D. Herder Norton, Randall Jarrell, Walter Arndt, and Robert Bly. I would also like to thank Richard Howard, Edward Hirsch, and Winifred Hamilton for their many helpful suggestions about the translations and the introduction. And I owe Michael Winkler a special debt of gratitude, both for his keen insights into Rilke’s language and for his generosity in sharing them with me.
The First Book, PART ONE
EINGANG
Wer du auch seist: am Abend tritt hinaus
aus deiner Stube, drin du alles weißt;
als letztes vor der Ferne liegt dein Haus:
wer du auch seist.
Mit deinen Augen, welche müde kaum
von der verbrauchten Schwelle sich befrein,
hebst du ganz langsam einen schwarzen Baum
und stellst ihn vor den Himmel: schlank, allein.
Und hast die Welt gemacht. Und sie ist groß
und wie ein Wort, das noch im Schweigen reift.
Und wie dein Wille ihren Sinn begreift,
lassen sie deine Augen zärtlich los …
ENTRANCE
Whoever you are: in the evening step out
of your room, where you know everything;
yours is the last house before the far-off:
whoever you are.
With your eyes, which in their weariness
barely free themselves from the worn-out threshold,
you lift very slowly one black tree
and place it against the sky: slender, alone.
And you have made the world. And it is huge
and like a word which grows ripe in silence.
And as your will seizes on its meaning,
tenderly your eyes let it go …
AUS EINEM APRIL
Wieder duftet der Wald.
Es heben die schwebenden Lerchen
mit sich den Himmel empor, der unseren Schultern schwer war;
zwar sah man noch durch die Äste den Tag, wie er leer war, —
aber nach langen, regnenden Nachmittagen
kommen die goldübersonnten
neueren Stunden,
vor denen flüchtend an fernen Häuserfronten
alle die wunden
Fenster furchtsam mit Flügeln schlagen.
Dann wird es still. Sogar der Regen geht leiser
über der Steine ruhig dunkelnden Glanz.
Alle Geräusche ducken sich ganz
in die glänzenden Knospen der Reiser.
FROM AN APRIL
Again the woods smell sweet.
The soaring larks lift up with them
the sky, which to our shoulders was so heavy;
true, through the boughs one still saw the day, how empty it was,—
but after long, rain-filled afternoons
come the golden sun-drenched
newer hours,
before which, on distant housefronts,
all the wounded
windows flee fearfully with beating wings.
Then it grows still. Even the rain runs more softly
over the stones’ quietly darkening gleam.
All noises slip entirely away
into the brushwood’s glimmering buds.
ZWEI GEDICHTE ZU HANS THOMAS SECHZIGSTEM GEBURTSTAGE
MONDNACHT
Süddeutsche Nacht, ganz breit im reifen Monde,
und mild wie aller Märchen Wiederkehr.
Vom Turme fallen viele Stunden schwer
in ihre Tiefen nieder wie ins Meer, —
und dann ein Rauschen und ein Ruf der Ronde,
und eine Weile bleibt das Schweigen leer;
und eine Geige dann (Gott weiß woher)
erwacht und sagt ganz langsam:
Eine Blonde…
RITTER
Reitet der Ritter in schwarzem Stahl
hinaus in die rauschende Welt.
Und draußen ist Alles: der Tag und das Tal
und der Freund und der Feind und das Mahl im Saal
und der Mai und die Maid und der Wald und der Gral,
und Gott ist selber vieltausendmal
an alle Straßen gestellt.
Doch in dem Panzer des Ritters drinnen,
hinter den finstersten Ringen,
hockt der Tod und muß sinnen und sinnen:
Wann wird die Klinge springen
über die Eisenhecke,
die fremde befreiende Klinge,
die mich aus meinem Verstecke
holt, drin ich so viele
gebückte Tage verbringe, —
daß ich mich endlich strecke
und spiele
und singe.
TWO POEMS TO HANS THOMAS ON HIS SIXTIETH BIRTHDAY
MOONLIGHT
South German night, bathed in August moonlight,
and soft as all fairytales’ recurrence.
From the turret many hours fall heavily
down into their depth as into the sea,—
and then a rushing and a call from the round
and for a while the silence stays empty;
and a violin then (God knows from where)
wakes and says ever so slowly:
A blond woman …
KNIGHT
The knight rides forth in jet-black steel
into the rushing, turbulent world.
And outside is everything: the day and the vale
and the friend and the foe and the feast in the hall
and May and the maid and the woods and the Grail
and God himself set thousandfold
on every street.
Yet just inside the knight’s armor,
behind the darkest circles,
death sits and must brood and brood:
When will the sword spring
over the iron hedge,
the strange liberating sword,
which pulls me from my
hiding-place, in which I spend
so many hunkered days,—
so that I can finally stretch
and play
and sing.
MÄDCHENMELANCHOLIE
Mir fällt ein junger Ritter ein
fast wie ein alter Spruch.
Der kam. So kommt manchmal im Hain
der große Sturm und hüllt dich ein.
Der ging. So läßt das Benedein
der großen Glocken dich allein
oft mitten im Gebet …
Dann willst du in die Stille schrein,
und weinst doch nur ganz leis hinein
tief in dein kühles Tuch.
Mir fällt ein junger Ritter ein,
der weit in Waffen geht.
Sein Lächeln war so weich und fein:
wie Glanz auf altem Elfenbein,
wie Heimweh, wie ein Weihnachtsschnein
im dunkeln Dorf, wie Türkisstein
um den sich lauter Perlen reihn,
wie Mondenschein
auf einem lieben Buch.
GIRL’S MELANCHOLY
A young knight comes to mind
almost like an old saying.
He came. Thus sometimes in the grove
the great storm comes and wraps around you.
He left. Thus often the wild benison
of the great bells breaks off
in the midst of prayer …
Then you want to scream in the silence,
and yet only weep softly inside,
deep in your cool shawl.
A young knight comes to mind,
riding far in full armor.
His smile was so soft and fine:
like gleaming on old ivory,
like homesickness, like a Christmas snowfall
in the dark village, like turquoise
around which many pearls are fashioned,
like moonlight
on a favorite book.
VON DEN MÄDCHEN
I
Andere müssen auf langen Wegen
zu den dunklen Dichtern gehn;
fragen immer irgendwen,
ob er nicht einen hat singen sehn
oder Hände auf Saiten legen.
Nur die Mädchen fragen nicht,
welche Brücke zu Bildern führe;
lächeln nur, lichter als Perlenschnüre,
die man an Schalen von Silber hält.
Aus ihrem Leben geht jede Türe
in einen Dichter
und in die Welt.
II
Mädchen, Dichter sind, die von euch lernen
das zu sagen, was ihr einsam seid;
und sie lernen leben an euch Fernen,
wie die Abende an großen Sternen
sich gewöhnen an die Ewigkeit.
Keine darf sich je dem Dichter schenken,
wenn sein Auge auch um Frauen bat;
denn er kann euch nur als Mädchen denken:
das Gefühl in euren Handgelenken
würde brechen von Brokat.
Laßt ihn einsam sein in seinem Garten,
wo er euch wie Ewige empfing
auf den Wegen, die er täglich ging,
bei den Bänken, welche schattig warten,
und im Zimmer, wo die Laute hing.
Geht!… es dunkelt. Seine Sinne suchen
eure Stimme und Gestalt nicht mehr.
Und die Wege liebt er lang und leer
und kein Weißes unter dunklen Buchen, —
und die stumme Stube liebt er sehr.
… Eure Stimmen hört er ferne gehn
(unter Menschen, die er müde meidet)
und: sein zärtliches Gedenken leidet
im Gefühle, daß euch viele sehn.
GIRLS
I
Others must travel long paths
to reach the dark poets;
must always ask someone
if he has seen one of them singing
or placing hands on strings.
Only girls don’t ask
what bridge leads to images;
only smile, brighter than pearl necklaces
ringing bowls of fine silver.
From their lives every door opens
onto a poet
and onto the world.
II
Girls, there are poets who learn from you
to say, what you, in your aloneness, are;
and they learn through you to live distantness,
as the evenings through the great stars
become accustomed to eternity.
None may ever give herself to a poet,
even if his eyes longed for women;
for he can only think of you as girls:
the feeling in your slender wrists
would break beneath brocade.
Let him be alone in his garden,
where like angels he received you—
on those paths that he wandered daily,
by those benches that wait steeped in shadows,
and in the chamber where the lute was hung.
Go!… it grows dark. His senses seek
your voices and shapes no longer.
And those paths he loves long and empty
and no whiteness beneath dark beech trees,—
and he loves intensely the silent room.
… Your voices he hears move far off
(among people, whom he wearily avoids)
and: his tender memory suffers it
like foresight, that many look on you.
DAS LIED DER BILDSÄULE
Wer ist es, wer mich so liebt, daß er
sein liebes Leben verstößt?
Wenn einer für mich ertrinkt im Meer,
so bin ich vom Steine zur Wiederkehr
ins Leben, ins Leben erlöst.
Ich sehne mich so nach dem rauschenden Blut;
der Stein ist so still.
Ich träume vom Leben: das Leben ist gut.
Hat keiner den Mut,
durch den ich erwachen will?
Und werd ich einmal im Leben sein,
das mir alles Goldenste giebt, —
--------------------
so werd ich allein
weinen, weinen nach meinem Stein.
Was hilft mir mein Blut, wenn es reift wie der Wein?
Es kann aus dem Meer nicht den Einen schrein,
der mich am meisten geliebt.
THE SONG OF THE STATUE
Who is there who so loves me, that he
will throw away his own dear life?
If someone will die for me in the ocean,
I will be brought back from stone
into life, into life redeemed.
How I long for blood’s rushing;
stone is so still.
I dream of life: life is good.
Has no one the courage
through which I might awaken?
And if I once more find myself in life,
given everything most golden,—
--------------------
then I will weep
alone, weep for my stone.
What help will my blood be, when it ripens like wine?
It cannot scream out of the ocean
he who loved me most.
DER WAHNSINN
Sie muß immer sinnen: Ich bin … ich bin …
Wer bist du denn, Marie?
Eine Königin, eine Königin!
In die Kniee vor mir, in die Knie!
Sie muß immer weinen: Ich war … ich war …
Wer warst du denn, Marie?
Ein Niemandskind, ganz arm und bar,
und ich kann dir nicht sagen wie.
Und wurdest aus einem solchen Kind
eine Fürstin, vor der man kniet?
Weil die Dinge alle anders sind,
als man sie beim Betteln sieht.
So haben die Dinge dich groß gemacht,
und kannst du noch sagen wann?
Eine Nacht, eine Nacht, über eine Nacht, —
und sie sprachen mich anders an.
Ich trat in die Gasse hinaus und sieh:
die ist wie mit Saiten bespannt;
da wurde Marie Melodie, Melodie …
und tanzte von Rand zu Rand.
Die Leute schlichen so ängstlich hin,
wie hart an die Häuser gepflanzt, —
denn das darf doch nur eine Königin,
daß sie tanzt in den Gassen: tanzt!…
MADNESS
She must always brood: I am … I am …
Who are you then, Marie?
A queen, a queen!
On your knees before me, on your knees!
She must always weep: I was … I was …
Who were you then, Marie?
A no one’s child, all poor and bare,
and words can’t say how.
And there has grown from such a child
a princess, to whom one kneels?
Because these things all are different now
from how one begging sees them.
So the things have made you great,
and can you still say when?
One night, one night, all through one night,—
and how they greeted me had changed.
I stepped out into the street and … look:
it is stretched as if with strings;
then Marie grew melody, melody …
and danced from edge to edge.
The people crept past so cravenly,
as if planted next to the walls,—
for only a princess has license
to dance in the city streets: dance!…
DIE LIEBENDE
Ja ich sehne mich nach dir. Ich gleite
mich verlierend selbst mir aus der Hand,
ohne Hoffnung, daß ich Das bestreite,
was zu mir kommt wie aus deiner Seite
ernst und unbeirrt und unverwandt.
… jene Zeiten: O wie war ich Eines,
nichts was rief und nichts was mich verriet;
meine Stille war wie eines Steines,
über den der Bach sein Murmeln zieht.
Aber jetzt in diesen Frühlingswochen
hat mich etwas langsam abgebrochen
von dem unbewußten dunkeln Jahr.
Etwas hat mein armes warmes Leben
irgendeinem in die Hand gegeben,
der nicht weiß was ich noch gestern war.
WOMAN IN LOVE
Yes I long for you. I glide,
losing myself, out of my own hand,
without hope of conquering
what comes to me, as if out of your side,
grave and stark and undeterred.
… back then: O how complete I was,
nothing calling, nothing that divulged me;
my stillness was like a stone’s
over which the brook makes its murmuring.
But now in these spring weeks
something has slowly broken me off
from the dark unconscious year.
Something has given my poor warm life
into the hand of someone random
who doesn’t know what even yesterday I was.
DIE BRAUT
Ruf mich, Geliebter, ruf mich laut!
Laß deine Braut nicht so lange am Fenster stehn.
In den alten Platanenalleen
wacht der Abend nicht mehr:
sie sind leer.
Und kommst du mich nicht in das nächtliche Haus
mit deiner Stimme verschließen,
so muß ich mich aus meinen Händen hinaus
in die Gärten des Dunkelblaus
ergießen …
THE BRIDE
Call to me, love, call to me loudly!
Don’t let your bride stand so long at the window.
In the old shaded plane-tree avenues
the evening no longer wakes:
they are empty.
And if you don’t come and lock me up with your voice
in the deep nocturnal house,
then I must pour myself out of my hands
into the gardens of
dark blue …
DIE STILLE
Hörst du, Geliebte, ich hebe die Hände —
hörst du: es rauscht …
Welche Gebärde der Einsamen fände
sich nicht von vielen Dingen belauscht?
Hörst du, Geliebte, ich schließe die Lider,
und auch das ist Geräusch bis zu dir.
Hörst du, Geliebte, ich hebe sie wieder …
… aber warum bist du nicht hier.
Der Abdruck meiner kleinsten Bewegung
bleibt in der seidenen Stille sichtbar;
unvernichtbar drückt die geringste Erregung
in den gespannten Vorhang der Ferne sich ein.
Auf meinen Atemzügen heben und senken
die Sterne sich.
Zu meinen Lippen kommen die Düfte zur Tränke,
und ich erkenne die Handgelenke
entfernter Engel.
Nur die ich denke: Dich
seh ich nicht.
THE SILENCE
Listen, love, I lift my hands—
listen: there’s a rustling …
What gesture of those all alone
might not be eavesdropped on by many things?
Listen, love, I close my eyes,
and even that makes sounds to reach you.
Listen, love, I open them …
… but why are you not here?
The imprint of my smallest motion
remains visible in the silken silence;
indestructibly the least excitement
is stamped into the distance’s taut curtain.
On my breathing the stars
rise and set.
At my lips fragrances come to drink,
and I recognize the wrists
of distant angels.
Only her of whom I think: You
I cannot see.
MUSIK
Was spielst du, Knabe? Durch die Gärten gings
wie viele Schritte, flüsternde Befehle.
Was spielst du, Knabe? Siehe deine Seele
verfing sich in den Stäben der Syrinx.
Was lockst du sie? Der Klang ist wie ein Kerker,
darin sie sich versäumt und sich versehnt;
stark ist dein Leben, doch dein Lied ist stärker,
an deine Sehnsucht schluchzend angelehnt. —
Gieb ihr ein Schweigen, daß die Seele leise
heimkehre in das Flutende und Viele,
darin sie lebte, wachsend, weit und weise,
eh du sie zwangst in deine zarten Spiele.
Wie sie schon matter mit den Flügeln schlägt:
so wirst du, Träumer, ihren Flug vergeuden,
daß ihre Schwinge, vom Gesang zersägt,
sie nicht mehr über meine Mauern trägt,
wenn ich sie rufen werde zu den Freuden.
MUSIC
What do you play, boy? It went through the gardens
like many footsteps, like whispering commands.
What do you play, boy? Look, your soul
got caught in the syrinx’s bars.
Why do you lure it? The sound is like a prison
in which it languishes and pines away;
your life is strong, but your song is stronger,
sobbingly propped on your desire.—
Give it a silence, that the soul may lightly
turn home into the flooding and fullness
in which it lived, growing, wise and spacious,
until forced into your tender playing.
How it already beats its wings more faintly:
thus will you, dreamer, waste its flight,
so that its wings, severed by the singing,
will no longer carry it over my walls
when I shall call it to the deep delights.
DIE ENGEL
Sie haben alle müde Münde
und helle Seelen ohne Saum.
Und eine Sehnsucht (wie nach Sünde)
geht ihnen manchmal durch den Traum.
Fast gleichen sie einander alle;
in Gottes Gärten schweigen sie,
wie viele, viele Intervalle
in seiner Macht und Melodie.
Nur wenn sie ihre Flügel breiten,
sind sie die Wecker eines Winds:
als ginge Gott mit seinen weiten
Bildhauerhänden durch die Seiten
im dunklen Buch des Anbeginns.
THE ANGELS
They all have tired mouths
and bright seamless souls.
And a longing (as for sin)
sometimes haunts their dream.
They are almost all alike;
in God’s gardens they keep still,
like many, many intervals
in his might and melody.
Only when they spread their wings
are they wakers of a wind:
as if God with his broad sculptor-
hands leafed through the pages
in the dark book of the beginning.
DER SCHUTZENGEL
Du bist der Vogel, dessen Flügel kamen,
wenn ich erwachte in der Nacht und rief.
Nur mit den Armen rief ich, denn dein Namen
ist wie ein Abgrund, tausend Nächte tief.
Du bist der Schatten, drin ich still entschlief,
und jeden Traum ersinnt in mir dein Samen, —
du bist das Bild, ich aber bin der Rahmen,
der dich ergänzt in glänzendem Relief.
Wie nenn ich dich? Sieh, meine Lippen lahmen.
Du bist der Anfang, der sich groß ergießt,
ich bin das langsame und bange Amen,
das deine Schönheit scheu beschließt.
Du hast mich oft aus dunklem Ruhn gerissen,
wenn mir das Schlafen wie ein Grab erschien
und wie Verlorengehen und Entfliehn, —
da hobst du mich aus Herzensfinsternissen
und wolltest mich auf allen Türmen hissen
wie Scharlachfahnen und wie Draperien.
Du: der von Wundern redet wie vom Wissen
und von den Menschen wie von Melodien
und von den Rosen: von Ereignissen,
die flammend sich in deinem Blick vollziehn, —
du Seliger, wann nennst du einmal Ihn,
aus dessen siebentem und letztem Tage
noch immer Glanz auf deinem Flügelschlage
verloren liegt …
Befiehlst du, daß ich frage?
THE GUARDIAN ANGEL
You are the bird whose wings came
when I wakened in the night and called.
Only with my arms I called, because your name
is like a chasm, a thousand nights deep.
You are the shadows in which I quietly slept,
and your seed devised in me each dream,—
you are the image, but I am the frame
that makes you stand in glittering relief.
What shall I call you? Look, my lips are lame.
You are the beginning that gushes forth,
I am the slow and fearful Amen
that timidly concludes your beauty.
You have often snatched me out of dark rest
when sleep seemed like a grave to me
and like getting lost and fleeing,—
then you raised me out of heart-darknesses
and tried to hoist me onto all towers
like scarlet flags and bunting.
You: who talk of miracles as of common knowledge
and of men and women as of melodies
and of roses: of events
that in your eyes blazingly take place,—
you blessed one, when will you at last name Him
from whose seventh and last day
shards of glory can still be found
on the beating of your wings …
Do I need to ask?
MARTYRINNEN
Martyrin ist sie. Und als harten Falls
mit einem Ruck
das Beil durch ihre kurze Jugend ging,
da legte sich der feine rote Ring
um ihren Hals, und war der erste Schmuck,
den sie mit einem fremden Lächeln nahm;
aber auch den erträgt sie nur mit Scham.
Und wenn sie schläft, muß ihre junge Schwester
(die, kindisch noch, sich mit der Wunde schmückt
von jenem Stein, der ihr die Stirn erdrückt)
die harten Arme um den Hals ihr halten,
und oft im Traume fleht die andre: Fester, fester.
Und da fällt es dem Kinde manchmal ein,
die Stirne mit dem Bild von jenem Stein
zu bergen in des sanften Nachtgewandes Falten,
das von der Schwester Atmen hell sich hebt,
voll wie ein Segel, das vom Winde lebt.
Das ist die Stunde, da sie heilig sind,
die stille Jungfrau und das blasse Kind.
Da sind sie wieder wie vor allem Leide
und schlafen arm und haben keinen Ruhm,
und ihre Seelen sind wie weiße Seide,
und von derselben Sehnsucht beben beide
und fürchten sich vor ihrem Heldentum.
Und du kannst meinen: wenn sie aus den Betten
aufstünden bei dem nächsten Morgenlichte
und, mit demselben träumenden Gesichte,
die Gassen kämen in den kleinen Städten, —
es bliebe keiner hinter ihnen staunen,
kein Fenster klirrte an den Häuserreihn,
und nirgends bei den Frauen ging ein Raunen,
und keines von den Kindern würde schrein.
Sie schritten durch die Stille in den Hemden
(die flachen Falten geben keinen Glanz)
so fremd, und dennoch keinem zum Befremden,
so wie zu Festen, aber ohne Kranz.
MARTYRS
She is a martyr. And when crashing down
with a single jolt
the axe cut through her short youth,
the fine red ring drew itself
around her neck, and was the first jewelry,
which she accepted with a strange smile;
yet which she also only bashfully will bear.
And when she sleeps, her young sister
(who, still a child, is adorned with the wound
from that stone which crushed her brow)
has to hold her stiff arms around her neck,
and often in dream the other pleads: Tighter, tighter.
And then sometimes the child will think
to hide her brow with the image of that stone
in the folds of the fragile nightgown
that from her sister’s breathing brightly rises,
full like a sail that lives on wind.
That is the hour when they are holy,
the silent virgin and the pale child.
Then they are again as before all suffering
and sleep deep sleep and have no glory
and their souls are as white silk,
and from the same longing both tremble
and are frightened by their heroism.
And you can think: when they’ll arise
from their beds at the next light of dawn
and, with the same dreaming faces,
walk down the small cities’ narrow streets,—
no one will stand behind them gawking,
no window will rattle on the housefronts,
and nowhere will the women be whispering,
and none of the small children will shout.
They will step through the stillness in their shirts
(the shallow folds give off no shining)
so strange, and yet to no one’s consternation,
as if to Easter, but with no wreath.
DIE HEILIGE
Das Volk war durstig; also ging das eine
durstlose Mädchen, ging die Steine
um Wasser flehen für ein ganzes Volk.
Doch ohne Zeichen blieb der Zweig der Weide,
und sie ermattete am langen Gehn
und dachte endlich nur, daß einer leide,
(ein kranker Knabe, und sie hatten beide
sich einmal abends ahnend angesehn).
Da neigte sich die junge Weidenrute
in ihren Händen dürstend wie ein Tier:
jetzt ging sie blühend über ihrem Blute,
und rauschend ging ihr Blut tief unter ihr.
THE SAINT
The nation was parched; and so the one
thirstless girl set out, walked to implore stones
to provide water for an entire race.
But the willow branch would give no sign,
and she grew exhausted from the long walking
and thought at last only that one suffered
(a sick boy, and once at evening each
had gazed at the other with foreboding).
Then the young willow rod bent down
in her hands thirsting like a wild beast:
now she went blossoming over her blood,
and her blood went rushing deep beneath her.
KINDHEIT
Da rinnt der Schule lange Angst und Zeit
mit Warten hin, mit lauter dumpfen Dingen.
O Einsamkeit, o schweres Zeitverbringen …
Und dann hinaus: die Straßen sprühn und klingen
und auf den Plätzen die Fontänen springen
und in den Gärten wird die Welt so weit —.
Und durch das alles gehn im kleinen Kleid,
ganz anders als die andern gehn und gingen —:
O wunderliche Zeit, o Zeitverbringen,
o Einsamkeit.
Und in das alles fern hinauszuschauen:
Manner und Frauen; Männer, Männer, Frauen
und Kinder, welche anders sind und bunt;
und da ein Haus und dann und wann ein Hund
und Schrecken lautlos wechselnd mit Vertrauen —:
O Trauer ohne Sinn, o Traum, o Grauen,
o Tiefe ohne Grund.
Und so zu spielen: Ball und Ring und Reifen
in einem Garten, welcher sanft verblaßt,
und manchmal die Erwachsenen zu streifen,
blind und verwildert in des Haschens Hast,
aber am Abend still, mit kleinen steifen
Schritten nachhaus zu gehn, fest angefaßt —:
O immer mehr entweichendes Begreifen,
o Angst, o Last.
Und stundenlang am großen grauen Teiche
mit einem kleinen Segelschiff zu knien;
es zu vergessen, weil noch andre, gleiche
und schönere Segel durch die Ringe ziehn,
und denken müssen an das kleine bleiche
Gesicht, das sinkend aus dem Teiche schien —:
O Kindheit, o entgleitende Vergleiche.
Wohin? Wohin?
CHILDHOOD
School’s long anxiety and time slips past
with waiting, with endless dreary things.
O solitude, O heavy spending on and on of time …
And then outside: the streets flash and ring
and on the squares the fountains leap
and in the gardens all the world grows wide.—
And to go through it in one’s small suit,
so unlike how the others go and used to go—:
O wondrous time, O spending on and on of time,
O solitude.
And to look far off into it all:
men and women; men, more men, women
and then children, who are different and bright;
and here a house and now and then a dog
and soundless terror changing back and forth with trust—:
O sadness without reason, O dream, O dread,
O depth without ground.
And so to play: ball and ring and hoops
in a garden that keeps softly fading,
and to brush sometimes against the grownups
blindly and wildly in the haste of tag,
but at evening quietly, with small stiff
steps to walk back home, your hand firmly held—:
O ever more escaping grasp of things,
O weight, O fear.
And for hours at the huge gray pond
to kneel entranced with a small sailboat;
to forget it, because yet other, similar
and more beautiful sails glide through the circles,
and to have to think about the small pale
face that sinking gazed out of the pond—:
O childhood, O likeness gliding off …
To where? To where?
AUS EINER KINDHEIT
Das Dunkeln war wie Reichtum in dem Raume,
darin der Knabe, sehr verheimlicht, saß.
Und als die Mutter eintrat wie im Traume,
erzitterte im stillen Schrank ein Glas.
Sie fühlte, wie das Zimmer sie verriet,
und küßte ihren Knaben: Bist du hier?…
Dann schauten beide bang nach dem Klavier,
denn manchen Abend hatte sie ein Lied,
darin das Kind sich seltsam tief verfing.
Es saß sehr still. Sein großes Schauen hing
an ihrer Hand, die ganz gebeugt vom Ringe,
als ob sie schwer in Schneewehn ginge,
über die weißen Tasten ging.
FROM A CHILDHOOD
The darkening was like treasures in the room
in which the boy, so deeply hidden, sat.
And when his mother entered as in a dream,
a glass trembled on the silent shelf.
She felt how the room was giving her away,
and kissed her boy: Are you here?…
Then both gazed fearfully toward the piano,
for many an evening she had a song
in which the child got strangely, deeply caught.
He sat stock still. His wide gaze hung
upon her hand, which, all weighed down by the ring,
as if it trudged through deep snowdrifts,
traveled over the white keys.
DER KNABE
Ich möchte einer werden so wie die,
die durch die Nacht mit wilden Pferden fahren,
mit Fackeln, die gleich aufgegangnen Haaren
in ihres Jagens großem Winde wehn.
Vorn möcht ich stehen wie in einem Kahne,
groß und wie eine Fahne aufgerollt.
Dunkel, aber mit einem Helm von Gold,
der unruhig glänzt. Und hinter mir gereiht
zehn Männer aus derselben Dunkelheit
mit Helmen, die, wie meiner, unstät sind,
bald klar wie Glas, bald dunkel, alt und blind.
Und einer steht bei mir und bläst uns Raum
mit der Trompete, welche blitzt und schreit,
und bläst uns eine schwarze Einsamkeit,
durch die wir rasen wie ein rascher Traum:
Die Häuser fallen hinter uns ins Knie,
die Gassen biegen sich uns schief entgegen,
die Plätze weichen aus: wir fassen sie,
und unsre Rosse rauschen wie ein Regen.
THE BOY
I want to become like one of those
who drive through the night with wild horses,
with torches, which like unloosened hair
blow in the great wind of their pursuit.
I want to stand in front as in a skiff,
huge and unfurled like a flag.
Dark, but with a helmet of gold that
gleams restlessly. And lined up behind me
ten men of that same darkness
with helmets that fret as mine does,
now clear as glass, now dark, old, and blind.
And one at my side blasts us space
with his trumpet, which flashes and screams out,
and blasts us a black solitude
through which we race like a rapid dream:
the houses fall to their knees behind us,
the streets slant against us,
the squares try to evade us: we seize them,
and our horses sweep down like rain.
DIE KONFIRMANDEN
(Paris, im Mai 1903)
In weißen Schleiern gehn die Konfirmanden
tief in das neue Grün der Gärten ein.
Sie haben ihre Kindheit überstanden,
und was jetzt kommt, wird anders sein.
O kommt es denn! Beginnt jetzt nicht die Pause,
das Warten auf den nächsten Stundenschlag?
Das Fest ist aus, und es wird laut im Hause,
und trauriger vergeht der Nachmittag …
Das war ein Aufstehn zu dem weißen Kleide
und dann durch Gassen ein geschmücktes Gehn
und eine Kirche, innen kühl wie Seide,
und lange Kerzen waren wie Alleen,
und alle Lichter schienen wie Geschmeide,
von feierlichen Augen angesehn.
Und es war still, als der Gesang begann:
Wie Wolken stieg er in der Wölbung an
und wurde hell im Niederfall; und linder
denn Regen fiel er in die weißen Kinder.
Und wie im Wind bewegte sich ihr Weiß,
und wurde leise bunt in seinen Falten
und schien verborgne Blumen zu enthalten —:
Blumen und Vögel, Sterne und Gestalten
aus einem alten fernen Sagenkreis.
Und draußen war ein Tag aus Blau und Grün
mit einem Ruf von Rot an hellen Stellen.
Der Teich entfernte sich in kleinen Wellen,
und mit dem Winde kam ein fernes Blühn
und sang von Gärten draußen vor der Stadt.
Es war, als ob die Dinge sich bekränzten,
sie standen licht, unendlich leicht besonnt;
ein Fühlen war in jeder Häuserfront,
und viele Fenster gingen auf und glänzten.
THE CONFIRMED
(Paris, May 1903)
In white veils the confirmed enter
deeply into the new green of the garden.
They have survived their childhood,
and what comes now will be something changed.
So let it come! Does not now the interim begin,
the wait for the next striking of the hour?
The festival is gone, and noises fill the house,
and more slowly the afternoon drags by …
That was an arising to the white gown
and then through streets an adorned walking
and a church, cool inside like silk,
and the long candles were like avenues,
and all lights glittered like jewelry
gazed at by festive eyes.
And it was silent when the chant began:
like clouds it rose inside the dome
and grew bright in its descent; and softer
than rain fell into the white children.
And their white fluttered as in the breeze,
and grew lightly colored in its folds
and seemed to hold hidden flowers—:
flowers and birds, stars and strange figures
from an old ring of stories, far away.
And outside was a day of blue and green
with a shout of red at bright places.
The pond kept retreating in small waves,
and with the wind came a distant flowering
and sang of gardens outside at the city’s edge.
It was as if things wreathed themselves,
they stood brightly—infinitely light and calm;
a feeling was in every housefront,
and many windows opened up and shone.
DAS ABENDMAHL
Sie sind versammelt, staunende Verstörte,
um ihn, der wie ein Weiser sich beschließt
und der sich fortnimmt denen er gehörte
und der an ihnen fremd vorüberfließt.
Die alte Einsamkeit kommt über ihn,
die ihn erzog zu seinem tiefen Handeln;
nun wird er wieder durch den Ölwald wandeln,
und die ihn lieben werden vor ihm fliehn.
Er hat sie zu dem letzten Tisch entboten
und (wie ein Schuß die Vögel aus den Schoten
scheucht) scheucht er ihre Hände aus den Broten
mit seinem Wort: sie fliegen zu ihm her;
sie flattern bange durch die Tafelrunde
und suchen einen Ausgang. Aber er
ist überall wie eine Dämmerstunde.
THE LAST SUPPER
They are assembled—astonished, panicked—
around him, who like a sage concludes himself
and who withdraws from those he’s gathered
and who ungraspably flows past them.
The old solitude comes over him,
which reared him for his deep action;
now he will wander through the olive woods again,
and those who love him will flee before him.
He has summoned them to the last meal
and (as a shot scatters birds from the wheat)
he scatters their hands from the loaves
with his word: they fly up to him;
they flap, terrified, all around the table
and seek a way out. But no use: he,
like a twilight hour, is everywhere.
The First Book, PART TWO
INITIALE
Aus unendlichen Sehnsüchten steigen
endliche Taten wie schwache Fontänen,
die sich zeitig und zitternd neigen.
Aber, die sich uns sonst verschweigen,
unsere frölichen Kräfte — zeigen
sich in diesen tanzenden Tränen.
INITIAL
Out of infinite desires rise
finite deeds like weak fountains
that fall back in early trembling arcs.
But those, which otherwise in us
keep hidden, our happy strengths—
they come forth in these dancing tears.
ZUM EINSCHLAFEN ZU SAGEN
Ich möchte jemanden einsingen,
bei jemandem sitzen und sein.
Ich möchte dich wiegen und kleinsingen
und begleiten schlafaus und schlafein.
Ich möchte der Einzige sein im Haus,
der wüßte: die Nacht war kalt.
Und möchte horchen herein und hinaus
in dich, in die Welt, in den Wald.
Die Uhren rufen sich schlagend an,
und man sieht der Zeit auf den Grund.
Und unten geht noch ein fremder Mann
und stört einen fremden Hund.
Dahinter wird Stille. Ich habe groß
die Augen auf dich gelegt;
und sie halten dich sanft und lassen dich los,
wenn ein Ding sich im Dunkel bewegt.
TO SAY BEFORE GOING TO SLEEP
I would like to sing someone to sleep,
to sit beside someone and be there.
I would like to rock you and sing softly
and go with you to and from sleep.
I would like to be the one in the house
who knew: The night was cold.
And I would like to listen in and listen out
into you, into the world, into the woods.
The clocks shout to one another striking,
and one sees to the bottom of time.
And down below one last, strange man walks by
and rouses a strange dog.
And after that comes silence.
I have laid my eyes upon you wide;
and they hold you gently and let you go
when something stirs in the dark.
MENSCHEN BEI NACHT
Die Nächte sind nicht für die Menge gemacht.
Von deinem Nachbar trennt dich die Nacht,
und du sollst ihn nicht suchen trotzdem.
Und machst du nachts deine Stube licht,
um Menschen zu schauen ins Angesicht,
so mußt du bedenken: wem.
Die Menschen sind furchtbar vom Licht entstellt,
das von ihren Gesichtern träuft,
und haben sie nachts sich zusammengesellt,
so schaust du eine wankende Welt
durcheinandergehäuft.
Auf ihren Stirnen hat gelber Schein
alle Gedanken verdrängt,
in ihren Blicken flackert der Wein,
an ihren Händen hängt
die schwere Gebärde, mit der sie sich
bei ihren Gesprächen verstehn;
und dabei sagen sie: Ich und Ich
und meinen: Irgendwen.
HUMAN BEINGS AT NIGHT
The nights are not made for the masses.
Night divides you from your neighbor,
and by no means are you to seek him out.
And if you light up your room at night
in order to look human beings in the face,
then you must ask yourself: whose.
Human beings are horribly warped by the light
that drips from their faces,
and if at night they have gathered together,
then you’ll see a wavering world
all heaped up at random.
On their foreheads yellow glare has
driven out all thought,
in their eyes the wine flickers,
on their hands hangs
the heavy gesture with which they
understand one another in their talks;
and by which they say: I and I
and mean: Anybody.
DER NACHBAR
Fremde Geige, gehst du mir nach?
In wieviel fernen Städten schon sprach
deine einsame Nacht zu meiner?
Spielen dich hunderte? Spielt dich einer?
Giebt es in allen großen Städten
solche, die sich ohne dich
schon in den Flüssen verloren hätten?
Und warum trifft es immer mich?
Warum bin ich immer der Nachbar derer,
die dich bange zwingen zu singen
und zu sagen: Das Leben ist schwerer
als die Schwere von allen Dingen.
THE NEIGHBOR
Strange violin, do you follow me?
In how many distant cities before this
did your lonely night speak to mine?
Do hundreds play you? Does only one?
Are there in all of the great cities
those who without you would have
long since lost themselves in the rivers?
And why does it always reach me?
Why am I always the neighbor of those
who force you from fear to sing
and to say out loud: life is heavier
than the weight of all things.
PONT DU CARROUSEL
Der blinde Mann, der auf der Brücke steht,
grau wie ein Markstein namenloser Reiche,
er ist vielleicht das Ding, das immer gleiche,
um das von fern die Sternenstunde geht,
und der Gestirne stiller Mittelpunkt.
Denn alles um ihn irrt und rinnt und prunkt.
Er ist der unbewegliche Gerechte,
in viele wirre Wege hingestellt;
der dunkle Eingang in die Unterwelt
bei einem oberflächlichen Geschlechte.
PONT DU CARROUSEL
The blind man who stands on the bridge,
gray like a boundary stone of nameless kingdoms,
he is perhaps the thing, ever unchanging,
around which the far-off stellar hours move,
and the constellations’ still midpoint.
For everything around him strays and struts and runs.
He is the immovable upright one
set down in many tangled paths;
the dark entrance to the underworld
amid a surface-dwelling race.
DER EINSAME
Wie einer, der auf fremden Meeren fuhr,
so bin ich bei den ewig Einheimischen;
die vollen Tage stehn auf ihren Tischen,
mir aber ist die Ferne voll Figur.
In mein Gesicht reicht eine Welt herein,
die vielleicht unbewohnt ist wie ein Mond,
sie aber lassen kein Gefühl allein,
und alle ihre Worte sind bewohnt.
Die Dinge, die ich weither mit mir nahm,
sehn selten aus, gehalten an das Ihre —:
in ihrer großen Heimat sind sie Tiere,
hier halten sie den Atem an vor Scham.
THE SOLITARY
Like one who’s voyaged over foreign oceans
am I among these eternally at home;
the full days stand dumbly on their tables,
but to me the far-off is full of dream.
Deep inside my face a world reaches,
which perhaps is uninhabited like a moon;
but they leave no feeling to itself,
and all their words have long been lived in.
The things I brought with me from far away
appear outlandish, compared to theirs—:
in their great homeland they were wild animals,
here they hold their breath out of shame.
DIE ASCHANTI
(Jardin d’Acclimatation)
Keine Vision von fremden Ländern,
kein Gefühl von braunen Frauen, die
tanzen aus den fallenden Gewändern.
Keine wilde fremde Melodie.
Keine Lieder, die vom Blute stammten,
und kein Blut, das aus den Tiefen schrie.
Keine braunen Mädchen, die sich samten
breiteten in Tropenmüdigkeit;
keine Augen, die wie Waffen flammten,
und die Munde zum Gelächter breit.
Und ein wunderliches Sich-verstehen
mit der hellen Menschen Eitelkeit.
Und mir war so bange hinzusehen.
O wie sind die Tiere so viel treuer,
die in Gittern auf und niedergehn,
ohne Eintracht mit dem Treiben neuer
fremder Dinge, die sie nicht verstehn;
und sie brennen wie ein stilles Feuer
leise aus und sinken in sich ein,
teilnahmslos dem neuen Abenteuer
und mit ihrem großen Blut allein.
THE ASHANTI
(Jardin d’Acclimatation)
No vision of far-off countries,
no feeling of brown women who
dance out of their falling garments.
No wild unheard-of melodies.
No songs which issued from the blood,
and no blood which screamed out from the depths.
No brown girls who stretched out
velvetly in tropical exhaustion;
no eyes which blazed like weapons,
and the mouth broad with laughter.
And a bizarre agreement
with the light-skinned humans’ vanity.
And it made me shudder seeing that.
O how much truer are the animals
that pace up and down in steel grids,
unrelated to the antics of the new
alien things which they don’t understand;
and they burn like a silent fire
softly out and subside into themselves,
indifferent to the new adventure
and with their fierce instincts all alone.
DER LETZTE
Ich habe kein Vaterhaus,
und habe auch keines verloren;
meine Mutter hat mich in die Welt hinaus
geboren.
Da steh ich nun in der Welt und geh
in die Welt immer tiefer hinein,
und habe mein Glück und habe mein Weh
und habe jedes allein.
Und bin doch manch eines Erbe.
Mit drei Zweigen hat mein Geschlecht geblüht
auf sieben Schlössern im Wald,
und wurde seines Wappens müd
und war schon viel zu alt; —
und was sie mir ließen und was ich erwerbe
zum alten Besitze, ist heimatlos.
In meinen Händen, in meinem Schooß
muß ich es halten, bis ich sterbe.
Denn was ich fortstelle,
hinein in die Welt,
fällt,
ist wie auf eine Welle
gestellt.
THE LAST OF HIS LINE
I have no paternal house,
nor have I lost one;
my mother birthed me out
into the world.
Here I stand now in the world and go
ever deeper into the world
and have my happiness and have my woe
and have each one alone.
And yet to many a man am heir.
My family blossomed with three branches
on seven castles in the woods,
and grew weary of its coat of arms
and was already far too old;—
and what they left me and what I gained
of ancient ownership, is homeless.
In my hands, in my loins
I have to hold it all, until I die.
Since whatever I put away
out into the world
falls,
it is as if set down
upon a wave.
BANGNIS
Im welken Walde ist ein Vogelruf,
der sinnlos scheint in diesem welken Walde.
Und dennoch ruht der runde Vogelruf
in dieser Weile, die ihn schuf,
breit wie ein Himmel auf dem welken Walde.
Gefügig räumt sich alles in den Schrei:
Das ganze Land scheint lautlos drin zu liegen,
der große Wind scheint sich hineinzuschmiegen,
und die Minute, welche weiter will,
ist bleich und still, als ob sie Dinge wüßte,
an denen jeder sterben müßte,
aus ihm herausgestiegen.
APPREHENSION
In the faded forest there is a birdcall
which seems meaningless in this faded forest.
And yet the rounded birdcall rests
in this interim that shaped it,
wide as a sky upon the faded forest.
Pliantly everything makes room in the cry:
The whole land seems to lie in it soundlessly,
the great wind seems to nestle up inside,
and the moment, which wants to go on,
has, pale and silent, as if it knew things
for which anyone would have to die,
risen out of it.
KLAGE
O wie ist alles fern
und lange vergangen.
Ich glaube, der Stern,
von welchem ich Glanz empfange,
ist seit Jahrtausenden tot.
Ich glaube, im Boot,
das vorüberfuhr,
hörte ich etwas Banges sagen.
Im Hause hat eine Uhr
geschlagen …
In welchem Haus?…
Ich möchte aus meinem Herzen hinaus
unter den großen Himmel treten.
Ich möchte beten.
Und einer von allen Sternen
müßte wirklich noch sein.
Ich glaube, ich wüßte,
welcher allein
gedauert hat, —
welcher wie eine weiße Stadt
am Ende des Strahls in den Himmeln steht …
LAMENT
How everything is far away
and long deceased.
I think now, that the star
whose brightness reached me
has been dead for a thousand years.
I think now, that in the boat
which slipped past
I heard something fearful being said.
Inside the house a clock
just struck …
Inside what house?…
I would like to step out of my heart’s door
and be under the great sky.
I would like to pray.
And surely one of all those stars
must still exist.
I think now, that I know
which one alone
has lasted,—
which one like a white city
stands at its light’s end in the sky …
EINSAMKEIT
Die Einsamkeit ist wie ein Regen.
Sie steigt vom Meer den Abenden entgegen;
von Ebenen, die fern sind und entlegen,
geht sie zum Himmel, der sie immer hat.
Und erst vom Himmel fällt sie auf die Stadt.
Regnet hernieder in den Zwitterstunden,
wenn sich nach Morgen wenden alle Gassen
und wenn die Lieber, welche nichts gefunden,
enttäuscht und traurig von einander lassen;
und wenn die Menschen, die einander hassen,
in einem Bett zusammen schlafen müssen:
dann geht die Einsamkeit mit den Flüssen …
SOLITUDE
Solitude is like a rain.
It rises from the sea toward evening;
from plains, which are distant and remote,
it goes to the sky, which always has it.
And only then it falls from the sky on the city.
It rains down in the in-between hours,
when all the crooked streets turn toward morning,
and when the bodies, which found nothing,
leave each other feeling sad and disappointed;
and when the people, who hate each other,
have to sleep together in one bed:
then solitude flows with the rivers …
HERBSTTAG
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
AUTUMN DAY
Lord: it is time. The summer was immense.
Lay your shadows on the sundials,
and on the meadows let the winds go free.
Command the last fruits to be full;
give them just two more southern days,
urge them on to completion and chase
the last sweetness into the heavy wine.
Who has no house now, will never build one.
Who is alone now, will long remain so,
will stay awake, read, write long letters
and will wander restlessly up and down
the tree-lined streets, when the leaves are drifting.
ERINNERUNG
Und du wartest, erwartest das Eine,
das dein Leben unendlich vermehrt;
das Mächtige, Ungemeine,
das Erwachen der Steine,
Tiefen, dir zugekehrt.
Es dämmern im Bücherständer
die Bände in Gold und Braun;
und du denkst an durchfahrene Länder,
an Bilder, an die Gewänder
wiederverlorener Fraun.
Und da weißt du auf einmal: das war es.
Du erhebst dich, und vor dir steht
eines vergangenen Jahres
Angst und Gestalt und Gebet.
MEMORY
And you wait, await the one thing
that will infinitely increase your life;
the gigantic, the stupendous,
the awakening of stones,
depths turned round toward you.
The volumes in brown and gold
flicker dimly on the bookshelves;
and you think of lands traveled through,
of paintings, of the garments
of women found and lost.
And then all at once you know: that was it.
You rise, and there stands before you
the fear and prayer and shape
of a vanished year.
ENDE DES HERBSTES
Ich sehe seit einer Zeit,
wie alles sich verwandelt.
Etwas steht auf und handelt
und tötet und tut Leid.
Von Mal zu Mal sind all
die Gärten nicht dieselben;
von den gilbenden zu der gelben
langsamen Verfall:
wie war der Weg mir weit.
Jetzt bin ich bei den leeren
und schaue durch alle Alleen.
Fast bis zu den fernen Meeren
kann ich den ernsten schweren
verwehrenden Himmel sehn.
END OF AUTUMN
I have seen for some time
how everything is changing.
Something rises and acts
and kills and causes grief.
From one time to the next
all the gardens now are not the same;
from the yellowing to the
golden slow decay;
how long that path has been.
Now I stand amid emptiness
and gaze down all avenues.
Almost to the distant oceans
I can see the solemn ponderous
relentlessly denying sky.
HERBST
Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.
Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.
AUTUMN
The leaves are falling, falling as if from far off,
as if in the heavens distant gardens withered;
they fall with gestures that say “no.”
And in the nights the heavy earth falls
from all the stars into aloneness.
We are all falling. This hand is falling.
And look at the others: it is in them all.
And yet there is One who holds this falling
with infinite softness in his hands.
AM RANDE DER NACHT
Meine Stube und diese Weite,
wach über nachtendem Land, —
ist Eines. Ich bin eine Saite,
über rauschende breite
Resonanzen gespannt.
Die Dinge sind Geigenleiber,
von murrendem Dunkel voll;
drin träumt das Weinen der Weiber,
drin rührt sich im Schlafe der Groll
ganzer Geschlechter …
Ich soll
silbern erzittern: dann wird
Alles unter mir leben,
und was in den Dingen irrt,
wird nach dem Lichte streben,
das von meinem tanzenden Tone,
um welchen der Himmel wellt,
durch schmale, schmachtende Spalten
in die alten
Abgründe ohne
Ende fällt …
ON THE EDGE OF NIGHT
My room and this vastness,
awake over the darkening land,—
are one. I am a string,
stretched tightly over wide
raging resonances.
Things are violin-bodies
full of murmuring darkness:
in it dreams the weeping of women,
in it the grudge of whole
generations stirs in its sleep …
I shall vibrate
like silver; then everything
beneath me will live,
and whatever wanders lost in things
will strive toward the light
that from my dancing tone—
around which the heavens pulse—
through thin, pining rifts
into the old
abysses endlessly
falls …
GEBET
Nacht, stille Nacht, in die verwoben sind
ganz weiße Dinge, rote, bunte Dinge,
verstreute Farben, die erhoben sind
zu Einem Dunkel Einer Stille, — bringe
doch mich auch in Beziehung zu dem Vielen,
das du erwirbst und überredest. Spielen
denn meine Sinne noch zu sehr mit Licht?
Würde sich denn mein Angesicht
noch immer störend von den Gegenständen
abheben? Urteile nach meinen Händen:
Liegen sie nicht wie Werkzeug da und Ding?
Ist nicht der Ring selbst schlicht
an meiner Hand, und liegt das Licht
nicht ganz so, voll Vertrauen, über ihnen, —
als ob sie Wege wären, die, beschienen,
nicht anders sich verzweigen, als im Dunkel? ..
PRAYER
Night, still night, into which are woven
purely white things, red, brightly mottled things,
scattered colors, which are raised up
into One Darkness’s One Stillness,—include me
also in the weft of that rich manifold
which you acquire and persuade. Do my senses
really still play too much with light?
Shall my face not forever stand out
as a disturbance in the world of
objects? Judge by my hands:
Do they not lie there like tool and thing?
Is not the ring itself simply
on my hand, and does not the light
lie exactly so, full of trust, over them,—
as if they were paths, which, brightly lit,
do not branch differently in darkness?…
FORTSCHRITT
Und wieder rauscht mein tiefes Leben lauter,
als ob es jetzt in breitern Ufern ginge.
Immer verwandter werden mir die Dinge
und alle Bilder immer angeschauter.
Dem Namenlosen fühl ich mich vertrauter:
Mit meinen Sinnen, wie mit Vögeln, reiche
ich in die windigen Himmel aus der Eiche,
und in den abgebrochnen Tag der Teiche
sinkt, wie auf Fischen stehend, mein Gefühl.
PROGRESS
And again my inmost life rushes louder,
as if it moved now between steeper banks.
Objects become ever more related to me,
and all pictures ever more perused.
I feel myself more trusting in the nameless:
with my senses, as with birds, I reach
into the windy heavens from the oak,
and into the small ponds’ broken-off day
my feeling sinks, as if it stood on fishes.
VORGEFÜHL
Ich bin wie eine Fahne von Fernen umgeben.
Ich ahne die Winde, die kommen, und muß sie leben,
während die Dinge unten sich noch nicht rühren:
die Türen schließen noch sanft, und in den Kaminen ist Stille;
die Fenster zittern noch nicht, und der Staub ist noch schwer.
Da weiß ich die Stürme schon und bin erregt wie das Meer.
Und breite mich aus und falle in mich hinein
und werfe mich ab und bin ganz allein
in dem großen Sturm.
PRESENTIMENT
I am like a flag surrounded by distances.
I sense the winds that are coming, and must live them,
while the things down below don’t yet stir:
the doors still close softly, and in the chimneys there’s silence;
the windows don’t tremble yet, and the dust is still calm.
Then I know the storms already and grow embroiled like the sea.
And spread myself out and plunge deep inside myself
and cast myself off and am entirely alone
in the great storm.
STURM
Wenn die Wolken, von Stürmen geschlagen,
jagen:
Himmel von hundert Tagen
über einem einzigen Tag —:
Dann fühl ich dich, Hetman, von fern
(der du deine Kosaken gern
zu dem größesten Herrn
führen wolltest).
Deinen waagrechten Nacken
fühl ich, Mazeppa.
Dann bin auch ich an das rasende Rennen
eines rauchenden Rückens gebunden;
alle Dinge sind mir verschwunden,
nur die Himmel kann ich erkennen:
Überdunkelt und überschienen
lieg ich flach unter ihnen,
wie Ebenen liegen;
meine Augen sind offen wie Teiche,
und in ihnen flüchtet das gleiche
Fliegen.
STORM
When the clouds, driven by storms,
stampede:
skies of a hundred daytimes
above a single day—:
Then I feel you, hetman, from afar
(you, who would gladly lead
your cossacks over
to the strongest lord).
Your neck level with the ground
I feel, Mazeppa.
Then I too am bound to the wild-eyed
racing of a smoking back;
all things have disappeared from me,
I can only recognize the sky:
Blanketed by darkness and bathed by light
I lie flat beneath it
the way plains lie;
my eyes are open like ponds,
and the same flying
flees in them …
ABEND IN SKÅNE
Der Park ist hoch.
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