Senator. Ich kan nicht anders denken; er hat mir eine ernstliche Einladung zugesandt, die ich wegen vieler nothwendiger Geschäfte gerne abgelehnt hätte; allein, er hat mich so anhaltend bitten lassen, daß ich kommen mußte.

2. Senator.
Ich befand mich in gleichen Umständen, allein er wollte keine
Entschuldigung gelten lassen. Es ist mir leid, daß ich nicht
versehen war, wie er um Geld zu mir schikte.

1. Senator. Es verdrießt mich für meinen Theil nicht weniger, da ich nun merke, wie die Sachen stehen.

2. Senator. Es ist keiner hier, dem es nicht eben so ist, wie uns. Wie viel wollt' er von euch entlehnen?

1. Senator. Fünfzig Talente.

2. Senator. Fünfzig Talente?

1. Senator. Wie viel von euch?

2. Senator. Er schikte zu mir—Hier kommt er. (Timon tritt mit seinem Gefolg auf.)

Timon.
Von Herzen willkommen, meine Herren beyderseits—und wie steht es?

1. Senator. Aufs allerbeste, da wir gute Zeitungen von Eu. Gnaden hören.

2. Senator. Die Schwalbe folgt dem Sommer nicht williger, als wir Eu. Gnaden.

Timon (bey Seite.) Und verläßt den Winter nicht lieber; solche Sommer-Vögel sind die Menschen—Meine Herren, unsre Mahlzeit wird nicht werth seyn, daß wir so lange drauf warten; Tractirt indessen eure Ohren mit der Musik, wenn Trompeten-Schall nicht eine zu harte Speise für sie ist; wir werden uns gleich sezen können.

1. Senator. Ich hoffe Euer Gnaden werde keinen Unwillen gefaßt haben, daß ich euch einen leeren Boten zurükgeschikt habe.

Timon.
O mein Herr, laßt euch das nicht beunruhigen.

2. Senator. Mein edler Lord—

Timon.
Ah, mein guter Freund, wie gehts?

(Das Essen wird aufgetragen.)

2. Senator. Mein hochgeehrtester Herr, ich bin ganz krank vor Schaam, daß ich so ein unglüklicher Bettler war, als Euer Gnaden neulich zu mir schikte.

Timon.
Denkt nicht an das, mein Herr.

2.