Der Sang schwimmt hinaus in die Ebene. Fern blüht eine veilchenrosige Nacht auf.

 

Blütenleben

 

Lauer Schatten.

Ein blühender Birnbaum auf altem müden Gemäuer. Bronzefarbenes Moos quillt über die Kanten und Risse.

Ringsum Gras, junggrün und durchsichtig. Es neigt sich leise und schmiegsam.

Harte blaßgelbe Winterhalme zittern dazwischen, farblos und schwach, wie vergrämte greise Haare.

Aschgraues und purpurbraunes Laub, mit feinem Metallschimmer, wie tiefes gedunkeltes Silber deckt den Grund.

Hie und da ein weißes Blütenblatt mit blaßrosiger Lippe. Leicht, zart, aber müde.

Das Geäst biegt sich dicht und tief zur Erde.

Sacht zerrinnt Blüte um Blüte und gleitet weiß, zögernd nieder.

Die Zweige senken sich tief, bis zu den einsam gefallenen Blüten.

Das Alter hat den Stamm zerschürft. In der gefurchten Rinde ziehen die Ameisen eine Straße hoch hinauf zur Krone. Emsig und flink rennt es aneinander vorüber.

Und dann oben die Bienen. Sie saugen schwerfällig und lüstern von den süßen Lippen und klammern trunken an den weichen Blütenrändern.

Ein üppiges Summen ist in der Laubkrone, ein einförmig gärender Ton.

Die Blüten zittern leise, und die jungen Blattspitzen zittern.

Der alte Baum wiegt sich und seufzt. Duft löst sich, schwebt hinaus in den blauen Sonnenschein, warmsüß und scharf herb.

 

Die Welle

 

Pfauengrüne Gluten in der Luft. Über dem Meere Heliotropdüfte. Kochender Atem stockt. Die Wasser stauen sich. In der brünstigen zyanenblauen Dämmerung eine Frau, mit feuchtem Leib aufgestiegen, ein zauderndes Neigen und Schwingen in ihrem Körper, es wogt noch flüssig jedes Glied.

Unter ihr die Wasser glattmilchig, mit Lachen weinrot wie große, offene Wunden.

Ein Pfauenhimmel und Leuchtrauch von Smaragd und Lapislazuli und ein Funkenkitzeln und fliehende Irisschiller um diesen Leib.

Fern am Himmel, im Wasser, rast ein Licht, weiß, elektrisch, und blauweißer Schaum berstet am Ufer. Im hochgesträubten Schaum kauert eine andere, blau und rotgolden der Wasserqualm, über ihren Rücken rieselt grünblauer Muschelglimmer.

Und die Wasser wie silberrandige flachrunde Flossen schieben sich ans Ufer. Überall dieser Heliotropdunst und Weinrauch.

In allem das sich windende Weib, das zum Lande sehnt, das die roten Lachen halten, und aus der Meerestiefe eine herrische Goldglut.

Sie ringt sich höher. Sie biegt den Leib vor. Sie reckt das Kinn. Nur mit den Zehen noch über den roten geöffneten Lachen, sie wankt, tastet – das Ufer! zum Ufer – o, das Ufer!

Sie liegen an ihr und flüstern und hauchen und seufzen, all diese goldrot, goldblauen Farben ihres Leibes.

Ein schluchzender Jubel in ihrem Auge und ein vibrierendes scheublaues Sehnen.

Aber die roten Lachen halten sie, und der mondgoldene Schein aus der Tiefe hält sie. Der Goldschein greift an ihren Hüften hoch, greift um die Brüste, um die Schenkel und um den Arm bis zur warmen Armhöhle.

Es zieht sie zurück. Sie wehrt, sie steift sich. –

Der Goldschein faßt höher. Ihr Haarstrom bis zur Hüfte, rot und grün in Perlen, die Goldlichter ritzen das Haar hinauf und an die Wangenknochen und an die Linien des Kinns.

Nur, – o – zum Ufer, Erde!

Das Sehnen spitzt sich, ein metallscharfes Leuchten drängt aus den Poren. Grüne Phosphorblässe auf Stirn, Wangen, um den Leib. Flehende zitternde Farben recken sich höher. Aber der Goldschein der Tiefe bezwingt sie alle. Die stumme qualvolle rote Lache zu ihren Füßen öffnet sich und saugt sie zurück. – Nur einen sehnenden Augenblick lebte die Welle.

 

Auferstehung

 

Karfreitag.

Es drängt in den Straßen in die Kirchen. An den Eingängen quetscht sich ein Wurm Menschen hinein, ein anderer spult heraus. Drinnen Schweigen.

In flachen Teppichen spannt sich die Stille zur Höhe. Ein herrisches hochgeschwungenes Schweigen.

Veilchendunkle Laken.