Die Stimme ihrer Gedanken singt flüsternder.
Dornröschens Gedanken
Grauherbst geht hier in Trauer
Über Gesimse und Mauer.
Aus Schattenrauch
In fahlen Strahlen
Weht Winterhauch.
Dunkelheit
(murmelt schwellend)
Schwarze Falter sinken und steigen.
Schwarze Kelche strömen Schweigen.
Schwarze Erde raucht in Glut.
Voll schwillt das Blut
Der schwarzen Rose.
Dornröschen bleibt reglos in horchender Haltung.
Dornröschens Gedanken
Weich klingt das Dunkel.
Weich flüsterte das Laub.
Weich düstert die Asche.
Weich singt der Staub.
Dornröschen lehnt müde den Kopf zurück an das dunkle Eichengetäfel in schwarze Rosenranken. Die Schatten schwellen düsterer aus den Winkeln an den Wänden hoch.
Dunkelheit
(rauscht stärker und stärker)
Lilien – Lilien!
Graumüde wehen und wanken die Schäfte.
Graumüde glimmen die Kronenopalen.
Zum Schlummer schließen die bleichen Schalen.
Es schattet dunkler. Der Rosenschein an Fenster und Türe schwindet. Dornröschen schließt die Augen. Ihre Gedanken singen leiser und leiser im Einschlafen.
Dornröschens Gedanken
In schwarze Schwanendaunen
Schmiegt sich das Königskind.
Nur tiefe Quellen raunen,
Die Seen löschen blind.
Die Lilie sinkt von den Locken,
Die Perlen welken grau.
Schwarz gleiten Winterflocken
Auf die nächtige Au.
Die Stille
Kalt vom Gewölbe wankt die Nacht.
Rot in der Ampel schwankt das Licht.
Fahl zuckt die Flamme,
Loht und bricht.
Das Ampellicht ist erloschen. Undurchdringliches Dunkel, hohle Nacht.
Dunkelheit
(singt in dumpf wogenden Lauten aus der leeren Nacht)
Aus schwarzen Kelchen strömen schwarze Meere,
Füllen mit schwellenden Wellen die Leere.
Tragen auf dunkle Berge das Schweigen,
Senken in lautlose Grüfte die Klagen.
Aus der Nacht blühen weiße Sterne. Am Sternenhimmel schwarz die Mondscheibe in Finsternis. Auf der Felsklippe sitzt der Dichter. Fels und Gestalt schwarz in Silhouette gegen den grünsilbernen Nachthimmel. Wälder, Täler blauen in dumpfer Dunkelheit.
Der Dichter
(singt leise, dann kräftiger)
Sie schläft,
Schwarz fließt die Nacht.
Sie schläft,
Mit ihr mein Herz.
. . . . . . . . . . . .
Aus schwarzgestreckten Wüsten
Stiert die hohle Stille.
Der Mond ...
Ein Schatten würgt die Scheibe.
Dröhnend.
Finsteres Echo preßt die Erde.
. . . . . . . . . .
1 comment