O, Männer künnens auch!

Viel Worte, wenig Hertz ist ein gerühmter Brauch.

92.

Huren und Soldaten

 

Soldaten und die Huren, die dienten beyd ins Feld;

Denn jene leerten immer, die mehrten unsre Welt.

93.

Auff Pætum

 

Pætus ist gar milder Hand; hat er, gibt er auch

Einen Theil für manche Hur, andren für den Bauch.

94.

Enderung der Zeit

 

Vormals ward auß pflügen kriegen;

Nunmehr wird auß kriegen pflügen.

Vormals worden Egen-Degen;

Nunmehr werden Degen-Egen.

Vormals ward auß pflantzen schantzen;

Nunmehr wird auß schantzen pflantzen.

Vormals ward auß nehren zehren;

Nunmehr wird auß zehren nehren.

95.

Verzeihung

 

Wie du gibst, gibt man dir. Gib mir geneigten Blick,

Vielleicht versiht man dir auch ein versehnes Stück.

96.

An mein Buch

 

Geh hin, mein Buch, in alle Welt; steh auß, was dir kummt zu!

Man beisse dich, man reisse dich, nur daß man mir nichts thu.

97.

Vom Hofe-Leben

 

Wer ihm selbst kan frey befehlen,

Wer ihm selbst gehorchen kan,

Mag sich unter diese zehlen,

Die der Himmel lachet an.

Wer sein selbst kan füglich seyn,

Geh kein andre Pflichten ein.

Der, der andren denckt zu leben,

Dem bleibt von ihm selbst nicht viel,

Muß ihm selbsten Urlaub geben,

Darff nicht wollen, was er wil:

Wer sein selbst kan füglich seyn,

Geh kein andre Pflichten ein.

Grossen Herren sich verbinden,

Heist für seine Müh und Treu

Ungunst erndten, Unruh finden

Und verdienen nichts als Reu:

Wer sein selbst kan füglich seyn,

Geh kein andre Pflichten ein.

Hohen Ohren recht zu singen,

Muß der Thon gar linde gehn;

Kein Gesang wil lieblich klingen,

Wo der Warheit Noten stehn:

Wer sein selbst kan füglich seyn,

Geh kein andre Pflichten ein.

Hohen Augen wil behagen

Nichts, was nicht von Farben ist;

Der wird weg viel Flecken tragen,

Der das reine Weiß erkiest:

Wer sein selbst kan füglich seyn,

Geh kein andre Pflichten ein.

Reiche Worte, breite Tittel

Sind deß Hofes süsser Brey

Und die Wiege, die man schüttel,

Biß das Kind entschlafen sey:

Wer sein selbst kan füglich seyn,

Geh kein andre Pflichten ein.

Wer sich nicht wil stillen lassen,

Der ist mehr kein liebes Kind;

Der muß mehr, wer Gunst wil fassen,

Kindisch seyn als Kinder sind:

Wer sein selbst kan füglich seyn,

Geh kein andre Pflichten ein.

Ob er viel hat außgerichtet,

Hat er doch nur diß verricht:

Daß, ie mehr man ihm verpflichtet,

Sich ie mehr von ihm entbricht:

Wer sein selbst kan füglich sein,

Geh kein andre Pflichten ein.

Wer bey Hof am minsten wäget,

Steigt am meisten in die por;

Dem wird Gnade beygeleget,

Der sonst leichte wie ein Rohr:

Wer sein selbst kan füglich seyn,

Geh kein andre Pflichten ein.

Hier steht stets der Glückstopff offen,

Drauß man meistens leer Papier,

Wie es nur wird angetroffen,

Langt herauß und legt herfür:

Wer sein selbst kan füglich seyn,

Geh kein andre Pflichten ein.

Wer durch Ehr um Ehre wirbet,

Suchet, was er hier nicht findt;

Der verleuret, der vertirbet,

Der sich an die Tugend bindt:

Wer sein selbst kan füglich seyn,

Geh kein andre Pflichten ein.

Endlich, wann man viel gewunnen,

Wird man grau, und wird man kranck,

Und die Zeit ist hingerunnen

Ohne Namen, ohne Danck:

Wer sein selbst kan füglich seyn,

Geh kein andre Pflichten ein.

98.

Kenne dich selbst

 

Frey von eigner Lieb und Gunst,

Sich von aussen und von innen

Kennen, ist das beste künnen

Und passirt für alle Kunst.

Andrer Leute Mängel richten,

Seine schlichten,

Tieff zu andren sehen ein,

Ihme selbsten fremde seyn,

Taug mit nichten.

Viel zu zärtlich buhlt ihm der,

Der sich in sich selbst verliebet,

Daß er alles günnt und gibet

Ihm, was sonsten andrer wär,

Der ihm nichts nicht ab kan schlagen

Zum behagen,

Der sich, wie er sich gebildt,

Wann er nicht bey andren gilt,

Wil beklagen.

Andrer Mann hat auch ein Haupt,

Sein Gehirn und sein Gemercke;

Wie? wann ihm auch deine Wercke

Durch zu suchen wär erlaubt?

Wer die Zung auff Hohn außstrecket,

Der erwecket

Einen, der den Kopff hebt auff

Und ihm auch für seinen Lauff

Lichter stecket.

Wem der Himmel was geschenckt,

Dencke nicht, er seys alleine;

Andrem ist von solchem Scheine

Auch vielleicht was zugelenckt.

Viel ist manchem zugezehlet;

Viel noch fehlet,

Daß er noch nicht alles hat:

Gott hat keinen ohne Rath

So gewehlet.

 

99.

Gut Gewissen

 

Ohne Leben lebt der Welt,

Wer nicht gut Gewissen hält;

Gut Gewissen in der Zeit

Hebt schon an die Ewigkeit.

Gut Gewissen traut auff GOTT,

Trit für Augen aller Noth,

Ist verschildwacht allezeit

Mit der freyen Freudigkeit.

Gut Gewissen wird nicht blaß

Für Verhöhnung, Schmach und Haß,

Steht im Bündnüß allezeit

Mit der weissen Redligkeit.

Gut Gewissen achtet nicht,

Was Verleumdung ticht und richt;

Warheit steht ihm an der Hand,

Macht sein Unschuld noch bekant.

Gut Gewissen wancket nie,

Beuget auch kein knechtisch Knie

Für der runden Menschen-Gunst,

Die man kaufft durch Schmeichel-Kunst.

Gut Gewissen segelt fort

Immer auff den rechten Port,

Ob ihm gleich parteyisch sind

Welle, Klippe, Strudel, Wind.

Drum wer stets vergnügt wil seyn,

Lad ihm gut Gewissen ein:

Welt hat keine beßre Lust

Als den reinen Wolbewust.

100.

Von einer Fürstin

 

Alles, was heilsam, was löblich sich nennet,

Was sich selbst herrlich und witzig bekennet,

Kumme mit Eile, den Fehler zu büssen,

Lege der Fürstin sich nieder zun Füssen.

Alles, was gläntzet, was funckelt, was strahlet,

Alles, was schmücket, was zieret, was mahlet,

Kumme mit Eile, Genade zu flehen,

Lasse demütig und dienstbar sich sehen.

Schämet euch, daß ihr euch dessen gerühmet,

Was euch nicht eignet, und was sich nicht ziemet!

Ey, wie so habt ihr euch schändlich vergessen,

Was ihr nicht waret, euch doch zu vermessen!

Alles, was heilsam, was löblich zu nennen,

Alles, was herrlich, was witzig zu kennen,

Hat sich an unsere Heldin verbunden;

Anderswo wird es so tauglich nicht funden.

Alles, was gläntzet, was funckelt, was strahlet,

Alles, was schmücket, was zieret, was mahlet,

Hat sich an unsere Göttin ergeben,

Bey ihr zu dienen, ihr eigen zu leben.

Kummet und schauet deß Landes Gerühme;

Kummet und rühmet der Schönheit Geblüme;

Kummet und sehet den Spiegel der Jugend;

Kummet und schätzet die Schätze der Tugend!

Alles, was schallet, was singet und klinget,

Alles, was fleuget, was wandert und springet,

Freue sich solcherley himmlischer Gaben,

Die wir zu Hulden und Gnaden uns haben.

101.

An dem Taufftage eines jungen Printzen

 

König der Tage, du herrliches Licht!

Drinnen man jauchzet, sich muntert und spricht:

Briegische Cedern verneuen das steigen,

Steigen gen Himmel mit jüngeren Zweigen.

Es wachse die Pflantze, das fürstliche Blut;

Sie ziere mit Glantze den fürstlichen Hut!

Stütze deß Hauses, Piastisches Kind,

Deme gewierig und pflichtbar wir sind,

Bessert von neuem die schutzbaren Zinnen,

Drunter wir Segen und Ruhe gewinnen.

Es stehe die Mauer, drauff vieles sich stützt,

Das länger so tauer, was vielen so nützt!

Zucker der Zeiten, die liebliche Frucht,

Die wir mit sehnen und seuffzen gesucht,

Süsset die Galle der Schäden und Plagen,

Die wir auß Frevel deß Krieges ertragen.

Es bleibe die Freude, die alles erfrischt,

Die mancherley Leide, die Threnen abwischt!

Segen deß Himmels, das frömste Geschlecht,

Dem es an Güte nie mangelt und Recht,

Günnet uns, ferner so heilsame Gaben,

Hülffe, Schutz, Ehre, Vergnügen zu haben.

Es gründe sich feste für Tücken und Neid

Die Hoffnung, das beste der künfftigen Zeit!

Gib wachsen, gib bleiben, gib stehen, gib Grund,

Herr, wie wir es wüntschen von Hertzen in Mund!

Mehr Zweige, mehr Stützen, mehr Zucker, mehr Segen,

Dran Alten und Jungen ein grosses gelegen!

Es lebe der Erbe, den Gott uns geschenckt!

Der Böse, der sterbe, der böses gedenckt!

102.

Beschreibung der Fuchsschwäntzerey

 

Auß Joseph Hallens Charactere Vitiorum et Virtutum, zum theil übersetzt.

 

Ich kenn ein höllisch Volck, die Brüder der Erinnen,

Ein Art, von aussen Gold und lauter Koth von innen;

Von diesen trägt mein Sinn mich was zu singen her;

Wird iemand abgemahlt, geschiht es ohngefehr;

Es ist niemand genennt. Ich nenne sie Poeten

Der Freundschafft und der Treu, die nimmer nie erröthen

Vom Blut der Redligkeit, die in der schnöden Kunst

Der Schmeich- und Heucheley gelehrt sind, die die Gunst,

Die keiner keinem trägt, bey andren dennoch suchen

Durch Dienst und Höfligkeit, der starck wird widersprochen

Von Erbarkeit und Zucht, die mit der Kauffmannschafft

Und schmutzigem Gewerb in Worten sind verhafft,

Die hinten sauer sehn und fornen liebekosen,

Die Dörner in dem Sinn, im Munde führen Rosen,

Bey denen Zung und Hertz zum Ehbruch einig sind,

Daß iedes Wort, das wird, ist wie ein Huren-Kind.

Und hier hat nun der Fuchs, der arge Fuchs, die Ehre,

Daß er mit stummem Mund uns derer Würde lehre,

Von denen Musa singt, so daß sein rother Schwantz

Bleibt ihrer Thaten Kron und eigner Lorberkrantz.

Ich solte zwar die Zeit so nichtig zu vertreiben,

Die Feder solt ich auch vergeblich ab zu schreiben

Noch in bedencken stehn; deß Hofes Krätze-Sucht

Wird billich nicht beschaut, wird billich nur verflucht;

Iedoch was gleich nicht gut, ist dennoch gut zu nennen,

Ist nützlich zu verstehn, ist nöthig recht zu kennen;

Drum fahr ich weiter fort zu bilden einen Mann,

Der Reinkens Hintertheil im Waffen führen kan.

Sein Augen triffen stets; er wil mit nichten sehen,

Was unrecht, schlimm, krumm, falsch, was billich zu verschmähen

Und wider Tugend stöst; die Zunge, die spatzirt

Den Weg durch lauter Lob, lobt, was sich nicht gebührt

Und lästert, was doch taug, und tauscht für fette Lügen

Die dürre Warheit auß. Es muß sich zierlich fügen

Furcht, Eifer, Wunderung bey seinen Reden ein;

Mit Blumen muß sein Wort als wie bekräntzet seyn

Von Ach! O! Ey! und Ja! er kan die Tittel mästen,

Trägt stets den fetsten auff, zeucht stets herfür den besten,

Iedoch nur, wann man da; der Rücken siht es nicht;

Der Stirne steckt er für solch helles Ehren-Licht.

Sein Hertz ist leer von Mut, von Tapffrigkeit die Sinnen;

Drum thut er nichts um Ehr, nur alles um gewinnen;

Die Zung ist ein Soldat: sie dient und bringt hervor,

Was nur um Sclaverey hört gern ein fremdes Ohr;

Obs wahr sey, was er sagt, drauff mag ein andrer fragen;

Er fängt es drauff nicht an; er wil nur dieses sagen,

Was Anmut gibt und Gunst; er hat nur diß studirt,

Wie mit Ergetzligkeit man treugt, berückt, verführt.

Er treibt Philosophey, die auff die Kunst zu lügen

Gibt Regel und Gesetz, die schicken, schmügen, biegen,

Um zu gefallen, lehrt, die allen Fluch und Schwur

Dem Wasser und der Lufft heist geben in die Spur.

Drauß nimmt er alle Witz; die braucht er, eitle Sinnen

Zu treiben auff mit dem, was sie nicht fassen künnen,

Als wie der albre Frosch sich streckt, hebt, bleht und schwellt

Und sich und sein Coax für Ochs und brüllen hält,

Daß sie, die höher so sich halten als sie gelten,

Muß billich alle Welt, er selbst für Jecken schelten.

Er kitzelt seinen Freund, biß daß er ihn ersteckt,

Läst schlafen ihn zu tod, in dem er ihn nicht weckt

Durch Warheit auß dem Wahn, pflegt Zeitung um zu tragen,

Macht theuer, die er trägt, sagt selbst, läst von sich sagen,

Er sey der beste Freund, dem Namen nämlich nach.

Leibeigen wird er dem, bey dem er gut Gemach

Für seinen Leib vermerckt, und der ihn außstaffiret

Mit dem, was Vorthel bringt, mit dem, was Speck gebieret.

Sagt aber nichts der Zeug in seiner lincken Brust?

Zu diesem spricht er: Schweig, schweig! wilstu nicht, du must!

Trit sein Gewissen auff, wil Klag und Urthel führen,

O, das gesteht er nicht, es wil sich nicht gebühren,

Daß einer Kläger, Zeug und gar auch Richter sey.

Ietzt stopfft er ihm das Maul durch süsse Schmeicheley

Und heuchelt ihm so selbst; ietzt reist mit allen Kräfften

Der Furcht für Gott wol gar er endlich auß den Hefften.

Sonst ist ihm alles Thun ein leichtes Thun. Ein Stein

Von Farben, wie er wil, muß ein Geselle seyn

Dem schlauen Polypus; so fein kan er sich schmügen

Nach seinem Fug und Nutz; so fein kan auch sich fügen

Zu Orth, Zeit und Person der bundte Heuchelmann,

Der sonst für sich ist nichts als wie ihn nur zeucht an

Sein grosser Gunst-Patron; der ist nun seine Sonne,

Nach dem sich richt und kehrt der Schaten seiner Wonne,

Und er ist dessen Aff und schwätzig Papagey,

Der, was er thut und sagt, thut, sagt und glaubt, es sey

Das ärgste, köstlich Ding, so daß er seinen Geifer

Für himmlisch Nectar leckt. Zu allem muß seyn Eifer

Zur Folge blicken rauß. Spricht wo sein grosser Mann:

Mir ist gewaltig warm! so trucknet er die Stirne,

Eröffnet sein Gewand, entdecket sein Gehirne,

Ob schon für grimmen Frost deß Daches Nagel springt.

Spricht jener: mir ist kalt! ob gleich die Tropffen zwingt

Die Hitz auß seiner Haut, so wird er dennoch zittern

Und ließ ihm auch im Augst sein Kleid mit Füchsen füttern.

Geschieht es, daß zur Zeit sein halb-Gott außspatzirt,

So ist er wie sein Ziel, drauff er zusammen führt

Sein Augen, Zung und Sinn; es ist ein himmlisch Glücke

So sonsten, wen er labt mit einem Wort und Blicke

Und nickt ihm mit dem Kopff. Er kennt sich selbsten nicht,

Wie lang da sey sein Maß, wie schwer sey sein Gewicht,

Auff daß er, wann er sich für gar zu glücklich schätzte,

Nicht etwa ohngefehr und wust wo abesetzte

Von angenommner Art. Wann er sein eignes Lob

Wie wider Willen zehlt, so macht ers nicht zu grob;

Er braucht Bescheidenheit, gibt aber zu vermercken,

Es stecke mehr im Sack, und er sey nach den Wercken,

Nicht nach den Worten werth. An seines Günners Mund,

Wann dieser etwas spricht, ist er durch festen Bund

Verklammert und verschraubt; als wann mit Honig-Flüssen

Und andrem süssen naß die Lippen sich ergüssen,

So leckt, so schmutzelt er, thut, wie vor Zeiten that,

Der auß dem Dreyfuß her zu Delphis lauscht auff Rath.

Sagt jener aber was, das billich ist zu loben:

Hilff Gott, wie hebt er an zu gauckeln und zu toben!

Zu wenig sind die Händ, es ist kein Glied befreyt,

Das ihn mit wundrem Brauch nicht ehrt und benedeyt.

Manchmal da preist er auch den, der gleich nicht zur Stelle,

Schaut aber, daß alsdann er dieses Urthel fälle,

Wann wer verhanden ist, der solches bald trägt hin;

Zu Zeiten pflegt er dann mit sich seitab zu ziehn,

Dem seines Meisters Ruhm in sichres Ohr er lege

Doch also, daß der Schall noch finde seine Wege

Auch in deß Freundes Ohr, der dort von ferne steht

Und merckt, daß so sein Nam ie mehr ie ferner geht.

Wolan, hierum wolan! man lasse mir passiren

Den, der durch so viel klug sich sicher ein kan führen

Bey dieser Zeiten Sturm ins guten Glückes Port!

(Hier geht es ziemlich an; doch weiß ich nicht, wie dort.)

Allein es ist noch mehr, daß diesen Proteus zieret

Und auff die hohe Banck der Weisen einquartiret:

Es ist ein heilsam Artzt, der solche Salb ertheilt,

Die alle Wunden schmiert (nie aber keine heilt);

Er putzt ein iedes mahl; er schmüncket alle Flecken,

Weiß iedem seinen Fehl und Ungestalt zudecken;

Er ist ein Huren-Wirth und kuppelt iedem bey

Von Schanden, was er wil, von Sünden mancherley.

Ein Mahler ist er auch, der alle Laster schönet

Zu einer Helena, der alles Arg versöhnet

Und gerne selbsten stifft, und nimmt sich ernstlich an,

Der Bosheit auff den Dienst zu warten, wie er kan.

Bekennt er, böses thun sey nicht für Nutz zu rechen,

Gesteht er, grober Fall sey nur ein klein Verbrechen,

So hat sein Ansehn er nicht schlechtlichen gekränckt

Und mehr von seinem Recht, als ihm gebührt, enthenckt.

Ein wohlgeschickter Kopff und dessen sondre Gaben,

Die haben es verdient, daß sie die Freyheit haben

Zu thun, was sie gelüst: die Jugend ist ja werth,

Daß man an ihr den Zaum nicht allzu kurtz begehrt;

Soll böses böse seyn, hats dennoch diese Güte,

Daß es dem Leibe leicht und unschwer dem Gemüte,

Daß es gefällig sey, und daß es lieblich sey

Und von gemeiner Zunfft macht höhre Geister frey.

So meint er und gibt für, daß Redligkeit der Sinnen

Nur tölpisch Einfalt sey und bäurisches Beginnen;

Die Buß ist Aberwitz; die Zucht ist thörlich Ding;

Die Tugend ist ein Wahn bey dem, der niedrig gieng

Und nicht entpor sich sehnt. Recht! Recht! wer wil nun schlissen,

Was unsrer feiner Mann für Tittel soll geniessen?

Er ist ein Kleider-Wurm bey dem, der gerne zehrt,

Ein Hahn im Faß bey dem, dem Haab und Gut beschert;

Die Kuchel ist sein Haus; er ist daheim im Keller;

Er ist deß Hofes Gifft, ein Sclav und Freund beym Teller.

Kurtz: Sein Verdienst verdient, daß man ihn zieh hervor

Und weiter födre fort dem Teuffel zum Factor.

 

Zu-Gabe während des Drucks

 

1.

Hofedienst

Nicht dencke, daß du was verdienen soltest künnen!

Bey Hofe lohnt man nicht; was kümt, das kümmt durch günnen.

2.

Geborgte Haare

 

Franckreich träget zwar die Schuld, daß es manchem nimt sein Haar,

Weiset aber, wie man braucht das, was eines andren war.

3.

Verleumdungen

 

Wer viel Verleumder hat, bey diesem ist gewiß,

Daß er die Tugend hält, und Tugend ihn nicht ließ.

4.

Fürstliche Sinnen

 

Fürsten Hertz ist so ein Ort, der sich nimmer so soll fügen,

Sondern viel zu köstlich ist, drein zu lassen falsche Lügen.

5.

Ehre

 

Wann Ehr und Eigennutz in einer Sache streiten,

So sihe, daß du stehst der Ehr an ihrer Seiten.

6.

Mittelstand

 

Viel Glücke hat viel Neid; viel Gut hat viel Gefahren;

Ein mittelmässig Stand kan manche Noth ersparen.

7.

Demuth

 

Ein hoher, starcker Baum muß von dem Winde liegen;

Ein niederträchtig Strauch, der bleibet stehn durch biegen.

8.

Gewissen

 

Was Niemand wissen soll, soll Niemand auch begehen;

Ein iedrer soll ihm selbst statt tausend Zeugen stehen.

9.

Armuth

 

Franckreich mag durch seinen König zwar der Leute Kröpffe heilen;

Armut aber kan was beßres: kan der Hoffart Kropff zertheilen.

10.

Auff Lycum

 

Lycus kan die Sachen richten, wann er gleich kein Theil gehört;

Dieser hat gerechte Sache, der am meisten ihm verehrt.

11.

Unwissenheit

 

Zwerge sind gemeinlich stoltz; wo am minsten von Verstand,

Hat der falschen Meinung Trotz mehrentheils die Oberhand.

12.

Hofe-Gunst

 

Hofegunst brennt wie das Stroh: gibt geschwinde starcke Flammen,

Fellt in Asch, eh als man meint, zeitlich aber auch zusammen.

13.

Auff Stultinam

 

Ob gleich alle sehen ernst, wil Stultina immer lachen;

Weil sie weisse Zähne hat, wil sie sich beliebet machen.

14.

Auff Angelicam

 

Angelica ist wie ein Engel, und englisch sind auch ihre Sünden,

Wie Engel, die zu Teuffeln worden, voll Hoffart waren zu befinden.

15.

Verleumdung

 

Wer mich hasset, wer mich schimpfft, dessen Boßheit gibt an Tag,

Daß ihr meine Redligkeit wo zu wider lauffen mag.

16.

Die Warheit

 

Bey Hofe sagt man nicht von Warheit allzu viel;

Es wil nicht, der da darff; es darff nicht, der da wil.

17.

Auff Vagum

 

Vagus liebet Weiber, Witwen, Jungfern, Mägde, was ihm kümt;

Christen-Lieb ist so geartet, daß sie kein Bedencken nimt.

18.

Vollkommene Wissenschafft

 

Wer alles kan, der ist ein Phœnix unsrer Jahre;

Ich glaube nicht, daß der, noch jener iemals ware.

19.

Von mir selbst

 

Den besten werden gleich, das bild ich mir nicht ein,

Hoff aber, besser doch als böse noch zu seyn.

20.

Die Gicht

 

Die Gicht hat Hofe-Sinnen: sie läst ihr gar nicht rathen,

Wil, daß man ihr gehorsam und duld ihr alle Thaten.

21.

Reichthum

 

Reichthum soll man zwar nicht lieben, mag es, wann es kümt, doch fassen,

Mag es in sein Haus zwar nehmen, aber nicht ins Hertze lassen,

Mag es, wann mans hat, behalten, darff es nicht von sich verjagen,

Mag es ein in sein Behaltnüß, sich nur nicht in seines tragen.

22.

Von Quodam

 

Quidam ist durch schnelles Feuer in die Asche hin begraben,

Hat bekummen ein Begräbnüß, wie die gantze Welt wird haben.

23.

Auff Nullum

 

Nullus ist ein Zwerg von Leibe, noch dazu ein Narr von Sinnen;

Also wird man Nichts den Nullum, Nullum Nichts benamen künnen.

24.

An Rhodiam

 

Rhodia, nicht geh ins Feld! werden Bienen deiner innen,

Wird sich dein Gesicht und Mund ihrer nicht erwehren künnen;

Werden lassen Ros und Klee, werden alle Blumen lassen,

Werden deinen Honig nur, werden deinen Zucker fassen.

25.

Jungfrauen

 

Ihr macht, ihr Jungfern, Wunden,

Die werden nicht verbunden;

Euch seyn denn vor verbunden,

Ihr Jungfern, eure Wunden.

26.

Auff Gallicanam

 

Du bist der Baum im Paradies: wer deine Frucht geschmecket,

Hat nicht alleine sich verterbt, hat andre auch beflecket.

27.

Amt einer Ehefrauen

 

Nicht herrschen, auch nicht dienen, freund-, hülff- und tröstlich seyn

Diß ziemet sich den Weibern, gibt ihrem Ruhme Schein.

28.

Leben und Sterben

 

Wer noch kan und wil nicht leben,

Dieser fehlt so gut und eben,

Wie wer, wann der Tod kümmt an,

Nicht wil fort die letzte Bahn.

29.

From und Klug

 

Ein Fromer und ein Kluger, die sind nicht immer einer;

Viel besser, daß der Klugen, als daß der Fromen keiner.

30.

Jüngste Tage

 

Der jüngsten Tage zehl ich zwey: den einen, da die Welt geboren,

Den andren, da sie durch die Glut wird wieder endlich gehn verloren.

31.

Zeitlich Gut

 

Was ist doch Ehre, Macht, Pracht, Schönheit, Lust und Geld?

Ein gläsernes Gepräng, ein Tockenwerck der Welt.

32.

Christenthum

 

Christenthum besteht im Thun; drum so bitt ich um Verlauben,

Daß beym Glauben, der nichts thut, ich nicht darff dem sagen glauben.

33.

Die Pflege seiner selbst

 

Wer seine Seele liebt und liebt auch seinen Bauch,

Der liebt ein ehrlich Mensch und einen Schandbalg auch.

34.

Neidhart

 

Wie kümmst dann du dazu, daß Gott dir Gutes thut?

Du günnst ja nun und nie und keinem, was da gut.

35.

Wissenschafft

 

Viel wissen ist wol schön; doch wer zu viel wil wissen,

Muß Ruh und gut Gemach, wol Gut und Blut vermissen.

36.

Wuntsch, in eines andren Namen. An eine Damæ

 

Gott geb dir alles gute und gebe mir noch dich!

So dann hab alles wieder und mehr dazu noch ich.

37.

Ein Brieff

 

Dein Brieff begrüste mich; mein Brieff begrüst dich wieder;

So wissen beyde wir, daß keiner todt liegt nieder.

38.

Bildnüsse

 

Grosse Herren geben Bildnüß wolgeprägt nach allem leben,

Wann sie ihre Hofe-Mägde manchmal ihren Dienern geben.

39.

Vertriebene

 

Wer Tugend hat und Kunst wird nimmer nie vertrieben,

Ist, wo er immer ist, als wie zu Hause blieben.

40.

Auff den Veit

 

Das Gold steht Feuer auß; Veit duldet alle Flammen,

Eh er läst Gold und sich mit Willen thun von sammen.

41.

Die Natur

 

Wann hat uns die Natur die gröste Treu gethan?

Ob, wann wir gehen ab? Ob, wann wir kummen an?

42.

Auff Paulam

 

Man liebt dich, Paula, nicht nach richen;

Der Bock ist bey dir eingeschlichen.

Man liebt dich, Paula, nicht nach hören;

Dein Witz ist zinsbar dem bethören.

Man liebt dich, Paula, nicht nach schmecken;

Dein Mund wil böse Feule decken.

Man liebt dich, Paula; nur vom sehen;

Dein Antlitz ist nicht zu verschmähen.

Zum fühlen möchstu auch passiren;

Laß sehn, welch Sinn wird heim dich führen?

43.

Fliegen

 

Kleinre Fliegen hat das Dorff; größre Fliegen hat die Stadt,

Darum daß es hier als dort beßre Nietligkeiten hat.

44.

Vergnügen

 

Die Schafe gehn im weiden und suchen beßres immer;

Die Menschen sind vergnüget mit ihrem Stande nimmer:

Also sind kluge Menschen, als albre Schafe, tümmer.

45.

Auff Duplicium

 

Duplicius ist zwar ein Mann gar tüchtig unter Leute,

Nur daß ihm seine rechte Hand steht an der lincken Seite.

46.

Thorheit der Verständigen

 

Der Weitzen ist ein edle Frucht; doch hat er manchmal Brand:

Bißweilen kümt dem klügsten Mann auch Thorheit an die Hand.

47.

Krippen-Reuter

 

Es ist ein Volck, das seine Pferd an fremde Krippe bindet,

Daß sich bey fremdem Feuer wärmt, zu fremdem Teller findet.

Verhön sie nicht! es ist das Volck, das uns im Wercke weiset,

Wie daß der Mensch hier nicht daheim und wie durch hin nur reiset.

48.

Auff Scythicum

 

Scythicus führt keine Sorgen, lebet immer in den Tag;

Nein, er sorgt deß Morgens ängstlich, wo er den Tag nehmen mag

Für den Hund, für sich, für Pferde sam dem Knechte den Verlag.

49.

Eselshaut

 

Ob der Esel gleich ist grob, ist die Haut doch gut,

Daß man drauff verzeichnen kan, was von nöthen thut.

Wer auß Grobheit Kunst veracht, fällt ein Zweiffel ein,

Dem muß doch ein kluger Kopff hülff- und rathsam seyn.

50.

Handwercks-Leute

 

Handwercks-Leute haben Zunfften, haben Ordnung und Gesetze,

Daß sich Niemand in ihr Mittel, sein Gewerb zu treiben, setze,

Der nicht ehlich ist geboren, ob er sonsten gleich ist tüchtig,

Der auch ausser seiner Ehe nicht gelebet allzu richtig,

Ob gleich Busse drauff erfolget, welcher einen Hund erschlagen,

Obs gleich ohngefehr geschehen, der die Kosten nicht zu tragen

Zum Gesäuff und zum Gefrässe, der nicht Meisterstücke machet,

Macht ihn gleich das Werck zum Meister; mehres ist, darob man lachet.

Aber daß man Warheit meidet, daß man schindrisch übersetzet,

Daß man Falsch für Gut gewehret, daß man Treu und Schwur versetzet:

Dieses heist, sich klüglich nähren. Lieber! sind es Handwercks-Stücke,

Sind es doch nicht Christen-Wercke; sehet zu, wies droben glücke!

51.

Friedens-Beschwer

 

Der Fried ist zwar gestifft, die Krieger handeln linde;

Die Steuer trillt uns noch, noch Arbter und Gesinde.

52.

Steuer

 

Andre Länder geben Steuer nach dem Kopff und nach Genieß;

Wir, nach dem sich unbesonnen weiland einer schätzen ließ.

Wer das Leben kaum noch hat, wer sonst alles hat versetzet,

Muß noch dennoch tragen Last, darum daß er ist geschätzet.

Ists dann billich, ists dann christlich? O, es sey gleich, wie es wil,

Fromts nur einem und dem andren, hats zu deuten sonst nicht viel!

53.

Die Ehre

 

Die Ehre kennet keinen Obren; wer ihr zum Nachtheil was gebeut,

Da sihe zu, daß dich dein Leben zum Schutz der Ehre nicht gereut.

54.

An die Amaryllis

 

Deine Schönheit wohnt zu Felde, so wie offt ein edler Stein,

Wie er solt, an seinem Orte nicht ist recht gefasset ein.

55.

Rathschläge

 

Uhren gehn nicht immer gleiche, ob sie gleich sind wol gericht;

So auch haben gute Schlüsse dennoch gute Würckung nicht.

56.

Das Dorff

 

Mein Gut besucht ich nechst; das Feld war voller Segen;

Sonst war mirs nicht so gut, wie in der Stadt, gelegen:

Mein Tisch, der war ein Bret; mein Bette kunte gehen;

Ich hatte fromen Tranck; zur Speise hatt ich stehen

Ein Kind, ein solches Kind, daß, wann es ietzt geboren,

Die Mutter drüber singt; ich hatte mir erkoren

Den Platz, worauff der Grund zur Music wird geübet;

Noch dennoch war mir wol und alles viel geliebet,

Weil Ruh mir wolgefiel. Das zancken der Parteyen,

Der Überlauff deß Volcks, deß Hofes Schwelgereyen,

Verleumdung, Neid und Haß, Trug, Heucheley und Höhnen,

Die außgeschmückten Wort und fälschliches beschönen,

Das hatte hier nicht stat; ich kunte seyn mein eigen

Und alle meine Müh zu meinem besten neigen.

O Feld, o werthes Feld, ich muß es nur bekennen,

Die Höfe sind die Höll, und Himmel du zu nennen!

57.

Auff Fallmundum

 

Fallmund leuget, was er sagt, stets und aller Orte;

Dann er wil kein Sclave seyn seiner eignen Worte.

58.

Witz

 

Weiser Sinn und weisses Haar

Sind ein wol gepaartes Paar.

59.

Nisus und Nisa

 

Nisus buhlte starck um Nisam; dieses gab ihr viel Beschwerden,

Wolt ihn nicht; sie freyt ihn aber, seiner also loß zu werden.

60.

Von einem verstorbenen Kinde

 

Daß der Tod die Kinder würgt, ist ein kindisch Stücke;

Nein, es ist deß Todes Gunst, ist der Kinder Glücke,

Eh die Boßheit ihren Sinn, sie dem Heil entrücke.

61.

Von meinen Reimen

 

Meine Reime rüchen nicht

Noch nach Öle, noch nach Wein;

Beydes kan gar schwerlich seyn,

Jenes wegen Amtes Pflicht,

Dieses wegen schlimmer Gicht.

62.

An eine fürstliche Person, nebst andren

 

Gebet, Herr, die Schuld dem Brauche, wann wir Diener uns erwinden,

Wir, die wir Euch selbsten pflichtbar, Euch noch dennoch anzubinden!

Nehmet hin, so viel an uns, unsrer Treue weisses Band!

Was für Euch und uns sich schickt, ist uns beßres nichts bekant.

63.

Lebens Jahr

 

Weil tausent Jahr für GOTT sind wie ein gestrig Tag,

So einer hundert Jahr der Welt geniessen mag,

So rechne, wieviel Zeit er lebt für seinem GOTT,

Lebt aber solche Zeit o, in wie vieler Noth!

64.

Liebhabere

 

Die Liebe treibt ins Elend auß die, die sie wo belohnet;

Denn der ist nie bey sich zu Haus, der in der Liebsten wohnet.

65.

Wittiber und Wittiben

 

Wär freyen Dienstbarkeit, wär nicht was freyes dran,

Es gienge keine Frau, kein Mann mehr diese Bahn.

Sie gehen aber drauff offt mehr als zweene Gänge;

Wär nun nichts gutes dran, man miede ja die Menge.

66.

Hoffart

 

Hoffart heget nicht Vernunfft; wer auß Hoffart wen veracht,

Dessen lacht man, wie es Brauch, das man eines Narren lacht.

67.

Falsche Ehrerbittung

 

Mancher blöst für mir sein Haupt; gieng es ihm nach Sinn,

Wüntscht er, daß mein eigner Kopff wäre längst dahin.

68.

An Braut und Bräutigam, eine von Mühlheim und einen von Sack

 

Jungfrau Braut, ihr habt daheim eine Mühle gut zu Sacke;

Mahlet, das man jährlich drauß Strützel in die Wiege backe!

69.

Der Liebe Zunahmen

 

Man nennt die Liebe süsse; gesaltzen wer sie nennt,

Hat noch am allerbesten sein schmecken angewendt.

70.

Der Wahn

 

Bey unsren Sachen ist der Wahn

Gemeiniglich der Ober-Mann.

71.

An eine Fürstin

 

Fürstin, warum braucht ihr Schmuck? wolt ihr denn der Welt nicht günnen,

Daß sie Eurer Stralen Licht ohne Wolcken schauen künnen?

72.

Freundschafft

 

Alten Freund für neuen wandeln

Heist: für Früchte Blumen handeln.

73.

Weiber

 

Weiber sollen an der Seite, nicht zum Haupten Männern liegen;

Denn die Riebe, drauß sie worden, soll an ihren Ort sich fügen.

74.

Beruff

 

Die Person, die ich ietzt führe, auff dem Spielplatz dieser Welt,

Wil ich nach Vermügen führen, weil sie mir so zugestellt;

Denn ich hab sie nie gesucht. Wird was andres mir gegeben,

Wil ich nach deß Schöpffers ruff, nie nach meinen Lüsten leben.

75.

Jungferschafft

 

Jungferschafft, die ist ein Garte; Jungfern sind die Blumen drinnen;

Manche gibt für Bienen Honig; manche gibet Gifft für Spinnen.

76.

Weiber

 

In der Jugend zum erlusten, in dem Alter zum erlaben

Sind die Weiber; wollen lieber dort als da zu schaffen haben.

77.

Auff Furvum

 

Furvus lobt mich unter Augen; hinter Rückens schimpfft er mich;

Was zu thun? An ihm und andren wil mich redlich rächen ich,

Daß im Rücken er soll lügen und für Augen reden wahr;

Wolln uns theilen, daß das loben mir, der Schimpff ihm bleibe gar.

78.

Lachende Erben

 

Wann Erben reicher Leute die Augen wäßrig machen,

Sind solcher Leute Threnen nur Threnen von dem lachen.

79.

Deßgleichen

 

Die Römer brauchten Weiber, die weinten für das Geld;

Obs nicht mit manchem Erben sich eben so verhält?

80.

Auff Annam

 

Anna hat die Jungferschafft für den Ehstand ihr erkiest,

Weil sie keiner, auch geschenckt, anzunemen willig ist.

81.

Von Curtio

 

Wie die Kinder sich begehn, also hält den Brauch

Curtius mit seiner Frau: Kinder kratzen auch.

82.

Von der Clodia

 

Clodia taug nicht zum sieden, ob sie etwa taug zum braten?

O, man laß sie roh den Würmen; besser kan ich keinem rathen.

83.

Auff Crassum

 

Crassus hat gar bösen Ruff; daß er mög auß diesem kummen,

Hat ein ärgres Bubenstück er hingegen fürgenummen.

84.

Auff Gulonem

 

Gulo hat Gedärm im Kopff und Gehirn im Bauche;

Dann zu sorgen für den Bauch, hat er stets im Brauche.

 

85.

Wie heist man die bey Hofe, die alle Gunst weg tragen?

Man heist sie da die Hertzen; ich nenne sie die Magen.

86.

Fürsten

 

Fürsten mügen leben herrlich;

Dann sie leben auch beschwerlich.

Weil sie andren Wolfahrt geben,

Mügen sie vergnügt ja leben.

87.

Brüder

 

Einander stets zu wider,

Das ist die Art der Brüder.

Sie solten seyn wie einer;

Das wär viel nütz- und feiner.

88.

Die Laster

 

Alles in der Welt veraltet; nur die Laster jüngen immer.

Wann ein Krancker ab soll drücken, wird die Kranckheit immer schlimmer.

89.

Wein

 

Der Wein ist unser noch, wann ihn das Faß beschleust;

Sein aber sind dann wir, wann ihn der Mund geneust.

90.

Wasser

 

Wer zum Tischtrunck Fischtrunck nimmt,

Selten dem die Fuß-Gicht kümmt.

91.

Auff Brutum

 

Brutus zoh mit vollem Beutel, daß er Wissenschafften lerne,

Kam auch wieder, wuste dieses, daß sein Geld blieb in der Ferne.

92.

Glaubens-Zwang

 

Zum glauben ist nicht müglich, die Sinnen zu bezwingen;

Zum heucheln ists wol möglich, die Sinnen anzubringen.

93.

Der Hunger

 

Mir ist ein Gast bekant, der dringt durch freches Plagen,

Daß ihn ein frommer Wirth soll auß dem Hause jagen;

Wann dieser es nicht thut, ist jener nimmer stille,

Biß daß man Gast und Wirth in eine Grube vülle.

94.

Haupt-Straffen

 

Krieg, Hunger, Pest sind Straffen deß Leibes biß zum Tode;

Der Seele zum Verterben ist Straff ietzund die Mode.

95.

Ehestand

 

Das Weib ist ihres Mannes Hertz; der Mann ist seines Weibes Haupt;

Daß eines einem andern lebt, ist keinem ihrer nicht erlaubt.

96.

Weiber-Mängel

 

Weibern sind Gebrechen

Sonsten nicht zu rechen,

Ausser wann sie fehlen

Und die Manne zehlen.

97.

Von Potiphars Weib

 

Heute sind die Weiber klüger als deß Potiphars sein Weib:

Greiffen selten nach dem Kleide, greiffen lieber auff den Leib.

98.

Hanne

 

Hannen sind die Frauen günstig, weil sie ihre Männer lehren,

Wie sie ihnen sollen locken, sie mit Lust und Kost verehren

Und fein rüstig frü anfangen; sonsten ist nicht zu vergessen,

Daß nicht minder junge Frauen gerne junge Hüner essen.

99.

Von einem Hofe-Hunde

 

Unser Hund frist Feigen, Trauben, Zucker, was nur Menschen schmecket;

Warum wär er Hund bey Hofe, da man auch den Speichel lecket?

100.

Der Welt-Glaube

 

Es mangeln nur noch zwey, so bin ich funfftzig Jahr;

So bald ichs nun verstund, so nam ichs eben wahr,

Das meistens ich gar wol getroffen in das Ziel,

Wann ich geglaubt eh nichts als etwa gar zu viel.

101.

Geschwinder Tod

 

Schneller Tod ist böse Bösen,

Fromen aber schnell erlösen.

 

102.

Grabschrifft eines Artztes

 

Hier liegt ein Artzt begraben von redlichen Gedancken;

Viel hatt' er Patienten und starb für allen Krancken.

103.

Rache

 

Es ist ein Art der Rache, zur Zeit geduldig seyn;

GOTT, der Verleumdung hasset, bringt alles statlich ein.

104.

Leben und Tod

 

In dem Leben wohnet Sterben; in dem Sterben wohnet Leben;

Lasse dir das Sterben lieben du, dem Leben nur ist eben!

105.

An den Liebhold

 

Liebhold, meiner Freundschafft Seele, wilst du von mir scheiden hin,

So gedencke, das ich armer bloß ein kalter Cörper bin.

106.

Wein

 

Wilstu eine Lust dir kauffen? Kauff ein Faß voll guten Wein,

Bitt ein Anzahl gute Brüder: ach, was werden Narren seyn!

107.

Neid

 

Wer mich neidet, lobet mich,

Kränckte sonst mit mir nicht sich.

108.

Ärtzte und Poeten

 

Dich, Apollo, ruffen Ärtzte; dich, Apollo, ruffen Tichter;

Wem du soltest vor erscheinen, darff es einen rechten Richter.

O, die Ärtzte tichten auch, machen offt die Kranckheit arg,

Daß der Krancke, wann er frisch, sey zum schencken minder karg;

Was sie gröblich offt versehen, hat gethan der Kranckheit Stärcke;

Wo sie gleich gar nichts geholffen, thatens dennoch ihre Wercke.

Hat, Apollo, dich ein Artzt wo geruffen, kumme bald!

Tichten hat nicht viel Verlust; kranck seyn aber braucht Gewalt.

109.

Beichten

 

Deiner Sünden menge beichten,

Kan die Sünden Last zwar leichten;

Aber schau, daß Heucheley

Nicht zu Steinen lege Bley.

110.

Vergebung der Sünden

 

Der Herr vergibt die Sünde; der Priester zeigt es an;

Der Sünder muß sich bessern, sonst ist es nicht gethan.

111.

Der Beruff

 

Ein Hencker wil das Dohnen-Stellwerck in einem nahen Walde dingen;

Weil hencken nun nicht mehr ist bräuchlich, so nährt er sich gleichwol mit schlingen.

112.

Grabschrifft eines Fleischers

 

Weil ich lebte, kunt ich Beine wol so hoch als Fleisch verkauffen;

Würmen schenck ich ietzt, was fleischicht; Beine bleiben überm Hauffen.

113.

Grabschrifft eines höltzernen Musicanten

 

Ich habe mit dem Hackebret viel Lebenszeit vertrieben;

Ietzt klappert nun der schlimme Kerl, der Tod, mit meinen Rieben.

114.

Heuchler

 

Ob bey Hof ein iedes schmeichelt, schmeicheln doch die Pferde nicht,

Die den Herren selbst abheben, wann er reitens nicht Bericht.

115.

Grabschrifft eines Säuffers

 

Der allhier liegt, ist wol tod; hätte sonsten längst geruffen:

Ist dann niemand nimmer da, der mir eines zugesuffen?

116.

Grabschrifft eines Sangmeisters

 

Hier trinckt, hier singt nicht mehr ein Singer;

Sein Hals ist mit ihm wol zu friede.

Sein Herr war auch zugleich ein Schlinger,

Und er stets roh von Trunck und Liede.

117.

Grabschrifft eines Schusters

 

Künte man das Leben strecken, wie man kan das Leder dehnen,

Hätt ich, daß ich hier nicht läge, trauen künnen meinen Zähnen.

118.

Grabschrifft eines Fischers

 

Hier fischt ein Fischer ietzt im Sande, der vor im Wasser hat gefischt;

Der Tod hat ihn, wie er die Fische, nunmehr in seinem Garn erwischt.

119.

Grabschrifft eines Schmiedes

 

Der Tod ward Schmied, der Ambos ich;

Drauff schlug er wie das Eisen mich;

Mein Blasebalg gab mehr nicht Wind;

Deß Pulsses Hammer fiel geschwind;

Die Kohlen leschten gäntzlich auß;

Auß Eisen ward mir Erde drauß.

120.

Grabschrifft eines alten Deutschen

 

Es sturbe sich, der hier ietzt liegt, noch endlichen zu tode;

Der Pompsack kunte nimmer nie sich schicken in die Mode.

121.

Übergabe etlicher Getichte an eine Fürstin

 

Fürstin, hier ist nur der Wille; hier ist, Fürstin, kein Vermügen,

Das in etwas Euch zu Ehren meine Reime solten tügen.

Nehmet hin den schlechten Willen, gebet nur ein klein Belieben,

Ey, so wird ein ieder glauben, daß ich köstlich Ding geschrieben.

122.

An I.F.G. ferner

 

Fürstin, Euer Lob zu schreiben, muß ich einmal stille schweigen;

So ich dem gleich nach stets steige, desto mehr ist noch zu steigen.

123.

Grabschrifft eines Müllers

 

Der Tod hat einen Müller hier zu Staube gantz gemahlen;

Doch darff er ihm die Metze nicht deß Handwercks halben zahlen.

124.

Grabschrifft eines Koches

 

Bey Hofe frist man Küchejungen; in diesem finstren Loch

Frist ietzt deß Todes Hofepursche wol gar den guten Koch.

125.

Grabschrifft eines Artztes

 

Hier liegt ein Artzt; vom Wasser hat er zuvor sein Leben,

Ietzt hat er von dem Wasser den Geist hin müssen geben;

Schau, wie wir offt von einem ietzt Nutz, ietzt Schaden heben!

126.

Poeten

 

Hippocrene soll euch träncken,

Und, ihr Tichter, wollt nur dencken

An Lyæus süsse Kost?

O, es ist euch wol bewust,

Hyppocrene macht den Meister;

Bacchus, der erhält die Geister.

127.

Weintrauben

 

Wann ist die Speise Tranck? wann ist der Tranck uns Speise?

Sprich Bacchum drüber an, daß er dir solches weise.

128.

Die verheurathete Venus

 

Ihr, die ihr die Venus hönet, daß sie ihr zum Mann erlesen,

Der da lahm, grob, starck und tölpisch, der ein Hammerschmid gewesen,

Wist ihr nicht, daß Götter-Augen tieff auch ins verborgne dringen?

Venus wuste, was ihr diente, sehnte sich nach andren Dingen,

Als ein albres Mensch gemeinet. Ihr Vulcanus war gefasset

Mit Gezeug und Haußgeräthe, so ihr auch lieb. Sonsten lasset

Ihr in gutem hin nur gehen, wann sie auff die derben Speisen

Ihrem Magen mit Confecten etwas nietlichs wolln erweisen.

129.

Meine Herren

 

Zu dienen zweyen Herren, ist schwer; ich diene dreyen

Und darff mich doch bey keinem der Redligkeit verzeihen.

Gott dien ich mit dem Hertzen nach meinem besten künnen,

Dem Fürsten mit dem Kopffe nach meinen besten Sinnen,

Dem Nechsten mit den Händen durch Hülff auß gutem Willen;

Kan hoffentlich bey allen so meine Pflicht ervöllen.

130.

Von meinen Sinn-Getichten

 

Ich mach es wie die Türcken, wann sie zu Felde ziehen:

Sie schicken halb Armeen, die nennen sie Partyen.

Drey tausent Sinn-Getichte, wol mehr noch, sind gegangen,

Um hin und her zu streiffen und Nachricht wo zufangen,

Ob achten, ob verachten bey Klugen zu erlangen.

131.

Von mir selbst

 

Ich kan es noch nicht thun, daß ich mich solte stellen

Hin zur Poeten-Rey; ein Urthel mag vor fellen,

Der selbst ist ein Poet mit recht und durch die Kunst;

Fellt dieses nun für mich, so ist mirs sondre Gunst;

Wo nicht, so stets dahin. Zu Übung meiner Sinnen

Ist alles angesehn, verfehlet gleich das künnen,

Zu mal mich sonst noch ehrt ein anderes Beginnen.

132.

Falschheit

 

Hertzlich hassen, mündlich lieben

Ist der Menschen meistes üben.

133.

Grosse Birnen

 

Zu Quinsay hat es Birnen, die wägen auff zehn Pfund;

Es wird davon geschrieben, hats aber auch wol grund?

Die Stadt hat hundert Meilen; daß eine solche Stadt,

Ist billich, nach der grösse so grosse Birnen hat.

134.

Liebe und Gold

 

Danae entfing vom Golde; Lieb und Gold sind solche Stücke:

Dem, der sie bey Jungfern brauchet, geht kein Anschlag bald zurücke.

135.

Von der Aurella

 

Aurella geht und beichtet offt, daß man sie from soll zehlen;

Es scheint, wer offt zu beichten hat, der muß gar offte fehlen.

136.

Haar-Poudre

 

Welt ist mit ihr selbst nicht einig; grauen macht ihr sonst ein Grauen;

Ietzo siht man grau sich machen junge Jungfern, junge Frauen.

137.

Anders

 

Ietzo wil ein iedre grauen, ob sie gleich nicht grauen soll;

Wolln sie Augen oder Nasen (wer verstehts?) gefallen wol?

138.

Kurtzweilen

 

Andre mügen Gläser stürtzen; Andre mügen Hund anbeten;

Andre mügen näschig geilen da bey Greten, dort bey Keten,

Mügen Glück auff Blätter bauen, mügen blicklich Kleider wandeln,

Mügen bey der Sonnen-Thüre Stein, Bein, Glas und Fadem handeln,

Mügen sich leibeigen geben ihrer Lüste törchten Grillen:

Meine Lust soll immer bleiben, mich mit Tichterey zu stillen.

139.

Zweiffel an der Seligkeit

 

Die an ihrer Seligkeit selbsten Zweiffel tragen,

Woher künnen die, daß wir sind verdammt, dann sagen?

140.

Von meinem Buche

 

Daß ich nicht in meinem Buche mancher guten Freunde dencke?

Weiß ich doch noch selbst nicht eigen, was man mir von Ruhme schencke.

141.

Freunde

 

Was sind ietzt gute Freunde?

Sie sind vermumte Feinde;

Wann von mir weicht mein Glücke,

So blöst sich ihre Tücke.

142.

An den Tod

 

O Tod, du schwartzer Tod, du Schauer unsrer Sinnen!

O, thu ich dir zu viel? Ja, ja; du kanst gewinnen

Ein englisches Gesicht. Dann du bists, der erfreut;

Du bists, der uns entzeucht dem Toben toller Zeit;

Du bists, der uns den Hut der göldnen Freyheit schencket;

Du bists, der uns ergetzt und unsre Feinde kräncket;

Du bists, der unsren Stuhl hin zu den Sternen trägt,

Der aller Frevler Trotz zu unsren Füssen legt;

Du bists, der unsre Klag in lauter Jauchzen kehret;

Du bists, der uns für Zeit die Ewigkeit gewehret;

Du gibst uns, wann du nimmst; dein so gefürchter Stich

Bereitet uns durch dich ein Leben ohne dich.

143.

Ehre

 

Wer Ehre hat erlangt, gäb Ehre manchmal drum,

Er kunte, wie er kam, auch wieder kehren um.

144.

Freundschafft

 

Wo Nutz sich nicht erzeigt, wo kein Gewinn sich weist,

Ist Freundschafft nicht daheim, ist über Land gereist.

145.

Die Welt-Freundschafft

 

Ich wil nicht Damon seyn; die Welt darff auch nicht werden

Mein Pythias; wir sind von zweyerley Geberden:

Mein Sinn steht auffgericht; die Welt geht krumm gebückt.

Mein Sinn ist ungefärbt; die Welt ist glat geschmückt.

Mein Mund hat eine Zung; ich kan nicht warmes hauchen

Und kaltes auch zumal; die Welt pflegt Ja zu brauchen

Wie Nein und Nein wie Ja; dann ihre Zunge bricht

Die schöne zwischen Mund und Hertz gepflogene Pflicht.

146.

Das Creutze

 

Ein sondrer Christ ist der, der nimmer nichts wil leiden,

Der sich nicht wil von Christ und doch vom Creutze scheiden;

Noth thut es, daß ihn Christ in einen Himmel weist,

Durch Rosen drein man tantzt und nicht durch Dorner reist.

147.

Das Haus Österreich

 

Ihr Töchter Hesperi, nicht rühmt die goldnen Früchte!

Zweyträchtiges Geschlecht der Bäume, bleib vom Lichte,

Du und Alcinous! Die Epicurus hegte,

Auch die Mäcenas baut, und die Lucanus pflegte,

Ihr Gärt und Gärtner all, ihr seyd mit Ruhm zu schonen:

Der Garten Österreich trägt lauter Käyser-Kronen.

148.

Auff eine wollüstige Person

 

Wann du wärest nicht ein Mensch, lieber, wozu wärstu tüchtig?

Nur zur Sau, die ist durchauß, als zum fressen, sonsten nichtig.

149.

Auff Rasam

 

Einen Trostspruch auß der Schrifft hatte Rasa ihr erwischet,

Daß man dort mit Abraham, Isaac, Jacob ewig tischet;

Freuet sich auff beßre Speisen, als man hier erjagt und fischet.

150.

Die Liebe

 

Die Liebe siht, sie siht auch nicht; sie sihet meistens nicht

Auff Tugend-Glantz, der stets besteht, siht auff vergänglich Licht.

151.

Poeten

 

Daß Poeten phantasiren, ist es dann von nöthen?

Daß Phantasten, ist es nöthig, müssen seyn Poeten?

152.

Ärtzte

 

Ärtzte sind den Menschen gut, daß für derer Menge

Endlich nicht die gantze Welt werde gar zu enge.

153.

Ein verlorner Freund

 

Mein Freund ward nechst nach Hof in Ehrendienst erkoren.

Die Ehre günn ich ihm; doch ward der Freund verloren.

154.

Siegel

 

Fürsten solln mit Stahle siegeln; was zu Siegeln sie erkiest,

Soll wie Stahl so feste halten, daß es nicht zu beugen ist.

155.

Mannbare Jungfrauen

 

Junge Töchter sollen freyen; sonsten kümmt das Jungfern-Fieber

Oder gehn beym Jungfern-Schlosse auff das freye Feld fürüber.

156.

Eine unglückliche Ehe

 

Wann das Weib ist arm und der Mann ein Narr,

Hilfft der Segen kaum, welchen spricht der Pfarr.

157.

Jungfern

 

Jungfern, seyd ihr blind an Augen, daß ihr nicht am Fenster lieget,

Jungfern, seyd ihr taub an Ohren, daß ihr nicht für Kuppler tüget,

Jungfern, seyd ihr lahm an Füssen, daß ihr nicht die Stadt durchstreichet,

Jungfern, seyd ihr krumm an Händen, daß ihr nicht nach Gaben reichet:

O, so seyd ihr, wie ihr sollet, weil ihr euch der Tugend gleichet.

158.

Schönheit

 

Die Schönheit ist der Schirm, da Falschheit hinter stecket;

Ist Liebe gar zu blind, wird Falschheit nicht entdecket.

159.

Auff Jungfer Picam

 

Pica ist ein Feuerspiegel, brennt zum ersten auff die Augen,

Daß, was sie im Schilde führet, sie zu sehen nicht wol taugen.

160.

Lob

 

Loben ist noch weit nicht lieben;

Ehr-Wort ist kein Wahr-Wort nicht;

Compliment macht keine Pflicht,

Ist bey Hof ein höflich üben.

161.

Wahrheit

 

Wahrheit ist ein Tuch zum kleiden, zwar das allerbeste,

Gleichwol nicht auff alle Tage, nur auff hohe Feste.

162.

Auff eine Jungfrau

 

Jungfer, o, ihr seyd die Schönste, wann ihr steht allein im Winckel;

Kummt ihr etwa rauß ans Lichte, siht man, daß ihr feil habt Dünckel.

163.

Wein

 

Weh, Weinen, Winseln, Hände winden

Ist da, wo Wein nicht ist zu finden.

164.

Auff Marcum

 

Mahler mahlen manchmal Engel; Mahler mahlen manchmal Teuffel.

Marcus lebt ietzt from, ietzt schelmisch, macht ihm drüber keinen Zweiffel.

165.

Die Deutschen

 

Die Deutschen sind nicht männisch mehr, thun Kindern alles nach,

Die, wann sie etwas neues sehn, thun töblich, thum und gach.

166.

Gegenwärtiges und Zukünfftiges

 

Was vorigmal geschehen war,

Geschieht wol mehr ein andres Jahr.

167.

Kleider

 

Was ists, was uns bedeckt und gleichwol auch entdecket?

Das Kleid bedeckt den Mann und weist, was in ihm stecket.

168.

Auff Parcum

 

Parcus wil sich gastfrey rühmen, wil wie Loth die Engel speisen,

Die nichts essen und nichts trincken, wann sie sich zu Gaste weisen.

169.

Religion

 

Daß man mag in Haß und Neid wider seinen Nechsten leben,

Soll uns die Religion einen schönen Mantel geben.

Ehr mir Gott Religion, die gleich rein und heilig gläubet,

Immer aber Haß und Neid wider ihren Nechsten treibet!

170.

Neid

 

Gut, nicht bös ists, sonst nichts leiden,

Als daß einen Böse neiden.

171.

Feile Gerechtigkeit

 

Sind deß Richters Ohren zu? Mache du die Hand nur auff,

Recht hat ietzt wie alles Ding einen eben hohen Kauff.

172.

Leben und Tod

 

Der Tag hat grosse Müh; die Nacht hat süsse Ruh:

Das Leben bringt uns Müh, der Tod die Ruhe zu.

173.

Auff Pingvinum

 

Pingvinus ist gelehrt; die ihn gelehrt, die leben;

Nur dieses merckt man nicht, ob was ist blieben kleben.

174.

Besonnenheit

 

Wilstu einen Wächter haben, der für Schaden wacht?

Nim dir an zu einem Diener nur den Wolbedacht.

175.

Falschheit

 

Man meint, die Welt sey gar zu neu; sie habe nichts vom alten.

Ich sage nein; man muß die Zeit nur recht zusammen halten.

Die alte Welt hat ihre Witz in Fabeln eingerichtet;

O, was die neue Welt uns sagt, ist mehrentheils ertichtet.

176.

Irrthümer

 

Die Welt irrt nicht; es irrt, der, daß sie irret, streitet;

Sie trifft den Weg genau, der zu der Hölle leitet.

177.

Auff Paulam

 

Paula klaget, daß die Strasse dieser Welt sey gar zu breit;

Gingen drauff gleich Junggesellen, gingen sie ihr doch zu weit.

178.

Vom Könige in Engeland

 

Daß König Carl in Engeland ließ einen Kopff und drey der Kronen,

War viel, ist mehr, daß dran man lernt die Majestäten nicht verschonen.

179.

Holl- und engeländischer Krieg

 

Ihr, gesaltznes Herings-Heer, gebet grossen Hertzens-Danck

Für in Holl- und Engeland auffgerührten Waffens-Zanck.

Weil sie beyde selbst sich fressen, künnen sie nicht euch verzehren,

Künnen euch auß eignem Saltze nicht in fremdes mehr gewehren.

180.

Witz

 

Saltz im Tode, Saltz im Leben

Ist dem Hering immer eben:

Witz in Freuden, Witz im Leiden

Sollen Menschen nimmer meiden.

181.

Wuntsch

 

Für fremdem Brot,

Für grossem Spot,

Für Seelen-Noth,

Für bösem Tod

Bewahr mich Gott!

182.

Säuffer

 

Im trincken ein Hart-Sänger,

Im hincken ein Schleich-Gänger.

183.

Auff Rasam

 

Rasa hat zwey schwartze Geister, hier zum lügen, da zum prassen;

Keinen weissen kan sie haben, weil die weissen schwartze hassen.

184.

Ungleiche Gesellschafft

 

Unter Tollen sollen klug, unter Vollen nüchtern seyn,

Wers nicht glaubt, versuch es nur, was es sey für schwere Pein.

185.

Von der Rasa

 

Einen Lobspruch, bittet Rasa, soll ich ihr zu Ehren sagen!

Ey, so kan ich deutlich sprechen, Rasa sey ein guter Magen.

186.

An Helenam

 

Helena, so schön da war deiner Schönheit Schein,

War es dennoch gar nicht schön, daß er so gemein.

187.

Heimlicher Haß

 

Wer mich hasst und sagt mirs nicht,

Dieser hat sich selbst gericht,

Daß der Neid hat was erticht.

188.

An das Glücke

 

Wer sich dessen, was da kümmt, schone hat versehn,

Diesem ist kein Possen nie, Glück, von dir geschehn.

189.

Neuligkeiten

 

Es machen kleine neue Dinge

Offt alte grosse gar geringe.

190.

Zorn

 

Wo Zorn nimt überhand, da steigt ein Nebel auff,

Der den Verstand verblend und wehrt ihm seinen Lauff.

191.

Auff Morinum

 

Es sitzt zwar Salomon, Morin, in deinem Munde;

Doch sitzt der Nabal mehr in deines Hertzen grunde.

192.

Auff Thrasonem

 

Thraso geht wie Hercules mit der Lewenhaut bedeckt;

Sags nur nicht! ein Hasenbalg ist zum Futter unterstreckt.

193.

Schweren

 

Weil Ja nicht mehr ist Ja, so soll das Teuffel holen

Dem Glauben, der sonst liegt, verhelffen auff die Sohlen.

194.

Verdacht

 

Mancher, der nichts weiß zu rathen, weiß doch viel Verdacht zu machen;

Weiß sonst, daß er klug mag scheinen, nicht zu helffen seinen Sachen.

195.

Drey Facultäten

 

Juristen, Ärtzte, Prediger sind alle drey beflissen,

Die Leute zu purgiren wol an Seckel, Leib, Gewissen.

196.

Ihrzen

 

Ists deutscher Art gemäß, mit Worten so zu spielen?

Wir heissen Einen Ihr und reden wie mit vielen.

197.

Die Mode

 

Die Mode wil nach ihren Sinnen auch gantz deß Leibes Glieder zwingen;

Kein beßrer Rath: Das Kinder zeugen ist nur Frantzosen zu verdingen.

198.

Höfligkeit

 

Leichtlich ist es zu verrichten, daß man Bley und Silber scheid;

Schwerlich ist zu unterscheiden Höfligkeit von Eitelkeit.

199.

Die letzte Zeit

 

Mein Gott, die letzte Welt, wie kindisch wird sie doch!

Rühmt ihre Lapperey für alle Weißheit hoch.

Wer Sinn und Witz noch hat, ist trefflich übel dran,

Daß er nicht bey der Welt auch mite kindeln kan!

200.

Verwandelung

 

Daß auß Menschen werden Wölffe, bringt zu glauben nicht beschwerden;

Siht man nicht, das auß den Deutschen dieser Zeit Frantzosen werden?

201.

Deutsche Frantzosen

 

Daß unsre Deutschen ihre Kinder nicht dürffen mehr in Franckreich schicken,

So werden sie nun selbst Frantzosen: seht welch ein Vorthel lest sich blicken!

 

202.

Auff Thummium

 

Thummius wil alle Tage sich in Ritterstieffeln weisen;

Denn er pflegt durch Stub und Kammer täglich auß und ein zu reisen.

203.

Trachten

 

Ob wir Deutschen unsre Trachten alle Jahr gleich neu erlesen,

Dennoch ist noch nimmer keine nur ein Jahr durch recht gewesen;

Abends für dem jüngsten Tage, was wir damals, wil ich gläuben,

Werden zu der Tracht erwehlen, wird ja müssen endlich bleiben.

204.

Todesfurcht

 

Wer Sterben ängstlich fürcht, der höre meinen Rath:

Er lebe wol; was bleibt, wofür er grausen hat?

205.

Andreas-Abend

 

Wann S. Andreas-Abend kümt, pflegt ieder, der sich wil beweiben,

Auch die, die sich bemannen wil, ein hitziges Gebet zu treiben.

Andreas, der sich nennt vom Manne, kan Weibern, glaub ich, rathen wol,

Weiß aber nicht, wie seines gleichen, als wie ein Weib, er rathen soll.

206.

Österreich

 

Österreich heist Osten-Reich; denn hierauß entsteht das Licht,

Drauff das gantze deutsche Reich Wesen, Wolfahrt, Wachsthum richt.

207.

Ein Neidischer

 

Ein Neider gieng nechst für mir bey; ich sah, er worde roth;

Mir aber wiederfuhre nichts; er macht sich selbst zu spott.

208.

Erfahrung

 

Wer das böse vor gekost,

Hat am guten duple Lust.

209.

Der Tod

 

Man verstecket uns in Särcke; man verscharret uns in Erde,

Daß der arge Lohn der Sünde nicht so gar erschrecklich werde.

210.

Geld

 

Geld bedarff man nur zum gelten, daß man drum die Nothdurfft hat;

Wanns im Kasten liegt verkerckert, gilt es, was ein Nessel-blat.

211.

Von meinen Getichten

 

Jungfern, Frauen, Witben, Witbern, Männern, Junggesellen

Müchten, wie sie müchten meinen, meine Reime stellen

Da und dorte Mercke-Puncten. Weil die Laster wohnen

In Personen, nicht in Häusern, wessen soll man schonen?

212.

Auff Bardum

 

Bardus strebt nach grossem Namen, ist von allen Gaben bloß;

Dieses kan man ihm wol günnen, daß er heisse Gernegroß.

213.

Meine Reime

 

Natur that nichts umsonst; sie brachte, was kan fliegen,

Bracht auch, was krichen kan; ein iedes kan was tügen.

Mein Reim kan wo durch kruch, ob nicht durch flug vergnügen.

214.

Trachten

 

Weil sich grosse Potentaten von Frantzosen lassen zwingen,

Das so knechtisch sie sich beugen nachzufolgen ihren Dingen,

Scheint es, daß sie wie die Alten wenig scheun der Freyheit schlingen.

215.

Auff Tölplinen

 

Für Lauten hat und für Violen Tölplin den polschen Bock erkohren;

Denn jene kunten ihm nicht füllen die hohen, weiten, tieffen Ohren.

216.

Johannis-Tag

 

Johannes ist ein durstig Mann; wann er kümt an und trincket,

So siht man, wie ein grosser Teich, offt auch ein Fluß versincket.

217.

Von der Charité

 

Charité, du bist ein Spiegel; wer dich an und in dich siht,

Siht das eygne Bild der Tugend, wie es gläntzt und wie es blüth.

218.

Von der Castula

 

Castula, du Jungfern-Bild, gleichwol auch du frome Frau,

Zucht erzeugt auß dir die Scham, da sie gieng mit dir zur Trau.

219.

Auff Crispum

 

Da Crispus noch war nicht bekant, hilt man ihn böse nicht, noch gut;

Nun er bekant, weiß iederman, den Schelmen deckt der breite Hut.

220.

An die Deutschen

 

Bleibt beym sauffen! bleibt beym sauffen! saufft ihr Deutschen immer hin!

Nur die Mode, nur die Mode last zu allen Teuffeln ziehn!

221.

Von meinem Buche

 

Gut Gerüchte, scharff Gerichte werden sich an diesem üben,

Was zur Lust, und was zu Nutze ward in dieses Buch geschrieben.

222.

Von meinen Getichten

 

Ich schreibe kurtze Sinn-Getichte, damit die Bösen minder böse,

Auch daß zu wichtigern Beginnen ich desto eh mich abelöse.

223.

Das Leben

 

Hier ist deß Lebens Schatten; dort ist der Leib deß Lebens.

Man greiffe nach dem Leibe, zum Schatten ists vergebens.

224.

Auff Pincam

 

Deiner vollen Brust Geschwister künte vor zu sammen spielen;

Was bedeuts, daß sie von sammen, Pinca, ietzt hinab verfielen?

225.

Auff Floram

 

Flora klagt, das grosse Schmertzen

Liebe mach in ihrem Hertzen;

O, das Hertze, das sie kränckt,

Liegt gar tieff hinab gesenckt.

226.

Hofe-Art

 

Bey Hof ist der am besten dran,

Der auff Verschwendung rathen kan;

Bey Hof ist der der schlimste Mann,

Der was von Sparsamkeit bringt an.

227.

Tittel

 

Die Tittel ohne Mittel sind wie ein schwäbisch Latz,

Da offt ein schlechter Juncker braucht einen grossen Platz.

228.

Hofe-Leute

 

Die Schweine fressen Eicheln, so viel für ihnen liegen;

Sie fressen ohne Sorgen und schaffen ihr Vergnügen;

Wie lang es werde wehren, wo mehr sey her zunehmen,

Das ist nicht ihres Wesens. Sich herrlich nur bequemen,

In vollem sause leben, nur schlemmen, demmen, zehren,

Ist hofemässig; sorgen, wo her es zu gewehren,

Damit sind ihre Köpffe mit nichte zu beschweren.

229.

Reisen

 

Land und Leute zu beschauen, zieret einen Edelman

Nur so weit, so weit er sonsten noch was mehres weiß und kan.

230.

Reisen

 

Weiland war fürs Vaterland Gut und Blut gelassen;

Gut, nicht Blut wird ietzt verthan, aber nur zum hassen.

Man verreiset grosses Geld; was man bringt zurücke,

Braucht man, das man schimpffen kan redlich deutsch geschicke.

231.

Auff Galenum

 

Galenus wird gesund, wann andre werden kranck;

Er gibt für gutes Gold kaum einen bittren Tranck.

232.

Auff Solinum

 

Solinus hat zwar manches Buch,

Zum Mantel aber schlechtes Tuch.

233.

Auff Petrinam

 

Petrina wüntschet einen Mann,

Der sich der Wirthschafft nimmet an,

Sey hinten stets und fornen dran.

234.

Fürsten

 

Fürsten pflegen zu gebitten über Grafen, Herren, Edel,

Über Bürger, über Bauern, und wer sonsten kümt in Zedel,

Sonsten über grosse Summen derer, die nicht auffgeschrieben,

(Stecken etwa unter jenen) nemlich von den schlauen Dieben.

235.

Auff Harpagum

 

Harpagus, der hat ein Auge, grösser als sein Bauch;

Dieses, was ihm gleich nicht nötig, das begehrt er auch.

236.

Von meinen Versen

 

Ein Zufall kam mir nechst, daß ich den Schmack verlohr;

Es schmäckte mir wie Koth, was lieblich schmackte vor,

Doch meistens Fisch und Fleisch; o, wann nur meine Sachen

Dem Leser allen Schmack nicht wolten graulich machen!

237.

Tranckgeld

 

Wie kümts, daß ein gemeiner Mann um Tranckgeld pflegt zu bitten?

Auff Essegeld begehrt er nichts: es sind noch deutsche Sitten.

238.

Juristen

 

Gott ehr mir die Juristen! wann die an einem fehlen,

Ists nicht um Seel und Leben; es ist nur um das zehlen.

239.

Kinder-Werck

 

Hans und Greta küssen sich, da und dorte gibts Vermerck;

Was denn mehr? man weiß ja wol, daß es nur ist Kinderwerck.

240.

Kinder-Possen

 

Veit und sein Weib, die haben Blut und Threnen offt vergussen;

Noch dennoch, wann es worden Nacht, begehn sie Kinder-Possen.

241.

Geld

 

Wer nichts thut, wo nicht Geld gefellt,

Thut alles, wann ihm nur kümt Geld.

242.

Neid

 

Der Neid, der macht uns arm; wir hilten uns für reich,

Wann andre neben uns uns weren alle gleich.

243.

Diebstahl

 

Eines andren Ding ergreiffen wider seines Herren willen,

Ist ein Diebstahl. Wie, wann aber nur die Frau ist zu bestillen?

244.

Die Welt

 

Wann der Welt ihr Thun ich schaue, kümt mirs für als wie ein Spiel,

Doch darinnen Pückelhäring stets den Vorzug haben wil.

245.

Reichthum

 

Wer das rothe liebt zu sehr, kan das gelbe selten haben;

Wer sich schemt, der wird nicht reich; Reichthum fodert freche Gaben.

246.

Trinck-Kunst

 

Wer einen guten Trunck vermag, hat er denn einen Ruhm?

Ja, wann er trinckt, daß doch Vernunfft behelt das Meisterthum.

Bey Hofe nützt ein solcher Kopff, der also trincken kan,

Daß er entdeckt sich selbsten nicht, vielmehr den fremden Mann.

247.

Auff Priscum

 

Priscus liebt die Poesy,

Treibt sie fleissig, schreibt auch viel

Aber also, daß er nie

Recht verstanden werden wil.

248.

Von meinen Reimen

 

Ihr Reime, die ihr hinten steht, habt einen guten Muth!

Niemand kümt zu euch letzten her, wann nicht die ersten gut;

Sind aber nur die ersten gut, so geht ihr euren Schritt,

Im fall ihr gleich nicht forder seyd, doch unter andren mit.

249.

Hofe-Mahler

 

Bey Hofe hats viel Mahler, die einen abemahlen

Gemeiniglich mit Kohlen; sie fodern kein bezahlen;

Sie thun es ungeheissen; sie thuns von freyen stücken;

So darff man auch nicht sitzen; sie künnens hinterm Rücken.

250.

Auff Schmeichildam

 

Schmeichild lebt ein reiches Leben; alles, was sie darff, ist da,

Thut sonst nichts; sie spricht nur immer durch das gantze Jahr durch: Ja.

251.

Hofe-Bediente

 

Alle, die bey Hofe dienen, achten sich, als andre, höher;

Kluge rühmen, als die Dienste, ihre Freyheit billich eher.

252.

Hofe-Gunst

 

Bey Hofe trifft die Gunst

Nicht nach Verdienst und Kunst;

Sie helt kein rechtes Ziel;

Sie fellt nur, wie sie fiel.

253.

Von Largo

 

Largus wüntschet seinem Feinde, daß er ein Ducaten sey

In den Händen eines Filtzes; denn da würd er nimmer frey.

254.

Die Menge menschlichen Fürhabens

 

Kein Deutscher hat noch nie (ließ ich mich recht berichten)

Gevöllt ein gantzes Buch mit lauter Sinn-Getichten.

Was mache denn nun ich, daß ich sie heuffig bringe

Und mache sie durch Meng und Überfluß geringe?

O, lieber, wie viel ists, das ich pflag zu besinnen?

Geh, zehle mir die Stern und menschliches Beginnen!

255.

Neuer Calender

 

Zehn Tage wird eher in Himmel kummen,

Der neuen Calender hat angenummen.

256.

Frantzösisch

 

Ein Wind-Ey legt die Henne, die keinen Han nicht hat;

Schlecht Ding ists, was ein Deutscher und nicht ein Frantzman that.

257.

An den Leser

 

Also wird nunmehr zum Urthel, lieber Leser, hier geschlossen;

Mir genügt, wo dir nichts genüget, wann dich auch nur nichts verdrossen.

 

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