Er staunte nicht wenig, Mr Fogg schon am ersten Abend bei einem Verstoß gegen die Hausordnung zu überraschen. Der Plan sah erst für Mitternacht die Heimkehr vor.

Phileas Fogg ging zunächst in sein Zimmer, dann rief er nach Passepartout. Keine Antwort. Passepartout fühlte sich nicht getroffen. Dem Plan zufolge war sein Herr nicht zu Hause.

»Passepartout«, rief Mr Fogg noch einmal, allerdings genauso leise wie beim ersten Mal.

Passepartout erschien auf der Bildfläche.

»Ich habe Sie zweimal rufen müssen«, sagte Mr Fogg ruhig.

»Es ist noch nicht Mitternacht«, versetzte Passepartout und wies auf die Uhr in seiner Hand.

»Ich weiß«, antwortete Phileas Fogg, »das sollte kein Vorwurf sein. In zehn Minuten geht unser Zug nach Dover. Von dort reisen wir weiter nach Calais.«

Passepartouts rundes Gesicht verzerrte sich eigentümlich in die Länge. Er glaubte, falsch gehört zu haben.

»Der gnädige Herr wollen verreisen?«, fragte er.

»Ja, wir werden eine Reise um die Erde machen.«

Passepartout erstarrte zu einer Salzsäule. Seine Augen waren unnatürlich weit aufgerissen, er breitete die Arme aus, dann gaben seine Knie nach.

»Eine Reise um die Erde!«, flüsterte er vor sich hin.

»Innerhalb von 80 Tagen. Wir dürfen also nicht einen Augenblick verlieren«, erklärte Mr Fogg.

»Aber das Gepäck …«, sagte Passepartout, dessen Kopf jetzt hin und her schwankte, ohne dass er es merkte.

»Es gibt kein Gepäck. Nur eine Tasche für das Nachtzeug. Legen Sie zwei Leinenhemden und drei Paar Socken dazu. Für Sie selbst das Gleiche noch einmal. Anderes kaufen wir unterwegs. Holen Sie jetzt meinen Regenmantel und die Reisedecke und ziehen Sie feste Schuhe an. Wir werden allerdings wenig oder gar nicht zu Fuß gehen. Sie können mit dem Packen anfangen.«

Passepartout hätte zu gern etwas geantwortet, brachte aber kein Wort heraus. So verließ er Mr Foggs Zimmer, ging in seine Kammer hinauf, sank auf einem Stuhl zusammen und gebrauchte eine ziemlich gewöhnliche Redewendung seiner Heimatsprache.

»Futsch ist der Traum vom ruhigen Leben«, sagte er und traf mechanisch die befohlenen Vorbereitungen für die Abreise.

In 80 Tagen um die Erde! War sein neuer Herr etwa geistesgestört? Er machte nicht den Eindruck. Sollte es ein Spaß sein? Sie würden nach Dover fahren. Warum nicht? Und dann weiter nach Calais. Auch nicht schlecht, nach fünf Jahren einmal wieder Heimatboden unter den Füßen zu spüren. Vielleicht würde die Reise dann weiter nach Paris gehen. Wahrhaftig, er hatte nichts dagegen, Frankreichs herrliche Hauptstadt wiederzusehen. Dort müsste doch ein Herr, der sich so ungern bewegte, hängen bleiben. Ganz bestimmt würde die Sache so ausgehen. Andererseits gab es zu denken, dass der ausgesprochen sesshafte Mr Fogg überhaupt eine Reise ins Auge fasste.

Um 8 Uhr war die bescheidene Reisetasche fertig gepackt. Passepartout hatte seine Fassung noch immer nicht wiedergewonnen.

Er verschloss sorgfältig die Tür zu seinem Zimmer und stieg zu Mr Fogg hinunter.

Phileas Fogg war aufbruchbereit. Unter seinen Arm klemmte er Bradshaws Kursbuch und Reiseführer für den Kontinent, aus dem er alle notwendigen Reisedaten und -zeiten ersehen konnte. Als Passepartout erschien, nahm er ihm die Reisetasche aus der Hand, öffnete sie und stopfte ein ansehnliches Bündel jener begehrten Banknoten hinein, die in allen Ländern der Welt in Zahlung genommen werden.

»Nichts vergessen?«, fragte er den Diener.

»Nichts, gnädiger Herr.«

»Haben Sie meinen Regenmantel und die Decke?«

»Bitte!«

»Danke. Nehmen Sie die Tasche!«

Er übergab Passepartout das Gepäckstück und fügte hinzu:

»Passen Sie gut auf die Tasche auf.