Armut ... Gehorsam ...
Susanna verstummt sie anstarrend, die Hand schwer auf dem Betstuhl.
Klementia geht fest an ihr vorbei in das Dunkel; das Fenster klappt heftig zu, der jubelnde Gesang der Nachtigallen, das Rauschen der Bäume und das Singen des Windes erstirbt jäh.
Klementia kehrt zurück.
SUSANNA springt auf und faßt sie an. Das Fenster auf! ... das Fenster ...
KLEMENTIA hebt ihr das große Kreuz des Rosenkranzes entgegen.
SUSANNA taumelt, das Kreuz anstarrend, Schritt für Schritt zurück bis zum Altar. ... Ich ... ich sehe den ... leuchtenden Leib ...! ... ich seh ... ihn herniedersteigen ... ich ... fühle die Arme breiten ...
KLEMENTIA hält das Kreuz hoch. ... Keuschheit ... Armut ... Gehorsam ... Jedes Wort hallt klar aus den Wölbungen wider, zuletzt alle drei ineinander verschwimmend und verhallend.
SUSANNA schreit auf und starrt umher. Wer spricht da?! ...
KLEMENTIA. Ich!
SUSANNA. Ich ... ich ... ich ... sprach das nie!! ...
KLEMENTIA hält ihr das Kreuz entgegen.
SUSANNA reißt das Lendentuch von dem großen Kruzifix in einem Riß herunter. So helfe mir mein Heiland gegen den euren...! Sie sinkt in die Knie und schaut zu ihm auf.
Die Spinne fällt hinter dem Kreuzesarm herunter ihr in das Haar.
Susanna schreit gellend auf und schlägt mit der Stirn auf den Altar.
Die Spinne kriecht über den Altar und verschwindet dahinter.
Die Horenglocke läutet grell durch die Gewölbe, dazwischen schallt dumpf der Glockenschlag der zwölften Stunde.
Susanna stört auf, fährt mit den Händen wild und wirr durchs Haar und kriecht auf allen vieren die Stufen des Altars herunter in Entsetzen vor sich selber fliehend. Mit dem letzten Stundenschlag verstummt die Horenglocke.
KLEMENTIA läßt das Kreuz sinken. Ave Maria! ... ein neuer Tag! ...
Susanna hockt stieren Blicks auf der untersten Altarstufe.
Leise Schritte schlürfen und Gebete murmeln.
Der Zug der Nonnen tritt ein.
VORBETERIN. Kyrie eleison ...
CHOR. Kyrie eleison ...
VORBETERIN. Regina coeli sancta ...
CHOR.
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