifen,
wie eine lange Bleiche hingelegt.
Und dieses einen Weges kamen sie.
Voran der schlanke Mann im blauen Mantel,
der stumm und ungeduldig vor sich aussah.
Ohne zu kauen fraß sein Schritt den Weg
in großen Bissen; seine Hände hingen
schwer und verschlossen aus dem Fall der Falten
und wußten nicht mehr von der leichten Leier,
die in die Linke eingewachsen war
wie Rosenranken in den Ast des Ölbaums.
Und seine Sinne waren wie entzweit:
indes der Blick ihm wie ein Hund vorauslief,
umkehrte, kam und immer wieder weit
und wartend an der nächsten Wendung stand,—
blieb sein Gehör wie ein Geruch zurück.
Manchmal erschien es ihm als reichte es
bis an das Gehen jener beiden andern,
die folgen sollten diesen ganzen Aufstieg.
Dann wieder wars nur seines Steigens Nachklang
und seines Mantels Wind was hinter ihm war.
Er aber sagte sich, sie kämen doch;
sagte es laut und hörte sich verhallen.
Sie kämen doch, nur wärens zwei
die furchtbar leise gingen. Dürfte er
sich einmal wenden (wäre das Zurückschaun
nicht die Zersetzung dieses ganzen Werkes,
das erst vollbracht wird), müßte er sie sehen,
die beiden Leisen, die ihm schweigend nachgehn:
Den Gott des Ganges und der weiten Botschaft,
die Reisehaube über hellen Augen,
den schlanken Stab hertragend vor dem Leibe
und flügelschlagend an den Fußgelenken;
und seiner linken Hand gegeben: sie.
Die So-geliebte, daß aus einer Leier
mehr Klage kam als je aus Klagefrauen;
daß eine Welt aus Klage ward, in der
alles noch einmal da war: Wald und Tal
und Weg und Ortschaft, Feld und Fluß und Tier;
und daß um diese Klage-Welt, ganz so
wie um die andre Erde, eine Sonne
und ein gestirnter stiller Himmel ging,
ein Klage-Himmel mit entstellten Sternen—:
Diese So-geliebte.
Sie aber ging an jenes Gottes Hand,
den Schritt beschränkt von langen Leichenbändern,
unsicher, sanft und ohne Ungeduld.
Sie war in sich, wie Eine hoher Hoffnung,
und dachte nicht des Mannes, der voranging,
und nicht des Weges, der ins Leben aufstieg.
Sie war in sich. Und ihr Gestorbensein
erfüllte sie wie Fülle.
Wie eine Frucht von Süßigkeit und Dunkel,
so war sie voll von ihrem großen Tode,
der also neu war, daß sie nichts begriff.
Sie war in einem neuen Mädchentum
und unberührbar; ihr Geschlecht war zu
wie eine junge Blume gegen Abend,
und ihre Hände waren der Vermählung
so sehr entwöhnt, daß selbst des leichten Gottes
unendlich leise, leitende Berührung
sie kränkte wie zu sehr Vertraulichkeit.
Sie war schon nicht mehr diese blonde Frau,
die in des Dichters Liedern manchmal anklang,
nicht mehr des breiten Bettes Duft und Eiland
und jenes Mannes Eigentum nicht mehr.
Sie war schon aufgelöst wie langes Haar
und hingegeben wie gefallner Regen
und ausgeteilt wie hundertfacher Vorrat.
Sie war schon Wurzel.
Und als plötzlich jäh
der Gott sie anhielt und mit Schmerz im Ausruf
die Worte sprach: Er hat sich umgewendet—,
begriff sie nichts und sagte leise: Wer?
Fern aber, dunkel vor dem klaren Ausgang,
stand irgend jemand, dessen Angesicht
nicht zu erkennen war. Er stand und sah,
wie auf dem Streifen eines Wiesenpfades
mit trauervollem Blick der Gott der Botschaft
sich schweigend wandte, der Gestalt zu folgen,
die schon zurückging dieses selben Weges,
den Schritt beschränkt von langen Leichenbändern,
unsicher, sanft und ohne Ungeduld.
Orpheus. Eurydice. Hermes
It was the souls’ strange mine.
Like silent silver ore they wandered
through its dark like veins. Between roots
the blood welled up that issues forth to man,
and it looked hard as porphyry in the dark.
Nothing else was red.
Rocks were there
and unreal forests. Bridges over voids
and that huge gray sightless pool
that hung above its distant bed
like rainy sky above a landscape.
And between soft, forbearing meadows
the pale stripe of the single path,
like a long stretch of pallor laid out to bleach.
And up this single path they came.
In front the slender man in the blue mantle,
mute and impatient, looking straight ahead.
His steps devoured the path in huge bites
without pausing to chew; his hands hung
clenched and heavy from the fall of the folds,
no longer conscious of the delicate lyre
that had entwined itself into his left
like rose tendrils into an olive bough.
And his senses were as if divided:
for while his sight raced ahead like a dog,
turned around, came back and rushed away again
and waited standing at the next turn,—
his hearing lagged behind like a smell.
Sometimes it seemed to him that it reached
back to the footsteps of those other two
who were to follow him this whole ascent.
Then once again his own climbing’s echo
and his mantle’s breeze were all there was behind him.
But he told himself they were coming,
said it aloud and heard it die away.
They were coming, it was only that they
walked with frightening softness. If he might
just once turn around (but looking back
would be the ruin of this whole endeavor,
which still was underway), he would have to see them,
those two light-footed ones, who followed him in silence:
The god of faring and the distant message,
the travelling hood pulled over shining eyes,
the slender staff held out before his body,
and wings fluttering on his ankles;
and entrusted to his left hand: her.
The one so loved that from a single lyre
came more lament than ever from lamenting women;
that a world was born out of lament, in which
everything was present once again: wood and vale
and road and village, field and flock and stream;
and that around this lament-world, just as
around the other earth, a sun
and a star-filled silent heaven turned,
a lament-heaven with disfigured stars—:
this one so loved.
But now she walked at that god’s hand,
her steps hindered by long winding sheets,
uncertain, gentle, and without impatience.
She was within herself, like a woman rich with child,
oblivious to the man who walked ahead,
and to the path ascending into life.
She was within herself. And her being-dead
filled her like abundance.
Like a fruit filled with sweetness and night,
so was she full of her great death,
which was so new that she grasped nothing.
She had come into a new virginity
and was untouchable; her sex had closed
like a young flower at the approach of evening,
and her hands had grown so unused
to marriage, that even the light god’s
infinitely gentle, guiding touch
afflicted her like too great an intimacy.
She was no longer that blond woman
who sometimes echoed in the poet’s songs,
no longer the wide bed’s scent and island,
and that man’s property no more.
She was already loosened like long hair,
and relinquished like fallen rain,
and given out like a limitless supply.
She was already root.
And when, abruptly,
the god stopped her, and with pain in his voice
pronounced the words: He has turned around—,
she grasped nothing, and said softly: Who?
But far away, dark before the gleaming exit,
someone or other stood, whose countenance
could not be recognized. He stood and saw
how on the strip of meadow path
with mournful look the god of messages
turned silently around, to follow the shape
that was already going back along that same path,
its steps hindered by long winding sheets,
uncertain, gentle, and without impatience.
Alkestis
Da plötzlich war der Bote unter ihnen,
hineingeworfen in das Überkochen
des Hochzeitsmahles wie ein neuer Zusatz.
Sie fühlten nicht, die Trinkenden, des Gottes
heimlichen Eintritt, welcher seine Gottheit
so an sich hielt wie einen nassen Mantel
und ihrer einer schien, der oder jener,
wie er so durchging. Aber plötzlich sah
mitten im Sprechen einer von den Gästen
den jungen Hausherrn oben an dem Tische
wie in die Höh gerissen, nicht mehr liegend,
und überall und mit dem ganzen Wesen
ein Fremdes spiegelnd, das ihn furchtbar ansprach.
Und gleich darauf, als klärte sich die Mischung,
war Stille; nur mit einem Satz am Boden
von trübem Lärm und einem Niederschlag
fallenden Lallens, schon verdorben riechend
nach dumpfem umgestandenen Gelächter.
Und da erkannten sie den schlanken Gott,
und wie er dastand, innerlich voll Sendung
und unerbittlich, —wußten sie es beinah.
Und doch, als es gesagt war, war es mehr
als alles Wissen, gar nicht zu begreifen.
Admet muß sterben. Wann? In dieser Stunde.
Der aber brach die Schale seines Schreckens
in Stücken ab und streckte seine Hände
heraus aus ihr, um mit dem Gott zu handeln.
Um Jahre, um ein einzig Jahr noch Jugend,
um Monate, um Wochen, um paar Tage,
ach, Tage nicht, um Nächte, nur um Eine,
um Eine Nacht, um diese nur: um die.
Der Gott verneinte, und da schrie er auf
und schrie’s hinaus und hielt es nicht und schrie
wie seine Mutter aufschrie beim Gebären.
Und die trat zu ihm, eine alte Frau,
und auch der Vater kam, der alte Vater,
und beide standen, alt, veraltet, ratlos,
beim Schreienden, der plötzlich, wie noch nie
so nah, sie ansah, abbrach, schluckte, sagte:
Vater,
liegt dir denn viel daran an diesem Rest,
an diesem Satz, der dich beim Schlingen hindert?
Geh, gieß ihn weg. Und du, du alte Frau,
Matrone,
was tust du denn noch hier: du hast geboren.
Und beide hielt er sie wie Opfertiere
in Einem Griff. Auf einmal ließ er los
und stieß die Alten fort, voll Einfall, strahlend
und atemholend, rufend: Kreon, Kreon!
Und nichts als das; und nichts als diesen Namen.
Aber in seinem Antlitz stand das Andere,
das er nicht sagte, namenlos erwartend,
wie ers dem jungen Freunde, dem Geliebten
erglühend hinhielt übern wirren Tisch.
Die Alten (stand da), siehst du, sind kein Loskauf,
sie sind verbraucht und schlecht und beinah wertlos,
du aber, du, in deiner ganzen Schönheit—
Da aber sah er seinen Freund nicht mehr.
Er blieb zurück, und das, was kam, war sie,
ein wenig kleiner fast als er sie kannte
und leicht und traurig in dem bleichen Brautkleid.
Die andern alle sind nur ihre Gasse,
durch die sie kommt und kommt—: (gleich wird sie da sein
in seinen Armen, die sich schmerzhaft auftun).
Doch wie er wartet, spricht sie; nicht zu ihm.
Sie spricht zum Gotte, und der Gott vernimmt sie,
und alle hörens gleichsam erst im Gotte:
Ersatz kann keiner für ihn sein. Ich bins.
Ich bin Ersatz. Denn keiner ist zu Ende
wie ich es bin.
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