Die Bäume in flatternde Fetzen gerissen, flachgepreßt. Und das Licht prallt gegen die Stämme, und verzerrt das Geäst.

Aber das Rot krampfhaft mit braunen röchelnden Kräften und hemmend die gelbe Wut und die Gier. Von den Baumfratzen trieft Purpur. Der Rasen blutet. Und wundgeritzt, rotentzündet der Boden.

Die Gestalten in blassem Blau und stierem Scharlach, alle beugen sich vor dem Lichte, vor der Sonne, die auf die Erde gefallen.

Die Duftbläue raucht aus dem Tempelmarmor. Und das Blau der Tempelhalle beugt sich vor der Sonne.

Das gewaltige Licht steht wie ein schmetternder Donner hochgeschwungen über allem, mit der Kraft berstender Tuben.

Die Sonne opfert.

Inbrünstige Feuer knien vor dem Tempel, klammern an den Säulen.

Auf goldroten Flügeln schwingt es hoch. Ein Hallelujah aus brausenden Himmelsschlünden.

 

Ein Märchen

 

Wollt ihr ein Märchen erlauschen?

Ein Märchen? – Ich weiß eines.

 

O so wunderbar fein, so zart.

Wollt' ich's in Laute, in Töne gestalten,

Wäre jeder Laut, jeder Ton zu lauttönend.

 

Vorsicht! Behutsam!

Denkt leise!

 

Sonnenfunken – goldner Hauch –

Löscht ihn nicht – leise! leise!

 

Ein Garten, eine Gestalt – ein Mädchen.

Rings auf zitternden Schwingen Farben und Düfte,

Und mein Mädchen mitten in Farbe und Duft.

Schwarzgrüne Büsche stumm, atemstockend,

Und darunter Blütenherzen,

Wildrote pochende Herzen,

Pochend in hast'gem Genießen.

 

Sie singt.

Ihre Träume sind ihre Lieder.

 

Weiße Astern,

Blendende Astern,

Wie sie sich wiegen.

Und der Garten singt

Und die Büsche,

Alles, alles singt in Farben und Düften.

 

Starrst du auf Rosen,

Nimm dich in acht.

Rosen sengen, brennen,

Weißt du das!

Sie weiß nichts.

Ahnte sie nur die Glut,

Müßte sie zitternd erglühn.

 

Aber Flammen wärmen,

Und Wärme weckt Flammen.

O berühre nicht! – Fort! – Flieh!

O berühre sie nicht!

 

Zu spät!

Erschrick nicht, rette,

Rette aus Flammen den Duft.

 

Angstfahle Blässe knirscht,

Aber Reue zermalmt nicht.

Auf weißen Astern schwarze Erde.

Warum schwarze Erde?

Warum nicht der Tod?

 

Erde ist Leben.

 

Auf weißen Astern schwarze Erde. –

Das ist mein Märchen.

 

 

Das Heilige Feuer

 

Der Himmel blau von einem rauschenden Blau, ein schwellender Akkord. Eine Wiese, wie grünes dunkles Glas, ein gestautes Grün.

Ein Altar in der Mitte, graublauer Stein, rund. Eine Flamme golddünn wie eine Kerze, mit steilem Rauch. Kühle Ruhe.

Im Grunde ein Laubberg, olivschwarz Zypressen, dahinter eine Wolkenlawine, dicht getürmt in gelbweißem Schaum. Oben das Abendlicht rostrot über die Baumwülste. Zwei Zypressen abseits, die Spitzen rote Stifte. Am Rand der Wiese dehnt sich der Rauch in weichen Hängen.

Frauen, in mohnroten Laken eine, – andere in wasserdünnen Schleiern, bis zur Hüfte eine in Schwarz und Gold, alle in Abständen. Die Arme gehoben ziehen um das Feuer. Im Kreis. Ihr Gesang müde, rot wie das Abendlicht, dehnt sich mit dem Rauch und hinaus in die Ebene bis zum hyazinthenblauen Horizont.

Nur oben Licht, und Pochen und rote Wärme, über den Bäumen, am Himmel, in der Wolke.

Aber unten eine Leere und Verlassenheit, ein gläsernes Schweigen. Das Laubgrün moderig wie Kirchenluft und filzig geballt.

Ein Block die Wolke, weiß zwischen der Laubspalte und darüber strotzend wie blasses Fleisch mit kernigen Muskeln.

Die Frauen immer im wandelnden Kreise um das Feuer. Die Leiber braun, und Gesichter braun, alle auf Zehenspitzen in balancierendem Schritt, getragen von ihren Stimmen.

Und das satanische Rot, dies fressende, knirschende braune Rostrot an den Baumwipfeln stockt, das Grün versteinert in Andacht, die Wiese platt, stumm, wie ein gefrorener grüner See.

Im Gehen schaukeln die Gewänder, die Schleiersäume knistern über den Halmen und Amulette klingeln.

Aber immer lautlos das Feuer, eine goldene Spirale zur Höhe in die Stille gebohrt.

Leise Flamme ohne Licht. Alle Gestalten schattenlos. Lichtlos und schattenlos, in lauer Fläche der Gesang.

Der Rauch röchelt. Die Stimmen schwingen reine graue Linien in flachen Wellen. Das Grün der Wiese, die Baumwand, das Rostrot, durch alles schleicht und summt der gemurmelte Sang. Der Sang schwimmt hinaus in die Ebene. Fern blüht eine veilchenrosige Nacht auf.

 

Blütenleben

 

Lauer Schatten.

Ein blühender Birnbaum auf altem müden Gemäuer. Bronzefarbenes Moos quillt über die Kanten und Risse.

Ringsum Gras, junggrün und durchsichtig. Es neigt sich leise und schmiegsam.

Harte blaßgelbe Winterhalme zittern dazwischen, farblos und schwach, wie vergrämte greise Haare.

Aschgraues und purpurbraunes Laub, mit feinem Metallschimmer, wie tiefes gedunkeltes Silber deckt den Grund.

Hie und da ein weißes Blütenblatt mit blaßrosiger Lippe. Leicht, zart, aber müde.

Das Geäst biegt sich dicht und tief zur Erde.

Sacht zerrinnt Blüte um Blüte und gleitet weiß, zögernd nieder.

Die Zweige senken sich tief, bis zu den einsam gefallenen Blüten.

Das Alter hat den Stamm zerschürft. In der gefurchten Rinde ziehen die Ameisen eine Straße hoch hinauf zur Krone. Emsig und flink rennt es aneinander vorüber.

Und dann oben die Bienen.