Fransen wie Silber an der Decke, aber müde ins Grau kriechend.

Sie nageln eine lange hohe Holzkiste zu. Ein kleiner Kohlenofen daneben mit zitternder durchsichtiger Hitze und der süßgallige Geruch von Lötblei.

Man wispert nur. Die Kinder auf dem Zaune und an den Röcken der Frauen flüstern wichtig und älter. Die Großen schauen. Manches Gesicht gekitzelt lächelnd vor Erregung und in andern Gesichtern die Gedanken behaglich gelähmt, ohne Vorwärts und Rückwärts. Die schlagenden Hämmer schallen nur in der Luft, aber keinem zum Bewußtsein.

Unter den Herren in Schwarz, zwei rücken und stützen sich von einem Fuß auf den andern. Tränenschärfe steht rot, wund in ihren Augen. Das Schwarz liegt beengend um sie.

Die Blicke der Leute rings halten gestaut vor diesem Schwarz. Das Licht kreist nachdenklicher und weniger feindselig die Farben. Es blüht flüssig im Blond der Kinderköpfe und in feuchtem Blau auf einem Ritterspornzweig in einer Kinderhand.

Männer stemmen die Sargkiste hoch und auf den Wagen. Auf dem holzgelben Deckel eine große schwarze Flasche gemalt, »Vorsicht!«, ein großes »S« und 400. Alles in stummem geduldigen Schwarz.

Sie ziehen eine schwarze Decke, darauf ein weißes Kreuz, über den Sarg, und über die Rückwand und die Seitenwände hängen die weißen Arme des Kreuzes.

Das Schwarz und das Weiß breiten sich selbstbewußter und pflichternst. Aber rings die hastigen Farben und die hastige Sonne ehrfürchtiger und treten leiser auf und scheuer.

Sie legen Kränze auf die schwarze Decke. Die roten und blauen Kränze und grünen halten auf dem Schwarz den Atem an.

Die Straße herauf hoch, wallend eine Fahne, und Laternen, Priester und Chorknaben weiß und schwarz.

In die Leute rückt eine Beengung, eine Unruhe tritt ihnen auf die Füße. Eine Stille strömt aus dem Schwarz und Weiß, die alles vergewaltigt.

Dann kriechendes Gebetsmurmeln. Eine zwingende Strenge, schwächende Lähmung aus dem schwarzen Murmeln und Weihrauch windet sich und röchelt.

Die Leute mit gefalteten Händen, die Köpfe entblößt, farblos alle Gedanken und wie in lichtleeren Nächten betäubt vom Schwarz.

Beim Paternoster schwingt die Luft. Vom Kirchturm wälzen sich Metallwellen. Schwarze Kreise breiten sich. Im Schwarzen ein Weiß mit großen schluchzenden Augen. Die schwarzen Kreise weiten sich und ziehen sich zusammen um die weißen Augen und weiten sich und ziehen sich zusammen. Sie durchdringen das Licht, alle Farben, durch alles geht ihr Pochen und Wogen widerstandslos.

Amen.

Eine begehrliche Unruhe in all den Menschen um den schwarzen Wagen. Die Geistlichen, die Fahnen und Laternen wallen voran und Kinder hinter ihnen, dann der Wagen, hinter ihm die Herren in Schwarz. Die beiden mit den wunden Augen dicht hinter dem Wagen. Ein Wanken und Drängen und von Beklemmung geschoben der schwarze Zug die Straße hinunter. – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Oben nach Sankt Anton führt ein Weg an heiligen Stationen hinauf. Grünschattig unter Buchen der. Weg und zur Seite die kleinen kalkweißen Tempelchen, an den Nischen vorbei mit den Kreuzigungsbildern.

Vom Dorf herauf Heuduft und Kuhmilchdunst, Duft von jungen Haselnüssen, und kühler Resedaduft aus den kleinen Gartenwinkeln.

Touristen ein Trupp, Damen und Herren unter einem Baum gesammelt, deuten hinunter über die Schultern und mit Operngläsern. Weiter hinauf hinter weißem Klematisgebüsch zwei auf einer Bank, richten ein Fernrohr, suchen und kneifen die Augen angestrengt.

Immer noch weiten und dehnen sich von allen Glocken die schwarzen Kreise mit den weißen Augen, weiten und dehnen sich, die Luft über der Talebene krampft sich und die flache Stille schwankt.

Von den Bergen rings leuchtet ein stockendes Blau, Sonnennebel gestaut auf den Wiesen und lastet auf dem freien Grün.

Bei den letzten Häusern an der Friedhofmauer vorbei windet sich der Weg flach weiß in jähem Biegen und später wieder eine Handvoll Häuser und der Bahnhof weit draußen.

Grau kriecht wie eine graue Raupe auf dem weißen Weglauf.

Im Fernrohr ganz klein, erst die Fahne über der Kirchhofmauer und eine trippelnde Kinderkette, mit dem braunen Pferd der schwarze Wagen und die schwarzen Herren dann, und dann in nachdrängendem Grau ein ungeduldiger kurzer Haufen. Ganz zuletzt mit hellen Sonnenschirmen, an der Wegseite, zwei Damen mit rosa Blusen.

Und immer als ganzer Körper in allen Gliedern und Abständen, immer gleichbleibend der Zug vorwärts, auf der flachen weißen Straße. Im Schatten unter Wegbäumen, in Lichtlücken, aber immer grau, im selben Grau, kaum gestört vom Licht und nicht vom Schatten.