Erst ward eine Untersuchung über die Aufführung der Mägde im Hause angestellt, die aber Jungfer Wilkins alle für unschuldig erklärte, und zwar nicht ohne gute Gründe; denn sie selbst hatte sie ausgesucht, und, nebenher gesagt, möchte es vielleicht sehr schwer gewesen sein, ein solches zweites Nest von Vogelscheuchen zusammenzubringen.
Der nächste Schritt war, unter den Kirchspielkindern ein Examen anzustellen, und dieses ward Jungfer Wilkins aufgetragen, welche dies Examen besten Fleißes anstellen und des Nachmittags ihren Bericht erstatten sollte.
Nachdem die Sachen solchergestalt eingeleitet waren, begab sich Alwerth nach seiner Schreibstube, wie's seine Gewohnheit war, und ließ das Kind bei seiner Schwester, welche, auf sein Verlangen, es über sich genommen hatte, dafür zu sorgen.
Fünftes Kapitel.
Enthält einige wenige Alltagsmaterien, nebst einer sehr seltenen Beobachtung darüber.
Als ihr Herr das Zimmer verlassen hatte, sagte Jungfer Wilkins keine Silbe und erwartete, daß Fräulein Brigitte ihr Stichwort brächte; denn auf das, was in Gegenwart ihres Herrn gesagt worden, baute kluge Hausjungfer nicht das geringste, weil sie oft erfahren hatte, daß die Gesinnung des Fräuleins in Gegenwart ihres Bruders gewaltig von demjenigen verschieden gewesen, was sie in seiner Abwesenheit hatte verlauten lassen. Fräulein Brittjen ließ sie indessen nicht lange in dieser zweifelhaften Lage schwanken; denn, nachdem sie einige Zeit das Kind, so wie es schlafend auf Jungfer Deborahs Schoße lag, ernsthaft angesehen hatte, konnte sich das gutmütige Fräulein nicht enthalten ihm einen herzlichen Kuß zu geben, und zugleich zu beteuren, sie habe ein außerordentliches Wohlgefallen an seiner Schönheit und Unschuld. Jungfer Deborah merkte dies nicht so bald, als sie mit ebenso warmem Entzücken zu küssen und zu drücken begann, wie wohl zuweilen eine Braut, in den Jahren des Verstandes, bei ihrem jugendlichen, flinken Bräutigam anwandelt, und rief dabei mit kreischender Stimme: »O das teure, liebe Kindchen! das teure, süße, scharmante Knäbchen! Ja, das muß wahr sein, e'n so feines Bübchen ist's, als ihn nur ein Bildhauer malen kann.«
Diese Ausrufungen dauerten fort, bis sie vom Fräulein unterbrochen wurden, welche jetzt zur Ausführung des Auftrages schritt, den sie von ihrem Bruder erhalten hatte, und Befehl gab, alles Benötigte für das Kind zu besorgen, und ein sehr gutes Zimmer im Hause zur Kinderstube anwies. Ihre Verordnungen waren wirklich so mildgebig, daß sie nicht mehr hätte thun können, wär's auch ihr eigenes Kind gewesen. Doch, damit die tugendsamen Leserinnen sie nicht verdammen mögen, als habe sie die Sorgfalt für ein schandgebornes Kind zu weit getrieben, mit welchem Barmherzigkeit zu haben die Gesetze für Religionslosigkeit erklären: so halten wir es für schicklich, anzumerken, daß sie das Ganze mit folgenden Worten beschloß: »Weil es einmal so ihres Bruders Grille wäre, die Krabbe als sein eignes Kind zu halten, so müßte man das junge Herrchen ja wohl mit großer Zärtlichkeit behandeln; sie für ihr Teil könne nicht umhin, zu glauben, man gäbe dadurch der Liederlichkeit Vorschub; sie kenne den Steifsinn des Mannes aber zu gut, um sich seinen lächerlichen Einfällen zu widersetzen.«
Mit Betrachtungen dieses Schlages begleitete sie, wie wir bereits zu verstehen gegeben haben, jede nachgiebige Handlung gegen ihres Bruders Neigungen; und sicherlich konnte nichts mehr beitragen, das Verdienst ihrer Gefälligkeit zu erhöhen, als eine Erklärung, daß sie die Thorheit und Widersinnigkeit dieser Neigungen recht gut einsähe, denen sie sich unterwürfe. Schweigender Gehorsam zeigt keine Gewalt über den Willen, und kann eben daher leicht sein und ohne Kampf geleistet werden; wenn aber eine Ehefrau, ein Kind, eine Verwandte, ein Freund oder eine Freundin das, was wir begehren, mit Murren, mit Widerwillen, mit Aeußerungen von Mißvergnügen und Willenszwang verrichten, so muß die offenbare Schwierigkeit, womit sie ringen, den Wert ihrer Gefälligkeit um vieles erhöhen.
Und dies ist eine von den tiefen Beobachtungen, wozu, weil man sehr wenigen Lesern die Fähigkeit, sie für sich selbst zu machen, zutrauen darf, ich ihnen meinen Beistand zu leihen für gut befunden habe; indessen ist dies ein Liebesdienst, auf welchen man im Fortgange dieses Werkes sich nur sehr selten Rechnung machen darf. In der That werde ich dem Leser selten oder niemals diese Willfährigkeit erzeigen, es sei denn in solchen Fällen, wie dieser, wo nichts Geringeres, als die Inspiration, womit wir Schriftsteller begabt sind, unumgänglich nötig ist, um auf die wahre Entdeckung zu kommen.
Sechstes Kapitel.
Jungfer Deborah wird mit einem Gleichnis im Kirchspiele aufgeführt. Eine kurze Nachricht von Hannchen Jones und den Schwierigkeiten, welche junge Frauenzimmer von dem Streben nach Gelehrsamkeit abschrecken können.
Wie Jungfer Deborah mit der Einrichtung fürs Kind nach dem Willen ihres Herrn fertig war, schickte sie sich an, diejenigen Wohnungen zu besuchen, welche, nach aller Vermutung, seine Mutter verborgen hielten.
So, wenn der Habicht, der furchtbare Satrape, von der gefiederten Schar in ferner Höhe schwebend und über ihren Häuptern unglückdrohend entdeckt wird; die liebegirrende Taube, und jeder kleine unschuldige Vogel weit umher die Gefahr verkündigt und jeder zitternd zu seinem Schutzort flieht: Er schlägt mit stolzen Schwingen die Luft, sich selbst bewußt seiner hohen Würde, und sinnt auf zu verbreitendes Weh:
So flogen zitternd in ihre Häuser alle Bewohner des Orts, als Jungfer Deborah Ankunft auf den Gassen verkündet ward. Jede Matrone war voll Angst, der Besuch möchte ihr selbst zum Lose fallen. Hoch trägt sie ihr türmend Haupt, angefüllt mit Gedanken über ihre eignen Vorzugsrechte, und mit Entwürfen, wie sie sie bewirken will, die beabsichtigte Entdeckung.
Der scharfsichtige Leser beliebe wegen dieses Gleichnisses nicht sich einzubilden, als habe das arme Volk die geringste Ahnung von dem Vorsatze gehabt, mit welchem Jungfer Deborah jetzt zu ihnen kam; da aber die große Schönheit des Gleichnisses die nächsten hundert Jahre vielleicht schlafen möchte, bis ein künftiger Kommentator dies Werk einmal unter seine antiquarische Feder nimmt: so finde ich für gut, dem Leser an dieser Stelle ein wenig zu Hilfe zu kommen.
Mein Vorsatz also ist, anzudeuten, daß so, wie es in der Natur des Habichts liegt, kleine Vögel zu fressen, es in der Natur solcher Personen, als Jungfer Deborah Wilkins, liegt, geringere Leute zu mißhandeln und zu tyrannisieren. Hierin liegen die eigentlichen Mittel, durch welche sie sich wegen der kriechenden, sklavischen Gefälligkeit gegen Vornehmere schadlos zu halten suchen; denn nichts kann billiger sein, als daß Sklaven und Schmeichler von jedem Geringern eben den Tribut eintreiben, welchen sie selbst jedem Vornehmern zollen.
So oft Jungfer Deborah Anlaß gehabt, gegen Fräulein Brigitte eine außerordentliche Unterwürfigkeit zu üben, und dadurch ihre natürliche Gemütsart ein wenig mehr versäuret hatte, so oft hatte sie die Gewohnheit, unter diese Leute zu gehen, um ihr Gemüt dadurch wieder zu klären, daß sie gleichsam seine Hefen abbrausen ließ und die Unreinigkeiten wegpurgierte; aus welcher Ursache sie dann ganz und gar kein willkommener Besuch war. Mit kurzem die Wahrheit zu sagen, sie ward durchgehends gehaßt und von allen gefürchtet.
Bei ihrer Ankunft in diesem Orte ging sie gradenweges nach der Wohnung einer ältlichen Matrone; diese, weil sie das Glück hatte, ihr im Punkte der Anmutigkeit ihrer Person sowohl, als am Alter zu ähneln, war von jeher in größern Gunsten bei ihr gestanden, als alle übrigen. Dieser Matrone teilte sie das mit, was sich begeben hatte, nebst der Absicht, in welcher sie diesen Morgen hergekommen war. Beide machten sich sogleich darüber her, die Konduitenlisten aller jungen Mädchen des Orts zu untersuchen, und hefteten endlich ihren stärksten Verdacht auf eine gewisse Hanna Jones, welche nach beider einstimmigen Meinung die wahrscheinlichste Person wäre, die die That begangen haben müßte.
Dieses Hannchen Jones war eben kein hübsches Mädchen, weder von Gesicht noch von Wuchs. Die Natur hatte aber diesen Mangel an Schönheit einigermaßen durch etwas ersetzt, welches gewöhnlich von solchen Damen, deren Urteil mit den Jahren zur völligen Reife gediehen ist, noch höher geschätzt wird; denn sie hatte ihr ein ungemeines Maß von Verstand geschenkt. Diese Bescherung hatte Hannchen um ein Großes durch Gelahrtheit erhöhet. Sie hatte verschiedene Jahre als Magd bei einem Schulmeister gedient, der, weil er an dem Mädchen eine große Lebhaftigkeit des Geistes und eine außerordentliche Lernbegierde entdeckt, (denn jede müßige Stunde fand man sie in den Schulbüchern lesen), die Gutheit oder Narrheit, wie es der Leser belieben will zu nennen, gehabt hatte, ihr insoweit Unterricht zu geben, daß sie eine ziemliche Fertigkeit in der lateinischen Sprache gewann, und vielleicht ebenso gelehrt war, als die meisten jungen Herrn vom Adel unserer Zeit. Dieser Vorzug war aber, wie fast alle von einer außerordentlichen Gattung, von einigen kleinen Unbequemlichkeiten begleitet. Denn, wie es nicht zu verwundern ist, daß ein so gelehrtes junges Frauenzimmer wenig Gefallen an der Gesellschaft solcher Personen finde, welche das Glück ihr zwar gleich, die Erziehung aber so weit unter sie herabgesetzt hat: so darf es auf der andern Seite auch eben nicht sehr befremden, daß dieser Vorzug an Hannchen, zusammengenommen mit dem Betragen, welches seine gewisse Folge ist, bei andern eine Art von Neid und Mißgunst erweckte; und diese hatten vielleicht schon in den Busen ihrer Nachbarinnen die ganze Zeit über heimlich gelodert, da sie aus dem Dienste gegangen war.
Ihr Neid brach indessen nicht eher öffentlich aus, bis das arme Hannchen, zu jedermanns Erstaunen und zum Aerger aller jungen Weibsbilder dieser Gegend, an einem Sonntage öffentlich in einem seidenen Kleide, einem spitzen Kopfzeuge und andern dazu paßlichen Sachen Parade machte.
Die Flamme, welche vorher nur unter der Asche geglimmt hatte, brach nun aus; Hannchen hatte durch ihre Gelehrsamkeit ihre Eitelkeit vergrößert, und doch war keine von ihren Nachbarinnen so gütig, ihr die Ehrerweisung zur Nahrung zu bringen, die sie zu verlangen schien; und nun gewann sie durch ihr Staatmachen anstatt Respekt und Verehrung nichts anders als Haß und Mißhandlung. Das ganze Kirchspiel war der festen Meinung, solche Dinge könnte sie mit Ehren nicht haben; und Eltern, anstatt ihren Töchtern eben solche Sachen zu wünschen, wünschten sich selbst Glück, daß ihre Kinder so etwas nicht hätten.
Daher kam es vielleicht, daß die gute Frau den Namen des armen Mädchens der Jungfer Wilkins gleich zuerst nannte; es zeigte sich aber auch noch ein anderer Umstand, der die letzte in ihrem Argwohn bestärkte, denn Hannchen war seit kurzem sehr oft auf Junker Alwerths Hofe gewesen. Sie hatte dem Fräulein Brittjen in einer Unpäßlichkeit als Krankenwärterin gedient und hatte manche Nacht bei und mit ihr gewacht; und überdem noch hatte sie Jungfer Wilkins selbst noch genau am Tage der Heimkunft des Herrn Alwerth dort gesehen; obgleich diese scharfsichtige Haushälterin, was diesen Punkt anbelangte, anfangs gar keinen Verdacht auf sie gehabt hatte. »Denn,« wie sie selbst sagte, »sie hätte die Hanna beständig für 'n sehr eingezogenes Mädchen gehalten (ob sie gleich im Grunde wenig mit ihr zu schaffen gehabt hätte), und wäre mit ihr'm Verdachte viel eher auf eine von den andern Bankmagdalenen verfallen, die sich ich weiß nicht was dünken, weil sie sich, ei seht mir doch! für schön halten.«
Hannchen ward nun vorgefordert, vor der Jungfer Deborah coram zu erscheinen, welcher Einladung sie denn augenblicklich gehorsamte. Jungfer Deborah setzte sich denn da in die feierliche Ernsthaftigkeit eines Richters und begann mit etwas mehr als gewöhnlicher Richterstrenge ihre Anrede mit folgenden Worten: »Ihr verwegenes Mensch«, womit sie denn viel eher ein Urteil über den Gefangenen zu sprechen, als seine Anklage vorzubringen schien.
Obgleich Jungfer Deborah, aus den Ursachen, die der Leser bereits oben gesehen hat, von dem Verbrechen der armen Hannah hinlänglich überzeugt war, so war's doch möglich, daß Herr Alwerth zu ihrer Ueberführung triftigere Beweise für nötig erachtet haben möchte; aber Hannchen ersparte ihren Anklägern alle dergleichen Mühe dadurch, daß sie die That, deren sie angeklagt ward, ganz freiwillig bekannte.
Dies Bekenntnis, obgleich es allem menschlichen Anscheine nach mit Ausdrücken der Reue gethan wurde, erweichte doch die Jungfer Wilkins nicht im geringsten; denn sie sprach ein zweites Urteil gegen sie in einer noch schimpflichern Rede als vorher; auch ging's dem armen Mädchen nicht besser mit allen Umherstehenden, deren Anzahl nach und nach sehr groß geworden war. Viele von ihnen riefen aus: »Sie hätten's wohl gedacht, worauf es mit dem seidenen Kleide der Dame hinauslaufen würde!« Andere sprachen sehr beißend über ihre Gelehrsamkeit. Nicht ein einziges weibliches Geschöpf war zugegen, das nicht auf eine oder die andere Art seinen Abscheu an der armen Hannah ausgedrückt hätte, welche alles ganz geduldig ertrug, ausgenommen die Bosheit eines Weibes, welche sich über ihre Person lustig machte und mit zurückgeworfener Nase sagte: »Nun wahrhaftig, den Mann mußte auch der Hunger sehr plagen, der für solch einen Bissen ein seidenes Kleid geben konnte.« Dieser antwortete Hannchen mit einer Bitterkeit, die eine kluge Person befremdet haben könnte, welche wahrgenommen hätte, mit welcher Gelassenheit Hannchen alle Beschimpfungen ihrer Keuschheit ertrug. Aber vielleicht hatte man ihre Geduld ermüdet, denn dies ist eine Tugend, die man durch Uebung leichter erschöpft als andere.
Nachdem Jungfer Deborah in ihren Verrichtungen glücklicher gewesen als sie hoffen konnte, kehrte sie mit vielem Triumph zurück und erstattete zu der bestimmten Stunde dem Herrn Alwerth einen getreuen Bericht, welcher dann über die Erzählung sehr verwundert ward; denn ihm waren die außerordentlichen Fähigkeiten und der ausgebildete Verstand des Mädchens bekannt geworden, die er deswegen willens gewesen an einen benachbarten Pfarrer zu verheiraten, indem er ihn mit einer besseren Stelle versorgt hätte. Sein Bedauern war also bei dieser Gelegenheit ebenso groß als das Vergnügen, welches Jungfer Wilkins bezeigte und das auch manchem Leser weit vernünftiger scheinen mag.
Fräulein Brigitta kreuzigte und segnete sich, indem sie sich vernehmen ließ: »hinfüro wollte sie von keiner Weibsperson mehr eine vorteilhafte Meinung hegen!« Denn Hannchen hatte gleichfalls das Glück gehabt, bei ihr sehr in Gnaden zu stehen.
Die kluge Hausjungfer ward abermals fortgeschickt, die unglückliche Sünderin dem Herrn Alwerth vorzuführen, um nicht sowohl wie einige hofften und alle erwarteten, nach einem Werk- oder Zuchthause geschickt zu werden, als um einige heilsame Verweise und Ermahnungen zu empfangen, welche diejenigen, die eine solche Art von lehrreichen schriftlichen Aufsätzen lieben, im nächsten Kapitel lesen können.
Siebentes Kapitel.
Voll solcher ernsthafter Materie, daß der Leser das ganze Kapitel hindurch nicht ein einziges Mal lachen kann, es sei denn, daß er über den Autor lachen wollte.
Als Hannchen vor Herrn Alwerth erschienen, nahm Herr Alwerth sie mit in seine Schreibstube und redete mit ihr folgendermaßen:
»Gutes Kind, Sie weiß es, als einer Magistratsperson steht es in meiner Macht, Sie für das was Sie gethan hat sehr strenge zu bestrafen, und Sie fürchtet vielleicht, daß ich mich dieser Gewalt um so eher bedienen werde, weil Sie gewissermaßen Ihre Sünde vor meine Thüre gelegt hat.
Doch das ist vielleicht eine von den Ursachen, die mich bewegen, mit Ihr auf eine mildere Art zu verfahren: denn da Privatrache niemals den geringsten Einfluß auf einen Richter haben soll, so will ich den Umstand, daß Sie ihr Kind in meinem Hause niedergelegt hat, so wenig als eine Vergrößerung Ihres Vergehens ansehen, daß ich vielmehr zu Ihrer Entschuldigung annehmen will, Sie habe dies aus natürlicher Liebe zu Ihrem Kinde gethan; weil Sie dabei einige Hoffnung haben konnte, es auf dieser Art besser versorgt zu sehen, als es Ihr selbst oder seinem gottlosen Vater möglich war. Ich würde in der That sehr auf Sie erzürnt gewesen sein, wenn Sie das kleine verlassene Geschöpf, nach Art der unnatürlichen Mütter, welche mit ihrer Keuschheit ihr mütterliches Gefühl zugleich verleugnet zu haben scheinen, weggelegt hätte. Dieserwegen will ich Ihr nur wegen des Teils Ihres Vergehens die nötigen Weisungen geben, welcher in der Verletzung Ihrer Keuschheit besteht. Ein Verbrechen, das so gering es auch von liederlichen Personen geachtet werden mag, schon an sich selbst sehr schändlich in seinen Folgen, aber sehr fürchterlich ist.
Die Schändlichkeit dieses Vergehens muß jedem Christen hinlänglich deutlich sein, um so mehr, da es den Gesetzen unserer Religion schnurstracks entgegen begangen wird und das ausdrückliche Gebot dessen übertritt, der diese Religion gründete.
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